Don Carlos Wien - Ein Abschied

  • Verdi für Liebhaber: Die Wiener Staatsoper bot im Juni die einmalige Gelegenheit, an aufeinanderfolgenden Abenden den italienischen Don Carlo und die französische Fassung Don Carlos (die Maximalvariante, praktisch ohne Striche und mit Ballettmusik) zu sehen. So wird wieder einmal ganz besonders stark deutlich, wie völlig unterschiedlich diese beiden Werke sind.


    Die direkte Wertung zu diesen beiden Abenden lautet eindeutig - Sieg nach Punkten für Carlossss.
    Die italienische Fassung war in unserer alten, grau-grauen Inszenierung solide aber nicht aussergewöhnlich (Dirigat M.Armiliato, Rene Pape, Thomas Hampson, Norma Fantini, Luciana d'Intino und ein inferior schlechter Franco Farina als Carlo).


    Der Carlos hat sicher den riesigen Startvorteil der (auch für mich Staubi) spannenden Inszenierung - Konwitschny :jubel:
    Besetzung Weltklasse! Dirigat: Bertrand de Billy als Seele des ganzen, Ramon Vargas als Carlos, Iano Tamar als Idealbesetzung für Elisabeth, Ain Anger als Philip, Nadja Krasteva (an ihren stimmlichen Grenzen mit der Eboli), Dan Paul Dumitrescu als Karl V in seiner besten Rolle, und .... der tollste Posa seit langer Zeit George Petean. Ein hell und wunderschön timbrierter Bariton, und was für eine Höhe! Hat man seit Cappuccillis Abgang nur sehr selten gehört.
    Faszinierende fünf Stunden lang ist die Opernwelt total in Ordnung.


    Traurig ist nur: gestern war der letzte Carlos. Abschied, viel Wehmut. Ich habe von den insgesamt 25 Aufführungen fast alle gesehen, es gibt Produktionen von denen man nicht genug bekommt. Kleiner Trost - es gibt die DVD (allerdings mit leicht anderer Besetzung).


    LG
    Isis

  • Hallo Isis,
    auch ich habe mir im Juni den Italienischen als auch den Französischen Don Carlos angesehen. Gesanglich gefiel auch mir diesmal die Französische Fassung besser. Beim Italienischen Carlo konnten mich nur D'Intino und Pape überzeugen, obwohl mir letzter eigentlich noch zu jung für den König ist. Farina war wirklich schlecht, aber fast genauso furchtbar war leider auch Hampson, von dem ich mir in dieser Rolle mehr erwartet habe. Einen derart schlampig gesungenen Rodrigo habe ich bisher noch nicht gehört.
    Kein Vergleich mit der großartigen Serie vom Dezember 2006 mit Salminen, Keenlyside, D'Intino und der wunderbaren Guryakova. Leider war damals Cura nicht auf dem selben gesanglichen Niveau sonst wäre es wirklich der perfekte Don Carlo gewesen.


    Auch ich finde es schade, daß der Französische Don Carlo abgesetzt wurde. Das war doch jedesmal ein Spektakel, wenn die Inquisition schon in den Gängen stattgefunden hat und die Besucher zu Statisten wurden. Eboli's Traum war auch immer ein Knüller, besonders wenn du auch gute Darsteller auf der Bühne hattest. Die Krasteva stach da immer ganz besonders hervor. Ihre Eboli hat mir auch gut gefallen, denn die funktioniert sicher gut in der Französischen Fassung.
    Petean ist tatsächlich ein großartiger Posa, das fiel mir schon im Jahr zuvor auf. Ich kann mich nicht erinnern, je einen so guten Posa gehört zu haben, obwohl man doch sagt, daß diese Rolle sehr dankbar und sie leicht zu singen ist. Vonwegen. Frontali hat mich in dieser Rolle nicht begeistert, Hampson wie gesagt genausowenig.
    Ain Anger als König machte seine Sache auch sehr gut. Ein interessanter Sänger und auch guter Darsteller.


