Wenn ich richtig gesehen habe, verfügen Mozarts Klavierquartette aus den Jahren 1785/ 1786 über keinen eigenen Thread, was ich hiermit gerne ändern möchte.
Beginnen möchte ich mit dem ersten Quartett:
Klavierquartett g-Moll, KV 478
Quartett g-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, KV 478
Satzbezeichnungen
1. Allegro
2. Andante
3. Rondo. Allegro moderato
Interessant ist, dass Mozart nur zwei Klavierquartette geschrieben hat. Diese beiden waren Auftragsarbeiten für seinen Verleger Franz Anton Hoffmeister, mit der Zielsetzung, etwas schöne Musik für Amateur-Musiker zu schaffen.
"Kurz-leicht-popular" so sollte es sein, das erste Klavierquartett. "Damit es die großbürgerlichen und adeligen Dilettanten eifrig kaufen und in ihren Salons zum Besten geben". (1)
Jedoch wollte Mozart nicht nur ein gefälliges Stück schreiben, bei dem, wie bisher, das Klavier die tragende Rolle hat und die Streicher nur umspielende Begleitfiguren liefern, die man ohne Probleme vom Blatt spielen kann. Mozart schuf eine anspruchsvolle Kompistion, in der alle Instrumente eine bedeutende Rolle haben. Dies führte unweigerlich dazu, dass sich das erste Klavierquartett so schlecht verkaufte, dass Hoffmeister Mozart darum bat, den Vertrag zu lösen, obwohl noch ein drittes Klavierquartett geplant war, das Mozart infolgedessen auch nicht mehr komponierte. Hoffmann überließ Mozart den Vorschuss für das erste Quartett und vermachte das zweite der Konkurrenz.
Der Misserfolg des ersten Klavierquartetts findet auch Niederschlag in der zeitgenössischen Literatur. Mozarts Biograph Georg Nikolaus von Nissen erläutert dazu:
“Das Fremdartige der originellen Werke, die, aus seinem tiefen Innern, entsprungen, in eigenthümlicher Gestalt auftreten, verblüfft, ihr vom Gewohnten Abweichendes verwirrt, reizt auch wohl zum Widerspruch, ihren eigenthümlichen Sinn fasst man nicht leicht, oder kann sich ihn doch nicht aneignen, ihre Manier scheint erzwungen; doch dies alles zum Glücke nur auf eine Weile. Dann ist uns das Fremdartige nicht mehr so fremd, dem Abweichenden haben wir uns genähert, der Sinn ist uns heller aufgegangen und die Manier geläufiger geworden… Nur darum sprach Mozart’s erstes Clavier-Quartett, Gb, anfangs so wenige an, daher der Verleger Hofmeister dem Meister den vorausbezahlten Theil des Honorars unter der Bedingung schenkte, dass er die zwey accordirten Quartette nicht schrieb und Hoffmeister seines Contractes entbunden wäre; – später wurden immer mehr von dieser Musik eingenommen, und jetzt würden wir das Manuscript, das wir unterdrückten, gewiss mit Perlen aufwiegen, wenn wir es damit hervorzaubern könnten.” (2)
Dem heutigen Hörer dürfte die Musik kaum "fremdartig" oder "eigentümlich" erscheinen; für die Zeitgenossen muss vor allem der erste Satz recht wild und schroff geklungen haben. Mozart findet jedoch auch insbesondere im zweiten Satz wunderschöne, bezaubernde, schwelgerische Melodien, die im Miteinander der Instrumente zum Träumen einladen. Das Rondo ist voller übersprudelnder Dynamik und Lebhaftigkeit.
Wie sieht es bei Euch aus? Schätzt Ihr diese Werke? In welchen Einspielungen hört Ihr sie gerne? Stehen diese Werke etwas im Hintergrund - wenn ja, warum? Ich finde sie ungeheuer schön und immens ausdrucksstark - wieso erhalten sie nicht mehr Aufmerksamkeit?
Anmerkungen:
(1) http://www.br.de/radio/br-klas…t-klavierquintett100.html
(2) zitiert nach: http://www.kammermusikfuehrer.de/werke/1292
Hier finden sich weitere ausführliche Hintergrundinformationen nebst einer musikalischen Analyse des Werkes.