Claude Debussy: Klavierwerke

  • Zitat

    Original von Khampan
    In typischer Manier "falsch" (mehr oder weniger genau nach den "falsch" geschriebenen Notenwerten) spielen:
    Michelangeli, Gieseking, Zimerman, Donohoe, Dalberto, Moravec, Pagni, Tirimo, Tan.


    Richtige Temporelationen bei:
    Cortot(!), Rouvier, Béroff


    Beziehst Du Dich hier eigentlich auf Cortot von 1930/31 oder aber auf 1948?


    Den angegebenen Nortenwert - also Debussys eigener Einspielung zufolge "falsch" aber dem Notentext zufolge "richtig" - spielen auch:
    Jean-Rodophe Kars (DECCA)
    Claudio Arrau (Philips Heritage)
    Sviatoslav Richter (BBC Legends)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von miguel54


    Ich habe daneben eine CD mit Aufnahmen von Debussy selbst und Zeitgenossen für Welte-Mognon, Aeolian, und Duo-Art Reprodiktionsklaviere - offensichtlich auch mit einem älteren Klavier gemacht.


    Beim Stuttgarter Label Tacet ist eine CD der Serie "The Welte Mignon Mystery" mit Aufnahmen von Debussy und Ravel in Vorbereitung:


    TACET 166 Vol. XII Claude Debussy & Maurice Ravel

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von a.b.


    Beim Stuttgarter Label Tacet ist eine CD der Serie "The Welte Mignon Mystery" mit Aufnahmen von Debussy und Ravel in Vorbereitung:


    TACET 166 Vol. XII Claude Debussy & Maurice Ravel


    Danke für den Hinweis!
    Nachdem ich die Strawinsky CD von Tacet gehört habe, bestätigt sich mir allerdings der Verdacht, dass es nicht ohne Einfluß ist, welches Klavier man unter die Apparatur stellt: Die Mechanik war damals meines Wissens leichtgängiger als heute, der Klang farbiger und vielfältiger - ich nehme mal an, dass die Apparaturen darauf abgestimmt waren und alles auf einem aktuellen Flügel etwas anders kommt. Tacet nimmt einen modernen Steinway und hat die Mechanik auf diesen Flügel abtimmen lassen - ob dass genau der Klavierklang vor 100 Jahren war? Ich habe da leichte Vorbehalte.


    Aber ich werde mir diese CD auf jeden Fall kaufen - Ravel's angeblich schlechte Klaviertechnik wird ja öfters bemängelt, aber er spielt seine Stücke mit einem so starken persönlichen Gestus, das hat mich für fast jeden anderen Ravel-Pianisten verdorben. Ich höre da einen Pianisten, der genau weiß, was und warum er es tut.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Ich erinnere mich nicht an eine Identifikation des Klaviertyps auf der Tacet CD - oder irre ich mich?


    Ich habe das Label angeschrieben und genau diesbezüglich um Auskunft erbeten. Bin auch schon gespannt!


    Leider kenne ich keine der beiden anderen früheren Ausgaben, die hier bereits geannt worden sind.

    Gruß ab


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    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Nicht wundern - ich habe die Formulierungen meines letzten Beitrags noch einmal überarbeitet.


    Die CDs der Condon-Collection, die ich habe, identifizieren den Flügel leider nicht, aber er klingt deutlich weicher als ein moderner Steinway.

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  • Zitat

    Original von a.b.
    Ich habe das Label angeschrieben und genau diesbezüglich um Auskunft erbeten.


    Bekam prompt folgende Antwort:


    Zitat


    Alle Welte-Mignon-Produktionen wurden mit einem sogenannten "Vorsetzer"
    abgespielt, welcher vor einem - wie wir finden - exzellenten Steinway-D
    Konzertflügel platziert wurde.


