Nicht-HIP-Aufnahmen der Alten Musik

  • .... und bei uns zu Hause kam dann diese Platte regelmäßig auf den Teller:

    Lieber Nemorino,


    von I Musici gab es in meinem Elternhaus einige Platten - vielleicht war auch diese darunter! :)


    Bei Händel Wassermusik/Feuerwerksmusik muss ich sagen, tut sich NON HIP im Vergleich mit HIP schwer. Selbst solche schlankeren Aufnahmen wie die von Szell klingen eher nach Mozart als nach Händel. Genauso wenig wie mich ein Beethoven befriedigt, der wie die Feuerwerksmusik klingt mit Trommeln und Trompeten, ist das aber umgekehrt bei der Wassermusik der Fall, die sich wie eine Mozart-Symphonie anhört.


    Beim Stöbern stieß ich auf Pierre Boulez - da war mir gar nicht bewusst, dass er sich auch mit Händel beschäftigt hat. Interessant, wenn Jemand von der Neuen Musik kommt und sich mit Alter Musik beschäftigt:




    :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Selbst solche schlankeren Aufnahmen wie die von Szell klingen eher nach Mozart als nach Händel.

    Grundsätzlich stimme ich Dir zu, lieber Holger. Im Thread "HIP- oder Nicht-HIP" hat z.B. astewes eine Aufnahme der beiden populären Händel-Musiken mit dem Collegium aureum vorgestellt, einer frühen Vereinigung, die auf Original-Instrumenten spielte, und ich muß sagen, daß mir das außerordentlich gut gefällt. Dagegen sind die großformatigen Aufnahmen eines Szell, Karajan, die ja auch meist zu Bearbeitungen (Harty!) greifen, weniger transparent. Sie klingen halt feierlicher, aber das sollte dem persönlichen Geschmack des Hörers überlassen bleiben.


    Man sollte sich erinnern, daß Händel diese Musik für eine sommerliche Vergnügungsfahrt auf der Themse, die von König Georg I. veranstaltet wurde, bestimmt war. Wie groß oder klein das Orchester damals war, das auf dem Schiff beschäftigt wurde, ist nicht bekannt. Deshalb spielt für mich hier auch HIP oder nicht HIP keine entscheidende Rolle. Es war und ist gehobene Unterhaltungsmusik, im Barockstil, und die wird zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder in neuem, anderen Gewande erklingen.


    Vom Collegium aureum besitze ich u.a. eine wunderschöne CD mit diversen Weihnachtskonzerten, die meine frühere LP mit I Musici erfolgreich abgelöst hat:

    Weihnachtskonzerte - Collegium Aureum, Corelli, Tartini, Pez, Manfredini:  Amazon.de: Musik

    Die Konzerte von Giuseppe Tartini und Johann Christoph Pez, einem deutschen Komponisten, finde ich besonders reizvoll, auch, weil sie meist in einer solchen Zusammenstellung fehlen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zwei Exemplare aus meiner Sammlung möchte ich hier noch anführen, weil sie typisch sind für die Nicht-HIP-Aufnahmen der 1960/70er Jahre.


    Zunächst einmal diese Konzerte, die erstmals 1962 als LP auf den Markt kamen:

    Violinkonzerte 1 & 2/Doppelkonzert (Vinyl) [Vinyl LP]

    David Oistrach (Violine) und die Wiener Symphoniker, Dirigent: David Oistrach (Konzerte a-moll BWV 1041 und d-moll BWV 1042, und

    David & Igor Oistrach (Violine) mit dem Royal Philharmonic Orchestra, Dirigent: Sir Eugene Goossens (Aufnahmen: 1961/62, Wien und London).


