Maurizio Pollini - Grenzgänger zwischen Romantik und Moderne

  • Um irgendwo wieder einen Einstieg zu finden, möchte ich ein paar kurze Sätze zu der neuesten CD aus dem immernoch im Werden begriffenen Beethoven-Sonatenzyklus (dem Text im Booklet nach wird er mit der nächsten Veröffentlichung abgeschlossen werden) von Maurizio Pollini verlieren:


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    Und ich bin versucht festzustellen: Pollini wird auf seine alten Tage scheinbar noch zum Romantiker. Eine sehr leichte, aber merkbare Verschiebung weg von der klassischen Athlethik hin zum romantischen Überschwang ist gefühlt jedenfalls festzustellen. Dies bringt meinem Eindruck nach (leider) mit sich, daß Pollini einen Hauch weniger präzise spielt als es das früher sein Markenzeichen war. Dies allerdings ist 'Jammern' auf höchstem Niveau, zumal im Gegenzug viele getragenere Stellen noch ein wenig lyrischer daherkommen als zuvor.


    Augen- bzw. ohrenfällig wird das Beschriebene (hoffentlich) vor allem anhand der Sonate Nr. 11, op. 22, von der bereits eine 1997 erschienene Live-Einspielung Pollinis vorliegt:



    Unter dem Strich steht für meinen Geschmack aber noch immer, was man von einer Pollini-Platte erwarten darf: werkdienliche, stilsichere Interpretationen ohne Mätzchen auf höchstem spielerischen Niveau und feinstens nuanciert, die unwillkürlich 'richtig' und maßstabsbildend wirken.


    Vielleicht finde ich beizeiten noch ein paar Worte mehr zu der einen oder anderen Interpretation dieser CD - dann im zum jeweiligen Werk passenden Thread.

  • Eine sehr leichte, aber merkbare Verschiebung weg von der klassischen Athlethik hin zum romantischen Überschwang ist gefühlt jedenfalls festzustellen. Dies bringt meinem Eindruck nach (leider) mit sich, daß Pollini einen Hauch weniger präzise spielt als es das früher sein Markenzeichen war.

    Lieber Tobias,


    so sehe ich das bisher auch. (Am besten finde ich geht dieser Pollini-Spätspiel finde ich bei den Chopin-Nocturnes auf. Das ist für mich eine wirklich "große" Aufnahme, die an die exemplarischen von früher anknüpft.) Die neue Platte steht bei mir schon im Regal, muß nur noch gehört werden! Dafür werde ich mir demnächst ausführlich Zeit nehmen und dann meine Eindrücke berichten, gerade weil die op. 7 einer meiner Lieblingssonaten ist! :) :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Tobias,


    so sehe ich das bisher auch. (Am besten finde ich geht dieser Pollini-Spätspiel finde ich bei den Chopin-Nocturnes auf. Das ist für mich eine wirklich "große" Aufnahme, die an die exemplarischen von früher anknüpft.)


    Ganz und gar meine Meinung, lieber Holger! Schon lange habe ich vor, einmal ein paar Zeilen zu dieser Einspielung zu verlieren - aber wie das immer so ist...


    Ich freue mich jedenfalls auf Deine Einschätzungen zu Pollinis neuer Beethoven-Platte! :) Wie auch über die Tatsache, daß ich deren Cover im Vorbeigehen schon das eine oder andere Mal im hiesigen Neueinkäufe-Thread gesehen habe.

  • Lieber Tobias,


    so sehe ich das bisher auch. (Am besten finde ich geht dieser Pollini-Spätspiel finde ich bei den Chopin-Nocturnes auf. Das ist für mich eine wirklich "große" Aufnahme, die an die exemplarischen von früher anknüpft.) Die neue Platte steht bei mir schon im Regal, muß nur noch gehört werden! Dafür werde ich mir demnächst ausführlich Zeit nehmen und dann meine Eindrücke berichten, gerade weil die op. 7 einer meiner Lieblingssonaten ist! :) :hello:


    Schöne Grüße
    Holger


    Bin auch schon auf Deine Einschätzung gespannt, Holger. In seinem Beethoven-Zyklus vor ca. 10 Jahren in München hatte Pollini gerade op. 7 sehr überzeugend dargeboten, alle Qualitäten seines leuchtenden Spiels kamen hier zum Tragen. Die beiden Sonaten op. 14 hingegen fand ich eher problematisch, hier hatte er kein indivuelles Konzept, das auf die Eigentheiten dieser Werke eingeht - freilich auf allerhöchstem Niveau. Um so mehr bin ich jetzt auf die Aufnahmen gerade von op. 14 gespannt. Erstaunlich finde ich hingegen, dass er op. 22 noch einmal aufgenommen hat - offenbar soll es von jeder Sonate eine 'bleibende' Studioeinspielung geben, von op. 53 und 57 gibt es bei der DG ja auch schon zusätzliche Live-Mitschnitte.


    Viele Grüße,
    Christian

  • Und ich bin versucht festzustellen: Pollini wird auf seine alten Tage scheinbar noch zum Romantiker. Eine sehr leichte, aber merkbare Verschiebung weg von der klassischen Athlethik hin zum romantischen Überschwang ist gefühlt jedenfalls festzustellen. Dies bringt meinem Eindruck nach (leider) mit sich, daß Pollini einen Hauch weniger präzise spielt als es das früher sein Markenzeichen war.


