REZNICEK Emil Nikolaus von

  • Seit fast einem Jahr beschäftige ich mich intensiv mit dem Komponisten Emil Nikolaus von Reznicek (1860 - 1945). Im Auftrag der Nachfahren habe ich einen Internetauftritt gestaltet und das erste vollständige Werkverzeichnis erstellt. Dabei ist mir von Anfang an eines klar gewesen: Reznicek bietet viel mehr, als nur eine "Donna Diana".


    Da der Wunsch dazu geäußert wurde, werde ich an dieser Stelle eine kurze biographische Einführung geben.


    Emil Nikolaus von Reznicek kam am 04.05.1860 in Wien zur Welt. Ein echtes Kind der Donaumonarchie, mischte sich in ihm das Blut slawischer, ungarischer und byzantinischer Vorfahren. Die Einflüsse, der der österreichische und später deutsche Kulturraum auf den jungen Menschen ausübte, ließen ihn zu einem frühen Beispiel jenes Europäertums werden, das uns erst heute allgemein vor Augen schwebt. Die Verschmelzung verschiedener nationaler Strömungen kennzeichnet auch die Musik Rezniceks: böhmisches Musikantentum vereint sich in ihr mit deutscher Tradition und gelegentlich auch mit fremdartigen Einflüssen, so einem Hang zu kräftiger Selbstironie.


    Rezniceks Kompositorische Laufbahn sei nur kurz skizziert: Studium bei Mayer-Remy in Graz und später Konservatiroum in Leipzig bei Reinecke und Jadassohn. Bohèmejahre von 1884 - 1895. Hofkapellmeister in Mannheim und Warschau, dann erster Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin. Den ersten großen Bühnenerfolg brachte die Aufführung der "Donna Diana" 1894 in Prag. Rezniceks Hauptwerke wurden von Arthur Nikisch (Symphonie Nr. 3, Symphonie Nr. 4), Felix Weingartner (Symphonie Nr. 5 "Tanzsymphonie"), Gustav Mahler ("Donna Diana"), Leo Blech ("Spiel oder Ernst", "Ritter Blaubart", "Holofernes") aufgeführt. Wilhelm Furtwängler und Erich Kleiber, Bruno Walter und Carl Schuricht, Felix Mottl und Clemens Krauss gehörten zu den bedeutendsten Interpreten seiner Musik.


    Freilich musste Reznicek immer um die Anerkennung seines Schaffens ringen; nicht allen seinen Werken war die gleiche Durchschlagskraft beschieden wie der Oper "Donna Diana", deren Ouvertüre noch heute, auch außerhalb Europas, eine der meistgespielte Konzertouvertüren ist, und der Oper "Spiel oder Ernst", die eine besonders große Zahl von Bühnen eroberte.


    Die letzten Lebensjahre des Komponisten waren vom politischen Geschehen und vom Zusammenbruch Deutschlands im zweiten Weltkrieg überschattet. Dennoch förderte er er, bis zum Ausbruch seiner tödlichen Krankheit, seine jungen Komponistenkollegen in seiner Funktion als deutscher Delegierter im "Ständigen Rat für die Internationale Zusammenarbeit der Komponisten", auf welchen Posten ihn einer seiner eifrigsten Förderer , Richard Strauss, berufen hatte. Die Integrität, mit der er diese Position in den Wirren der Zeit erfüllte, spiegelt sich wieder im Nachruf, den ihm Erwin Kroll schrieb: "Ein Mann, der in einer Zeit, wo so mancher strauchelte, nie gestrauchelt ist".


    Reznicek starb am 02.08.1945 in Berlin.


    (Quelle: http://www.vonreznicek.de )

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo Davidoff,


    zunächst einmal ein herzliches Willkommen von mir und danke für diesen informativen Einstieg! :hello:


    Von Reznicek kenne ich tatsächlich "nur" die Donna Diana-Ouvertüre, die ich bislang noch nicht einmal auf CD besitze...
    Ein gut gemachtes, effektvolles Stück, das deutlich macht, dass der Komponist sein Handwerk beherrschte! :yes:


    Das würde ich aber gerne nachholen und evtl. einige andere Werke von Emil Nikolaus hinzufügen.


    Was für Einspielungen seiner Donna Diana und anderer Werke kannst Du denn empfehlen?


