Elena Obraszowa

  • Elena Obraszowa zum 75. Geburtstag



    Jelena Wassiljewna Obraszowa (* 7. Juli 1937 in Leningrad) ist eine russische Mezzosopranistin, bekannt für eine herausragende Bühnenpräsenz und besondere stimmliche Fähigkeiten.


    Nach dem Studium in ihrer Heimatstadt debütierte sie 1963 als Marina am Moskauer Bolschoj-Theater, wo sie bald eine der begehrtesten Vertreterinnen des russ. und ital. Repertoires wurde. 1973 kam sie mit dem Bolschoj an die Mailänder Scala, 1975 an die New Yorker Metropolitan Opera und sang noch im gleichen Jahr die Azucena in San Francisco.
    Zur Eröffnung der Jubiläumsspielzeit der Scala sang sie 1977 die Eboli und Ulrica, später war sie dort auch Santuzza und Charlotte. Großen Erfolg hatte sie an vielen Bühnen als Amneris (1979 München, 1980 Hamburg).
    1978 sang sie die Carmen in Wien unter Kleiber in der Inszenierung Zeffirellis, 1984 die Gräfin in Pique Dame in München unter der Leitung ihres Mannes Algis Shuraitis.



    (Manchmal wird ihr Geburtsjahr mit 1939 angegeben)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Elena Obraztsova gehört zu meinen meist gehörten Altistinnen. Ihre "Dalila" ist neben Christa Ludwig die beste Interpretation, die ich kenne. Ich werde gleich mal den "Maskenball" in den Player schieben. Ihre Ulrika ist phantastisch und dämonisch zugleich. Mir fehlt noch ein Portrait von ihr mit Arien, was ich mir unbedingt zulegen muß.

    W.S.

  • Vor über 33 Jahren hatte ich das Glück, die Dame live zu erleben - bei den Vorbereitungen zu einer Radio/Schallplatten-Gemeinschaftsproduktion einer Opern-Gesamtaufnahme.


    Es war im Februar 1979: Im Forum in Leverkusen hatte sich ein Aufnahme-Team der Deutschen Grammophon aufgebaut, zusammen mit einem großen Übertragungswagen des WDR. In der Forumhalle wurde Massenets Oper "Werther" geprobt, mit einem Riesen-Aufgebot an Musikern, Sängern und Technikern.
    Den Werther sang Placido Domingo, neben ihm als zweites "Schwergewicht" Elena Obraszowa als Charlotte. Arleen Auger sang die Sophie. An heimischem Personal waren da noch Gertrud Ottental, Franz Grundheber und Kurt Moll.
    Das große Sinfonierorchester des Westdeutschen Rundfunks aus Köln war angetreten, außerdem der Kölner Kinderchor unter Hans Günter Lenders, und das Ganze leitete der noch junge Riccardo Chailly. Der hatte sämtliche im Operbetrieb vorgenommenen Striche in der Partitur geöffnet und ließ die Oper in ungekürzter Originalfassung spielen.
    Der DGG-Produzent war nicht begeistert und sprach davon, daß das nicht auf 4 Plattenseiten passen würde und eine 3-LP-Box zu teuer wäre....
    Zur eigentlichen Aufnahme war kein Publikum zugelassen, die fand hinter verschlossenen Türen statt.
    Was dabei herausgekommen ist, das kann sich bis heute - inzwischen auf CD - hören lassen:



    Massenet: Werther
    Aufnahme: 1979, Forumhalle Leverkusen
    Dirigent: Riccardo Chailly
    Radio-Sinfonieorchester des WDR Köln
    Kölner Kinderchor
    Chorleitung: Hans-Günther Lenders


    Albert: Franz Grundheber
    Brühlmann: Wolfgang Vater
    Charlotte: Elena Obraszova
    Johann: Laszlo Anderko
    Käthchen: Gertrud Ottenthal
    Le Bailli: Kurt Moll
    Schmidt: Alejandro Vásquez
    Sophie: Arleen Auger
    Werther: Plácido Domingo


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zufällig habe ich mir gerade die hier schon vorgestellte DVD der Oper Carmen zugelegt, mit Placido Domingo und Carlos Kleiber als Dirigent. Interessant ist, dass in den hier vorgestellten Aufnahmen des Maskenballs und des Werther Placido Domingo auch an ihrer Seite ist.


    Ich werde nun als nächste meiner Neuerwerbungen diese Carmen hören und sehen. Ich habe ja schon Wunderdinge von dieser Carmen gelesen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Diese Carmen möchte ich heute an ihrem Geburtstag nennen:



    Heute wäre sie 76 Jahre alt geworden.



    Liebe Grüße
    Willi :)


    P.S.: Die Altersdifferenz lässt sich daher erklären, dass ich entdeckt habe, dass sie erst 1939 geboren wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Jelena_Wassiljewna_Obraszowa

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Am 7. Juli dieses Jahres wäre Jelena Obraszowa (Elena Obraztsova) 80 Jahre alt geworden.


    In ihrem Wikipedia-Artikel findet sich neben aller Anerkennung ihrer unzweifelhaft vorhandenen künstlerischen Leistungsfähigkeit auch ein kurzer kritischer Satz zu ihrem Verhalten in der Sowjetunion bzw. dem Verhältnis zum Staat, in welchem sie lebte.


    Ich zitiere:


    Zitat

    Obraszowa galt zeitlebens als "systemtreue Künstlerin". So denunzierte sie 1974 zusammen mit anderen sowjetischen Künstlern ihre Lehrerin Galina Wischnewskaja und ihren Ehemann, den Cellisten Mstislaw Rostropowitsch, die den verfemten Schriftsteller Alexander Solschenizyn in ihrem Haus aufgenommen hatten in einem offenen Brief bei der sowjetischen Führung

    Zum einen lese ich da das erschütternde Wort "denunzierte". Zu anderen lese ich, dass diese "Denunziation" darin bestanden habe, dass sie gemeinsam mit anderen sowjetischen Künstlern einen offenen Brief verfasst (?, wohl eher unterschrieben) habe, in welchem die Aufnahme des dissidentische Schriftstellers Solschenizyn im Hause des Ehepaares Wischewskaja-Rostropowitsch angeprangert wurde.

    Dass Frau Obraszowa offenbar immer eine "staatsnahe" Künstlerin war, ist sicherlich unbestritten. Es gibt wahnsinnig viele staatsnahe Künstler, denn nicht selten "ernährt" der Staat diese, was bei den Musikern noch weit stärker der Fal ist als etwa bei Dichtern und Malern, sodass Musiker nicht selten besonders "staatsnah" sind. In Russland scheint diese "Staatsnähe" vielleicht noch ausgeprägter zu sein als anderswo. Auch Anna Netrebko gilt als "staatsnahe" Künstlerin, obwohl sie dies nicht sein müsste, da sie gleichzeitig einen österreichischen Pass hat und die meisten ihrer Auftritte in der "freien Welt", also im Westen, absolviert. Trotzdem gilt sie - ebenso wie der Dirigent Gergiev - als "putinnah". Dies allein ist erst einmal nicht strafbar.

    Frau Obraszowa hatte diese "Staatsnähe" offenbar sowohl zu Zeiten der Sowjetunion als auch zuletzt im Putin-Russland.