    Ich weiß nicht. Von der Präzision, die ich bei Pollini so bewundere, war auch bei dem von mir besuchten Konzert im August noch viel zu spüren. Es war ein rein romantisches Programm, bestehend aus Schumann und Chopin, aber ich kann mich nicht erinnern, die Kreisleriana jemals so "entwirrt" und klar gehört zu haben, ohne dass es nüchtern-akademisch geklungen hätte. Möglicherweise wird ja sein Beethoven "romantischer", und die Romantiker werden "klassischer"?

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • Bin auch schon auf Deine Einschätzung gespannt, Holger. In seinem Beethoven-Zyklus vor ca. 10 Jahren in München hatte Pollini gerade op. 7 sehr überzeugend dargeboten, alle Qualitäten seines leuchtenden Spiels kamen hier zum Tragen.

    Ich auch ganz besonders, lieber Christian! Da spielt er letztlich mit einem großen übermächtigen Schatten im Rücken, dem seines verehrten Lehrers ABM. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum er die Sonate so spät aufgenommen hat.



    Ich weiß nicht. Von der Präzision, die ich bei Pollini so bewundere, war auch bei dem von mir besuchten Konzert im August noch viel zu spüren. Es war ein rein romantisches Programm, bestehend aus Schumann und Chopin, aber ich kann mich nicht erinnern, die Kreisleriana jemals so "entwirrt" und klar gehört zu haben, ohne dass es nüchtern-akademisch geklungen hätte. Möglicherweise wird ja sein Beethoven "romantischer", und die Romantiker werden "klassischer"?

    Ich habe ihn auch zuletzt mit Schumanns Phantasie op. 17 gehört in Köln und das hat mich sehr beeindruckt. Wenn ich seine teilweise doppelten Aufnahmen vergleiche, dann stelle ich fest, daß sein Spiel heute entspannter, farbiger, ästhetisch-sinnlicher und oft flüssiger ist als früher und er auch die Affekte nicht mehr scheut. In vergangenen Tagen hörte sich manches von ihm dagegen etwas neusachlich-nüchterner an, dafür aber auch kraftvoller (um nicht zu sagen kraftstrotzender) und klarer, präziser bis ins kleinste Detail durchgezeichnet.


    Schöne Grüße
    Holger

  • In vergangenen Tagen hörte sich manches von ihm dagegen etwas neusachlich-nüchterner an, dafür aber auch kraftvoller (um nicht zu sagen kraftstrotzender) und klarer, präziser bis ins kleinste Detail durchgezeichnet.


    Ja, was den Beethoven betrifft, kann ich dem zustimmen. Ich war von seiner Sturmsonate so begeistert, dass ich mir diese Interpretation während des Studiums auch für meine eigene zum Vorbild genommen habe. Ich weiß - man sollte das nicht tun, aber mich hat seine Interpretation damals so angesprochen, dass ich mir kein besseres Vorbild hätte denken können, was nicht heißen soll, dass ich z.B. Schnabel nicht ebenso schätzen würde. Aber bei Pollini war es halt das gewisse Etwas...

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Weil es zum Verständnis von Pollinis Spätstil doch vielleicht etwas beiträgt, stelle ich hier meine Besprechung seiner Aufnahme der Preludes von Chopin ebenfalls aus dem letzten Jahr (sie findet sich bereits im speziellen Chopin-Thread) nochmals ein!



    Maurizio Pollini: Chopin 24 Préludes op. 28, 2 Nocturnes
    op. 27, 4 Mazurken op. 30, Scherzo b-moll op. 31, DGG 2012

    Die Chopin-Préludes liegen Pollini offenbar am Herzen: In den letzten Jahren gehören sie zu seinem bevorzugten Konzertprogramm (Youtube Videos auf Japan 2002 und Amsterdam 204) und so wählte er Chopins „Haikus“ auch für seine Jubiläums-CD zum 70. Geburtstag. Der Abstand zur Studio-Aufnahme der DGG sind 38 Jahre – ein halbes Leben! Wie sieht also Pollinis Spätstil aus? Wenn nicht der Schluß von Nr. 24 wäre – Pollini oktaviert den finalen Basshammer und erzeugt damit eine dämonisch-gespenstische Wirkung – so könnte man sagen: absolut unauffällig. Immer flüssig, wahrlich sehr organisch, so, als wolle er jede überflüssige Aufmerksamkeit auf das Einzelne vermeiden. Das klingt wie aus einem Guss – das Werk als Zyklus, wo sich die einzelnen Stücke wie die unzähligen Fenster in einer Glasfassade unauffällig zurücknehmen. Das ist ein volltönender Klavierton mit sattem Pedal, sehr ästhetisch, nie scharf. Keine Kraftanstrengungen, die Kontraste abgemildert. Das Konzept ist der durchgehende „Puls“, eine Bewegung, die nie zum Stillstand kommt. Alles schön und gut. Aber Haikus sind Präziosen, die wollen jede für sich liebevoll behandelt werden. Diese Aufmerksamkeit wird ihnen aber nicht zuteil. Bezeichnend, dass Pollini Chopins Tempovorschriften der einzelnen Nummern, Lento, Largo, Lento assai... sehr moderat angleicht.