    Ich liege wohl nicht falsch, wenn ich vermute, dass es da auf dem Markt insgesamt nicht allzuviel gibt, oder? :(

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Der Plattenmarkt gibt zurzeit nicht viele Einspielungen mit Werken von Reznicek her.


    In den letzten Jahren sind aber gut und gern fast 10 CD's auf dem Markt erschienen.


    Donna Diana (cpo) - Ritter Blaubart (cpo)


    Symphonien 2 & 5 (cpo) - Schlemihl (cpo) - Der Sieger (cpo)


    Raskolnikoff-Ouvertüre (cpo)


    Die neuste CD aus dem Hause CPO ist gerade mal eine Woche alt:


    Thema & Variationen über "Traurige Geschichte" - Variationen über "Kol Nidrei" - Lustpielouvertüre.
    Ausserdem zwei historische Aufnahmen mit Reznicek am Pult.


    Streichquartett Nr. 1 cis-moll (Nimbus)


    Symphonie Nr. 3 (Koch/Schwann) - Violinkonzert (Koch/Schwann)


    Symphonie Nr. 4 (Koch/Schwann) - Serenade für Streicher (Koch/Schann)


    Buß- und Betgesänge (Deutsche Gramophon)


    Weiter Einspielungen befinden sich in diversen Rundfunkarchiven.


    Die Reihe bei CPO wird fortgesetzt.


    Eine Aufnahme der Streichquartette 3 & 4 bereite ich zurzeit vor.


    Ferne wird es eine Aufnahme der Lieder geben.

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Ganz so schlimm wie vermutet ist es um das Angebot von Rezniczek-Aufnahmen nicht bestellt
    CPO hat in den letzten Jahren einige Werke ausgegraben und veröffentlicht.
    Jedoch sei hier gewarnt - teilweise wird bereits zum Budgetpreis verkauft.


    Aus Meiner Sicht - man mag mich korrigieren - hat Rezniczek mit dem gleichen Problem zu kämpfen, welches viele seiner Zeitgenossen ebenso betrifft.


    Nicht eigentllich modern, eher konservativ, zugleich nicht mit zündenden Ideen versehen ( Die Ouvertüre zu Donna Diana ist hier eine Ausnahme) befinden sich die (mir bekannten) Werke in deiner Grauzone, ähnlich wie Marx und Korngold.


    Aber vielleicht kann Davidoff den Funken der Begeisterung in uns entzünden....


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    ich empfehle allen, sich einmal die Sinfonische Dichtung Rezniceks "Der Sieger" zu Gemüte zu führen. Natürlich auch bei cpo erschienen...mit dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem Kölner Rundfunkchor und Michael Jurowski. Ich frage mich schon, warum Strauss' Tondichtungen dermaßen hoch bewertet sind, diese von Reznicek dagegen nahezu unbekannt ist. Ein tolles Werk in einer sehr guten Einspielung!



    LG
    B.

  • Hallo,
    meine Sammlung mit Aufnahmen dieses Komponisten ist über die "Donna Diana" auch nicht weiter hinausgekommen. Da ich jedoch Aufnahmen des Dirigenten Carl Schuricht sammle, bin ich bei Hänssler in einem 20-CD-Paket fündig geworden:


    CD 16:Reznicek, Thema & Variationen über die "Tragische
    Geschichte" von Chamisso



    Solides Rundfunk-Mono mit dem Orchester des Süddeutschen Rundfunks, gut zu hören!


    LG
    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,
    leider hinterlässt die Musik von Reznicek in meinen Ohren keinen bleibenden Eindruck.
    Auch nach mehrmaligem hören der 5 CDs meiner Sammlung...
    Schlemihl und der Sieger lassen mich so kalt wie Strauss Heldenleben :stumm:


    Die Sym und das Violinkonzert auf den Koch CDs hab ich schon ewig.
    Nur im Ohr will diese Musik nicht bleiben :(


    Am ehesten lässt sich noch die 5. Sym von mir goutieren, trotz gewisser Längen ;)


    Wers mag dem gratulier ich :hello:


    Aber momentan wird ja viel entdeckt um den Sammler bei Laune zu halten.
    Vieles endet als Regalleiche ebendort.




