Franz Schubert als Symphoniker läßt mich seltsam unberührt zurück. Seine Genialität auf dem Gebiet des Liedes will damit nicht in Frage gestellt sein, soll hier auch nicht Thema sein. Konzentrieren wir uns allein auf die Symphonien. Daß die "Unvollendete" ein grandioses Werk ist, steht außer Frage. Doch bereits bei der "Großen C-Dur" habe ich so meine Probleme. Sind die übrigen Symphonien ja eher Jugendwerke (die "Kleine C-Dur" alias 6. vollendete er mit 21), worauf stützt sich also Schuberts Ruf als großer Symphoniker? Folglich nur auf die beiden letzten Symphonien, von denen die eine zudem (angeblich) unvollendet ist. Herbert von Karajan bekundete ohne Gewissensbisse, daß ihm Schubert nicht liege, daß er sich für ihn nicht erwärmen könnte. Sagt einer der größten Beethoven-Interpreten, der auch toll war bei Schumann und Mendelssohn. Mir geht es nicht unähnlich. Die drei Genannten zöge ich ohne Zögern Schubert in der Symphonik vor. An den Interpreten wird's auch kaum liegen: Die "Große C-Dur" kenne ich auch unter Böhm. Die "Unvollendete" dagegen sagt mir in beinahe jeder Einspielung zu (etwa auch Harnoncourt).
Wie steht ihr dazu?