    Der Vergleich mit seiner alten – nach wie vor maßstabsetzenden – Aufnahme ist hier sprechend. Nr. 2 und Nr. 13 sind geradezu signifikant – zweimal Lento. 1974 zeigt sich Pollini in Nr. 2 als ein Feingeist, feinste Abstufungen, eine hintersinnige Expressivität, welche die Phrase „leben“ lässt, die „Atem“ hat. Dagegen ist die neue Einspielung einfach nur großflächlich. Man hat das Gefühl, Pollini folgt im Alter nur noch einem seiner Vorbilder, Artur Rubinstein: das Bemühen um organisches, natürliches Spiel. (Barenboim sagte mal zu Rubinstein: „Bei ihm geht alles durch einen Natürlichkeitsfilter.“). Die Feinheit von ABM dagegen, die man 1974 noch deutlich spürt, sie ist einfach nicht mehr da. In Nr. 13 ist es das Tempo, das alles verändert. Wiederum „Lento“ schreibt Chopin vor, das Pollini 1974 noch spielt – 2012 kann man das Lento wahrlich nicht mehr nennen. Die Phrasierungen sind noch da, aber im viel zu flüssigen Tempo verlieren sie ihre Eindringlichkeit und Nachdrücklichkeit. Und weil es viel zu flüssig ist, geht im „piu lento“ des klangschönen Mittelteils das sostenu verloren, das wirkt fast ein bisschen harsch. In der alten Aufnahme sehr wirkungsvoll der etwas flüssigere Gang in der Wiederholung des A-Teils „Tempo I“ – das hat etwas von einem gelösten lieto fine. Genau diese Wirkung kann es nun 2012 nicht mehr haben, wo es weder ein „Lento“ noch ein „Piu lento“ gibt. Nein irgendwie rauscht diese Musik an einem vorbei, es fehlt die Versenkung in den Moment, besonders in den letzten Nummern wartet man förmlich auf das Finale, wo alles vorüber ist. Das ist so etwas wie eine große musikalische Symphonie, aber kein Kaleidoskop musikalischer Miniaturen. Mein Favorit bleibt deshalb die alte Aufnahme![/align]


    Sehr schön die Mazurken in ihrem beschwingten, dabei doch zurückhaltenden und trefflich charakterisierenden Vortrag. In den Nocturnes geht dieser Interpretationsansatz des späten Pollini am besten auf: der durchgehende dramatische Puls, der sich nie im Schwelgen des Moments verliert. Das Scherzi b-moll ist wahrlich ein gelungener Abschluss. Hier zeigt Pollini, dass er zu sich selbst gefunden hat. In der Studioaufnahme spürt man noch die Nähe zu ABM in dem Bemühen um Klassizität. Nun klingt dieses Scherzo wie eine Ballade für Klavier, mit dramatischen Zügen. Hier ziehe ich die neue Aufnahme vor!


    Eine schöne Platte – aber eigentlich hätte man doch ein bisschen mehr erwartet. Aber das will der altersweise Pollini offenbar nicht: Klavierspiel, das so wenig wie nötig „aufwendig“ sein will in jeder Hinsicht nach dem Motto: Das Nötigste ist das Beste.


    Schöne Grüße

    Holger


  • Ja, was den Beethoven betrifft, kann ich dem zustimmen. Ich war von seiner Sturmsonate so begeistert, dass ich mir diese Interpretation während des Studiums auch für meine eigene zum Vorbild genommen habe. Ich weiß - man sollte das nicht tun, aber mich hat seine Interpretation damals so angesprochen, dass ich mir kein besseres Vorbild hätte denken können, was nicht heißen soll, dass ich z.B. Schnabel nicht ebenso schätzen würde. Aber bei Pollini war es halt das gewisse Etwas...


    In den 70iger Jahren (damals war ich noch im zarten jugendlichen Alter :) ) hörte ich Pollini zum ersten Mal - mit Beethoven-Sonaten und Schumanns Kreisleriana. Er spielte damals im inzwischen abgerissenen Düsseldorfer Schumann-Saal. Ich saß auf dem Podium. Den Beethoven zelebrierte er dermaßen kraftstrotzend, daß es an die Schmerzschwelle ging. Damals hatte er eine unglaubliche Wucht und ein kraftverschwenderisches, scheinbar unendliches "Stehvermögen" in seinem Spiel (schade, daß ich damals aus dem Rundfunk nicht Bartoks "Im Freien" von ihm mitgeschnitten gabe, da zeigte sich das besonders, das hat er leider nicht aufgenommen!). Die Kreisleriana war dann eine "Erholung" (die Arabeske spielte er auch nach meiner Erinnerung), da bewies er, wie schön er den Flügel zum Klingen bringen kann. Als Zugabe gab es u.a. die Chopin-Etüde op. 10 Nr 5. Die Oktaven am Schluß - Wahnsinn, wie er die in die Tasten gehämmert hat, dagegen ist die Studioaufnahme harmlos! (Ich stand auf dem Podium unmittelbar hinter ihm!) Pollini war für mich immer ein Maßstab - da kann ich Dich gut verstehen! Er hat etliche Aufnahmen gemacht, die einfach auf den Olymp zu den ewigen Göttern gehören! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Den Beethoven zelebrierte er dermaßen kraftstrotzend, daß es an die Schmerzschwelle ging. Damals hatte er eine unglaubliche Wucht und ein kraftverschwenderisches, scheinbar unendliches "Stehvermögen" in seinem Spiel (schade, daß ich damals aus dem Rundfunk nicht Bartoks "Im Freien" von ihm mitgeschnitten gabe, da zeigte sich das besonders, das hat er leider nicht aufgenommen!)