    Gruß
    embe

  • Ich habe, Gottseidank, wenige Regalleichen zu beklagen. Und das Reznicek nicht zu einer solchen verkommt dafür sorgt er schon selber. Die Musik ist von hervorragender Qualität (Ritter Blaubart ua.) und oft tief empfunden (Kol Nidrei). Seine Instrumentationskunst und sein Ideenreichtum an Melodien katapultieren ihn in die erste Reihe der Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


    Was die sogenannten "Längen" in seinen Kompositionen angeht muss ich feststellen, dass in vielen anderen Werken bekannterer Komponisten ebenfalls "Längen" vorhanden sind (Bruckner, Mahler, Schostakowitsch). Ohne "Längen" scheint es nicht immer zu funktionieren.


    Das von Dir angesprochene "Heldenleben" von Strauss gehört für mich wiederum zu den wichtigsten Werken des Tonkünstlers.


    Hättest Du die "Sinfonia Domestica" angesprochen, hätte ich Dir in diesem Punkt recht gegeben. :]


    Vielleicht hörst Du einfach noch einmal in Deine CD's und gibst dem alten Reznicek noch eine Chance.


    Mir haben oft genug erst nach mehrmaligen Hören - oft über Jahre - diverse Werke gefallen. Der Tristan von Wagner zb. hat sich mir als letzte seiner Opern erschlossen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon über 15 Jahre Wagner gehört.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo Davidoff,
    ich werde deinen Rat beherzigen und mir heute der Sieger gönnen.


    Vielleicht brauchts echt noch Zeit...


    Sinfonia Domestosia :wacky: ist eins der seltenst gehörten Werke in meiner Sammlung auch die Alpensym. hat auf mich als Teenie mehr Eindruck gemacht.
    Das Heldenleben mag gute Musik sein aber es lässt mich kalt, wirkt keinen Deut auf mich.
    Wenn ich da an die Metamorphosen denke, das ist Musik die mich zutiefst berührt.


    Ist wohl ein bissel off topic geworden mein Schrieb :rolleyes:


    Gruß
    embe

  • An dieser Stelle möchte ich Euch die neue CD mit Werken von Reznicek empfehlen.



    Eine Lustspiel-Ouvertüre


    Thema und Variationen nach dem Gedicht "Tragische Geschichte" von Adalbert von Chamisso (Chamisso-Variationen)


    Symphonische Variationen über Kol Nidrey


    + Reznicek dirigiert die Ouvertüren "Donna Diana" und "Eine Lustspiel-Ouvertüre" (1922)

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Am 16.11.2007 spielt der Geiger Thomas Christian in Salzburg das Violinkonzert e-moll von Emil Nikolaus von Reznicek.


    Ferner auf dem Programm befinden sich die "Tänze aus Galanta" (Kodaly) und die zweite Symphonie e-moll op. 27 (Rachmaninov).


    Es spielt die Ungarische Nationalphilharmonie, Budapest.


    Musikalische Leitung: Zoltan Kocsis.


    19.30 Uhr, Großes Festspielhaus


    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo Davidoff,


    zunächst einmal mein Kompliment zu Deinem Engagement für Reznicek, von dem auch ich bislang nur die Ouvertüren zur DONNA DIANA und DER GOLDPIROL kenne. Du hast mich aber sehr neugierig gemacht, und deswegen habe ich auch Deinen Opernführer zum BLAUBART gelesen. Leider folgst Du da dem Beispiel der meisten Beiträge und gibst nur den Inhalt wieder.


    Könntest Du bitte hier noch etwas zur Werkgeschichte und vor allem zur Einordnung der Musik sagen? Die Oper scheint mir die bislang drastischste Version des Stoffes zu sein, auch unter Berücksichtung der Fassung von Béla Bartok (und Offenbach sowieso). Wie drückte sich das bei der Aufnahme des Werkes aus, und wie verhält sich die Musik der Oper zu anderen Versionen des Stoffes, etwa Dukas' ARIANE ET BARBE-BLEU, der die Frauen ja überleben und sich für Blaubart entscheiden lässt?


    Vor allem aber: wird Blaubart ein Motiv zugestanden, das über den Vertrauensverlust hinaus geht. DU machst zwar sein Entsetzen über sich selbst deutlich, aber ist das auch Reue oder nur Verzweiflung über seinen Starrsinn?


    Die cpo - Einspielung ist jedenfalls schon mal vorgemerkt.


    :hello: Rideamus

  • Lieber Rideamus,


    leider fließt mir der Text nicht so aus der Feder wie bei anderen Mitgliedern hier im Forum. Ich will aber versuchen, die Oper von Reznicek mit anderen Bühnenstücken (Arianne et Barbe-Bleu, Blaubarts Burg, Barbe Bleue) zu vergleichen.