    Die Fachschrift FonoForum schreibt über die Aufnahmen 1996: ".... es mag seltsam anmuten, im Augenblick einer Hochphase historisch-authentischer Aufführungspraxis ausgerechnet diese Aufnahmen russischer Geiger zu empfehlen, die nicht gerade bekannt sind für ihre tonliche Zurückhaltung. Doch das Spiel spricht für sich selbst: David und Sohn Igor Oistrach agieren mit großem, aber geschmackvoll dosiertem Ton, ohne Virtuosengehabe und aufgesetzte Gewichtigkeit in einer alten, aber - wie man sagt - 'zeitlos' angemessenen Darstellung. Besonders die getragenen Mittelsätze Bachs kommen ganz zu sich selbst ...."

    Wer sie noch heute hören möchte, dem wird mit dieser CD die Gelegenheit geboten:


    Der bei HIP-Freunden in Verruf geratene Karl Richter galt seit dem Beginn der LP-Ära (ca. 1950) als richtigweisender Wegbereiter der Musik von Johann Sebastian Bach. Nachdem er bereits für TELEFUNKEN/DECCA eine Reihe von Aufnahmen in Mono vorgelegt hatte, begann er Anfang der 1960er Jahre, u.a. zahlreiche Kantaten und sonstige Chorwerke des Komponisten für die DGG einzuspielen, mit hervorragenden Solisten. Hier als Beispiel diese CD:


    J. S. Bach: Magnificat BWV 243 / Kantate 140

    mit Aufnahmen aus den Jahren 1961 (Kantate BWV 140) und 1978 (Magnificat BWV 243).

    Neben den auf dem Cover genannten Solisten wirken mit der Münchener Bach-Chor und das Bach-Orchester München.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Grundsätzlich stimme ich Dir zu, lieber Holger. Im Thread "HIP- oder Nicht-HIP" hat z.B. astewes eine Aufnahme der beiden populären Händel-Musiken mit dem Collegium aureum vorgestellt, einer frühen Vereinigung, die auf Original-Instrumenten spielte, und ich muß sagen, daß mir das außerordentlich gut gefällt. Dagegen sind die großformatigen Aufnahmen eines Szell, Karajan, die ja auch meist zu Bearbeitungen (Harty!) greifen, weniger transparent. Sie klingen halt feierlicher, aber das sollte dem persönlichen Geschmack des Hörers überlassen bleiben.

    Lieber Nemorino,


    das Collegium aureum gefällt mir auch sehr gut - siehe den anderen Thread! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

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    Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern

    MISSA SALISBURGENSIS (FESTMESSE FÜR 53 STIMMEN)

    St. Ruperti Hymnus "Plaudite tympana"


    1. Solistenquartett: Ilona Steingruber, Hanne Münch, George Maran, Otto Wiener

    2. Solistenquartett: Mary Gimmi, Luise Haager-Gruber, Kurt Wehofschitz, Emil Siegert

    3. Solistenquartett: Gertrude Stieger, Margarethe Filipp, Günther Schmid, Franz Heuschober

    4. Solistenquartett: Luise Leitner, Luise Leitner, Kajetan Schmidinger, Joseph E. Lassner


    Franz Sauer, Orgel


    Salzburger Domchor

    Mozarteum-Orchester

    Wiener Symphoniker

    Dirigent: JOSEPH MESSNER


    Aufnahme: Dom zu Salzburg, 29. Juni 1952


    LP Philips A 00622 R / A 00623 R

    LP Epic LC 3035

    Digital Jube 1268


    Die im 19. Jahrhundert wiederentdeckte "Missa Salisburgensis", entstanden 1682 anlässlich der 1100-Jahr-Feier des Erzbistums Salzburg, wurde lange fälschlicherweise dem italienischen Komponisten Orazio Benevoli zugeschrieben und auf 1628 datiert. Erst 1975 konnte sie eindeutig Heinrich Ignaz Franz Biber zugeordnet werden. Der Salzburger Domkapellmeister Joseph Messner (1893-1969) setzte sich mit seinen Domkonzerten u. a. auch für diese Komposition ein. Diese Weltersteinspielung der Messe entstand im Jahre 1952 und wurde bei Philips und Epic auf LP aufgelegt. Der interpretatorische Ansatz unterscheidet sich freilich fundamental von späteren Einspielungen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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    Johann Christian Bach