    Leider kann ich Ihnen noch nicht genau sagen, wann die Welte-Mignon Produktion mit Debussy und Ravel genau herauskommen wird. Zwar ist die Aufnahme selbst schon fix und fertig, aber zuvor stehen noch andere Neuveröffentlichungen an. Ich wage es nicht, Ihnen einen Termin zu nennen, aber vor Mitte/Ende Mai ist mit einer Herausgabe nicht zu rechnen.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Einem Programmheft zu Heft 1. (von Radu Lupu, geschrieben von Renate Herklotz) entnehme ich zu Nr. 10 "La cathédrale engloutie" folgendes:


    Zitat

    Man hat herausgefunden, dass sich ... im Notenbild graphische Assoziationen finden. In der Tat sind bogenförmige Linienführungen zu erkennen, die typische Formen von Krichenbögen nachempfunden sind, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und verändert haben.


    Wenn dies richtig ist, dann liegen Debussy himself, Cortot, und Konsorten falsch.


    ------------------------
    Zusammenfassend:


    In typischer Manier "falsch" (mehr oder weniger genau nach den geschriebenen Notenwerten sowie der graphischen Assioziation gemäß) spielen (diesem Forum sowie meinen eigenen Kenntnissen zufolge):
    Michelangeli, Gieseking, Kars, S.Richter, Arrau, Zimerman, Donohoe, Dalberto, Moravec, Pagni, Tirimo, Tan, Haas (72), Gulda (50er), François.


    "Richtige" Temporelationen à la Selbsteinspielung bei:
    Cortot, Rouvier, Béroff, Pollini, Ts'ong, Osborne


    Fragwürdig:
    Rogé (2004)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.
    Dadurch, daß statt Vierteln Halbe geschrieben werden, ändert sich nichts an der Verteilung der Noten.
    Ob Debussy vielleicht durch die Verwendung von halben Noten mehr weiße Fläche in den bewußten Abschnitten erzeugen wollte...? Das wäre die einzige einigermaßen relevante Frage in unserem Zusammenhang, aber immer noch kein eindeutiger Hinweis darauf, wie schnell diese halben Noten gespielt werden sollen.


    Zu deiner zusammenfassenden Interpreten-Einteilung:
    richtig: Cortot (beide Male), Rouvier, Béroff, Pommier, Ts'ong, Pollini(!), Osborne


    Gruß,
    Khampan

  • Zitat

    Original von a.b.
    ... Programmheft zu Heft 1. (von Radu Lupu, geschrieben von Renate Herklotz)...


    Hallo a.b.,


    Wie hat Lupu die Preludes denn gespielt? Ich hatte eine karte für München und musste sie dann kurzfristig wegen eines Termins abgeben. Die Besprechung in der SZ war ja ziemlich gut. Wo hast Du ihn gehört?


    Viele Grüße,
    Christian


  • Er spielte vergangenem Samstag in Leipzig den Debussy, angeblich wunderbar farbereich (+ Schuberts D850er mit üblichen Manierismen): ein Freund schickte mir bloß das Programmheft zu - ich war leider nicht dabei :(

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

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  • Zitat

    Original von Khampan
    ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.
    Dadurch, daß statt Vierteln Halbe geschrieben werden, ändert sich nichts an der Verteilung der Noten.
    Ob Debussy vielleicht durch die Verwendung von halben Noten mehr weiße Fläche in den bewußten Abschnitten erzeugen wollte...? Das wäre die einzige einigermaßen relevante Frage in unserem Zusammenhang, aber immer noch kein eindeutiger Hinweis darauf, wie schnell diese halben Noten gespielt werden sollen.


    Gruß,
    Khampan


    Das sehe ich nicht so, denn die Frage lautet in Bezug auf Räumlichkeit eher: soll es sich um den Eindruck einer gewaltigen Kathedrale (halbe Noten) oder bloß einer kleinen Kapelle (viertel Noten) handeln. Oder?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von a.b.
    Das sehe ich nicht so, denn die Frage lautet in Bezug auf Räumlichkeit eher: soll es sich um den Eindruck einer gewaltigen Kathedrale (halbe Noten) oder bloß einer kleinen Kapelle (viertel Noten) handeln. Oder?


