Tschaikowsky: Sinfonie Nr.5

  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo Barezzi,


    ja, Du bist mit dieser DG-Box der 70er-Jahre Aufnahmen gut bedient (ich habe die DG-Version mit allen 6Sinfonien).


    Ich habe noch die LP-Box.
    Und wenn ich Hoch-Romantik kaufe (dazu rechne ich Tschaikowsky), dann muß es wirklich was besonderes sein.
    So schlecht als ich HvK bei Mozart finde, so gut finde ich ihn hier.
    Aber trotzdem ist es schon mehr als 10 Jahre her, das ich eine LP dieser Box drehte. Denn es ist nicht meine Lieblingsmusik.


    LG, Paul

  • @ Wulf + Edwin Vielleicht deshalb kaufte ich diese LPs, weil es nicht so supermodern klang. :D
    Und vielleich hatte ich zweitweilig ein Moment von Schwachsinn. ?(


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    laß Dir Deine Begeisterung für die Tschaikowsky-Karajan-Aufnahmen durch Edwins ständige Negativwitze über Karajan nicht nehmen.
    Edwin ist in Punkto Karajan einfach festgefahren - bei dem taugt bei Karajan einfach nichts.

    Zitat

    So schlecht als ich HvK bei Mozart finde, so gut finde ich ihn hier.
    Aber trotzdem ist es schon mehr als 10 Jahre her, das ich eine LP dieser Box drehte. Denn es ist nicht meine Lieblingsmusik.


    Du solltest diese Scheiben mal wieder "drehen" lassen.
    ;) Aber pass auf wähle die richtige Geschwindigkeit 33, sonst gibts wieder Ärger und Du denkst Du wärst im Barockzeitalter :D .

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    dieser Thread ist zwar schon älter, ich habe ihn dennoch zum Anlass genommen, meine Aufnahmen der 5. Symphonie Tschaikowskys durchzuhören. Diese sind:


    Mrawinsky, Leningrad PO, DG (stereo)
    Karajan, Berliner Philharmoniker, DG
    Jansons, Oslo Philharmonic Orchestra, Chandos
    Celibidache, Münchner Philharmoniker (live), EMI
    Gergiev, Wiener Philharmoniker (live), Philips


    Meine Favoriten sind Mrawinsky und Celibidache. Bei Mrawinsky kommt das symphonische Drama am besten zu seinem Recht, er verliert sich nicht in "schönen Stellen". Nie war so klar, dass Tschaikowsky eben keinen musikalischen Kitsch fabriziert hat, sondern ein genuiner Symphoniker war. Mrawinskys Steigerungen sind im Rahmen dieses Vergleichs die packendsten. Der einzige Negativpunkt ist das für mich kaum erträgliche Vibrato der russischen Trompeter (was übrigens in der Einleitung der 4. Symphonie mit diesem Dirigenten und Orchester noch schlimmer ist). Trotzdem: Eine mitreißende Aufnahme, die das Gefühl von der Größe des Musik und der Größe des Interpreten vermittelt.


    Celi ist natürlich "something else". Wie so oft bei diesem Dirigenten, so hört man auch diese Aufnahme am besten mit Kopfhörer und mit geschlossenen Augen, quasi als musikgeführte Meditation. Bezwingend ist die Kombination von Natürlichkeit und Strigenz, alles klingt so, als könne es gar nicht anders sein, als hätte der Dirigent gar nichts "gemacht", dennoch erschließt sich diese Musik als ein Werk von großer innerer Logik und Folgerichtigkeit. Natürlich ist Celi langsamer als der Rest der Welt. Na und? Celi bezwingt schlichtweg, aber nicht durch äußeren Pomp und Schönklang um des Schönklangs willen, sondern mit der völlig entspannten Entfaltung der inneren Struktur der Musik. Gewaltlose Gewalt. Das hat etwas mit dem Unterschied von Schönheit und Wahrheit zu tun. Celi hat, wie so oft, ein unglaublich Timing bei der Höhepunkten und Phrasenenden.