    Nun muss ich allerdings ganz klar sagen, dass "denunzieren" in meinem Wortschatz eine andere Bedeutung hat als die, die im besagten Absatz beschrieben wird. "Denunzieren" ist in meinem Sprachgebrauch ein moralisches Verbrechen, ein bewusster Akt, der im Geheimen geschieht, um anderen Menschen zu schaden. Und die Opfer dieser Denunziation erleiden durch diese auch zumeist einen - oftmals irreparablen - Schaden.

    Wenn in der DDR ein Bürger seinem Nachbarn, den er für einen Freund hielt, erzählte, dass er vor habe in den Westen abzuhauen und dieser "Freund" und "Nachbar" anschließend zur Stasi rannte, um diese Fluchtabsicht zu verraten, also zu denunzieren (gar noch den genauen Zeitpunkt und Fluchtplan verratend), so ist diese Denunziation in der Tat ein unmoralisches Verbrechen. Die Opfer dieser Denunziation wurden abgeholt, verhört und erhielten nicht selten lange Haftstrafen. Der Denunziant war zu dieser Denunziation nicht verpflichtet, die Denunziation fand im Geheimen statt und der Schaden, der den Opfern entstand, war nicht selten irreparabel.

    So etwas ist meines Erachtens eine üble Denunziation.


    Haben wir es im hier vorliegenden Fall auch mit einer solch üblen Denunziation zu tun? Wenn ich nur das lese, was ich bei Wikipedia dazu lesen kann, komme ich zu dem Ergebnis: NEIN!

    Warum? Hier wurde - höchstwahrscheinlich auf staatlichen Druck hin (unter Androhung von Auftrittsverboten) - ein (sicherlich staatlicherseits vorformulierter) offener(!) Brief von zahlreichen sowjetischen Künstlern unterschrieben und dann in der Zeitung veröffentlicht, um zu demonstrieren, dass die Mehrheit der sowjetischen Künstler die Linie dieses Staates unterstütze - und um die "Abweichler" als Abweichler zu geißeln.

    Die Merkmale einer Denunziation (geschieht im Verborgenen und den Denunzierten entsteht dadurch ein großer Schaden) kann ich hier beim besten Willen nicht als erfüllt ansehen. Das Ehepaar Wischnewskaja - Rostropowitsch hatte sich durch die - zweifellos ehrenwerte - Aufnahme des dissidentischen Schriftstellers Solschenitzyn bewusst für ein Entgegenstellen zur staatlichen Linie entschieden. Sie wussten, was das für sie bedeutete: Auftrittsverbot und irgendwann vermutlich Ausreise.

    Ist dem Ehepaar durch diesen offenen Brief ein Schaden entstanden, der ohne diesen offenen Brief (den angeblichen Akt der "Denunziation") nicht entstanden wäre? Ich behaupte: Nein.

    Wäre Frau Obraszowa ein Schaden entstanden, wenn sie sich geweigert hätte, diesen offenen Brief zu unterschreiben? Ich behaupte: Ja.


    So weit meine Interpretation dieses bei Wikipedia gelesenen Satzes - ohne wirklich mehr darüber zu wissen.


    Ich möchte jetzt diejenigen unter euch, die mehr darüber wissen als ich (weil sie zum Beispiel die Autobiografie von Frau Wischnewskaja gelesen haben), bitten, hier ihre Einschätzung dieses Sachverhalts mitzuteilen, denn ich sehe ein, dass mein Urteil aufgrund fehlenden konkreten Wissens auf so wackligen Füßen steht, dass ich gerne bereit bin, dazuzulernen und mich eines Besseren belehren zu lassen. Vielen Dank! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mir fällt auf, dass Frau Obraszowa zwar vor 1974 (dem Jahr der "Denunziation") schom Westen auftrat, aber haupsächlich im russischen Fach. Nach 1974 mehrten sich die Auftritte und ich kann mich erinnern, dass ich ihren Namen erstmals 1976 vernahm, da sang sie an der Scala die Charlotte im Werther. Die Karriere nahm danach Fahrt auf und sie war immer häufiger im Westen zu sehen und zu hören. Ab 1976 sogar mehr im Westen als im Ostblock. Ob sie ihren Karriereschub allerdings ihrer Unterschrift unter dem Brief verdankt, bleibt vorläufig Spekulation, aber die zeitliche Nähe ist auffallend

  • Ob sie ihren Karriereschub allerdings ihrer Unterschrift unter dem Brief verdankt, bleibt vorläufig Spekulation, aber die zeitliche Nähe ist auffallend

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser "Karriereschub" im Falle einer von ihr verweigerten öffentlichen Unterschrift unterbunden worden wäre.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Auf jeden Fall ein sehr eindrückliches und lehrreiches Dokument, diese timeline.

    Wenn ich diese richtig überflogen habe, fand ihr erstes großes Einzelgastspiel im Westen 1973 als Carmen (neben Domingo) in Marseilles statt, also vor der "Denunziation".


    Mir fällt auf, dass Frau Obraszowa zwar vor 1974 (dem Jahr der "Denunziation") schom Westen auftrat, aber haupsächlich im russischen Fach.

    Das scheinen mir Ensemble-Gastspiele mit dem Bolschoi-Theater gewesen zu sein, z.B. 1969 an der Staatsoper Berlin (die ihrerseits im Herbst 1969 in Moskau gastierte), aber auch noch das Mailand-Gastspiel im November 1973. Die Dalila im Januar 1974 in Barcelona dürfte hingegen wieder ein einzel-Gastspiel gewesen sein.


    Was an dieser timeline bezüglich meiner Frage also so "lehrreich" sein soll, hat sich mir leider noch nicht offenbart.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber "Rheingold1876",


    du hattest ja in Willis Erinnerungsrubrik auf dieses Thema hingewiesen und auch die Autobiografie von Galina Wischnewskaja verlinkt, die du also offensichtlich gelesen hat. Mich würde wirklich interessieren, was du auf dieser Grundlage zu diesem Thema zu sagen hast. Vielleicht hattest du inhaltlich auch schon etwas in Willis Rubrik dazu geschrieben, dann aber wieder gelöscht, wohl, weil es nicht in die dortige Rubrik gehörte. Hier ist eher der geeignete Platz dafür. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber 'Stimmenliebhaber',


    angeregt durch Deinen Beitrag Nr. 6 habe ich mir noch einmal die wirklich lesenswerten Memoiren von Galina Vishnevskaia (Buchtitel: „Galina“) vorgenommen und dort speziell das Kapitel über Elena Obraztsova durchgelesen. So wie die Sopranistin – und sie stellt sich selbst in diesem Buch bemerkenswerterweise nicht nur sympathisch dar – es schildert, hat sich die Sache mit der Denunziation wie folgt zugetragen:


    Auslöser war eine von der damaligen Kultusministerin der UdSSR, Ekaterina Furtseva, sehr kurzfristig angeordnete Schallplattenaufnahme der „Tosca“ - allerdings in doppelter Ausführung – womit die auch im Westen gefürchtete Dame einen bestimmten Plan verfolgte. Mstislav Rostropovich - der durch sein Eintreten 1970 für Aleksandr Solzhenitsyn von den 'Kulturbonzen' mittels befohlener Tourneen in die Provinz, einem „Fledermaus“-Dirigat am Moskauer Operettentheater sowie verweigerter Auftritte am Bolshoi-Theater Moskau aus dem sowjetischen Musikleben verbannt werden sollte - wurde als Dirigent der ersten „Tosca“-Produktion bestimmt, mit seiner Frau als 'Tosca', Zurab Sotkilava als 'Cavaradossi' und Oleg Klenov als 'Scarpia'. Die zweite, gleichzeitig stattfindende, Aufnahme sah als Solisten Tamara Milashkina, von der es bereits eine „Tosca“-Einspielung von 1964 gab (mit Zurab Andshaparidse und Oleg Klenov unter Evgenii Svetlanov), Vladimir Atlantov - mit der Milashkina verheiratet - und Iurii Mazurok sowie dem Dirigenten Mark Ermler vor.