    Sinfonia für Doppelorchester D-Dur op. 18 Nr. 3*


    Wilhelm Friedemann Bach

    Sinfonia für zwei Flöten und Streicher d-Moll F. 65


    Carl Philipp Emanuel Bach (arr. Maximilian Steinberg)

    Concerto für Orchester D-Dur


    Philadelphia Orchestra
    Dirigent: EUGENE ORMANDY

    Aufnahme: Broadwood Hotel, Philadelphia, 17. März 1957 & 31. Jänner 1960*


    Die Bach-Söhne, an der Schwelle vom Spätbarock zur Klassik, standen lange Zeit bloß am Rande des Interesses, diskographisch waren sie in Vor-HIP-Zeiten kaum erfasst. Ein paar erfreuliche Ausnahmen gibt es indes, da sich etwa der ungarisch-amerikanische Dirigent Eugene Ormandy, seinerzeit Chefdirigent des Philadelphia Orchestra, einiger ihrer Werke annahm. Berücksichtigt sind Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel und Johann Christian Bach mit jeweils einem sinfonischen Werk, dargeboten im luxuriösen Breitwand-Sound der "Phillies".


    LP Columbia Stereo MS 6342 (1962)

    CD Sony MH2K62345 (1996)

    CD Sony 88697279872 (2008)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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    Jeremiah Clarke (arr. Sir Henry Wood)

    Trumpet Voluntary


    Georg Friedrich Händel (arr. Sir Hamilton Harty)

    Feuerwerksmusik-Suite

    Wassermusik-Suite*


    Johann Christian Bach

    Sinfonia B-Dur op. 18 Nr. 2

    Sinfonia D-Dur op. 18 Nr. 4


    Concertgebouw-Orchester Amsterdam

    London Philharmonic Orchestra*

    Dirigent: EDUARD VAN BEINUM


    Aufnahme: Kingsway Hall, London, 5. Mai 1950 (Händel: Wassermusik); Großer Saal, Concertgebouw, Amsterdam, 19. Mai 1952 (Clarke; Händel: Feuerwerksmusik), 6.-7. Oktober 1958 (J. C. Bach)


    LP Decca LX 3096 (1953)

    LP Decca LXT 2792 (1953)

    LP Philips G05378R (1959)

    CD Decca Eloquence 482 5557 (2017)


    Eine CD-Premiere erfuhr eine Nicht-HIP-Einspielung zweier weiterer Sinfonien von Johann Christian Bach vor ein paar Jahren in der verdienstvollen Reihe Australian Eloquence. Diese frühen Stereo-Produktionen wurden ergänzt durch klanglich eingeschränkte Mono-Aufnahmen der beiden Händel/Harty-Suiten und die bekannte Trompetenfanfare von Clarke in der Bearbeitung von Wood.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In der Geschichte der Barockmusik gibt es ja zwei besonders berühmte Entdeckungen und Bearbeitungen: Mozarts Neufassung des Messias und Mendelssohns Wiederaufführung der Matthäuspassion. Diese habe ich vor einigen Jahren in Duisburg gehört, aufgeführt von den beiden Ensembles von Christoph Spering, dazu Solisten. Die Mozart-Version des Messias meine ich, mal in Auszügen gehört zu haben. Vlieeleicht weiß einer mehr.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Zitat von Dr. Pingel

    Die Mozart-Version des Messias meine ich, mal in Auszügen gehört zu haben. Vlieeleicht weiß einer mehr.

    Hallo Dottore, Der Messias (Händel, arr. Mozart)


    von der Mozart Fassung gibt es div. Aufnahmen eine der letzten ist wohl diese.....

