Wenn man an Rysanek denkt, dann fällt dem Musikliebhaber zuerst Leonie ein,
doch es gab noch eine Rysanek, und das war die ältere Schwester Lotte Rysanek.
Lotte Rysanek wurde am 18.3.1923 in Wien geboren und studierte gleichfalls Gesang.
Ich selbst habe Lotte Rysanek zuerst auch in der Oper, im Theater an der Wien, als Liu und Cio Cio San geschätzt, auch als Marzelline im "Fidelio".
Jedoch später dann, nach dem Ausscheiden von Esther Réthy als Diva der Volksoper, kam man auf Mimi Coertse und eben auch auf Lotte Rysanek.
Sie hat hier von der Rosalinde und Saffi, von der Glawari und Mariza das das ganze Operetten - Diva - Programm bestritten und sie brachte alles mit, eine wunderbare noble Erscheinung eine traumhafte Stimme und sie hatte die Gabe mit ihrer strahlender Stimme, für die Volksoper ein vollgültiger Ersatz für Hilde Güden als Rosalinde zu sein, die ja nur mehr, ab 1960, an der Staatsoper, die Partie kreierte.
Ihr Auftreten als Glawari war gekennzeichnet durch ein, von ihr selbst ausgesuchtes Abendkleid, das ihre Erscheinung, noch toll herausstrich.
As Saffi im "Zigeunerbaron" war sie ein rassiges Zigeunermädchen und als "Mariza" eine verwöhnte Gutsbesitzerin.
Doch mit dem Engagement von Adele Leigh und dann später mit Sigrid Martikke und Mirjana Irosch, kam die Zeit,
dass Lotte Rysanek wieder zurück an die Wiener Staatsoper zurückging und auch in zwei Partien mit ihrer Schwester Leonie auf der Bühne stand als Marzelline im "Fidelio" und dann, in einer wunderbaren Aufführung von Smetanas "Dalibor"unter Josef Krips.
Das jetzige Cover nennt nur Leonie Rysanek, hat doch, das frühere, sehr wohl auch Lotte Rysanek angegeben.
Auch trat sie 1957 in Bayreuth als fünftes Blumenmädchen im "Parsifal" und gemeinsam mit ihrer Schester Leonie 1958 als Helmwiege in "Die Walküre" auf.
Sie wurde österreichische Kammersängerin und sang wieder die Liu in der "Turandot", die Cio Cio San in der "Butterfly", die erste Dame und die Pamina in der "Zauberflöte", zwar sehr selten, das Evchen in den "Meistersingern" etc.
Übrigens hatte sich Leonie bei der Karl Böhm Produktion der "Elektra" verletzt und konnte nicht singen, da kam Karl Böhm drauf, dass es ja noch eine Rysanek gab und Lotte Rysanek, hat dann die wenigen Takte die noch fehlten, für ihre Schwester, gesungen.
Kein Scherz sondern Wahrheit, Karl Böhm hat das immer wieder erzählt.
Und so singen die beiden Schwestern, in der selben Partie, d.h. Aufnahme, heute noch.
Aber noch etwas hatten die Schwester, außer dem Familiennamen, gemeinsam:
auch Leonie wurde, durch die Operette, entdeckt, als sie in Innsbruck, gleich nach dem 2. Weltkrieg, die Giuditta in Franz Lehárs gleichnamiger Operette sang.
Lotte Rysank lebt im 13. Bezirk in Wien, hat sich aber, nach dem Tod ihrer Schwester, die wohl bekannter war, ziemlich zurückgezogen.