Carlo Bergonzi - Vom Bariton zum Tenor

  • Weil heute ja alles in "Megaboxen" verpackt werden muß, hat Decca auch im Falle Bergonzi eine solche auf den Markt gebracht. Sie enthält 17 (!!!!) Cds mit Opern-Gesamtaufnahmen und Recitals wo er mitgewirkt hat. Ich bin kein Freund solche gigantischen Projekte, wo einerseit immer Aufnahmen enthalten sind, die man schon längst im Regal stehen hat, und andrerseits auch eher schwer an den Mann zu bringende veröffentlichungen, sei es des Werkes wegen, oder der Tonqualität.
    Dennoch möchte ich auf diese erst Anfang des Monats erschienen Box hinweisen, die zudem nur 38.99 Euro kostet...
    Persönlich werde ich indes meine Sammlung nach Lücken durchforsten und ein oder die andere Operngesamtaufnahme mit Bergonzi dazu erwerben....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die Lebensleistung von Carlo Bergonzi kann gar nicht hoch genug bewertet werden ! Nicht nur, daß er über Jahrzehnte seine Stimme in gutem Zustand erhalten konnte, was für seine hervorragende Technik spricht, sondern er war auch der einzige Tenor des italienischen Faches, der von den 26 Tenorpartien der Opern Verdis auch 26 sang. Das sein Othello in einer konzertanten Aufführung im Jahr 2000, da war Bergonzi 76, mißlang, ist einfach angesichts seines Lebenswerkes eine läßliche Sünde ! Durch die kompositorische Entwicklung seines Werkes im Laufe seines langen Lebens, werden an die Sänger der Tenorpartien von Verdis Opern extrem unterschiedliche Anforderungen gestellt. Um das Diktum eines Kritikers abzuwandeln: "Es ist faktisch für einen Tenor unmöglich, Ernani, Herzog von Mantua, Alfredo Germont, Manrico, Alvaro, Don Carlo, Radames; Donizettis Nemorino und Edgardo; sowie Massenets Werther nebeneinander im Repertoire zu haben und alle diese Partien vollendet zu singen !" Bergonzi bewältigte diesen Spagat über Jahrzehnte mit gesunder Stimme und exemplarischen Ergebnissen ! Ich verneige mich vor dem wahren Nachfolger Carusos !


    So sehe ich das auch. Schön, dass er die 90 noch erlebt hat.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • 38,99 Euro für 17 CD sind fast geschenkt. Allerdings nimmt unsereiner in Kauf, Einiges doppelt in seiner Sammlung zu haben. Da werde ich mir mal ernsthaft Gedanken machen müssen! ?(




    (Lieber Bernward! Es freut mich, von Dir wieder ein Lebenszeichen zu sehen!)



    Liebe Grüße
    Wolfgang :hello:

    W.S.

  • Nun möchte ich nach Carlos Kleiber und Karl Erb an den dritten Karl erinnern, diesmal an einen italienischen. Carlo Bergonzi hat heute Geburtstag. Er, der am 13. Juli 1924 geboren wurde, starb am 25. Juli 2014. Er ist somit nicht nur der dritte Karl, sondern auch der dritte, dessen Geburtstag und Sterbetag im Juli ist. Bald zu viel der Zufälle. Ich habe in meiner Sammlung eine zu Herzen gehende Requiem-Aufnahme, in der er ein grandioses "Ingemisco" singt:



    Heute wäre Carlo Bergonzi 91 Jahre alt geworden.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Es wird Zeit, wieder einmal an den vortrefflichen Carlo Bergonzi zu erinnern, dem nach meinem Empfinden unter den italienischen Tenören der Nachkriegszeit die Palme gebührt. Uneitel, feinsinnig und mit stets erlesenem Geschmack beeindruckt dieser wunderbare Tenor und stellt damit seine berühmteren Kollegen Mario del Monaco und Franco Corelli, die vor allem ihre Stimme zur Schau stellten, in den Schatten.

    Eine wenig bekannte, aber durchaus empfehlenswerte CD möchte ich hier vorstellen; sie ist m.W. noch nicht genannt worden:

    Hier singt Bergonzi mit seinem Freund Dietrich Fischer-Dieskau Duette aus Opern von Verdi, Ponchielli, Puccini und Bizet.

