• Ich höre mir gerade Schubert's "Fierrabras" zum insgesamt 3. mal heute und wundere mich immer mehr warum diese herrliche Musik vom Opernleben so sträflich vernachlässigt wird! Habt ihr Erklärungen dafür?? Immerhin hat Schubert ja 19 Opern geschrieben, und wenn die anderen nur halbwegs auf dem Niveau des Fierrabras sind dann grenzt es für mich an Wahnsinn diese Stücke unaufgeführt zu lassen!



    Die Opern von Franz Schubert:


  • Salut,


    der Fierrabras ist natürlich eine traumhafte Oper. Zu Schuberts Lebzeiten wurde sie nie aufgeführt. Erst am 6. Januar 1829 die Ouvertüre, einzelnen Nummern [konzertant] 7. Mai 1835, Marsch und Chor Nr. 3 sowie eine Sopranarie am 17. April 1836, die ganze Oper szenisch am 9. Februar 1897, Karlsruhe, anlässlich Schuberts 100. Geburtstag. Und dann 1988:



    Zu den einzelnen Opern:


    D11 - Der Spiegelritter, von drei Akten nur ein Akt komponiert


    D84 - Des Teufels Luftschloss, Autograph unvollständig


    D137 - Adrast, unvollständig


    D190 - Der vierjährige Posten, erste Aufführung 23. Sept. 1896, Dresden


    D239 - Claudine von Villa Bella, Fragment


    D435 - Die Bürgschaft, Fragment


    D644 - Die Zauberharfe, vollständig. Die Ouvertüre wurde später für "Rosamunde" verwendet.


    D647 - Die Zwillingsbrüder, UA 14. Juni 1820


    D701 - Sakuntala, Entwürfe


    D723 - Das Zauberglöcken, es handelt sich lediglich um ein Duett und eine Arie


    D732 - Alfonso und Estrella, UA 20. Dez. 1823


    D787 - Die Verschworenen, die Ouvertüre ist unvollständig


    D791 - Rüdiger, Entwürfe zu zwei Nummern einer Oper


    D918 - Der Graf von Gleichen, Operntext von der Zensur verboten [gewesen]


    D981 - Der Minnesänger, vollständig verschollen


    D982 - Drei Entwürfe zu einer Oper


    In Deiner Auflistung nicht genannt ist


    D797 - Rosamunde, Fürstin von Zypern. Es handelt sich um [Gesangs-]Einlagen zu einem Schauspiel.


    bien cordialement
    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Bleiben immer noch 7 Opern bei denen Möglichkeit bestünde sie aufzuführen, warum wird dies nicht gemacht? Wo ist Nikolaus Harnoncourt? Da hätte er ein paar Stücke wo ich ihm dankbar wäre wenn er mal etwas "neues" "entdecken" würde :stumm:

  • Salut,


    ja, da gäbe es noch einiges zu entdecken. Im Deutschverzeichnis sind die Incipite der einzelnen Nummern abgedruckt.


    Alfonso und Estrella gibt es in zwei Einspielungen:



    [links "teuer" - rechts "günstig" // linke deutsch - rechts italienisch gesungen].


    Und: Der Graf von Gleichen ist auch eingespielt:


    4035323.jpg


    Vielleicht kennt jemand diese Einspielungen und kann darüber berichten?


    bien cordialement
    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Zitat

    Original von Michael_Flaschberger
    Ich höre mir gerade Schubert's "Fierrabras" zum insgesamt 3. mal heute und wundere mich immer mehr warum diese herrliche Musik vom Opernleben so sträflich vernachlässigt wird! Habt ihr Erklärungen dafür?? Immerhin hat Schubert ja 19 Opern geschrieben, und wenn die anderen nur halbwegs auf dem Niveau des Fierrabras sind dann grenzt es für mich an Wahnsinn diese Stücke unaufgeführt zu lassen!


