Francesco Albanese - ein Lieblingspartner der Callas

  • Bei der Durchsicht des Namens "Francesco Albanese" im Tamino-Forum stieß ich auf einige extrem konträre Aussagen von Mitgliedern. Manche lobten ihn sehr, bezeichneten ihn gar als einen ihrer Lieblingssänger. Andere wieder finden ihn grässlich und niveaulos.

    Dabei ist dem Tenor ein recht unaufdringlicher, gepflegter Gesangsstil eigen, der ihn gar nicht für so polarisierende Aussagen prädestinieren würde.


    Mir geht seine Stimme wunderbar ins Ohr. Ich hätte gern mehr Aufnahmen mit ihm. Kennengelernt habe ich ihn in einer kuriosen Aufnahme: "Der Freischütz" auf Italienisch, noch dazu mit der sonst hauptsächlich deutsch singenden Sena Jurinac. Als Max ist er grandios!

    Albanese hat viel, was ein guter Tenor braucht: glanzvolle Höhe, schönes Timbre in der Mittellage, Ausdruck. Das sah wohl auch Maria Callas so. Einige seiner raren Aufnahmen enthalten sie als seine Partnerin.


    Als ich vor einiger Zeit in Venedig "La Fenice" besuchte, gab es dort eine kleine Callas-Ausstellung, die das gute Dutzend an Auftritten, die sie an diesem Haus absolviert hatte, beleuchtete. Durch die Besetzungszettel war zu erkennen, dass bei den allermeisten wiederum Francesco Albanese ihr Partner war - ich glaube, er war z.B. Pollione.


    Verheiratet war Albanese wohl mit der Sopranistin Onelia Fineschi und da scheint es eine "Bohème" zu geben, die ich aber nirgends finde. Hat jemand diese oder andere Aufnahmen? Was ist eure Meinung zu dem Tenor?

  • Hallo, lieber Greghauser

    Ich freue mich, daß Du diesen Tenor aus der Forums - Versenkung geholt hast und ihn nach langem wieder mal zum Thema machst.

    Deiner Einschätzung und Beurteilung stimme ich vollinhaltlich zu, auch wenn ich nicht allzu viele Aufnahmen von ihm kenne.

    Mir wurde Francesco Albanese vor allem und zuerst bekannt auf der LP mit der Aufnahme aus 1953 in "La Traviata" mit Maria Callas.

    Diese Aufnahme habe ich seit späten Jugendzeiten immer noch und mag und schätze sie nach wie vor.

    Maria Callas, Giuseppe Verdi - La Traviata (Opernquerschnitt ...


    Seine gesangliche Interpretation des "Alfredo" klingt in meiner Betrachtung unspektakulär und etwas verhalten, zurückhaltend vornehm,

    aber seine in meinen Ohren etwas nasal klingende Stimme, hat für mich einen angenehmen Wohlklang.

    Auch wenn er namentlich vielleicht nicht zu den ganz Großen des vorigen Jahrhunderts zählte, muß er doch bedeutend und von

    hoher Qualität gewesen sein, denn eine Maria Callas wird gewußt haben, mit welchem Partner sie eine solche Platte für die Ewigkeit aufnimmt.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY


    Und hier aus dieser Traviata "Un di, felice, eterea..."

    Jegliches hat seine Zeit...

    2 Mal editiert, zuletzt von chrissy ()

  • Bei der Durchsicht des Namens "Francesco Albanese" im Tamino-Forum stieß ich auf einige extrem konträre Aussagen von Mitgliedern.

    Lieber greghauser2002,


    wenn Du an dem Tenor Francesco Albanese (1912-2005) interessiert bist, so habe ich einen heißen Tip für Dich. Mit ihm hat im Jahr 1953 Maria Callas ihre einzige Studioaufnahme von LA TRAVIATA realisiert, unter dem Dirigenten Gabriele Santini (Cetra, heute Warner).

    Warner Classics hat die Oper vor nicht zu langer Zeit neu herausgebracht, in dieser Ausgabe:

    zu einem durchaus moderaten Preis.