    Jesus Lopez-Cobos leitet das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks (Aufnahme: 7/1982, München).

    Die beiden Künstler erreichen nicht ganz die vollkommene Verschmelzung ihrer Stimmen, wie das Jussi Björling und Robert Merrill in ihrer legendären Duett-CD (RCA) gelingt, aber ich finde die Aufnahmen höchst erfreulich, und klangtechnisch sind sie ohne Tadel. Das Booklet wartet mit einem lesenswerten Essay von Jürgen Kesting auf.

    Bergonzi und Fischer-Dieskau waren auch in zwei berühmten Opern-GA beteiligt, "Rigoletto" (Kubelik, DGG) und "Don Carlo" (Solti, Decca).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Eine wenig bekannte, aber durchaus empfehlenswerte CD möchte ich hier vorstellen; sie ist m.W. noch nicht genannt worden:

    Ich muß mich berichtigen: Bernward Gerlach hat sie in seinem Beitrag #32 genannt, wie ich inzwischen gesehen habe.


    Alfred hat im Eintrag #91 auf eine Box mit 17 CDs aufmerksam gemacht, die auch Bergonzis DECCA- und PHILIPS-Recitals enthält. Wer solche Riesenkisten nicht sonderlich mag (ich gehöre dazu), dem sei diese 3 CD-Box mit insgesamt 31 Arien und Szenen, ausschließlich aus Verdi-Opern, empfohlen. Sie wurden exklusiv für dieses Album eingespielt (mit Ausnahme der Ausschnitte aus "Attila" und "I Masnadieri"):

    mit dem New Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Nello Santi, bzw. dem Royal Philharmonic Orchestra, Dirigent: Lamberto Gardelli (Attila, I Masnadieri).

    Aufnahmen: 1974. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Tenor die 50 bereits hinter sich, und es ist erstaunlich, mit welcher Frische er die doch sehr unterschiedlichen Rollen singt und gestaltet. Besonders hinweisen möchte ich auf die Radamès-Arie "Celeste Aida", in der Bergonzi (im Gegensatz zu der Karajan-GA von 1959) am Schluß das B, wie vom Komponisten vorgeschrieben, nicht Forte singt, sondern in einem wunderbaren Piano ausklingen läßt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zitat von Bernward Gerlach

    Wenn wir schon mal bei Bergonzi sind,

    ......was in meinem Bestand sich noch so alles tummelt, uns soweit ich es überblicke noch nicht genannt wurde....


    auch wegen Leyla Gencer!!

    81ArPlyqEcL._SX300_.jpgKlick

    61KvEm5ThLL._SX300_.jpgKlick es gibt auch noch einen Mefistofele mit der Kabaivanska

    41RvSnGx3eL.jpgKlick interressant auch wegen Dorothy Kirsten

    51lfLi2jEpL._SY300_.jpgKlick :jubel:

    41gST3dt4sL.jpgKlick und hier trägt auch Àngeles Gulin das ihre zu einer gelungenen Aufführung bei.:thumbup:


    Ich habe auch Bergonzi noch Live erlebt (mit Schärpe und Orden in einer konzertanten Aufführung von La Gioconda, sowie ihn einem Recital, beides unvergesslich) besser spät als nie und ich möchte sagen aber wie! :)

    Ein Faible für seine Stimme hatte ich schon immer!


    Zitat von nemorino

    Alfred hat im Eintrag #91 auf eine Box mit 17 CDs aufmerksam gemacht, die auch Bergonzis DECCA- und PHILIPS-Recitals enthält. Wer solche Riesenkisten nicht sonderlich mag (ich gehöre dazu),

    Lieber nemorino, wer natürlich von Bergonzi die GA in der Box noch nicht hat, für den ist das absolut lohnend! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco,


    es freut mich, daß es außer Bernward Gerlach und mir noch weitere Bergonzi-Verehrer gibt! Ich kann mich an diesem eleganten, geschmackvollen Tenor gar nicht satthören.

    Verdis "Maskenball" scheint er besonders geschätzt zu haben, außer dem beiden von Dir gezeigten Mitschnitten aus London und New York gibt es noch zwei Studio-Produktionen:

    und diese:

    Bergonzi ist in beiden gleich gut; ich ziehe der RCA-Ausgabe wegen der Amelia von Leontyne Price vor. Birgit Nilsson singt zwar auch tadelsfrei, aber es klingt mir doch ein bißchen sehr nach Wagner!


