Staatsoper Prag

  • Liebe Forianer,


    vor einiger Zeit kam ich auf den Gedanken, mal unser schönes Nachbarland Tschechien zwecks eines Opernbesuches aufzusuchen, nachdem ich bereits viel Positives über tschech. Opernhäuser hörte (speziell war es die Oper in Pilsen).




    Wer von euch war schon einmal in der Staatsoper Prag? Allein das Gebäude wirkt schon sehr beeindruckend - man merkt die k.u.k. Zeit.
    Ein Blick auf den Spielplan heute war ziemlich interessant, der Repertoire erstaunlich groß - und dazu die sehr günstigen Preise selbst für Spitzensitzplätze!
    Kommt man mit Deutsch da weiter oder sollte man ein wenig Tschechisch können?


    Liebe Grüße :hello:


    P.S.: Das Nationaltheater in Prag spielt ja auch Opern, oder?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Estimado Rey,


    Weihnachten vor einem Jahr war ich in Prag, und trotz Saurergurkenzeit bezüglich klassischer Musik um diese Zeit gab es, neben kleinen, recht national angehauchten Konzertchen in allerdings reizenden barocken bis jugendstiligen Umgebungen, als Highlight eine wunderbare Traviata in der Staatsoper.
    Das ganze für kein Geld (die Taxifahrt von der Kleinseite aus war teurer als beide Opernkarten), in einer tapferen Inszenierung und mit durchwegs guten Sängern.
    Wie die hießen, kann ich leider nicht nachvollziehen, geschweige denn aussprechen.
    Aber es war ein sehr lohnenswertes Erlebnis, nicht nur ob des wirklich einmaligen Ambientes, und die Inszenierung läuft immer noch.


    Leider kann ich von diesem Abend kein Photo bieten, nur vom nächsten, anders musikalischen Morgen.






    Doch auf der deutschsprachigen Seite des Hauses findest Du neben viel Wissenswertem sogar einen kleinen Videofilm zur Inszenierung.


    Durchkommen kann man irgendwie auch ohne Tschechisch, beim Deutschen muss man Glück haben, das Englische geht eigentlich immer.
    Den Rest erledigt die Gebärdensprache.


    Ganz besonders zu empfehlen ist ein Besuch des Ständetheaters (Stavovske divadlo), in dem die Uraufführungen der Herren Giovanni und Tito stattgefunden haben.
    Manchmal wird dort reminiszent immer noch Oper gegeben, meist jedoch Schauspiel oder Ballett.
    Nunja, Schauspiel in tschechischer Sprache muss vielleicht nicht unbedingt sein.






    Das prächtige, das Moldau-Ufer beherrschende Nationaltheater (Národní divadlo) ist ebenfalls ein Dreispartenhaus, das Ständetheater ist ihm angeschlossen.



    Ach ja: Und die Supraphon-Aufnahmen liegen für'n Appel und 'n Ei quasi auf der Straße. Da gibt's viel zu holen!



    Grüße,



    audiamus



    .

  • Lieber audiamus,


    vielen Dank für Deinen umfrangreichen Kommentar und Deine Eindrücke. :hello:


    In der Tat: Auch damals, als ich in Prag war, war die Taxifahrt noch das Teuerste :D - obwohl sich selbst diese Kosten noch in Grenzen hielten.


    Die Goldene Stadt ist auch heute noch kulturell nahezu einmalig, m.E. kommt ihr im ehemaligen Gebiet des Heiligen Römischen Reiches nur Wien gleich.


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Den Photos nach handelt es sich um einen typischen Fellner & Helmer Bau. Sie kommen einem richtig vertraut vor!


    So sieht deren Grazer Variante aus:


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    ein Blick in die Wikipedia bestätigt Deine Vermutung: Beide Bauwerke stammen vom Büro Fellner & Helmer.


    Eines schönes als das andere. :jubel: :jubel: :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Manchmal gingen denen allerdings auch etwas die Ideen aus ;)


    Ein F&H-Theater aus meiner einstigen nächsten Umgebung Fürth:




    Und eins in Tschernowitz, zum Glück etwas weiter weg:





    Und in Wien stolpert man eh überall über die beiden.


    Aber schee is scho.