    Ich selber besitze die Aufnahme in einer älteren Edition:

    Diese gibt es z.Zt. beim großen Urwaldfluß für € 0,45 + Porto (gebraucht, sehr gut). Es ist ein 2 CD-Album ohne Textheft, der Klang ist, gemessen am Alter, mehr als ordentlich.


    Francesco Albanese meistert IMO seine Rolle als Alfredo sehr gut, wenn man auch nicht die Eleganz eines Carlo Bergonzi oder die Weltmännische Attitüde eines Alfredo Kraus erwarten darf. In einem alten Opernführer wird seine Gestaltung so beschrieben: "... von allen Vertretern Alfredos (…) ist Albanese bei weitem der männlichste, ein charmanter Bursche, der einen begreifen läßt, daß ein überlegenes Mädchen wie Violetta ihr Herz bei ihm nicht nur entdecken, sondern auch verlieren konnte." Sein Gesang ist männlich, kernig, aber keineswegs grob. Für mich ein adäquater Partner von Maria Callas, die hier eines ihrer ergreifendsten Rollenporträts abliefert, wobei sie hier auch noch im Vollbesitz ihrer stimmlichen und schauspielerischen Mittel ist. Auch Ugo Savarese, der ebenfalls bei den meisten Kritikern schlecht wegkommt, erfüllt alle Ansprüche, die ihm die etwas zwielichtige Rolle des Giorgio Germont aufzwingt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber greghauser2002,


    ich habe vor mir eine CD ,herausgegeben im Jahre 1997 von "Edizioni del TIMACLUB" unter der Nummer "CLAMA CD-30", vorwiegend mit italienischen Canzonen sowie je zwei Ausschnitten aus den "Jahreszeiten (hier "Le Stagioni") von Haydn und den beiden Duetten aus "La Bohème" ("O soave fanciulla" und "Sono andati") aufgezeichnet zwischen 1941 und 1947. Partnerin bei La Boheme (1947) ist Onelia Fineschi.


    Habe die CD seit Jahren nicht gehört, will das aber nachholen. Ein umfangreiches italienisches Beiheft zeichnet seine Karriere nach und nennt offenbar sämtliche Aufnahmen, vor allem bei der RAI Milano u.a., zwischen 1940 und 1961,. Während des Krieges erschien erauch in Berlin und im Rahmen einer Tournee des Maggio Musicale Fiorentino in einigen anderen deutschen Städten (mit "La Cenerentola"). Eine schnelle Durchsicht sagt mir, dass er wohl sehr darauf geachtet hat, in seinen stimmlichen Fachgrenzen, also vor allem im lyrischen Fach, zu bleiben. Den Max im Freischütz ("Il Franco Cacciatore") hat er anscheinend einige Male gesungen, zuletzt 1958 an der Oper Rom.

    Ich bin leider technisch unbegabt und kann keinen Link erstellen. Aber vielleicht hilft ja der Hinweis ein wenig.


    Herzlichen Gruß

    Otello50

  • und den beiden Duetten aus "La Bohème" ("O soave fanciulla" und "Sono andati") aufgezeichnet zwischen 1941 und 1947. Partnerin bei La Boheme (1947) ist Onelia Fineschi.


    Ich bin leider technisch unbegabt und kann keinen Link erstellen. Aber vielleicht hilft ja der Hinweis ein wenig.

    Hallo, Otello

    Wenn ich helfen darf? Hier die von Dir gemeinten Duette aus meiner Lieblingsoper "La Bohéme..."


    Herzliche Grüße

    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Lieber Chrissy,


    hab vielen Dank. Ich werde das mit der Technik nicht mehr lernen. Was Hänschen nicht kann...


    LG

    Otello50

  • Lieber Greghauser!


    An Aufnahmen von Francesco Albanese gibt es eigentlich keinen Mangel

    Einige Kanzonen und Lieder sind in einer Edition mit 3 CDs veröffentlicht, die aber wohl nicht mehr greifbar ist.


