Die LP wird 75

  • Das kann allenfalls beim Dynamikumfang der Fall sein, den man allerdings bei der alten Analogtechnik natürlich ohnehin nicht so einfach einstellen konnte wie heute.

    Das mag sein; allerdings kam Schulze aus dem Bereich elektronischer Musik und war dafür bekannt für seine unglaublichen Klangkollagen und -erzeugnisse. Da ging es nicht unbedingt um die Wiedergabe analog erzeugter und insofern bekannter Klänge sondern um Neugeschaffenes. Die Anlagen von Schulze müsseneineunglaubliche Dynamik gehabt haben , was sich so in einem normalen Wohnumfeld nicht hätte umsetzen lassen und wohl auch an den durchchnittlichen Klangketten gescheitert wäre. Eine Crux war sein intensiven Bässe, die bei LP zu Rillenausschlägen geführt hätten, die es unmöglich gemacht hätten, ein 30 min Stück aufeine Plattenseite zu pressen. Folglich wurde beim Masterband ein Sound erzeugt, der rillen- und wohnzimmertauglich war. Als die Platte "X" dann auf CD erschien, klang die LP besser als das der dünne Sound des Silberlings. Bis vor wenigen Jahren ein Freund Schulzes die alten Bänder so, wie ursprünglich gedacht, digitalsierte und veröffentlichte. Diese Musik, so möchte man meinen, hat auf das Medium CD gewartet, das ist so mit der Plate nicht zu machen.


    aber man kann doch nicht ernsthaft behaupten, dass man heute im Allgemeinen auf Analogband aufnimmt, dann digitalisiert und wieder rück-analogisiert.

    Wahrscheinlich auch hier nicht im Klassik-Sektor. Angeblich gibt es auch schon Computerprogramme, die diese Programm simulieren, aber genau das Verfahren wurde wurde von einem Plattensammler auf Deutschlandfunk beschrieben. Ich suche mal nach dem Link zur Sendung.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Du meinst, Christians Prognose ist schon eingetreten, und digitale Billigkameras werden nicht mehr produziert?

    Da haben wir offenbar zwei verschiedene Begriffe von "Digitalknipse" verwendet, ich meinte die Handys, Du anscheinend Kompaktkameras.


    Ich vermute, daß Kompaktkameras mittelfristig gegen die Handys verlieren, wenn man bei amazon danach sucht, scheinen die Angebote schon ein paar Jahre zu existieren. Neue Kameras, die dann wieder besser sind als die Handys, werden, wie ich es verstanden habe, als "Bridgekameras" vermarktet.

  • Wahrscheinlich auch hier nicht im Klassik-Sektor. Angeblich gibt es auch schon Computerprogramme, die diese Programm simulieren, aber genau das Verfahren wurde wurde von einem Plattensammler auf Deutschlandfunk beschrieben. Ich suche mal nach dem Link zur Sendung.

    Das ganze klingt etwas nach historisch infomierter Tonmeisterpraxis :). Ich frage mal unsere Tonmeister-Profs.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Da haben wir offenbar zwei verschiedene Begriffe von "Digitalknipse" verwendet, ich meinte die Handys, Du anscheinend Kompaktkameras.

    Stimmt, Du hattest ja vom Galaxy 23 Ultra geschrieben, das ist ja keine Kamera sondern ein Handy. Ich meinte mit "billigen Digitalknipse" aber die Kompaktkameras, so in der Klasse bis maximal 200 Euro. Die sind wie gesagt schon fast vom Markt verschwunden.


    Ich vermute, daß Kompaktkameras mittelfristig gegen die Handys verlieren, wenn man bei amazon danach sucht, scheinen die Angebote schon ein paar Jahre zu existieren. Neue Kameras, die dann wieder besser sind als die Handys, werden, wie ich es verstanden habe, als "Bridgekameras" vermarktet.

    Bridgekameras sind "gehobene" Kompaktkameras ohne Spiegel und mit fest eingebautem Objektiv, das zwar meist über einen großen Brennweitenbereich verfügt, der allerdings in aller Regel nicht in den extremen Weitwinkelbereich reicht. Wäre nichts für mich. Wenn ich im Lotto gewinne (wozu ich allerdings erst einmal spielen müsste), kaufe ich mir die Nikon Z8, die beinahe dasselbe kann wie die Z9, aber kompakter und billiger ist (schlappe 4600 Euro ohne Objektiv). Bis dahin muss ich mich mit meiner D500 begnügen.