  • Ich habe zwei Jahre ein Projekt in Tschechien betreut und war deswegen oft in Prag. Die Stadt ist absolut eine Reise wert und mit Deutsch oder auch Englisch kommt man igut zurecht. Allerdings nur in den touristischen Zentren, wo das Bier dann eben auch 3 Euro kostet (und nicht 1 Euro oder drunter wie abseits des Rummels). Ein paar Höflichkeitsfloskeln auf Tschechisch werden aber von den Einheimischen mit Wohlwollen gutiert.
    Ich war einmal im Narodni divadlo, in einer ziemlich schlechten Aufführung von La Bohème. Die Hälfte der Sänger war echt zum Abgewöhnen!! Irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man da mal schnell eine Vorstellung für sowieso nicht gerade kundige Touristen abliefert (die Tschechen können sich i.d.R. nämlich selbst die in unseren Augen günstigen Tickets nicht leisten).
    Lohnenswert ist auf jeden Fall ein Besuch im Rudolfinum, die Tschechische Philharmonie und der Tschechische Philharmonische Chor sind großartig.
    Es gibt dann immer auch noch zahlreiche Angebote im Obecni dum mit seinem Smetana-Saal und den zahlreichen Kirchen der Stadt.


    Kleiner Tipp für eine schöne Pension, die ich sehr empfehlen kann (man spricht dort auch Deutsch):
    http://www.kern.cz


    Gruß
    Rosenkavalier
    (die immer wieder gerne in "ihr" Prag reist)

  • Hallo Felipe,


    war damals kurz nach der Wende in Prag. Im Rahmen eines Bühnenbildklassenwettbewerbs. Da habe ich Don Carlos und Die verkaufte braut gesehen. War aber alles sehr einfach gehalten in Bühnenbild und Kostüm. Gesanglich allerdings sehr gut!!! Und das Theater ist ein Traum. Da trauere ich immer um unser altes Kölner Opernhaus, das man 58 abgerissen hat. Du, das Prager Theater sieht man auch wähernd einer Aufführung in dem unsäglichen Film "Die goldene Stadt". Da hat es auchnoch den alten Zwischenvorhang.


    LG,


    Knuspi

  • Zitat

    Original von audiamus


    Und in Wien stolpert man eh überall über die beiden.


    Leider nicht mehr so oft, da ist viel zugrundegegangen. Sie haben ja nicht nur Theater gebaut.


    Übrigens war es wohl nicht der Mangel an Ideen, sondern die Erkenntnis, daß man gewisse Grundtypen nicht zu sehr verändern soll. Die gut erhaltenen Theater von Fellner und Helmer sind sämtlich ein Traum in jeder Hinsicht. Womit nichts gegen andere Theaterarchitekten gesagt sein soll (ich denke mit Begeisterung etwa an Meran oder Coburg).


    LG


    Waldi

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  • Und als Sprechtheater-Variante gibt es das natürlich auch von Fellner & Helmer:




    Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, erbaut 1899-1900 nach dem Vorbild des Wiener Volkstheaters, mit ca. 1400 Plätzen (ursprünglich 1900) größter Sprechtheaterbau im deutschen Sprachraum (Mitte der 1980er wurde das Interieur wieder originalgetreu rekonstruiert).

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • waren ja nicht nur in der ganzen K. &.K. Monarchie gebaut worden, sondern in fast ganz Europa.


    Das waren die Massebauer von Theatern in halb Europa von Wien, Graz, Pressburg, Prag, Hamburg, Rijeka bis Odessa.


    Gut, schnell und schön gebaut, mit viel Athmosphäre.


    Das Wiener Volkstheater hattte im 2.WK die Kuppel verloren, wurde aber nach gründlicher Restaurierung wieder erneuert.

    Einmal editiert, zuletzt von oper337 ()

  • Einen eigenen Thread über Theaterarchitektur haben wir nicht, also nehme ich diesen, um an den heutigen 90. Todestag von Hermann Helmer zu erinnern, der einer der wichtigsten Vertreter seiner Zunftt war:

    Helmer, Herrmann, dt. Architekt,
    * 13.7.1849 Harburg, † 2.4.1919 Wien. gründete mit Ferdinand Fellner (1847–1916) ein Architekturbüro in Wien, das Theaterbauten in ganz Europa errichtete: 1877 Augsburg, 1898 Graz, 1908–10 Klagenfurt, 1882–93 Salzburg, 1892–94 Wiesbaden, 1890 Zürich, außerdem in Berlin, Budapest, Hamburg, Preßburg, Odessa u.a. Neben dem Streben nach rationaler Raumorganisation (meist kombinierte Rang- und Logentheater) ist für diese Bauten eine prachtvolle Fassaden- und Innendekoration, oft im neobarocken Stil, charakteristisch.


    Etliche seinerGebäude sind ja in diesem Thread zu sehen!


    Hier ist noch ein Beispiel aus Wiesbaden:



    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)