    Sehr interessante Schilderung, das muss unglaublich beeindruckend gewesen sein. Welche Beethoven-Sonaten hat er denn bei dem Konzert gespielt?
    Ich bezog mich auf diese Aufnahme hier:
    Klar, kraftvoll spielt er vor allem den ersten Satz der Sturmsonate, aber nicht übermäßig, wie ich finde. Der dritte Satz ist mein persönliches Highlight der gesamten CD. Wie er die starke "Strömung" des Satzes beherrscht, ist für mich jedenfalls unerreicht. Ich habe es nämlich oft erlebt, dass Pianisten dabei in Hektik verfallen und sich von der Dynamik allzu sehr mitreißen lassen.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • Bin auch schon auf Deine Einschätzung gespannt, Holger. In seinem Beethoven-Zyklus vor ca. 10 Jahren in München hatte Pollini gerade op. 7 sehr überzeugend dargeboten, alle Qualitäten seines leuchtenden Spiels kamen hier zum Tragen.


    Ich auch ganz besonders, lieber Christian! Da spielt er letztlich mit einem großen übermächtigen Schatten im Rücken, dem seines verehrten Lehrers ABM. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum er die Sonate so spät aufgenommen hat

    Ich auch ganz besonders, lieber Christian! Da spielt er letztlich mit einem großen übermächtigen Schatten im Rücken, dem seines verehrten Lehrers ABM. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum er die Sonate so spät aufgenommen hat.


    Ohne die neue Aufnahme von Pollini zu kennen, kann ich Dir aufgrund des Konzerterlebnisses schon jetzt vorhersagen, dass Pollini den ersten Satz viel stürmischer angeht - Michelangeli bleibt da ja sehr kontrolliert und wahrt das klassizistisches Schönheitsideal, das ich in diesem Fall freilich arg statisch finde. Wenn diese Aufnahme Dein Vorbild ist, wird Dir die Pollini-Einspielung vermutlich nicht gefallen! Bin gespannt. Den großen Unterschied sieht man übrigens schon an den Zeitangaben: Michelangli braucht für den ersten Statz 9:59, Pollini hingegen 7:34. Das sind Welten! (Brendel zum Vgl.: 8:46).


    Liebe Grüße,
    Christian

  • Klar, kraftvoll spielt er vor allem den ersten Satz der Sturmsonate, aber nicht übermäßig, wie ich finde. Der dritte Satz ist mein persönliches Highlight der gesamten CD. Wie er die starke "Strömung" des Satzes beherrscht, ist für mich jedenfalls unerreicht. Ich habe es nämlich oft erlebt, dass Pianisten dabei in Hektik verfallen und sich von der Dynamik allzu sehr mitreißen lassen.

    Ich erinnere mich dunkel, daß er damals die "Pastorale" gespielt hat und vielleicht die Les Adieux. Ich weiß es nicht mehr. Damals war ich vielleicht 15 oder 16 Jahre alt! :) Keine der DGG-Aufnahmen fängt diese Wucht von Pollini damals ein. Die Mikros sind schön weit weg vom Flügel - sie hatten wohl Schiß vor Übersteuerung. Alexis Weissenberg, der ähnlich dynamisch spielt, hat die Tontechniker von EMI ja auch zur Verzweiflung gebracht. Die Sturmsonate höre ich mir direkt nochmals an! :hello:



    Ohne die neue Aufnahme von Pollini zu kennen, kann ich Dir aufgrund des Konzerterlebnisses schon jetzt vorhersagen, dass Pollini den ersten Satz viel stürmischer angeht - Michelangeli bleibt da ja sehr kontrolliert und wahrt das klassizistisches Schönheitsideal, das ich in diesem Fall freilich arg statisch finde. Wenn diese Aufnahme Dein Vorbild ist, wird Dir die Pollini-Einspielung vermutlich nicht gefallen! Bin gespannt. Den großen Unterschied sieht man übrigens schon an den Zeitangaben: Michelangli braucht für den ersten Statz 9:59, Pollini hingegen 7:34. Das sind Welten! (Brendel zum Vgl.: 8:46).

