• Soeben sah ich, daß der Tenor Ks. Prof. Fritz Uhl (2. April 1928 Wien–21. Mai 2001 München) noch keinen eigenen Thread hat.


    Kurz-Vita:


    1947 Beginn einer Gesangsausbildung in Wien.
    1952 Debüt am Theater von Leoben als Faust (Gounod).
    1952–53 Engagement am Opernhaus Graz.
    1953–54 Engagement am Stadttheater Luzern.
    1954–56 Engagement am Stadttheater Oberhausen.
    1956–58 Mitglied des Opernhauses Wuppertal.
    Seit 1956 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München.
    Gastspiele in Wien und Stuttgart.
    1957–64 Auftritte bei den Bayreuther Festspielen.
    1958 und 1971–72 Auftritte bei den Salzburger Festspielen.
    Weitere Gastspiele in Buenos Aires, Brüssel, Paris, Nizza, Straßburg, Lyon, Toulouse, Stockholm, Amsterdam, Mexiko-Stadt, Barcelona, Lissabon, Zagreb, San Francisco, Florenz, London, Osaka, Linz.
    Seit 1981 Professor am Konservatorium der Stadt Wien.


    Wichtige Aufnahmen (Auswahl):





    Ich kenne Uhl in erster Linie aus der "Walküre" unter Knappertsbusch, wo er einen äußerst respektablen Siegmund singt. Sein Tristan unter Solti wird oft als Schwachstelle genannt – ich kenne die Aufnahme indes bis dato nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Fritz Uhl war eine der liebenswürdigsten Sängerpersönlichkeiten, die ich kennengelernt habe. Eine schlanke, hell timbrierte, immer jugendlich klingende heldische Stimme. In München über kurze Zeit fast das gesamte Heldentenorfach abgedeckt. Sehr umfangreiche internationale Gastspieltätigkeit. Eine seiner großartigsten Leistungen war sein Florestan unter Karajan in der Serie der Eröffnungsvorstellungen bei Wiedereröffnung des Nationaltheaters. Fast eine Ewigkeit den Herodes in "Salome" brillant gesungen und dargestellt.
    Sein Tristan war kein schwergewichtiger Held, sondern ein jugendlicher
    Liebhaber, der genau in dieser Rolle sehr glaubwürdig war. Natürlich hatte er es wie jeder Sänger schwer, neben einer Birgit Nilsson zu bestehen.
    Ich bins sehr froh, dass für diesen sympathischen, bescheidenen Sänger ein Thread eingerichtet wurde. Fritz Uhl hat es verdient, dass seiner
    gedacht wird.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • "Jugendlicher Liebhaber" trifft es m. E. sehr gut. Auch sein Siegmund bei Knappertsbusch ist grandios auf seine Weise, man muß nur eine Sekunde vergessen, daß diese Rolle sonst immer ein Typ à la Vinay singt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich fand vorhin bei JPC folgende interessante "Walküre". Übrigens bin ich sehr erstaunt, wieviele Aufnahmen es von diesem Tenor gibt. Ich besitze bisher nur die Gesamtaufnahme "Turandot" von Busoni mit Fritz Uhl:


    W.S.

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  • Ich habe ihn kürzlich noch in der Rolle des "Benvenuto Cellini" gehört, eine interessante Aufnahme:


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Bisher wurden ein paar Aufnahmen gezeigt, jedoch nicht wirklich viel zu der Stimme von Fritz Uhl geschrieben, zudem herrscht hier schon lange Stille in diesem Thread - Zeit, dies zu ändern.

    Meine Eindrücke fußen nur auf seinem Tristan mit Birgit Nilsson unter Solty. In den vorherigen Beiträgen klang an, dass er hier als "Schwachstelle" empfunden würde seitens mancher Kritiker, und gleichzeitig wurde auch die Auffassung als "jugendlicher Liebhaber" gerühmt, bei dem es nicht um den schweren Klang ginge.

