Hallo!
Es gibt mittlerweile mehrere Threads, die eine Arie in den Mittelpunkt stellen und Interpretenvergleiche anstellen. Etwas Ähnliches schwebt mir hier vor.
Es soll jeweils ein Lied im Mittelpunkt stehen, wobei jede oder jeder seine Lieblingsinterpreten vorstellt. Idealerweise natürlich mit einem Video. Zu gegebener Zeit stellt jemand das nächste Lied ein - alles in diesem Thread.
Ich denke, es macht Sinn, dass wir uns dabei auf Lieder mit Klavierbegleitung beschränken, um nicht ständig in die Versuchung zu kommen, uns darüber zu unterhalten, in welcher Version das Stück besser ist. Es soll um die Interpretation gehen. Alle Epochen und alle Komponisten sind erlaubt.
Ich bin nicht besonders stark im Beschreiben meiner Eindrücke, werde aber mein Möglichstes tun...
Den Anfang möchte ich mit einem Lied machen, das vielleicht der Eine oder Andere belächelt. Es ist ein Lied, das die Oma im sonntäglichen Wunschkonzert hören möchte - aber ich liebe es!
Richard Strauss - Allerseelen
Das Opus 10 Nr. 8 aus dem Werk von Richard Strauss entstand 1885. Strauss dürfte gerade mal 21 Jahre alt gewesen sein, als er das Gedicht von Hermann Gilm zu Rosenegg, einem Juristen und Poeten, vertonte. Insgesamt vertonte er 8 Gedichte aus den "Letzten Blättern" des Dichters, die dieses Opus bilden.
Das Gedicht selbst ist mit Sicherheit weder komplex noch sprachlich herausragend. Für mich ist es die Melancholie, das positive und verträumte Erinnern an einen geliebten Menschen, was die Faszination ausmacht. Dabei unterscheiden sich die Interpretationen weiblicher Künstler von Männerstimmen meines Erachtens deutlich. In den zahlreichen Aufnahmen, die ich im Vorfeld nochmal gehört habe, werden die Lieder von Barbara Hendricks und Co von tiefen Emotionen und Trauer getragen. Das tun die Männerstimmen natürlich auch - das Aufbäumen am Ende "Komm an Mein Herz..." ist bei den Männerstimmen häufig geradezu gewaltig.
Hier zwei Vorschläge, die mir am Herzen liegen:
Hermann Prey / Wolfgang Sawallisch (ab 5´32 min)
Ich finde, ihm gelingt es sehr gut, das Zwiegespräch erkennbar und glaubwürdig darzustellen. Seine Stimme und Betonung sind dieser Mischung aus Trauer und Verklärung sehr angemessen. Die Aufnahme entstand 1972.
Barbara Hendricks / Ralf Gothoni
Im Positiven Sinne wechselhaft in der Intonation bringt sie ihre Emotionen angemessen und leidenschaftlich zum Ausdruck. Dieser Leidenschaft und eine hohe Klarheit in der Textverständlichkeit machen diese Aufnahme für mich aus. Sie entstand 1991.
Ich bin gespannt auf Eure Vorschläge
Gruß WoKa