    Moin,


    Ihr (Michael und Ulli) meint also, dass ich mir den Fierrabras unbedingt anschauen soll!!!! :beatnik: In Zürich gibt es im November eine Wiederaufnahme unter Welser-Möst.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

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  • Zitat

    Original von Radagast


    Moin,


    Ihr (Michael und Ulli) meint also, dass ich mir den Fierrabras unbedingt anschauen soll!!!! :beatnik: In Zürich gibt es im November eine Wiederaufnahme unter Welser-Möst.


    Anschauen nicht unbedingt, aber anhören und richt dem Franz aus das er doch ein paar mehr Schubert-Opern aus dem Kistchen holen soll!!! :D

  • Lieber Michael,


    Im Theater an der Wien hat Harnoncourt die Züricher Produktionen von "Alfonso und Estrella" und "Des Teufels Lustschloß" verstärkt durch "einheimische" Kräfte wie Thomas Hampson und Pieczonka aufgeführt. Mia zwa worn natürlich a dabei.


    Die Aufführungen waren sehr gut, konnten aber offensichtlich das herrschende Urteil, daß Schubert keine Opern schreiben konnte, nicht beseitigen.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Salut radagast,


    ich würde mir die Gelegenheit in Zürich nicht entgehen lassen... selten genug, dass Schubert Opern gespielt werden...


    Hast Du nun auf ein Sechszehntell-Cello umgestellt?


    bien cordialement
    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Hast Du nun auf ein Sechszehntell-Cello umgestellt?


    Lieber Ulli,


    von Dir hätte ich ja schon erwartet, dass Du den Unterschied in der Grösse zwischen einem 1/16 Cello und einer 1/1 Violine erkennen kannst. :stumm:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Ich kann eine als Co-Produktion von Radio Bern und dem SWR8Damals Süddt.Rundfunk)eingespielte Aufnahme des Fierrabras aus dem Jahr 1959 empfehlen.Dir.Hans Müller-Kray,Südfunk-Chor,Kammerchor von Radio Bern,Berner Stadtorchester.Solisten der Württ.Staatsoper Stuttgart.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Ich habe seit kurzem diese Einspielung von "Alfonso und Estrella"

    und bin absolut hingerissen. Die Besetzung ist ungefähr so, als hätte ich sie selbst nach Belieben zusammenstellen dürfen, und die Musik ist einfach wunderschön. Wenn ich mich richtig entsinne, wies Theophilus am anderen Ort darauf hin, dass es sich um die erste durchkomponierte deutsche Oper handelt - und dieses Projekt ist Schubert ja wohl SOWAS von gelungen!! Ob die angebliche "Tableauhaftigkeit" einiger Szenen, die der Oper vorgeworfen wird, wirklich zum Ausdruck kommt, wäre in der Verantwortung der Regie...


    Also, liebe Intendanten, ran an den Speck!!

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • :)


    Sicherlich eine der schönsten Opern, die so gut wie niemand je auf der Bühne gesehen hat...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Ulli:
    Salut,


    der Fierrabras ist natürlich eine traumhafte Oper. Zu Schuberts Lebzeiten wurde sie nie aufgeführt. Erst am 6. Januar 1829 die Ouvertüre, einzelnen Nummern [konzertant] 7. Mai 1835, Marsch und Chor Nr. 3 sowie eine Sopranarie am 17. April 1836, die ganze Oper szenisch am 9. Februar 1897, Karlsruhe, anlässlich Schuberts 100. Geburtstag. Und dann 1988:



    Hallo Ulli,


    ich lese diesen Thread heute erstmalig und frage mich nun: Was willst Du uns mit dieser abgebildeten CD sagen??

