Nicolai Gedda – vielseitiger unverwechselbarer Tenor

  • Liebe Taminos,


    na, endlich habe ich den Thread entdeckt über meinen heiß und innig geliebten Nicolai Gedda! Wunderbar, jetzt kann ich mich in Ruhe über ihn auslassen :yes: Naturgemäß kann ich etwas zum russischen Fach beisteuern.


    Gedda nimmt ohne Zweifel einen der obersten Plätze auf meinem Tenor-Olympus ein. Doch sicher ist er kein Sänger für alle. Ich finde, die Feinheit der Schattierungen, seine Technik, phänomenale Atemkontrolle und seine Beherrschung so ziemlich aller wichtigster europäischen Sprachen sind Tugende, die in einem Stadion nicht unbedingt ins Auge stechen. Wie Frank Zimmermann, der Gründer der Fanpage von Gedda (nicolai-gedda.de) schreibt, ist Nicolai ein "Tenor für Kenner". Und doch weiß er wie kein anderer, mein russisches Herz zu erwärmen.


    Die legendäre Partie von Sobinin aus Glinkas "Ein Leben für den Zaren" ist bereits erwähnt worden. Dort gibt es so viele hohe Cs auf einmal dass einem schwindelig wird. :faint:


    Die andere berühmte Arie aus dem russsichen Fach ist Dimitri aus "Boris Godunov". Eine Einspielung von EMI glaube ich, ist mit Christoff erschienen und steht auf meiner Wunschliste ganz oben! Wie keiner sonst, zeigt er im bekannten Duett am Brunnen die innere Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit des Pseudo-Zarewitsch, einfach herrlich! Sein verzweifelter Ausruf "Lschosch, gordaja poljatschka! Zarewitsch ja!" ("Du lügst, stolze Polin! Zarewitsch bin ich!") jagt einem förmlich einen Schauer über den Rücken.


    Auch sehr zu empfehlen ist die Partie von dem jungen Dichter Lensky aus "Eugene Onegin". Auch in Russland gilt seine Darbietung als Referenz, was auch schon etwas zu sagen hat, hatten doch die größten russischen Tenöre Lemeschew und Koslowsky in dieser Partie brilliert.


    Eine wunderschöne leichte und sehr emotionale Darbietung Geddas ist die Rolle des Hermann in "Pique Dame" von Tschaikovsky. Allerdings weiß ich nicht, ob es eine Gesamtaufnahme davon gibt. Ich habe nur eine Arie auf einer Sammel-Platte.


    Wunderbar sind Geddas Darbietungen der russischen Kunstlieder. Auf YTube können interessierte Taminos seine Darbietung des wunderschönen Liedes auf Worte Turgenews "Utro Tumannoe" ("The Foggy Morning") hören, um nur ein exquisites Beispiel zu nennen.


    Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich noch erwähnen, dass ich auch Aufnahmen Geddas in anderen Fächern sehr schätze. Darunter ist natürlich Tamino, Alfredo (mit Moffo) und Don José zu erwähnen. Die Karajan-Aufnahme von Carmen mit Simionato ist für mich die Lieblings-Einspielung dieser Oper.


    Natürlich muss ich zugeben, dass Gedda bei all seiner Raffinesse im Singen kein guter Schauspieler ist. Aber das wußte er selbst ja auch! Er hat einmal gesagt: "Ich sehe aus wie ein schwedischer Bankangestellter und ich bin auch ein schwedischer Bankangestellter. Da kann man Domingo nun wirklich beneiden - der Mann hat eben alles!"
    In diesem Sinne alles Liebe,
    Eure


    Theodora

  • Zitat

    Original von Theodora
    Er hat einmal gesagt: "Ich sehe aus wie ein schwedischer Bankangestellter und ich bin auch ein schwedischer Bankangestellter. Da kann man Domingo nun wirklich beneiden - der Mann hat eben alles!"
    In diesem Sinne alles Liebe,
    Eure