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  • Da hast Du ja was angerichtet: bei sehr vertrauenswürdiger Quelle in Köln steht einer mit SME-Arm für günstig Geld. Mit dem Gerät könnte ich CS 5000 und PS 500 gleichzeitig ersetzen. Ich grüble......


    Lieber Thomas,


    da würde ich an Deiner Stelle zuschlagen mit dem Gebrauchtgerät, wenn Du eine günstige Gelegenheit hast! Wie sagt man so schön (nach Gorbatschow): Wer zu spät kommt... ^^ Ich hatte damals das Glück, den Plattenspieler über den Vater eines Schulkameraden zum Großhandelspreis zu bekommen. Preis damals (regulär) 1448 DM für den Plattenspieler mit SME-Tonarm und 600 DM für das Dynavector Karat Rubin. Dynavector Tonabnehmersysteme gibt es immer noch... :)


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Aus Nostalgie habe ich mal nach dem Dynavector Karat geschaut - damals mit dem Thorens TD 126 MK III zusammen gekauft. Da ich 40% (!) Rabatt für Plattenspieler und Abtastsystem bekam, konnte ich mir diesen Luxus damals leisten. Allerdings war mein Budget für meine erste Hifi-Anlage damit - dazu kam der schöne Yamaha-Vollverstärker A1 für 1500 DM - aufgebraucht, so dass es für Lautsprecher nicht mehr langte. Also kaufte ich mir das berühmte Stax-Kopfhörerset SR 44 für 340 DM, womit ich für mindestens 1 Jahr hörte, bis ich mir dann dazu Regalboxen kaufen konnte. Qualität war mir wichtiger als eine komplette Anlage. ^^


    Hinter Dynavector steht ein japanischer Hifi-Pionier, Dr. Noburo Tominari, der 2002 verstarb. Stereoplay veröffentlichte 1980 einen Vergleichstest (die dämlichen Kommentare von einem typischen Besserwisser kann man ja überlesen! ^^ ), wo das Dynavector Karat (Nadel und Stift aus einem kompletten Diamanten) sehr gut abschnitt. Das konnte ich mir natürlich nicht leisten, sondern nur das "preiswerte" Karat Rubin. Da sitzt der Diamant auf einem Rubinstift.


    http://www.hifimuseum.de/abtaster-vergleich-sp1980-01.html


    Das Dynavector Karat gibt es heute noch - natürlich weiterentwickelt - hier ein Testbericht, wo auch schön die Geschichte von Dynavector und die technischen Besonderheiten erzählt werden:


    https://www.fidelity-online.de/dynavector-karat-dv-17dx/


    dynavector-karat-17-dx-mc-tonabnehmer-3-770x578.jpg


    Thomas dürfte das hier interessieren (Auszug aus fidelity-online s.o.!) ;) :


    Doch die Spielfreude und Räumlichkeit ist keineswegs das einzige Talent des runderneuerten Klassikers. Auch der Micro-Ridge-Schliff überzeugt auf ganzer Linie. Er wirkt nie lästig, erträgt auch ältere Schallplatten, die vielleicht schon den einen oder anderen Kratzer erlitten haben, und erfreut stets mit einer sehr nebengeräuscharmen Wiedergabe. Der beinahe wie mit dem Lineal gezogene Frequenzgang, auf den Dynavector mit Stolz hinweist, lässt schon erahnen, dass sich dieser Tonabnehmer weitgehend jeglicher tonalen Einmischung enthält. Folgerichtig ist er als musikalischer Tausendsassa einzuordnen, der kein Musikgenre bevorzugt oder vernachlässigt.


    Der Frequenzgang ist wirklich wie mit dem Lineal gezogen. Damals bekam man mit dem System einen Messschrieb von Dynavector, der das auch eindeutig belegte! Das ist vielleicht heute noch so. :)


    Zum Tonarm SME 3009 III (mit Thorens-Erläuterung!)


    https://www.hifi-wiki.de/index.php/SME_3009/III


    l9264-0-l9264.jpg


    Schöne Grüße

    Holger

  • Irgendwie gehöre ich zur falschen Generation. Mir ist unverständlich, wie man für einen Plattenspieler 5000,- Euro oder mehr ausgeben kann, genauso verstehe ich nicht, daß Jugendliche lieber in mehr oder weniger kurzen Abständen ein Handy für 1500,- Euro kaufen als es für vernünftige Investitionen zu verwenden. Aber ich brauche nicht alles zu verstehen, ist besser so.