    Kann man ihn da mit Klaus Florian Vogt vergleichen? An dem scheiden sich ja auch die Geister, ob die Stimme zu schlank, zu "weiß", zu wenig farbenreich klinge. Aber zurück zu Fritz Uhl.

    Ich bin da auch etwas hin- und hergerissen. Die Stimme ist in der Tat von einem sehr schönen Timbre, das ich auch als durchaus farben- und resonanzreich empfinde; auch die unforcierte Tonbildung sowie die klare Diktion nehmen mich sehr für ihn. Gerade in den lyrischen, eher leisen Momenten kann er diese Vorzüge voll ausspielen. In den dramatischen Momenten hat er es jedoch schwer, sich gegen das Orchester durchzusetzen, klingt die Stimme wenig durchsetzungsfähig; diese Mängel sind jedoch zu verschmerzen; er singt insgesamt eine sehr beeindruckende Partie und harmoniert auch sehr gut mit Birgit Nilsson.

    An dieser Stelle stellt sich natürlich die Frage, wie er live geklungen hat; war seine Stimme da auch im Orchester-Forte gut zu vernehmen? War hier vielleicht bei der Aufnahme die Tontechnik nicht optimal? Gibt es andere Aufnahmen, die vielleicht einen anderen Eindruck vermitteln? Hat sonst noch jemand diese Tristan-Aufnahme und kann etwas dazu sagen?


    Herzliche Grüße




    Wer die Aufnahme (noch?) nicht besitzt, kann sich hier einen Eindruck verschaffen anhand eines Auszuges:


  • Bisher wurden ein paar Aufnahmen gezeigt, jedoch nicht wirklich viel zu der Stimme von Fritz Uhl geschrieben, zudem herrscht hier schon lange Stille in diesem Thread - Zeit, dies zu ändern.


    … stellt sich natürlich die Frage, wie er live geklungen hat

    Als ich nach München (1961) zog, habe ich erst mal von allen Sängerinnen und Sängern Vorstellungen besucht, die ich in Berlin nicht hatte hören können. Auch zwei Vorstellungen mit Fritz Uhl habe ich gehört: Florestan und Otello. Danach habe ich um Aufführungen, in denen er angesetzt war, einen Bogen gemacht. Soweit ich mich erinnere, habe ich ihn dann nur noch als Siegmund im Kempe-Ring in Bayreuth und als Ägisth gehört.

    Ohne Frage war Uhl ein engagierter und auch talentierter Schauspieler. Als Sänger aber hat er mich alles andere als überzeugt. Die vernichtende Beschreibung seiner Stimme und seiner Gesangskunst, die Jürgen Kesting in der dreibändigen Ausgabe von 'Die Großen Sänger' gegeben hat, ist wirklich nicht ungerecht. In der vierbändigen Ausgabe, wird er schlicht nicht mehr behandelt.

    Auch bei Jens Malte Fischer bleibt er unerwähnt.


    Sorry


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso,


    danke für Deine hochinteressante Rückmeldung. Dabei würde mich schon interessieren, was genau Dich an ihm gestört hat, bzw. warum auch Kesting und co ihn tadeln bzw. unter den Tisch fallen lassen. Ich habe ja auch meine Vorbehalte, was seine dramamtische Durchschlagskraft angeht - gerade als Heldentenor ist dies ja auf jeden Fall notwendig. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich schon wesentlich schlechtere Sänger als Tristan gehört habe als Fritz Uhl.

    Vielleicht kann ja das folgende Video dazu beitragen, die Schwächen und Stärken des Sängers näher zu beleuchten?



    Das Video bietet eine Live-Aufnahme aus dem Jahre 1962, dafür finde ich die Klangqualität sogar erstaunlich gut. Natürlich bieten youtube-Aufnahmen nur eine sehr beschränkte Aussagekraft, aber immerhin.