    Gregor

  • Hallo,


    in Hamburg haben wir zum Glück im September und Oktober nochmal die Gelegenheit, den Konwitschny-"Carlos" zu sehen und zu hören. Besetzung: Rose, Furlan, Petean (übrigens einer von vielen sehr guten Nachwuchssängern, die aus dem Hamburger Opernstudio stammen), Halbwachs (auch ein "Hamburger Gewächs"), Breedt. Man kann nur froh sein, dass es zumindest die Wiener "Zweitfassung" auf DVD geschafft hat. Leider hat man bei uns nur den "Freischütz" mitgeschnitten und viele andere Höhepunkte der Zusammenarbeit von Metzmacher/Konwitschny der Vergessenheit anheim gegeben.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Man kann nur froh sein, dass es zumindest die Wiener "Zweitfassung" auf DVD geschafft hat. Leider hat man bei uns nur den "Freischütz" mitgeschnitten und viele andere Höhepunkte der Zusammenarbeit von Metzmacher/Konwitschny der Vergessenheit anheim gegeben.


    Ich finde ich es wirklich traurig für die Hamburgische Staatsoper, dass zwei der besten Produktionen der Metzmacher/Konwitschny-Zusammenarbeit auf DVD von anderen Häusern "abgestaubt" worden sind: Don Carlos von Wien und Lohengrin von Barcelona. Dass es den Wozzeck nur auf CD gibt und den großartigen Rosenkavalier überhaupt nicht, ist jammerschade. (Die Dirigate von Metzmacher, obschon immer interessant und teilweise vorzüglich, standen für mich nicht durchgehend auf gleicher Höhe wie die Inszenierungen, aber man hat jederzeit gemerkt, dass er sich um einen Zusammenhang zwischen musikalischer und szenischer Interpretation bemüht hat!)


    Hier hat man in Hamburg möglicherweise gepennt - und dass von der gegenwärtigen Intendanz der Großteil der Produktionen (ich glaube alle bis auf den Carlos?) bereits in den Orkus entsorgt worden ist, setzt dem Ganzen die Krone auf.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Die Dirigate von Metzmacher, obschon immer interessant und teilweise vorzüglich, standen für mich nicht durchgehend auf gleicher Höhe wie die Inszenierungen, aber man hat jederzeit gemerkt, dass er sich um einen Zusammenhang zwischen musikalischer und szenischer Interpretation bemüht hat!


    Dem schliesse ich mich gerne an. Gerade die Paarung Metzmacher/Konwitschny hat Hamburg exzellente Aufführungen beschert, die auch vom Pult her vor allem nie langweilig waren und auch an langen Abenden immer Spass gemacht haben.


    Dass man den "Rosenkavalier" von Konwitschny ausgerechnet gegen eine Marelli-Inszenierung ausgetauscht hat, ist eins von vielen Armutszeugnissen für dieses nicht ganz unbedeutende Opernhaus in der deutschsprachigen Opernlandschaft.

  • Hallo Bernd,


    zumindest hat man in der nächsten Saison auch noch Gelegenheit, die "Meistersinger" und den "Freischütz" wiederzusehen. Und ich habe gerüchteweise gehört, dass auch der "Lohengrin" nochmal eine Wiederauferstehung feiern soll. Es ist allerdings bezeichnend, dass keine der Wiederaufnahmen (es handelt sich dabei ja um drei Stücke aus dem erweiterten Kernrepertoire) von der GMDin geleitet wird. Das Orchester hat unter Young zwar einen Sprung nach vorn gemacht, aber in szenischer Hinsicht hat sie leider eine Vorliebe für mittelmäßige Konfektionsware.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    zumindest hat man in der nächsten Saison auch noch Gelegenheit, die "Meistersinger" und den "Freischütz" wiederzusehen. Und ich habe gerüchteweise gehört, dass auch der "Lohengrin" nochmal eine Wiederauferstehung feiern soll.