    Gergiev kam in der Hörfolge nach Celi. O-Ton meiner Lebensgefährtin: "Das ist ja nur hektisch". Ich habe die euphorische Beschreibung im Penguin-Guide zum Anlass genommen, mir diese Aufnahme zu kaufen. Beim ersten Hören nach der Anschaffung war ich mitgerissen. Nach Celi fällt allerdings sofort auf, wie unruhig Gergiev sein Orchester durch das Werk führt. Ihm scheint nicht daran gelegen zu sein, die Logik der Architektur des Werkes vorzuführen, sondern er benutzt das Werk zur Erzielung emotionaler Extreme. Nicht, dass diese Musik solche nicht enthielte - bei Gergiev klingt die Emotion jedoch wie von außen an die Musik herangetragen, nicht von innen aus der Musik kommend. Im Konzertsaal mag das funktionieren, im direkten Vergleich wird der auf spontanen Erfolg angelegte Effekt als aufgesetzt entlarvt.


    Karajan, Berliner Philharmoniker. Das beste Orchesterspiel in dieser Folge. Unglaubliche Homogenität der Streicher, herrliche Blechbläserchöre. Leider gibt Karajan bei den schönen Stellen zu sehr nach, rückt die Musik in die Nähe von Edelkitsch. Wunderschön, aber Tschaikowsky wird hier unter Wert verkauft. Als ob sich eine hochintelligente Dame grell aufbrezelt, um einem ihr intellektuell unterlegenem Personalchef beim Bewerbungsgespräch zu gefallen. Nach Mrawinsky kann das nicht mehr erste Wahl sein. Karajanfans wird das nicht stören. (Ich mag Karajan bei mancherlei Musik - Sibelius, Zweite Wiener Schule, Brahms, viele Opern -, aber hier haben seine Gegner zumindest nicht unrecht.)


    Mariss Jansons spielt diese Musik sehr, sehr gut. Wer seinen Tschaikowsky in hervorragender Klangqualität möchte, sollte der Gesamtaufnahme mit Jansons nähertreten. Leider fehlt etwas, um Begeisterung in mir auszulösen, wie dies Mrawinski und Celi gelungen ist.


    So weit meine Hörerlebnisse bei Tschaikowskys 5. Symphonie.


    Viele Grüße,
    Wolfram

  • Zitat

    Als ob sich eine hochintelligente Dame grell aufbrezelt, um einem ihr intellektuell unterlegenem Personalchef beim Bewerbungsgespräch zu gefallen. Nach Mrawinsky kann das nicht mehr erste Wahl sein.


    Holla, noch so ein "Festgefahrener", der nicht zugeben mag, daß Karajans Plüsch-Tschaikowskij die Spitzeninterpretation ist... :D


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo Paul,


    laß Dir Deine Begeisterung für die Tschaikowsky-Karajan-Aufnahmen durch Edwins ständige Negativwitze über Karajan nicht nehmen.


    Lieber Paul,


    bleib einfach bei Kozeluch. Dort stellt sich die Frage, ob Mravinsky oder Karanein - äh ja - erst gar nicht... :D


    LG
    Wulf.

  • Im Ernst, Genossen des guten Geschmacks.


    Wenn ihr schon nicht Mravinksy wollt, sondern eine Berühmtheit aus westlichen Gefilden, dann würde ich - hier sei nur von der 5. Symphonie gesprochen - George Szell in der von mir vorgestellten Aufnahme empfehlen. Da kann sich der Karajan noch mal ein Stück abgucken, was gute Orchesterlei(s)tung bedeutet - auch in der Aufnahme mit den Berlinern.
    Ich will dem Herbie nichts Böses, aber an Szell reicht er (hier) nicht heran.... ;)


    LG
    Wulf.

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  • Hallo,


    anläßlich einer Besprechung von Masurs Einspielung der 5. Symphonie Tschaikowskys schreibt William Zagorski in der Juli/August-Ausgabe der Zeitschrift "Fanfare" über Mrawinskijs Aufnahme und erzählt eine nette Anekdote über Karajan:


    "Ah, that Mravinsky performance of the Fifth! It is (like its boxmates) in many ways the antithesis of Bernstein’s—on its surface seemingly ascetic and utterly schmaltz-free. In it, however, Mravinsky pulls off the ultimate paradox of being so coldly and tightly in control that the music blooms before the ear, surges toward both surprising and inevitable climaxes of shattering power, and, in its lyrical moments, takes on fresh translucence and beauty. In short, in that recording every bar is newly illuminated from within. Forty-five years and innumerable plays later, it still thrills. In addition, Mravinsky is aided and abetted by the orchestra of his creation for over virtually half a century—the Leningrad Philharmonic—which, back in 1960, still sounded like a quintessentially Russian orchestra. Around the time of that Mravinsky recording, Karajan recorded a Tchaikovsky Fifth for DG. He was quite satisfied with the result, but before the record was in production, he requested, from his minions, Mravinsky’s reading. Upon hearing it (three times in one evening), he phoned DG the next day, and wisely cancelled his effort."