    Auf meiner Homepage kannst Du (und jeder andere auch) das gewaltige und beeindruckende Finale aus dem ersten Akt "Was hast du? Was fehlt dir, Judith?" hören.


    http://www.vonreznicek.de



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Lieber Davidoff,


    danke für das Versprechen. Gerne warte ich, bis Du mit Deinem Text soweit bist.


    Einstweilen habe ich mal versucht, in Deine Website hinein zu hören. Leider läuft das etwas holprig, denn ich bekomme immer nur den Chamisso angeboten, den ich zuerst angeklickt habe.


    Liegt das an meiner Internetverbindung oder ist einfach die Nachfrage zu groß (was ihr zu wünschen wäre)?


    Immerhin: das Wenige, was ich bislang hören konnte, erfüllt meine Erwartungen aus den Ouvertüren.


    Ich hoffe mal weiter, dass ich auch noch in die Oper hinein hören kann.


    :hello: Rideamus

  • Hallo.


    nachdem mich bereits Der Sieger begeistert hat, habe ich mir nun auch Schlehmil zugelegt, zumal im cpo-Katalog drastisch reduziert.


    Und auch beim zweiten Mal bin ich von Reznicek einigermaßen begeistert. Die Musik besticht durch ungeheuren Detailreichtum, verschrobene Passagen, dann aber auch wieder durch große emotionale Tiefe. Ein höchst abwechslungsreiches Werk.



    LG
    B.

  • Von von Reznicek kenne ich nur die beiden Opern "Donna Diana" und "Ritter Blaubart". Bei "Donna Diana" frage ich mich immer wieder, ob der Komponist das wirklich ernst meint. Auf mich wirkt das an vielen Stellen so wie eine Parodie auf Richard Wagner. Dazu ist die Musik wenig stringent, auch beliebig.


    Ganz anders der "Blaubart". Sicher, auch da ist noch die Wagner-Nähe zu hören, aber doch nicht mehr in dieser - ich sachs mal so - flachen Weise, wie bei der "Diana". Z. B. finde ich die Szene mit den Grabräubern musikalisch sehr gelungen, aber auch die Blaubart-Partie ist eine tolle Rolle für einen Bariton.


    Dazu das athmospärische, der unheimliche blind-sehende Diener, das düstere Schloss, das alles würde ich auch gerne mal auf der Bühne erleben...

  • Ich habe letzte Woche von einem wohlbekannten liebenswürdigen Schweizer Tamino die Symphonien 2 und 5 dieses mir ganz unbekannten Komponisten geschenkt bekommen und gestern angehört.
    Mein subjektives Urteil: eine Mischung aus Wagner, Mahler und Operette, die mich absolut nicht überzeugt. Viel zu unruhig, viel zu wenig stringent, keine Idee wird zu Ende geführt. Ich habe den Eindruck, da weiss einer nicht, was er eigentlich will und nimmt mal einfach von jedem etwas.
    Das ist ein erster Eindruck, der vielleicht auch nur zeigt, dass ich mit dieser Musik spontan nichts anfangen kann und der evtl eher gegen mich als den Komponisten spricht..... denn die Opern kenne ich ja überhaupt nciht.. :D :untertauch:


    F.Q.

  • In den 70er Jahren fragte im Zweiten Deutschen Fernsehen einmal im Monat Ernst Stankowski "Erkennen Sie die Melodie?".
    Die Erkennungsmelodie zu dieser Quiz-Serie stammte aus der Ouvertüre zu "Donna Diana" von Emil Nikolaus von Reznicek.
    Dies ist die einzige zurzeit verfügbare Aufnahme dieser Oper:



    Aufnahme: Mai 2003, live, Kiel
    Spieldauer: 111'44 (38'41)
    Dirigent: Ulrich Windfuhr
    Philharmonisches Orchester der Bühnen der Landeshauptstadt Kiel
    Chor der Bühnen der Landeshauptstadt Kiel
    Chorleitung: Jaume Miranda
    Inszenierung: Alexander von Pfeil
    (Cpo 999 991-2 - 2 CD)


    Rollen und Sänger:
    César: Roman Sadnik
    Diana: Manuela Uhl
    Don Diego: Markus Wittgens
    Don Diego: Max Wittges
    Don Gaston: Matthias Klein
    Don Louis: Hans-Jürgen Schöpflin
    Donna Fenisa: Susanne Kreusch
    Donna Laura: Heike Wittlieb
    Floretta: Anne-Carolyn Schlüter
    Perin: Simon Pauly


    Ein großer Verdienst der Oper Kiel, dieses Werk aus der Vergessenheit zu holen - auch wenn nicht alles perfekt gelungen ist!