    Entschuldigung, ich stehe auf dem Schlauch. Das Problem ist doch, daß Debussy beides abwechselnd verwendet hat, und niemand erklären kann, warum. Oder liefert dein Text dafür eine Erklärung?
    Und wenn ja, läßt diese Erklärung dann Rückschlüsse auf die auditive (nicht graphische oder metaphorische) Ebene zu?
    Und selbst wenn diese Frage noch mit ja beantwortet wird, welchen Grad der Verbindlichkeit hat diese Erkenntnis angesichts von Debussys eigener Interpretation... Lauter ungeklärte Fragen.


    Béroff kommt übrigens aufgrund einer Untersuchung der Periodeneinteilung des ganzen Stücks zu dem Schluß, daß theoretisch die letzten beiden Takte auch im doppelten Tempo intendiert gewesen sein könnten (hier schaltet Debussy wieder von Viertel- auf Halbenoten um). Aber nachdem Debussy an dieser Stelle selbst wie notiert spielt, also den Schluß absichtlich verlangsamt, hält sich Béroff natürlich daran.


    Dies nur am Rande, um die Irritierung aufrecht zu halten...


    Gruß,
    Khampan

  • Zitat

    Original von a.b.


    Bekam prompt folgende Antwort:


    Das ist leider nicht der Klaviertyp, den Debussy bevorzugte ..... wird trotzdem eine hörenswerte Veröffentlichung sein.

  • Zitat

    Original von a.b.
    Einem Programmheft zu Heft 1. (von Radu Lupu, geschrieben von Renate Herklotz) entnehme ich zu Nr. 10 "La cathédrale engloutie" folgendes:


    "... man hat herausgefunden ..." - wie liebe ich diese schwammigen Angaben. Hat die Autorin keine Quellen genannt? Bezieht sie sich auf ein Autograph oder welche Druckausgabe? Das würde doch total vom Layout abhängen!
    Und wie soll das bitte zu hören sein? Ich bin bei solchen auf das Notenbild bezogenen visuellen Assoziationen immer skeptisch, genauso wie bei Notenzählereien aller Art. Wenn ich dazu noch Debussys Verhältnis zu solchen programmatischen Titeln bedenke - bei La mer hat er es hinterher eher bereut, weil sich alle so auf diese Titel gestürzt haben ...


    Ob Halbe, Viertel oder Achtel notiert sind, ist sehr wohl ein Unterschied, weil diese Notenwerte aufeinander bezogen verschiedene metrische Verhältnisse und Tempi bewirken. Taktvorzeichnungen und Notenwerte sind keine Zähler und Nenner von Brüchen, die man beliebig kürzen kann.

  • Zitat

    Original von miguel54



    Das ist leider nicht der Klaviertyp, den Debussy bevorzugte ..... wird trotzdem eine hörenswerte Veröffentlichung sein.


    Hallo,


    was ist Dein "Vorsetzer"? Debussy zog - soweit meine Kenntnis - den deutschen Steinwayklang des ausgehenden 19. Jhd. dem Erard vor.


    :hello:
    Wulf

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  • Vor Jahren sind beim Label Intercord Aufnahmen Welte-Mignon-Aufnahmen erschienen (>Welte-Mignon Digital<, darunter von Debussy >Soirre dans Grenade< und Dun cahier desquisses, aufgenommen auf einem Bösendorfer-Flügel! Klanglich ganz wunderbar farbig und warmtönend - und von Debussy fabelhaft gespielt! Leider nicht mehr zu bekommen wie auch die älteren Welte-Mignon-Aufnahmen bei Teldec!


    Gruß Holger

  • Zitat

    Original von Khampan
    Das Problem ist doch, daß Debussy beides abwechselnd verwendet hat, und niemand erklären kann, warum. Oder liefert dein Text dafür eine Erklärung?