    Vielen Dank, Giselher, für den Hinweis! Die Meistersinger habe ich damals verpasst, die würden mich wirklich interessieren - trotz Titus und Treleaven (habe gleich mal auf der Homepage geschaut). Terminlich (um die Jahreswende) liegen die Aufführungen ganz gut für mich...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Glückliches Hamburg, die Inszenierung war ja ein grosser Wurf. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung dass der Don Carlos noch nicht ganz "gekübelt" wird und er nochmal seinen Weg durch Europa macht. Ich hab was gelesen er geht nach Antwerpen.


    Ich finde sehr schade dass in Hamburg nicht auch aufgezeichnet wurde, ich hätte liebend gerne die DVD mit Petean gekauft (er war um Klassen besser als die Wiener Premierenbesetzung Bo Skovhus).


    LG
    Isis

  • Habe die italienische Fassung am 26.6. gesehen. Hampson war großartig!!!! Papé habe ich in der Rolle in Berlin schon besser gehört, vor allem bei der großen Arie wollte er zu viel "zaubern". Er hatte aber einige tolle Momente, insbesondere im Duett mit Posa. Fantinis großen warmen Sopran mag ich einfach sehr gerne. Franco Farina war völlig indiskutabel - drei Gesten, ein "bedeutungsschwangerer" Blick und noch viel weniger stimmliche Mittel :no: . Die Eboli wurde kurzfristig umbesetzt und die Dame (den Namen hab ich vergessen) konnte die optischen Nachteile leider nicht stimmlich wett machen. Darstellerisch ähnlich "begabt" wie der Tenor.
    Inszenierung fand schlichtweg nicht statt......


    Ich bin aber trotzdem froh, dass ich nicht Konwitschny gewählt habe - mir haben drei einhalb Stunden auf den harten Stühlen gereicht - und ich bin von der Staatsoper Berlin hinsichtlich Sitzqualität wahrlich nicht verwöhnt.


    LG
    Rosenkavalier

  • Das ist einfach nicht wahr. Denn die gefütterte, mit Samt überzogene Bestuhlung kann es in Sachen Sitzkomfort locker mit jedem anderen Haus aufnehmen.


    Es fällt mir überhaupt auf, dass oft grossartige Leistungen, seien es Sänger oder Dirigenten, in diesem Forum rigoros niedergeknüppelt werden, dafür aber (wie hier mit Konwitschny) für mich inakzeptable Scheusslichkeiten in den Himmel gehoben werden.


    Da muss man sich schon fragen, ob diese Herrschaften noch nichts Besseres gehört oder gesehen haben.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Zitat

    Original von Milletre
    Es fällt mir überhaupt auf, dass oft grossartige Leistungen, seien es Sänger oder Dirigenten, in diesem Forum rigoros niedergeknüppelt werden, dafür aber (wie hier mit Konwitschny) für mich inakzeptable Scheusslichkeiten in den Himmel gehoben werden.


    Da muss man sich schon fragen, ob diese Herrschaften noch nichts Besseres gehört oder gesehen haben.


    A.) Definiere "Besser"
    B.) Definiere "inakzeptabel Scheusslich"
    C.) Meinungen (und Geschmäcker) sind verschieden, und wenn Dir die Meinung von X nicht gefällt, weil Du eine andere hast, so kann man die "fremde Meinung" dennoch stehen lassen, und braucht hier nicht so "pauschal-totschläger" Aussagen treffen, oder? Zum Glück schreibst Du ja: "für mich", da erhebst Du ja zum Glück keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, wie wir das schon von anderen hier erlebt hatten, dafür Danke ich Dir!


    OK, ich denke, das hatten wir hier im Forum schon so oft an allen möglichen Stellen, daß es müßig ist, hierauf zu antworten... Lassen wir also die Schlammschlacht hier weg. Zu den Stühlen kann ich leider nichts sagen, ich war noch nie in Wien in der SO, kann also nicht vergleichen.


    Matthias

  • Natürlich ist das meine ganz persönliche Meinung. Wenn der Konwitschny jemandem gefällt, ist das seine Sache und ok.