    Theodora


    Ein Augenzwinkern dürfte diese Bemerkung enthalten haben, Domingo dürfte sich nämlich bei allem Latino-Charme des öfteren nach hohen Tönen, die auch nur annährend so leicht ansprachen, wie die von Gedda, gesehnt haben. ;)


    Die erwähnte Boris-Aufnahme ist übrigens wirklich sehr empfehlenswert, vom sängerischen her gesehen sicher eine der allerbesten trotz der Chritoffschen Dreifachbesetzung, preisgünstig und gut remastert bei Naxos erschienen:



    Wenn ich richtig erinnere, eine der frühesten Aufnahmen des jungen Gedda, glaube sogar die erste Gesamtaufnahme ? Jedenfalls hat Walter Legge damals mit zielsicherem Instinkt die Rolle ideal besetzt.


    Gruß
    Sascha

  • Lieber Sascha,


    danke für den Cover! Ich habe eben bei amazon noch eine andere Gedda-Godunov Aufnahme mit Talvela von 1976 entdeckt, allerdings ist sie nur zu bezahlen, wenn man vorher eine Bank ausgeraubt bzw. eine reiche Oma ins Jenseits befördert hat! :no: :no:


    Das mit Domingo hast Du richtig erfasst :D :hello:


    Deine


    Thea

  • Theodora


    Vor langer Zeit habe ich mich in diesem Thread zu meiner Liebligs-Arie im russischen Fach geäußert.
    Eine meiner Lieblingsarien von ihm - diesmal im deutschen Fach - wurde bisher noch nicht genannt, das will ich hier nachholen:


    Goldmark, Karl (1830-1915)
    Die Königin von Saba op. 27 (Oper in 4 Akten, Libretto: Mosenthal)
    Magische Töne · Arie d. Assad 2. Akt


    Unbedingt hörenswert!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    Deine vielseitige Informiertheit ist wieder nicht zu übertreffen! Gibt es diese Aufnahme als Gesamteinspielung oder nur als eine Arie?


    Deine
    Theodora

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  • Hallo Theodora,


    die Semkow-GA des "Boris Godunow" mit Talvela und Gedda gibt es bei 2001 momentan für geldbeutelschonende 15 Euro.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Liebe Theodfora,


    die Arie "Magische Töne" von Goldmark stammt nicht aus einer Gesamtaufnahme, sie ist jedoch auf fast jeder Opern-Recital-CD von Nicolai Gedda enthalten, so z.B. auch auf dieser preiswerten Doppel-CD, die Maggie weiter oben schon vorgestellt hat:



    Nicolai Gedda- The Very Best Of


    2 CDs
    Arien von Massenet, Gounod, Berlioz, Offenbach,
    Bizet, Adam, Thomas, Donizetti, Rossini, Bellini,
    Mozart, Flotow, Wagner, Goldmark, Tschaikowsky,
    Mussorgsky, Glinka, Rachmaninoff, Lehar, Strauss,
    Beethoven


    Label: EMI , ADD, 54-76


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald! - Du Alleswisser!


    Nicolai Gedda hat doch eine Tochter - Tanja Gedda, die in Paris und in Wien vor etwa 14 Jahren, an der Volksoper, die Glawari gesungen hat.


    Weißt Du etwas über sie, sie war damals eine bildschöne Frau mit einer traumhaften Stimme.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Hallo zusammen, liebe Theodora,


    vielen Dank für Dein interessantes Posting.


    Wie Du Dir sicher denken kannst, habe ich diesen Thread nicht einfach nur so eröffnet. Nicolai Gedda ist für mich einer der Größten, obwohl ich nicht in der Lage bin Gesang zu analysieren. Ich höre einfach nur zu und urteile rein gefühlsmäßig.
    Ich war von seinem Gesang, ja es war Operette, :yes: vom ersten Moment an begeistert. Zudem bin ich, weil ich näheres über Nicolai Gedda wissen wollte, zu Tamino gekommen. :]

    Zitat

    original Theodora
    Natürlich muss ich zugeben, dass Gedda bei all seiner Raffinesse im Singen kein guter Schauspieler ist.


    Stimmt leider, aber nichtsdestotrotz ist diese Zauberflöte sehens und vorallem hörenswert.