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo GisherHH,


    ein kräftiger Schlag in die Magengegend für all die Karajan-Jünger :D
    Tja, jedenfalls, war er klug genug zu erkennen, mit wem er sich "anlegen" würde....


    :hello:
    Wulf.

  • Warum? Er erkannte das bessere und war sich offenbar sofort darüber im Klaren, dass er seine Interpretation überdenken und verbessern müsse. Und hat das auch durchgezogen (die DG war sicher nicht erbaut über die nun "vergeudete" Studio-Zeit). Das spricht doch wohl eher für ihn...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,
    für ihn hätte gesprochen, wenn er das Tschaikowskij-Dirigieren aufgegeben und sich auf Walzer und Märsche verlegt hätte. Das konnte er nämlich wirklich. Und es gab auch keine Konkurrenz seitens Mrawinskijs... :hahahaha:
    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    du siehst das ganz falsch. Hätte er vorausschauend alle deine Ratschläge befolgt, würde dir für ein Viertel deiner Beiträge der Stoff fehlen...


    (Ich will jetzt aber nicht soweit gehen, dass du ihm dafür auch noch dankbar sein sollst... :D )


    :baeh01:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Die Anekdote klingt verdammt nach ben trovato... :rolleyes:
    (Gibts nicht irgendwas Ähnliches mit Live-Aufnahmen von Mahlers 9. und Karajan und Bernstein? Obwohl dann doch beide veröfentlicht wurden... ?( )
    Abgesehen davon, ist das Dirigieren von Repertoire, was einem eigentlich nur mäßig liegt, nun wirklich nichts, was Karajan besonders auszeichnet; da wären vorher ganz andere Namen zu nennen.


    Und Walzer und Märsche (von dene es bei Tschaikowsky ja gar nicht so wenige gibt...also kein ganz logischer Einwand :rolleyes: ) haben durchaus andere besser dirigiert...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Trotz der üblichen Einschränkungen, deren man sich beim Hören von Internet-Schnipseln immer bewusst sein muss, fand ich die Mravinsky-Aufnahme (Elatus) schon sehr interessant.
    Es hört sich in der Tat so an, dass hier jemand die Musik vom russischen Edel-Kitsch-Image befreien möchte.


    Der Vollständigkeit halber möchte ich für diejenigen, denen die Klangqualität wichtig ist, noch die Aufnahme dieser Symphonie mit dem
    Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt unter Eliahu Inbal erwähnen.
    Mein Exemplar stammt aus der legendären und schwer erhältlichen "One Point Recording"-Serie von Denon.
    Den Unterschied zu "normalen" Aufnahmen finde ich schon beträchtlich.
    Hier ist das Signal zweier Hauptmikrofone zu hören, die in AB-Aufstellung mit einem Abstand von 50-60cm ihre Signale nur durch einen Vorverstärker direkt in das digitale Aufzeichnungsmedium leiteten.
    Stützmikrofone hört man hier nicht, wodurch melodieführende Holzbläser -von der Klangbalance her gesehen- bisweilen etwas ins Hintertreffen geraten.
    Dafür spielen sie sehr luftig aus der Tiefe des Raumes, was ich sehr mag.
    Unter aufnahmetechnischen Vorzeichen hört sich hier für mich alles natürlich, tonal voll ( schöne Bässe!) räumlich und lebendig an.
    Bei Trommelwirbeln kann man es mit der Angst zu tun bekommen :D
    Auf einem guten Kopfhörer ist diese Aufnahme auch ein besonderer Genuss.
    Ich wünschte mir nur, dass es viel mehr Klassikaufnahmen gäbe, die so frei klängen...


    Im musikalischen Vergleich Inbal vs. Mravinsky merke ich wohl, dass auf meiner CD nicht eine derart herausragende Interpretation zu hören ist.
    Unter den bereits empfohlenen Aufnahmen mag es sicher einige geben, denen man musikalisch den Vorzug gegenüber Inbals Interpretatioen geben könnte.
    Richtig schlecht finde ich sein Dirigat und die Leistungen des Frankfurter Orchesters aber auf keinen Fall.


