Liebe Forianer,
betrachtet man die szenischen Aufführungen sowie CD- und DVD-Veröffentlichungen dann ist die deutsche Oper des 19. Jahrhunderts (sieht man einmal von den Wagner-Opern ab) faktisch tot.
Es sind eigentlich nur drei Opern übrig geblieben, die regelmäßig auch an großen internationalen Bühnen aufgeführt werden:
Beethovens "Fidelio" - Webers "Der Freischütz" - Humperdincks "Hänsel und Gretel"
Das ist ein kultureller Kahlschlag, ein nationaler Sündenfall.
Während man in Italien fast alle Rossini-, Bellini- und Donizetti-Opern auf großen Festivals szenisch erleben kann, die dann später noch auf CD bzw. DVD veröffentlicht wird, passiert so etwas in Deutschland kaum, zumindest was die deutschen Opern des 19. Jahrhunderts betrifft.
"Nun spielen wir mal Marschner - und die Häuser sind leer" - Diese oder ähnliche Äußerungen hören wir sehr oft von Intendanten deutscher Opernhäuser. Ja, aber wer kennt denn heute noch Marschner!? Geschweige denn seine Musik. Während in Italien Rossini, Bellini und Donizetti stets präsent waren, und man stets wusste, was man in etwa zu erwarten hat, sieht es in Deutschland ganz anders aus: Spohr, Marschner, Cornelius, Goldmark u.a. sind defacto vergessen. Die Bereitschaft überhaupt noch in eine Oper von diesen Komponisten zu gehen ist so gering, weil keiner mit diesen noch etwas anzufangen weiß.
Selbst die Lortzing-Opern, Flotows "Martha" oder gar Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor" sind an den großen Bühnen Deutschlands kaum noch präsent.
Eine Kehrtwende ist unbedingt notwendig, sonst bleibt rein gar nichts mehr übrig von dieser wichtigen deutschen Opernepoche, die ich nicht nur von Wagner repräsentiert sehen möchte! Es wird lieber eine Wagner-Oper inszeniert als Beitrag zum deutschen Repertoire, als sich anderen Komponisten zuzuwenden.
LT