Der Ring, der nie gelungen - Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen

  • Habe mir vor kurzem die Aufzeichnung, die damals auf 3sat lief, angeschaut und war nur mäßig überzeugt. Allerdings finde ich es auch immer schwierig, die Götterdämmerung zu beurteilen, ohne die drei vorherigen Teil in der entsprechenden Regie gesehen zu haben. - Trotzdem:

    Es ist wohl klar, daß ich für diese Inszenierung auch geschenkte Karten in den Sondermüll entsorgen würde. Mich würde viel mehr interessieren, ob so was auch Anhänger findet und warum?

    Warum interessiert Dich das? Grundsätzlich wirst Du davon ausgehen können, dass "so was" auch Anhänger findet. Aber wenn Dir dann jemand der Anhänger erklären würde, warum, könntest Du die Antwort doch sowieso nicht adäquat beurteilen, da Du Deine Karten doch schon im Sondermüll entsorgt hast ... oder allgemeiner formuliert: Eine etwaige Diskussion zu einer konkreten Inszenierung ist im RT-Umfeld zwar oft gefordert, aber auch deshalb vollkommen zwecklos, weil die eine Seite meistenteils ohnehin nicht daran interessiert ist, sich mit den konkreten Fragen des Werkes(!) und der Inszenierung auseinanderzusetzen.


    Bemerkenswert in dem verlinkten Artikel finde ich übrigens "[...]Zieht man die letzte Ring-Inszenierung von Frank Castorp (sic!) zum Vergleich heran, die sich auch sehr viele Freiheiten herausnahm und sicher nicht zu den bedeutenden Inszenierungen dieses Werkes zählt, dann ist zu konstatieren, dass bei all diesen Freiheiten und ungeachtet der Tatsache, dass er den Kampf ums Rheingold durch den Kampf um den Rohstoff Öl ersetzte, die dramatischen Binnenstrukturen doch überwiegend beibehielt, so dass der Zuschauer in der Lage war, von dem übergestülpten Castorf’schen Konzept zu abstrahieren und dem Handlungsverlauf des Librettos (und der Musik!) zu folgen. Ähnliches lässt sich übrigens auch über die Lohengrin-Inszenierung von Hans Neuenfels sagen. Sein origineller Einfall, die Bewohner Brabants als verunsicherte Herdentiere (Ratten) darzustellen, führte eben nicht dazu, die Binnenstrukturen unter den Protagonisten zu verformen." [Bernd Fischer] - M.E. ein durchaus valides Kriterium zur Beurtelung einer Inszenierung.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • M.E. ein durchaus valides Kriterium zur Beurtelung einer Inszenierung.

    Ein Verformen der Binnenstrukturen, wie der Autor es nennt, würde ich nicht von vornherein ausschließen, aber das Ergebnis muss eben noch einen Sinn ergeben. Wenn das, was auf der Bühne passiert, weder zum gesungenen Text noch zur Musik passt und sich daraus auch nichts sinnvolles Neues ergibt, was ja immerhin möglich wäre, würde ich eine Inszenierung als misslungen betrachten. Aber dazu muss man nicht auf irgendein Kriterium der "Werkgerechtigkeit" rekurrieren.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das ist, präzise auf eine ebenso knappe wie umfassende Formel gebracht, tatsächlich alles, was dazu zu sagen ist. Ich habe die Götterdämmerung gesehen und war verblüfft, wie eine derartig schlecht gemachte Inszenierung durchgehen kann. Womit ich nicht meine, dass Wagners Regieanweisungen nicht beachtet werden, sondern dass sie auf eine schrunzdumme Weise ignoriert werden. Was um so bedauerlicher ist, als man fast durchgehend sieht, dass die Darsteller sehr viel können (nicht nur aber auch körperlich), was leider nicht sinnvoll genutzt wird. Das hat mit Werktreue oder nicht gar nichts zu tun. Eine Inszenierung von diesem handwerklichen und intellektuellen Niveau wäre auch bei genauester Beachtung jedes Kommas in den Regieabweisungen unter aller Kritik.

  • Eine etwaige Diskussion zu einer konkreten Inszenierung ist im RT-Umfeld zwar oft gefordert, aber auch deshalb vollkommen zwecklos, weil die eine Seite meistenteils ohnehin nicht daran interessiert ist, sich mit den konkreten Fragen des Werkes(!) und der Inszenierung auseinanderzusetzen.

    Das Beispiel zeigt aber gerade, dass die Diskussion allgemein ästhetischer Fragen und die der konkreten Inszenierung untrennbar zusammenhängen.

    Ein Verformen der Binnenstrukturen, wie der Autor es nennt, würde ich nicht von vornherein ausschließen, aber das Ergebnis muss eben noch einen Sinn ergeben. Wenn das, was auf der Bühne passiert, weder zum gesungenen Text noch zur Musik passt und sich daraus auch nichts sinnvolles Neues ergibt, was ja immerhin möglich wäre, würde ich eine Inszenierung als misslungen betrachten. Aber dazu muss man nicht auf irgendein Kriterium der "Werkgerechtigkeit" rekurrieren.

    Dem muss ich absolut widersprechen. Wenn man hier nicht auf das Kriterium "Werkgerechtigkeit" rekurriert, dann verwechselt man einfach die ästhetische Kritik mit der (natürlich auch erforderlichen) dramaturgisch handwerklichen und setzt sie sogar miteinander gleich, wie das bei Hintze geschieht:

    Womit ich nicht meine, dass Wagners Regieanweisungen nicht beachtet werden, sondern dass sie auf eine schrunzdumme Weise ignoriert werden. Was um so bedauerlicher ist, als man fast durchgehend sieht, dass die Darsteller sehr viel können (nicht nur aber auch körperlich), was leider nicht sinnvoll genutzt wird. Das hat mit Werktreue oder nicht gar nichts zu tun. Eine Inszenierung von diesem handwerklichen und intellektuellen Niveau wäre auch bei genauester Beachtung jedes Kommas in den Regieabweisungen unter aller Kritik.

    Ich zitiere die entscheidenden Passagen bei Bernd Fischer:



    "Maßstabslose Form des Regietheaters


    Und so könnte man endlos fortfahren. Im Grunde wird der gesamte Wagner entkernt und mit einem neuen Konzept versehen. In einigen Teilen des Rings mag das einigermaßen funktionieren, und zwar in jenen, die sehr stark durch Dialoge geprägt sind (etwas spöttisch könnte man sagen: in den Teilen, in denen man das Schwarz’sche Konzept gut ausblenden kann, wie etwa beim Racheterzett im 2. Akt der Götterdämmerung), nicht aber im handlungsgetriebenen Siegfried. Dort läuft die Musik einfach ständig ins Leere. Noch ein abschließendes Beispiel: Wagner komponiert die Schmiedeszene im 1. Akt des Siegfrieds minutiös aus, vom Zerfeilen der Schwertstücke über die Betätigung des Blasebalgs, das Hämmern des Schwertes auf dem Amboss bis zum Nieten des Griffheftes. Natürlich sieht man in der Schwarz’schen Vision nichts von alledem. Geboten wird lediglich ein Wüterich-Siegfried, der das Mobiliar seines Onkels Mime zertrümmert. Übrigens scheint dies zum neuen Inszenierungsstandard für diese Szene zu werden, denn bereits im Berliner Siegfried wurde es von Tcherniakov analog inszeniert. Auch dies kann man so machen, nur wird es nach zwei Minuten zum Gähnen langweilig, auch weil die Musik (Wagner) wieder völlig ins Leere greift.