    Ich habe es bis heute geschafft, kein Handy zu besitzen, und ich vermisse auch nichts. Eben 60+ und weiße Haare (die letzten davon). Und zur Sparsamkeit erzogen als Nachkriegskind in der DDR.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Irgendwie gehöre ich zur falschen Generation. Mir ist unverständlich, wie man für einen Plattenspieler 5000,- Euro oder mehr ausgeben kann,

    Menschen, die so viel Geld für Plattenspeiler ausg[e|a]ben waren damals wie heute Freaks. Allerdings geben heute nur noch Freaks Geld für Plattenspieler aus.


    Die Generation heute hat ein anderes Verhältnis zu Besitz. Smartphones für 1500,- Euro haben eine Verfallszeit, die man vor 30 jahren nicht akzeptiert hätte. Unsere Betriebssysteme werden jährlich erneuert und brauchen durchgehend mehr Leistung, so dass sicher im drei Jahres-Rhythmus ersetzt wird. Autos kann man heute abonnieren, wenn man sie braucht. Zeiten ändern sich .... Leistung wird heute anders bewertet als in meiner Jugend.


    Ich habe es bis heute geschafft, kein Handy zu besitzen, und ich vermisse auch nichts. Eben 60+ und weiße Haare (die letzten davon). Und zur Sparsamkeit erzogen als Nachkriegskind in der DDR.

    60+ bin ich auch. Trotzdem ist für mich ein Smartphone obligatorisch. Das hängt vielleicht auch mit den Tätigkeiten zusammen.

  • Irgendwie gehöre ich zur falschen Generation. Mir ist unverständlich, wie man für einen Plattenspieler 5000,- Euro oder mehr ausgeben kann, genauso verstehe ich nicht, daß Jugendliche lieber in mehr oder weniger kurzen Abständen ein Handy für 1500,- Euro kaufen als es für vernünftige Investitionen zu verwenden. Aber ich brauche nicht alles zu verstehen, ist besser so.

    Ich habe es bis heute geschafft, kein Handy zu besitzen, und ich vermisse auch nichts. Eben 60+ und weiße Haare (die letzten davon). Und zur Sparsamkeit erzogen als Nachkriegskind in der DDR.

    Hier...


    https://gfu.de/markt-absatz-plattenspieler-vinyl/


    ... kann man lesen, dass 2019, 2020 der Absatz von Plattenspielern (Stückzahl) von 145450 auf 160000 (um 10%) gestiegen ist. Der durchschnittliche Verkaufspreis stieg von 206 auf 221 Euro. Gekauft werden also in der überwiegenden Anzahl solche Plattenspieler...


    Lenco für 107 Euro


    lenco-ls-50-plattenspieler-braun-970343


    oder Pro Ject für 199 Euro:


    51-EYXr0+HL._AC_SL1000_.jpg


    Ein anerkannt (höher-)wertiger Plattenspieler ist der Rega Planar 6 - er kostet zwischen 1500 und 2000 Euro - sogar inclusive werkseitig montiertem Ortofon-Tonabnehmersystem:


    Rega_Planar_6_1.jpg


    Der Rega Planar 8 liegt dann bei ca. 3700 Euro. Also für jeden Geldbeutel ist etwas dabei und die Mehrheit kauft keineswegs den 4000 Euro-Plattenspieler. ;)