    Nein, weshalb Debussy sich nicht an seinen eigenen Notentext hält, dafür wird keine Erklärung geliefert. Die Vorstellung der Räumlichkeit einer Kathedrale aber könnte erklären, warum halbe Noten geschrieben stehen. Inzwischen habe ich aus einem anderen Forum erfahren, dass diese Bogenförmigkeit des Notenbilds in einer Schrift von E. Robert Schmitz, The Piano Works of Claude Debussy (1950), p. 156, behandelt worden sei. Dieser Herr warne dort allerdings auch davor, daraus zuviel Schlüsse zu ziehen.
    :hello:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zur Problematik der Interrpetation von >La cathedrale engloutie<:


    Die grundsätzliche Frage ist: Kann und darf man eine Interpretation, die sich strikt am Notentext orientiert, überhaupt als >falsch< bezeichnen?


    Es gibt das Beispiel Janacek Taras Bulba, wo nachweislich ein Fehler in der gedruckten Ausgabe vorliegt, was durch den Autograph nachweisbar ist.


    Hier geht es darum, so habe ich es jedenfalls verstanden, daß die Selbstinterpretation des Komponisten verbindlich gemacht werden soll, die vom Gedruckten abweicht! Das halte ich für problematisch! Der Philosoph Heidegger hat versucht, durch Selbstinterpretationen die Rezeption seiner Werke zu steuern. Ohne Erfolg! Und das auch mit Recht! Ich bin als Interpret dem Werk verpflichtet und nicht der Selbstinterpretation des Autors - nicht immer sind Autoren nämlich die besten Interpreten ihrer Werke! Für Debussy gilt das ganz genauso! Warum hat er sich denn für diese Notation entschieden, wenn er von ihr immer wieder abgewichen ist, wäre er selbst kritisch zu fragen! Die meisten Interpreten hatten mit dem Notentext offenbar keine Probleme, weil sie die Notierung für organisch und schlüssig gehalten haben! Übrigens ich auch nicht als Amateurpianist! Wer sagt, daß sei so >falsch< gespielt, der hat letztlich die Beweislast zu zeigen, daß diese strikt am Notentext orientierte Lesart sinnwidrig ist. Ich persönlich würde die Notenwerte nicht verlängern, weil dies das Stück letztlich romantisiert - ich halte einen solchen romantisierenden Interpretationsansatz für anachronistisch! Ich werde mir das bei Pollini aber nochmals anhören!


    Beste Grüße
    Holger

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Ich persönlich würde die Notenwerte nicht verlängern, weil dies das Stück letztlich romantisiert


    Hallo Holger,
    ich bin eigentlich im Großen und Ganzen Deiner Meinung, dass das Werk uns durch die Partitur gegeben ist.


    Debussy hat halt nicht sein Werk aufgeführt, sondern entweder uns ein zweites, sehr ähnliches Werk auf Pianorolle hinterlassen (das nicht notiert worden ist) oder eine sehr frei Interpretation vorgelegt.


    Zum Zitat oben: So wie ich das verstanden habe, ist das Problem nicht, dass die Notwenwerte verlänger werden, sondern bei den Herren Debussy, Cortot und Konsorten um die Hälfte verkürzt.


    Deine Antwort besagt eigentlich, Debussy hätte ein anderes Werk komponieren sollen, nämlich mit Viertelnoten. Die Begründung teile ich aber gar nicht: Es gibt sehr wohl Aufnahmen aus dem Haufen jener, die halbe Noten spielen, die nicht romantisierend sind. Etwa Kars oder Arrau, um nur zwei zu nennen. Dies ist eine Frage der Pianisten, nicht des Notentextes!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Lieber Holger, kann man die Interpretation eines Heidegger-Textes durch den Philiosophen selbst so ohne Weiteres mit Debussys eigener Interpretation seiner "Cathedrale engloutie" auf eine gedankliche Stufe stellen?
    Ich sehe zumindest keinerlei Parallelen in der möglichen und tatsächlcihen Wirkungsgeschichte, die das Eine mit dem Anderen gemein haben könnte und bin etwas erstaunt über dieses Beispiel. 8o


    Leider liegt mir der Notentext der Cathedrale nicht vor, ich habe dieses grossartige Werk aber noch sehr gut im Ohr. Mir hat es übrigens, auf meinem eigenen serh weich klingenden Erard von 1923 in einer Hausmusik gespielt, sehr gut gefallen. Wenn das mit Geschmack, Stilgefühl und ohne Pathos geschieht, verträgt dieses Stück durchus eine gewisse märchenhafte Weichzeichnung zu der die lang gehaltenen Halben, die hier zur Debatte stehen, dann beitragen.
    Das hat mit aufgesetzter Romantik nichts zu tun und ist wirklich eine Frage der pianistischen Intelligenz.