    Mein Lehrer hörte damals ABM mit op. 7 und spielte die Sonate im Konzertexamen. Von ihm bekomme ich jedesmal Vorträge, warum allein ABM das richtige Tempo spielt. Das mit dem Klassizismus lese ich immer wieder. Aber dieser 1. Satz hat einfach klassizistische Züge - mit einer Analyse kann man das auch sehr gut belegen. Die Musikwissenschaft ist in diesem Punkt ziemlich enttäuschend. Keiner traut sich das auszuspielen außer ABM. Höre Dir mal den Mitschnitt aus Bonn von 1970 an. Die Aufnahmetechnik der DGG von 1971 ist leider fürchterlich distanziert und subotpimal. ABM braucht dort für den 1. Satz bis auf die Sekunde dieselbe Zeit wie kurze Zeit später im Studio, hat aber mehr "con brio" und dramatischen Sog als Pollini, der mehr als 2 Minuten schneller spielt. Die op. 7 mit Pollini habe ich schon gehört (die Aufnahme gefällt mir außerordentlich gut, kann ich vorwegnehmen!) - die anderen Sonten kommen morgen dran und dann mein "Bericht"! Wenn ich die op. 7 gehört habe, eine meiner Lieblingssonaten, die ich besonders liebe, dann ist das für mich erst einmal genug Beethoven für einen Tag! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Wilhelm Kempff sagte in der letzten Hälfte seines Lebens: „Am Klavier will ich nicht mehr schwitzen!“ Das könnte man auch über Pollinis neue, wirklich wunderbare Aufnahme früher Beethoven-Sonaten sagen. Paolo Petazzi, Pollinis treuer Begleiter im Beiheft, fand dafür die treffende Überschrift: „Zwischen poetischer Intensität und geheimnisvoller Zartheit“. Der späte Pollini-Beethoven ist in der Tat mit einem Wort zu beschreiben: poetisch schön. Gut nachvollziehen lässt sich diese Läuterung an der Sonate op. 22, von dem es einen früheren Konzertmitschnitt der DGG aus dem Wiener Konzertvereinssaal von 1998 gibt. Das Allegro con brio klingt in der neuen Studioaufnahme runder, organischer, fließender, selbstverständlicher – einfach „schöner“. In der Konzertaufnahme sind die Tempi durchweg weniger flüssig, der Klavierton ist dafür fülliger, pastoser, der Beethoven überhaupt „irdischer“, oft zupackender. Aber im langsamen Satz hat der altersweise Pollini einen beseelten Ton, der früher doch eine Spur distanzierter wirkte.


    Pollini scheint mit dieser Aufnahme seinen „Spätstil“ endgültig zu finden. Besonders beeindrucken mich die beiden Sonaten op. 14 Nr. 1 und 2. Auch klaviertechnisch scheint er nun den Umbruch komplett vollzogen zu haben vom körperlich-kraftbetonten Stil zur ergonomischen Mühelosigkeit und Leichtigkeit. Die rasend gespielten Läufe haucht er in die Tasten mit einer betörenden Leichtigkeit, die an Walter Gieseking erinnert. Da zeigt sich der pianistische Ausnahmekönner auch ohne Brachialgewalt. Die Sonate op. 14 Nr. 1 gehört zu den „leichten“, die sich auch schon mal in die Klavierstunde verirrt. Bei Pollini ist das aber ein ganz und gar erwachsener, reifer Beethoven. Wie er in der Exposition den großen Bogen wahrt, eine groß angelegte Steigerung auf einen Höhepunkt hin (das „Modell“ des Satzes ist Takt 13 ff. p cresc. f) aufbaut, damit nimmt er der Musik jede sonatinenhafte Kleingeistigkeit. Innerlich bewegt und doch entspannt kommen zugleich die Kühnheiten Beethovens auch in dieser eher unscheinbaren Sonate heraus – fabelhaft gespielt die aufreizende harmonische Kontrapunktik Takt 28 ff. Das Allegretto ist bei Pollini alles andere als niedlich, mit innerlich stürmendem Drang, verliert aber nie seine klassische Leichtigkeit. Das Rondo einfach zauberhaft schön vorgetragen, mit schwereloser Leichtigkeit die Läufe dahingehaucht. Beethoven bringt Pollini hier in die Nähe von Schubert – eine unendlich dahinfließende Bewegung von beglückender Selbstverständlichkeit und darin wahrer Schönheit.


    Eine Steigerung bietet da fast noch einmal die Sonate op. 14 Nr. 2. Ein wahres Meisterstück Pollinis ist das Andante – der sich variierende und in dynamische Bewegtheit mündende Marsch. Bei vielen Interpreten gibt es dort einen Bruch. Bei Pollini „entwickelt“ sich die Variationskette im wörtlichen Sinne – das ist eine ungemein organische Steigerung. Den Ton trifft er genau: Der Marsch tritt munter und fast ausgelassen keck auf, zugleich unschuldig zart wie der Morgentau – meisterhaft charakterisiert und emotional ausbalanciert. Das Scherzo sprüht nur so vor Spielwitz und in allen Farben. Einfach wunderbar!