    Ich bin eben der Überzeugung, dass Regisseure wie Ponnelle, Strehler, auch Schenk und Zeffirelli, Visconti ... das Publikum regelrecht verzaubern konnten - und vor allem gtab es keine Gegnerschaft zwischen dem Werk und dessen Realisierung.


    Ich habe in den letzen Tagen viele Einträge im Forum gelesen, und da hatte ich öfter den Eindruck, dass ein gewisser Snobismus nicht zu übersehen ist. Wenn ein Poster seine Lieblings-Violinkonzerte aufzählt, und da fangen diese erst im 20.Jh. an, als wären die Beethovens, Brahms', Bachs, Vivaldis und wer auch immer gar nicht auf der Welt gewesen und hätten unvergängliche Kompositionen geschaffen ...


    Oder Sängern, die bis heute keinen Nachfolger gefunden haben, z.B. Siepi, wird unterstellt, sie sängen nasal, neigen zum Tremolo und hätten keine dramatische Attitüde ...


    Dann kam ich zur regelrechten Hinrichtung eines Karajan, dem ich so ungeheuer viel verdanke, da er mir die Oper und die Symphonik ins Herz gepflanzt hat wie kaum einer nach ihm - Bernstein ausgenommen! - dann möge man mir bitte nachsehen, wenn ich gelegentlich emotional überreagiere.


    Ich versuche, mich zu bessern!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)


  • Ich denke, Du mußt Dich nicht bessern, bisher bist Du mir noch nicht negativ aufgefallen... (was nichts heißen will, ich lese ja auch nur selektiv!)


    Ich z.B. mag Konwitschny, aber auch die Filme von Ponelle sind gut, das kann also alles nebeneinander bestehen.


    Und Deine Eindrücke von anderen sind sicherlich erst mal eine spezielle Aussage über den jeweils einzelnen, und nicht über das Forum als Ganzes!


    Also: Bleib wie Du bist, und keine Angst!


    Matthias

  • Zitat

    Original von Milletre
    Das ist einfach nicht wahr. Denn die gefütterte, mit Samt überzogene Bestuhlung kann es in Sachen Sitzkomfort locker mit jedem anderen Haus aufnehmen.
    [


    Na, das ist doch mal was anderes - über Sitzkomfort in den verschiedenen Opernhäusern zu diskutieren.


    Ich kenne einige davon und musste weder bei Parsifal in der Staatsoper Berlin noch bei den Meistersingern in der Opr Frankfurt die letzte halbe Stunde auf dem Sitz "rumrutschen", weil es unangenehm wurde....und diese Opern sind deutlich länger als der 4-aktige Don Carlo..


    LG
    Rosenkavalier
    (die ansonsten das Ambiente in der Staatsoper toll fand)


  • Stimmt, neues Diskussionsthema, sollte einen neuen Thread bekommen... ;-)


    Allgemeiner Hinweis: Meine Vergleichsmöglichkeiten stammen NIE aus dem Parkett, ich schaue immer gerne von weiter oben (auch, wenn ich in DA auch schon mal in der 2. Reihe im Parkett saß und als Kind in WI in den hinteren Reihen des Parketts)...


    SOudL in Berlin ist im 2. Rang 1.Reihe sehr eng an die "Mauer" gebaut, und die Stühle sind recht schmal. Und es "müffelt" dort in der SOudL nach "altem Haus"... ;-)


    Baden-Baden ist breiter und hat mehr Platz nach vorne (wieder 2. Rang, 1- Reihe) Dafür ist die Höhe höher, weil das Haus kürzer ist, und daher die Ränge weiter auseinander sein müssen, damit man auch aus den hinteren Reihen noch was sehen kann.


    Darmstadt ist sehr angenehm seit der Renovierung sind auch die Polster nicht mehr durchgesessen. Da gibt es nur einen ersten Rang, und man sitzt überall sehr gut.


    Das Aalto-Theater in Essen fand ich auch sehr angenehm.


    Stuttgart hat auch mehr Platz als Berlin, man sitzt gut.