    "Mit der Aufführung von Schubert-Opern geht man evtl. baden und kriegt nasse Füße, geht aber nicht gleich unter" ???
    :wacky: :hello:



    Ich habe hin- und hergerätselt, bin aber auf keine Antwort gekommen.
    Sollte hier eventuell -wie ich annehme- eigentlich das Cover der Fierrabras-Aufnahme der Dt. Grammophon platziert werden:



    Diese Abbado-Einspielung (mit namhaften Solisten wie Josef Protschka, Karita Mattila, Cheryl Studer, Robert Gambill & Thomas Hampson sowie dem Chamber Orchestra of Europe) stammt nämlich aus dem von Dir erwähnten Jahr 1988 - das könnte also passen....


    Ich höre die Aufnahme immer wieder gern und kann sie nur empfehlen!

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)


  • Salut Marc,


    vermutlich wurde da nachträglich etwas am Link geändert [vom Inhaber der Seite, von welcher der Link stammte], denn ich erinnere mich, MEIN Cover dort gefunden zu haben, das von dem von Dir gezeigten etwas abweicht: Es ist eine ziemlich dunkelgelbe Pappschachtel.



    Trazom Danke für den Hinweis!


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Das von mir "ausgegrabene" Cover ist auch das der Wiederveröffentlichung im Mid-Price-Segment, die zur Zeit erhältlich ist, nachdem die von Dir erwähnte Box (zumindest das Foto-Motiv war identisch!) offenbar im Katalog gestrichen wurde.


    Die jetzt erhältliche Spar-Version enthält auch kein Libretto :(


    Aber das von Dir gezeigte Cover hat ja auch was - ich konnte zwar keinen Zusammenhang zu Schubert-Opern herstellen, fand es aber trotzdem ganz witzig :hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

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  • s'tägle zusammen,


    die Fierrabras-Einspielung von Abbado empfinde ich auch als hervorragend - aber habt ihr mal die Inszenierung gesehen (Iiih-Pfui). Karita Mattilas Stimme war zur Zeit der Aufnahme m. E. auf dem absoluten Höhepunkt.


    Aber zu der Ausgangsfrage: Ich glaube der Grund für die seltenen Sichtungen von Schubert Opern auf den Bühnen liegt in ihrem dramaturgischen Konzept. An der Schönheit der Musik - da gebe ich euch völlig Recht - kann es nicht liegen. Und uns Klassikliebhabern mag die beim Hörgenuss der zu geringe Spannungsbogen nicht stören - aber für die Bühne so denke ich, ist er unerlässlich. Manche Regisseure haben versucht einen Spannungsbogen künstlich durch szenische Mitte zu erschaffen - was aber dann nich zur Musik passt. Bei der Inszenierung mit der Mattila (gibt es soweit ich erinnere auch auf DVD zu erwerben) scheint man mit der merkwürdigen ind weiche weiße Formen gehüllten Kreuzmetaphorik wohl versucht zu haben, den Spannungsbogen ganz zu umgehen. Dann kann ich allerdings gleich die Augen schließen und die Musik pur genießen und das ist - wie meine Vorredner schon feststellen bei Schuberts Opern durchaus lohnenswert.


    Vielleicht muss man aber auch den Mut haben ein Publikum zur lyrischen Oper hin zu erziehen. Mit Eugen Onegin hat das ja auch geklappt. Und in dem Bereich gibt es noch so viel Schönes zu entdecken.


    Gruß an alle


    kumu

  • Und hier noch eine ADD-CD: Die Zwillingsbrüder.



    Ich habe noch immer diese Ausführung irgendwo auf LP. Aber inzwischen wurde sie ersetzt durch diese CD.


    LG, Paul

  • Schön, dass es so was gibt. Fierrabras und Zwillingsbrüder werden hoffentlich bald bei mir im Regal stehen.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo,
    die Schubert-Opern sind meiner Meinung nach von den Libretti
    und von der Dramatik so schwach,daß man sie getrost
    vergessen kann.Schubert hat uns auf anderen Bereichen
    großartiges,unvergleichliches geschenkt.Ich finde,wir sollten
    uns damit zufrieden geben.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Salut,


    einerseits vermag ich Dir durchaus zuzustimmen, wenn Du meinst, Schubert sei kein "Opernkomponist" gewesen - Beethoven war es auch nicht! Es muß an der Zeit gelegen haben, die offenbar [wie wir heute] keine heroisch-romantischen Opern vertrug. Rossini und Consorten haben sie alle platt gemacht.