    Zu meinen (Jugend-)Zeiten war die gute Mittelklasse was die Preisklasse angeht 1500 DM (= Deutsche Mark). Dafür bekam man den Top-Vollverstärker von Yamaha und eben z.B. einen Thorens TD 126. Bei den CD-Spielern war das bei Denon etwa die 1500er Serie. Die Frage ist immer die nach dem persönlichen Wert. Was kostet der Fernseher mit Großbildschirm? Was ein Audi, BMW oder Mercedes? Was gibt man jedes Jahr (!) für die Urlaubsreise aus? Was ist mit dem E-Bike, das auch ganz schön was kostet, wenn es ein etwas besseres ist? Leute, die einen 4000 Euro Plattenspieler haben, behalten ihn 20 und mehr Jahre. Solche Geräte - im Unterschied zu den billigen - verkauft man so schnell nicht wieder. Insofern sehe ich nicht, warum das keine nachhaltige Investitution ist. (Die teuren Handys werden ja zum Großteil nicht bar bezahlt, sondern in Raten als Teil des Vertrages mit Vodaphon O2 und Co.)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Irgendwie gehöre ich zur falschen Generation. Mir ist unverständlich, wie man für einen Plattenspieler 5000,- Euro oder mehr ausgeben kann,


    Und zur Sparsamkeit erzogen als Nachkriegskind in der DDR.

    Ähem ja, mein Lieber, nun wollen wir mal ehrlich sein und festhalten, dass die Leistungsfähigkeit von Rft und den Ziphona Plattenspielern eingeschränkt war. Das Spitzenmodell kostete immerhin 2.500 Ostmark und hatte sogarein Magnetsystem; bauartbedingt aber mit nichts westlichem in pkto. Abtastsystemen kompatibel. Im Westen hieß die Marke Bruns und für 250,00 Mark West gab's eine kleine Kompaktanlage genannt "Türkis" mit Verstärker, aufgepflanztem Plattenspieler und einem Paar 6 W Boxen. Da in der DDR für solche Sachen durchaus heftige Preise genommen wurden (Vergleich aus dem Alkoholbereich: Cognac Conferncier Preis im Delikat Berlin-Ost 30 Mark, im Aldi-Nord Dortmund 7,50 DM) gehe ich mal davon aus, dass auch Du mal irgendwann ein netes Sümmchen für einen guten Plattenspieler Ost hingelegt haben wirst.


    Und, wie Axel schon richtig schreibt: die 5.000 Euro-Dreher sind nicht der Durchschnitt des Plattenspieler-Umsatzes. Mit Rega hat Holger schon auf einen guten Hersteller hingewiesen, Thorens und DUAL sind auch wieder am Start, runden wir noch ab mit Pro-Ject und dann haben wir eine feine Auswahlmöglichkeit zwischen einigen Dreher in der Preisspanne zwischen 300,00 und 1.000 Euro und da würde ich eine gewisse preisliche Normalität ansetzen, denn die Sachen halten ewig. 150,00 Euro - 250,00 Euro für ein ordentliches System und du bist gut bedient. Als ich 1980 meinen Akai AP 306 gekauft hatte, kostete das Gerät 750,00 DM und war das Spitzengerät von Akai. In den vergangenen 43 Jahren habe ich gelegentlich das System getauscht (seit 1985 durchgängig Denon DL 110) und einmal war ein neues Anschlusskabel nötig. Das war's. Undder läuft und läuft und läuft. Und Du darfst mir glauben: der ist bei mir richtig viel gelaufen. War der teuer? ich meine nicht.


    Das gilt auch für Receiver und CD-Player. Mein Denon hat neu 1.400 DM gekostet, der Receiver knapp 1.000, das Cassetten-Deck auch 950,00 DM (beides auch Denon), alles um 1990 gekauft. Und spielt immer noch (gelegentlich von Krickhaus in Köln gewartet). Teuer? Nee, bestimmt nicht. Aktuell mache ich mir Gedanken, was mich an technischem Equipement im letzten Lebensabschnitt begleiten soll; bei den Anschaffungen spielt freilich eine Rolle, was die Ohren 60+ noch so hergeben. Aber da bin ich ganz gelassen. Und was die guten Geräte betrifft: bei bestimmten Preiskategorien wird es immer Betriebe geben, die so etwas warten und reparieren, und Qualität und Kaufpreis werden eine solche Reparatur imemr rechtfertigen. Ist doch nachhaltig und sparsam, oder?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Thomas dürfte das hier interessieren (Auszug aus fidelity-online s.o.!)