    LG


    Maggie

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  • Nicolai Gedda ist ein Sänger mit einer stupenden Gesangstechnik, mit einer großartigen Sprachbegabung und mit einer enormen gesanglichen Ausdrucksfähigkeit. Es gibt viele Rollen und Arien, die ich mir nur mit ihm vorstellen kann, hier sind einige: Hoffmann, Postillon von Lonjumeau, die Perlenfischer, Die weiße Dame, die "magischen Töne" aus Die Königin von Saba, oder den Dimitri in Boris Godunow. Zu den vielen großartigen Operettenaufnahmen und Liederaufnahmen in den verschiedensten Sprachen will ich mich garnicht äußern, sonst komme ich zu sehr ins schwärmen. Nicolai Gedda ist auf jeden Fall einer der großen Gesangssinterpreten der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo, liebe Forianer,


    auch ich habe den Eindruck, dass bei Nicolai Gedda die wichtigsten Partien genannt wurden und wir im Urteil weitgehend übereinstimmen. Gedda war für mich der Prototyp des lyrischen Tenors und das blieb er auch während seiner gesamten Karriere. Die technisch makellos geführte Stimme brillierte besonders in ganz hohen Lagen. Bei der Bravourarie"Freunde vernehmet die Geschichte" aus Adams Postillon Lonjumeau sang er sogar ein strahlendes, müheloses hohes d! Bis ins hohe Alter klang Geddas Stimme intakt, war frei von jedem Alterstremolo. Was Gedda freilich nur begrenzt zur Verfügung stand, war die Italianita. Insofern war das französiche Repertoire und das Mozartfach viel eher die Domäne des bescheiden zurückhaltenden Sängers in der er tatsächlich das Prädikat unvergänglich -unvergessen verdient hat.
    Wo ich mich immer etwas schwer tue und nicht so wohl fühle ist der wertende Vergleich von Sängergrößen. Fritz Wunderlich ist ein viel farbigerer, zupackender, feuriger Interpret als Gedda, der vornehme, edle Stilist. Deshalb sind sie nicht direkt vergleichbar. Wir sollten froh sein, dass uns zwei solche Diamanten geschenkt wurden und uns an der Brillanz von jedem erfreuen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus,
    die Tugenden, die Du Wunderlich zugestehst, treffen alle auf Gedda zu. er hatte eine sehr große stimmliche Farbpalette(ähnlich der Schwarzkopf). Er war ein zupackender, feuriger Interpret, wenn ich nur an Carmen, an Boris Godunow, an Fra Diavolo, an Hoffmanns Erzählungen und viele andere, auch Operettenaufnahmen denke. Was hat denn Wunderlich dem entgegenzusetzen? Gibt es denn eines dieser Rollenporträts, für das Wunderlich der bessere Interpret gewesen wäre?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Liebe Maggie,


    Genauso wie in Deinem Fall hat Gedda für mich auch sozusagen die Türen in die Opernwelt geöffnet und im Endeffekt dazu beigetragen, dass ich auch bei Tamino gelandet bin, dafür gebührt ihm mein riesiger Dank! Ich bin genauso wenig in der Lage, Musik zu analysieren wie Du, aber außer Kenner und Profis sollte es auch ehrliche Laien geben, denn deren Urteil kommt vom Herzen!


    Ich habe mich ja nur über die Highlights Geddas im russischen Fach ausgelassen - ich könnte hier die gesamte Community zu Tode nerven, würde ich alles erzählen, was ich an diesem einzigartigen Sänger toll finde und für interessant halte! Aber ich halte lieber meine Klappe... Wenn Du das interessant findest, kann ich Dir über PN ein paar Texte schicken, die ich aus dem Russischen für die Gedda-Fanpage übersetzt habe, da sind auch ein paar lustige Anekdoten dabei :D