    Pollini wählt als Schwerpunkt dieses Programms die frühe Klaviersonate op. 7 – nach der Hammerklaviersonate op. 106 die längste aller Beethoven-Sonaten, aber trotzdem eine der weniger bekannten. Wie geht Pollini hier mit dem großen Schatten seines Lehrmeisters Arturo Benedetti Michelangeli um? Den Schatten Michelangelis, man spürt ihn in der Tat in Pollinis Aufnahme, aber nicht als Last oder Bürde, sondern als ein befreiendes Wissen um die Klassizität und Schönheit dieser Sonate. Durch Michelangeli weiß Pollini, dass es sich bei diesem Allegro con brio nicht um eine verfrühte Appassionata handelt, Feuer hier vielmehr intime „poetische Intensität“ ist. Pollinis Spiel ist von einer eindrucksvollen Gelassenheit und Entspanntheit. Die klassische Formarchitektur ist klar erkennbar, aber ohne dass er den Zeigerfinger darauf legen müsste. Ein wahrlich „schöner“, persönlich-intimer Beethoven, ungemein geschlossen und schlüssig wirkend ohne jegliche Art rhetorischer Übertreibung. Bezeichnend für Pollinis intime Zurückhaltung ist seine Gestaltung der in op. 7 ultra kurz geratenen Durchführung. Das durchschlagende Fortissimo zu Beginn wird erleichtert zum Forte, keine dramatische Kontrastschärfung ereignet sich hier, sondern statt dessen ein entspanntes Weiterfließen. Pollini ist aber keineswegs jemand, der Beethoven romantisierend verzärtelt. Die kurzen kräftigen Sforzati sind ihm vielmehr wichtiger als das lange andauernde Forte und Fortissimo – Akzente als deutliche Andeutungen von innerer Bewegung, die introvertiert – nach innen gekehrt – nur in kurzen Momenten nach außen dringt, gleichsam farbig aufblitzt. Eine wunderbare Aufnahme – ästhetischer Klavierklang in dem Bemühen um einen harmonisch entspannenden Ausgleich angespannter Kräfte.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Holger!


    Vielen Dank für deine schöne und sehr fundierte Kritik der neuen Beethoven-CD mit Maurizio Pollini. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht. :yes:


    Viele Grüße


    Carsten

  • Lieber Holger,


    es ist wirklich eine wunderbare Aufnahme - in letzter Zeit sind ja einige bemerkenswerte neue Beethoven-Zyklen entstanden, aber diese Pollini-Aufnahme ragt schon noch einmal heraus. Die Sonaten op. 14 wirken hier auf mich differenzierter als im Konzert, Pollini spielt sie mit großer Eindringlichkeit und Verve. Die Nebenstimmen pulsieren, dass es eine Freude ist. Vor allem aber bewundere ich, wie Pollini den Hauptthemen der ersten Sätze eine große Intensität abgewinnt und sie regelrecht zum Erblühen bringt. Das liegt natürlich auch am satten Klavierklang, aber nicht nur, sein Spiel hat hier spürbar an Emotionalität/Eindringlichkeit gewonnen.


    Wenn ich nichts übersehen haben, stehen jetzt noch die Sonaten op. 31/1 & 31/3, op. 49 und eine Studioaufnahme von op. 26 aus.


    Viele Grüße,
    Christian

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  • Sollte die GA der Beethovensonaten jemals abgeschlossen werden (wozu ja begründete Hoffnung besteht), dann dürfte es wohl die gewesen sein, die den längsten Zeitraum umspannt. 1975 begann er mit opp. 109 und 110....

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Holger,


    es ist wirklich eine wunderbare Aufnahme - in letzter Zeit sind ja einige bemerkenswerte neue Beethoven-Zyklen entstanden, aber diese Pollini-Aufnahme ragt schon noch einmal heraus. Die Sonaten op. 14 wirken hier auf mich differenzierter als im Konzert, Pollini spielt sie mit großer Eindringlichkeit und Verve. Die Nebenstimmen pulsieren, dass es eine Freude ist. Vor allem aber bewundere ich, wie Pollini den Hauptthemen der ersten Sätze eine große Intensität abgewinnt und sie regelrecht zum Erblühen bringt. Das liegt natürlich auch am satten Klavierklang, aber nicht nur, sein Spiel hat hier spürbar an Emotionalität/Eindringlichkeit gewonnen.


    Wenn ich nichts übersehen haben, stehen jetzt noch die Sonaten op. 31/1 & 31/3, op. 49 und eine Studioaufnahme von op. 26 aus.

    Lieber Christian,


    ich hoffe, er beglückt uns doch noch mit einer Neuaufnahme der letzten drei Sonaten. Das wäre bestimmt ein großer Gewinn! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger


  • Diese neu erschienene Pollini/Dieskau-Aufnahme ist ja nun wirklich eine Überraschung! Hat jemand schon reingehört? Bin sehr gespannt.
    Viele Grüße,
    Christian

  • Diese neu erschienene Pollini/Dieskau-Aufnahme ist ja nun wirklich eine Überraschung! Hat jemand schon reingehört? Bin sehr gespannt.

    Lieber Christian,


    das ist ja toll! Ich habe das damals im Radio gehört - und seitdem nie mehr wieder!


    Schöne Grüße
    Holger

  • You Tube meldet

    Dieses Video ist nicht verfügbar.