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    Arien und Duette gibt es auch:


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    Dann sollten noch die Gesamtaufnehmen erwähnt werden:


    47207658014399501552.jpg

    Francesco Albanese ist sicher durch die Aufnahmen, in denen er neben der Maria Callas singt, unsterblich.

    Allerdings war er kein Partner auf Augenhöhe. Live habe ich ihn nie gehört. Seine Aufnahmen haben mich meist nicht wirklich überzeugt. Das Timbre empfinde ich trocken und wenig reizvoll. Jedoch will ich ihm nicht absprechen, dass er stets gut phrasiert und bemüht ist, mit einer gewissen Sensibilität den Sinngehalt der Phrasen aufzuspüren. Das gelingt ihm bei Verdi besser als bei Gluck. Bei Rossini ist er schlichtweg technisch überfordert.


    Beste Grüße


    Caruso41


    P.S. für Greghauser2002

    Hast Du gesehen, dass ich gestern einen österreichischen Tenor in der "Sängerischen Ehrenchronik" gewürdigt habe?

    Sängerische Ehrentagschronik

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die Agnese und die Ifigenia in der Warner Restauration sind sehr zu empfehlen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich danke allen Taminos für die Rückmeldungen. Beinahe überwältigend, welches Feedback das Stichwort "Francesco Albanese" gleich ausgelöst hat. Jetzt ist wohl alles dokumentiert, was er je aufgenommen hat. Oder fehlt noch etwas?


    Otello50: Vielleicht könntest du eventuell fehlende Aufnahmen, die in dem angesprochenen italienischen Begleitheft aufscheinen, hier noch auflisten?


    Caruso41: Ein Mangel besteht dann nicht, wenn man seine Stimme eher wenig schätzt. Es ist aber doch festzuhalten, dass sich im Vergleich mit anderen Tenören drei Canzonen-Platten, zwei Duette (vermutlich auf einer Schellack) und ein halbes Dutzend Opernaufnahmen (teilweise in Nebenrollen) nicht besonders üppig ausnehmen.

    Vielen Dank übrigens für deinen freundlichen Hinweis auf meinen Landsmann.

  • Vielleicht könntest du eventuell fehlende Aufnahmen, die in dem angesprochenen italienischen Begleitheft aufscheinen, hier noch auflisten?


    Lieber greghauser2002,


    ich werde es versuchen. Es dürfte aber wenig Ertrag bringen: die "chronologia" im Beiheft der TIMACLUB-CD enthält eine Liste von Opern-und Konzertauftritten des Tenors, darunter auch einige Aufführungen bei der EIAR und der ihr folgenden RAI. Ob diese Aufführungen mitgeschnitten wurden, geht aus der Chronologie nicht hervor. Vielleicht hat Caruso41 da bessere Einsicht.

    Hinweisen möchte ich schon mal auf Albaneses Mitwirkung im "Concerto Martini & Rossi" am 17. April 1950 bei RAI Torino, gemeinsam mit der Sopranistin Rosanna Carteri, unter Leitung von Molinari Pradelli (Faust: Salve dimora-Tosca: E lucevan le stelle- Luisa Miller: Quando le sere al pülacido, Faust: Duett 2. Akt) und ein "Concerto" bei der RAI Torino am 8.3.1948. Eine Reihe der "Concerti Martini & Rossi" liegen als Mitschnitte vor. Diese beiden fürchte ich nicht... Es scheint etwas kompliziert mit Francesco Albanese...