    Deswegen sollte man nicht vergessen, das der König des Fragments Franz II. [Franz I. war Süßmayr!] immerhin eine handvoll vollendeter [!] Opern hinterlassen hat. Den Fierrabras mag ich gelegentlich und auszugsweise sehr gerne, anderes kenne ich [noch] nicht.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

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  • Liebe Opernfreunde,


    warum ist Schuberts Opernschaffen so sehr im Schatten seiner anderen Werksgattungen geblieben?
    Es sind immerhin - mit den Fragmenten - 19 Werke aufgelistet, von denen es lediglich Fierrabras, Die Zauberharfe und Alfonso und Estrella zu Achtungserfolgen gebracht haben. Warum ist das so?
    Lag es an den Libretti? Oder war das Genie Schubert in den anderen Musikgattungen einfach ausdruckstärker? Oder hat ihm die Lebenszeit zum Durchbruch eifach gefehlt?
    Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo!


    Schubert ist m. E. definitv als Opernkomponist verkannt. Immerhin war "Alfonso und Estrella" als deutsche Oper ohne Sprechtexte und mit durchkomponierten Szenen damals was neues. Damals war in Wien die deutsche Oper nun mal nicht gefragt (Webers Euryanthe kam bei ihrer Premiere gar nicht gut an, und daher ließ der Intendant des Kärntnertortheaters einstweilen nur Rossini und Konsorten spielen.
    Man mag Schubert allenfalls vorwerfen, dass er auf die Oper einen etwas zu "lyrischen" Zugriff hatte und dadurch einige Szenen mit etwas langatmig erscheinenden Strophenliedern überstreckte. Die Musik für sich genommen ist aber z. B. bei Alfonso und Estrella wunderschön und durchaus auf gewohntem Schubert-Niveau.


    Soweit ich weiß, hat Schubert "Der Graf von Gleichen" sowie "Alfonso und Estrella" beim Kärntertortheater eingereicht, ohne überhaupt eine Antwort zu erhalten.


    Ich schreibe das alles aus dem Gedächtnis, wenn mir dabei Fehler unterlaufen sein sollten, bitte ich natürlich um Korrektur.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo Siegfried,


    ich habe einmal "Fierrabras" aus dem Theater an der Wien gesehen. Das ist auch die einzige Schubertoper die ich gesehen oder gehört habe, das muss ich zu meiner Schande gestehen. Schön, dass Du dieses Thema aufgegriffen hast. Da habe ich großen Nachholbedarf.


    Grüße :hello:


    Emotione

  • Zitat

    Original von Siegfried
    warum ist Schuberts Opernschaffen so sehr im Schatten seiner anderen Werksgattungen geblieben?
    Es sind immerhin - mit den Fragmenten - 19 Werke aufgelistet, von denen es lediglich Fierrabras, Die Zauberharfe und Alfonso und Estrella zu Achtungserfolgen gebracht haben. Warum ist das so?


    Salü Siegfried,


    vielleicht findest Du an dieser Stelle ein paar weiterführende Antworten.