    Am 27. 3. 1973 begannen vormittags die Aufnahmen unter Rostropovich (fast der komplette 1. Akt der „Tosca“), abends sollte Mark Ermler mit seiner Einspielung folgen. Durch eine Indiskretion (vielleicht durch die Furtseva selbst?) erfuhren die Sänger der zweiten Produktion von der Aufnahme am Vormittag. Ihnen war klar, dass das Kultusministerium nur eine „Tosca“-Schallplatten-Produktion gestatten würde und sie wurden am anderen Vormittag beim Vorsitzenden der 'Ideologie-Kommission des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei', Piotr Demitshev, vorstellig. Den Dreien hatten sich auch Evgenii Nesterenko und Elena Obraztsova angeschlossen; sie argumentierten, dass Rostropovich sich durch sein Einsetzen für Solzhenitsyn gegen die Partei gestellt habe und forderten, dass er im Namen des Kollektivs und der Kommunisten des 'Bolshoi' das Orchester dieses Theaters nicht dirigieren darf. Daraufhin wurde die „Tosca“-Einspielung unter Rostropovich abgebrochen, die Aufnahmesitzungen unter Ermler wurden aber kurz danach fortgesetzt; die Gesamtaufnahme ist 1974 bei 'Melodiia' erschienen und ein Querschnitt daraus 1977 bei der amerikanischen 'Columbia'. (1981 folgte dann noch eine dritte „Tosca“ vom Bolshoi-Theater bei 'Melodiia' mit Maria Bieshu, Mikhail Munteanu und Iurii Mazurok unter Aleksandr Lazarev.) Von einem Brief, den die Obraztsova 1974 an das Zentralkomitee der KP - lt. 'Munzinger-Archiv' bzw. 'Wikipedia' - geschrieben haben soll, steht in den Vishnevskaia-Memoiren nichts.


    Besonders getroffen hat es die Sopranistin, dass sich Elena Obraztsova an dieser Sache beteiligt hat, da sie mit der „Tosca“-Aufnahme nichts zu tun hatte. (Schallplatten-Aufnahmen waren damals nicht nur in der UdSSR eine Prestige-Sache und Galina Vishnevskaia äußert sogar Verständnis für Tamara Milashkina, die am Bolshoi-Theater immer in ihrem Schatten stand.) 1961 hatte die Vishnevskaia, die Mitglied der Jury war, die junge Obraztsova beim Jugend-Gesangswettbewerb in Helsinki getroffen und konnte sie so weit coachen, dass sie ein Jahr später den Glinka-Wettbewerb in Moskau gewann. Die Vishnevskaia setzte sich bei der Ministerin Furtseva auch dafür ein, dass Elena Obraztsova – obwohl noch Studentin des Leningrader Rimskii-Korsakov-Konservatoriums – am 17. 12. 1963 als 'Marina' im „Boris Godunov“ am Moskauer Bolshoi-Theater ihr Bühnendebüt geben konnte, ohne die vorgeschriebene Eleven-Mitgliedschaft zu haben.


    1973 haben beide Sängerinnen noch an Gastspielen des Bolshoi-Theaters in Prag und Mailand teilgenommen, wobei es Galina Vishnevskaia vermied, mit Elena Obraztsova gemeinsam auf der Bühne zu stehen. 1974 durfte das Ehepaar Vishnevskaia/Rostropovich mit den beiden Töchtern nach etlichen Demütigungen und Querelen die UdSSR „für eine Reise zu künstlerischen Zwecken“ verlassen, ihre Namen wurden in der Sowjetunion nicht mehr genannt. (Im Januar 1976 wurde dann in Paris für die DGG die „Tosca“-Aufnahme nachgeholt: mit Franco Bonisolli und Matteo Manuguerra statt der ursprünglich vorgesehenen Carlo Cossutta und Giangiacomo Guelfi).


    Elena Obraztsova nahm 1970 am renommierten 'Francesco Vignas Gesangswettbewerb' in Barcelona teil und gewann den 1. Preis sowie die Verpflichtung an das Teatro Liceu in Barcelona, wo sie dann die 'Carmen' und die 'Dalila' sang. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit ihrer 'Charlotte' im „Werther“ 1976 an der Mailänder Scala (mit Alfredo Kraus unter Georges Prêtre). Ihren ersten Auftritt in der BRD hatte sie bereits 1972 bei den Maifestspielen in Wiesbaden: als 'Amneris' in der „Aida“ (neben Ella Lee, Carlo Bergonzi und Rolf Kühne mit dem Dirigenten Heinz Wallberg).


    Ich habe auch das Buch „Elena Obraztsova – Zapiski i puti. Dialogi (Aufzeichnungen und Wege. Dialoge)“ von Rena Sheiko aus dem Jahre 1987 (360 Seiten mit zahlreichen Fotos), leider aber in kyrillscher Sprache und von mir nur mit Wörterbuch lesbar. Soweit ich das aber gelesen habe, kommt der Name 'Galina Vishnevskaia' nicht ein einziges Mal vor...


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber "Carlo",


    ich danke dir sehr herzlich, dass du die Aussagen aus dem besagten Buch hier- in der von dir schon bekannten so angenehmen Gründlichkeit und Ausführlichekteit referiert hat. Du bist ganz zweifellos ein riesengroßer Gewinn für dieses Forum! :jubel::hail::hello:


    Was mich darüber hinaus jetzt freilich noch interessieren würde, ist deine persönliche Bewertung dieser Angelegenheit. Bist du der Meinung, dass Obraszowas Verhalten in dieser Angelegenheit (geschildert aus der Perspektive der Wischnewskaja) ein ausreichender Grund dafür ist, die Erinnerung an sie in der Künstler-Erinnerungsrubrik dieses Klassik-Forums auszutilgen (auch in Relation zu anderen von mir bereits gebrachten Beispielen)?