    Die Solti-Produktion hatte ich bereits auf LP. In die ist Bergonzi allerdings mehr durch Zufall geraten: der DECCA-Produzent John Culshaw wartete beim ersten Aufnahmetermin auf den eigentlich als Riccardo vorgesehenen Jussi Björling. Als er zu ihm ins Hotel fuhr, um nachzusehen wo er bleibt, fand er ihn morgens vor 10 Uhr bereits bei seiner zweiten Flasche Whisky! Er feuerte den Schweden auf der Stelle und setzte Bergonzi an seine Stelle. Eine weise Entscheidung.

    Die DECCA-Aufnahme entstand 1961, die von RCA 1966, beide in Rom.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Na klar lieber nemorino, den Makenball mit Leinsdorf hätte ja schon B.Gerlach in der Auflistung, den habe ich natürlich auch, den Solti will ich nicht da mag ich die Nilsson nicht :(!


    Alles eine Frage des Geschmacks!


    Es grüßt dich

    Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Birgit Nilsson singt zwar auch tadelsfrei, aber es klingt mir doch ein bißchen sehr nach Wagner!


    den Solti will ich nicht da mag ich die Nilsson nicht

    Da sind wir uns ja wieder mal so einig, lieber Fiesco!:)

    Als ich die Solti-Aufnahme auf LP kaufte, gab es die Leinsdorf-Ausgabe noch nicht. Aber der Name "Bergonzi" war Anreiz genug, sie mir anzuschaffen. Und die Nilsson schlägt sich insgesamt ganz gut, aber ihre Stimme paßt einfach nicht zur Amelia. Solti hingegen ist, wie meist in Opern, große Klasse. Er hat ja später noch eine Aufnahme gemacht, mit Big P. als Riccardo.


    Schönen Abend und

    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Neulich hat jemand behauptet, er wäre heute durch die Domingo, Pavarotti und Carreras ein wenig in Vergessenheit geraten, aber das glaube ich eigentlich nicht. Ich persönlich ziehe Bergonzi in vielen Fällen vor.

    Im Eröffnungsbeitrag zu diesem Thread - das ist 14 Jahre her - hat unser Administrator Alfred diesen Satz geschrieben.


    Ganz abgesehen davon, daß ich Carlo Bergonzi auch heute noch den berühmten "drei Tenören" und jedem einzelnen davon vorziehe, kann bei ihm unter den Freunden schöner Stimmen von Vergessen keine Rede sein.

    Im übrigen bin ich mir ziemlich sicher, daß Bergonzi sich zu solchem Klamauk wie dem spektakulären Auftritt in den Caracalla-Thermen (und ähnlichen Events) erst gar nicht zur Verfügung gestellt hätte. Das war mehr Show als Klassik - Hauptsache die Kasse klingelt! Was sie ja auch kräftig getan hat …..


    Ich werde mir jetzt den verregneten Sonntagmorgen mit dieser CD aufhübschen:


    Schönen Sonntag!

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Früher hatte ich von den italienischen Opern-LPs immer zwei Stück. Einmal mit Bergonzi, und einmal mit MDM als Kontrast. Heute verwende ich die vielen Bergonzi - Aufnahmen als Qualitätsvergleich mit neueren Stimmen.


    Erich

  • Für mich war Carlo Bergonzi einer der großen Tenöre des 20. Jahrhunderts. Ein Stilist und Belcantist – trotz eines leichten Sprachfehlers - mit einer herrlichen Stimme, die auch zu großen Ausladungen fähig war. Er war wohl kein großer Darsteller und hätte es heutzutage schwer, sich zu behaupten, doch damals sah man darüber hinweg und stellte die Stimme in den Mittelpunkt. (Nachzuprüfen in einem Video von Donizettis „Liebestrank“ aus Florenz von 1967 mit Renata Scotto, Giuseppe Taddei und Carlo Cava unter Gianandrea Gavazzeni, wo er in seiner rührenden Unbeholfenheit aber durchaus überzeugend ist.) Sein Münchner Konzert von 1965 mit den Münchner Philharmonikern unter Nello Santi, das auch vom ZDF aufgezeichnet wurde, habe ich mir seinerzeit akustisch auf Tonband mitgeschnitten, denn Videorecorder gab es ja leider noch nicht. Als Hommage an das deutsche Publikum sang er da als Zugabe die Arie ‚M’appari tutto amor’ aus Flotows „Martha“. Da aber hier schon so viel Richtiges und Wichtiges über Carlo Bergonzi gesagt wurde, möchte ich lediglich (ergänzend zum Beitrag Nr. 8 von 'Liebestraum') an seine frühen Jahre erinnern und einen – sehr späten - Tiefpunkt in seiner langen Laufbahn nennen.