    Das Schwarz’sche Konzept ist also darauf angelegt, systematisch alle Binnenstrukturen unter den Dramatis personae zu zerstören, wie sie ursprünglich bei Wagner angelegt waren. Es ist diese maßstabslose Form des Regietheaters, die seitens der „Traditionalisten“ (wie sie mitunter spöttisch von der ach so progressiven Musik-Gemeinde genannt werden) auf Ablehnung stoßen. Denn diese Form der Inszenierung zwingt den Zuschauer zu einem permanenten „Doppeldenken“"


    Und grundsätzlich geht es, so Bernd Fischer, darum - was zeigt, dass diese konkrete Inszenierung nur ein Beispiel ist für eine allgemeine, ästhetisch fragwürdige Inszenierungspraxis:


    "Handlungskonzept und Musik radikal entkoppelt


    Und so führt die Betrachtung der Schwarz’schen Inszenierung zwangsläufig zum Grundproblem moderner Inszenierungspraxis, dass nämlich Handlungskonzept und Musik radikal entkoppelt werden.

    Handlungskonzept und Musik radikal entkoppelt."


    Diese ästhetische Kritik des Regiekonzeptes, das Handlungskonzept von der Musik radikal zu entkoppeln, bleibt eben bestehen selbst für den Fall, wenn die Inszenierung nicht wie bei Schwarz offenbar auch dramaturgisch-handlwerklich schlecht, sondern handwerklich gut gemacht ist. Das zeigt sich auch bei Fischers Kritik an Castorp und Neuenfels:


    "Zieht man die letzte Ring-Inszenierung von Frank Castorp zum Vergleich heran, die sich auch sehr viele Freiheiten herausnahm und sicher nicht zu den bedeutenden Inszenierungen dieses Werkes zählt, dann ist zu konstatieren, dass bei all diesen Freiheiten und ungeachtet der Tatsache, dass er den Kampf ums Rheingold durch den Kampf um den Rohstoff Öl ersetzte, die dramatischen Binnenstrukturen doch überwiegend beibehielt, so dass der Zuschauer in der Lage war, von dem übergestülpten Castorf’schen Konzept zu abstrahieren und dem Handlungsverlauf des Librettos (und der Musik!) zu folgen. Ähnliches lässt sich übrigens auch über die Lohengrin-Inszenierung von Hans Neuenfels sagen. Sein origineller Einfall, die Bewohner Brabants als verunsicherte Herdentiere (Ratten) darzustellen, führte eben nicht dazu, die Binnenstrukturen unter den Protagonisten zu verformen."


    Die Kritik ist wie man sieht differenziert, denn bei Castorp bleiben die dramatischen Binnenstrukturen erhalten, d.h. die Inszenierung ist in dieser Hinsicht "werkgerecht" geblieben im Unterschied zum Konzept von Schwarz. Aber auch das ist - wenn man wirklich weiß, worauf es bei Wagner ankommt - ein eklatanter ästhetischer Widerspruch. Wenn man nur Oper und Drama gelesen hat, dann weiß man, dass Wagners Theateträsthetik die der uneingeschränkten szenischen Präsenz ist. Dass man an einem Regiekonzept sozusagen "vorbeihört" und vorbeihören muss, um den dramatischen Sinn noch im Blick zu behalten, dann ist das schlicht eine Missachtung von Wagners Ästhetik, die in Wagners Komposition des Werkes auch eindeutig nachweisbar eingegangen ist. Dazu kommt Wagners Opernkritik. Wagners Konzeption des Gesamtkunstwerks ist der Gegenentwurf zur traditionellen Oper, wo Musik, Text und Handlung letztlich keine wirkliche Einheit bilden, die sie nach Wagner bilden sollen. Wenn sich die Handlung wie im Extremfall bei Schwarz oder auch bei Castorp gegenüber der Musik verselbständigt, wäre das vielleicht bei der einen oder anderen traditionellen Oper noch zu verschmerzen. Bei Wagner ist das schlicht ein nicht hinzunehmender ästhetischer Widerspruch, weil sein Werk eine solche Einheit realisiert. Hier gibt es keine andere Wahl, als "werkgerecht" zu inszenieren, sonst ist das eben ästhetisch zutiefst fragwürdig.


    Das Missliche an diesen RT-Diskussionen, wie man hier schön sieht, ist, dass die RT-Apologeten nicht nur die Diskussion über "Werktreue" verbieten wollen, sondern damit auch jegliche Form von ästhetischer Kritik. Beides hängt nämlich untrennbar zusammen. Sie lehnen "Werktreue" ab und damit wird die ästhetische Konzeption des Regietheaters zu einer im Prinzip unkritisierbaren ästhetischen Ideologie. Kritisiert werden darf allenfalls auf "technischer", dramaturgisch-handwerklicher Ebene. Das ist eine argumentative Immunisierungsstrategie, die ein Ästhetiker dann allerdings durchschaut, der hier auf dem Eigenrecht ästhetischer Kritik beharrt und beharren muss.


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Es ist immer wieder lustig, dass in Diskussionen über das sog. »Regietheater« (was immer das sein mag) so gut wie nie von Regie oder Theater die Rede ist. So auch in diesem Falle. Diese Inszenierung ist angeblich deshalb zum »Regietheater« zu rechnen, weil sie nicht so beschaffen ist, wie Richard Wagner und Dr. Holger Kaletha es vorschreiben. Und angeblich ist sie deshalb ästhetisch unbefriedigend. Sie wäre aber keinen Deut besser, wenn jedes Komma der Regieanweisungen genauestens beachtet wäre, weil sie einfach handwerklich und gedanklich schlecht und strunzdumm ist. Der Gedanke, dass eine Inszenierung gut wird, wenn sie sich an die »Intentionen des Autors« (die Dr. Holger Kaletha bis ins Detail kennt) hält, ist aber leider vollkommen absurd und kann nur von einem gefasst werden, der nicht den geringsten Schimmer hat, wie Theaterarbeit vor sich geht. Da nun aber die Gegner des sog. »Regietheaters« (was immer mit diesem albernenWortungetüm bezeichnet sein soll), nicht bereit und in der Lage sind, ihren eigenen Standpunkt zu überprüfen, sind diese Diskussionen so fruchtlos und urkomisch. Allerdings nutzt sich der Witz mit der Zeit ab.


    Das Problem ist nämlich: Die Künstler fragen die Ästhetikprofessoren gar nicht, was sie machen sollen oder dürfen. Sie machen, was sie für richtig halten. Und die Ästhetik-Professoren tun gut daran, sich mit dem zu befassen, was geschieht, und keine Vorschriften zu erlassen, an die sich sowieso keiner hält (und nach der Meinung von Dr. Holger Kaletha auch niemand halten muss, wie sein Rohrkrepierer-Beispiel von der roten Ampel so schön zeigt). Man nehme nur den Helden der Gegner des sog. »Regietheaters« Wieland Wagner. Hätte der seinerzeit die Ästhetikprofessoren gefragt, ob er das machen darf, was er vorhat, und sich nach ihrer Antwort gerichtet, gäbe es den Helden gar nicht. Er hat aber zum Glück gemacht, was er für richtig gehalten hat, und sich unter den Denkern die als Orientierungshilfe ausgesucht, die er für die richtigen gehalten hat. Und nicht die, die Dr. Holger Kaletha ihm vorgeschrieben hätte. (Das schon mehrmals gebrachte Zitat über das immer aktuelle Theater wird deshalb von den Gegnern des sog. »Regietheaters« auch so konsequent ignoriert. Sie müssten sonst sehen, dass ihr Held ihre Position nicht vertritt. Also binden sie lieber ihre Scheuklappen vorn fest zusammen.)


