Anton Eberl (1765-1807) - Beethovens Wiener Rivale

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    In Klavierkompositionen sind wohl jetzt Beethoven und Anton Eberl die stärkesten. Beyde haben Neuheit, Feuer und Kraft; beyde strömen von Ideen über, und beyder Werke sind ziemlich schwer zu exequiren, lohnen dann aber auch gewiß die Mühe. Beethoven, um meiner Vergleichungssucht noch einmahl den Zügel schiessen zu lassen, hat, wie mir scheint, mit Jean Paul viele Aehnlichkeit. Beyde zeichnen sich durch sehr vieles Genie, aber doch auch durch sehr viele Sonderbarkeiten und Bizarrerien aus, die man dem Genie verzeihen muß. Eberls Kraft wirkt mehr aufs Ganze, als auf einzelne Theile. Mit feurigem lebenden Kolorite stellt er, wie Klingers Gemählde, mit großen Zügen, kräftige Gestalten vor unsere Seele, die uns mit wunderbarer Macht ergreifen, wenn gleich noch zuweilen zu viele wilde ungezähmte Stärke sichtbar ist.
    (Julius Wilhelm Fischer, Reisen durch Oesterreich, Ungarn, Steyermark, Venedig, Böhmen und Mähren, in den Jahren 1801 und 1802, Erster Theil, Wien 1803, S. 217f.)



    Der Komponist Anton Eberl ist einer jener tragischen Figuren, die zu Lebzeiten höchstes Ansehen genossen und alsbald nach Lebensende in Vergessenheit gerieten. Ist es die Schere der historischen Distanz, welche die Verbindung in unsere Zeit schnitt? Ein Komponist der leichten Muse ohne Tiefgang und dem auf oberflächlichen Effekten bedachten Publikum zugeschnitten? Oder mußte Eberl weichen gemäß dem Motto: "Des Guten Feind ist der Bessere"? Der Bessere - das befand die Nachwelt - ist dann wohl doch ein Herr Beethoven.
    So stellt sich die Frage, ob sich die Beschäftigung mit Eberl lohnt. Hierauf kann ich mit einem beherzten JA antworten, die Beschäftigung lohnt. Und wie. Denn Eberl ist kein schlechter Beethoven sondern bester Eberl. Doch der Reihe nach.
    (Franz Josef) Anton Eberl wurde am 13. Juni des Jahres 1765 in Wien geboren. Bereits in frühen Jahren zeigte sich ein großes Talent - mit 8 Jahren gab er private Klavieraufführungen in Wien. Im Alter von 19 Jahren trat er zum ersten mal im öffentlichen Rahmen - ebenfalls in Wien -auf. Ob er in der Zeit vor seinen ersten öffentlichen Auftritten Unterricht bei Mozart erhielt, bleibt wohl bis heute ungeklärt - fest steht, daß Mozart ihn unterstützte und freundschaftlich zugewandt war. Der Name Mozart sollte ihm jedoch noch einige Scherereien bescheren.
    Ein erstes Bühnenwerk aus dem Jahre 1787 - Die Marchande des Modes - soll ihm wiederum angeblich die Wertschätzung Glucks eingehandelt haben.
    Ein Jahr später begann Klaviersstücke unter Mozarts Namen zu erscheinen, die ersten eine ganzen Reihe, die derart veröffentlicht wurden. Das frühest datierte Werk dieser Reihe ist ein Variatonssatz über Ignaz Umlauf's Zu Steffen sprach im Traume und gehörte zu Mozarts Lieblings-Unterrichtswerken.
    Weitere Variationen wurden ebenso unter Mozarts Namen veröffentlicht.
    Die 1798 entstandene und als op. 1 veröffentlichte Klaviersonate teilte das gleiche Schicksal. Sowohl zum Zeitpunkt der Veröffentlichung als auch Jahre später wurde sie unter dem Namen Mozarts geführt.
    Eberl versuchte in öffentlichen Briefen (1798,1805) diesen Fehler zu korrigieren, 1799 scheiterte Constanze Mozart bei dem Versuch, den Verlag Breitkopf & Härtel an der Aufnahme Eberlscher Werke in das Gesamtwerk Mozarts.
    Die frühe C-Dur-Symphonie aus dem Jahr 1783 erschien noch 1944 in Mailand als "neue Mozart-Symphonie"!


    Im Winter 1795/96 unternahm Eberl Konzertreisen mit Konstanze Mozart und ihrer Schwester Aloysia Lange durch Deutschland, zehn Jahre später sollte er mit dem jungen Meyerbeer Werke für zwei Klaviere in Berlin aufführen. Zwischen diesen Konzertreisen ergab sich für Eberl die Möglichkeit sich zweimal in St. Petersburg (1796-99, 1801-02)als Pianist, Klavierlehrer, Unterhalter der königlichen Familie und Kapellmeister zu betätigen.
    Haydns Schöpfung führte er erstmals in Russland zu einem großen Erfolg.
    Nach seiner Rückkehr nach Wien schuf Eberl eine Reihe von Instrumentalwerken, die ihm höchste Anerkennung der zeitgenössischen Kritik zuteil werden ließen, darunter die Symphonie Es-dur op.33 (1804), Symphonie d-moll op. 34(1805), Klavierkonzerte, die Sonate g-moll op. 39 (1806), das Quintett op. 41(publ.1808 ) sowie das Quintett op. 48 (1806).