    Die von Dir verlinkte Rezension habe ich gelesen, lieber Holger, 1.890 Euro (so viel koste das heute) sind allerdings definitiv budgetsprengend, dagegen ist der Preissprung des DL110 von 180 DM (1985) zu 250 Euro (heute) ja regelrecht harmlos :pfeif:.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Ich war bislang kein Nostalgiker und werde wohl auch keiner mehr. Insofern kann ich mit Respekt auf die Zeitspanne 75 Jahre LP blicken - aber es hat für meinen Musik-Konsum keine Bedeutung, da ich seit mehr als 20 Jahren keine LPs mehr besitze.

    Und natürlich habe auch ich diese Bekannten, die einem immer wieder vorschwärmen, um wieviel "wärmer" LPs doch klängen. Das sei ja viel "echter" und überhaupt die Cover, das war ja noch Kunst. Die sammeln dann gern Blue Note-Alben.

    Ich habe aufgehört, über LPs auch nur nachzudenken, als mir ein Bekannter erzählte, dass seit Ende der 80er immer weniger analog aufgenommen wurde. Er ist Ingenieur und hat einen entsprechend technischen Ansatz, sich mit Musikwiedergabe zu befassen. Und wo soll das unverfälscht Analoge am Klang einer LP herkommen, wenn sie von digitalen Masterbändern abgenommen wurde? Tatsächlich geht es wohl eher darum, die einst von den Toningenieuren (aus der Not der analogen Limits der Technik) ersonnene Klang-Welt inklusive des Rauschens wiederhaben zu wollen. Und natürlich ist das für Hersteller ein lukrativer Nischen-Markt.

    Ich habe gerade komplett auf Streaming umgestellt und meinen CD-Player aussortiert. Vorhandene CDs werden nach und nach gerippt. Mich nervt eigentlich schon, CDs wechseln zu müssen. Insofern stellt sich die Frage nach einem Plattenspieler und LPs einfach nicht.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Die von Dir verlinkte Rezension habe ich gelesen, lieber Holger, 1.890 Euro (so viel koste das heute) sind allerdings definitiv budgetsprengend, dagegen ist der Preissprung des DL110 von 180 DM (1985) zu 250 Euro (heute) ja regelrecht harmlos :pfeif:.

    Lieber Thomas,


    das Dynavector wäre mir auch zu teuer. Wenn ich noch 100-200 LPs hätte, würde ich über die Anschaffung eines Plattenspielers nachdenken. Es gibt wirklich viele sehr gute Plattenspieler. Mein Favorit - passend zu meiner AVM-Kette - wäre der AVM R 30.3, der hervorragende Kritiken bekam. Alles Eigenentwicklungen von AVM. Der Tonarm ist wohl Spitze. Und dann noch der blau beleuchtete Teller. Wirklich schön. Man kriegt ihn inzwischen für unter 2000 Euro. Dazu hat AVM noch mit Ortofon arrangiert, dass sie ein eigenes System haben (Ortofon Cadenza). Aber der Arm ist laut Kritik so gut, dass er mit jedem System spielt. So 2500 Euro würde ich investieren und dann mir noch überlegen, den AVM Phonoverstärker PH 30.3 dazu zu kaufen... :)


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    Schöne Grüße

    Holger

  • Irgendwie gehöre ich zur falschen Generation. Mir ist unverständlich, wie man für einen Plattenspieler 5000,- Euro oder mehr ausgeben kann, genauso verstehe ich nicht

    Darauf gibt es mehrere Antworten.


    Schon um 1965 waren solche Geräte purer Luxus und eine Ausnahmestellung - vertrieben von "Scharlatanen" an "gutgläubige" Betuchte.

    Weil nämlich die durchnittliche Qualität einer serienmäßig hergestellten Langspielplatte eher mittelmäßig war, vom Höhenschlag her, von der Abnützung, von der Körnung des Vinyl-Kohlenstaub gemisches des Tonträgers. Dazu kam, daß die Qualität von Charge zu Charge sank.

    Aber selbst neue Pressungen hatten die Probleme des Bandrauschens (besonders die amerikanischen Ampex Bänder rauschten wie ein Wasserfall - im Gegenzu behielten sie ihre Magnetieiserung über Jahrzehnte hindurch - wogegen Low Nois Bänder binnen einiger Tage auf Lackfolie überspielt werden musste, weil sie sich schnell (auf höchstem Niveau) entmagnetisierten) Es gab Probleme mit dem Kopiereffekt älterer Bänder, Es gab übersprechen der Stereokanäle, sowie "Übersprechen bei Platten von Rillenwindung zu Rillenwindung - weil beim Schneiden der LAckfolie der Schneidstichel den Lack erhitzte und (geringfügig) die vorhergehende Rillenwindung beeinflusste. - eine Art leisesetes Echo.