    Vielen Dank für deine Antwort! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber, ich habe mal ein wenig gegoogelt und dabei dieses Buch gefunden, das aber leider z. Zt. nicht lieferbar ist:

    Ideologisch entartete Elemente: Streng geheime Akten und andere Dokumente über Täter und Opfer bei der Ausbürgergung von Galina Wischenewskaja und Mstislaw Rostropowitsch aus der UdSSR (1974-1978)

    Autoren:

    Galina Rasina · Sigrid Neef · Ernst Kuhn

    ISBN 978-3-928864-25-1


    Ich werde mir dieses Buch besorgen, wenn es wieder lieferbar sein sollte. Offenbar scheint da aber doch ein planvolles Vorgehen im Gange gewesen zu sein, um Galina Wischnewskaja und Mstislaw Rostropowitsch aus dem Spiel zu nehmen. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, ws Carlo geschrieben hat, ist das eine Ungeheuerlichkeit. Ich will das daher ganz genau wissen.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine "Denunziation" (von lat. denuntio "Anzeige erstatten") kann anonym sein, muss es aber nicht. Der Grundsinn ist der, etwas bis dahin allgemein Unbekanntes zur Anzeige zu bringen aus niedrigen Beweggründen, um durch eine solche öffentliche Anzeige dem Denunzierten zu schaden. Wenn sich eine Gruppe von Künstlern zusammentut, um ein nicht linientreues Künstlerpaar anzuzeigen, dann ist das eine Denunziation also streng genommen nur dann, wenn der Tatbestand vorher nicht öffentlich (oder den staatlichen Stellen) bekannt war. War er aber bekannt, dann ist eine solche "Denunziation" zumindest Mobbing, womit man erreichen will, dass ein noch irgendwie geduldetes nicht systemkonformes Verhalten gar nicht mehr geduldet wird. Es führt zu einer Verschlimmerung der Situation. Hier kam wohl eine Plattenaufnahme deshalb nicht zustande.


    Menschen wegen ihres politischen und/oder moralischen (Fehl-)Verhaltens aus der Erinnerung löschen zu wollen, ist das Verfahren von totalitären Diktaturen. Für ein demokratisches Forum gehört sich das nicht - sondern im Gegenteil gehört das mit zur Thematiiserung der Person, deren künstlerische Leistung im Vordergrund steht. Wenn man mit dem Löschen konsequent sein wollte, müsste man auch Richard Strauss wegen seiner Freundschaft mit Goebbels oder Willem Mengelberg aus der Erinnerung löschen. Das verbietet sich aber von selbst.


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, ws Carlo geschrieben hat, ist das eine Ungeheuerlichkeit.

    Lieber Willi, diese Aussage von dir verblüfft mich wirklich.


    Was hat "Carlo" denn geschrieben? Ganz offensichtlich war das Verhältnis zwischen dem Künstlerehepaar Wischnewskaja-Rostropowitsch und dem sowjetischen Staat bereits zerrüttet (nicht zuletzt durch die Aufnahme von Solschenizyn in ihrem Haus), bevor es überhaupt zu dieser "Doppelaufnahme" der "Tosca" kam - ein ohnehin kurioser Vorgang. In der NS-Zeit hätten missliebige Künstler mit Sicherheit eine solche Aufnahme nicht mal beginnen dürfen.


    Aber weiter im Text, den man lesen kann: Nun fühlten sich die Interpreten der Ermler-Aufnahme betrogen, weil sie Angst hatten, dass nur eine "Tosca"-Aufnahme auf den Markt komme und möglicherweise nicht ihre. Also rannten sie zu den staatlichen Stellen, um sich darüber zu beschweren. Sie erreichten, dass die andere Aufnahme gestoppt wurde. Frau Obraszowa soll sich dieser Intervention angeschlossen haben, obwohl sie an der Aufnahme gar nicht beteiligt war. Dies ist in der Tat merkwürdig und fragwürdig. Was war ihre Motivation dafür?


    Nun haben wir es ja bei der Autobiografie immer mit einer höchst subjektiven Quelle zu tun, deren Wahrheitsgehalt eigentlich erst einmal durch weitere Quellen abgeglichen und belegt werden müsste.

    Was sagt Frau Obraszowa dazu? Vermutlich nichts. Dass sie sich in einem 1987 erschienen Buch dazu nicht geäußert hat, ist ja vollkommen klar, wenn damals die Namen der beiden betreffenden Künstler in der Sowjetunion ungenannt blieben und bleiben mussten. Natürlich wird sie sich auch später, nach den Anschludigungen in der Wischnewskaja-Autobiografie, dazu nicht geäußert haben, das ist verständlich. Sie hat geschwiegen und Schweigen darf in einem Rechtsstaat nicht gegen einen ausgelegt werden.

    Aber nun nehmen wir einmal an, es hat sich tatsächlich genau so angespielt, wie Wischnewskaja es in ihrem Buch schriebt, also so wie "Carlo" es beschrieben hat. Welche Konsequenzen hätte das?


    Frage: Hat Frau Obraszowa durch ihr Verhalten das Verhältnis zwischen Wischnewskaja und dem sowjetischen Staat zerrüttet?

    Meine Antwort: Nein, das war es schon vorher.


    Frage: Hätte sich diese Geschichte anders abgespielt, wenn sich Frai Obraszowa nicht beteiligt hätte?

    Meine Antwort: Nein, alles hätte sich auch ohne ihr Zutun ganz genauso zugetragen.


    Frage: Ist Wischnewskaja durch diese Sache ein Schaden entstanden?

    Meine Antwort: Nicht wirklich. Kurz darauf reiste sie mit ihrem Gatten in den Westen aus und machte dort eine "Tosca"-Aufnahme. Ich würde nicht mal ausschließen, dass das Ehepaar mit der Aufnahme des verfemten Dichters in ihrem Haus diese Ausreise provozieren wollte.


    Frage: Wollte Frau Obraszowa durch ihr Zutun in dieser Sache Frau Wischnewskaja bewusst schaden?

    Meine Antwort: Das weiß ich nicht, sie schweigt dazu.


    Frage: Was könnte sonst ihre Motivation gewesen sein?

    Meine Antwort: Sie wollte sich bei den sowjetischen Machthabern beliebt machen, um so ihre Westkarriere anzukurbeln.


    Das ist sicherlich kein besonders feines Verhalten, aber strafbar ist es nicht. Man kann es gegenüber der Lehrerin als groben Undank auslegen. Dann hätten wir es mit einem Fall Meyerbeer - Wagner zu tun. Meyerbeer schrieb ihm Empfehlungsbriefe und unterstützte ihn sogar finanziell, Wagner schmähte ihn und seine Kunst bald, wo er nur konnnte, und schrieb "Das Judentum in der Musik". Er schadete Meyerbeer damit wirklich. Dass das nicht sehr feine Verhalten von Frau Obraszowa einen wirklichen Schaden für Frau Wischnewskaja verursacht hat, kann ich jedoch nicht erkennen.


    Frage: Wollte Frau Wischnewskaja durch die Erwöhnung dieser Vorgäge und des Namens von Frau Obraszowa dieser bewusst schaden?

    Meine Antwort: Ja. (Und zwar unabhängig von der Frage, ob und wie berechtigt diese Reaktion von ihr war.)


    Das Ganze war sicher auch eine Rivalitätsgeschichte zwischen zwei Sängerinnen, von denen die eine ihren Zenit langsam verließ und die andere diesen erst erklomm. Was hat es da schon für "Zickenkriege" gegeben..

    Dass sich Frau Obraszowa gegenüber ihrer ehemaligen Förderin unschön verhalten hat, steht für mich außer Frage, ich würde von "grobem Undank" aus oportunistischen Motiven sprechen - obwohl man immer mit im Hinterkopf haben muss, dass man sich in einer Diktatur nicht immer so verhalten kann, wie man möchte. Ob Frau Obraszowa sich lieber anders verhalten hätte, ob sie vielleicht unter Druck gesetzt wurde, weiß ich nicht.