    Geboren wurde Carlo Bergonzi gestern vor 100 Jahren in Vidalenzo, einer Kleinstadt fünf Kilometer von Busseto entfernt, wo er schon als Kinderkomparse in Opernaufführungen auf der Bühne des dortigen Teatro ‚Giuseppe Verdi‘ stand; mit vierzehn Jahren begann er ein Gesangsstudium bei drei lokalen Pädagogen nacheinander. Sein Geld verdiente er als ‚casaro‘ in einer Parmesan-Käserei, aus der er aber entlassen wurde, weil er ständig bei der Arbeit sang. (Soviel zum Stellenwert der Musik im angeblich so sangesfreudigen Italien.) Später arbeitete er als Bäcker und Lastkraftwagenfahrer, um das Studium bei Ettore Campogalliani am Konservatorium in Parma zu finanzieren. Zum Militär eingezogen, geriet er in Mantua für über zwei Jahre in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus dem Lager befreiten ihn die Russen. Nach Ende des Krieges nahm er sein Gesangsstudium wieder auf, u. z. als Bariton, für den ihn alle seine Lehrer hielten, sogar Tullio Serafin, dem Bergonzi 1947 an der Mailänder Scala vorsang.



    Das professionelle Operndebüt erfolgte im August 1948 als Figaro in Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ in Varedo bei Mailand und zwei Jahre lang sang er sich durch die italienische Provinz, trat mit Kollegen wie Renata Tebaldi, Lina Pagliugi, Onelia Fineschi, Galliano Masini, Tito Schipa, Ferruccio Tagliavini und auch Beniamino Gigli in Opern wie „Don Pasquale“, „L’elisir d’amore“, „Lucia di Lammermoor“, „La Traviata“, „Adriana Lecouvreur“ und „L’Arlesiana“ auf. Von Gigli erhielt er wertvolle Ratschläge für den Gebrauch des Zwerchfells und dem später von Bergonzi so perfekt ausgeführten Gesang ‚auf dem Atem‘. Nach einem Sharpless in Puccinis „Madama Butterfly“ im Oktober 1950 in Livorno nahm Bergonzi eine dreimonatige Auszeit und studierte selbst seine Stimme zum Tenor um; das Debüt im neuen Stimmfach war am 12. 1. 1951 in Bari als „Andrea Chenier“.



    Im Verdi-Jahr 1951 verpflichtete ihn die RAI für vier Produktionen: „Giovanna D’Arco“ mit Renata Tebaldi und Rolando Panerai unter Alfredo Simonetto (26. 3); „La forza del destino“ mit Mara Coleva, Miriam Pirazzini, Carlo Tagliabue und Cesare Siepi unter Mario Rossi (16. 7.); „Simon Boccanegra“ mit Antonietta Stella, Paolo Silveri und Mario Petri unter Francesco Molinari Pradelli (21. 11.) und „I due Foscari“ mit Maria Vitale und Giangiacomo Guelfi unter Carlo Maria Giulini (5. 12.). Zwar folgten viele weitere Auftritte in der Provinz, z. T. in heute vergessenen Werken wie „L’Oro“ und „Ifigenia“ (Ildebrando Pizzetti), „Dibuk“ und „Monte Ivnor“ (Lodovico Rocca) und „Fior di Maria“ (Renzo Bianchi), aber auch in Monteverdis „L’Incoronazione di Poppea“ als Nerone und Janáčeks „Jenufa“ als Stewa. Doch erst das Debüt an der Mailänder Scala am 25. 3. 1953 in der Uraufführung von Jacopo Napolis „Masaniello“ – mit Carlo Bergonzi in der Titelrolle des neapolitanischen Volkshelden und ferner mit Franca Duval, Anna Maria Rovere, Giangiacomo Guelfi, Saturno Meletti und Giuseppe Modesti unter Nino Sanzogno - machte seinen Namen international bekannt. (Dass die Beziehung zur Mailänder Scala eher unterkühlt war, hat 'La Gioconda' im Beitrag Nr. 34 in diesem Thread geschildert. Und der im selben Beitrag genannte Don José in der "Carmen" an der 'Met' - sieben Mal im Zeitraum vom 29. 12. 1957 bis 30. 4. 1959, mit Rise Stevens und Jean Madeira als Titelrollen-Sängerinnen unter der Leitung von Thomas Schippers und Jean Morel - wurde m. W. nie mehr wiederholt. Leider gab es davon keine Rundfunkübertragung; man hätte doch gern gewusst, wie Carlo Bergonzi in dieser Rolle - und in französischer Sprache - geklungen hat.)