    Vor allem auf der Feld der Instrumentalmusik und inbesondere mit den Symphonien genoß Eberl ein derart hohes Ansehen, daß er von der Kritik gar neben Beethoven gestellt wurde. Die Es-dur-Symphonie wurde im Rahmen einer im Januar 1805 stattfindenden halböffentlichen Konzertreihe eines Bankiers nebst der ersten Aufführung Beethovens Eroica gespielt und für die bessere der beiden Symphonien befunden.
    Ein Korrespondent der Allgemeinen Musikalischen Zeitung schrieb über Eberls Symphonie sie enthalte so viel Schönes und Kräftiges und sei mit so viel Genie und Kunst behandelt, dass sie ihre Wirkung schwerlich irgendwo verfehlen wird, wo man sie gut einstudirt hat. Über Beethovens Eroica gibt es eher Worte des Unverständnisses: des Grellen und Bizarren allzuviel zu finden, wodurch die Uebersicht äusserst erschwert wird und die Einheit beynahe ganz verloren geht.
    Nur funf Tage später erfolgt im Jahnischen Saal in Wien die Uraufführung der Symphonie d.moll op. 34 von Eberl, über die in der Zeitschrift der Freymüthige in Berlin verfasste folgende Kritik zu lesen ist:
    Eine ganz neue Eberlsche Symphonie aus D entsprach ganz dem, was man von diesem großen Komponisten zu erwarten berechtigt ist, sie vereint schöne und angenehme Ideen mit Neuheit, Kühnheit, und Kraft; ist voll regen Lebens, voll genialischer Wendungen, und doch dabei zu einer schönen Einheit verbunden.
    Einer Aufführung von Beethovens Eroica im April selben Jahres in Wien wegen wird diesem empfohlen:
    ...die Sinfonie würde unendlich gewinnen, (sie dauert eine ganze Stunde) wenn Beethoven sich entschliessen wollte sie abzukürzen, und in das Ganze mehr Licht, Klarheit und Einheit zu bringen; Eigenschaften, welche die Mozartsschen Sinfonieen aus G moll und C dur, die Beethovenschen aus C und D, und die Eberlschen aus Es und D, bey allem Ideenreichthume, bey aller Verwebung der Instrumente und bey allem Wechsel überraschender Modulationen niemals verlassen.


    Um die Bedeutung für die abendländischen Musikentwicklung der Eroica wissen wir. Auch nicht neu ist das Unbehagen und Unverständnis, dem man seiner Zeit diesem Werk entgegentrat. Dennoch erstaunlich finde ich in diesem Zusammenhang, die Bemerkung Beethoven möge sich an seinen beiden früheren Symphonien , den beiden letzten Symphonien Mozarts und an den oben genannten Symphonien Eberls ein Vorbild nehmen. Aus dieser Bemerkung wird nicht nur Unverständnis für das neue Werk Beethovens klar, sondern auch die hohe Wertschätzung, die Eberls Symphonien genossen. So hoch, daß sie als einziges nebst Mozart und den frühen Beethoven-Symphonien Beethoven als Vorbild empfohlen werden. Ob die beiden Eberl-Symphonien den Vergleich des frühen Beethoven und des späten Mozarts standhalten, mag jeder für sich entscheiden, starke Werke sind es allemal.
    Eberl stößt in diesen beiden Symphonien das Tor zur musikalischen Romantik auf, freilich ohne eilenden Schrittes hindruchzuschreiten.
    In der d-moll-Symphonie experementiert Eberl auch mit der äußeren musikalischen Form: kein Scherzo, kein Menuett, stattdessen ein Marsch, der zwischen langsamer Einleitung und ersten Satz gestellt ist!
    Das Concerto Köln hat sich frühen Symphonie in C-Dur und den beiden späten Symphonien angenommen - vielleicht eine der besten Einspielungen des Ensembles.
    Die Symphonien gehörten noch - trotz kühler Aufhnahme bei den Premieren - zwei Jahrzehnte zum festen Bestandteil des Leipziger Spielplans ehe sie dem Vergessen anheim fielen.