    Und nun setze ich dieses persönliches Fehlverhalten von Frau Obraszowa in Relation zu dem anderer Künstlerinnen und Künstlern, an die wie selbstverständlich erinnert wird: die ganze Schar der NSDAP-Mitglieder, die sich mit ihrem Parteieintritt öffentlich zu den Zielen dieser Partei bekannt haben (die Ziele sind bekannt und waren auch damals bekannt!), die antisemitischen Schriftsteller Richard Wagner und Hans Pfitzner (ja, sie waren hervorragende Komponisten, aber eben auch in übelster Weise schriftstellerisch tätig), die wirklichen Denunzianten (Beirer? - der Fall Obraszowa ist für mich von den Merkmalen her keine wirkliche "Denunziation", nach dem, was wir hier bis jetzt in Erfahrung bringen konnten), den Komponisten Carlo Gesualdo der (höchstwahrscheinlich eigenhändig) seine Frau und sein (mutmaßlich) eigenes Kind tötete. An all diejenigen wird in Willis Rubrik wie selbstverständlich erinnert. An frau Obraszowa soll hingegen nicht mehr erinnert werden.


    Da muss ich dann wirklich sagen, dass mir die Schuld von Frau Obraszowa im Vergleich zu den Genannten immer noch geradezu lächerlich vorkommt - nein, eigentlich ist es nicht lächerlich, sondern eine schreiende Ungerechtigkeit, da hier moralisch mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen wird. Ich behaupte, dass du, wenn du die gleichen strengen moralischen Maßstäbe an alle deine Erinnerten anlegen würdest, mindestens ein Viertel von ihnen nicht mehr erinnern dürftest.

    Künstler sind auch nur Menschen und Menschen fehlen, sonst wären sie ja Engel. Insofern kann ich dich nur nochmal dazu auffordern, dieses Messen mit zweierlei Maß zu beenden und die Erinnerung an bedeutende Künstler nicht von ihren mutmaßlichen oder tatsächlichen persönlichen Verfehlungen abhängig zu machen. Das macht alles nur noch ungerechter! An sie alle soll als große Künstler erinnert werden, ohne deshalb ihre Schattenseiten in dieser Erinnerung auszuklammern :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber "Rheingold1876",


    du hattest ja in Willis Erinnerungsrubrik auf dieses Thema hingewiesen und auch die Autobiografie von Galina Wischnewskaja verlinkt, die du also offensichtlich gelesen hat. Mich würde wirklich interessieren, was du auf dieser Grundlage zu diesem Thema zu sagen hast. Vielleicht hattest du inhaltlich auch schon etwas in Willis Rubrik dazu geschrieben, dann aber wieder gelöscht, wohl, weil es nicht in die dortige Rubrik gehörte. Hier ist eher der geeignete Platz dafür. :hello:

    Lieber Stimmenliebhaber, nun hat ja Carlo bereits den Inhalt der der Obraszowa-Passagen aus dem Erinnerungen der Wischnewskaja wiedergegeben. Selbst wolle ich mich nicht nochmals äußern zum Thema, zumal ich meinen Beitrag in Willis Erinnerungsthread wieder gelöscht hatte, um unnötigen Streit zu vermeiden. Ich bin nicht gegen das Gedenken an Frau Obraszowa. Mir war nur daran gelegen, dass ihre Rolle bei der unsäglichen Behandlung von Kollegen in der einstigen UdSSR um der Wahrheit willen nicht unterschlagen wird. Im übrigen gehört sie nicht zu meinen Lieblingssängerinnen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin nicht gegen das Gedenken an Frau Obraszowa.

    Lieber "Rheingold1876",


    das hatte ich auch nicht vermutet, nur leider führte dein Hinweis auf die unschönen Seiten in ihrer Biografie dann dazu, das der komplette Erinnerungsbeitrag zu ihrem 80. Geburtstag gelöscht wurde - und das halte ich nach wie vor für das Falscheste überhaupt und sehe mich mit dieser Meinung auch nicht allein auf weiter Flur. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber "Rheingold1876",


    das hatte ich auch nicht vermutet, nur leider führte dein Hinweis auf die unschönen Seiten in ihrer Biografie dann dazu, das der komplette Erinnerungsbeitrag zu ihrem 80. Geburtstag gelöscht wurde - und das halte ich nach wie vor für das Falscheste überhaupt und sehe mich mit dieser Meinung auch nicht allein auf weiter Flur. :hello:

    Das, lieber Stimmenliebhaber, ist aber nicht Rheingolds Verschulden. Hast Du ja auch nicht gesagt.

    Aber ich finde sehr fragwürdig und nehme den Fall zum Anlass, das zu kritisieren, dass hier immer wieder ohne Begründung Beiträge gelöscht werden. iIn vielen Fällen, fallen mir dafür auch keine vernünftigen Gründe ein.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Das, lieber Stimmenliebhaber, ist aber nicht Rheingolds Verschulden. Hast Du ja auch nicht gesagt.

    Das habe ich nicht gesagt und auch nicht angenomen. Mir war immer klar, dass es ihm nicht im die Auslöschung der Erinnerung an diese Künstlerin geht, sondern im Gegenteil an eine gerechte Erinnerung unter Berücksichtigung aller dazugehörenden Facetten. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Hallo,


    zum 'Fall' Obraztsova vs. Vishnevskaia möchte ich aus der Autobiographie Galina Vishnevskaias (erschienen 1984) zitieren, wo sie auch das Beispiel von Evgeni Nesterenko anführt, der sich über den Chef-Regisseur des 'Bolshoi', Boris Pokrovskii, der jahrelang mit Nesterenko gearbeitet hat, beim Zentralkomitee der KP beschwerte, weil dieser die Prokof'ev-Oper „Der Spieler“ inszenierte, die 'nicht nur völlig bedeutungslos, sondern auch schädlich für die Gesellschaft sei'.


    Zitat aus dem Buch „Galina“: „Was gab den Ausschlag, dass Elena Obraztsova sich gegen mich wandte? Nun, alle beide hatten von Kindheit an erfahren, dass Denunzianten mit Orden, mit Titeln und Wohnungen belohnt wurden und überhaupt ein schönes Leben führten. Jetzt hielten sie die Zeit für gekommen, ihrerseits politische Pluspunkte zu sammeln und sich damit das Vertrauen der Partei und Wohlstand auf Lebenszeit zu sichern. Viel gehörte ja auch nicht dazu, denn die Traditionen des Verrats waren noch höchst lebendig. (Gemeint ist die Stalin-Ära).“


    Nach einer konzertanten Aufführung von Chaikovskiis „Evgenii Onegin“ mit dem Boston Symphony Orchestra (unter Seiji Ozawas Leitung mit Benjamin Luxon, Nicolai Gedda und Paul Plishka) in der New Yorker Carnegie Hall im Oktober 1976 versuchte Elena Obraztsova – die gerade an der 'Met' mit sensationellem Erfolg als 'Amneris' in der „Aida“ debütiert hatte - mit Galina Vishnevskaia zu reden, wurde aber von ihr beschimpft und aus der Garderobe geworfen; das hat die Vishnevskaia selbst in ihrem Buch geschrieben, was wohl auch für ihre Ehrlichkeit in ihren Memoiren spricht.