    Ich höre eine Stimme die sich deutlich gegen das Orchester abhebt, und die auch bei den langen Phrasen "Wälse, Wälse, wo ist Dein Schwert?" ohne zu forcieren hörbar bleibt und sich steigert. Er ist immerhin klug genug, dass er nicht versucht, mangelnde stimmliche Fülle durch Kraftanstrengung zu kompensieren, wie dies leider oft der Fall ist. Die Stimme ist silbrig-schimmernd, mit metallischem Kern, für mich klingt sie zwar mehr lyrisch als heldisch, hat nicht die Fülle, die dramatische Wucht, die man erwarten würde, ist in der Tiefe vielleicht auch etwas fahl. Aber der Klang und die Gestaltung sind durch hörenswert, finde ich, und immerhin singt er, ein weiteres Plus, sehr textverständlich. Er ist auch keiner der sehr baritonal klingenden Sänger wie z. B. Ramon Vinay, sondern hat eher ein helleres Timbre, was wohl Fluch und Segen zugleich ist. Wie gesagt, wenn man sieht, wer sonst so alles den Tristan gesungen hat, und wie, habe ich da schön Schlimmeres gehört. Für mich ein durchaus respektabler Sänger, obgleich auch sicherlich nicht die erste Riege der Heldentenöre, dazu fehlt etwas Substanz.

  • Als Nicht-Wagnerianer und Verweigerer von Werken des 20. Jahrhunderts kann ich hier nuir wenig beitragen - allerdings scheinen sich an diesem Sänger die Geister geschieden haben:


    Zum einen ist er nur auf der deutschen, der englischen und der italienischen WIKIPEDIA Seite zu finden - was eigentlich auffällig wenig ist.


    Zum anderen sang er ja nicht gerade in der Provinz, sondern


    an der Wiener Staatsoper

    an der Münchner Staatsoper

    an der Stuttgarter Staatsoper

    am Teatro Cono, Buenos Aires

    am Theatre de la Monnaie in Brüssel

    bei den Salzburger Festspielen.

    datüber hinaus in London, Paris, Stockholm. Amsterdam, Zagreb,Barcelona, Lissabon, San Francisco


    Esr sang sowohl für DECCA als auch für Deutsche Grammophon


    Da muß man schon ein wichtiges Netzwerk zur Verfügung haben, wenn man das mit einer mittelmäßigen Stimme schaffen will.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred,


    das ist ein interessanter Hinweis! Tatsächlich fragt man sich, weshalb er von der Kritik so stiefmütterlich behandelt wurde einerseits, aber dennoch an bedeutenden Häusern singen, CDs einspielen und sogar als Dozent wirken konnte.

    Ich habe ihn ja nie live erlebt und kenne auch nicht alle seine Aufnahmen, finde aber nach dem, was ich gehört habe, dass er sicherlich nicht verdient, unter den Teppich gekehrt zu werden.


    Aber vielleicht gibt es ja noch jemanden, der mehr dazu sagen kann, wo seine Schwachpunkte liegen, die es erklären, warum er nach anfänglichen Erfolgen dann wieder fallen gelassen wurde.


    viele Grüße


    Hier ein weiteres Video, auch wieder live:


    Lohengrin, "In fernem Land...", auch hier finde ich viel Schönes:


  • Lieber Don,


    es gibt auch einen Live-Mitschnitt von „Tristan und Isolde“ mit Fritz Uhl. Aus Anlass der 100. Wiederkehr des Uraufführungstages (10. 6. 1865) inszenierte Rudolf Hartmann am Münchner Nationaltheater eine Neu-Produktion dieser Oper in folgender Besetzung:


    „Tristan und Isolde“ (Wagner): Isolde – Ingrid Bjoner / Brangäne – Hertha Töpper / Tristan – Fritz Uhl / Kurwenal – Otto Wiener / König Marke – Gottlob Frick / Melot – Hans Günther Nöcker / Ein junger Seemann – Lorenz Fehenberger / Ein Hirt – Friedrich Lenz / Ein Steuermann – Hans Bruno Ernst / Der Chor und das Orchester der Bayerischen Staatsoper München / Chorltg.: Wolfgang Baumgart / Dirigent: Joseph Keilberth (München, Nationaltheater, 10. 6. 1965). Der Bayerische Rundfunk schnitt die Premiere mit und sendete die Aufnahme am 14. 6. 1965. Eine CD-Ausgabe gibt es bei 'Opera Depot' in den USA.


    Die Schallplattenaufnahme des „Tristan“ unter Georg Solti habe ich auch und ich muss sagen, dass ich die Interpretation Fritz Uhls nicht so schlecht finde, wie sie manche schlechtreden wollen. Sicher, die Stimme Uhls ist kein 'gewachsener' Heldentenor im Sinne eines Melchior oder Lorenz – das war auch Windgassen nicht - und sie klingt im Timbre etwas trocken und anonym, aber er ist (in meinen Ohren) vor allem ein jung wirkender, glaubhafter Tristan, Dass ihm für manche Passagen etwas die Kraft fehlt und er dabei vom Orchester unter Soltis 'ekstatischem' Dirigat und Birgit Nilssons 'Trompeten-Sopran' übertönt wird - was vermutlich auch an dem von der 'Decca' praktizierten 'Sonicstage'-Verfahren liegt - ist wohl verzeihbar. (Der Erstveröffentlichung der Aufnahme lag auch eine sechste LP mit Proben-Mitschnitten bei und da klingt Uhls Stimme wesentlich präsenter.) Wie der 'junge' Jon Vickers, der ursprünglich für diese Partie vorgesehen war, 1960 gewirkt hätte, kann man sich ungefähr mit seiner Aufnahme unter Karajan 11 Jahre später imaginieren.


    Dazu gibt es auch noch eine 'Hintertreppengeschichte'. Für die Rolle des 'Melot' hatte Solti seinen Frankfurter Lieblingstenor Ernst Kozub ganz bewusst als Gegenpart zum noch 'schwereren' Tenor von Jon Vickers ausgesucht. Diese Absicht war nun durch die Besetzung des 'Tristan' mit dem 'leichteren' Tenor von Fritz Uhl, der ohne Rollenerfahrung kurzfristig einsprang, konterkariert worden. (Viele Kritiker schrieben damals denn auch, es wäre besser gewesen, wenn Uhl und Kozub ihre Rollen getauscht hätten.) Solti nahm deshalb dem Kanadier, der die Partie extra für die Wiener Aufnahme einstudiert und dann nach wohl reiflicher Überlegung zurückgegeben hatte, seine Absage sehr übel, indem er ihn ein Jahr später bei der Einspielung von Verdis „Aida“ in Rom 'triezte' und ihn vor seinen Sängerkollegen zurechtwies, worauf Jon Vickers beschloss,, nach einer vertraglich vereinbarten „Walküre“-Produktion im September/Oktober 1961 in London nie wieder mit Georg Solti zusammen zu arbeiten. Und er hat Wort gehalten!


    Viele Grüße und bleib gesund!