    So mache ich es auch: Ich orientiere mich an denen, die ich für kompetent halte. Und das gilt für alle anderen auch. Und so ist es gut und richtig.

  • Dem muss ich absolut widersprechen. Wenn man hier nicht auf das Kriterium "Werkgerechtigkeit" rekurriert, dann verwechselt man einfach die ästhetische Kritik mit der (natürlich auch erforderlichen) dramaturgisch handwerklichen und setzt sie sogar miteinander gleich

    Lieber Holger,


    ich kann diese Unterscheidung nicht nachvollziehen und kenne keine dramaturgische Betrachtung, die nicht auch ästhetische Kriterien berücksichtigt.

    Viele Grüße, Christian

  • Es ist immer wieder lustig, dass in Diskussionen über das sog. »Regietheater« (was immer das sein mag) so gut wie nie von Regie oder Theater die Rede ist.

    Und es ist immer wieder lustig, dass Du schlicht nicht in der Lage oder Willens bist, meinen Gedankengang nachzuvollziehen und mir Dinge unterstellst, die mit dem, was ich gesagt habe, nicht das Geringste zu tun haben.

    Das Problem ist nämlich: Die Künstler fragen die Ästhetikprofessoren gar nicht, was sie machen sollen oder dürfen. Sie machen, was sie für richtig halten. Und die Ästhetik-Professoren tun gut daran, sich mit dem zu befassen, was geschieht, und keine Vorschriften zu erlassen, an die sich sowieso keiner hält (und nach der Meinung von Dr. Holger Kaletha auch niemand halten muss, wie sein Rohrkrepierer-Beispiel von der roten Ampel so schön zeigt).

    Dein grundlegender Irrtum ist die Vorstellung, dass die Ästhetik von Ästhetikprofessoren gemacht wird. Nein, sie wird von den Künstlern gemacht. Das ist schon seit der Antike so. Wagner ist dafür ein gutes Beispiel - er war Ästhetiker, Dichter und Komponist in Personalunion. Wenn man die Ästhetik, die dann auch in die Werkschöpfung eingeht, nicht berücksichtigt und berücksichtigen will, ist das einfach nur Dilettantismus. Der Theaterwissenschaftler Sven Friedrich hat dem Regietheater nicht ohne Grund eine Tendenz zur Unprofessionalität und Entprofessionalisierung vorgeworfen. Genau das ist unprofessionell, die ästhetische Begründung von Kunst und Kunstwerken als überflüssiges professorales Geschwätz abzutun, wo nur unsinnige Vorschriften gemacht werden.

    ich kann diese Unterscheidung nicht nachvollziehen und kenne keine dramaturgische Betrachtung, die nicht auch ästhetische Kriterien berücksichtigt.

    Es ist eben evident, dass man die dramaturgisch-handwerkliche von der ästhetischen Betrachtung unterscheiden muss. Ich kenne keinen Ästhetiker, der das nicht tun würde, weil es einfach sachlich notwendig ist. Die Arbeit eines Regisseurs sollte freilich in der dramaturgischen Betrachtung auch ästhetische Fragen nicht vergessen. Nur geschieht das offenbar nicht immer, wie man an diesen Beispielen sieht. In der Wissenschaft gibt es das übrigens auch. Man unterscheidet die Arbeit des Wissenschaftlers, der seine Methoden anwendet und die Reflexion auf die Prinzipien, die dabei im Spiel sind. Letzteres thematisiert die Erkenntnistheorie, das ist sozusagen eine Metaebene. Wissenschaftliche Forschung funktioniert freilich auch, wenn sie nicht erkenntnistheoretisch auf ihre Grundlagen reflektiert. Nur ist sie dann erkenntnistheoretisch blind. "Die Wissenschaft denkt nicht!" - hat Heidegger deshalb gesagt. Entsprechend bleibt eine dramaturgische Arbeit, die nicht auf die ästhetischen Prinzipien reflektiert, die da jeweils ins Spiel kommen, ästhetisch blind. Was daraus folgt sind dann eben evidente ästhetische Widersprüche.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Entsprechend bleibt eine dramaturgische Arbeit, die nicht auf die ästhetischen Prinzipien reflektiert, die da jeweils ins Spiel kommen, ästhetisch blind. Was daraus folgt sind dann eben evidente ästhetische Widersprüche.


    Schöne Grüße

    Holger

    Lieber Holger,


    ich habe ja nun berufsbedingt ständig mit dramaturgischen Fragen zu tun und ich versichere Dir, dass deren Anwendung ohne eine Ästhetik, die man vor Augen hat, schlichtweg nicht möglich ist. Wenn ich einen Arthouse-Film produziere, wähle ich eine völlig andere Dramaturgie als bei einem Mainstream-Kino-Film. Ich habe jetzt mal bewusst zwei sehr einfache Beispiele gewählt. Und von Freunden aus der Theaterszene weiß ich, dass sie es nicht anders handhaben. Dramaturgie funktioniert ohne ein ästhetisches Prinzip, das sie umsetzt, meiner Erfahrung nach nicht.


    Mag sein, dass es auf wissenschaftlicher Ebene noch andere Sichtweisen gibt, aber in der Praxis ist das eine ohne das andere kaum denkbar, bzw. ziemlich sinnlos.


    Soweit mein Einwurf vom Rand aus, bzw. aus der Realität meiner Branche, die ja auch mit Skripten und Regisseuren zu tun hat, ich bin kein Freund von Haarspaltereien und verabschiede mich hiermit wieder aus der Diskussion. Aber es bleibt für mich der Eindruck, dass Du hier Prinzipien anwendest, die es so in der Praxis nicht gibt.


    Viele Grüße, Christian

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  • ich habe ja nun berufsbedingt ständig mit dramaturgischen Fragen zu tun und ich versichere Dir, dass deren Anwendung ohne eine Ästhetik, die man vor Augen hat, schlichtweg nicht möglich ist. Wenn ich einen Arthouse-Film produziere, wähle ich eine völlig andere Dramaturgie als bei einem Mainstream-Kino-Film. Ich habe jetzt mal bewusst zwei sehr einfache Beispiele gewählt. Und von Freunden aus der Theaterszene weiß ich, dass sie es nicht anders handhaben. Dramaturgie funktioniert ohne ein ästhetisches Prinzip, das sie umsetzt, meiner Erfahrung nach nicht.

