Verdi für Liebhaber: Die Wiener Staatsoper bot im Juni die einmalige Gelegenheit, an aufeinanderfolgenden Abenden den italienischen Don Carlo und die französische Fassung Don Carlos (die Maximalvariante, praktisch ohne Striche und mit Ballettmusik) zu sehen. So wird wieder einmal ganz besonders stark deutlich, wie völlig unterschiedlich diese beiden Werke sind.
Die direkte Wertung zu diesen beiden Abenden lautet eindeutig - Sieg nach Punkten für Carlossss.
Die italienische Fassung war in unserer alten, grau-grauen Inszenierung solide aber nicht aussergewöhnlich (Dirigat M.Armiliato, Rene Pape, Thomas Hampson, Norma Fantini, Luciana d'Intino und ein inferior schlechter Franco Farina als Carlo).
Der Carlos hat sicher den riesigen Startvorteil der (auch für mich Staubi) spannenden Inszenierung - Konwitschny
Besetzung Weltklasse! Dirigat: Bertrand de Billy als Seele des ganzen, Ramon Vargas als Carlos, Iano Tamar als Idealbesetzung für Elisabeth, Ain Anger als Philip, Nadja Krasteva (an ihren stimmlichen Grenzen mit der Eboli), Dan Paul Dumitrescu als Karl V in seiner besten Rolle, und .... der tollste Posa seit langer Zeit George Petean. Ein hell und wunderschön timbrierter Bariton, und was für eine Höhe! Hat man seit Cappuccillis Abgang nur sehr selten gehört.
Faszinierende fünf Stunden lang ist die Opernwelt total in Ordnung.
Traurig ist nur: gestern war der letzte Carlos. Abschied, viel Wehmut. Ich habe von den insgesamt 25 Aufführungen fast alle gesehen, es gibt Produktionen von denen man nicht genug bekommt. Kleiner Trost - es gibt die DVD (allerdings mit leicht anderer Besetzung).
LG
Isis