    Was gibt es an Einspielungen? Leider nicht sonderlich viel. Bereits hervorgehoben die faszinierende Einspielung der Symphonien, die aber momentan wohl nicht verfügbar ist:



    Besonders gelungen auch die Einspielungen der beiden Quintette op. 41 und 48 durch das Consortium Classicum - erschienen bei cpo:



    Auf andere Einspielungen - zumindest eine - möchte von einem anderen sehr vertrauenswürdigen Mitglied eingegangen werden ;)


    Ich hoffe, ich konnte etwas Neugier wecken auf diesen spannenden Komponisten zwischen Klassik und Romantik


    Viele Grüße
    Wulf

  • Salut,


    Danke für den Thread! :jubel:


    Ich möchte hier zunächst ergänzen und auflisten, welche Werke Eberls im Anhang des Köchelverzeichnisses als Mozart unterschobene Werke Eberls genannt werden:


    KV Anh. C 22.02
    Trio für Klavier, Violine und Violoncello c-moll


    Veröffentlicht in Wien bei Artaria & Co. als op. 41 [1797]


    "Eine erbärmliche Sudelei, des Namens Mozart durchaus unwürdig, geist- und erfindunglos mit Kompositionsfehlern eines Anfängers" [O-Ton Köchelverzeichnis] - nicht identisch etwa mit dem Trio c-moll op. 8 Nr. 3


    KV Anh. C 25.01
    Sonate für Klavier c-moll


    Veröffentlicht in Offenbach bei J. André als op. 47 [1795]


    "Ein Klaviersolo aus Cmoll, unter Mozats Namen, op. 31. Wien, bey Artaria. Desgl. Offenbach, op. 47. Ferner Paris, bey Pleyel unter dem Titel: Derniére grande Sonate de Mozart mit beygesetzter V. u. Vc. Alle im J. 1797 gestochen. Im folgenden 1798sten Jahre wurde aber bey Artaria eine neue Auflage unter ihres wahren Verfassers Namen, als Op. 1 besorgt."


    KV Anh. C 26.04
    12 Variationen für Klavier über ein Andantino "Freundin sanfter Herzenstriebe" aus "Der Gutsherr" von Dittersdorf


    Veröffentlicht in Wien, musikal. Magazin Nr. 176, 1794, später Artaria [1798], André op. 59 [1798] u.a.


    "Es steht fest, daß diese Variationen von Anton Eberl stammen."


    "...ist von Herrn Eberle, der mir es selbst gesagt hat und zugleich die Beylage zu. N. 118 des Hamburgischen Correspondenten vom 25. Jul. 1798 gezeigt hat, in welchem er dem Publicum bekannt gemacht hat, daß verschiedene Sachen als Mozarts Arbeit herausgegeben wären, die seine Arbeit wären, namentlich diese Variationen für das Pianoforte über das Thema: Freundinn sanfter Herzenstriebe (aus dem Gutsherrn) von Ditterdorf. Uebel ists nun freilich, daß H. André selbst wenigstens diese Variationen vorher als Mozartisch herausgegeben hat..." [Constanze Mozart: Notitzen für Joh. Anton André, Wien, 29. März 1800]


    KV Anh. C 26.05
    12 Variationen für Klavier über eine Arie aus der komischen Oper "Das Irrlicht" von Ign. Umlauf, Text von Chr. F. Bretzner


    Veröffentlicht in Hamburg, Günther & Böhme, c1788


    "...unter Mozarts Namen gestochen [...] - sind aber Eberls op. 5"


    KV Anh. C 26.09
    10 Variationen über "Marlbrough s'en va-t-en guerre" von Anton Eberl


    Zudem wird angemerkt, daß die als "Romantische Violinsonaten Mozarts" bekannten Werke, ehem. KV 55-60, jetzt KV Anh. C 23.01-23.06 von der Erfindung Anton Eberls oder Joh. Nepomuk Hummels sind.


    Wie es zu der Zuschreibung auf Mozart kam, lässt sich heute nur noch vermuten: Es war ja durchaus üblich, zu "Werbezwecken" bekannte und berühmte Komponistennamen zu mißbrauchen [Haydn duldete dies ja auch sehr gerne]. Der Komponist aber protestierte gegen diese Maßnahmen öffentlich: Der Komponist hegt durch dieses Werk eine Hoffnung, dieselbe Zustimmung zu erwerben, die er für sein Werk, 'Sonate c-mineur' bekäme, und die hier unter Mozarts Name bekannt wäre. Hr. Eberl beehrt sich dadurch dem verehrten Publikum mitzuteilen, daß er der tatsächliche Komponist dieser Sonate sei. Und weiter: Stellt euch vor, sogar Pleyel glaubte daran, daß es Mozart sei! Es war aber ich, Eberl! - Und dieser Nachschub ist m. E. ein Indiz dafür, daß Eberl an diesem Verkaufsmanaging nicht ganz unschuldig war - Schweinderl, des...


    Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, Eberl sei Schüler Mozarts gewesen. Dies aber ist bisher nicht bewiesen. Außer Zweifel steht jedoch, daß Mozart und Eberl in Kontakt waren. Ggfs. besteht auch einfach eine Verwechslung mit Eybler.