    Lieber Christian,


    habe ich denn was anderes gesagt? Das Problem war doch (Zitat Bernd Fischer), dass sich im Regietheater ein Inszenierungsstil allgemein breit gemacht hat, wo sich die Handlungsebene gegenüber der Musik tendentiell verselbständigt. Das war ja auch genau die Kritik von Joachim Kaiser, wenn die Königin der Nacht nicht wie eine Königin vom Himmel schwebt, sondern wie eine Dienstmagd unter einer Decke steckt. Dann betrachtet es ein solcher Inszenierungsstil schlicht nicht mehr als relevant, ob die Handlung noch wirklich zur Musik passt. Man macht es halt so, weil es sich als Stil eingebürgert hat, es so zu machen. Das ist quasi zu einer Routine geworden. Weil alle so verfahren, verfährt Regisseur X im Falle Y auch so. Bei Wagner ist das dann besonders problematisch, und wenn man es selbst bei Wagner so macht, zeugt dies gerade hier von einem Mangel an ästhetischer Reflexion. Einst sprach Ferruccio Busoni von der "Denkroutine", die er als Futurist bekämpfen wollte. Und die gibt es als Neigung schließlich überall - Regisseure machen da keine Ausnahme. ;)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Auch wenn sich die Inszenierung der Handlungsebene von der Musik verselbständigt, wird der Regisseur dabei ein gewisses Konzept und auch eine Ästhetik verfolgen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, hängt meines Erachtens allein von der Qualität der Inszenierung ab.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass sich da zwischen den beiden Ebenen eine Spannung ergibt und habe dies auch im Theater in München - allerdings sehr selten - auch mal so erlebt.


    Viele Grüße, Christian

  • Ich möchte vielleicht noch ergänzen, dass es diese Spannungen in meiner Branche - Film- und Fernsehproduktion - auch gibt, und zwar durchaus massiv. So war es bis vor ein paar Jahren üblich, dass Regisseure Drehbücher regelmäßig umgeschrieben haben, da sie sonst nicht zu inszenieren seien und es letztlich auf den Film ankommt, nicht das Skript. Manche Filme wurden dadurch gerettet, wenn es schief ging haben die Autoren natürlich gesagt, dass ihr Werk vom Regisseur verhunzt wurde. Und der Regisseur sagt, dass das Buch nicht zu retten gewesen sei und er das Beste herausgeholt habe.


    Seit ein paar Jahren ist dies nun aber nicht mehr so ohne weiteres möglich, die Drehfassungen müssen mit den Autoren in der Regel abgesprochen werden. Ob die Filme dadurch besser werden? Das ist freilich schwer zu entscheiden. Das deutsche Kino hat international derzeit kaum Bedeutung und es bedürfte wohl einen Meister sowohl auf Drehbuch- als auch auf Regieebene (wie Haneke), damit sich dies ändert. Und darum geht es letztlich doch auch im Theater und in der Oper: die wirklich guten Leute werden sich durchsetzen, sie werden aus den Vorlagen etwas völlig Eigenes schaffen, etwas Neues. Und es wäre doch fürchterlich, wenn die Götterdämmerung, um die es hier geht, nur im Gewand des 19 Jh. zu erleben wäre!


    Das war jetzt schon mein zweiter Exkurs dazu und jetzt bin aber auch wirklich raus aus dieser merkwürdigen Diskussion.


    Viele Grüße, Christian

  • Auch wenn sich die Inszenierung der Handlungsebene von der Musik verselbständigt, wird der Regisseur dabei ein gewisses Konzept und auch eine Ästhetik verfolgen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, hängt meines Erachtens allein von der Qualität der Inszenierung ab.

    Was sinnvoll ist hängt nicht von der Qualität der Inszenierung ab, sondern die Qualität der Inszenierung vom leitenden ästhetischen Konzept, ob es hier für den jeweiligen ästhetischen Gegenstand passend angewandt wird oder nicht. Der Grund allen Übels ist die in sich widersprüchliche ästhetische Theorie des Theaterkunstwerks, die das Theaterkunstwerk als schlechterdings autonom betrachtet und entsprechend das Kriterium "Werktreue" als null und nichtig. Entsprechend spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob - wie bei Wagner vom Werk her festgelegt - die Handlung zur Musik passen muss. Das ist dann nicht mehr verbindlich für das "gewisse Konzept", das der Regisseur gerade verfolgt. Wagners Werkästhetik wird demnach folgerichtig - der ästhetischen Prämisse entsprechend - ignoriert. Diese Prämisse zufolge kann sich die Handlung dann auch verselbständigen, wenn es in das Konzept des Regisseurs gerade passt. Das Ganze steht und fällt aber mit der Prämisse, die einfach unbedacht und gedankenlos immer wieder angewandt wird: der behaupteten Autonomie des Theaterkunstwerks.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Die helfen angeblich auch in schwierigen Fällen

    Bewertung bei jameda.de am 28. Juni 2023: "Vielen Dank für das nette und professionelle Aufklärungsgespräch! Ich habe mich sehr wohl gefühlt!"

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    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Die Qualität der Inszenierung hängt nicht vom »leitenden ästhetischen Konzept« ab, de hängt überhaupt nicht von irgendeinem Konzept ab, sondern davon, ob es gutes Theater ist oder nicht. Ich empfehle Dir, wenn Du über Theater reden willst, mal ein Praktikum an einem Theater zu machen. Da kannst Du dann mal beobachten, was auf einer Probebühne passiert. Du wirst erstaunt sein, wie wenig da über »Konzepte« geredet wird, und wie viel über das, was man am Ende tatsächlich sieht. Das gilt für die Momente, wo überhaupt theoretisch reflektiert wird, man gemacht wird. Und die sind keineswegs in der Überzahl.


    Dass sich zwischen den verschiedenen Ebenen des Theaterkunstwerks Widersprüche ergeben können, ja, dass das Theaterkunstwerk nur dann interessant werden kann, wenn es diese Widersprüche gibt und sie nicht zugekleistert werden, ist eine Binsenweisheit der Theaterpraxis und -theorie. Man kann das z. B. bei Brecht gut nachlesen. Oder auch in den Partituren Richard Wagners studieren. Aber es gilt natürlich nicht nur für diese beiden großen Männer. Es hängt einfach damit zusammen, dass es sich um ein zusammengesetztes Kunstwerk handelt, und zwar um eins, das aus mehreren relativ selbständigen Kunstwerken verschiedener Gattungen zusammengefügt ist. Da nun jede Kunstgattung ihren eigenen Gegenstandsbereich hat und ihre eigene Weise, die Welt zu gestalten, ergeben sich zwangsläufig Unterschiede und Abweichungen zwischen den Ebenen. Das ist ja der Sinn der Verbindung der verschiedenen Künste. Das szenische Spiel kann Dinge ausdrücken, die der Dichtung nicht zugänglich sind, die Musik ihrerseits kann Aussagen treffen, die in den beiden anderen Künsten nicht möglich sind usw. durch die ganze Reihe der beteiligten Künste. Und gerade die Vielfalt dieser Möglichkeiten macht den Reichtum des Theaterkunstwerks aus. Das bedeutet natürlich, dass man den potenziellen Reichtum verschleudert, wenn man die Möglichkeiten der verschiedenen Ebenen im Interesse einer Einheitsaussage niederschlägt. Ich kann nicht erkennen, warum es sinnvoll sein soll, ein ärmeres Kunstwerk zu schaffen, als es möglich wäre.


    Freilich muss man Stücke lesen können, was gar nicht so leicht ist. Wenn man sie immer nur auf ihren »Inhalt« und ihre »Botschaft« hin liest, entgeht einem sehr viel, ja, so gut wie alles. Und man wird nicht erklären können, warum das eine ein gutes Theaterstück ist (also auf der Bühne große Wirkung tun kann) und das andere nicht.

