Wer Interesse an ihrer Biographie hat, dem empfehle die von Jerome Spycket
Titel: Clara Haskil Eine Biographie
Erschienen 1977 bei Hallwag.
Leider nur noch bei Ebay oder antiquarisch zu bekommen. Wenn man das gelesen hat, steigt die Bewunderung für diese Künstlerin noch mehr.
Ein anderes Clara Haskil-Buch - etwas jüngeren Datums (Erscheinungsjahr 1997) - habe ich mit Genuss gelesen: es enthält auf den S. 102 - 105 sogar einen Auszug aus der von Dir genannten Haskil-Biografie von Jérôme Spycket ("Mit der Hand Zeichen geben"):
Herausgeber des Buchs und Autor des einleitenden Essays ("Magische Augenblicke") ist Eike Wernhard.
Zum Threadtitel lege ich "Protest" ein: Clara Haskil war zwar eine große Mozart-Interpretin, doch ist das nur ein Aspekt von vielen. Gerade höre ich den Mitschnitt ihres wunderbaren Klavierabends vom 11. April 1953 aus dem Ludwigsburger Schloss
und genieße ihren Bach, ihren Scarlatti (für mich ist Haskils Scarlatti noch viel bewundernswerter als ihr Mozart), ihren Beethoven (auch wenn sie in der Sonate op. 111 zu Beginn des ersten Satzes bei 00:14 min. kapital danebengreift und auch danach nicht immer ganz sauber spielt), ihren Schumann (ihre "Bunten Blätter" op. 99 sind der Hammer!), ihren Debussy (wunderbar!) und ihren Ravel. Ebenso halte ich ihre Version von Hindemiths "Die vier Temperamente" für Klavier und Orchester
für völlig unerreicht. Ihr Chopin-Klavierkonzert Nr. 2, ihr Beethoven-Klavierkonzert Nr. 4, ihr Bach-Konzert für zwei Klaviere und Orchester C-Dur BWV 1061 (mit Geza Anda am zweiten Klavier), ihr de Falla (etwas weiter oben bereits gewürdigt), ihr Schubert (Sonate B-Dur DV 960) - und vor allem ihr Scarlatti, ihr Scarlatti und nochmals ihr Scarlatti zeigen, dass wir es mit einer ganz großen Künstlerin zu tun haben, die alles andere als eine reine Mozart-Spezialistin war. Die selbstverständlich wunderbar Mozart spielte. Nur spielte sie alles andere auch ebenso wunderbar.