    Dann natürlich auch den Spurfehlwingkel, weil ein klassischer Tonarm in einem anderen Winkel zur Rille stand als der Tangentialtonarm bei der Aufnahme. Ein Problem, das physikalisch nie ganz in den Griff zu bekommen ist. Dann haben wir noch das Problem der Skatingkraft - auch sie kann nur näherungsweise minimiert - niemals aber eliminiert waredn. Es gab damals 3 Techniken: Via Gegengewichte - via - Federn - und das BO System eines schräg gelagerten Kardangelenks, das sozusagen selbstoptimierend war - aber nur funktionierte, wenn der Plattenspiele genau in der Waage stand.

    Aber all das spielte eine untergeordnete Rolle, in Zeiten wo in den meisten Haushalten Plattenspieler mit "Kristsllsystemen" (piezoelektrischer Effekt) verwendet wurden.

    Diese waren billig, weil sie keinen Entzerrer Vorverstärker benötigten, da das elektrische Signal wesentlich höher war, als bei Magnetsystemen - welcher Bauart auch immer...

    Entzerrer Vorverstärke verstärkten einerseits das vom Tonkopf gelieferte Signal - und entzerrten es, denn - um auch tiefe Töne so auf Lackfolie zu schneiden, verminderte man ier den Pegel - und verminderte die ansonst erforderlich gewesene Rillenbreite - ohne Entzerrung wäre der Klang zu dünn.

    Kristllsystem verzerrten in etwa spiegelbildlich (aber eben nr "in etwa") und so erübrigte sich ein spezieller Kunstkniff.

    Im Gegenzug dazu war der klang unpräziser - und man benötigte einen Auflagedruck von 4-8 Pond !!!

    Das bewirkte eine radikalen Plattenverschleiss, die Rille wurde quasi "weggefräst"

    Als Antrieb diente ein Reibrad - das Rumpeln erzeugte oder verstärkte, wogegen bessere Player über einen Riemenantrieb verfügten - Später kamen dann LAuifwerke auf Induktionsbasis geraus. Aber all das interessierte niemand in den Tonstudios - und - vor allem nicht in den Presswerken - den DORT entstand die "eigentliche" Durchschnittsqualität... Und der "audiophile" "Technikfreak" war dort uninteressant - der war lediglich "Opfer" von geschickten Vermarktern - sprich Händlern....

    Kommen wir zurück zu den Luxusdrehern: Man begnügte sich nicht mit Magnetsystemen, sondern es waren spezielle Marken, die propagiert wurden. Selbstredend waren sie besser, als die vorhin beschriebenen "Allerweltsplattenspieler, die meist in "Musikschränken" eingebaut waren - aber das Versprechen: Konzertsaal im eignen Heim - erfüllten sie natürlich nicht.

    Und die "bedauernswerten Opfer" kauften ein Gerät nach dem anderen -immer in dem Glauben nun das "NonPlusUltra" -Gerät erworben zu haben.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Und natürlich habe auch ich diese Bekannten, die einem immer wieder vorschwärmen, um wieviel "wärmer" LPs doch klängen. Das sei ja viel "echter" und überhaupt die Cover, das war ja noch Kunst. Die sammeln dann gern Blue Note-Alben.

    Ich habe aufgehört, über LPs auch nur nachzudenken, als mir ein Bekannter erzählte, dass seit Ende der 80er immer weniger analog aufgenommen wurde. Er ist Ingenieur und hat einen entsprechend technischen Ansatz, sich mit Musikwiedergabe zu befassen. Und wo soll das unverfälscht Analoge am Klang einer LP herkommen, wenn sie von digitalen Masterbändern abgenommen wurde? Tatsächlich geht es wohl eher darum, die einst von den Toningenieuren (aus der Not der analogen Limits der Technik) ersonnene Klang-Welt inklusive des Rauschens wiederhaben zu wollen. Und natürlich ist das für Hersteller ein lukrativer Nischen-Markt.