    ~ ~ ~


    Die von Wulfen vorgestellte Concerto-Köln-CD ist natürlich erstklassig. Ich möchte aber an dieser Stelle lieber frühe Kammermusik Eberls vorstellen:



    Anton Eberl [1765-1807]
    Klaviertrios op. 8
    Trio Es-Dur op. 8 Nr. 1
    Trio B-Dur op. 8 Nr. 2
    Trio c-moll op. 8 Nr. 3


    PLAYel-Trio St. Petersburg
    auf historischen Instrumenten,


    was sich wie folgt relativiert:


    Yury Martynov, Hammerklavier J. C. Neupert 1990 nach J. J. Könnicke, Wien c1790
    Sergej Filtchenko, Violine A. Rabinovich St. Petersburg 1997 nach Steiner
    Dmitri Sokolov, Violoncello Andrea Catagneri, Frankreich c1790


    Witzig ist der Name des Ensembles, der kein Schreibfehler ist.


    Die drei Klaviertrios op. 8 sind 1798 in Wien entstanden, ca. 7 Jahre nach Mozarts Tod also - dennoch sind sie im weitesten Sinne noch diesem Stil verhaftet, der aber - insbesondere im c-moll-Trio hörbar - eher an den jungen und stürmischen Beethoven erinnert, der etwa zeitgleich ähnliche Werke komponierte. Die Satzfolge dieses dritten Trios op. 8 ist: Grave - Presto assai | Adagio | Allegro con passione. Beim 'Grave' mit dem folgenden 'Presto assai' [was heißt: so schnell wie möglich, und davon so viel es geht] muß ich gleich an die Pathétique denken und auch der ungewöhnliche Zusatz 'con passione' deutet auf eine neue Leidenschaft hin...


    Insgesamt haben die Trios nicht das lodernde Feuer von Myliveceks Pendants, aber die Werke haben schon nach kurzer Zeit einen festen Platz in meinem Hörrepertoire erhalten. Die Aufnahme von 2001 leidet allerdings etwas unter dem Aufnahmeleiter Hieronymus Cavalli, der auch das Vol. I der Quartettgesamteinspielung von Joseph-Martin-Kraus versaut hat.


    Meine 1-fach-CD beinhaltet lediglich die drei Trios op. 8 und ist auch optisch etwas anders verunstaltet. Ich denke aber, daß sich die Anschaffung dieses Bi-CD-Albums durchaus lohnt, schon gar bei dem Preis... darin enthalten sind noch weitere zwei Trios op. 10 sowie Variationen über ein russisches Thema op. 17.


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Hallo Ulli,


    vielen Dank für die ergänzenden Bemerkungen - insbesondere die interessanten Zitate zu den Veröffentlichungsproblemen! - sowie für die gewohnt kompetente Vorstellung der Klaviertrios Eberls. Ein Jammer, daß die späten Klaviersonaten, soweit ich das einsehen kann, nicht verfügbar sind.


    :hello:
    Wulf

  • Mir brennt da noch eine Frage unter den Nägeln :D


    Eberl soll eine Kantate "Bey Mozarts Grabe" komponiert haben, welche am 11.12.1791 vollendet worden sein soll, einen Tag nachdem die feierlichen Exequien zu Mozart Tod in der Hofpfarrkirche zu St. Michael mit Teilen aus Mozarts Requiem abgehalten wurde.


    Ich hätte gerne eine Aufnahme davon! Wo bzw. wann gibt es die?


    Nicht zu verwechseln ist diese Kantate mit Canabichs Kantate "Mozarts Gedaechtnis Feyer":



    ...eine eher gruselige Aneinanderreihung von Mozartmelodien - ungeschickt verknüpft...


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Hallo Ulli,


    die Kantate ist mir namentlich bekannt, die Suche nach einer Einspielung blieb indes erfolglos.


    By the way: gab es nicht einmal ein Unterforum "Beethoven und seine Zeitgenossen"?? Ich denke, da wäre der Eberl sehr gut aufgehoben.


    :hello:
    Wulf

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  • Auf Koch Schwann erschien auch ein Klavierkonzert von Anton Eberl. Laut Booklet der Concerto Köln CD soll er auch in seiner russischen Zeit Sinfonien geschrieben haben. Es wäre ein sehr interessanter Fund für die Entwicklung der Sinfonie, diese mal aufzuspüren.
    Eberls Klavierkonzerte wurden von der Kölner Akademie vor kurzem eingespielt.

    HERNEN

  • Hallo!


