Ich komme eben wie benommen aus der Premiere von Leos Janáceks "Aus einem Totenhaus" im Theater an der Wien nach Hause. Welch eine Aufführung!
Patrice Chéreau inszeniert sehr genau das Werk, verlegt es lediglich aus dem 19. Jahrhundert in ein Gefängnis, das auch heute so aussehen könnte. Konzentration auf die individuellen Schicksale, die aus der Menge auftauchen und wieder in ihr untergehen. Grandios, wie in den langen Erzählungen einzelne Individuen im Erzählfluß verkörpert werden.
Das Bühnenbild von Richard Peduzzi besteht aus grauen (Beton-)Wänden, die immer wieder neu angeordnet werden: Verschiedene Orte, aber alle ähnlich.
Das größte Wunder: Pierre Boulez am Pult des Mahler Chamber Orchestra: Aufgepeitschte Ryhthmik, unerbittlich vorangetriebene Ostinati. Die Kompromißlosigkeit der Musik wird betont - sie wird dadurch zu einem humanistischen Bekenntnis.
Ein denkwürdiger Abend!