    Ich vertrete auch die Meinung, dass man das Verhalten der Sänger-Kollegen nicht als Denunziation bezeichnen kann, wenn man berücksichtigt, dass das Ehepaar Vishnevskaia/Rostropovich nicht nur durch das Eintreten für Aleksandr Solzhenitsyn, sondern schon vorher durch die lange Freundschaft mit Dmitri Shostakovich 'in Verruf' gekommen war. (Verdächtig war auch, so paradox es klingt, dass sie durch große Erfolge im westlichen Ausland dem 'Vaterland' nicht nur Ehre, sondern auch Devisen einbrachten.) Kollegial ist das Benehmen der 'Bolshoi'-Sänger aber keinesfalls.


    Trotzdem sollte man bedenken, dass es für Künstler des Ostblocks fast lebenswichtig war, sich gut mit den Machthabern zu stellen, da ihnen ohne Angaben von Gründen Engagements (nicht nur im Ausland) verwehrt werden konnten. Daher gilt: 'Obraztsovas' und 'Nesterenkos' gab und gibt es überall – und nicht nur in Diktaturen!


    LG


    Carlo


    P. S.


    Ich habe kürzlich das Buch von Theo Adam „Ein Sängerleben in Begegnungen und Verwandlungen“ (erschienen 1996) gelesen, in dem er gerade rückt, was in seinem Buch „Seht, hier ist Tinte, Feder, Papier...“ von 1980 noch wie eine einzige heile Opernwelt scheint. Wenn man auch weiß, wie sich die 'Kulturbonzen' der DDR gegenüber Hanne-Lore Kuhse benommen haben, fehlen einem fast die Worte. Und das sind nicht die einzigen Beispiele!

  • Lieber "Carlo",


    sei herzlichst bedankt für deinen neuen so fundierten Beitrag!


    zum'Fall' Obraztsova vs. Vishnevskaia möchte ich aus der AutobiographieGalina Vishnevskaias (erschienen 1984) zitieren, wo sie auch dasBeispiel von Evgeni Nesterenko anführt, der sich über denChef-Regisseur des 'Bolshoi', Boris Pokrovskii, der jahrelang mitNesterenko gearbeitet hat, beim Zentralkomitee der KP beschwerte,weil dieser die Prokof'ev-Oper „Der Spieler“ inszenierte, die'nicht nur völlig bedeutungslos, sondern auch schädlich für dieGesellschaft sei'.


    Zitataus dem Buch „Galina“: „Was gab den Ausschlag, dass ElenaObraztsova sich gegen mich wandte? Nun, alle beide hatten vonKindheit an erfahren, dass Denunzianten mit Orden, mit Titeln undWohnungen belohnt wurden und überhaupt ein schönes Leben führten.Jetzt hielten sie die Zeit für gekommen, ihrerseits politischePluspunkte zu sammeln und sich damit das Vertrauen der Partei undWohlstand auf Lebenszeit zu sichern. Viel gehörte ja auch nichtdazu, denn die Traditionen des Verrats waren noch höchst lebendig.(Gemeint ist die Stalin-Ära).“

    Das klingt mir sehr nach einer Generalanrechnung mit allen, die sich nicht so verhielten wie sie und bestärkt meinen Verdacht, dass es hier gar nicht primär um ein persönliches Fehlverhalten von Frau Obraszowa geht.

    Nacheiner konzertanten Aufführung von Chaikovskiis „Evgenii Onegin“mit dem Boston Symphony Orchestra (unter Seiji Ozawas Leitung mitBenjamin Luxon, Nicolai Gedda und Paul Plishka) in der New YorkerCarnegie Hall im Oktober 1976 versuchte Elena Obraztsova – diegerade an der 'Met' mit sensationellem Erfolg als 'Amneris' in der„Aida“ debütiert hatte - mit Galina Vishnevskaia zu reden, wurdeaber von ihr beschimpft und aus der Garderobe geworfen; das hat dieVishnevskaia selbst in ihrem Buch geschrieben, was wohl auch fürihre Ehrlichkeit in ihren Memoiren spricht.

    Naja. Es spricht meines Erachtens noch sehr viel mehr dafür, dass wir es bei dem Konflikt zwischen beiden Damen nicht mit einer Heiligen und einer Teuflin zu tun haben. Sympathischer macht mir diese beschriebene Geschichte Frau Wischnewskaja auch nicht.

    Ichvertrete auch die Meinung, dass man das Verhalten der Sänger-Kollegennicht als Denunziation bezeichnen kann, wenn man berücksichtigt,dass das Ehepaar Vishnevskaia/Rostropovich nicht nur durch dasEintreten für Aleksandr Solzhenitsyn, sondern schon vorher durch dielange Freundschaft mit Dmitri Shostakovich 'in Verruf' gekommen war.(Verdächtig war auch, so paradox es klingt, dass sie durch großeErfolge im westlichen Ausland dem 'Vaterland' nicht nur Ehre, sondernauch Devisen einbrachten.) Kollegial ist das Benehmen der'Bolshoi'-Sänger aber keinesfalls.

    Da bin ich in allem, was du dazu sagst, absolut bei dir!

    Trotzdemsollte man bedenken, dass es für Künstler des Ostblocks fastlebenswichtig war, sich gut mit den Machthabern zu stellen, da ihnenohne Angaben von Gründen Engagements (nicht nur im Ausland) verwehrtwerden konnten. Daher gilt: 'Obraztsovas' und 'Nesterenkos' gab undgibt es überall – und nicht nur in Diktaturen!

    Und auch darin gebe ich dir hundertprozentig Recht. Umso schlimmer finde ich es, dass Frau Obraszowa per Tilgung des Erinnerungsbeitrags zu ihrem 80. Geburtstag hier jetzt als Sündenbock stellvertretend für alle anderen herhalten muss. Sie wird hier "bestraft" und viele andere nicht - ist meines Erachtens eine schreiende Ungerechtigkeit!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe den fraglichen Beitrag wieder eingefügt, haben ihn allerdings um den fraglichen Absatz, der sich mit Frau Obraszowas "Politischer Nähe zum sowjetischen Regime" befasste, ergänzt. Das war mir sehr wichtig, und ich werde das auch in Zukunft bei jeder besonderen Erinnerung tun, in denen solche Abschnitte auftauchen, auch wenn dies der Gründer dieses Threads, Harald in seinem Eröffnungsbeitrag nicht getan hat- vielleicht, weil sie da noch lebte?

    Abschließend möchte ich zu diesem Thema noch sagen, dass ich im Gegensatz zu Stimmenliebhaber, Carlo und auch Holger sehr wohl der Meinung bin, dass es sich bei dem Vorgang sehr wohl um eine Denunziation gehandelt hat, auch wenn, wie Carlo ausführt, Galina Wischnewskaja und Mstislaw Rostropowitsch sich durch ihre "lange Freundschaft mit Dmitri Shostakovich in Verruf" gebracht hätten.

    Und dass jemand, der mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde und seine Heimat nie wiedersehen durfte, keinen Schaden erlitten hätte, kann nur jemand behaupten, dem Solches nie passiert ist . Ja hätten sie denn nur einen Schaden erlitten, wenn sie auf Nimmerwiedersehen in dunklen KGB-Kellern verschwunden wären?