    Zitat

    Original von Wulf
    Was gibt es an Einspielungen? Leider nicht sonderlich viel. Bereits hervorgehoben die faszinierende Einspielung der Symphonien, die aber momentan wohl nicht verfügbar ist:



    Die CD ist total genial (Concerto Köln in Top-Form), und die Symphonien sind echt toll (wenn auch keine wirkliche Eroica-Konkurrenz) und kennenlernenswert! :jubel::jubel::jubel:


    Jetzt sagt bloß, die Kammermusik Eberls ist ähnlich hinreißend!?
    Dann muß ich davon wohl auch etwas kennenlernen. :rolleyes:


    Zitat

    Besonders gelungen auch die Einspielungen der beiden Quintette op. 41 und 48 durch das Consortium Classicum - erschienen bei cpo:



    Wie ist denn die Besetzung von op. 41? Bei JPC ist zu lesen:
    Quintett op. 41 f. Klavier, 2 Violas & Cello
    Da fehlt doch was.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Jetzt sagt bloß, die Kammermusik Eberls ist ähnlich hinreißend!?
    Dann muß ich davon wohl auch etwas kennenlernen. :rolleyes:


    'türlich :yes:


    Besonders diese (ist auch m. E. etwas mehr beethovensch, wenn auch eher an die Klavierquartette WoO angelehnt)



    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Ich habe heute Abend - auf Empfehlung dieses Threads hin - zum ersten Mal
    etwas von Eberl mir angehört: die Klaviersonate c-moll Op. 1 --- also, vom
    Stuhl gerissen hat es mich nicht. Vom Andante abgesehen, fand ich die
    Sonate etwas fad, insbesondere das Eröffnungs-Adagio im ersten Satz. Mir
    unverständlich, wie man diese Sonate lange als das Werk Mozarts ausgeben
    konnte. Auch zu behaupten - wie das im Beiheft geschieht - sie sei Vorbild für
    Beethovens "Pathetique" gewesen, halte ich für vermessen. Ganz saubere
    Arbeit, aber nicht von wirklicher Größe. Ich finde es kein Wunder, dass sich
    Beethoven durchgesetzt hat.


    .

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  • Naja, eine Klaviersonate, die nichtmal ich kenne, ist nun nicht unbedingt aufschlussgebend. Man mißt ja auch Mozarts Lebenswerk nicht an KV 15t...


    :wacky: :rolleyes:


    Die besagte Klaviersonate kann ich hier auch in keiner Empfehlungsliste erkennen... :pfeif:

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Dazu steht ja einiges in den Postings oben drüber... und ja, mich würde die Sonate natürlich sehr interessieren. Welche Einspielung hast Du denn da vorliegen?


    Wenn eine Sonate schon im 1797ten Jahr für derartigen Wirbel sorgt, dann muß doch irgendetwas daran sein... vielleicht liegt's ja auch einfach nur an der Einspielung?



    Diese hier gezeigte klingt (zumindest in den jpc-Hörschnipseln) in der Tat etwas schäbig... obwohl Hammerklavier: einfach zu viel Hall und Geschepper. Ich merke sie mir dennoch mal vor - aber mehr als 10 €berln zahle ich für den Klotz nicht...


    :hello:

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Da hab ich auch eben versucht, hineinzuhören... leider nur beim Klavierkonzert möglich, aber das reichte dann auch schon. Unter aller Kanone... klingt wie ein Cassettenrecordermitschitt aus der Gießkanne. 30 € ? Der Witz des Tages... (ich hoffe, daß Du nicht so viel berappen musstest!), wobei das Klavierkonzert an sich recht interessant anmutet, aber da muß noch erst was Vernünftiges her...


    :hello:

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

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  • Ich dachte bei der Sonate auch zuerst, das sei ein Fortepiano, bis ich dann
    nach einigen Takten feststellte: scheppernde Aufnahme :D :stumm:


    Gezahlt hab ich nix, sondern aus der Bibliothek ausgeliehen. Mache ich
    meistens bei mir unbekannten Komponisten. Bei Gefallen wird dann gekauft.


    .

  • Na, dann bin ich ja beruhigt! :]


    Außerdem ist Koch-Schwann eh längt begraben... max. 1,99 € für diese CD (eigentlich müßte man Schmerzensgeld bekommen).


    Dann anempfehle ich Dir aber wärmstens die CD mit den Kla43os, eingespielt vom wortwitzigen PLAYel-Trio; vielleicht ist diese in Deiner Mediathek ja vorrätig? Ansonsten: Blind kaufen... natürlich über Amazon:



    9,88 € geht grad noch so...


    ;)


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Soeben gehört-Die neue Aufnahme mit Klavierwerken von Anton Eberl, der mit Mozart befreundet war und dessen Werke nach Mozarts Tod gelegentlich unter dessen Namen erschienen. Einige dieser Werke wurden weiter oben im Thread namentlich genannt - aber es existierten damals noch keine Aufnahmen davon.
    Mir ist nicht ganz klar, warum man beispielsweise die Klaviervariationen "Zu Steffen sprach im Träume" Mozart zuschreiben konnte , eine gewisse Beliebigkeit ist nicht zu überhören, wenngleich mir die Stücke auf dieser CD allmählich doch gefallen. Aber für Meisterwerke halte ich sie allesamt nicht. Eberl oder sein Verleger dürften sich dessen auch bewusst gewesen sein, denn mit Ausnahme der ebenfalls nicht unbedingt hervorragenden "Grande Sonate" op 27 hat keines der Werke eine Opuszahl....
    Eberl wurde zu Lebzeiten - nach Mozarts Tod sogar mit Beethoven auf eine Stufe gestellt. Die hier eingespielten Werke lassen mich fragen: Wie war das möglich ??