    Viele Grüße

    Otello50

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  • Lieber greghauser 2002,


    hier nun die gemäß dem TIMA-Beiheft von den italienischen Rundfunkanstalten EIAR und RAI veranstalteten Aufführungen, in denen Francesco Albanese bis 1948 mitwirkte. (Quelle: Discoteca di Stato):

    • 22.04.1942 EIAR Rom Zandonai-il Sogno di Rosetta (Dirigent: de Fabritiis)
    • 08.05.1942 EIAR Rom Rossini-La Cenerentola
    • 12.07.1942 EIAR Konzert zur Präsentation junger Opernsänger
    • 18.10.1942 EIAR Konzert "Per crucem ad lucem" aus "il cammino sacro" von von Schiepati (?)
    • 20.11.1942 EIAR Beethoven-Missa Solemnis (Dirigent: de Sabata, u.a. mit Ebe Stignani)
    • 01.02.1943 EIAR Concerto Martini & Rossi (mit Rosetta Pampanini)
    • 20.02.1943 EIAR La Traviata (Alfredo) mit Carosio, Mascherini, Pignatelli, Dir. Marinuzzi
    • 24.07.1943 EIAR Torino Il Signor bruschino (Dirigen Ugo Tansini)
    • 03.02.1945 RAI Roma Elisir d'amore (Nemorino), (Dirigent Previtali)
    • 17.02.1945 RAI Roma La Traviata (Dirigent Gui)
    • 09.04.1946 RAI Roma Gedenkkonzert Francesco Paolo Tosti mit Maria Caniglia und Luigi Ricci, Piano
    • 06.07.1946 RAI Roma Falstaff (aus dem Teatro Quirino) mit Onelia Fineschi, Mario Basiola, Dir. Previtali
    • 22.01.1948 RAI Ausschnitte aus Lohengrin mit Onelia Fineschi, Dir. Angelo Questa

    Ich belasse es erst mal dabei, weil ich nicht an den Sinn der Übung glaube: es wird sich wohl keine der Aufführungen erhalten haben. Ich würde fortfahren, wenn weiter Interesse bestünde.


    Übrigens gibt es bei YT von Albanese eine wunderbar auf Linie gesungene, warm dahin strömende Aufnahme der "Serenata" von Mascagni, mit die beste, die ich kenne.


    LG

    Otello50

  • Lieber "Otello50",


    das Interesse besteht meinerseits in hohem Maße. Vermutlich auch bei manch andern Mitlesern.

    Ich danke dir sehr für deine Ausführungen und bitte dich gleichzeitig damit fortzufahren.

    Denn das sind genau solche Informationen, die ich wohl nirgends finden würde, außer bei Experten hier im Forum!


    Liebe Grüße,

    Greghauser

  • Wer in den 50-er Jahren auserkoren war, mit der Callas eine Aufnahme für die Ewigkeit zu machen, der steht außerhalb jeder Kritik.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wer in den 50-er Jahren auserkoren war, mit der Callas eine Aufnahme für die Ewigkeit zu machen, der steht außerhalb jeder Kritik.

    Lieber La Roche

    Du hast das punktgenau ausgedrückt, was ich in meiner Würdigung und Bewertung der "La Traviata" von 1953 meinte.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Con Francesco Albanese, Teatro La Fenice (1953) | Maria callas, Calla Teatro La Fenice 1953



    Debutto italiano nella Traviata La Callas in un'inedita foto ... 1951 Firenze in La Traviata, Albanese ganz rechts

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber La Roche

    Du hast das punktgenau ausgedrückt, was ich in meiner Würdigung und Bewertung der "La Traviata" von 1953 meinte.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY


    Wer in den 50-er Jahren auserkoren war, mit der Callas eine Aufnahme für die Ewigkeit zu machen, der steht außerhalb jeder Kritik.