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe den fraglichen Beitrag wieder eingefügt, haben ihn allerdings um den fraglichen Absatz, der sich mit Frau Obraszowas "Politischer Nähe zum sowjetischen Regime" befasste, ergänzt. Das war mir sehr wichtig, und ich werde das auch in Zukunft bei jeder besonderen Erinnerung tun, in denen solche Abschnitte auftauchen

    :thumbup:



    Und dass jemand, der mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde und seine Heimat nie wiedersehen durfte, keinen Schaden erlitten hätte, kann nur jemand behaupten, dem Solches nie passiert ist . Ja hätten sie denn nur einen Schaden erlitten, wenn sie auf Nimmerwiedersehen in dunklen KGB-Kellern verschwunden wären?

    Ja, einen WEIT größeren und klaren Schaden! Dass die Wischnewskaja fortan im Westen lebte und ja auch noch eine ganze Zeit lang weiterarbeitete, sang, Bücher schrieb, etc., kann ich nicht als schweren Schaden definieren. Das, was ihr geblüht hätte, wenn sie durch ihr bedeutendes Künstlertum nicht so prominent gewesen wäre, ist überhaupt nicht damit zu vergleichen. Aber beide Varianten hatten nicht wirklich Frau Obraszowa als Auslöser.

    Außerdem wurde Wischnewska 1990 sogar wieder die Rückkehr und die Staatsbürgerschaft angeboten, was sie jedoch ablehnte.

    Jedenfalls ist ihr "Schaden" nicht vergleichbar mit dem eines Viktor Ullmann und so vieler anderer. (Aber auch gerade in der Sowjetunion haben in den gut sieben Jahrzehnten ihres Bestehens Millionen Menschen weit schlimmeren "Schaden" erlitten als Frau Wischnewskaja.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Im übrigen gehört sie nicht zu meinen Lieblingssängerinnen.

    Lieber "Rheingold1876",

    das ist ja auch in Ordnung so, auch bei mir gehört eine ganze Reihe von objektiv bedeutenden Sängerinnen und Sängern nicht wirklich zu meinen Lieblingssängern. Genau so war das bislang auch bei Frau Obraszowa. Nun habe ich mir im Nachklang dieser Diskussion und des Fernseherlebnisses der "Cavalleria rusticana" aus Matera mal ihre Studio-Santuzza angehört:



    Bei Spotify sah das dort eigestellte Cover anders aus, es scheint sich ja aber wohl um die Tonspur folgender Verfilmung zu handeln (die ich nicht gesehen habe, ich habe wie gesagt nur die Aufnahme gehört):



    Was soll ich sagen? Ich bin einfach schwer begeistert. Alle meine Wünsche bezüglich dieses Werks und auch bezüglich dieser Rolle gehen bei dieser Aufnahme in Erfüllung - Stimme und Emotion, alles satt vorhanden.

    Für mich was das Hören dieser Aufnahme sehr beglückend und ich kann die Aufnahme daher nur weiterempfehlen. :yes::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber Stimmenliebhaber, bei dieser "Cavalleria" kommen wir nicht zusammen. Ich besaß sie sogar mal, denn ich hatte mich seinerseits auch vom Obraszowa-Hype anstecken lassen. Das ist sich aber gründlich geändert - und hat nichts mit dem zu tun, was unlängst hier ein Streitpunkt gewesen ist. Mir klingt sie zu brustig, zu effekthascherisch, zu alt und - ich sage es ganz offen - zu ordinär. Bei Santuzza bevorzuge ich inzwischen andre Ideale: schlanke nervös Stimmen. Das Schicksal dieser Frau sitzt innen und nicht außen. Ich habe mir die Aufnahme auch erneut bei Spotify angehört. Geholfen hat es nicht. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mir klingt sie zu brustig, zu effekthascherisch, zu alt und - ich sage es ganz offen - zu ordinär.

    So hatte ich das ja auch in Erinnerung, aber beim frischen Hören kam mir das überhaupt nicht so vor. "Brustig" meint für mich auch, wenn jemand seine Stimme künstlich abdunkelt, also dunkler macht, als sie eigentlich ist, was dann immer etwas künstlich klingt - dieses vielbekannte Phänomen höre ich hier überhaupt nicht. Mir ist auch keine Stelle aufgefallen, wo sie danach klingen würde, was ich als "effekthascherisch" bezeichnen würde, sondern sie klingt für mich sehr einheitlich natürlich und organisch (eben das genaue Gegenteil zu einer bestimmten Sopranistin, die du so sehr verehrst, während ich bei vielen ihrer gattengemachten EMI-Studioaufnahmen permanent an das Wort "effekthascherisch" und auch unnatürlich, also künstlich denken muss, hier hingegen gar nicht). Und da ich Obraszowas Klang eben als sehr organisch und natürlich empfinde, klingt sie in meinen Ohren auch nicht als zu alt.

    Bei Santuzza bevorzuge ich inzwischen andre Ideale: schlanke nervös Stimmen.

    Das mag sein. Hast du ein Beispiel für dein Ideal? Ich habe bislang noch keine idealere Santuzza gefunden. Simionato hat mich beim Anhören gerade ihrer Santuzza dann doch immer ein Stück weit enttäuscht.

    Ich habe mir die Aufnahme auch erneut bei Spotify angehört. Geholfen hat es nicht. ;)

    Mir schon. :)

    Gerade im Vergleich zu Matera war diese Aufnahme in Gänze aber auch die Santuzza im Besondere ein absoluter Hochgenuss für mich. :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo, 'Stimmenliebhaber' und 'Rheingold1876'!

    Es gibt noch zwei weitere Aufnahmen von Elena Obraztsovas Interpretation der 'Santuzza' in Mascagnis „Cavalleria rusticana“:


    Am 27. 1. 1981 wurde nach zehn Jahren Franco Zeffirellis Inszenierung an der Mailänder Scala wieder aufgenommen mit folgender Besetzung: Santuzza – Elena Obraztsova, Turiddu – Plácido Domingo (eingesprungen für Carlo Cossutta), Lucia - Maria Grazia Allegri, Alfio – Matteo Manuguerra (als Ersatz für Kari Nurmela), Lola – Laura Bocca. Der Dirigent war Georges Prêtre und der Chorleiter Romano Gandolfi; Franco Zeffirelli führte in dieser Neueinstudierung auch selbst die Regie. Die Premiere wurde von der RAI im Rundfunk übertragen. (Den Kritiken nach zu urteilen, war es für die Russin ein großer Erfolg.)


    Der Film für die 'Unitel' (mit der Obraztsova und Domingo – ferner wirken Fedora Barbieri, Axelle Gall und Renato Bruson mit) wurde im Frühjahr 1981 in einem Mailänder Studio gedreht; die Außenaufnahmen entstanden in dem sizilianischen Ort Vizzini, der auch von Giovanni Verga als Schauplatz seines Dramas - der Vorlage für Mascagnis Oper - gewählt wurde. Apropos Fedora Barbieri: sie sollte eigentlich die 'Santuzza' in der EMI-Aufnahme von 1953 sein und wurde kurzfristig durch Maria Callas ersetzt!