    LG


    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Mein subjektives Urteil: eine Mischung aus Wagner, Mahler und Operette, die mich absolut nicht überzeugt.


    Liebe Fairy Queen


    Prinzipiell bin ich mit Deiner Einschätzung einverstanden. Diese eklektische Musik ist sehr heterogen und nicht einfach zu hören. Es gibt Zeiten, da finde ich sie ganz amüsant, und es gibt Zeiten, da kann ich sie nicht ausstehen.



    Wie ich Dir schon gesagt habe, sollte die CD vor allem eine Präsentation unseres hiesigen Sinfonieorchesters darstellen, das sich durchaus respektabel durch die disparaten Tonmassen kämpft.
    Zugegebenermassen eine etwas gar robuste Werkwahl unseres Orchesters für das Label cpo, die Dir um Himmels Willen nicht die keimende Lust an der spätromantischen Sinfonie abtöten möge.


    Mit liebem Gruss aus Bern von
    Walter

  • Hallo Alviano,


    Zitat

    Original von Alviano
    Auf mich wirkt das an vielen Stellen so wie eine Parodie auf Richard Wagner.


    :D Ähnliche Gedanken kamen mir gleich beim ersten Hören seiner symphonischen Dichtung 'Der Sieger', die sowohl bezüglich des Titels und des zugrundeliegenden Programms als auch, was die Musik betrifft, stark an Richard Strauss' 'Heldenleben' erinnert. Und in diesem Fall bin ich mir sicher, daß 'Der Sieger', zumindest teilweise, Strauss' Ideen und Stil parodiert. Ähnlich mag es sich mit der 'Donna Diana' (von der ich bisher nur ein paar Ausschnitte bei Klingsor gehört habe) und Wagner verhalten.


    'Ritter Blaubart' hingegen - stilistisch zwischen Spätromantik und Expressionismus angesiedelt - ist schon aufgrund ihrer gewaltigen Ausdruckskraft und Modernität (in diesen Punkten der 'Elektra' verwandt) kaum mit 'Donna Diana' zu vergleichen. Eine Aufführung des 'Blaubart' fände ich auch höchst reizvoll, nicht zuletzt wegen des so herrlich opulent besetzten Orchesters. :]


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Walter , euer SEHR respektables Orchester würde ich serh gerne mal mit einer Mahler-Symphonie hören. Daran kann mir nichts und niemand die Freude verderben, nur schlechte Sänger...... und zu lautes Blech..... :stumm:
    Und nachdem ich mich auf den ersten Blick in die wunderschöne Stadt Bern verliebt habe, freue ich mich besonders, dass ihr dort so gute Musiker habt-auch wenn die Repertoirewahl nicht jederfraus Geschmack sein muss! :D
    Merci und saluti e bacetti an die Aare und den Gurten nebst Bewohner!

  • Hallo Johannes,


    bei mir kommt noch dazu, dass ich den "Blaubart" vor der "Diana" kannte und dachte, die Musik von von Reznicek würde immer so klingen, wie im "Blaubart".


    Diese Unentschiedenheit, die auch FQ beschreibt, führt schnell zu einer "Zuhörermüdung" - neben üppigem Wagnersound, vor allem "Tannhäuser" taucht da immer wieder auf, kommen dann in der "Diana" so eher leichtgewichtige - das stimmt schon - Operettentöne dazu. Bei aller Vorsicht würde ich von der "Diana" zum Kennenlernen von von Reznicek doch abraten...


    Der "Blaubart" ist sicher das spannendere Stück, mit seinen Anklängen an den Symbolismus, seiner tatsächlich mehr spätromantisch orientierten Musik und den dankbaren Gesangspartien.


    Da liesse sich szenisch was draus machen...

  • Zitat

    Original von Fairy Queen


    Mein subjektives Urteil: eine Mischung aus Wagner, Mahler und Operette, die mich absolut nicht überzeugt. Viel zu unruhig, viel zu wenig stringent, keine Idee wird zu Ende geführt. Ich habe den Eindruck, da weiss einer nicht, was er eigentlich will und nimmt mal einfach von jedem etwas.