    In London war Carlo Bergonzi 1953 im Stoll Theatre als Alvaro („La forza del destino“) zu hören und am 28. 9.1962 in Covent Garden (ebenfalls als Alvaro in einer Neuinszenierung mit Floriana Cavalli, Josephine Veasey, John Shaw und Nicolai Ghiaurov unter Georg Solti). Die Wiener sahen ihn erstmals als Radames in einer an der Staatsoper von Herbert von Karajan dirigierten „Aida“ am 13. 9. 1959 (mit Gloria Davy, Giulietta Simionato, Tito Gobbi und Walter Kreppel) und letztmals als Edgardo in „Lucia di Lammermoor“ am 7. 10. 1988 (mit Marina Bolgan und Paolo Coni unter Rico Saccani), insgesamt 38 Vorstellungen. Sein New Yorker Debüt gab er an der ‚Met‘ am 13. 11. 1956 als Radames in „Aida“ (mit Antonietta Stella, Fedora Barbieri, George London und Nicola Moscona unter Fausto Cleva) - 26 Jahre später war am 19. 2. 1983 eine Broadcast-Matinee von „Un ballo in maschera“ (als Riccardo mit Carol Neblett, Roberta Peters, Bianca Berini und Leo Nucci unter Anton Guadagni) seine 312. und letzte Vorstellung dort. Bei der Gala 1996 zum 25. ‚Met‘-Jubiläum James Levines sang er noch einmal Rodolfos Arie aus „Luisa Miller“ unter tosendem Applaus.



    Und in New York (am 3. 5. 2000 - im Juli stand der 76. Geburtstag des Tenors bevor) war es auch, dass er sich am „Otello“ versuchte, in einer konzertanten Aufführung in der Carnegie Hall unter der Leitung Eve Quelers, die ihn immer wieder in ihren Programmen berücksichtigte. Im Publikum saßen die ‚drei Tenöre‘, Licia Albanese, Marilyn Horne, Aprile Millo, Anna Moffo, Sherrill Milnes und James Levine. Bereits beim ‚Esultate‘ brach Carlo Bergonzi die Stimme, er war kurzatmig, die Höhen gerieten flach, man sah die Anstrengung. Das Duett mit Desdemona (Kallen Esperian) verlief ganz gut, aber im direkt anschließenden zweiten Akt war es offensichtlich, dass Bergonzi – der dem Vernehmen nach am Vortag bei der Generalprobe einen tadellosen Otello gesungen haben soll, wovon es keinen Mitschnitt gibt – schwer angeschlagen war. Nach einer langen Pause wurde dies dem Publikum mitgeteilt und sein Cover Antonio Barasorda kam für den Rest der Oper zum Einsatz. (Danach gab Carlo Bergonzi aber weiterhin Konzerte, so z. B. am 1. 7. 2000 in der Wiener Staatsoper. Doch spätestens 1990 hätte er besser aufhören sollen, um seinen guten Ruf nicht zu beschädigen. Ein tragischer Fall.) Erfreuen wir uns an seinen vielen vorbildlichen, herrlichen Aufnahmen, von denen hier im Thread aber bisher eine nicht genannt wurde: „Weihnachten mit Carlo Bergonzi“, aufgenommen 1981 mit den Gumpoldskirchner Spatzen und dem ORF-Symphonieorchester unter Paul Angerer, erschienen bei ‚Orfeo‘.



    Carlo