    Am 1., 2. und 4. November 1981 sang Elena Obraztsova diese Rolle auch konzertant im Großen Saal des Moskauer Chaikovskii-Konservatoriums und eine dieser Aufführungen wurde von der staatlichen Schallplattenfirma 'Melodiia' mitgeschnitten: Santuzza - Elena Obraztsova, Turiddu – Zurab Sotkilava, Lucia – Nina Novoselova, Alfio – Vladislav Verestnikov, Lola – Raisa Kotova / Bolshoi khor Tsentralnogo televideniia i Vsesoiuznogo radio (Großer Chor des Rundfunks und Fernsehens der UdSSR) / Chorltg.: Klavdia Ptitsa und Ludmila Ermakova / Orkestr Bolshogo teatra SSSR (Orchester des Bolshoi-Theaters Moskau) / Dirigent: Algis Zhiuraitis. Die zwei LPs der 'Melodiia' S10 19215/18 erschienen 1990; gleichzeitig gab es eine Veröffentlichung der Ricordi-Tochter 'Orizzonte' (AOCL 216023) in Italien. Eine CD-Version ist bei 'House of Opera' erschienen.


    Im Februar 1980 sollte Elena Obraztsova die 'Santuzza' auch an der 'Met' in New York singen, wurde aber (wegen Krankheit oder weil sie keine Erlaubnis der sowjetischen Regierung für dieses Gastspiel erhielt?) durch Bianca Berini und Bruna Baglioni (in der Rundfunk-Übertragung am 23. 2. 1980) ersetzt.


    Abschließend muss ich sagen, dass ich die 'Santuzza' der Obraztsova – und ich beziehe mich da auf die Filmversion – durchaus überzeugend finde; allerdings mache ich bei derart gelungenen optischen Umsetzungen nicht die Augen zu, um nur zu hören (was bei etlichen - meiner Meinung nach - missratenen RT-Produktionen schon oft vorgekommen ist). Schließlich ist der „Ländliche Ehrenhandel“, wie die wörtliche Übersetzung des Operntitels lautet, ein Hauptwerk des Verismo; da kommt es nicht so sehr auf die musikalische 'Feinarbeit' an. In einigen anderen Opern aber („Don Carlos“, „Aida“, „Adriana Lecouvreur“, „Carmen“, „Samson et Dalila“, „Werther“, „Boris Godunov“, „Fürst Igor“ oder „Herzog Blaubarts Burg“) bemängele ich Elena Obraztsovas oft nicht gerade subtile Wahl der stimmlichen Mittel durchaus.


    LG


    Carlo



    P. S.

    Ich habe u. a. eine Operetten-Platte mit der Obraztsova (Lieder und Duette aus „Der Zigeunerbaron“, „Der Vogelhändler“, „Der Obersteiger“, „Der Graf von Luxemburg“ und „Die lustige Witwe“), dem Bariton Igor Morozov und dem Dirigenten Algis Zhiuraitis, aufgenommen 1983 ('Melodiia' A 10 00077 008) und diese Platte ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Aber wem's gefällt...

  • Am27. 1. 1981 wurde nach zehn Jahren Franco Zeffirellis Inszenierung ander Mailänder Scala wieder aufgenommen mit folgender Besetzung:Santuzza – Elena Obraztsova, Turiddu – Plácido Domingo(eingesprungen für Carlo Cossutta), Lucia - Maria Grazia Allegri,Alfio – Matteo Manuguerra (als Ersatz für Kari Nurmela), Lola –Laura Bocca. Der Dirigent war Georges Prêtre und der ChorleiterRomano Gandolfi; Franco Zeffirelli führte in dieser Neueinstudierungauch selbst die Regie. Die Premiere wurde von der RAI im Rundfunkübertragen. (Den Kritiken nach zu urteilen, war es für die Russinein großer Erfolg.)

    Lieber Carlo, ist die Tonspur der Verfilmung und die im Handel erhältliche Aufnahme nicht identisch? Die Besetzung ist es durchaus.

    Abschließendmuss ich sagen, dass ich die 'Santuzza' der Obraztsova – und ichbeziehe mich da auf die Filmversion – durchaus überzeugend finde

    Wie gesagt: Da ich davon ausgehe, dass die Tonspur der Filmversion und die gerade erst wieder von mir gehörte Aufnahme identisch sind, kann ich dieses dein Urteil sehr gut nachvollziehen.

    Es gibt ja auch immer gewisse Prägungen und ich habe mir als Jugendlicher mal eine Cavalleria auf MC umgeschnitten und die dann rauf und runter auf meinem Walkmann gehört, also wirklich dutzende Male. Ich habe die Kassette vorgestern zufällig in der Hand gehabt: es ist genau diese Aufnahme mit Obraszowa, Domingo und Bruson. Vielleicht wurden deshalb so viele Glückshormone frei, als ich die Aufnahme hörte (ohne dabei zu wissen, dass es sich um die gleiche handelte wie damals, die Besetzung von damals hatte ich - bis auf Domingo, dessen Foto ist sogar vorne aufs MC-Cover geklebt hatte - vergessen...).

    In einigen anderen Opern aber („Don Carlos“, „Aida“,„Adriana Lecouvreur“, „Carmen“, „Samson et Dalila“,„Werther“, „Boris Godunov“, „Fürst Igor“ oder „HerzogBlaubarts Burg“) bemängele ich Elena Obraztsovas oft nicht geradesubtile Wahl der stimmlichen Mittel durchaus.

    Um das nachvollziehen zu können, müsste ich das frisch anhören. Allerdings störte mich auch die nicht gerade subtile brustige Tiefe bei der Varady - und trotzdem fand ich sie großartig.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber 'Stimmenliebhaber',


    die allgemeine Praxis bei den Opernfilmen der 'Unitel' (Produzent: Horant H. Hohlfeld) war, dass die Werke vorab 'kalt' im Tonstudio eingespielt wurden und diese Aufnahmen dann bei den Dreharbeiten den Darstellern unterlegt wurden, die zu dem eingespielten Ton stumm den Mund bewegten und so taten, als sängen sie (bekanntlich 'Playback' genannt). Um eine größere Authentizität zu erreichen, wurden manchmal Geräusche während des Filmens (z. B. Schritte, Türenschlagen, Gläserklirren) zusammen mit der Studio-Aufnahme auf die Tonspur des Filmbandes gebracht.


    Da ich von dieser "Cavalleria rusticana" nur ein Video der Fernseh-Sendung, nicht aber die 1985 veröffentlichten LPs bzw. CDs der 'Philips' habe, kann ich nicht beurteilen, ob es sich hierbei um die 'kalte' Aufnahme aus dem Tonstudio oder die Tonspur des Filmbandes (evtl. mit Nebengeräuschen) handelt. Das müsstest Du aber beim Abhören der CDs feststellen können. In "The Gramophone" wurde die Tonqualität der 'Philips'-Veröffentlichung bemängelt, was m. E. dafür spricht, dass hier das Filmband auf die Silberscheibe kam. Ich habe gerade gesehen, dass dieser "Cavalleria rusticana"-Film auch auf YouTube eingestellt wurde und ich werde ihn mir heute Abend nach längerer Zeit mal wieder ansehen. (Ich habe erst seit knapp einem Jahr ein neues Notebook, das mir den störungsfreien Zugang zum YouTube-Kanal ermöglicht und ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, das entsprechend zu nutzen.)


    Carlo

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