    Einerseits hast Du recht: Wenn man das Masterband als "Original" betrachtet, weil vor ihm keine Aufzeichung existierte, dann ist logischerweise bei einer digitalen Aufnahme auch ein digitales Medium "echter" als ein analoges. Allerdings ist die Sache doch etwas komplizierter: Das Masterband selbst ist ja kein hörbares Produkt sondern wird - in der Regel im Abhörraum - abgespielt, und dabei werden wie gesagt spezielle, klanglich möglichst neutrale Lautsprecher (manchmal auch zusätzliche, meist elektrostatische Kopfhörer) verwendet. Es wird also gar nicht angestrebt, dass es zu Hause genauso klingen soll wie im Studio (was dann "echt" aber meist kühl und unsinnlich wäre), sondern im Wohnzimmer gibt es andere und vor allem individuell ganz verschiedene Anforderungen. Was man zu Hause hört, ist also bereits zweifach verändert: Schon im Abhörraum ist in der Regel nicht die simple Nachahmung des Live-Klangs das Ziel, und es wird außerdem von vornherein bewusst in Kauf genommen bzw. sogar angestrebt, dass es im heimischen Wohnzimmer noch einmal andes klingt. Da von "Echtheit" zu sprechen, ist also wenig sinnvoll.


    Ich persönlich habe die LP nicht mehr vermisst, seit ich anfing, CDs zu sammeln, und auch die habe ich inzwischen komplett gerippt und die meisten anschließend verkauft. Ich hatte früher eine LP mit Claudio Arraus Einspielung der Hammerklaviersonate, bei der das Problem war, dass zwar die beiden ersten Sätze auf eine Seite passten, aber die beiden letzten nicht. Man musste deshalb nach dem Scherzo die Wiedergabe manuell stoppen, die LP umdrehen, um das Adagio auf der zweiten Seite zu hören, und dann für das Finale wieder zurück zur ersten Seite, wo es hoffentlich gelang, den Tonarm an der richtigen Stelle (also genau in die Rille nach dem zweiten Satz) abzusenken. Es mag Leute geben, die so etwas für ein sinnliches Vergnügen halten (es gibt ja auch in anderen Lebensbereichen die merkwürdigsten Vorlieben ;)), aber mich hat das nur genervt.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

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  • Schon um 1965 waren solche Geräte purer Luxus und eine Ausnahmestellung - vertrieben von "Scharlatanen" an "gutgläubige" Betuchte.

    Weil nämlich die durchnittliche Qualität einer serienmäßig hergestellten Langspielplatte eher mittelmäßig war, vom Höhenschlag her, von der Abnützung, von der Körnung des Vinyl-Kohlenstaub gemisches des Tonträgers. Dazu kam, daß die Qualität von Charge zu Charge sank.

    Das ist die eine Seite der Medaille. 1965 war aber auch die mono-Technik noch sehr verbreitet. Um bei der guten, deutschen Marke DUAL zu bleiben: 1968 kostete eine Heimstereo-Anlage inkl. eines Boenpaares 700,00 DM. Das war verglichen mit damaligen Löhnen und Lebenshaltungskosten schon eine Hausnummer. Das Reibrad wurde bis in die 1970er-Jahre weiterentwickelt, bei den Tonarmkonstruktionen bei DUAl der 12er Serie und Braun PS 1000 und 500 mussten die Geräte nicht zwingend im Wasser stehen, und die damaligen Shure-Systeme hatten durchaus einen feinen Klang. Musik vernünftig zu hören war immer ein teures Vergnügen, ganz gleich ob Platte, CD, Band oder Cassette.


    Das der Spaß seine technischen Grenzen hat, darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Hilfreich ist das menschliche Ohr, das immer bereit ist zu korrigieren. Ähnlich wie das Auge (wer einmal mit einer Gleitsichtbrille angefangen hat, weiß, was ich meine). Auch das gilt für jedes Medium. Insofern wird die Schallplatte für mich immer ihre Berechtigung haben, begonnen mit der Schellack bis zu heutigen Pressungen (die allerdings nur sporadisch), ebenso wie die CD. Streamen, Rippen, das sind für mich böhmische Dörfer (die gerne auch in Böhmen bleiben dürfen).


