Diese Opera Seria von Wolfgang Amadeus Mozart hatte vor einigen Jahren Premiere und findet sich nach längerer Pause wieder am Spielplan. Nach den Eindrücken dieser Aufführung bin ich mir nicht ganz sicher, ob dieses Stück in die Staatsoper passt. Bei aller Verehrung, aber Mozart hat bessere Opern geschrieben, die im modernen Opernbetrieb auch ihren Platz gefunden habe. Idomeneo ist schon eher ein Stück für Liebhaber der Musik des 18.Jahrhunderts und für Liebhaber von Bravourarien und langen Rezitativen. Wobei hier im Prinzip auch nur eine Arie ihren Weg ins Konzertrepertoire gefunden hat – die der Elettra im 3.Akt. Ansonsten viele gefällige Melodien, die aber nicht wirklich im Ohr bleiben. Wir reden hier von einem ganz anderen Mozart als landläufig bekannt ist. Wer erwartete etwas wie Don Giovanni oder Nozze zu hören, war sicherlich enttäuscht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals einen so leeren Stehplatz nach einer Pause gesehen zu haben. Am Balkonstehplatz war überhaupt niemand zu sehen, auf der Galerie geschätzte 50 Leute, auch im Parterre war fast gähnende Leere…
Die Produktion, für die Regisseur Kasper Holten und Bühnenbildnerin Mia Stensgaard verantwortlich zeigen, ist sehr gelungen. Mit modernen Mitteln wird die Geschichte so erzählt, wie sie im Libretto steht, auch die Kostüme von Ana Vang Kragh, eher in der Renaissance angesiedelt, sind herzeigbar. In Opernzeiten wie diesen ist man ja schon dankbar dafür! Dass es meistens eine „Stehpartie“ ist, das ist dem Libretto geschuldet, das nicht viel „Action“ hergibt. Entsprechend kann man sich aber mehr auf den musikalischen Teil konzentrieren.
Der Titelheld Idomeneo wurde von Bernhard Richter gegeben. Richter hat eine schöne Mozart-Stimme, im Vergleich zu Benjamin Bernheim aber lyrischer. Ich hatte den Eindruck, dass er im 3.Akt ein wenig müde wirkte, doch gehört er auf jeden Fall zu den Pluspunkten des Abends.
Pavel Kolgatin sang den Arbace – wie es so schön heißt – rollendeckend. Solide und im Prinzip unauffällig. Als Oberpriester kam Carlos Osuna erst im 3.Akt zu seinem Auftritt. Da hätte ich mir mehr Durchschlagskraft gewünscht. Peter Kellner als Stimme machte seine Sache gut.
Rachel Frenkel hat ihren Weg vom großen Strom der „Weiden“ ins virtuelle Kreta gefunden und überzeugte in der Hosenrolle des Idamante. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ihr relativ hoch gelegener Mezzosopran für die Rolle so geeignet ist – eine tiefer timbrierte Stimme wäre wünschenswert. Valentina Nafornita spielte die Ilia überzeugend, leider dürfte sie – obwohl vom Publikum umjubelt – nicht in Höchstform gewesen sein, da man doch an und ab ein leichtes Tremolo hörte.
Die gesanglich beste Leistung des Abends bot Irina Lungu. Als Elettra hatte sie auch die dankbarste Arie des ganzen Stückes. Technisch sehr sauber gesungen, mit klaren Höhen, gut zu hören konnte sie ihre Stärken ausspielen. Man kann sich auf das Wiedersehen mit ihr im Juni schon freuen.
Tomas Nepotil dirigierte das Staatsopernorchester, ohne irgendwelche Akzente zu setzen- man hätte aus dem Stück mehr rausholen können.
Fazit des Abends – freundlicher Applaus des Publikums, der sich bei den vier Hauptdarstellern steigerte. Musikalisch hätte man mehr draus machen können.