    Frankfurt ist nicht ganz so gut wie Darmstadt...


    Wiesbaden kommt in etwa von der Sitzgröße und -breite an die SOudL heran, in WI "müffelt" es aber nicht so... (also: auch etwas schmaler, und "kürzer";).


    Rumrutschen und -quälen hat aber doch auch etwas mit der Aufführung zu tun, oder? Wenn ich mich langweile, schlafen auch die Beine schneller ein... ;-)


    Matthias


  • Kann natürlich sein...und damit bekomme ich auch wieder die Kurve zum ursprünglichen Thema :D - auf der Bühne ist außer dem Sängerischen nämlich tatsächlih rein gar nichts passiert..... Bei einer komplett überzeugenden Sängerriege würde ich mich ja bei einer quasi konzertanten Aufführung in Kostümen nicht langweilen, aber wenn es einem jedesmal die Schuhe auszieht, wenn der Tenor anfängt.....Und Hampson als Posa durfte ja die letzte halbe Stunde nicht mehr mitsingen :evil:


    LG
    Rosenkavalier

  • Das kann der lustige Konwitschny in einer Folgeinszenierung locker ändern, indem er in der Schlussszene im Kloster von Saint-Juste Posas Geist herumschwirren lässt, so dass der Tommy Hampson dann zumindest optisch mit dabei ist.


    (Hoffentlich liest Erstgenannter dies nicht, denn die Gefahr, dass er nach "Ebolis Traum" auch noch "Posas Geschwirrre" in Szene setzt - nicht auszudenken!)

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich finde es faszinierend wie die Diskussion in eine Bewertung der Sitzmöbel modifiziert wurde. Also: es gibt sicher bessere Sitze als der WSO aber es gibt auch viel schlechtere (München, Paris....)
    Ich mag Ponelle. Schenk, Zefirelli sehr, fühle mich aber nicht im geringsten snobby weil mir der Konwitschny Carlos sehr gefällt !


    Ich wünsche allen Taminanern einen schönen Sommer


    LG
    Isis



  • Ich finde Du hast völlig Recht, diese IKEA - Inszenierung, ist doch völlig daneben gegangen.


    Ich möchte den Don Carlos, nicht in einem Möbelhaus spielend, sehen. Also finde ich 25 Aufführungen waren genug!


    Schade um das Geld, das da hinausgeworfen wurde.


    Bin halt ein Staubi, aber ich möchte Opern auch in einer Inszenierung sehen, die den Werken entsprechen, sowohl von Verdi, als auch von Schiller.


    Übrigens hast Du bei Siepi völlig Recht! Bei Karajan und Schenk auf alle Fälle!


    Liebe Grüße Peter, aus Wien. :hello: :hello:

  • [quote]Original von pfuetz
    [
    A.) Definiere "Besser"
    B.) Definiere "inakzeptabel Scheusslich"
    C.) Meinungen (und Geschmäcker) sind verschieden, und wenn Dir die Meinung von X nicht gefällt, weil Du eine andere hast, so kann man die "fremde Meinung" dennoch stehen lassen, und braucht hier nicht so "pauschal-totschläger" Aussagen treffen, oder? Zum Glück schreibst Du ja: "für mich", da erhebst Du ja zum Glück keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, wie wir das schon von anderen hier erlebt hatten, dafür Danke ich Dir!





    Da mich Peter so lieb gebauchpinselt hat (tut ja gut, geb's ja zu!), meine Replik zu obigem Zitat:


    ad A): Wenn man in diesem Werk Persönlichkeiten wie Ghiaurov, Siepi, Freni, Simionato, Verrett (leider nur einmal!), Bastianini, Cappuccilli, Talvela, Hotter, Carreras, Domingo ... erleben durfte, glaube ich, ist alles gesagt. Dazu kommt, dass der derzeitige Überlang-Direktor offensichtlich auf erstrangige Sänger nur bedingt setzt, warum auch immer.


    ad B): Ich bin ein Mensch, der grossen Kunstwerken tiefe Ehrfurcht und unendlichen Respekt entgegenbringt. Deshalb sind mir "Deutungen", mögen sie auch interessant und zeitgeistig sein, dem betreffenden Werk jedoch nicht entsprechen, ein Gräuel.