    Bei einem geschätzten Bestand von 4.000 und 5.000 LPs lohnt sich auch der Weiterbetrieb der Plattenspieler und vor allem die vor vielen Jahren getätigte Investition in eine Plattenwaschmaschine.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Wenn man das Masterband als "Original" betrachtet, weil vor ihm keine Aufzeichung existierte, dann ist logischerweise bei einer digitalen Aufnahme auch ein digitales Medium "echter" als ein analoges.

    Man sollte aber sehen, dass bei einem digitalen 24/192 Master die Möglichkeiten der Manipulation vielfältiger und um ein Vielfaches größer sind, als früher bei analoger Manipulation. Also, wer gerne warmen "Plattenklang" haben will, dem kann man das zaubern.


    Was "echter" Klang ist, ist ab einer gewissen Qualität sowieso mehr Geschmackssache. Beethovenhalle Bonn hinten rechts ist eine klangliche Katastrophe. So echt der "reproduzierte" Klang dann auch sein sollte, ich hätte ihn nicht gerne auf einer Aufnahme. Wie weit möchte man von den Instrumenten entfernt sitzen, damit es für einen passt? Ich bevorzuge kleine Besetzungen mit einem Abstand von 2-5 Metern von mir....


    Tonstudios sind u.a. auch deswegen so neutral, damit man eben den Klang im Nachinein so ziemlich zu allem hinbiegen kann ...



    BTW Ich habe noch etwa 1000 LPs (allerdings einiges mittlerweile auch als CD-Doublette) und bereue bei einer kleinen zweistelligen Zahl davon, keinen Plattenspieler mehr aktiv zu haben. Bei meinem jetzigen Angebot in meiner Sammlung ist da für mich die Motivation, alleine für das Aktivieren meiner Plattenspieler nicht groß genug ;), von den Platzproblemen einmal abgesehen.


    Ich kann den nostalgischen Effekt Slow Food -> Slow Music in gewisser Weise nachvollziehen. Aber im Endeffekt ist es wahrscheinlich nicht viel mehr, als ein Anachronismus. Menschen, die nie einen Abend mit Schostakowitsch Streichquartetten und dauerndem Plattenumdrehen und -wechseln mitgemacht haben, werden es auch nicht vermissen.

  • ...

    und dabei werden wie gesagt spezielle, klanglich möglichst neutrale Lautsprecher (manchmal auch zusätzliche, meist elektrostatische Kopfhörer) verwendet. Es wird also gar nicht angestrebt, dass es zu Hause genauso klingen soll wie im Studio (was dann "echt" aber meist kühl und unsinnlich wäre), sondern im Wohnzimmer gibt es andere und vor allem individuell ganz verschiedene Anforderungen. Was man zu Hause hört, ist also bereits zweifach verändert: Schon im Abhörraum ist in der Regel nicht die simple Nachahmung des Live-Klangs das Ziel, und es wird außerdem von vornherein bewusst in Kauf genommen bzw. sogar angestrebt, dass es im heimischen Wohnzimmer noch einmal andes klingt. Da von "Echtheit" zu sprechen, ist also wenig sinnvoll.

    ...

    Also ich höre zuhause mit sogenannten Studiomonitoren (Genelec). Und mein DAC/Vorverstärker ist von RME, also auch einem Hersteller aus der Studio-Ecke. Das ist immer noch kein "echter" Studioklang, aber es ist doch recht neutral. Kühl und unsinnlich ist es für mich allerdings keineswegs. Ich habe eher den Eindruck, dass ich höre, "was da ist".

    Das, was gern als "warm", "harmonisch" oder "lebendig" bezeichnet wird, nervt mich dagegen eher, weil es alles eher verschwiemelt. Geschmacksache eben.

    "Echtheit" höre ich als Kriterium wie gesagt auch eher von LP-Freunden. Analog sei ja viel natürlicher als digitale "Computer-Musik".

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Es mag den einen oder anderen interessieren, wie David Hurwitz über den Klassikmarkt denkt. Es gibt einen Abschnitt über die Wirkung der LP. So klar war mir das nie, obwohl Alfred_Schmidt hin und wieder darauf aufmerksam machte. Einige Boxologen sollten vielleicht einen Blick auf die Furniture Preiod werfen :)