    Da hat aber einer nicht richtig hingehört oder vergessen das Bookled zu lesen. In seinem Einführungstext erläutert Dr. van den Hoogen sehr verständlich und ausführlich wie die Werke von Reznicek entstanden und welche musikalische Qualität sich hinter ihnen verbirgt (natürlich muss man nicht gleicher Meinung sein).


    So erfahren wir über die "Tanz-Symphonie" folgendes:


    "Da ist zunächst die Musik. Problemlos, wenn man will, und glücklicherweise gesund und natürlich empfunden. Sie hat die verlockende Orchestersprache Straußischer Tondichtungen, getrieben durch starken tänzerischen Rhythmus, geschmückt mit einem fließenden, einschmeichelnden Melos. Eine Musik also, die weit entfernt ist von den Bestrebungen der Jüngsten, die aber gleichwohl stark die Nerven erregt, Immer angenehm, immer wohllautend. Eine Sinfonie freilich nicht im strengen Sinne, eine sinfonische Dichtung vielmehr, aus dem Tänzerischen für das Tänzerische geschaffen."



    Was die Oper "Donna Diana" betrifft, so muss man sie als Frühwerk sehen und vom restlichen Schaffen des Komponisten trennen. Auch wenn die Oper (wohl mehr die Ouvertüre) Reznicek weltberühmt gemacht hat, begegnen wir in der musikalische Sprache der späteren Werke (Till Eulenspiegel, Ritter Blaubart, Holofernes) dem wahren Komponisten.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Zitat

    Original von Davidoff
    Was die Oper "Donna Diana" betrifft, so muss man sie als Frühwerk sehen und vom restlichen Schaffen des Komponisten trennen. Auch wenn die Oper (wohl mehr die Ouvertüre) Reznicek weltberühmt gemacht hat, begegnen wir in der musikalische Sprache der späteren Werke (Till Eulenspiegel, Ritter Blaubart, Holofernes) dem wahren Komponisten.


    Ist das dann tatsächlich so ein Unterschied? Der "Blaubart" spricht ja dafür. Bei "Donna Diana" würde ich sofort sagen, dass braucht einen erstklassigen Regisseur, der einen wirklich guten Grund haben muss, dieses Stück zu spielen. Mit Eklektizismus habe ich erstmal keine Mühe, aber dieses Wagner-Epigonentum, das finde ich schon fast peinlich.


    Unabhängig davon gebe ich zu, dass solche Werke wie "Emmerich Fortunat" meiner Aufmerksamkeit gewiss sein dürften - für sowas habe ich durchaus Sinn...


    Wenn ich mich recht erinnere, war der Einführungsartikel zur CD-Produktion von "Donna Diana" von van den Hoogen auch so ein wenig von einer ironischen Distanz geprägt. Die Overtüre ist halt gefällig, kein Wunder, dass gerade sie den Namen dieser Oper in der Erinnerung der Menschen wach gehalten hat.


    Aufführungen sind mir von keiner der Opern von von Reznicek bekannt - vor ewigen Zeiten mal stand in Linz (?) oder Luzern (?) die "Diana" auf dem Plan und vom "Blaubart" besass ich den Rundfunkmitschnitt der konzertanten Aufführung aus Berlin, bevor dann die CDs dazu erschienen. Wie gesagt: da ich immer für eine Ausweitung der Stückauswahl für unsere Theater zu haben bin: warum nicht mal den "Ritter Blaubart" ?

  • Lieber Davidoff, das Booklet und der Herr Professor in allen Ehren, aber das ersetzt mir nicht den meinen eigenen ersten subjektiven Höreindruck, den ich selbstverständlich ohne vorher das Booklet zu lesen, absolviert habe.
    Ich habe leider nicht das gehört , was Du hier zitierst, sondern ein eklektizistisches Durcheinander, das ich nicht geniessen konnte. Einige schöne, sehr angenehm zu hörende Adagio-Takte, die dann aber wieder ganz schnell im wilden Gewühle von in meinen Ohren "Wagner-Operette" verschwanden.
    Wenn mir diese Musik nciht gefällt, ist das lediglich ein persönlcihes Geschmacksurteil.