    Herzlichst La Roche

    Lieber La Roche, lieber Chrissy,


    das halte ich doch für übertrieben. Wie weit die Callas gerade in den ersten Jahren ihrer Karriere darauf Einfluss nehmen konnte, wer neben ihr auf der Bühne oder im Plattenstudio stand, ist fraglich. Wenn eure Annahme stimmt, dann müsste auch Gianni Poggi, der den Enzo in der ersten Studioaufnahme der Callas von "La Gioconda" sang, ein Ausnahmesänger gewesen sein. Für mich ist er einer der gruseligsten Tenöre, die ich je zu hören das (Miss)vergnügen hatte. Auch Mario Filippeschi, der den Pollione in Callas´erster "Norma"-Einspielung sang, bietet kein ungetrübtes Hörvergnügen. Da wäre sicherlich Mario del Monaco, der ja auch in "Norma" häufiger mit ihr auf der Bühne stand, die bessere Wahl gewesen. Leider war der aber schon exclusiv an Decca gebunden. Will sagen, die Partner der Callas, sei es auf der Bühne oder auch im Studio, wurden teilweise schlicht nach Verfügbarkeit und weniger nach "Ewigkeitswert" ausgesucht. Bemerkenswert ist auch, dass beispielsweise Tito Gobbi, der ja ein kongenialer Pertner der Callas war, wesentlich seltener mit ihr auf der Bühne stand, als es den Anschein hat.. Gobbi war in erster Linie an der Römischen Oper engagiert, die Callas an der Scala. Bezeichnend ist die Tatsache, dass in der Scala- Premiere von Verdis "Maskenball" Ettore Bastianini den Renato sang. Die Plattenaufnahme der Oper machte Callas zusammen mit Gobbi. Bastianini war nämlich ebenfalls an Decca gebunden.


    Ich möchte noch hinzufügen ,dass ich persönlich nichts gegen Francesco Albanese habe. Er war sicherlich ein guter Tenor zu seiner Zeit. Ihn aber zu einem "Auserwählten" zu erheben, weil er öfter mit der Callas zusammen sang, erscheint mir doch etwas zu viel.


    Nichts für ungut!


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Lieber "Mme. Cortese", vielen Dank für deinen Beitrag, du sprichst genau das aus, was ich mir auch gedacht habe, als ich das gelesen habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Für mich ist er einer der gruseligsten Tenöre, die ich je zu hören das (Miss)vergnügen hatte.

    So schlecht??



    Klar, keine Filigrantechniker. Aber gruselig??


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Also fahre ich fort:


    08.03.1948 RAI Torino "Concerto Martini & Rossi mit G. Valle, Dirigent M. Fighera (Faust, Lohengrin, Luisa Miller, La Loncandiera)

    11.02.1950 RAI Napoli Vortrag der Canzone "Marechiare"

    13.02.1950 RAI Napoli "Canzone Napoletane"

    17.04.1950 RAI Torino Concerto Martini & Rossi mit Rosanna Carteri, Dirigent Molinari-Pradelli (Faust, Tosca Luisa Miller, Faust Duett 2. Akt)

    04, 06. und 07.06.1950 RAI Napoli "La vedetta della settimana"

    16.12.1953 RAI Milano Montemezzi: L'Incantesimo (Dirigent Aruro Basile mit u.a. Enzo Mascherini, Francesco Calabrese)

    27.06.1954 RAI Milano Cimarosa "Chi del altrui si veste presto si spoglia"

    16.11.1954 RAI Milano Rimksy-Korsakov "Ivan der Schreckliche" (Dirigent Nino Sanzogno mit Marcella Pobbe, Boris Christoff, Francesco Calabrese)

    28.11.1954 RAI Torino Freischütz (italienisch) (Dirigent Vittorio Gui mit Sena Jurinac, Boris Christoff u.a.)

    21.09.1957 RAI Milano Haydn "Ofeo ed Euridice (mit Fineschi, Christoff, Dirigent F. Scaglia)

    02.11.1958 RAI Milano Cavalli-"Didone", (u.a. mit Clara Petrella, Laura Londi, Renato Cioni, Italo Tajo, Dirigent Alfredo Simonetto)

    03.01.1959 RAI Milano Salvatore Orlando "Arlecchino Re"

    09.07.1959 RAI Torino Nino Rota "La Notte di un Nevrastenico"

    11.06.1960 RAI Roma Paul Dessau-"Das Verhör des Lukullus" (Dirigent Bruno Maderna)

    21.05.1961 RAI Napoli F. Provenzale "Lo Schiavo di sua moglie" (Dirigent Mario Rossi, u.a. mit Fiorenza Cossotto)


    In seinen Annotationen erwähnt Maurizio Tiberi, die Diskographie Albaneses umfasse circa 150 Titel (!), er wolle sie in einer zweiten Albanese gewidmeten CD auflisten. Ob diese je erschienen ist weiß ich nicht.