  • Postscriptum: es gibt so begnadete Regisseure in der Figurenführung, dass sie erstaunlicherweise auch fast gänzlich ohne Konzept auskommen, insofern kann ich Dir hier nicht zustimmen. Auf die Autonomie des Theaterkunstwerkes würde ich auch nicht verzichten wollen, wenngleich meine Erwartungen zumeist enttäuscht wurden. Aber lieber Holger, was Du wirklich verkennst: Deine Position ist eine reine theoretische und sie hat nichts mit dem realen Bühnenleben zu tun. Du solltest Dir als Kritiker Gehör verschaffen, so wie J. Kaiser und andere es getan haben. Dann wäre Deine Position konstruktiv, denn dann würde sie sich an der Realität abarbeiten und die beachtliche Energie, die Du hier in das Thema investierst, könnte sich viel wirkungsvoller entfalten. Fände ich spannend!


    Viele Grüße, Christian

  • Na, ich weiß nicht. Ich meine, dass auch Theaterkritik nur dann Sinn hat, wenn sie von einem gewissen Verständnis für das Theater ausgeht. Ich finde es gibt schon weitaus genug Kritiker, die nichts vom Theater verstehen, insbesondere im Musiktheater... ;-)


    Übrigens muss man natürlich immer, wenn man Theater macht, eine Idee haben, was dabei herauskommen soll. Ob man das dann »Konzept« nennt oder sonstwie ist eine andere Frage. Was Du meinst, ist, wenn ich nicht irre, ein Theaterspiel, das sich gar nicht oder nur sehr partiell für das interessiert, was als »Bedeutung« oder »Botschaft« entnommen werden kann. Das gibt es, und es ist gar nicht so selten. Das Boulevard-Theater besteht fast nur aus solchen Theaterereignissen. Dabei geht es dann wirklich fast ausschließlich darum, die Sache so zu organisieren, dass immer im richtigen Moment die Türen auf und zu gehen und die Leute auf der Bühne rechtzeitig dahinter verschwinden, wobei es im Idealfalle so aussieht, als würde alles ganz spontan und fast zufällig passieren. Das zu erarbeiten ist unglaublich schwer und überhaupt nicht lustig. Und wenn es wirklich gelingt (was wirklich sehr, sehr schwer ist), ist es am Ende überhaupt nicht oberflächlich und unbedeutend. Was aber nicht daran liegt, dass sich da irgendwer über »Werktreue« oder die tiefgründigen Ideen irgendwelcher anerkannter Fachleute für philosophische Ästhetik Gedanken gemacht hat. Es liegt daran, dass Theater durch seine besondere Struktur (ich habe die schon mehrfach erläutert, das wiederhole ich nicht mehr) diese besondere Fähigkeit hat.

  • Ich finde es bemerkenswert, dass (wie man auch an dieser und den parallel laufenden Diskussionen sehen kann) in den Augen der Verteidiger der heiligen Werke die meisten Regisseure so ca. innerhalb einer Generation vom Stückezerstörer und konstruktivistischen Egomanen zum Behüter der Werktreue aufsteigen (oder je nach Perspektive auch absteigen). Für den einstmals mit nackter Gewalt bedrohten Chéreau gilt das ja schon länger, für Wieland Wagner sowieso, inzwischen sind auch Konwitschny und Kosky in den erlauchten Kreis aufgenommen worden, neuerdings sogar Neuenfels und Castorf. Bieito braucht noch ein bisschen Zeit, wird es aber auch noch schaffen. Insofern besteht auch für Giancarlo del Monaco und seine "Hänsel und Gretel"-Inszenierung noch Hoffnung auf den ästhetischen Ritterschlag durch die Werktreue-Hüter. Die heutigen, jüngeren Zerstörer müssen sich halt gedulden, aber sie kommen auch schon noch an die Reihe.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

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  • Egal, aber der Mann heißt Castorf!

    Danke für den Hinweis, ich habe es korrigiert (es war kein selbstgerechter Verstoß gegen die Quellen sondern wahrscheinlich eine freudsche Nachwirkung meiner gerade abgeschlossenen "Zauberberg"-Lektüre :)).

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • (es war kein selbstgerechter Verstoß gegen die Quellen sondern wahrscheinlich eine freudsche Nachwirkung meiner gerade abgeschlossenen "Zauberberg"-Lektüre :) )

    An den dachte eventuell auch Herr Fischer, der den nämlichen Fehler schon in seinem Artikel begeht; siehe auch das von mir wiedergegebene Zitat hier.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • An den dachte eventuell auch Herr Fischer, der den nämlichen Fehler schon in seinem Artikel begeht; siehe auch das von mir wiedergegebene Zitat hier.

    Schlimmer ist das, was dem Komponisten Heiner Goebbels schon passiert ist: Dessen Name stand vor Jahren mal unter einem Bild seines berüchtigten Namensvetters Joseph, versehen mit der Anschuldigung "Er brachte seine sechs Kinder und dann sich selbst um: Heiner Goebbels". Ich habe ihn damals angeschrieben und auf die Verwechslung hingewiesen, woraufhin er sich für den Hinweis bedankte und mir versicherte, dass seine Familie wohlauf sei ;).

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Okay, man weiß nicht, ob lachen oder weinen - aber das gewinnt eindeutig gegen "Castorp"!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Die Qualität der Inszenierung hängt nicht vom »leitenden ästhetischen Konzept« ab, de hängt überhaupt nicht von irgendeinem Konzept ab, sondern davon, ob es gutes Theater ist oder nicht.

    Und dann kommt Sokrates und stellt die Frage: WAS ist gutes Theater?

    Ich empfehle Dir, wenn Du über Theater reden willst, mal ein Praktikum an einem Theater zu machen. Da kannst Du dann mal beobachten, was auf einer Probebühne passiert. Du wirst erstaunt sein, wie wenig da über »Konzepte« geredet wird, und wie viel über das, was man am Ende tatsächlich sieht. Das gilt für die Momente, wo überhaupt theoretisch reflektiert wird, man gemacht wird. Und die sind keineswegs in der Überzahl.

    Ich glaube nicht, dass das irgendwie hilft in dieser Frage. Es gibt Dirigenten, und zwar nicht die schlechtesten mit gutem Namen, die das hunderte Male gemacht haben und schließlich es ablehnen, Opern zu dirigieren oder bestimmte Einladungen anzunehmen, weil sie nicht bereit sind, das, was der Regisseur auf der Bühne fabriziert, mit künstlerisch zu verantworten. Carl Dahlhaus war übrigens nicht nur Theoretiker, er hat auch Regie geführt.

    Dass sich zwischen den verschiedenen Ebenen des Theaterkunstwerks Widersprüche ergeben können, ja, dass das Theaterkunstwerk nur dann interessant werden kann, wenn es diese Widersprüche gibt und sie nicht zugekleistert werden, ist eine Binsenweisheit der Theaterpraxis und -theorie. Man kann das z. B. bei Brecht gut nachlesen. Oder auch in den Partituren Richard Wagners studieren. Aber es gilt natürlich nicht nur für diese beiden großen Männer. Es hängt einfach damit zusammen, dass es sich um ein zusammengesetztes Kunstwerk handelt, und zwar um eins, das aus mehreren relativ selbständigen Kunstwerken verschiedener Gattungen zusammengefügt ist. Da nun jede Kunstgattung ihren eigenen Gegenstandsbereich hat und ihre eigene Weise, die Welt zu gestalten, ergeben sich zwangsläufig Unterschiede und Abweichungen zwischen den Ebenen.