    Den auch audiophil Interessierten unter den Klassikhörern kann ich also nur empfehlen, sich auf die Suche nach dieser CD zu machen ( es kann sein, dass man sie gebraucht bekommt, allerdings nicht gerade billig und vielleicht auch nur zusammen mit fünf anderen...)


    Ich werde diese CD jedenfalls nicht wieder hergeben.


    Herzlichst :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo Theophilus,
    :motz: Du hast es geschafft! Mit Deiner Dankbarkeits-Bemerkung hast Du mir die nächsten 3 Wochen verdorben! :motz:
    Andererseits - solange ich ihm nur dafür dankbar sein muß... :D
    :hello:

    ...


  • Hallo Theophilus,


    jetzt mach bloß nicht den Fehler und sag dem Edwin, er soll auch noch der A.N. dankbar dafür sein, dass er die restlichen 75 % seiner Posts vollkriegt :D


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Hallo Barezzi,
    Du inspirierst mich zu einem Thriller namens "Duo infernal": Ein Killerpärchen, bestehend aus einem Salzburger Ex-Piloten und einer ehemaligen russischen Raumpflegerin, killt eine reiche alte Frau namens Bella Musica.
    Damit Alfred nicht einschreiten muß: Als Filmmusik empfehle ich Ausschnitte aus Tschaikowskijs "Fünfter", dirigiert von HvK. :D
    :hello:

    ...

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Barezzi,
    Du inspirierst mich zu einem Thriller namens "Duo infernal": Ein Killerpärchen, bestehend aus einem Salzburger Ex-Piloten und einer ehemaligen russischen Raumpflegerin, killt eine reiche alte Frau namens Bella Musica.
    Damit Alfred nicht einschreiten muß: Als Filmmusik empfehle ich Ausschnitte aus Tschaikowskijs "Fünfter", dirigiert von HvK. :D
    :hello:


    :hahahaha: Das müsstest Du dann auch in die Zeitung setzten 8)
    Hast Du es da auch schon gewagt, unter lebensbedrohendem Risiko über die Putzfrau oder den Luftikus wenig schmeichelhafte Beiträge zu verfassen? :D


    :hello:

    Viva la libertà!

  • Hallo Barezzi,
    wir wollen nicht zu sehr OT werden, zu Tschais "Fünfter" gibt's noch allerhand zu sagen. Daher nur kurz: Ich habe IHN mehrfach kurz "behandelt", während SIE sozusagen in Dauertherapie steht. :D


    So, liebe Freunde, und jetzt mal eine ernsthafte Frage: Was haltet Ihr denn von der Jansons-Einspielung der "Fünften" Tschaikowskij?


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    So, liebe Freunde, und jetzt mal eine ernsthafte Frage: Was haltet Ihr denn von der Jansons-Einspielung der "Fünften" Tschaikowskij?


    :hello:


    Welche meinst Du? Die aus 1970/Tokyo von Arvid? :D

  • :motz: Holger, Du bist unfair. :motz:
    :D
    Jetzt bringst Du wieder den genialen Vater ins Spiel, der durch die Mrawinskij-Schule ging und einer der am sträflichsten vernachlässigten Dirigenten des 20. Jahrhunderts war! Natürlich stinkt gegen die Arvid-Aufnahme der Sohnemann ab, aber HVK und die meisten anderen noch viel mehr.
    Ich meinte eigentlich Mariss und seine Osloer Bande, die ja auch eine Fünfte Tschaikowskij offerieren, über die man allerhand sagen könnte. :D


    :hello:

    ...

  • Ich habe vor kurzem die (Mariss) Jansons-Komplettbox geschenkt bekommen. :jubel:


    Bisher habe ich mich nur mit der 4. und 6. und der 1. näher beschäftigt.


    Ich habe jetzt im Mediaplayer Muti / Jansons (der Jüngere) / Bernstein (fünfte jeweils) und melde mich dann mal, mit einem Versuch des Vergleiches (wenn ich 02:18:46 schaffe :stumm: )

  • Streicher…



    …Klarinette!



    So fängt doch keine Symphonie an. Doch. Ein erneuter Blick auf das Cover holt mich zurück.