    Viele Grüße

    Otello50

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  • Lieber La Roche,

    die Stretta kann eigentlich jeder Tenor singen, der laut genug ist und ein hohes "c" hat. Und ja, ich bevorzuge eher "Filigrantechniker".


    Aber damit soll es auch genug sein, sonst kommen wir zu weit vom Thema ab.


    Es grüßt Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Eine wirklich hochinteressante Zusammenstellung, lieber Otello50. Da "Der Freischütz" erschienen ist, kann ja auch noch anderes kommen ... Ich würde mich freuen.


    Orfeo: Schön, dass du dich meldest. Danke für die tollen Fotos!

  • Liebe Mme. Cortese,


    auch ich habe nichts gegen Filigrantechniker. Als Romeo, Rodolfo, als Alfred uva. Aber deswegen haben auch Filipeschi oder Poggi ihre Daseinsberechtigung. Ob sie immer die bestmöglichen Rollen gesungen haben, das sei dahingestellt. Und damit zurück zum Thema.

    Ich muß gestehen, Albanese nicht sehr oft gehört zu haben. Ich finde ihn aber in der Traviata so schlecht nicht, ich kenne die von Chrissy eingestellte Aufnahme auch, gebe allerdings zu, daß mir Bergonzi als Alfred besser zusagt, z.B. mit Joan Sutherland. Aber Wunschpartner gab und gibt es eben nicht immer. Und die gute Maria Callas mag ich auch nur bis Ende der 50-er Jahre.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo,


    mir persönlich scheint schon der Titel dieses Threads "Lieblingspartner der Callas" nicht zielführend zu sein.

    Wenn es einen Tenor-Favoriten von Maria Callas gegeben hat, so war das ganz sicher nur einer: Giuseppe Di Stefano, ihr "geliebter" Pippo! Natürlich hat es auch Kräche mit ihm gegeben, weil er alles andere als ein disziplinierter Sänger war, aber wenn man den Biographen glauben darf, so hat die beiden nicht nur der Gesang verbunden, sie standen sich auch persönlich sehr nahe (wie nahe, darüber kann man trefflich spekulieren).

    Hinzu kam, daß sowohl Callas als auch Di Stefano vertraglich an EMI gebunden waren, so daß die meisten der berühmten Opern-GA der 1950er Jahre diese beiden als Traumpartner vorzeigen konnten. Albanese gehörte nicht zum "EMI-Stall", er hat aber, wie bereits gesehen, häufig auf der Bühne mit Callas gesungen. Das sagt aber nichts darüber aus, ob er einer ihrer "Lieblingspartner" war.

    Mario Filippeschi, der den Pollione in Callas´erster "Norma"-Einspielung sang, bietet kein ungetrübtes Hörvergnügen. Da wäre sicherlich Mario del Monaco, der ja auch in "Norma" häufiger mit ihr auf der Bühne stand, die bessere Wahl gewesen. Leider war der aber schon exclusiv an Decca gebunden.

    Liebe Mme Cortese,


    was Mario Flilippeschi angeht, so bin ich ganz Deiner Meinung. Ich habe mir deshalb (auf CD) auch nur die zweite Callas-Aufnahme von 1960 zugelegt, obwohl ich auch Franco Corelli alles andere als optimal empfinde, aber besser als Filippeschi ist er allemal. Da nehme ich auch gerne in Kauf, daß Maria Callas in ihrem Stereo-Remake von 1960 stimmlich nicht mehr ganz auf der Höhe war. Beide Studio-Aufnahmen der NORMA haben ihre Schwächen, aber insgesamt ziehe ich die jüngere vor. Um Mario del Monaco habe ich immer einen weiten Bogen gemacht. Er hatte zwar gutes Stimmaterial, aber sein Dauerforte ging mir mächtig auf die Nerven.