    Zum Schluss nur noch eine winzige Bemerkung zu den Operetten-Auftritten, die weiter oben als indiskutabel abgetan wurden. Zu dieser Kritik kann ich wenig sagen, da ich noch keine Aufnahme davon kenne - dafür habe ich einige Konzert-Auftritte Geddas mit den Operetten-Liedern gehört. Das ist sicher nicht dasselbe wie in der Operetten-Aufführung, weil Gedda aufgrund seiner schauspielerischen sagen wir mal Defizite mehr als Recitalist und Konzert-Sänger geeignet war und es auch lieber machte. Das, was ich aber auf jeden Fall beschreiben kann, ist seine Darbietung der Operetten-Lieder wie etwa "Deins ist mein ganzes Herz" etc. Ich habe einen Live-Mitschnitt gesehen, wo Gedda in einem recht fortgeschrittenen Alter dieses Lied singt und Mensch, das war die grossartigste Darbietung dieses Stückes die ich je gehört habe! Der Mitschnitt ist auf Franks Fanpage zu sehen. Das treibt einem wirklich Tränen in die Augen, wie viel Ausdruck und Lebenserfahrung (und sicherlich auch Leidenserfahrung) da in jedem Ton durchschimmert! Einfach unbeschreiblich! Jetzt muss ich mich jedesmal ärgern wenn ich dieses Lied auf irgendwelchen Stadion-Schickimicki-Events hören muss...


    In diesem Sinne einen lieben Gruss aus Göttingen,
    Eure


    Theodora

  • Zitat

    Operetten-Auftritten, die weiter oben als indiskutabel abgetan wurden


    Für mich ist es durchaus diskutabel. Wie wir bereits bemerkten, ist Gedda kein begnadeter Schauspieler, aber dafür konnte er, wie Du liebe Theodora auch schriebst, so ausdrucksstark singen, das dies die schauspielerischen Schwächen mehr als wett macht.
    Auch in Einspielungen, wie z.B. in diesen



    ist zu hören, dass er nicht der ideale Sprecher ist. Allerdings liegen die Dialoge wie hier schon einmal diskutiert nicht jedem/r Sänger/in.


    Zitat

    original Il Grande Inquisitore
    Technisch gesehen, ist Gedda der einzige große Operettentenor. Gedda agiert, er lacht, er singt mit großer Kontrolle; aber: er charmiert nie!


    Wenn "charmiert nie" gleichgesetzt wird mit "kühl, distanziert", trifft das mE nur auf die Schauspielerei und die Dialoge in den Einspielungen zu.



    LG


    Maggie

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  • Lieber Herbert,
    nun manövrierst Du mich doch in den direkten Vergleich hinein, den ich gerne vermeiden wollte. Ich versuche es: Wunderlich brachte immer den totalen stimmlichen Einsatz. Das wirkte bei seiner noch jugendlichen Stimme betörend strahlend-schön. Er sang dabei etwas auf's Material. Interessant wäre deshalb die weitere Entwicklung gewesen, beim Rudolfo waren schon Grenzen spürbar. Trotzdem diese sängerische Emphase begeistert und reißt beim Zuhören mit.
    Gedda war trotz einer der glänzendst geführten Tenorstimmen mit einer enormen Höhe kein Kraftsänger sondern ein äußerst kultivierter, musikalischer Interpret. Stimmliche Aspekte waren bei Gedda kein Sellbstzweck, sondern stets nur ein stilistisches Mittel im Sinn der musikalisch besten Interpretation.
    Diese Faktoren sind es wahrscheinlich, die unsere Mitstreiter im Forum vor allem im Vergleich mit Fritz Wunderlich als kühl und distanziert empfinden.
    Ich hatte das Glück, beide Tenöre persönlich zu kennen. Wunderlich durch die gemeinsame Freundschaft zu Gottlob Frick etwas näher als Nicolai Gedda. Wunderlich war immer voll in Aktion, temperamentvoll sprudelnd, praktisch eine Kerze, die ständig an zwei Enden brennt. Gedda gewann seine persönliche Größe durch Bescheidenheit, Selbstkritik und Zurückhaltung. Ich meine dieser Unterschied in den Charakteren ist in jeder Partie zu spüren. Wunderlich ist gewisser Maßen ein srahlender Diamant, Gedda ein in vielen Farben herrlich irisierender Opal. Natürlich trifft Dein Urteil zu. Beide Sänger gehörten zu den größten Tenören aller Zeiten. Das arbeitete der international, anerkannte Stimmenkenner John Steane in seinem Ranking in Opera Now deutlich heraus.
    Herzlichst
    Operus
    :hello:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus,
    mit dem, was Du geschrieben hast, kann ich mich weitgehend einverstanden erklären, obschon ich der Meinung bin, daß Gedda in einer anderen Liga als Wunderlich gesungen hat. Gedda war international im italienischen, im französischen, im russischen, im schwedischen, sowie im deutschen Fach tätig, und zwar im Opern, Operetten, Oratorien und Liedgesang. Wunderlich's Wirkungskreis war dagegen, trotz der sehr schönen Stimme, doch sehr auf's deutschsprachige Gesangsrepertoire fixiert.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Bizets Perlenfischer mit Nicolai Gedda als Nadir: Diese Aufnahme möchte ich nicht missen.