    So etwas zu lesen fordert einem Philosophen, der Platons Dialog Sophistes gelesen hat, ziemlich viel Geduld ab. Dort wird beschrieben, dass man den Sophisten argumentativ nie fangen kann, er immer ausweicht mit seiner Antwort, das Thema, den Gegenstand, die Betrachtungshinsicht wechselt. Das machst Du permanent, auch hier. Du flüchtest ins Allgemeine und verschiebst die Dinge. Wenn es eine Regieanweisung gibt, dass die Königin der Nacht auf der Bühne von oben schweben soll, dann ist damit konkret gezeigt, wie man die Einheit von Musik und Handlung realisieren kann. Wenn der Regisseur das nicht tut, dann ist das nunmal ein Widerspruch. Und ein ästhetisches hölzernes Eisen ist und bleibt eines: eine erhabene Szene, die lächerlich wirkt. Das ist etwas anderes als ein produktiver Widerstreit, nämlich einfach nur sinnzerstörend. Und mit der Verselbständigung der Handlung ist nicht gemeint, dass da irgendeine interessante Spannung entsteht, sondern Musik und Handlung beziehungslos nebeneinander herlaufen, so dass die Leitmotive z.B. ihren Sinn verlieren, einen Hintersinn zu bekunden, weil die Handlung so verändert ist, dass sie kein Hintersinn mehr sein können.

    Auf die Autonomie des Theaterkunstwerkes würde ich auch nicht verzichten wollen, wenngleich meine Erwartungen zumeist enttäuscht wurden.

    Helmut Hofmann hatte schön von einer relativen Autonomie gesprochen. Das Regeitehater beansprucht aber eine absolute Autonomie.

    Aber lieber Holger, was Du wirklich verkennst: Deine Position ist eine reine theoretische und sie hat nichts mit dem realen Bühnenleben zu tun.

    Willst Du einem Dirigenten, der wegen des Regietheaters Opern nicht mehr dirigiert, sagen, er habe nur theoretische Probleme? Ist die Unzufriedenheit von Sängern, Zuschauern, die ganze Diskussion über RT nur eine Erfindung vo Theoretikern und hat nichts mit der Realität zu tun? Du hast eine seltsame Vorstellung von Theorie. Die Theorie erfindet ihre Gegenstände nicht, sie greift sie auf und geht auf ihren Grund zurück. Ein Theologe erfindet ja auch nicht die Glaubensfragen, auf die er sich bezieht. Die gründen im Glauben.

    Du solltest Dir als Kritiker Gehör verschaffen, so wie J. Kaiser und andere es getan haben. Dann wäre Deine Position konstruktiv, denn dann würde sie sich an der Realität abarbeiten und die beachtliche Energie, die Du hier in das Thema investierst, könnte sich viel wirkungsvoller entfalten. Fände ich spannend!

    Naja, ich schreibe Bücher. Das reicht mir eigentlich. Urlrich Peters wollte mich mal einladen zu einem Werkstattvortrag, wegen Corona ist sowas aber nicht zustandegekommen. Und jetzt ist er aus Münster weg.


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Und dann kommt Sokrates und stellt die Frage: WAS ist gutes Theater?

    Eine gute und wichtige Frage, die sich nicht leicht beantworten lässt. Um wirklich beurteilen zu können, was gutes Theater ist, muss man viel davon verstehen. Das ist beim Theater wie bei der Malerei, der Musik oder der Philosophie.




    Ich glaube nicht, dass das irgendwie hilft in dieser Frage. Es gibt Dirigenten, und zwar nicht die schlechtesten mit gutem Namen, die das hunderte Male gemacht haben und schließlich es ablehnen, Opern zu dirigieren oder bestimmte Einladungen anzunehmen, weil sie nicht bereit sind, das, was der Regisseur auf der Bühne fabriziert, mit künstlerisch zu verantworten.

    Ja. Die gibt es. Aber was ist damit gesagt? Soll das wieder einer Deiner Autoritätsbeweise sein? Dann müsstest Du die Frage stellen, warum ich das Urteil dieser Dirigenten, die Du meinst, akzeptieren soll, nicht aber das der zahlreichen anderen, die nicht so handeln, und nicht das der vielen anderen Leute, die gut finden, was sie ablehnen.



    Carl Dahlhaus war übrigens nicht nur Theoretiker, er hat auch Regie geführt.

    Was will uns der anerkannte Fachmann für philosophische Ästhetik damit sagen?

    Willst Du einem Dirigenten, der wegen des Regietheaters Opern nicht mehr dirigiert, sagen, er habe nur theoretische Probleme? Ist die Unzufriedenheit von Sängern, Zuschauern, die ganze Diskussion über RT nur eine Erfindung vo Theoretikern und hat nichts mit der Realität zu tun? Du hast eine seltsame Vorstellung von Theorie.

    Du hast eine seltsame Vorstellung von einer Diskussion. Was soll diese Häufung von Strohmann-Argumenten Du kannst doch auch direkt sagen, dass Du keine wirksamen Argumente hast, an der Klärung des Gegenstands nicht interessiert bist und vor allem das letzte Wort haben willst. Das ist kürzer und klarer.


    Um diese albernen Fragen wenigstens andeutungsweise zu beantworten: Ich will einem Dirigenten, der etwas nicht mehr dirigiert, gar nichts sagen. Vor allem werde ich ihm nicht sagen wollen, dass das sog. „Regietheater« (Du kannst bekanntlich auch nicht erklären, was das sein soll) eine gute Sache ist, die er mitmachen soll. Das ist wieder eins Deiner so sehr geliebten Strohmannargumente: Du unterstellst mir, mich bedingungslos einer Partei in diesem albernen Streit anzuschließen, was aber nicht der Fall ist. Dann tust dann so, als habest Du etwas gegen meine Auffassungen vorgebracht. Das ist aber nicht der Fall. du kämpfst nur mit Gespenstern, die Du höchstselbst erfunden hast. Mit dem, was ich denke und sage, hat das nichts zu tun. Wie Du natürlich sehr genau weißt. Du hoffst nur, dass es nicht auffällt. Da musst Du aber früher aufstehen. Erheblich früher.


    Und mit der Verselbständigung der Handlung ist nicht gemeint, dass da irgendeine interessante Spannung entsteht, sondern Musik und Handlung beziehungslos nebeneinander herlaufen, so dass die Leitmotive z.B. ihren Sinn verlieren, einen Hintersinn zu bekunden, weil die Handlung so verändert ist, dass sie kein Hintersinn mehr sein können.

    Ich bin nicht ganz sicher, ob ich diesem Kauderwelsch den beabsichtigten Sinn entnehme. Aber wenn doch, ist es wieder ein Strohmannargument. Wer sprach von »Verselbständigung der Handlung«? Wer sagt, dass Musik und Handlung beziehungslos nebeneinander herlaufen? (Du meinst ja sicher nicht ernstlich, dass das passiert, wenn die Königin der Nacht nicht von oben kommt, oder? Das wäre selbst für Deine Verhältnisse zu albern.)


    Was ich nicht verstehe: Wodurch verlieren die »Leitmotive« (ein sehr zweifelhafter Begriff, den Wagner nicht zufällig nie benutzt hat) ihren Sinn? Und woraus ergibt sich, das sie keinen Hintersinn mehr bekunden können?


    Das kommt mir etwas wirr vor. Vielleicht denkst Du noch mal ein wenig nach und versuchts es dann noch einmal?