    In den letzten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, hat sich zudem eine weitere Unsitte in der Opernregie breitgemacht, nämlich der Zwang, Ouvertüren, Vor- und Zwischenspiele szenisch aufzupeppen. Was ich auch verstehe, denn offensichtlich sind Regisseure dieses Schlags überzeugt, dem Publikum müsse etwas geboten werden, denn wenn es "nur" Musik gibt, wird's den Leuten ja fad' und sie könnten einschlafen.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

    2 Mal editiert, zuletzt von Milletre ()

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  • Zu den Regie-Unsitten muss ich eines noch loswerden:


    Bekanntlich spielt die Wiener Oper etwa 300 Tage im Jahr. Dazu kommt ein breit gefächertes Repertoire. Jahrzehntelang war es spannend zu erleben, wie der eine oder andere Sänger seine Rolle "anlegt". Das war deshalb unglaublich spannend, da sich die bedeutendsten Sänger die Klinke in die Hand gaben und man konnte die interessantesten Vergleiche bezüglich Interpretation und Persönlichkeit ziehen.


    Seit dem brutalen Regie-Diktat, das, ausgehend von deutschen Landen, deren Opernhäuser mangels großer Sänger mit aufgesetzten szenischen Einfällen gegensteuern mussten, auf fast sämtliche Bühnen übergriff, wird die Persönlichkeit des Künstlers derart beschnitten, dass heutzutage schon jeder Augenaufschlag durchchoreographiert ist. Dadurch soll eine Produktion vor allem durch die Regiearbeit interessant gestaltet werden.


    Der grosse Nachteil dieser Manie wird auch dadurch manifest, dass es kaum mehr möglich ist, einen interessanten Gast, der ja die Inszenierung nicht miterarbeitet hat, einzuladen. Diesem Umstand verdanken wir auch unter anderem die Verarmung der Sängervielfalt, die früher einmal Spannung und Begeisterung entzünden konnte.


    Aber was soll's, dafür haben wir ja jetzt das hochgelobte Regietheater.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

    Einmal editiert, zuletzt von Milletre ()

  • Lieber Milletre!


    Zu meiner Zeit, hat jederzeit, ein(e) Sänger(in) in eine bestehende Inszenierung "einspringen" können.


    Auch hielten diese Inszenierungen Jahrzehnte.


    Ich kann mich erinnern, dass in die Tosca (die gibt es heute noch in der Wallmann - Inszenierung) jederzeit, eine Stella, Tebaldi oder Leonie Rysanek "einspringen" konnten.


    Bei den jetzigen Inszenierungen ist dies eher unmöglich. Warum man manche Opern immer wieder neu inzeniert, verstehe ich nicht, die vorletzte Insenierung der "Macht" hat gestimmt, und das finde ich ist die Hauptsache.


    Die WSTO hat bedeutend weniger Opern im Repertoire als zu meiner Stehplatz - Zeit.


    Ich brauche keine Daphne (was auf griech. Lorbeer heißt), die eine jonische Säule wird, oder eine Senta die einen indischen Witwenverbrennungstod erleidet, das stimmt eben einfach nicht


    Otto Schenk, mit dem ich Jahrzehnte befreundet bin, meinte zu mir, es müssen eben die SängerInnen da mitmachen, dass sie bekannt werden.


    Das Regie- Zeitalter ist ärger als das Primadonnen - Zeitalter, wo wir nur eine Gegnerschaft Callas / Tebaldi hatten, nur hätten die nie in solchen Inszenierungen mitgemacht.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter, auch aus Wien.

  • Zitat

    Original von oper337
    Ich finde Du hast völlig Recht, diese IKEA - Inszenierung, ist doch völlig daneben gegangen.


    Ich möchte den Don Carlos, nicht in einem Möbelhaus spielend, sehen. Also finde ich 25 Aufführungen waren genug!