    Ich habe mal eine konzertante Aufführung dieser wunderschönen leider total unterschätzten Oper (alleine das kurze den Eingangschor höchst dramatisch unterstützende Vorspiel ist schon bemerkenswert) in der Berliner Philharmonie erlebt:


    Das schwächste Glied in der (an sich sehr guten) Aufführung war der Tenor (Nadir): Der war gut, aber Nicolai Gedda war um Läääängen besser!!!

    alle Menschen werden Brüder ...

  • Liebe Taminos,


    Maggie
    Danke für den Link zum Thread und für die Aufnahmen-Tipps! Die Nikolaus-Liste wird inzwischen immer länger...


    operus
    Wahnsinn, die beiden wirklich persönlich gekannt??? :faint: :faint: :faint: Das, was Du über die unterschiedlichen Charaktere der beiden schreibst und dass man das aus dem Gesang heraushört, da stimme ich Dir voll und ganz zu, dahingehend, dass ich die beiden zwar nicht persönlich kennengelernt, doch einiges über sie (das Meiste über Gedda natürlich) gelesen habe und finde, das unterschiedliche Temperament kommt aus dem Gesang wirklich zum Vorschein. Deinen Vergleich mit Edelsteinen finde ich elegant und treffend, er hat mir sehr gut gefallen!


    Aquarius
    :hello: und danke für Deine Meinung!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

  • Heute möchte ich hier eine soeben bei NIMBUS erschienene Recital-Platte vorstellen. Die meisten von Nicolai Geddas Aufnahmen sind ja auf dem EMI-Label erschienen, hier ein etwas abweichendes Repertoire aus seinen frühen Jahren:




    Nicolai Gedda singt Arien

    von Bizet, Gounod, Massenet, Auber, Mussorgsky, Glinka,
    Tschaikowsky, Donizetti, Cilea, Verdi, Lehar,
    Ponchielli


    (Nimbus , ADD/m, 1952-57, Hörproben gibt es bei jpc)
    2 CDs
    Erscheinungstermin: 19.11.2008