    Ein bewegendes Filmportrait - Pollini erzählt über seine Lebensgeschichte als Pianist, sein Elternhaus, den Klavierwettbewerb in Warschau, wo ihn Rubinstein beiseite nahm, den mittleren Finger auf die Schulter legte und sagte: "Da ist das Gewicht!" Das sei der alles entscheidende Satz für ihn als Pianist, sagt er! (Was meinte ich doch in einem der Beethoven-Threads, die richtige Gerwichtsverteilung ist die Grundlage, den Flügel zum Klingen zu bringen :D ). Von Michelangeli habe er die Trillertechnik gelernt und - beim Anfang der Wldstiensonate - den Tastenboden zu nutzen für die ganz leisen Töne. Es lohnt sich wirklich, das anzuschauen. Pollini ist zudem eine sehr sympathische, bescheidene Erscheinung. Tolle Bilder auch in diesem fast einstündigen Film! :)


    Schöne Grüße
    Holger

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    Dr. Holger Kaletha: Es lohnt sich wirklich, das anzuschauen..

    Lieber Holger, ich habe in den Film hineingeschaut, und jetzt weiß ich auch, warum sich das lohnt. Der dort gezeigte Beginn von "Les Adieux" ist ja wunderbar. Und überhaupt mal wieder in den Thread hineinzuschauen, hat sich noch aus einem anderen Grunde für mich gelohnt, und zwar wegen des Hinweises unseres Christian B. auf die Winterreise mit Fischer-Dieskau und Pollini. Die habe ich natürlich sofort bestellt.
    Wenn ich heute Abend noch zeit finde, werde ich den Film zuende schauen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Holger!


    Ich danke Dir sehr für den Hinweis auf das Pollini-Portrait. Ich habe den Film mit großem Interesse gesehen.


    Wie durch Claudio Abbado habe ich auch durch Maurizio Pollini das große klassische Repertoire kennengelernt. Leider war ich bisher nie in einem Konzert von ihm, was sich vielleicht noch ändern wird. Aber aufgrund des Filmes habe ich mir heute wieder das Schönberg-Klavierkonzert mit Pollini, den Berliner Philharmonikern und Claudio Abbado angehört.

  • Wie durch Claudio Abbado habe ich auch durch Maurizio Pollini das große klassische Repertoire kennengelernt. Leider war ich bisher nie in einem Konzert von ihm, was sich vielleicht noch ändern wird. Aber aufgrund des Filmes habe ich mir heute wieder das Schönberg-Klavierkonzert mit Pollini, den Berliner Philharmonikern und Claudio Abbado angehört.


    Lieber Casimir,


    das Schönberg-Konzert ist toll! Bei mir war es ähnlich - Pollini und Abbado verdanke ich auch sehr viel in dieser Hinsicht. :) Ich hatte das Glück, Pollini in den 70igern im inzwischen abgerissenen Düsseldorfer Schumann-Saal zu hören - da saß ich auf dem Podium. Es gab Beethoven-Sonaten und Schumanns Kreisleriana - die Arabeske hat er auch gespielt. Die Zugaben waren unglaublich - die Oktaven von op. 10 Nr. 5. Was für eine Kraft! Zuletzt hörte ich ihn mit Stockhausen, Schönberg und Schumann in Köln. Auch das war ein denkwürdiges Konzert! :hello:


    Herzliche Grüße
    Holger

  • Ist der Schumann-Saal wirklich inzwischen abgerissen, lieber Holger? Vor einigen Jahren habe ich dort noch Radu Lupu in einem denkwürdigen Konzert mit Debussy, Beethoven (op. 110) und Schubert (D.959) gehört und gesehen, Und nach der Pause, als er Schubert spielte, hatte sich direkt vor meiner Nase Elisabeth Leonskaja niedergelassen. So außer Rand und Band, wie sie nach diesem tollen Konzert sich als Zuhörerin gebärdet hat, habe ich sie auf dem Podium selbst nie erlebt. Ich könnte da ncoh eine Anekdote aus dem Mozartjahr 2006 erzählen, als ich sie mit meiner Tochter zusammen in Mülheim in einem Konzert erlebte (natürlich mit Mozart). Aber davon vielleicht ein anderes Mal.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ist der Schumann-Saal wirklich inzwischen abgerissen, lieber Holger? Vor einigen Jahren habe ich dort noch Radu Lupu in einem denkwürdigen Konzert mit Debussy, Beethoven (op. 110) und Schubert (D.959) gehört und gesehen, Und nach der Pause, als er Schubert spielte, hatte sich direkt vor meiner Nase Elisabeth Leonskaja niedergelassen. So außer Rand und Band, wie sie nach diesem tollen Konzert sich als Zuhörerin gebärdet hat, habe ich sie auf dem Podium selbst nie erlebt. Ich könnte da ncoh eine Anekdote aus dem Mozartjahr 2006 erzählen, als ich sie mit meiner Tochter zusammen in Mülheim in einem Konzert erlebte (natürlich mit Mozart). Aber davon vielleicht ein anderes Mal.