    Fairy Queen

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  • Zitat

    Original von Wulf
    was ist Dein "Vorsetzer"?


    Ein "Vorsetzern" ist ein mechanischer Apperat , der in der Lage ist, mittels spezieller pneumatischer Einrichtungen, feinste Anschlagsnuancen und Betonungen (aufzuzeichnen und) wiederzugeben; ein Merkmal, das die Vorsetzer von den einfacheren automatischen Klavieren unterscheidet.


    Siehe dazu incl Bild auch hier.


    Der Unterschied zur etwa der Telarc-Aufbereitung der Rachmaninov-Pianorollen, bei denen die Pneumatik durch Elektronik ersetzt wurde, scheint vermutlich das Label Tacet mechanisch vorzugehen.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Leider liegt mir der Notentext der Cathedrale nicht vor, ich habe dieses grossartige Werk aber noch sehr gut im Ohr.


    guckstu hier: wewewe sheetmusicarchive.net/single_listing.cfm?composer_id=15
    weiter zu Preludes 1, Nr. 10


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Mir hat es übrigens, auf meinem eigenen serh weich klingenden Erard von 1923 in einer Hausmusik gespielt, sehr gut gefallen.


    :jubel: :jubel: wie beneidenswert!


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Wenn das mit Geschmack, Stilgefühl und ohne Pathos geschieht, verträgt dieses Stück durchus eine gewisse märchenhafte Weichzeichnung zu der die lang gehaltenen Halben, die hier zur Debatte stehen, dann beitragen.


    eben, ich möchte ja auch mehr lang gehaltene Noten! Auch die Viertel des Anfangs sollen nicht so davonhuschen, wie es gern gemacht wird, damit später die Halben nicht (vermeintlich) zu sehr gedehnt werden müssen (dummerweise steht bei letzteren die Anweisung flüssig - wie viele Hinweise braucht es eigentlich noch?)


    Über Holgers Anmerkung als Amateurpianist bin ich ziemlich verwundert. Aber die Macht der Gewohnheit ist eine gar starke...
    Die Musikwissenschaft und die Verlage sind sich mittlerweile auch schon so weit einig, daß ich keinen Anlaß sehe, die ganze Diskussion nochmal aufzuwärmen. "Falsch" spielende (ich bleibe bei diesem Terminus) Pianisten sterben allmählich aus, und um die verbleibenen älteren Aufnahmen ist es zwar teilweise sehr schade, doch das läßt sich nicht mehr ändern.


    Gruß,
    Khampan

  • Zitat

    Original von Khampan
    "Falsch" spielende (ich bleibe bei diesem Terminus) Pianisten sterben allmählich aus


    Woran lässt sich denn bitte das ersehen?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • z.B. daran, daß die richtig spielenden nicht mehr nur Franzosen sind: Pollini, Ts'ong, Osborne.
    Und es ergibt sich automatisch daraus, daß in den neueren Ausgaben auf die Zusammenhänge hingeweisen wird. Nur wer noch auf seiner alten Durand-Ausgabe sitzt und sich nicht weiter umhört, kann unbekümmert weiter so spielen wie bisher. Das dauert logischerweise etwas.


    Das ganze war und ist natürlich von mir überspitzt formuliert. Ich wollte damit nur sagen, daß ich die Angelegenheit inzwischen sehr entspannt sehe. Solange alle Neuaufnahmen die neuen Erkenntnisse berücksichtigen, ist alles in Ordnung. Andernfalls werde ich wieder aktiv.