    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Nachdem ich kurz reingehört habe, lieber Alfred, bleibe ich doch lieber bei Eberls "Wiener Rivalen", einem gewissen Beethoven.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Diese Klavierkonzerte wären schon eher etwas für mich. Aber heute melde ich mich hier aus einem anderen Grunde. Anton Eberl, der am 13. Juni 1765 geboren wurden, starb am 11. März 1807. Wir werden also im Juni seinen 250. Geburtstag begehen.


    Heute jedoch ist sein 208. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich setze an dieser Stelle fort. Und zwar mit Eberls Klavierkonzert op 32 welches der Erbprinzessin Maria Pavlovna von Sachsen Weimar gewidmet ist.
    Laut cpo Booklet ist es das erste veröffentlichte Werk uns zwar von 1805, gleichzeitig wird aber berichtet, daß des Klavierkonzert op 40 bereits 1804 aufgeführt wurde.
    Wikipedia hält sich hier bedeckt und gibt als Zeitpunkt der Komposition 1803 oder früher an. ES wurdre von der zeitgenössischen Kritik durchwegs gelobt.
    Eberl war ja mit Mozart befreundet und war vermutlich sogar ein Schüler von ihm, was aber lt Booklet nicht belegt ist.
    Ich finde, daß wenn in einer zeitgenössischen Kritik des Konzerts op 32 folgendes zu lesen ist:
    "An der reichen Instrumentierung, besonders der Blasinstrumente, den lebhaften, geschmackvollen Verzierungen, erkannten wir den geliebten Schüler Mozarts......"
    dann ist das zwar noch kein Beweis, immerhin doch ein starkes Indiz. Der Text im Booklet ist länger, und da frei von copyright dürfte ich ihn hier veröffentlichen, aber ein wenig an Privilegien wollen wir dem Käufer dieser CD doch lassen. Nur soviel sei verrate; es gibt ein dort eine weitere zeitgenössische Kritik, die ebenfalls positiv ausgefallen ist. Sie stammt von Friedrich Rochlitz, dem Herausgeber der "allgemeinen musikalischen Zeitung.
    Kommen wir zum eigenen subjektiven Eindruck:
    Das dreisätzige Konzert, dessn Kopfsatz beinahe die Hälfte des Gesamtwerkes ausmacht liegt wesenlich nächer bei Mozart als bei Beethoven, Genau genommen hat es mit Beethoven überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Der Eröffnungssatz ist vom Orchester her erhaben und festlich, ähnlich wie das Krönungskonzert von Mozart. Der Klavierpart indes ist duirchwegs eher perlend. Beim zweiten Satz ist Eberl von Mozart weiter entfernt und zeigt ein eigenen sehr interessantes Profil. Zum dritten Satz könnte ich nichts treffsicheres sagen. Ich müsste ihn öfter hören.
    Die Aufnahme verwendet ein historisches Fortepiano aus Wien (ca 1810) aus der Sammlung Edwin Beunk (Klavierrestaurator und - Sammler) der mit der Pianistin dieser Aufnahme, Riko Fukuda verheiratet ist.......


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Besonders Originell sind die Cover von Ebels CDs ja nicht gerade - und somit leicht zu verwechseln.

    Die Gefahr ist also groß, daß diese Neuaufnahme (2017 aufgenommen, 2018 veröffentlicht) übersehen wird.

    Sie Enthält 3 von 5 Sonaten für Violine und Klavier von Eberl, nämlich die Sonaten Nr 35, 49 und 50 . Inwieweit fire Oposzahl der Rehenfolge entspricht, darüber ist sich die Musikwissenschaft heute noch nicht einig.

    Die Sonaten würde ich als gefällige Gebrauchsmusik einordnen, dehr angenehm zu hören und gut gemacht. Die Melodien gehen ins Ohr, sie bleiben indes (zumindest bei mir) nicht im Gedächtnis...

    Daß Eberl ein veritablre Konkurrent Beethovens war - was Zeitgenossen bestätigten - erschliesst sich mir zumindest aus desen Werken nicht wirklich.

    Kein Kauf, den man bereuen muß. aber auch keiner von epochaler Bedeutung...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die Musik von Anton Eberl kannte ich bisher nicht. Jetzt ist aber eine CD mit seinen drei Streichquartetten op. 13 herausgekommen, die um 1800 entstanden. Und nach dem Anhören des 1. Quartetts scheint es sich hier doch um einen sehr hörenswerten Beitrag zum Genre zu handeln, zumal das schweizerische Casal Quartett ihn ganz hervorragend spielt.