    Lieber Willi,


    eine tolle Geschichte! Der alte Schumann-Saal (der für Klavierabende eine wirklich ideale Akustik hatte, ich hörte da u.a. Pollini, Harasiewicz, Svjatoslav Richter) wurde abgerissen und später ein Neubau errichtet. Den kenne ich aber von innen gar nicht. Noch im alten Saal fand der Schumann-Wettbewerb statt, den Anna Gourari gewann. Da besuchte ich damals einige Konzerte mit einem Freund - und plötzlich stand uns Martha Argerich direkt gegenüber - sie war in der Jury. Warum haben wir sie nur nicht angesprochen, frage ich mich heute. Damals haben wir uns das einfach nicht getraut. Heute nach der Lektüre ihrer Biographie weiß ich, wie kommunikativ sie ist. Da hätten wir mal die Gunst der Stunde nutzen sollen... :hello:


    Herzliche Grüße
    Holger

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    Dr. Holger Kaletha: Warum haben wir sie nur nicht angesprochen, frage ich mich heute. Damals haben wir usn das einfach nicht getraut.

    Da bist du nicht der Einzige, lieber Holger. Nicht weit von Düsseldorf entfernt, in Mülheim, weilte ich 2009 eine Woche lang anlässlich eines Spektakels rund um Alfred Brendel, der ja Ende 2008 seine Karriere beendet hatte. Doch mit seinen "Lectures" war und sit er immer noch unterwegs.
    Jedenfalls traten damals eine Woche lang Till Felner, Kit Armstrong, Herbert Schuch (für den erkrankten Paul Lewis und Tim Horton mit Adrian Brendel auf. Alfred Brendel war persönlich bei jedem Konzert anwesend. Leider hatte ich auch nicht den Mut, ihn anzusprechen. Sollte ich ihn aber bei einer der nächsten Gelegenheiten noch mal antreffen, werde ich es tun. Ich muss auch sagen, dass der Intendant des Klavierfetivals, Ohnesorg, ihn in den Pausen pausenlos mit Beschlag gelegt hatte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat Holger Kaletha

    Zitat

    Ein bewegendes Filmportrait - Pollini erzählt über seine Lebensgeschichte als Pianist, sein Elternhaus, den Klavierwettbewerb in Warschau, wo ihn Rubinstein beiseite nahm, den mittleren Finger auf die Schulter legte und sagte: "Da ist das Gewicht!" Das sei der alles entscheidende Satz für ihn als Pianist, sagt er! (Was meinte ich doch in einem der Beethoven-Threads, die richtige Gerwichtsverteilung ist die Grundlage, den Flügel zum Klingen zu bringen :D ).


    Vielen Dank für diesen Hinweis, das ist ein wirklich wunderbares Porträt über diesen Ausnahmepianisten. Die Erzählung über das richtige Gewicht beim Anschlag ist natürlich sehr schön. Mir dazu allerdings das Bonmot Brendels ein, der einmal meinte, im Konzertsaal seien bestimmte Effekte am Klavier einzig durch Suggestion zu übertragen :)


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Vielen Dank für diesen Hinweis, das ist ein wirklich wunderbares Porträt über diesen Ausnahmepianisten. Die Erzählung über das richtige Gewicht beim Anschlag ist natürlich sehr schön. Mir dazu allerdings das Bonmot Brendels ein, der einmal meinte, im Konzertsaal seien bestimmte Effekte am Klavier einzig durch Suggestion zu übertragen


    Das Gewichtsspiel ist ja zu einer seriösen Methode entwickelt worden, lieber Jörn: die bekannteste ist wohl die von Karl Leimer und Walter Gieseking hat sie perfektioniert ("Leimer-Gieseking-Methode"). Daß Giesekings Läufe so unnachahmlich schwerelos klingen, hat letztlich damit zu tun. :hello:


    Herzliche Grüße
    Holger

  • Hallo!


    Ich habe mir eben mehrere Threads über aktive Pianisten durchgeschaut. Vor allem Buchbinder und anschließend Pollini.


    Eine Aufnahme, die bisher nicht erwähnt wurde und mir den Zugang zu Pollini erschlossen hat, war seine Aufnahme des 5. Klavierkonzertes mit den Wiener Philharmonikern unter Karl Böhm. Aufgenommen im Musikverein Wien 1979.



    Ich habe mittlerweile einige Einspielungen gehört, die allerdings alle neueren Datums waren. Darunter waren u.a. Mitsuko Uchida und Rudolf Buchbinder. Jede dieser Aufnahmen hat ihre Reize - dennoch komme ich immer wieder auf diese eine zurück. Hier stimmt wirklich ALLES - was mit Sicherheit auch mit Böhm zu tun hat. Ältere Aufnahmen mit Wilhelm Kempff, Julius Katchen o.ä. habe ich bisher nicht heran gezogen.


    Die Aufnahme mit Pollini und den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado erhalte ich in ein paar Tagen. Vielleicht verschieben sich ja dann die Prioritären.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Jede dieser Aufnahmen hat ihre Reize - dennoch komme ich immer wieder auf diese eine zurück. Hier stimmt wirklich ALLES - was mit Sicherheit auch mit Böhm zu tun hat.


    Lieber Woka,


    ich finde auch, dass Pollinis Aufnahme der Beethoven-Klavierkonzerte mit Karl Böhm (die älteste! :) ) seine beste ist. Das 5. Konzert gefällt mir auch sehr gut. Von den beiden Aufnahmen mit Abbado kenne ich allerdings nur Ausschnitte. Vom 4. Konzert gibt es allerdings einen älteren, wirklich umwerfend-furiosen Fernsehmitschntt mit seinem Freund Abbado. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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