    Carlo


    P. S.

    Diese „Lohengrin“-Aufnahme habe ich auch – und auch da gefällt mir Fritz Uhl ganz gut, auch wenn ihm vom Timbre her das Geheimnisvolle und 'Außerirdische' von z. B. Sándor Kónya abgeht. Mit Klaus Florian Vogt ist der Wiener Tenor aber überhaupt nicht zu vergleichen, da ist Uhl ein ganz anderes stimmliches Kaliber. Vermutlich war er sich bewusst, welche Gefahr das 'Heldentenor-Fach' für seine Stimme bedeutete und er verlegte sich allmählich auf das Fach des 'Charaktertenors'; z. B. als 'Herodes' in der "Salome" zählte er auch wegen seiner 'erotischen' Ausstrahlung - jüngerer Stiefvater mit Teenager-Stieftochter im Gegensatz zum früher oft dargestellten 'Lustgreis' - zu den großen Interpreten dieser Rolle. Und auch sein 'Tambourmajor' im "Wozzeck" in der TV-Produktion des WDR von 1965 (mit Walter Berry und Isabel Strauss) war ein gefährlich potentes 'Mannsbild'. Irritierend fand ich aber seine Angewohnheit, beim Singen markanter Töne den rechten Mundwinkel nach unten zu ziehen. (Fritz Uhl gehörte übrigens ab Mitte der 50er Jahre mehrere Spielzeiten lang zum Ensemble der Opernhäuser in Oberhausen und Wuppertal; dreißig Jahre lang sang er an der Bayerischen Staatsoper und in München fand er auch auf dem dortigen Ostfriedhof seine letzte Ruhe.)


    „Lohengrin“ (Wagner): König Heinrich – Franz Crass / Lohengrin – Fritz Uhl / Elsa von Brabant - Victoria de los Angeles / Friedrich von Telramund – Carlos Alexander / Ortrud – Christa Ludwig / Der Heerrufer – Giampiero Mastromei / Vier brabantische Edle – Virgilio Tavini, Humberto di Toto, Ricardo Yost und Guerrino Boschetti / Coro y Orquesta del Teatro Colón / Chorltg.: Tulio Boni / Dirigent: Lovro von Matacic (Buenos Aires, Teatro Colón, 6. 10. 1964) 'Columna Música' (Argentinien) oder 'Opera Depot' (USA). Der Chor singt in diesem Mitschnitt in italienischer Sprache.

  • Tatsächlich fragt man sich, weshalb er von der Kritik so stiefmütterlich behandelt wurde einerseits, ….

    ….

    Aber vielleicht gibt es ja noch jemanden, der mehr dazu sagen kann, wo seine Schwachpunkte liegen, die es erklären, warum er nach anfänglichen Erfolgen dann wieder fallen gelassen wurde.

    Lieber Don Gaiferos!


    Um ehrlich zu sein: Ich mag mich nicht mit Sängern eingehender beschäftigen und über sie schreiben, die ich sehr kritisch sehe. Es ist viel reizvoller, sich den Sängern zu widmen, die ich positiv sehe und für die ich gerne andere interessieren, womöglich auch begeistern möchte. Deshalb habe ich für die Threads über Petrauskas, Noreika, Krumm oder Bjeschu einiges investiert.

    Aber über Uhl etwas zu schreiben, empfinde ich als lästig.

    Trotzdem: ich werde versuchen, auf Deine Fragen zu antworten. Aber nicht jetzt. Dazu habe ich im Augenblick zu viel auf der Mütze. Ich nehme mir jedoch vor, noch diese Woche, etwas zu der Beantwortung Deiner Fragen beizusteuern.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Sein Tristan war kein schwergewichtiger Held, sondern ein jugendlicher
    Liebhaber, der genau in dieser Rolle sehr glaubwürdig war.

    Lieder ist ja nun Tristan kein jugendlicher Held, er ist ein tragischer, der die Wunde in sich trägt noch bevor sie ihm geschlagen wird.

    Ohne Frage war Uhl ein engagierter und auch talentierter Schauspieler. Als Sänger aber hat er mich alles andere als überzeugt. Die vernichtende Beschreibung seiner Stimme und seiner Gesangskunst, die Jürgen Kesting in der dreibändigen Ausgabe von 'Die Großen Sänger' gegeben hat, ist wirklich nicht ungerecht.