    .....ich pers. mag diese deutsch gesungenen Aufnahmen schlichtweg nicht, obwohl ich das schon mitsingen musste 8)!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Mit der deutschsprachigen Mozart-Bearbeitung des "Messias" von Händel (als KV 572) kam ich schon früh in Berührung. Es handelte sich um die Einspielung von Mackerras für Archiv (1974), die wohl bis heute die beste Besetzung vorzuweisen hat (Edith Mathis, Birgit Finnilä, Peter Schreier, Theo Adam). Diese Bearbeitung hat schon ihre Meriten, da hier ein Meister am Werke war. "Warum entbrennen die Heiden" erweiterte Mozart beispielsweise überzeugend zur Da-capo-Arie. Auch gewisse "Verbesserungen" in der Orchestrierung sind kaum abzustreiten. An Einspielungen gibt es mittlerweile keinen Mangel, wobei nur die frühesten wirklich in die Kategorie "Non-HIP" fallen. Der hier schon genannte Salzburger Domkapellmeister Josef Messner spielte die Mozart-Fassung 1950 für das Label Remington ein (R-199-69-I/II/III). Klanglich ist das alles andere als ein Genuss. Ich würde nach wie vor zu Mackerras (mit Chor und Symphonieorchester des ORF) raten.


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Lieber Joseph II.,


    die Mackerras-Aufnahme mit Mozarts Bearbeitung des MESSIAS steht seit vielen Jahren in meiner Sammlung, nicht nur, weil sie

    die wohl bis heute die beste Besetzung vorzuweisen hat

    sondern auch der Dirigent sowie Chor und Orchester des ORF liefern großartigen Leistungen ab. Eine Aufnahme, die jedem Mozart- und Händel-Freund, zumindest zum Kennenlernen, empfohlen sei.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Auf dem Papier ist der Mackerras-Messias gut besetzt, aber so richtig überzeugt er mich nicht, finde ihn aus verschiedenen Gründen ziemlich bräsig. Sogar im nicht-hip-segment gibt es meiner Meinung nach bessere Mozart-Messiasse, zum Beispiel Corboz


    Er hat Jehova gesagt!

  • Heute möchte ich an dieser Stelle an eine alte, verdienstreiche Aufnahmeserie erinnern, deren erste LP-Ausgaben zu Beginn der Stereozeit erstmals auf den Markt kamen. Ihr Titel war "MUSIK IN ALTEN STÄDTEN UND RESIDENZEN". Hier das Cover einer Erstausgabe dieser Reihe, übrigens die einzige der Reihe, deren Aufnahmen bis in die Vorklassik vordringen:

    Musik In Alten Städten und Residenzen 6 LP-Box | eBay

    Die 30 cm-Platten erschienen auf dem EMI-Label COLUMBIA und waren prall gefüllt mit "Alter Musik". Allerdings zeigt die Liste der mitwirkenden Künstler und Ensembles deutlich an, daß es sich nicht um HIP-Aufnahmen handelt. Illustre Namen wie Pilar Lorengar, Lisa Otto, Sieglinde Wagner, Hermann Prey, Theo Adam (Sänger), Karlheinz Zoeller (Flöte), das Drolc-Quartett, der Günther-Arndt-Chor, der St. Hedwigs-Chor Berlin, der RIAS-Kammerchor, der Windsbacher Knabenchor, das Kammerorchester des Saarländischen Rundfunks, die Camerata Academica des Salzburger Mozarteums, Berliner Philharmoniker & - Symphoniker, Dirigenten wie Hans von Benda, Wilhelm Brückner-Rüggeberg und Karl Forster tauchen auf, sie alle musizieren mit Herzblut und Hingabe, aber alles bewegt sich im Rahmen der zur Zeit der Aufnahmen vorherrschenden Konvention..

    Nach Abschluß der Serie und dem langsamen Verschwinden der Einzelplatten gab die EMI Ende der 1980er Jahre eine Sammelbox mit insgesamt 19 LPs heraus, in der alle Aufnahmen enthalten waren. Im wesentlichen handelt es sich, von Venedig abgesehen, um Städte aus dem deutschen Kulturraum. Auch diese Ausgabe ist inzwischen vergriffen:

    MUSIK IN ALTEN STÄDTEN UND RESIDENZEN [19 LPs - Box-Set]


    Im Jahr 2013 erinnerte man sich endlich dieser alten Serie und brachte immerhin eine 10 Städte umfassende Auswahl als 10-CD-Box auf den Markt:


    Musik In Alten Städten & Residenzen (2013, CD) - Discogs


    Heutzutage sicher eine Sammlung, die nur für spezielle Käufer interessant sein dürfte. Doch auch diese Box ist m.W. nicht mehr in Handel. Auch gebraucht konnte ich sie nirgends auffinden. Merkwürdig finde ich, daß ausgerechnet die der Stadt München gewidmete LP mit dem Untertiel "Die Hofkapelle unter Orlando di Lasso" in der CD-Auswahl nicht berücksichtigt wurde.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • "MUSIK IN ALTEN STÄDTEN UND RESIDENZEN"

    Danke für die Erwähnung dieser wichtigen Reihe, die hier zurecht ihren Platz bekommt. Es ist wirklich schade, dass bei der CD-Veröffentlichung fast die Hälfte unterschlagen wurde. Eine verpasste Chance. Es bleibt zu hoffen, dass der neue Rechteinhaber Warner Classics hier nochmal nachlegt und alle 19 Platten als Box herausbringt. Gar so schlecht stehen die Chancen eigentlich nicht, sieht man sich die Veröffentlichungspolitik Warners in den letzten Jahren an.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auf dem Papier ist der Mackerras-Messias gut besetzt, aber so richtig überzeugt er mich nicht, finde ihn aus verschiedenen Gründen ziemlich bräsig. Sogar im nicht-hip-segment gibt es meiner Meinung nach bessere Mozart-Messiasse, zum Beispiel Corboz


    Corboz ist ja oft ein Geheimtipp, etwa auch bei Charpentier. Danke für Einbringung der Aufnahme. Es gibt noch eine eigentlich ziemlich überzeugende von Helmuth Rilling, die ich auch nicht als HIP einstufen würde:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Die Corboz Aufnahme habe ich mir eben herausgesucht,


    werde sie mir morgen anhören, gibt es nur noch gebraucht zu wenig günstigen Preisen. Habe sie in sehr guter Erinnerung.


    Kalli

  • Tatsächlich habe ich die von Harty (und evtl. obendrauf noch von Szell?) bearbeiteten Wasser- und Feuerwerksmusiksuiten bei mir gefunden. Solche Fassungen lassen einen verstehen, warum selbst Maazel vor knapp 60 Jahren beinahe als Quasi-HIP aufgefasst werden kann, sicher jedenfalls Richter, Wenzinger, Leppard u.a. Die ohnehin extrovertierten blechdominierten Sätze, sind bei Szell ganz o.k. Keine Ahnung, warum La rejouissance ganz gestrichen ist, vielleicht weil zu ähnlich der Ouverture. Siciliano/La paix streicherdominiert und schmalzig, gefällt mir überhaupt nicht. Die "Wassermusik" ist, wie schon mal geschrieben, höchstens ein Drittel des heute in den üblichen drei Suiten (oder eben anders sortiert) präsentierten Materials. Die "langsamen" Sätze wirken einigermaßen grotesk, weil diese Stücke nach heutigem Verständnis gar nicht langsam sind, mindestens einer davon wird inzwischen als Tanz gespielt.

    Dem Verschwinden dieser Fassungen weine ich keine Träne nach. Die Mozartsinfonie 34 auf derselben CD is ausgezeichnet, aber dass überhaupt jemand sich für Händel in diesen "viktorianischen" Gewändern interessiert hat, wundert mich beinahe.



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    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Positiv und für mich eher Proto- oder "Früh-HIP" sind dagegen für mich zB die Bach-Aufnahmen unter Raymond Leppard. Für mich nicht nur aus historischen Gründen, sondern einfach so gut anhörbare Bach-Lesarten. (Bei der h-moll-Flötensuite bevorzuge ich allerdings Solo-Besetzung, der folgen aber auch nicht alle HIP-Aufnahmen.) Eine eher unübliche kreative Abweichung ist die Einfügung eines langsamen Satzes in das 3. Brandenburgische Konzert (auf der Basis eines Kammermusiksatzes).