    Gruß,
    Khampan


  • Hallo - wo steht denn das zu lesen? Würde ich ehrlich gerne mal nachlesen.


    Der "Vorsetzer" ist ja das "Abspielgerät von Welte-Mignon und wie sie alle hießen. Ich denke, dass die Ergebnisse verschieden sind, weil die Klaviere vor hundert Jahren verschiedene Anschlagcharakteristika hatten. Gerade Debussy soll mit weit mehr Pedalabstufungen gespielt haben als damals gelehrt wurde - Jos van Immerseel hat deshalb bemerkt, es wäre äußerst interessant, das Pedal beim Abspielen der Rollenaufnahmen zu beobachten.


    Ich habe die CD der "Condon Collection", die in den 1980er Jahren von der Bellaphon vertrieben wurden. Neulich habe ich gesehen, daß Dal Segno sie neu herausbringt, konnte sie aber noch in keinem Laden finden, um einmal reinzuhören - ich muß mir nicht die gleiche Aufnahme nochmal kaufen, und der Prospekt des Labels lässt nicht erkennen, ob es neue Aufnahmen sind. Die Stücke und Pianisten sind jedenfalls die gleichen.

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  • Zitat

    Original von Khampan
    z.B. daran, daß die richtig spielenden nicht mehr nur Franzosen sind: Pollini, Ts'ong, Osborne.


    Ich verstehe schlicht und einfach nicht, was da das Kriterium für >richtig< und >falsch< ist! Nur die Abweichung von einer bestimmten Aufführungstradition? Das reicht nicht! Was letztlich zählt, ist das fixierte Werk. Und mein unbefangenes Hören kann nicht nachvollziehen, was an der Interpretation von z.B. Pollini >richtiger< sein soll als an der von Gieseking, ABM oder Cortot!


    Gruß Holger

  • Zitat

    Original von a.b.


    Hier auf der Webseite des Labels Tacet sind die bisherigen Veröffentlichungen zu sehen.


    bei der Ney-CD ist zu lesen:

    Zitat

    Noch nie klang Musik aus den Welte-Mignon-Speichern so richtig und gut. Dank der vielgelobten TACET-Aufnahmetechnik. Und weil zuvor die Welte-Mignon-Speicher und die Reproduktionsmechanik (erstmals vom besten Fachkönner) neu justiert wurden.


    Mehr dazu steht vermutlich in den Booklets.


    Oder wolltst Du wissen, wo nachzulesen ist, dass Debussy Steinway so schätzte?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Ich verstehe schlicht und einfach nicht, was da das Kriterium für >richtig< und >falsch< ist! Nur die Abweichung von einer bestimmten Aufführungstradition? Das reicht nicht! Was letztlich zählt, ist das fixierte Werk. Und mein unbefangenes Hören kann nicht nachvollziehen, was an der Interpretation von z.B. Pollini >richtiger< sein soll als an der von Gieseking, ABM oder Cortot!


    mit den Begriffen >richtig< und >falsch< simplifiziere ich natürlich bewußt, und es ist mir auch recht wenn sie provokant klingen. Schließlich lockt man damit erfahrungsgemäß mehr Disputanten hervor (merkwürdig daß Loge hier noch nicht aufgetaucht ist...)


    Wahrscheinlich gibt es in der Musik keine absolut gültigen Wahrheiten, jedenfalls kein "fixiertes Werk". Du würdest gerne den Notentext - so wie er in den alten Durand-Ausgaben kommentarlos abgedruckt war (!) - als "fixiertes Werk" verstehen. So sah es auch Gieseking, und er war sich dabei noch bewußt, damit Debussy zu widersprechen. Ob das der nächsten Generation (ABM und folgende) noch bewußt war, wage ich zu bezweifeln. Ich habe jedenfalls Klavierstudenten kennengelernt, die keine Ahnung hatten. Also auch deren Professoren nicht.