    Lieber Peter,


    wir alle haben jetzt zur Kenntnis genommen, dass Du diese Inszenierung nicht magst - aber die permanente Wiederholung des Namens eines aus Schweden stammenden Möbelhauses im nicht schlüssigen Zusammenhang mit dieser Inszenierung sollte jetzt auch keine weitere Repetition erfahren. Du hast die Möglichkeit, Dir die italienische "Carlo"-Version anzuschauen, prima - wie Dir vielleicht nicht entgangen ist, wird die Konwitschny-Inszenierung des "Don Carlos" von vielen Menschen geschätzt - und die dürfen dann auch bedauern, dass diese aus dem Programm genommen wird.

  • Zitat

    Original von Alviano


    Lieber Peter,


    wir alle haben jetzt zur Kenntnis genommen, dass Du diese Inszenierung nicht magst - aber die permanente Wiederholung des Namens eines aus Schweden stammenden Möbelhauses im nicht schlüssigen Zusammenhang mit dieser Inszenierung sollte jetzt auch keine weitere Repetition erfahren. Du hast die Möglichkeit, Dir die italienische "Carlo"-Version anzuschauen, prima - wie Dir vielleicht nicht entgangen ist, wird die Konwitschny-Inszenierung des "Don Carlos" von vielen Menschen geschätzt - und die dürfen dann auch bedauern, dass diese aus dem Programm genommen wird.


    Lieber Alviano!


    Ich sehe das völlig ein, aber ich habe eben die italienische Fassung an der WSTO, lieber.
    Warum man da nicht, im selben Bühnenbild, die franz. Fassung bringen kann, verstehe ich wieder nicht.


    Liebe Grüße Peter, aus Wien

  • Lieber Peter, ganz einfach: damit die Konwitschny Fans auch auf ihre Kosten kommen! :D


    Was eine Inszenierung, in der überwiegend kahle gekachelte Wädne das Buhnenbild darstellen, mit IKEA zu tun hat, verstehe ich auch nciht.....
    Mit wem Du so Alles gut befreundet bist-wirklich sehr beeindruckend! 8o


    Ich bin für eine Synthe der Dirigenten, Primadonen und Regietheater-Ära. Ich möchte weder eine Rampen-Oper ohne psycholigisch einleuchtende Personenregi als eine Tyrannei der Sänger über das gesamte übrige Opernteam und auch keine Regie-Diktatur, die Sänger und Musik in Korsette zwängt und jede Freiheit der Rollengestaltung nimmt. Letzteres sehe ich aber eher selten, vor allem dann nciht , wenn es sich um wirklich grosse Stars handelt, die sich schon zu wehren wissen.
    Musik, Gesang und Theater sind m.E. in der Oper glecihberechtigte Partner.
    Dass da die Gewichte zu verschiedenen Zeiten anders gesetzt werden, ist anscheinend eine historische Entwicklung.
    Dass es auch zu serh gelungenen Synthesen kommen kann , zeigt sich gottseidank immer wieder. Und hoffentlich immer mehr.


    Grüsse aus Lille :hello:

  • Liebe Fairy Queen!


    Edita Gruberova hat in der WSTO, bei ihrem Auftreten als Donna Anna, die alte Inszenierung gewünscht, und auch bekommen.


    Natürlich müssen junge SängerInnnen, um oft den "Launen" eines Neuentdeckers einer Oper entgegenzukommen, und es auch so bringen, um überhaupt bekannt zu werden (Zitat: Otto Schenk).


    Hans Weigel, der große österreichische Kulturkritiker, hat einmal in einem Buch niedergeschrieben, das ich habe, dass manche Regisseure meinen, dass sie keinen Bezug zu der, oder der, Oper haben.


    Dann sollen sie es bleiben lassen, denn etwas Liebe zum Theater oder zur Oper gehört schon dazu, man kann zwar Aida, mit Soldaten in US Uniformen geben, nur ist das nicht im Sinn der Oper, und auch nicht im Sinn Verdis. (Zitat Hans Weigel).