    Ich finde auch, dass ihn Kesting treffend beschreibt. Uhl aber in der folgenden vierbändigen Ausgabe einfach wegzulassen, ist auch keine Lösung für so ein umgangreiches Werk, das ja auch eine historische Dokumentation sein will. Ich habe im Laufe der Zeit viele Menschen getroffen, die ihn sehr schätzen. Mir hatte er immer zu wenig Tiefgang im Ausdruck. Uhl halte ich für eine typische Erscheinung seiner Zeit. Die Heldentenöre, die diesen Namen verdienten, traten ab. Er aber konnte diese Lücke nicht füllen. Solti hatte wohl schlicht keinen anderen Tristan für seine Plattenproduktion, die uns Don wieder ins Gedächtnis gerufen hat. :hello: Gemessen an manchen Leistungen, die uns heuzutage in diesem Werk aufgetischt werden, ist Uhl Spitze.

    Ich mag mich nicht mit Sängern eingehender beschäftigen und über sie schreiben, die ich sehr kritisch sehe. Es ist viel reizvoller, sich den Sängern zu widmen, die ich positiv sehe und für die ich gerne andere interessieren, womöglich auch begeistern möchte. Deshalb habe ich für die Threads über Petrauskas, Noreika, Krumm * oder Bjeschu einiges investiert.

    Aber über Uhl etwas zu schreiben, empfinde ich als lästig.

    Caruso hat hier einen interessanten Ansatz entworfen, über den sich trefflich diskutueren und nachdenken lässt. Ich verfahren nicht entgegengesetzt, ein bisschen aber schon. Mich interessieren auch jene Stimmen, die im Schatten der Wahrnehmung stehen, die vielleicht nicht über das hinaus gekommen sind, was sie am Beginn versprachen.


    * Wer verbirgt sich hinter diesem Namen?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold!

    Es ist viel reizvoller, sich den Sängern zu widmen, die ich positiv sehe und für die ich gerne andere interessieren, womöglich auch begeistern möchte. Deshalb habe ich für die Threads über Petrauskas, Noreika, Krumm oder Bjeschu einiges investiert.

    Aber über Uhl etwas zu schreiben, empfinde ich als lästig.

    * Wer verbirgt sich hinter diesem Namen?

    Hendrick Krumm aus Estland. Otello50 hatte ihn erwähnt. Daraufhin habe ich ihn ermutigt, einen Thread für ihn zu eröffnen. Das hat der gleich getan. Hendrik Krumm- Tenor aus Estland (1934-1989)

    Ich habe mich sehr darüber gefreut und auch ein paar Bemerkungen beigetragen (#2). Krumm war ein Tenor, von dem man in Estland noch heute schwärmt.

    Mein Schlusssatz lautete:

    Viel Freude beim Entdecken und Hören!

    Reaktionen? Keine ! Gar keine! Immerhin hatte ich Videos eingestellt und dazu geschrieben, dass sie höchst achtbar klingen.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Hendrick Krumm aus Estland. Otello50 hatte ihn erwähnt. Daraufhin habe ich ihn ermutigt, einen Thread für ihn zu eröffnen. Das hat der gleich getan. Hendrik Krumm- Tenor aus Estland (1934-1989)

    Ich habe mich sehr darüber gefreut und auch ein paar Bemerkungen beigetragen (#2). Krumm war ein Tenor, von dem man in Estland noch heute schwärmt.

    Danke für die Aufklärung, lieber Caruso. Er war mir wohl entgangen. Dern Namen las ist jetzt zum ersten Mal. Also werde ich mich seinem Thread widmen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Aber vielleicht gibt es ja noch jemanden, der mehr dazu sagen kann, wo seine Schwachpunkte liegen, die es erklären, warum er nach anfänglichen Erfolgen dann wieder fallen gelassen wurde.

