Lobenswert: Die Protest-Initiative "das ganze Werk"

  • Wer mit dem Auto radiohörend durch Norddeutschland fährt, erlebt seit einiger Zeit einen erschreckenden Qualitätsabfall beim NDR. Es werden generell bis 19 Uhr nur noch einzelne Sätze und keine kompletten Stücke mehr gespielt.
    Nach Meinung der Programmdirektion kann man komplette Werke den Hörern tagsüber nicht zumuten, und die elitäre Gruppe, die das trotzdem will, soll gefälligst CDs hören.


    Mehr steht auf dieser homepage:
    http://www.dasganzewerk.de/


    Im Moment betrifft es nur den NDR und den RBB, aber die bleiben sicher keine Einzelfälle.

  • Hallo Drittes Ohr,


    was Du hier schilderst kannst Du auch in der Sendereihe "Klassich in die Nacht" bei NDR "Kultur" beobachten, z.B. heute um 22.35: ein Satz hier, ein Satz da, und den Hörer gruselts.
    Was die Programmdirektion glaubt, den Hörern zumuten zu können ist eh lachhaft. Mir scheint, daß diese Leute ihren Hörern schlicht nichts zutrauen. Allerdings fürchte ich auch, daß bei Weiterverfolgung dieser Verdummungsstrategie, diese Leute die Hörer genau dahinbekommen, wohin sie sie haben wollen: Am Ende können sie nichts mehr ab und sind bereit sich alles fraglos antun zu lassen. Gibt es dafür nicht schon Klassikradio? 8)(Bitte nicht hauen!)
    Bis dahin sind es diese Leute in der Programm(welches Programm)direktion, die den Hörern angetan werden.


    Schönen Gruß
    yarpel

  • Sehr gute Initiative! Sehr wohl unterstützungswert!


    Ich bedauere sehr, daß W.Knauer den Sender nicht mehr leitet. Diese "Klassikradio"-Masche ist widerlich...

  • Morgen,


    Frau Mirow, Gattin des bei der letzten Wahl in Hamburg gescheiterten SPD-Bürgermeisterkandidaten, findet sich und ihr Programm aber KLASSE! Nach der letzten Nutzungsumfrage hat sich der NDR mit der KULTUR-Version seines Programms über die 5%-Marke gehangelt. Merke: es geht den Verantwortlichen um die Kommastellen, das ist alles.


    MfG
    Albus

  • Zitat

    Diese "Klassikradio"-Masche ist widerlich...


    Stimmt, aber warum soll's uns beim Radio anders gehen als beim Fernsehen?


    Wenn ich abends durch die Programme zappe habe ich den Eindruck die ganze Menschheit sei schwachsinnig geworden. Für das Tagesprogramm fehlen mir die Worte.


    Also Radio an! Wir haben mit dem WDR3 in Köln ja noch Glück.


    Grüsse
    Walter

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  • Albus schrieb:


    Zitat

    Frau Mirow, Gattin des bei der letzten Wahl in Hamburg gescheiterten SPD-Bürgermeisterkandidaten, findet sich und ihr Programm aber KLASSE! Nach der letzten Nutzungsumfrage hat sich der NDR mit der KULTUR-Version seines Programms über die 5%-Marke gehangelt. Merke: es geht den Verantwortlichen um die Kommastellen, das ist alles.


    Das Problem ist, und ich glaube das ist international so, daß Programme und auch Repertoirepolitik bei Klassik-CDs in erster Linie auf die durchschnittlichen Intelligenzquotienten der Politiker, Parteiapparatschiks und Konzernherren abgestimmt sind....


    Die verwechseln nämlich ihre durch Skrupellosigkeit erzwungene (Noch) Machtposition mit geistiger Überlegenheit, und maßen sich an, Maßstäbe zu setzen, wozu sie mangels vorhanden Hauptspeichers und einer eher durchschnittlichen CPU gar nicht in der Lage sind...
    von den nicht vorhandenen Daten ganz zu schweigen :stumm:


    Um die Sache nun auch zu untermauern:


    Ich erinnere mich immer wieder gern an das Interview mit Andreas Staier, wo er erzählt, wie ein Manager eines Klassik-Labels bei dem er früher tätig war (Name ist geheim) ihn gefragt hat, ob er nicht Lust hätte, "auch mal die Klavierkonzerte von Franz Schubert" aufzunehmen. :D


    So schauts aus


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tag erneut,
    Tag Alfred,


    was die Skrupellosigkeit angeht, beim NDR geht man gewohnheitsmässig vor, nicht skrupellos. - Für das Funktionieren der Besetzungskanäle für Leitungsposten hat man die etablierten Rundfunkgremien, besetzt mit Personen aus den so genannt gesellschaftlich relevanten Gruppen, Hamburg war ehemals Herzogtum der Sozialdemokratie, für mehr als 40 Jahre, abgelöst 2002 durch die Koalition eines Rumor machenden Richters (Ronald Barnabas Schill, mittlerweile in Kuba) mit einer glücklichen Flasche, einem Rechtsanwalt, Ole von Beust (mittlerweile in gewissen Kreisen Kultnull genannt). Früher, früher ..., als Hermann Wirth Leiter der Abteilung Kammermusik gewesen war, schaffte die lokale configuration axis der gesellschaftlich relevanten Gruppen seine Tochter Gabriele in seine Nachfolge - Gabriele Wirth war wenigstens musikwissenschaftlich ausgebildet. Nun kommt's: Frau Mirow, Gattin des Thomas Mirow, SPD, klare Mehrheitsverhältnisse in den Rundfunkgremien (Herzogtum ...), ist - Soziologin. Tja!