    (Ich habe die preiswerte Box unten oder eine Variante davon, aber es gab das alles in unterschiedlichen Kombinationen einzeln auf CD, bei den Violinkonzerten mit Grumiaux ist evtl. die spätere Aufnahme attraktiver, weil das Doppelkonzert dabei ist, das hier leider fehlt)


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    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Primär


    Besonders Albinoni (arr. Remo Giazotto) und Pachelbel sind recht breit orchestral angelegt

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

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    Johann Sebastian Bach

    ORCHESTERSUITEN NR. 1-4 BWV 1066-1069


    New Philharmonia Orchestra

    Dirigent: OTTO KLEMPERER


    Aufnahme: No. 1 Studio, Abbey Road, London, 16.-19. Sept. & 18. Okt. 1969 (Nr. 1), 17. Sept. & 6. Okt. 1969 (Nr. 2 & 3), 18. & 19. Sept. 1969 (Nr. 4)


    LP EMI Electrola Stereo C 163-02 102/3 (1971)

    CD EMI-TOCE-3296-97 (2000)

    CD EMI 2 48433 2 (2013)

    Großorchestral und mit gemessenen Tempi dargeboten vom damals bereits 84-jährigen Klemperer.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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    André Grétry

    Ballettsuite aus "Céphale et Procris" (arr. Felix Mottl)


    Jean-Philippe Rameau

    Ballettsuite (arr. Felix Mottl)


    Christoph Willibald von Gluck

    Ballettsuiten Nr. 1 & 2 (arr. Felix Mottl)


    Henry Purcell

    Suite aus "Abdelazer oder Die Rache des Mohren"


    Hartford Symphony Orchestra

    Dirigent: FRITZ MAHLER


    Aufnahme: Bushnell Memorial, Hartford, CT, April 1960 (Purcell), März 1961


    LP Vanguard Stereo VSD 2098 & Vanguard Stereo BGS 5032 (1961)

    CD Vanguard SVC-108 HD (1999)

    Die Bearbeitungen einiger Balllette aus dem Barock und der Vorklassik durch den Dirigenten Felix Mottl (1856-1911) sind heutzutage beinahe vergessen. Mottl hat die damals praktisch nicht mehr gespielte Musik zu Suiten für den Konzertgebrauch umgearbeitet und arrangiert. Die alte Vanguard-Einspielung in astreinem frühen Stereo könnte nicht besser sein. Der Dirigent Fritz Mahler (1901-1973), gebürtiger Wiener, war übrigens tatsächlich der Sohn eines Cousins von Gustav Mahler.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wo wir bei nicht-koscheren Arrangements Alter Musik sind:


    Gibt es eigentlich eine gute (Studio)aufnahme von diesem herrlichen Couperin (Arr. Milhaud) "La Sultane / Introduction et allegro"


    Er hat Jehova gesagt!

  • Es gibt offenbar exakt eine Studioaufnahme in Stereo:


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    Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

    Pierre Stoll
    um 1980

    Eine CD-Übernahme finde ich allerdings nicht.

    Ansonsten scheint Mitropoulos das Stück geschätzt zu haben. Es gibt zwei Aufnahmen (1945, 1952), leider beide klanglich nicht zufriedenstellend.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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    Georg Friedrich Händel

    Orgelkonzert B-Dur op. 7 Nr. 1


    Eric Chadwick, Orgel


    Georg Friedrich Händel

    Suite aus "Rodrigo" (arr. Lewis & Cranmer)*


    Georg Friedrich Händel

    Oboenkonzert Nr. 1 B-Dur^


    Evelyn Rothwell (Lady Barbirolli), Oboe


    Georg Friedrich Händel

    Suite aus "Xerxes" (arr. Hoffman)°


    Richard Lewis, Tenor


    Henry Purcell

    Suite für Streicher (arr. Barbirolli)#


    Hallé Orchestra

    (Valda Aveling, Cembalo)