    Lieber Don,

    .Wir waren mit Fritz Uhl befreundet, oft bei ihm Gast und mit seiner ganz lieben Gattin Traudl sind wir heute noch in engem Kontakt. Während seiner Krebskrankheit haben Ingrid und ich ihn bis kurz vor seinem Tod im Rollstuhl spazieren gefahren. Er war einer der Mitbegründer der Gottlob Frick Gesellschaft. Ich bin also diesem Sänger gegenüber nicht ganz unbefangen. Schwächen kann und will ich Dir nicht sagen. Ich kann Dir jedoch etwas von seinen Stärken berichten und ihn als Mensch charakterisiern. Dass wir ihn oft auf der Bühne in vielen Rollen erlebt haben ist da nahezu selbstverständlich. Fritz Uhl hatte eine helle, wunderschön timbrierte Stimme, jugendlichem Schmelz, mit ausgezeichneter Höhe, er war erzmusikalisch, eine gute Bühnenerscheinung und ein überzeugender Sängerdarsteller. Er war prädestiniert im jugendich-heldischen Fach, bei Wagner z. B. für Stolzing und Lohengrin und nun kommt das Problem ähnlich wie bei Kollo, die Partien wurden zwar geschafft und das sogar achtbar z. B. in der Tristan Produktion mit Nilsson, aber es war eine ständige Anspannung, ein Singen an der Grenze und das nützt ab. Uhl hatte 10 Jahre eine sehr gute Zeit, da sang er an den größten Häusern, danach wurde es schwieriger. Uhl war so etwas wie ein Zieh-Sohn von Gottlob Frick. Beide versuchten häufig,, bei Auslandgastspielen zusammen zu sein. Dazu eine nette bezeichnende Geschichte: Frick und Uhl gastierten in London und fuhren gemeinsam im Taxi. Der Taxifahrer wollte wissen, was beide denn in London so machen. Also Kommunikation schwierig. Endlich war es klar "Ach Artist.- "Zirkus. What are you doing?" Frick, verlor die Geduld und sagte zu Uhl: "Sag ihm, wir würden den Elefanten die Beutel putzen und die Eier schaukeln." Schwer, in Englisch zu formulieren, ob es der Chauffeur wohl verstanden hat?

    Gerade als ich diesen Beitrag verfasste, rief Bernd Weikl an und wir sprachen auch über Uhl. O-Ton Weikl: "Der Uhl war eine ganze Zeit ausgezeichnet, wunderschöne Stimme, hatte aber keine Nerven.

    Lieber Don, das konnte ich Dir und den anderen Freunden zu Fritz Uhl berichten. Vielleicht hilft's zu einer Meinungsbildung, die dieser sympathische Sänger verdient hat.

    herzlichst

    Operus Hans


    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich mag mich nicht mit Sängern eingehender beschäftigen und über sie schreiben, die ich sehr kritisch sehe. Es ist viel reizvoller, sich den Sängern zu widmen, die ich positiv sehe und für die ich gerne andere interessieren, womöglich auch begeistern möchte.

    Lieber Caruso,


    das kann ich gut verstehen, dennoch danke ich Dir für Deine Rückmeldung und würde mich sehr freuen, wenn Du noch weitere Eindrücke teilen würdest. Auch anhand von kritischen Beurteilungen von Stimmen kann man ja als Vokal-Freund immer viel lernen, und gerade bei Fritz Uhl bin ich bisher immer noch am Rätseln, weshalb er so negativ beurteilt wird, zumindest nach dem, was ich bei der Tristan-Aufnahme gehört habe. Bei Peter Hofmanns Tristan zum Beispiel sind die technischen und klanglichen Schwächen ja sehr eklatant und treten offen zutage (auch wenn ich diese Aufnahme wegen Bernsteins Dirigat und Hildegard Behrens Leistung gerne höre).

    Ich finde auch, dass ihn Kesting treffend beschreibt.

    Lieber Rüdiger,


    ich kenne Jürgen Kestings Aussagen über ihn nicht, kannst Du vielleicht ganz kurz benennen, was ihn denn an Fritz Uhls Gesang stört bzw. wie er seinen Tristan beurteilt, falls er darauf eingeht?