    Liebe Grüße und Handküsse, aus Wien sendet Dir Peter. :hello: :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Musik, Gesang und Theater sind m.E. in der Oper glecihberechtigte Partner.



    Das, durchlauchte Queen, ist ein oft gehörter Gemeinplatz. Denn heutzutage ist die Regie die wahre Königin auf den Opernbrettern, deren Konzept sich alle anderen Faktoren unterordnen müssen. Wenn, wie z.B. in der Salzburger Traviata, der Alfredo in seiner alles andere als leichten Arie die Kleidung wechseln und seine Schnürsenkel knoten muss, dann ist doch wohl die Wahl eines Protagonisten sehr eingeschränkt. Wie dieser Tenor stimmlich ist, scheint durchaus zweitrangig zu sein. Ich vermute, Villazón, der einen grossartigen Alfredo gesungen (und gespielt) hat, hätte das "De' miei bollenti spiriti" bei reduzierten Regiemätzchen sicherlich noch beeindruckender singen können.


    Dazu kommt, dass ein Grossteil der Sängerelite nicht berücksichtigt werden kann, weil das Regiekonzept Typen und nicht primär die besten Stimmen verlangt.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)


  • Entschuldige, aber von welcher Zeit sprichst du eigentlich?? Ich gehe seit 30 Jahren regelmäßig in die Oper und finde sie heute viel spannender und lebendiger als früher, wo entweder einer der "Drei Tenöre" oder eben ein oft mediokrer Haustenor sang. Klar konnte früher jeder einspringen, denn die Regie bestand ja nur darin, dass die Auftritte von links oder rechts geregelt wurden, ansonsten stand man stramm an der Rampe und sang frontal ins Publikum. Ausnahmen waren Sänger wie Domingo, die genügend Persönlichkeit haben und einfach immer spielen, egal in welches Bühnenbild man sie stellt.
    Welche Sänger vermisst du denn an der WSO, dass du unsere Besetzungen so indiskutabel findest???? Wo gibt es bessere? Natürlich singt nicht jeden Abend ein Weltstar, um den reißen sich schließlich auch andere Opernhäuser und 365 mal im Jahr kann niemand auf der Bühne stehen. Die Zeit der Hausensembles ist defintiv vorbei, das mag man bedauern, ist aber nicht zu ändern. (Welcher wirklich gute Sänger würde heute auf eine internationale Karriere verzichten und sich an ein Haus binden??)
    Und ich kann Rosenkavalier nur zustimmen: Unser italienischer Carlo ist so sterbenslangweilig, dass ich ihn nur mit einer herausragenden Besetzung ertrage, und dabei zählt er zu meinen Lieblingsopern. Dass man den psychologisch so stimmigen Konwitschny-Carlos aus dem Repertoire gekippt hat, bedaure ich zutiefst ;( ;(
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Milletre



    Das, durchlauchte Queen, ist ein oft gehörter Gemeinplatz. Denn heutzutage ist die Regie die wahre Königin auf den Opernbrettern, deren Konzept sich alle anderen Faktoren unterordnen müssen. Wenn, wie z.B. in der Salzburger Traviata, der Alfredo in seiner alles andere als leichten Arie die Kleidung wechseln und seine Schnürsenkel knoten muss, dann ist doch wohl die Wahl eines Protagonisten sehr eingeschränkt. Wie dieser Tenor stimmlich ist, scheint durchaus zweitrangig zu sein. Ich vermute, Villazón, der einen grossartigen Alfredo gesungen (und gespielt) hat, hätte das "De' miei bollenti spiriti" bei reduzierten Regiemätzchen sicherlich noch beeindruckender singen können.


    Dazu kommt, dass ein Grossteil der Sängerelite nicht berücksichtigt werden kann, weil das Regiekonzept Typen und nicht primär die besten Stimmen verlangt.



    Lieber Milletre!


    Danke, könnte von mir geschrieben sein, habe die selbe Ansicht! Peter aus Wien.