    Dirigent: SIR JOHN BARBIROLLI


    Aufnahme: Whitworth Hall, Manchester University, 23. August 1958 (Orgelkonzert); Free Trade Hall, Manchester, *2. & 3. September, ^2. September & °3. September 1958 und #22. Juni 1956


    LP Pye CCL 30101 (1957)

    LP Pye CCL 30149 (1959)

    CD EMI CDM 7 63956 2 (1991)

    Eine weitere Platte mit Suiten aus Händel-Opern, wie man sie seinerzeit ab und an im Konzertsaal hören konnte. Tempi passati. Im Oboenkonzert hat man Sir John und Lady Barbirolli gemeinsam. Die CD zeichnet die Purcell-Werke fälschlicherweise als nur in Mono aus, indes ist alles in Stereo.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II,:


    ganz lieben Dank für die Einstellung einiger Raritäten, die selbst mir bisher nicht bekannt waren.


    Inzwischen habe ich bei mir ein bißchen gestöbert, und dabei ist mir diese Aufnahme in die Hände gefallen:

    Zino Francescatti - Bach's Instrumental Works - Discography

    mit Zino Francescatti (Violine) und den Festival Strings Luzern, Leitung: Rudolf Baumgartner (Aufnahme: 1971, Luzern).


    Deutsche Grammophon LP: 2530242 / CD: 429151-2


    Die CD-Ausgabe befindet sich in meiner Sammlung:

    Violinkon.1+2/Doppelkon.B.1034

    Der heute schon beinahe in Vergessenheit geratene französische Weltklassegeiger Zino Francescatti (1902-1991) ist hier als Bach-Spieler zu hören, eine seltene Gelegenheit. Der Künstler ist vor allem durch seine Aufnahme des Beethoven-Konzerts op. 61 unter Bruno Walter von 1959 (STEREO) in Erinnerung geblieben, obwohl er auch ansonsten großartige Einspielungen hinterlassen hat.

    Die Bach-Konzerte BWV 1041, 1042 und 1043 (mit Régis Pasquier als 2. Geiger) spielt der Franzose mit Eleganz und schlankem Ton, und das Luzerner Festspielorchester begleitet in kleiner Besetzung ausdrucksvoll. Eine Aufnahme, die jeden Nicht-HIP-Hörer und erst recht jeden Francescatti-Verehrer auch heute noch überzeugen dürfte.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Eine feste Größe im ELECTROLA-Katalog der 1950/60er Jahre waren die Virtuosi di Roma unter der Leitung von Renato Fasano. Zahlreiche Aufnahmen geben davon Zeugnis. Die bekannteste war wohl diese:

    VIVALDI VIRTUOSI DI Roma Sterzo Renato Fasano? Le Quattro Stagioni EUR  33,93 - PicClick IT VIVALDI: Die vier Jahreszeiten


    ELECTROLA E 90099 (Mono) / STE 90099 (Stereo).


    Eine weitere war damals ebenfalls sehr begehrt:

    Corelli, Virtuosi Di Roma, Renato Fasano – 4 Concerti Grossi Op. 6 (Vinyl)  - Discogs CORELLI: 4 Concerti Grossi op. 6


    In Deutschland wurde die LP von der Kölner ELECTROLA veröffentlicht: SME 91285 (Stereo).

    Nicht vergessen werden sollte auch diese historische Aufnahme zweier r Künstler, die den meisten Musikfreunden heute vor allem als Mozart-Spieler im Gedächtnis geblieben sind:

    Clara Haskil, Geza Anda, J. S. Bach, W. A. Mozart – Konzerte Für Zwei  Klaviere Und Orchester (Vinyl) - Discogs   Klavierkonzerte - Haskil, Anda, Galliera, Pol, Bach, Mozart, Beethoven:  Amazon.de: Musik


    J.S. BACH: Konzert für 2 Klaviere und Orchester C-Dur, BWV 1061


    Clara Haskil und Géza Anda (Klavier), mit dem Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Alceo Galliera (Aufnahme: 4/1956, Abbey Road Studios, London).


    Aufnahme: LP COLUMBIA C 90519 (Mono), CD EMI CDH 763492 2 (Mono).


