Auch das Klavierkonzert Nr. 17 G-dur, KV 453 ist bisher noch nicht mit einem eigenen Thread hier vertreten. Es wird deshalb Zeit, diesen Tatbestand zu ändern.
Mozart schrieb das Konzert, wie auch die beiden Vorgängerwerke KV 450 und KV 451, im Jahr 1784. Es ist das dritte Werk in Folge, in dem Mozart die neue und große klassische Form einführt, die er erstmals im 15. Konzert KV 450 erprobt hatte. Ort und Tag der Uraufführung sind nicht sicher nachweisbar. Überliefert ist, daß Mozarts Schülerin Barbara Ployer das Werk am 13. Juni 1784 in Anwesenheit Mozarts und des Komponisten-Kollegen Giovanni Paisiello erstmals gespielt haben soll. Als gesichert kann gelten, daß das Werk im ersten Halbjahr 1784 zur ersten Aufführung kam, auf jeden Fall in Wien.
Das Konzert ist, wie üblich, dreisätzig angelegt:
1. Allegro
2. Andante
3. Allegretto - Presto
Der Kopfsatz setzt, wenig überraschend, wiederum mit einem marschähnlichen Thema ein, doch im Gegensatz zu den benachbarten Konzerten KV 456 und 459 wird er nicht vom ihm dominiert, denn eine lange Moll-Überleitung führt zum zweiten Thema. Dann übernimmt das Klavier beide Themen und fügt sogar noch ein drittes hinzu. Fast jeder Takt führt eine neue Harmonie ein, in der Durchführung werden innerhalb von 20 Takten nicht weniger als 13 Tonarten berührt. Mozart hat für den ersten Satz eine eigene Kadenz komponiert, die von fast allen Pianisten berücksichtigt wird. Der Satz endet mit einem langen Orchesterritornell.
Das Andante beginnt mit einer schönen Orchesterkatilene, in der die Holzbläser eine führende Rolle übernehmen. Auffallend ist, daß Mozart den Satz als Sonatensatz geschrieben hat, was eher ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist auch, daß gegen Ende des Satzes noch einmal eine Kadenz eingefügt ist, die wiederum vom Komponisten ausgeschrieben wurde.
Den Schlußsatz bildet eine Varationsfolge. Da schwungvolle Thema wird zunächst vom Orchester vorgestellt, bevor es vom Soloinstrument aufgegriffen und weitergeführt wird. Es folgen fünf abwechslungsreiche Variationen, in denen der Pianist sein ganz virtuoses Können vorführen darf. Sie enden in einer ausgedehnten Presto-Coda, die durch beschleunigende Hornakkorde eingeleitet wird und zu einem schier mitreißenden Ende geführt wird. Ein Satz voller Humor und Lebensfreude.
Meine erste Bekanntschaft mit dem Werke machte ich mit folgender Aufnahme, allerdings noch auf LP:
Hans Richter-Haaser (Klavier) und das Philharmonia Orchestra London, Dirigent: István Kertész (Aufnahme: 4/1961, London).
Eine in heutigen Ohren großformatige Aufnahme, pianistisch souverän, aber doch ein wenig zu "majestätisch".
Wenn ich heute meine Lieblingsaufnahmen nennen möchte, so kommen vor allem diese beiden infrage:
a) Murray Perahia (Klavier & Ltg.) und das English Chamber Orchestra (Aufnahme: 1979, London)
b) Géza Anda (Klavier & Ltg.) mit der Camerata Academica des Salzburger Mozarteums (Aufnahme: 5/1971, Salzburg).
Beide Versionen sind GA entnommen. Perahia spielte seine Aufnahmen in London zwischen 1977 und ca. 1982 ein, während Géza Anda die seinen in Salzburg verwirklichte, ebenfalls über einen längeren Zeitraum (1961 bis 1967). Das Konzert Nr. 17 hatte er, zusammen mit dem bekannteren Nr. 21 C-dur KV 467, an den Beginn seiner Aufnahmeserie gestellt.
Sehr gut gefällt mir auch die späte Serkin-Aufnahme:
Die Version Uchida/Tate (Philips) habe ich länger nicht gehört, da muß ich meine Höreindrücke noch auffrischen.
LG Nemorino