    Der Geist schlägt ein wo er will. Häufig bleibt er im Fleische stecken, d.h. dann: ICH WILL SPASS HABEN und NDR KULTUR soll SPASS MACHEN. Fußwipp-Faktor.


    MfG
    Albus

  • Hallo Taminos,


    natürlich und selbstredenderweise findet diese Initiative auch meine vollste Sympathie, wenngleich ich ebenfalls befürchte, dass man sich (und uns) mittels Hörerumfragen einreden wird, auf dem richtigen Weg zu sein und also keine Notwendigkeit sehen wird, vom Kurs abzuweichen.


    @ albus:

    Zitat

    ...(Ronald Barnabas Schill, mittlerweile in Kuba)...


    Tja, schön wär's: entweder war das Geld alle, oder Fidel hat ihn vor die Tür gesetzt - auf jeden Fall ist er Montag wieder in Hamburg eingetrudelt, um neue Pläne zu schmieden.


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Morgen Uwe,


    die Rückkehr von Herrn Schill hatte ich bisher nur vermutet. Vermutet, nachdem in Kuba die letzten Währungsmaßnahmen in Kraft gesetzt worden waren: Abkopplung vom US-Dollar, verbunden mit dem Zangsumtausch für bestimmte Personenkreise und unter markantem Wertverlust. Die Ersparnisse des Emigranten waren von einem auf den anderen Tag nur noch einen Bruchteil wert. Also, ...


    MfG
    Albus

  • Tag zusammen,


    ich persönlich höre tagsüber unter der Woche kaum Radio. Und wenn ich es tue, dauert es in der Regel nicht lange genug, als dass ich z.B. eine ganze Brucknersinfonie erleben könnte. Weiterhin genieße ich die Musik dann auch in der Regel nicht sehr, weil ich Musik - zumindest wenn sie eine gewisse Qualität besitzt - nicht nebenbei hören kann, sondern sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert. Das ist nur im Konzert oder beim CD-Hören der Fall, oder halt Abends, wenn ich mich wirklich mal extra dafür vors Radio haue.


    Inosfern ist es für mich persönlich nicht wirklich ein Verlust. Problematischer ist eher, dass man sich mit diesem Konzept ganz klar vom "Nischenkonzept-Kultursender" entfernt und somit diesem Denken auch viele qualitativ hochwertige Radio-Sendungen über kurz oder lang zum Opfer fallen werden. Davon gibt es eh nur noch sehr wenige, die meisten guten kennt man schon, weil es sich um Wiederholungen von vor 10 Jahren handelt.


    Das Problem wird immer gravierender werden, da immer weniger Geld für Kultur zur Verfügung steht. Daran werden auch ehrenvolle Inititiativen und aufrechtes Lamentieren nichts ändern.
    Einziger Weg wäre aus meiner Sicht, über eine reformierte Schulbildung den Kindern wieder die Freude an der Kultur zu lehren,sie dafür zu begeistern statt Ihnen jegliche Sympathie zur Kunst systematisch "abzuerziehen", wie es aktuell leider oft üblich ist. So würde man im ersten Schritt wieder die potentielle Zielgruppe verstärken, im zweiten vielleicht sogar wieder Programmdirektoren ausbilden, die Qualität der Quantität vorziehen.


    Aber wie hilflos wirkt so ein Unterfangen im Zeitalter von "Dschungelcamp" und "Mein Dicker fetter peinlicher Verlobter".


    Gruß
    Anti

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  • Leider hat sich diese Häppchenkultur seit allzu langer Zeit auch bei BR4 Klassik etabliert.

    Da solltest du vielleicht etwas genauer werden, was du mit "Häppchenkultur" beim BR4 meinst bzw. darunter verstehst.


    Es ist ein Unterschied, ob man jetzt tagsüber fast ständig zusammenhanglos irgendwelche Werkschnipsel (immer nur einen Satz oder sogar nur einen Teil daraus) überträgt oder "Lückenfüller"-Sendungen wie "Allegro (6:05-8:00), die am Wochenende "Auftakt" jedoch mit meist ganzen Werken heißt.
    In den anderen Sendungen wie Philharmonie, Mittagsmusik, Concertino, Cantabile, Pour le Piano, Kammerkonzert oder den Klassik-Stars kann ich die hier in diesem Thread zugrunde gelegten Häppchen vom NDR à la Klassik Radio bislang nicht ausmachen.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • "Bayern Klassik" hat auch nur deutlich unter der Hälfte seiner täglichen Sendungen so gestaltet, dass eher Fragmente gespielt werden denn Gesamtwerke. Das sind jene Konzeptsendungen, die auch zahlreiche Meldungen aus dem Musikleben, Kurzinterviews oder Plattenvorstellungen enthalten, traditionelle Magazin-Programme also.


    Man kann auch dazu geteilter Meinung sein, aber eine Entwicklung in Richtung "Klassik Radio", das überdies von ständiger Werbung geprägt zu sein scheint (ich habe nur selten mal hineingehört, die Werbung ist mir aber sofort aufgefallen), würde ich dann doch von der Hand weisen. Hoffentlich beibt das so.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!