Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore Cherubini wurde am 14. September 1760 als zehntes von zwölf Kindern in Florenz geboren. Er erhielt von seinem Vater, der selbst Cembalist war, ersten Musik- und Klavierunterricht. Bei Bartolomeo Felici und dessen Sohn Alessandro studierte Cherubini Kontrapunkt und ab 1778 Komposition bei Giuseppe Sarti in Venedig und Mailand. Schon bald durfte der äußerst Begabte kleinere Arien und Rezitative für Sartis Opern komponieren, schrieb aber auch eigene Messen und Oratorien. Während eines dreijährigen Aufenthaltes in London lernte er das Œuvre Georg Friedrich Händels kennen, übersiedelte dann aber 1787 auf Anregung des Geigers Viotti nach Paris und wurde Inspektor der Königlichen Musikschule. In Paris blieb Cherubini drei Jahre und komponierte dort für das Théâtre Feydeau französische Bühnenwerke wie Lodoïska, Elisa, Medea und Der Wasserträger.
[Erstausgabe Luigi Cherubinis Medea]
Durch Glucks Opern inspiriert, erlangte Cherubini einen neuen Kompositionsstil, der sich durch reiche Ausgestaltung des Orchesterapparats auszeichnet: farbige Instrumentationen und motivisch-inspirative Arbeit. Napoléons Affinität zur italienischen Musik verhinderte jedoch weitere Werke im dramatischen Stile Cherubinis, da kam 1805 ein Kompositionsauftrag aus Wien, wo er Gelegenheit zur Bekanntschaft mit Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven hatte. Cherubini war von Beethoven sehr fasziniert und machte sich später für dessen Werk in Frankreich stark. Im gleichen Jahr [1805] belagerte Napoleon Wien und Cherubini wurde mit der Leitung der Hofkonzerte beauftragt. Es zog ihn aber wieder nach Paris, wo Cherubini in eine tiefe künstlerische Schaffenskrise geriet. Derweil beschäftigte er sich mit Botanik und Kartenzeichnen. Ganze zwei Jahre dauerte diese Krise an, bis er sich erneut der Komposition widmete: So entstand eine Messe in F-Dur, die mit großem Erfolg in Paris debutierte. Da ihm derzeit Opernkompositionen kein Glück bringen wollten, widmete er sich der Instrumentalmusik – so entstand nach einer Einladung der Philharmonischen Gesellschaft im Jahr 1815 in London seine Sinfonie in D-Dur, eine Ouvertüre und eine vierstimmige Hymne. 1816 wurde Cherubini eine Anstellung als Kompositionsprofessor zuteil und übernahm bis kurz vor seinem Tod die Leitung des Pariser Konservatoriums, wo er auch kurzzeitig Juan Crisóstomo de Arriaga unterrichtete.
[Luigi Cherubini]
Zu seinen weiteren Kompositionen gehören unter anderem zwei bemerkenswerte Requiem, ein achtstimmiges Credo und nicht zu vergessen seine Streichquartette. Im Jahre 1836 verfasste Cherubini den Cours de contrepoint [Theorie des Kontrapunkts und Fuge] und 1843 erschien sein eigenhändiger Titelkatalog, welcher Bottée de Toulmon in Paris herausgegeben wurde. Cherubini gilt schlechthin als Reformer der französischen Oper und Begründer eines neuen Stils, der die französische Oper in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führend machte. Cherubini starb am 15. März 1842 in Paris.
[Luigi Cherubinis Grabmahl in Paris]
Nun, die wohl bekannteste Oper von Luigi Cherubini ist Medea, welche in der ersten – französischen – Fassung am 13. März.1797 in Paris uraufgeführt wurde. Eine 2. Fassung in italienischer Sprache [Tragedia in tre atti] fand am 6. November 1802 in Wien ihre Uraufführung. Kurz zur Handlung:
Medea, eine der wohl bekanntesten Figuren der griechischen Mythologie ist als Priesterin im Tempel der Hekate tätig und des Zauberns kundig. Sie verliebt sich der Sage nach in den griechischen Helden und Anführer der Argonauten: Jason [Giasone]. Pelias, Jasons Onkel, machte ihm zur Auflage,das Goldene Vlies vom König Aietes zu erbitten. Danach sollte Jason die Herrschaft über die Stadt Iolkos erhalten. Unter Zuhilfenahme ihrer Zauberkräfte und mit Ratschlägen verhilft Medea gegen den Willen ihres Vaters Jason zum goldenen Vlies und anschließend zur Flucht. Als ihr Bruder auf Geheiß des Vaters die Verfolgung aufnimmt, lockt sie diesen in eine Falle, worauf Jason diesen tötet. Auf der weiteren Flucht heiraten Medea und Jason heimlich. In Iolkos angekommen, stellt Jason fest, dass sein Vater, seine Mutter und sein Bruder durch Verschulden seines Onkels zu Tode gekommen sind. Medea hilft Jason, sich zu rächen, indem sie die Töchter von Jasons Onkel anstiftet, ihren Vater zu töten. Nachdem Pelias Sohn [Cousin/Vetter von Jason] die Herrschaft über Iolkos im Wege der Erbfolge übernommen hat, flüchten Medea und Jason nach Corrinth. Dort gebiert sie drei Söhne namens Thessalos, Alkimenes und Tisander. Als Jason die jüngere Glauke [Glauce], Tochter des korinthischen Königs Kreon [Creonte] heiraten will, vergiftet Medea diese und deren Vater, erdolcht ihre eigenen drei Söhne und flüchtet auf einem Drachen zum König Aigeus nach Athen. Heimtückisch will sie den König Athens dazu bringen, seinen eigenen Sohn Theseus zu vergiften. Aigeus kann dies selbst noch rechtzeitig verhindern; Medea wird verstoßen und muss wiederum fliehen.
Dieser für eine Oper recht umfangreiche – und für Nichtkenner nicht immer ganz einfach zu verfolgende – Stoff wurde bereits von Marc-Antoine Charpentier vertont. Während ich dies schrieb lief/läuft:
Die Aufnahme ist kein Klangwunder, aber die Dramatik der Tragödie kommt durch die ADD-Verarbeitung recht gut rüber, klingt etwas "aus dem Untergrund". Es singen:
Maria Callas • Medea
Jon Vickers • Giasone
Fiorenza Cossotto • Neris
Nicola Zaccaria • Creonte
Joan Carlyle • Prima ancella
Elisabeth Rust • Seconda ancella
David Allen • Capitano delle guardie
Direttore NICOLA RESCIGNO
Orchestra and Chorus of the Royal Opera House Covent Garden
Liveaufnahme vom 30. Juni 1959
Interessant wäre natürlich, welche Einspielungen dieser Oper [und ggfs. warum] die Taminogemeinde bevorzugt und welche anderen Werke Cherubinis unbedingt aus staubigen Archiven herausgehievt werden müssen.
Cordialement,
Ulli