In der Beziehung schießt ja wohl die allseits geschätzte (außer von mir) Yuya Wang den Vogel ab.
... viele ihrer Plattencover bleiben aber durchaus konservativ.
Freigegeben haben sie's dennoch, bei "Konzert für Millionen" angeblich für einen guten Zweck. Glaubst Du ernsthaft, dass die ganzen Karajan-Verschnittplatten ohne dessen ausdrückliche Billigung auf den Markt gekommen wären? Gerade bei dem unterstelle ich, dass er sich medien- und umsatzwirksam aus seinem Aufnahmenpool geeignete Sampler zusammengestellt hat.
Natürlich nicht. Aber Karajan hat seinen Ruhm durch seine Aufnahmen der Beethoven-, Brahms-, Schumann-Symphonien erworben. Das "Konzert für Millionen" war ein lukratives Nebengeschäft. Es ist eben ein Unterschied, wenn sowas zum Hauptgeschäft wird.
Der von mir sehr geschätzte Arthur Rubinstein machte 1971 eine Platte "The Brahms I love" .
Da sind alle vier Brahms-Balladen drauf, Intermezzi und Rhapsodien. Das ist also eine ganz konventionelle ältere RCA-Aufnahme nur mit neuer Aufmachung von RCA, die sich das haben einfallen lassen. Man braucht nur auf die Aufnahmedaten schauen...
Sehr schöne Platte übrigens. Es folgte"The Chopin I love". Diese Liebe wuchs sich dann in drei LPs aus.
Davon gibt es mehrere Folgen. Auch das sind Zusammenstellungen von früher bereits veröffentlichten Aufnahmen, die sicher auf dem Mist von RCA gewachsen sind. Außerdem gibt es dort eine große Charaktervielfalt. Eine dramatische Ballade neben einem Nocturne und einer Polonaise. Da wird eben nicht wie heute in Anlehnung an Pop eine sentimentalisierende Vereinheitlichung vorgenommen.
Die Cover der Altstars lasse ich mal unkommentiert. Wenn De einmal allein die Entwicklung des Künstlerphotos von den 1950er bis in die 1960er Jahre anschaust, dominieren s/w weltabgewandet Verbildlichungen, gelegentlich der freundliche Herr in Strickjacke (Karl Böhm).
Ja. Aber das geschah nicht in Anlehnung an den Pop-Bereich.
Leider sind Rieu und Garret keine Fremdgänger, sondern m.W. beides ausgebildete klassische Geiger (mit "Klassik" hat Garret ja auch angefangen, Rieu sr. war ein reputierlicher Geiger und spezialisiert auf Barockmusik).
Ich meinte die Hörer und Konsumenten - nicht die Künstler. Garret ist geigentechnisch hoch begabt - am Brahms-Violinkonzert ist er aber grandios gescheitert. Wenn man diese misslungenen Aufnahmen hört, weiß man, dass sein Gebiet eben die Unterhaltung ist.
Um das Threadthema einmal umzudrehen: Klassik könnte durchaus populärer sein, wenn nicht deren Gralshüter auf das Einhalten der reinen Lehre pochen würden.
Das glaube ich überhaupt nicht. Der Bereich der populären Klassik wird immer ein sehr begrenzter bleiben für einen bestimmten Hörerkreis. Wie lange gibt es schon diese Crossover-Bemühungen? Was haben sie erbracht? Antwort: Die Erkenntnis, zu glauben, dass wirklich ernste und Ernst zu nehmende Klassik damit populär werden würde, eine große Illusion ist!
Um Holgers CD-Liste noch ein wenig zu ergänzen, hier ein paar Platten, von denen ich die meisten kenne und schätze (die neue Schuch-Plate und Trifonof fehlen in meiner Sammlung):
Gerade bei Trifonov finde ich diese Cover-Titel wirklich blödsinnig: "Silver Age" - das ist reiner Nonsense!
Schöne Grüße
Holger