    Doch zurück zu ALBANESE und LA TRAVIATA: Wie schon weiter oben ausgeführt, sind natürlich in der Rolle des Alfredo sowohl Carlo Bergonzi als auch Alfredo Kraus um Klassen besser, aber ich finde, daß Albanese nicht die schlechteste Wahl war, im Jahr 1953, als diese beiden wahrscheinlich noch gar nicht in Frage kamen. Bergonzi hatte sich zu diesem Zeitpunkt gerade vom Bariton zum Tenor "gemausert".


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Nichts für ungut!

    Liebe (Lieber???) Mme. Cortese

    Alles gut, alles kein Problem. Jeder soll und darf selbstverständlich seine Meinung, seine Ansicht und seinen Geschmack haben.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Was ist denn das Ziel?

    Lieber greghauser,


    da Du mich so zielführend fragst, will ich Dir auch eine zielführende Antwort geben.


    Ich hätte natürlich statt "zielführend" auch "fragwürdig" oder ähnlich schreiben können, aber zielführend wäre in diesem Fall, wenn Du statt etlicher gemeinsamer Auftritte im "La Fenice" eine Aussage von Maria Callas angeführt hättest, daß sie tatsächlich Albanese als Tenorpartner besonders geschätzt bzw. anderen vorgezogen hat.


    Ich habe viel von und über Maria Callas gelesen, u.a. die sehr umfangreiche und detaillierte Biographie von Jürgen Kesting, aber nirgends gibt es einen Hinweis, daß die Callas irgendwann einmal Albanese als ihren Wunschpartner bezeichnet hätte. Vielmehr war es Giuseppe Di Stefano, den sie liebevoll "Pippo" nannte, der während ihrer besten Jahre sowohl auf Platte als auch auf der Bühne ihr bevorzugter Tenor war. Auch mit ihm gab es jede Menge Ärger, wenn er wieder einmal zu spät, unvorbereitet oder gar nicht zu einer Probe erschien. Di Stefano war ziemlich unberechenbar, aber Callas verzieh ihm manches, was sie bei anderen nicht hätte durchgehen lassen.


    Es ist bekannt, daß Maria Callas auch privat ein sehr gutes Einvernehmen mit dem einflußreichen EMI-Produzenten Walter Legge hatte. Wenn sie wirklich über die Maßen an Albanese interessiert gewesen wäre, so wäre es ihr sicher nicht sonderlich schwer gefallen, ihn via Legge bei EMI unterzubringen. Davon ist aber nirgends die Rede.

    Maria Callas hat im Laufe ihrer Karriere viele Tenorpartner gehabt, darunter auch ganz große Namen. Es ist bekannt, daß sie mit etlichen ihre Schwierigkeiten hatte, z.B. mit Kurt Baum, der vor allem in Mexiko häufig mit ihr gesungen hat. Das hatte aber vertragliche Gründe, denn von einem guten Verhältnis mit Callas konnte absolut keine Rede sein. Meist konnte sie sich ihre Bühnenpartner nicht aussuchen, dagegen standen Verträge, Emsemblesänger der einzelnen Häuser, die sich nicht gerne (oder nur bei entsprechender Entschädigung) von dem "Wunschtenor" der Primadonna verdrängen ließen, und auch selbstbewußte Intendanten, die selbst Weltstars beweisen wollten, wer im Haus das Sagen hatte.


    Kurz und gut: Francesco Albanese hat eine einzige Studioproduktion mit Callas gemacht, die weiter oben genannte LA TRAVIATA. Es gibt auf CD noch Mitschnitte von Iphigenie (Mailand) und Armida (Florenz), doch ansonsten ist zumindest die Ausbeute auf Tonträger dürftig. Albanese war sicher ein guter Tenor, aber er hat nie zur Weltklasse gezählt und ist über Italien hinaus kaum bekannt geworden. Wenn es nicht die wenigen Platten mit Callas gäbe, wäre er inzwischen so gut wie vergessen.