  • Eberl war ja mit Mozart befreundet und war vermutlich sogar ein Schüler von ihm, was aber lt Booklet nicht belegt ist

    Dieses Gerücht mag vielleicht daher kommen, da es angeblich Korrekturen von Mozarts Handschrift im Autograph der C-Dur Sinfonie zu geben scheint, welche 1785 komponiert wurde. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts erschien diese fälscherlicherweise unter Mozarts Namen als KV Anh. C 11.14 im Druck (wie hier bereits erläutert nicht der einzige Fall dieser Art).


    Bei Zuschreibungen muss man öfters skeptisch sein, so wurden manchmal auch schon Carl Czerny und Ferdinand Ries als Kompositionsschüler Beethovens bezeichnet (tatsächlich ausschließlich Klavierschüler). Nachweislich hatte Mozart nur Barbara Ployer (1784), Thomas Attwood (August 1785 – Februrar 1787), sowie Franz Jakob Freiystädtler (1786/87) tiefergehenden Kompositionsunterricht gegeben, da es nur hier und nicht darüber hinaus irgendwelche Unterrichtsaufzeichnungen gibt (NMA X/30; Bd. 1: Thomas Attwods Theorie- und Kompositionsstudien bei Mozart; Bd. 2: Barbara Ployers und Franz Jakob Freystädtlers Theorie- und Kompositionsstudien bei Mozart) Nach der Erinnerung von Michael O’Kelly (erster Basilio in Le Nozze di Figaro) soll Mozart über Attwood gesagt haben: „Attwood ist ein junger Mann, vor dem ich aufrichtige Zuneigung und Achtung empfinde. Er benimmt sich geziemend und ich freue mich sehr, ihnen sagen zu können, daß er von meinem Stil mehr annimmt als alle Schüler, die ich je hatte.“


    Darüber hinaus gibt es ja noch die interessante Briefstelle aus Paris (14.05.1778) in der er wohl seiner scheinbar nicht sonderlich zur Komposition begabten Klavierschülerin etwas in dieser Sache beibringen wollte:


    „Ich glaube ich habe ihnen schon im lezten brief geschrieben, das der Duc de guines, dessen Tochter meine scolarin in der Composition ist, unvergleichlich die flöte spiellt, und sie magnifique die Harpfe; sie hat sehr viell Talent, und genie, besonders ein unvergleichliches gedächtnüß, indem sie alle ihre stücke, deren sie wircklich 200 kan, auswendig spiellt. sie zweifelt aber starck ob sie auch genie zur Composition hat – besonders wegen gedancken – idéen; – ihr vatter aber, der | unter uns gesagt, ein bischen zu sehr in sie verliebt ist | sagt, sie habe ganz gewis idéen; es seÿe nur blödigkeit – sie habe nur zu wenig vertrauen auf sich selbst. Nun müssen wir sehen. wen sie keine idéen oder gedancken bekömt | den izt hat sie würcklich gar – keine | so ist es umsonst, den – ich kan ihr weis gott keine geben. die intention vom vatter ist, keine grosse Componistin aus ihr zu machen, sie soll, sagte er, keine opern, keine arien, keine Concerten, keine Sinfonien, sondern nur, grosse Sonaten für ihr instrument und für meines, schreiben. heüte habe ich ihr die 4:te Lection gegeben, und was die Regln der Composition, und das sezen anbelangt, so bin ich so ziemlich mit ihr zufrieden – sie hat mir zu den Ersten Menuett den ich ihr aufgesezt, ganz gut den Bass dazu gemacht. nun fängt sie schon an 3stimig zu schreiben. es geht; aber sie Ennuirt sich gleich; aber ich kan ihr nicht helfen; ich kan ohnmöglich weiter schreiten. es ist zu fruh, wen auch wircklich das genie da wäre, so aber ist leider keines da – man wird alles mit kunst thun müssen. sie hat gar keine gedancken. es kömt nichts. ich habe es auf alle mögliche art mit ihr Probirt; unter andern kam mir auch in sin, einen ganz simplen Menuett aufzuschreiben, und zu versuchen, ob sie nicht eine variation darüber machen könte? – ja, das war umsonst – Nun, dachte ich, sie weis halt nicht, wie und was sie anfangen soll – ich fieng also nur den ersten tact an zu variren, und sagte ihr, sie solle so fortfahren, und beÿ der idèe bleiben – das gieng endlich so ziemlich. wie das fertig war, so sprach ich ihr zu, sie möchte doch selbst etwas anfangen – Nur die erste stime, eine Melodie – ja, sie besan sich eine ganze viertl stund – und es kam nichts.“