    Tschaikowski 5
    Royal PO, Gatti



    Klar kann so eine Symphonie anfangen. Mir ist solch eine eben noch nicht begegnet. Ich hatte Tschaikowsky immer ausgespart. Hab ihn vielleicht zu sehr mit seinen „Gassenhauern“, dem Nussknacker und Schwanensee in Verbindung gebracht. Nun die 5te ist sicher auch nicht gerade ein Insider-Tip, aber ich habe sie noch nie zuvor bewusst aufgelegt. Und mir wird jetzt erst klar, was ich bis jetzt verpasst habe…


    Streicher und Klarinette sorgen sofort für eine ganz wundersame Stimmung. Es mag meine sofortige Sehnsucht sein, diese Symphonie in der freien Natur hören zu wollen, aber ich muss an Claude Monets Winterbilder denken. Eine Spur im Schnee. Es ist kalt. Die Luft frisch. Frisch, wie diese Musik. Und die Klarinette bringt eine Wärme mit sich, die das Herz höher schlagen lässt. So wie ich mich oft über meine warme Kleidung freue, wenn ich mit meiner Musik durch eine Winterlandschaft stapfe.


    Und da! Diese Melodie. Die kenn ich doch!?
    Klar. Wer oft Radio hört, hört natürlich auch die 5te ab und an. Und diese Melodien haben einfach einen extremen Wiedererkennungsgrad. Doch was ich da höre sind nicht einfach nur eingängliche Melodien. Deren Instrumentierung lässt das Ganze zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen.


    Die Klarinette macht es vor. Sanft, aber auffordernd. Die Bläser tun’s Ihr gleich. Nicht wirklich sanft, aber auch auffordernd. Nein fordernd. Treibend. Antreibend. Aber ohne je zu nerven. Das mag am Orchester und dem Dirigierenden liegen. Wo wir bei der Einspielung wären. Von Daniele Gatti habe ich noch nie etwas gehört, aber ich liebe diese Aufnahme bereits nach dem ersten Hören. Gatti lässt unwahrscheinlich Gefühlvoll spielen. Gerade der Beginn des ersten Satzes hat mich als Wochenendsentimentalistchen gleich mitgenommen. Doch wer jetzt denkt hier würde weichgespült, der irrt. An den entsprechenden Stellen wird dann sehr wohl der notwendige Druck aufgebaut. Aber das Blech ist nie scheidend und meist umgeben von der herrlich Sanftheit der Streicher. An dieser Stelle auch ein Lob an die Tontechniker.


    Bei einem Großen Roten würde ich sagen, vielschichtig, dicht, ausgewogen – groß eben.


    Ob Tschaikowski so klingen muss (kann, darf…) weiß ich (noch) nicht. Hier freue ich mich auf die Meinungen der Tschaikowski Liebhaber hier im Forum.


    Liebe Grüße
    GalloNero


    P.S. Habe den Thread hier (noch!) nicht gelesen (mach ich jetzt!). Mein Eindruck ist also unvoreingenommen wahrgenommen und niedergeschrieben.

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Hallo Schumannfreunde,


    ich muss mich ausnahmsweise mal selber zitieren.


    Heute im "Was höre ich gerade jetzt Thread..."


    Hat denn wirklich niemand diese Aufnahme?


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Hallo GalloNero,


    Neuaufnahmen dieser großen Standardwerke (ist nicht abwertertend gemeint) haben es auch schwer sich heute zu behaupten.


    Es gibt ja nun hinreichend gute Aufnahmen von Tschaikowsky´s Sinfonie Nr.5 - und die Spitzenaufnahmen mit Swetlanow, Mrawinsky, Solti.
    Die meisten Taminos werden zufriedenstellend eingedeckt sein.


    Wer kauft sich dann noch die Sinfonie nr.5 mit Barenboim, dem man ohnehin hier keine herausragende Interpretation zutraut, ohne von einem Gatti, dessen Name ebenfalls noch weitgehend unbekannt ist ???


    Das wird Jahre dauern, bis sich diese Aufnahmen (zumindest Gatti) etablieren.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ok, ok,


    ich nehme die Herausforderung an. Ich werde noch heute Mrawinsky bestellen. Der befindet sich eh schon seit Wochen in meinem Warenkorb. Barenboim hat mich auch eher gelangweilt, aber ob es (für mich) noch besser wie bei Gatti geht wird sich zeigen. Ich werde berichten...


    Gatti gegen Mrawinsky!
    David gegen Goliath!?


    Und vielleicht findet sich ja doch noch ein Mitstreiter...
    ( :hello: Barezzi, was macht eigentlich dein Schumann mit Masur?)


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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