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Hallo Siegfried,
    ich habe mal nachgesehen, was ich selbst in meiner Sammlung an Opernaufnahmen habe und ich muß gestehen, es ist nicht sehr viel.
    Ich glaube, da sollte man noch einiges ergänzen:


    DER SPIEGELRITTER
    Wien 1978 Rydl, Mathis, Moser, Nachbaur – Guschlbauer §
    DER VIERJÄHRIGE POSTEN
    München 1977 Fischer-Dieskau, Donath, Schreier, Lenz – Wallberg
    DIE FREUNDE VON SALAMACA
    Wien 1978 Mathis, Wyatt, Moser, Büchner, Orth, Prey – Guschlbauer §
    DIE ZWILLINGSBRÜDER
    München 1975 Moll, Donath, Gedda, Fischer-Dieskau – Sawallisch
    ALFONSO UND ESTRELLA
    Berlin 1978 Prey, Mathis, Adam, Dieskau, Schreier – Suitner
    DIE VERSCHWORENEN
    München 1977 Moll, Moser, Donath, Dallapozza – Wallberg
    FIERRABRAS
    Wien 1988 Holl, Mattila, Hampson, Gambill – Abbado
    LAZARUS
    Stuttgart 1996 Rubens, Nylund, Nold, Weir, Goerne – Rilling


    Mal sehen. was die einschlägigen Internet-Versender sonst noch zu bieten haben.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zitat

    Original von Ulli
    Salü Siegfried,
    vielleicht findest Du an dieser Stelle ein paar weiterführende Antworten.
    :hello:
    Ulli


    Danke, Ulli!
    Den Thread hab ich im Directory nicht gefunden, vermutlich nist er nicht aufgelistet.


    @ Administration: Wie wärs mit Bereinigen und Zusammenführen?


    DONE
    Grüsse
    Radagast

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Soeben habe ich die Aufzeichnung der Zürcher Aufführung von FIERRABRAS gesehen und stehe noch immer stark unter diesem überraschenden und vor allem überraschend starken Eindruck.


    Claus Guths Regieansatz, die Geschichte als eine Fantasie Schuberts zu erzählen und diesen in den Mittelpunkt zu stellen, mag nicht jedermanns Sache sein. Auch ich bin normalerweise der Auffassung, dass man wenigstens bei unbekannten Opern den Zugangzu ihnen nicht noch durch Regiemätzchen zusätzlich verbauen sollte. In diesem Fall aber finde ich die Lösung nahezu genial, denn die konfuse Geschichte mit ihren ritterlichen Ausrutschern und manischen Museln kann man wohl wirklich kaum ernstzunehmend auf die Bühne bringen.


    Die musikalische Bewältigung des Stückes, die wahrlich nicht einfach ist, steht m. E. der von Abbados Ensemble nicht nach, wobei ich in beiden Fällen nach nur einem einmaligen Eindruck urteile, bei dem es aber sicher nicht bleiben wird. Natürlich waren die Stars Jonas Kaufmann und Juliane Banse, aber auch Christoph Strehl, Michael Volle und (mit leichten Einschränkungen) Laszlo Polgar wurden ihren Aufgaben durchaus gerecht. Ich kann mir vorstellen, dass Schubert nicht nur glücklich gewesen wäre, die Oper nicht nur einmal ganz zu hören, was er ja nie tat, sondern in dieser Qualität. Das war sicher nicht zuletzt das Verdienst von Franz Welser-Möst, der eine regelrechte Ehrenrettung der Partitur schaffte, die der Leistung Abbados nicht nachstand.


    Was die Oper selbst betrifft: Schubert ist ja schon oft und auch zu Recht mangelnder Theaterinstinkt nachgesagt worden. Was für ein Wahnsinn, die anspruchsvolle Partie des Titelhelden so querbeet zu streuen und ihm am Schluss jegliche besondere Eigenleistung (als Charakter wie als Sänger) zu verweigern. Welch ein Eigentor, zwei höchstqualifizierte Soprane zu fordern und dann beide für je einen Akt ganz außen vor zu lassen. Jofef Kupelwieser, der das Libretto verbrochen hat und sich noch nicht einmal durch irgendwelches sprachliches Feingefühl auszeichnet, gehört noch nachträglich dafür bestraft.