    Bei Franz Xaver Süßmayr gibt es auch keine Dokumente, die irgendeinen Unterricht belegen können. Offiziell galt er als Assistent (Kopist, Hilfe bei den Rezitativen zu La clemenza di Tito und dergleichen) oder „Lichterputzer“ wie ihn Mozart gerne in Briefen nannte (damalige Berufsbezeichnung für Leute die im Theater mit Hilfe der scherenartigen Lichtputze die Kerzendochte abgeschnitten haben). Constanze behauptete einmal er wäre Schüler gewesen, was aber auch eine Taktik gewesen sein könnte um das vervollständigte Requiem aufzuwerten (sind die Angaben einer Person zu trauen, die nach Mozarts Tod auch Komponisten wie etwa Maximilian Stadler beauftragte, um Mozarts Fragmente zu vervollständigen und nachfolgend Verlagen als gänzlich originale Mozartwerke zu verkaufen?). Sollten die Erzählungen Kellys stimmen, konnte Mozart auch davon abraten Kompositionsunterricht zu nehmen wenn er dafür gute Gründe erkannte („Bedenken sie: Ein bischen Wissen ist ein gefährlich‘ Ding – Falls ihre Kompositionen Irrtümer enthalten, werden sie auf der ganzen Welt hunderte von Musikern finden, die sie zu korrigieren im Stande sind.“)


    Um wieder zu Eberl zurückzukommen, so ist es sicher möglich dass er auch etwas Unterricht in Komposition erhielt, aber allein Korrekturen in einem von Eberl zu Ende gebrachten Werk beweisen das noch lange nicht. Ein Lektorat ist ja schließlich auch kein Deutschunterricht.


    Und bezüglich der Thematik mit der Bevorzugung seiner Es-Dur Sinfonie ggü. der Eroica. Aus heutiger Sicht scheint das zu verwundern, aber für mich gibt es dafür eine einfache Erklärung: Zeitgeschmack. ;)


    Ich bilde mir ein ich habe die CD mit dem oben gesuchten Bey Mozarts Grabe, und wenn ich mich nicht täusche damals beim ORF-Shop bezogen was es dort dann aber nicht mehr zu geben scheint. Für meinen Geschmack kann man es hören aber nichts weltbewegendes.


    :hello:

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

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  • Vorerst vielen Dank an âme, dessen Beiträge ich immer mit viel Gewinn lese.


    Und nun zu den 3 Streichquartetten op 13, Die Eberl Zar Alexander I. gewidmet und persönlich übergeben hat, wifür er als Dank einen Brillantring erhielt.

    Dies 3 Quartette, zu Lebzeiten recht beliebt und von führenden Streichquartettformationen aufgeführt sind für lange Zeit in Vergessenheit geraten, ja worden meist in der Fachliteratur nicht mal en passant erwähnt. Ca 1927 kam ein Musikwissenschaftler zu dem Schluß, daß auch bei wohlwollender Betrachtung die Kammermusik Eberl hinter seinem Standard in Bezug auf Sinfonien und Konzerte, sowie Klavierstücke. zurückbleibe. Wobei seine eigentliche Domäne das Klavier sei.

    Ich habe inzwischen in den letzten 3 Tagen diese Quartette gehört - und kann dieses Urteil zumindest teilweise verstehen, wobei es in unserer Zeit einiges an Gültigkeit verloren haben dürfte. Persönlich konnte ich die immer wieder beschworene Nähe zu Mozart, Beethoven und auch Haydn nicht wirklich nachvollziehen, denn Eberl (ich beziehe mich hier nur auf die Streichquartette) hat stellenweise mehr Drive und ist auch einen Tick weniger gefällig. In gewisser Hinsicht Vorboten der Romantik teiweise auch chromatisch und mit Eintrübungen versehen. Wenn man das akzeptiert, dann gibt es auch keinen Abfall gegenüber den anderen Genres in Eberls Schaffen.

    Wie auch immer - Hörenswert sind die Quartette allemal

    Besonderes Lob verdient auch das informative, ausführliche Booklet der gezeigten DC


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ich hörte gestern die Quartette erneut, und heute wiederum.

    Gestern via Lautsprecher, momentan mit Kopfhörern.

    Interessant ist, daß die Wiedergabe über Kopfhörer überzeugender erscheint. Kopfhörer sind immer näher am Original als auch die besten Lautsprecher.

    Die Feindynamik und die einzelnen Klangfarben kommen besser zur Geltung. Diese Aufnahme mit Eberls Streichquartetten partiziert auf jedenfall von der Wiedergabe via Kopfhörer. Kopfhörer verhindern unter anderem das Vermischen des Klangs, bzw, die einzige Vermischung findet krontolliert im Aufnahmeraum statt und nicht zusätzlich im Wiedergaberaum. Früher hat man letzteres durch Abhören im (fast) "schalltoten" Abhörstudio zu verhindern versucht, aber die Nachteile dieser Praxis (Sterilität) überwiegen die Vorteile.

    Um es klarzustellen: Auch mit Kopfhörer klingt diese hier vorgestellte Aufnahme "gut". Die letzen Feinheiten und Raffiments sind indes allenfalls nur erahnbar...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....