  • Eine gute und wichtige Frage, die sich nicht leicht beantworten lässt. Um wirklich beurteilen zu können, was gutes Theater ist, muss man viel davon verstehen. Das ist beim Theater wie bei der Malerei, der Musik oder der Philosophie.

    Mit anderen Worten: Kompetent burteilen kann das nur der Theaterkünstler - und Andere, die keine Theaterkünstler sind, dürfen eine solche Frage gar nicht erst stellen, weil sie keine Theatermacher sind und nichts vom Theatermachen verstehen. Sie sind alle imkompetent, weswegen der Theaterkünstler auch keine Antwort auf diesbezügliche Sinnfragen gibt. Nur als Anmerkung: Das Selbstverständnis des Philosophen ist so etwas nicht. Philosophie ist nämlich dialogisch-dialektisch.

    Ja. Die gibt es. Aber was ist damit gesagt? Soll das wieder einer Deiner Autoritätsbeweise sein? Dann müsstest Du die Frage stellen, warum ich das Urteil dieser Dirigenten, die Du meinst, akzeptieren soll, nicht aber das der zahlreichen anderen, die nicht so handeln, und nicht das der vielen anderen Leute, die gut finden, was sie ablehnen.

    Das ist einmal mehr Kommunikationsverweigerung, nach dem Motto: Wer Schwierigkeiten mit dem Regietheater hat, der interessiert mich nicht und die Tatsache, dass es solche Schwierigkeiten gibt, ignoriere ich deshalb. Hier geht es nicht um Beweise, sondern einen nunmal unzweifelhaften Beleg, dass es zur Realität des Theaters von heute gehört, dass es solche Schwierigkeiten gibt.

    Was will uns der anerkannte Fachmann für philosophische Ästhetik damit sagen?

    Und was soll diese Frage, wenn Du eine Antwort sowieso nicht hören willst, weil "der anerkannte Fachmann für philosophische Ästhetik" sowieso nur Mumpitz erzählt?

    Du hast eine seltsame Vorstellung von einer Diskussion. Was soll diese Häufung von Strohmann-Argumenten Du kannst doch auch direkt sagen, dass Du keine wirksamen Argumente hast, an der Klärung des Gegenstands nicht interessiert bist und vor allem das letzte Wort haben willst. Das ist kürzer und klarer.

    Kommunikations- und Verständnisverweigerung die nächste Runde. Ich habe eine Quelle zitiert: Da ist Jemand, der Jahrzehnte Opernhäuser besucht, und das sehr häufig, also Entwicklungen feststellen und bewerten kann. Seine Erfahrung ist, dass er solche Tendenzen beobachtet, was den Inszenierungsstil angeht und er letztlich seine Konsequenzen daraus zieht. Diese Beobachtung und Bewertung ist nun durchaus kein Einzelfall, man vernimmt so etwas vielmehr immer wieder, eben auch von einem Joachim Kaiser z.B. Das sind für Dich aber alles "Strohmann-Argumente" (was für ein Argument?), weil für Dich schlicht solche aus der Erfahrung von Opernbesuchern stammenden Kritiken und Schwierigkeiten, den Sinn noch zu verstehen, was auf dem Bühnen heute allzu oft passiert, irrelevant sind. Genau so einen Umgang mit Kritikern des Regietheaters nennt der Theaterwissenschaftler Sven Friedrich Arroganz. Weil man nämlich eigentlich erwarten darf, dass ein Künstler, der sein Theaterkunstwerk dem Publikum darbietet und von ihm abhängig ist, diesem auch eine Antwort gibt, wenn es Verständnisschwierigkeiten hat und es nicht einfach ignoriert oder diese Fragen für dumm erklärt. Aber was geschieht statt dessen? Man gibt dem Publikum zu verstehen: Wer halt nicht versteht, was die Regietheaterkünstler machen, ist einfach nur zu dumm dazu. Das ist aber schlicht unangemessen. Zumal es sich bei diesem Publikum in diesem und vielen anderen Fällen um ein wirklich kompetentes Publikum handelt, was so eine ignorante und arrogante Behandlung wirklich nicht verdient hat.

    Um diese albernen Fragen wenigstens andeutungsweise zu beantworten: Ich will einem Dirigenten, der etwas nicht mehr dirigiert, gar nichts sagen. Vor allem werde ich ihm nicht sagen wollen, dass das sog. „Regietheater« (Du kannst bekanntlich auch nicht erklären, was das sein soll) eine gute Sache ist, die er mitmachen soll.

    Verständnisverweigerung die nächste. Aussage: Ich will das nicht zur Kenntnis nehmen, mich interessiert das nicht.

    Das ist wieder eins Deiner so sehr geliebten Strohmannargumente: Du unterstellst mir, mich bedingungslos einer Partei in diesem albernen Streit anzuschließen, was aber nicht der Fall ist. Dann tust dann so, als habest Du etwas gegen meine Auffassungen vorgebracht. Das ist aber nicht der Fall. du kämpfst nur mit Gespenstern, die Du höchstselbst erfunden hast. Mit dem, was ich denke und sage, hat das nichts zu tun. Wie Du natürlich sehr genau weißt. Du hoffst nur, dass es nicht auffällt. Da musst Du aber früher aufstehen. Erheblich früher.

    Einmal mehr: Verständnisverweigerung. Aussage: Ich will mit Dir gar nicht diskutieren und übergehe deshalb, was Du tatsächlich gesagt hast. Und das "begründe" ich mit pauschalen, sachfremden Unterstellungen.

    Ich bin nicht ganz sicher, ob ich diesem Kauderwelsch den beabsichtigten Sinn entnehme. Aber wenn doch, ist es wieder ein Strohmannargument. Wer sprach von »Verselbständigung der Handlung«? Wer sagt, dass Musik und Handlung beziehungslos nebeneinander herlaufen? (Du meinst ja sicher nicht ernstlich, dass das passiert, wenn die Königin der Nacht nicht von oben kommt, oder? Das wäre selbst für Deine Verhältnisse zu albern.)

    Kommunikation- und Verständnisverweigerung schon wieder. Ich verstehe und will nicht verstehen, was mit der Kritik gemeint ist. Aussage: An dem Theater, so wie ich es verstehe und es verstehen will, gibt es nichts zu kritisieren und keine Fragen zu stellen. Vogel friss oder stirb.

    Was ich nicht verstehe: Wodurch verlieren die »Leitmotive« (ein sehr zweifelhafter Begriff, den Wagner nicht zufällig nie benutzt hat) ihren Sinn? Und woraus ergibt sich, das sie keinen Hintersinn mehr bekunden können?


    Das kommt mir etwas wirr vor. Vielleicht denkst Du noch mal ein wenig nach und versuchts es dann noch einmal?

    Vielleicht denkst Du darüber noch einmal nach, vielleicht kommst Du dann irgendwann einmal auf den Sinn.

  • Mit anderen Worten: Kompetent burteilen kann das nur der Theaterkünstler - und Andere, die keine Theaterkünstler sind, dürfen eine solche Frage gar nicht erst stellen, weil sie keine Theatermacher sind und nichts vom Theatermachen verstehen.

    Ich habe nichts dergleichen geschrieben, wie Du sehr gut weißt. Und Du weißt natürlich auch, dass das Strohmann-Argument von den unredlichen Argumenten der eristischen Dialektik eines der unredlichsten ist. Du wirst wissen, warum Du es anwendest. Zu meinem Bedauern muss ich Dir mitteilen, dass ich darauf nicht hereinfalle.