    Mich interessieren auch jene Stimmen, die im Schatten der Wahrnehmung stehen, die vielleicht nicht über das hinaus gekommen sind, was sie am Beginn versprachen.

    Das geht mir ganz genauso!

    Ich bin also diesem Sänger gegenüber nicht ganz unbefangen. Schwächen kann und will ich Dir nicht sagen. Ich kann Dir jedoch etwas von seinen Stärken berichten und ihn als Mensch charakterisiern.

    Lieber Hans,


    danke für diesen sehr persönlichen, von tiefer Gemütsbewegung und Herzensempfindung gekennzeichneten Beitrag. Er macht mir den Sänger Fritz Uhl auf jeden Fall schon mal sympathisch und macht mich neugierig, noch mehr über ihn zu lernen.


    Auch die Anekdote mit Gottlob Frick ist natürlich köstlich. Und dass dann so en passant auch noch Bernd Weikl gerade mal anruft und so eben noch was dazu sagt, das ist ja schon phantastisch!


    Du hast ja zumindest sehr behutsam angedeutet, was möglicherweise Schwächen gewesen sind, die dazu geführt haben, dass der Tenor seine Leistung nicht kontinuierlich auf demselben Niveau halten konnte.


    Jedenfalls hast Du auch in der Tat seine Stärken und positiven Charakteristika m. E. sehr zutreffend aufgeführt, und ich denke, dass Du damit Deinem verstorbenen Freund auch gleichzeitig eine schöne Hommage erwiesen hast.


    Jedenfalls werde ich mich umgehend weiter auf die Suche nach Aufnahmen von Fritz Uhl machen, damit ich mein Urteil auf einer weiteren Basis bilden kann.


    Vielen Dank und herzliche Grüße

  • Lieber Carlo,


    vielen Dank für Deinen wundervollen Beitrag, der, wie immer bei Dir, von großer Sachkenntnis und bestechendem Detailreichtum geprägt ist, diese Hinweise erlauben mir, bei meinen weiteren Forschungen in die richtige Richtung zu gehen.


    Alles Gute und ganz liebe Grüße auch an Dich :thumbup::)

  • Lieber Rüdiger,


    ich kenne Jürgen Kestings Aussagen über ihn nicht, kannst Du vielleicht ganz kurz benennen, was ihn denn an Fritz Uhls Gesang stört bzw. wie er seinen Tristan beurteilt, falls er darauf eingeht?

    Lieber Don, sehr gern komme ich Deiner Bitte nach. Dabei beziehe ich mich auf die erste, dreibändige Ausgabe von Kestings "Die großen Sänger" (claasen 1996, Band 2, Seite 1284). In der erweiterten Auflage in vier Bänden kommt Uhl schon gar nicht mehr vor. Zumindest steht er nicht im Inhaltsverzeichnis, wie ich mich eben versichert habe. Gegenstand der kritischen Bewertung ist nur der von Dir ins Spiel gebrachte Tristan" bei der Decca. Sie sei eine der "schlechtesten, wenn nicht gar der schwächsten aller Solti-Aufnahmen". Neben der "stählernen und unflexibel singenden Isolde von Birgit Nilsson" klinge er, von wenigen Phrasen angesehen, "blaß und anämisch". Die Stimme sei "umcharakteristisch, flach, farbarm, der Vortrag vorsichtig und langweilig". Kerstin beklagt, dass die Stimme von Uhl im Piano überhaupt nicht einschwinge. Bei "die alte Weise" höre man eine "unfokussierte Sprechstimme". Und bei den ersten Steigerungen will der Autor "ein im Orchester ertrinkendes Gemurmel" ausgemacht haben. Kesting stimmt dem englischen Stimmexperten Steane zu, der lieber den Sänger des Melot, (Ernst Kozub) in der Titelpartie gehört hätte. Das war es denn auch schon.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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