    Die neueren Ausgaben von Henle und Schott (letztere editiert von Béroff) weisen ausdrücklich auf die von Debussy gespielten Temporelationen hin und legen es dadurch dem Leser mehr oder weniger nahe, diese als gültige Lesart anzuerkennen, dem Augenschein der geschriebenen Notenwerte zum Trotz. Ich denke auch Durand hat inzwischen den Rückzieher gemacht (habe aber deren neue Ausgabe nicht gesehen).


    Persönlich empfinde ich Debussys Temporelationen deshalb richtig, weil es einen gleichbleibenden rhythmischen Grundpuls eines 6er-Taktes gibt, durch den das allgegenwärtige Dreitonmotiv (d-e-h am Anfang, c-d-g auf dem Höhepunkt) stets im ungefähr gleichen Tempo erscheint.
    Wem es egal ist, wenn dieses Dreitonmotiv am Anfang und am Ende und auch zwischendurch mal im doppelten Tempo gespielt wird, oder wer den Unterschied gar nicht hört, der hat freilich die größere diskographische Auswahl.
    (Leider ist so schnell kein neuer Michelangeli in Sicht ;( )


    Gruß,
    Khampan

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Die grundsätzliche Frage ist: Kann und darf man eine Interpretation, die sich strikt am Notentext orientiert, überhaupt als >falsch< bezeichnen?


    Meiner Meinung: JA, denn vor dem Notentext gibt es ja die Musik bereits im Kopf des Komponisten, der sie dann möglichst gut in eine Notation bringen muss, was immer wieder nur annäherungsweise passieren kann ( man überlege nur z.B., durch welche "rhythmischen Verrenkungen" Debussy manchmal einfache Dinge notieren muss, nicht nur mit Triolen sondern auch mit Duodeziomolen(?), Undezimolen (?) etc.)



    Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    .... - nicht immer sind Autoren nämlich die besten Interpreten ihrer Werke!


    Da stimme ich mit Dir allerdings überein. Warum dies aber so ist, kann ich auch nicht aussreichend erklären. Ich denke , zum Teil, weil sie zu wenig Zeit am Instrument bzw. konzerttierend verbringen. Man bedenke, dass Temposchwankungen oft eine ganz klares Übel von wenig geübten Musikern sind! Aber sicher spielen da noch viel mehr Faktoren eine Rolle.


    Allerdings finde ich es ungünstig, dass die Frage zum richtigen Tempo eines Prélude hier bald die Hälfte des Threads zu Debussys gesamten Klavierwerk ausmacht. Icih würde doch um einen "Extra-Thread" bitten!


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Zitat

    Original von Khampan
    Persönlich empfinde ich Debussys Temporelationen deshalb richtig, weil es einen gleichbleibenden rhythmischen Grundpuls eines 6er-Taktes gibt, durch den das allgegenwärtige Dreitonmotiv (d-e-h am Anfang, c-d-g auf dem Höhepunkt) stets im ungefähr gleichen Tempo erscheint.
    Wem es egal ist, wenn dieses Dreitonmotiv am Anfang und am Ende und auch zwischendurch mal im doppelten Tempo gespielt wird, oder wer den Unterschied gar nicht hört, der hat freilich die größere diskographische Auswahl.


    Das ist ein Argument. Wer aber - wie in einem andern Forum darauf hingewiesen - bedenkt, dass Satie auf Debussy starken Einfluss hatte und Satie das Stück Ogives (Spitzbögen) geschrieben hatte, die oder der mag womöglich empfinden, dass es bei Kathedralen Seiten und ein Hauptschiff gibt. Das Hauptschiff ist nun mal höher und entsprechend ähnlich - so könnte man denken wollen - sei daher der Mittelteil des Stücks auch räumlich-langsamer zu spielen.


    (Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich selbst kenne als "korrekte" nur die Cortot-Einspielung und mir gefällt persönlich das durchtgängige Tempo besser als der Großteil der "falschen" Einspielungen bislang.)


    Schön, das auf der oben von miguel angegebenen Seite ein kurzer Ausschnitt von Debussys Spiel zu hören ist!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

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