    ABER DIE MUSIK!!! Da kann ich dem Threadstarter nur Recht geben. Mir ist schleierhaft, warum es sie nicht in mindestens mehreren hochrangigen Tonaufnahmen gibt und vor Abbados nicht weniger vorbildlicher Aufnahme praktisch gar nicht gab. Ohne die Leistungen von Beethoven und Weber irgend schmälern zu wollen: warum steht Beethoven so über aller Kritik und gelten EURANTHE und OBERON mindestens als fortwährende Geheimtipps, während kaum jemand von der Musik dieser Oper spricht? Auch hier nicht. Mag manches etwas biedermeierlich (aber beileibe nicht bieder) und undramatisch klingen, allein die NEUN !!! Ensembles sind eines meisterhafter als das andere (vielleicht von dem finalen Wechselgesang abgesehen, der mir zu sehr nach all zu ausführlichem Resümée klingt, aber trotzdem nicht schlecht). Aber auch in den meisten Arien und Duetten steckt mehr Oper als in mancher erfolgreicheren.


    Womit wieder mal bewiesen wäre, dass es bei solcher Musik keine schlechten Opern gibt, sondern nur Regisseure, die ihnen nicht gewachsen sind. Ein gutes Buch mit starker Musik auf die Bühne zu bringen, sollte jeder halbwegs begabte Regisseur schaffen. Ein Stück wie dieses ist eine höchst anspruchsvolle Meisterprüfung, aber wenn sie mal einer besteht, wie hier Claus Guth, dann kann einem auch heute noch das seltene Erlebnis wiederfahren, bei der Geburt eines Meisterwerkes zugegen zu sein, das oder wenigstens von dem noch kaum jemand gehört hat.


    Was meint Ihr?


    :hello: Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Was meint Ihr?


    Salü,


    ja, die Musik ist wahrlich klasse [verschwendet]. Die Ouvertüre [f-moll/F-Dur, was bereits ungewöhnlich genug ist] hat etwas meisterhaft-mysteriöses und ist mir eine unverzichtbare Ergänzung zu den Sinfonien. Auch der ein oder andere Chor ist von überwältigender Schönheit und erinnert mich teils an solche aus Mozarts "Clemenza". Insgesamt aber gehört die Oper für mich in die Kategorie "Fidelio": Tolle Ouvertüre, tolle Ensembles, geniale Chöre - aber irgendwie passt's dann doch nicht zusammen. Ich höre also eher, wie Sagitt dies einmal andernorts schrieb, selektiv. Den ganzen Fierrabras zu verdauen - gleich dreimal hintereinander - wäre mir heute nicht mehr möglich; obschon ich dies nach dem ersten Kennenlernen der Oper mindestens auch gemacht habe.


    Ich würde mir - by the way - mal eine HIP-Einspielung wünschen [und am Stück durchhören, versprochen :D ].


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Moin,


    ich habe am Samstag nur kurz reingeschaut und werden mir das Ganze in weiteren Häppchen zuführen.


    Ich war sofort wieder begeistert von der genialen Musik :jubel: und der hervorragenden Inszenierung 8o , und ich glaube, ich hatte es schon irgendwann geschrieben, einem der schlechtesten Librettos :kotz: der Musikgeschichte.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast


  • Eine beachtliche Schubert-Opern-Sammlung! Respekt!


    Wenn du dich aber in Unkosten stürzen willst, hätte ich in Sachen Alfonso und Estrella zwei Tipps: Der ORF hat eine Aufführung der Uraufführungsinszenierung der vollständigen Oper aufgezeichnet. Die Videokopie dürfte allerdings nicht ganz billig sein (leider haben es die Dumpfbacken verabsäumt, daraus eine DVD zu machen, so dass Cagliari das Rennen um die Erstveröffentlichung machte). Kurze Zeit später machten Alfonso und Co auch bei den Wiener Festwochen Station. Hier müsste es von Hampson, Harnoncourt & Co zumindest einen Radio-Mitschnitt geben.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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