    Eine Rarität, arbeiteten die beiden doch auf Schallplatte m.W. nur für diese Aufnahme zusammen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Und hier noch eine Schallplatte, die sich in meiner Jugend lebhaften Zuspruchs erfreute:

    Dietrich Fischer-Dieskau Singt Arien Und Kantaten Von Johann Sebastian Bach  | LP von Johann Sebastian Bach

    Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton) singt Arien aus Bach-Kantaten -

    mit dem Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin & den Berliner Philharmonikern, Dirigent: Karl Forster (Aufnahme: 1959, Berlin).


    ELECTROLA E 90022 (Mono) / STE 91009 (Stereo)


    Hier der Inhalt der LP: "Herr, so du willst" (aus Kantate Nr. 73), "Doch weichet ihr tollen, vergeblichen Sorgen" (aus Kantate Nr. 8), "Der Friede sei mit dir" (aus Kantate Nr. 158), Ächzen und erbärmlich Weinen - So sei nun, Seele" (Arie und Schlußchoral aus Kantate Nr. 13), "Ja, ich halte Jesum feste - Meinen Jesum laß ich nicht" (Arie und Schlußchoral aus Kantate Nr. 157), "Es ist vollbracht - Jesu, deine Passion ist mir lauter Freude" (Arie und Schlußchoral aus Kantate Nr. 159).


    Die Platte war ein typisches Produkt dieser Zeit, einmal bestimmt für die Freunde des Sängers, und zum anderen für Musikfreunde, die zumindest wichtige Teile des Bachschen Kantatenwerks kennenlernen wollten.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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    Georg Friedrich Händel

    Große Szenen aus "ATHALIA"


    Athalia, Queen of Judah ….......................... Rita Shane, Sopran

    Joad, High Priest …..................................... Beverly Wolff, Mezzosopran

    Josabeth, his wife ….................................... Arleen Auger, Sopran

    Abner, captain of the Jewish forces …........... Raymond Michalski, Bass

    Joas, King of Judah …................................. Patricia Guthrie, Sopran


    Martin Isepp, Cembalo

    Richard Harand, Cello

    Georg Binkau, Kontrabass

    Robert Scholz, Orgel

    Josef Spindler, Trompete

    Franz Opalensky, Flöte


    Wiener Akademie-Kammerchor

    Chorleiter: Franz Xaver Meyer


    Orchester der Wiener Volksoper

    Dirigent: STEPHEN SIMON


    Aufnahme: Wien, 1973


    LP RCA Stereo ARL1-0083 (1973)

    bisher nicht auf CD veröffentlicht

    Die Weltersteinspielung dieses frühen Oratoriums.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Damit dieser von Joseph II. angestoßene Thread nicht ganz ins Hintertreffen gerät:

    Kantate Nr. 140: Wachet auf, ruft uns die Stimme by Gewandhausorchester /  Thomanerchor / Kurt Thomas / Elisabeth Grümmer / Marga Höffgen /  Hans-Joachim Rotzsch / Theo Adam (EP, Baroque Music): Reviews, J.S. BACH: Kantate BWV 140 "Wachet auf, ruft uns die Stimme"

    Elisabeth Grümmer (Sopran), Hans-Joachim Rotzsch (Tenor), Theo Adam (Baß),

    Thomanerchor und das Gewandhausorchester Leipzig, Dirigent: Thomaskantor Kurt Thomas (Aufnahme: Leipzig, Thomaskirche, ca. 1959).


    LP: ELECTROLA E 60568 (Mono), STE 60658 (Stereo)


    Auf CD wiederveröffentlicht von BERLIN Classics (Bestell-Nr. 00920328C):

    Kantaten BWV 71, 111, 140

    zusammen mit den Kantaten BWV 111 (Was mein Gott will) und BWV 71 (Gott ist mein König).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Fritz Ganss war Produzent der Forster-Aufnahmen; bei den Leipziger Einspielungen waren Ganss und Dieter-Gerhardt Worm Co-Produzenten ("Musikregie").

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