    Da ist Jemand, der Jahrzehnte Opernhäuser besucht, und das sehr häufig, also Entwicklungen feststellen und bewerten kann. Seine Erfahrung ist, dass er solche Tendenzen beobachtet, was den Inszenierungsstil angeht und er letztlich seine Konsequenzen daraus zieht.

    Vermutlich ist das alles für einen ausgewiesenen Fachmann für philosophische Ästhetik, der an akutem Argumentenmangel leidet, sehr schwer zu verstehen und gar nicht zu ertragen.


    Schau mal her:


    Hier ist jemand (ich habe mir erlaubt Deine emphatische Großschreibung zu entfernen), der Jahrzehnte Opernhäuser besucht, und das sehr häufig, und der außerdem seit Jahrzehnten an Opernhäusern arbeitet und sich kontinuierlich theoretisch und praktisch mit der Oper und dem Musiktheater auseinandersetzt, also Entwicklungen feststellen und bewerten kann. Seine Erfahrung ist, dass er gewisse Tendenzen beobachtet, was den Inszenierungsstil angeht und er letztlich andere Konsequenzen daraus zieht, als Du seit Deinem Damaskus-Erlebnis für die einzig richtigen hältst (davor waren wir ja ungefähr derselben Meinung, auch wenn mir Deine schwachen Begründungen Deiner Position nie gefallen haben).


    Wer legt jetzt fest, wem man zu glauben hat? Dr. Holger Kaletha? Warum ausgerechnet der und nicht mein Bäcker um die Ecke?


    Das ist einer der vielen Punkte, die Du nicht erklären kannst, weshalb Dir nichts bleibt, als immer wieder mit dem Fuß aufzustampfen und zu verlangen, dass man Dir gefälligst zu glauben habe. Glaube spielt aber in einem solchen Diskurs keine Rolle. Hier müssen Behauptungen belegt werden. Ich habe es schon mehrfach gesagt: Ich erkenne Autoritätsbeweise nur dann an, wenn ich die betreffende Autorität aus freiem Entschluss als solche nehme. Wenn nicht, nicht. Du bist für mich keine Autorität, also denke ich nicht im Traum daran, Deine Behauptungen auf Treu und Glauben anzunehmen. Du wirst Dich, wenn Dir daran liegt, dass ich sie für gültig halte, schon um Argumente bemühen müssen. Und exzessive Verwendung von Strohmannargumenten zeigt sehr deutlich, dass Du entweder keine hast oder/und an einem rationalen Diskurs zur Klärung der aufgeworfenen Fragen gar nicht interessiert bist. Wie Du siehst, fällt das auf. Und es ist nicht sonderlich klug, wenn man bei einem akrobatischen Kunststück auf die Nase gefallen ist, dieses mit demselben peinlichen Ergebnis ständig zu wiederholen. Irgendwann fällt die Nase ab, und dann sieht man doch sehr seltsam aus.

  • Ich habe nichts dergleichen geschrieben, wie Du sehr gut weißt. Und Du weißt natürlich auch, dass das Strohmann-Argument von den unredlichen Argumenten der eristischen Dialektik eines der unredlichsten ist. Du wirst wissen, warum Du es anwendest. Zu meinem Bedauern muss ich Dir mitteilen, dass ich darauf nicht hereinfalle.

    Ich lasse mir nunmal keinen Bären aufbinden. Es geht nicht darum, was Du gesagt hast, sondern was Du gemeint hats, was der Sinn Deiner Aussage ist, wenn man sie Ernst nimmt und die Konsequenzen daraus zieht, die da impliziert sind. Nicht nur das Explizite gehört zum Sinn, sondern auch das Implizite.

    Vermutlich ist das alles für einen ausgewiesenen Fachmann für philosophische Ästhetik, der an akutem Argumentenmangel leidet, sehr schwer zu verstehen und gar nicht zu ertragen.

    Das ist kein Argument, sondern eine argumentationsfreie, polemische Bewertung.

    Wer legt jetzt fest, wem man zu glauben hat? Dr. Holger Kaletha? Warum ausgerechnet der und nicht mein Bäcker um die Ecke?


    Das ist einer der vielen Punkte, die Du nicht erklären kannst, weshalb Dir nichts bleibt, als immer wieder mit dem Fuß aufzustampfen und zu verlangen, dass man Dir gefälligst zu glauben habe. Glaube spielt aber in einem solchen Diskurs keine Rolle. Hier müssen Behauptungen belegt werden. Ich habe es schon mehrfach gesagt: Ich erkenne Autoritätsbeweise nur dann an, wenn ich die betreffende Autorität aus freiem Entschluss als solche nehme. Wenn nicht, nicht. Du bist für mich keine Autorität, also denke ich nicht im Traum daran, Deine Behauptungen auf Treu und Glauben anzunehmen.

    Du verstehst einfach nicht und willst nicht verstehen. Deswegen nur eine kleine Nachhilfe: Was macht wohl ein Historiker, wenn er Quellenstudien betreibt? Er sammelt erst einmal Belege, das hat nichts mit Beweisen zu tun. Es ist entsprechend ein legitimes Verfahren, empirische Belege für Rezeptionsschwierigkeiten mit dem Regietheater zu suchen und dabei auszuwerten, welche verschiedenen Begründungen da gegeben werden und in den unterschiedlichen Antworten nach Gemeinsamkeiten zu schauen. Dabei wird man unweigerlich feststellen, dass es bestimmte Konstanten gibt. Anschließend kann man nach dem Sinn fragen und wie und warum da ein Sinnverlust konstatiert wird. Das bewegt sich alles auf der Faktenebene. Da gibt es rein gar nichts zu beweisen.

  • Nur kurz zum Nachdenken. Ich lese sporadisch ganz gerne mit, denke aber, für mich schon einiges entschieden zu haben.

    Was macht wohl ein Historiker, wenn er Quellenstudien betreibt? Er sammelt erst einmal Belege, das hat nichts mit Beweisen zu tun. Es ist entsprechend ein legitimes Verfahren, empirische Belege für Rezeptionsschwierigkeiten mit dem Regietheater zu suchen und dabei auszuwerten, welche verschiedenen Begründungen da gegeben werden und in den unterschiedlichen Antworten nach Gemeinsamkeiten zu schauen. Dabei wird man unweigerlich feststellen, dass es bestimmte Konstanten gibt. Anschließend kann man nach dem Sinn fragen und wie und warum da ein Sinnverlust konstatiert wird. Das bewegt sich alles auf der Faktenebene. Da gibt es rein gar nichts zu beweisen.

    Selbstverständlich wird der Historiker sich für die Rezeptionsgeschichte von Musik und Oper interessieren und Fakten sammeln. Daraus können auch interessante Fragen entstehen. Das ist für mich unbezweifelbar.


    Wenn es jetzt aber um künstlerische Qualität geht, scheint es mir keinen einfachen Weg von der Rezeptionsgeschichte zur Qualität eines Werkes zu geben. Was sagen die zum Teil vernichtenden Kritiken einiger Zeitgenossen über die musikalische Qualität von Beethovens späten Streichquartetten aus? Was sagt die Tatsache, dass man Mahlers kompositorisches Werk zu seiner Zeit in Teilen als minderwertig betrachtet hat, über die Qualität aus?

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