    Allerdings glaube ich, dass mir nach euren Beschreibungen die Opern besser gefallen könnten, denn jemand der seine Symphonien so schreibt, ist m.E. vom Temperament her eigentlich eher ein Bühnenkomponist.
    Eine Mischung aus Wagner und Strauss-Elementen mit Operetteneinschlag(siehe Alviano...) würde ich mir sehr gerne mal anhören. Das könnte sehr entkrampfend und entspannend wirken, scheint mir. :yes:


    F.Q.
    So es nciht in Parodie abdriftet....... :D

  • Zitat

    Original von Alviano


    Ist das dann tatsächlich so ein Unterschied?


    Absolut! Ein Vergleich der Partituren soll das demonstrieren:



    Links: Ouvertüre zu "Donna Diana" - Rechts: Zwischenspiel aus dem dritten Akt "Ritter Blaubart"



    Zitat

    Original von Alviano


    Der "Blaubart" spricht ja dafür. Bei "Donna Diana" würde ich sofort sagen, dass braucht einen erstklassigen Regisseur, der einen wirklich guten Grund haben muss, dieses Stück zu spielen.


    Ich verstehe nicht, wieso ein Regisseur einen "wirklich guten Grund" haben muss, die Oper zu spielen?. Sie ist unterhaltsam, hat viele musikalische Ideen und spricht mit ihrem fröhlichen Charakter bestimmt ein großes Publikum an.


    Die von Alviano angesprochene Oper "Emmerich Fortunat" (1888 ) ist eine romantisch-schauerliche Rittergeschichte in drei Akten, deren musikalische Mittel an die Werke Marschners und Wagners (Rienzi) erinnern.


    Übrigens wird 2009 in Berlin die Oper "Holofernes" gespielt. Das ist Reznicek von seiner modernsten Seite.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Alviano



    Zitat

    Aufführungen sind mir von keiner der Opern von von Reznicek bekannt - vor ewigen Zeiten mal stand in Linz (?) oder Luzern (?) die "Diana" auf dem Plan



    Wenn Du meinen Beitrag etwas weiter oben gelesen hättest, wüsstest Du jetzt, dass die Oper "Donna Diana" vor ein paar Jahren (2003) in Kiel aufgeführt wurde, daher stammt auch die einzige CD-Gesamtaufnahme!
    (Inszenierung: Alexander von Pfeil).


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Davidoff
    Ich verstehe nicht, wieso ein Regisseur einen "wirklich guten Grund" haben muss, die Oper zu spielen?. Sie ist unterhaltsam, hat viele musikalische Ideen und spricht mit ihrem fröhlichen Charakter bestimmt ein großes Publikum an.


    Weil ich das Stück weder musikalisch, noch inhaltlich für überzeugend halte und den "fröhlichen Charakter" kann ich leider nicht wirklich erkennen, nix für ungut... Trotzdem denke ich, dass man solche unbekannten Werke ruhig auf den Prüfstand stellen sollte, in dem man sie einem Publikum überhaupt einmal vorstellt. Deshalb werde ich mit Sicherheit versuchen, den "Holofernes" in der kommenden Spielzeit in Berlin anzuschauen und anzuhören.


    Bei der "Diana" kommt natürlich eins dazu, das will ich gar nicht leugnen, rein vom Sujet her ist mir der "Blaubart" lieber. Und diese Wagner-Nähe, die mich wirklich zum Lachen reizt, mit ihren fast wörtlichen Zitaten, mag ich bei anderen Komponisten (bsplsw. Kienzl) auch nicht.


    Kurz zu Harald: sowohl die Kieler, als auch die Berliner Aufführung habe ich nicht berücksichtigt, weil eigentlich klar gewesen sein müsste, dass mir beide CD-Veröffentlichungen dieser Aufführungen bekannt sind - bei der "Diana" beziehe ich mich auch kurz auf das Booklet. Aber ausshalb dieser beiden Produktionen kann ich mich an keine Aufführung erinnern, über die ich etwas gelesen hätte.

  • Emil Nikolaus von Reznicek wurde am 4. Mai 1860 geboren und starb am 2. August 1945. Zu seinem Geburtstag habe ich diese CD ausgesucht:



    Heute ist sein 155. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute ist Emil Nikolaus von Rezniceks Todestag. Dazu habe ich eine Sinfonien-CD ausgesucht:



    Heute ist Emil Nikolaus von Rezniceks 70. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    Es sei auch auf diesen Thread verwiesen: Emil Nikolaus von REZNICEK - Sinfonien und sinfonische Dichtungen

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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