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Nicolai Gedda verfügte über eine der am glänzendst geführten und technisch perfektesten Tenorstimmen. Das silbrige Timbre der lyrischen Stimme mit absolut sicherer Höhe war ein besonderes Markenzeichen dieses Künstlers. Gedda hatte ein enorm breites Repertoire, das er vielsprachig (auch hier wieder perfekt) gestaltete. Wie von den meisten
    Taminos bereits angeführt lagen seine besonderen Stärken im französischen Oernrepertoire. Hier feierte er vor allem als Faust, Hoffmann, sowie in der stimmlich extrem anspruchsvollen Rolle des Raoul in Meyerbeers "Hugenotten" weltweit Triumphe. Vergessen werden darf auf keinen Fall seine unübertroffene Leistung im "Postillon von Lonjumeau". Die Bravourarie "Freunde vernehmet die Geschichte" krönt Gedda mit einem strahlend, mühelosen hohen d! Gedda war trotz seiner stimmlichen Fähigkeiten und der enormen Höhe niemals ein Stimmprotz, der an die Grenzen oder gar über die Grenzen seiner Möglichkeiten hinaus sang. Sein Lohengrin im Jahr 1966 an der Stockholmer Oper war eine Ausnahme. Durch diese kluge Selbstbeschränkung behielt die Stimme bis ins reife Sängeralter ihre Schönheit und gerade zu jugendliche Frische.
    Ich versuche zu ergründen, warum viele der fachkundigen Taminos, deren Urteil ich schätze, von Geddas Leistungen beeindruckt aber nicht begeistert sind. Vielleicht war es das betont kultivierte Singen. Für Gedda waren stimmliche Aspekte nie Selbstzweck, sondern stets ein Mittel für die musikalisch bestmögliche Interpretation der Partie. Es stimmt also, dass er kein tenoraler" Strahlemann" ist. Er reißt weniger mit. Gedda bezaubert durch stimmliche, stilistische und technische Perfektion auf allerhöchstem Niveau. Diese sängerischen Tugenden erschließen sich eben schwieriger als großer tenoraler Ausdrucksüberschwang.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von operus
    Nicolai Gedda verfügte über eine der am glänzendst geführten und technisch perfektesten Tenorstimmen. Das silbrige Timbre der lyrischen Stimme mit absolut sicherer Höhe war ein besonderes Markenzeichen dieses Künstlers. Gedda hatte ein enorm breites Repertoire, das er vielsprachig (auch hier wieder perfekt) gestaltete. Wie von den meisten
    Taminos bereits angeführt lagen seine besonderen Stärken im französischen Oernrepertoire. Hier feierte er vor allem als Faust, Hoffmann, sowie in der stimmlich extrem anspruchsvollen Rolle des Raoul in Meyerbeers "Hugenotten" weltweit Triumphe. Vergessen werden darf auf keinen Fall seine unübertroffene Leistung im "Postillon von Lonjumeau". Die Bravourarie "Freunde vernehmet die Geschichte" krönt Gedda mit einem strahlend, mühelosen hohen d! Gedda war trotz seiner stimmlichen Fähigkeiten und der enormen Höhe niemals ein Stimmprotz, der an die Grenzen oder gar über die Grenzen seiner Möglichkeiten hinaus sang. Sein Lohengrin im Jahr 1966 an der Stockholmer Oper war eine Ausnahme. Durch diese kluge Selbstbeschränkung behielt die Stimme bis ins reife Sängeralter ihre Schönheit und gerade zu jugendliche Frische.
    Ich versuche zu ergründen, warum viele der fachkundigen Taminos, deren Urteil ich schätze, von Geddas Leistungen beeindruckt aber nicht begeistert sind. Vielleicht war es das betont kultivierte Singen. Für Gedda waren stimmliche Aspekte nie Selbstzweck, sondern stets ein Mittel für die musikalisch bestmögliche Interpretation der Partie. Es stimmt also, dass er kein tenoraler" Strahlemann" ist. Er reißt weniger mit. Gedda bezaubert durch stimmliche, stilistische und technische Perfektion auf allerhöchstem Niveau. Diese sängerischen Tugenden erschließen sich eben schwieriger als großer tenoraler Ausdrucksüberschwang.
    Herzlichst
    Operus


    Lieber Operus!


    Dem etwas zuzufügen fällt schwer, Nicolai Gedda war für mich, einer der kultiviertesten Tenöre seiner Zeit, :jubel: :jubel:


    und er hat eigentlich keinen absoluten Nachfolger gefunden.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:


  • Lieber Waldi!


    Meinst Du dieses Buch:


    [am]ISBN-103932529227[/am]


    Das habe ich und es ist auch amüsant geschrieben. Für jeden Gedda Fan eine Bereicherung!


    Liebe Grüße sendet Dir Peter.

  • Wenn auch aus dem Jahr 1969


    ist diese Aufnahme eine jung gebliebene Aufnahme.



    Nicolai Gedda als Faust, diesmal von Berlioz.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Hallo zusammen,


    kürzlich bekam ich von einem lieben Tamino, der wen wunders meine Vorliebe für den Sänger Nicolai Gedda kennt, diese CD geschenkt.