    Selbstverständlich kenne ich nicht sämtliche Äußerungen von Maria Callas über ihre diversen Gesangspartner. Vielleicht gibt es ja irgendwo ein Statement von ihr, das Deine Aussage untermauert.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino!

    Albanese war sicher ein guter Tenor, aber er hat nie zur Weltklasse gezählt und ist über Italien hinaus kaum bekannt geworden. Wenn es nicht die wenigen Platten mit Callas gäbe, wäre er inzwischen so gut wie vergessen.

    Das kann ich nur unterstreichen.

    In etwa habe ich mich auch dahingehend geäußert:

    Francesco Albanese ist sicher durch die Aufnahmen, in denen er neben der Maria Callas singt, unsterblich.

    Allerdings war er kein Partner auf Augenhöhe. Live habe ich ihn nie gehört. Seine Aufnahmen haben mich meist nicht wirklich überzeugt. Das Timbre empfinde ich trocken und wenig reizvoll. Jedoch will ich ihm nicht absprechen, dass er stets gut phrasiert und bemüht ist, mit einer gewissen Sensibilität den Sinngehalt der Phrasen aufzuspüren. Das gelingt ihm bei Verdi besser als bei Gluck. Bei Rossini ist er schlichtweg technisch überfordert.

    Wirklich erstaunlich finde ich, dass er hier eine so starke Aufmerksamkeit findet.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber nemorino,


    es scheint, als ob wir von verschiedenen Zielen ausgehen.

    Es geht doch nicht um die Callas und ihr Verhältnis zu ihren Partnern.

    Mein Ziel in einem Thread über Francesco Albanese ist es, den Tenor ein wenig herauszustellen. Der gute Name der Callas scheint dafür geeignet. Niemand wird bestreiten, dass der Lieblingspartner der Callas der auch von mir geschätzte Pippo bleibt. Dass Albanese ein Lieblingspartner der Callas war - dafür gibt es mehrere Indizien, beweisen kann ich allerdings nichts. Übrigens kann man mehrere Partner haben, mit denen man gerne zusammensingt und die dadurch zu einem Lieblingspartner werden. Dass die Callas an Albanese "über die Maße interessiert" gewesen sei, habe ich nicht behauptet. Man kann wohl auch innerhalb der Maße ein Lieblingspartner sein.


    Nun zu den Indizien: Ausgegangen bin ich von den Theaterzetteln im La Fenice und da ist Albanese wirklich signifikant oft ihr Partner gewesen. Das mag wohl auch an einer Bindung Albaneses an dieses Theater liegen. Wie auch immer - es ist mir stark aufgefallen.

    Außerdem hat er mit Callas auch in Mailand und Florenz gesungen.

    Nächstes Indiz: Albanese hat meines Wissens genau in einer Studioproduktion mitgewirkt. Und die ist ausgerechnet wieder mit der Callas (Traviata). Man hat ihn sonst nie ins Studio geholt. (Die hier eingestellten CD`s sind alle live).


    Noch eine Frage zu Maria Callas, lieber nemorino: Vor ca. zwei Jahren fand ich im Internet eine Liste, in der wohl alle ihre Bühnen-Auftritte angeführt waren. Nun hätte ich sie wieder gesucht. Kennst du sie, gibt es die noch?


    Lieber Caruso,


    wie gerade demonstriert gilt die Aufmerksamkeit dieses Threads ja nicht nur Albanese, sondern (leider) auch Maria Callas, Gianni Poggi oder Mario Filippeschi. Trotzdem finde ich es schön, dass man sich in diesem Forum über Leute wie Albanese austauschen kann. Mich persönlich interessiert das mehr als das 500. Statement zu den wesentlich berühmteren Kollegen. Auch viele deiner neuen Stimmen sind ja Nischenthemen. Es wertet das Forum sehr auf, dass all dies Platz hat. Albanese ist für manche Hörer eben ein wirklich guter Tenor, der in deren Augen (oder Ohren) diese Aufmerksamkeit verdient. Auch in meinen.

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