    Leider, leider handelt es sich "nur" um einen Querschnitt. Zum Glück um einen großartigen.


    Ich gestehe, dass ich mit einiger Skepsis an diese Einspielung heranging, da ich mir Gedda nicht als Duca vorstellen konnte. Natürlich traute ich ihm ein gefühlvolles "Ella mi fu" zu und ich wurde diesbezüglich auch in keinster Weise enttäuscht. Überrascht hat mich das geradezu gefährlich klingende "Questa O Quella" und zwar positiv. Welch ein jugendlicher Überschwang. :jubel:
    Wer diese Interpretation hört, hegt keinen Zweifel mehr daran, dass er, der Duca, für jede Frau gefährlich ist.


    Nicolai Gedda personifiziert für mich immer Höflichkeit und Freundlichkeit und daher konnte ich mir nicht vorstellen, dass er "Donna e Mobile" mit dem Zynismus ausstatten könnte, den diese Arie benötig. Natürlich wurde ich auch hier eines Besseren belehrt, wenn gleich ich denke, einen Hauch Gefühl herauszuhören.


    "Un di, se ben" - einfach nur zum niederknien :jubel: :jubel: :jubel: - Verführung pur.


    Neben Nicolai Gedda glänzt in dieser Einspielung Reri Grist als Gilda. Eine Sängerin mit einem in meinen Ohren sehr wohlklingendem, warmen Timbre.


    Für alle Gedda und Rigolettofans ist diese CD mE nach eine echte Bereicherung.


    LG


    Maggie

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  • Liebe Maggie,


    davon habe ich die Gesamtaufnahme (Rom 1967) - von meinem ca 100 Rigolettos eine der schwächsten und enttäuschendsten Aufnahmen. (Was kann man für 99 Cents erwarten?)
    Jeder Sänger an sich mag ja noch angehen, aber als Team sind sie nicht vorhanden, jeder singt alleine vor sich hin....Reri Grist, eine Soubrette, die ich sehr schätze, MacNeil - naja, Gedda ziemlich fehlbesetzt. Am besten sind noch die Nebenrollen, Anna di Stasio als Maddalena, Ruggiero Raimondi als Monterone, Alfredo Giacomotti als Ceprano.


    Keine Oper für die einsame Insel.


    LG


    :stumm:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    nun ja, dann sind wir diesbezüglich halt unterschiedlicher Meinung. :D


    Wie schon geschrieben, ich war skeptisch, ob Gedda einen Duca verkörpern könnte. Ich denke, dass es ihm sehr gut gelungen ist. Mich zumindestens hat er überzeugt.



    LG


    Maggie

  • Meine Lieben,


    Hier muß ich mich auf Maggies Seite schlagen. Dieser "Rigoletto" gehört auch zu meinen Lieblingen, nicht zuletzt, weil Francesco Molinari-Pradelli wirklich großartig dirigiert. Und bei Gedda kommen bei ihm sonst gar nicht so spürbare Facetten heraus.


    LG


    Waldi

  • Lieber Peter,
    (leider habe ich noch nicht begriffen, wie ein Zitat gemacht werden kann).
    Versuchen wir es trotzdem: Gedda ist nicht nur einer der kultiviertesten Tenöre seiner Zeit, sondern Gott sei Dank unserer Zeit, vielleicht sogar für die Ewigkeit.
    Herzlichst
    Öperus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von operus
    Lieber Peter,
    (leider habe ich noch nicht begriffen, wie ein Zitat gemacht werden kann).
    Versuchen wir es trotzdem: Gedda ist nicht nur einer der kultiviertesten Tenöre seiner Zeit, sondern Gott sei Dank unserer Zeit, vielleicht sogar für die Ewigkeit.
    Herzlichst
    Öperus


    Lieber Operus!


    Ganz genau, das wollte ich sagen!


    Bei TMOO würde man sagen. Bitte verdoppeln!


    Liebe Grüße aus Wien und einen schönen 3. Adventsonntag wünsche ich Dir. :hello: :hello:

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