Operninszenierungen - modern vs. "altmodisch"

  • Hallo Knusperhexe,
    wir hatten in Wien zwei Regiearbeiten von "konservativen" US-Regisseuren. Das eine war eine "Turandot" von einem gewissen Harold Prince, das andere Berlioz' arme "Trojaner" in der Regie eines Duos, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere.
    Ich kann dazu nur sagen: Wenn man diesen grauenhaften Kitsch gesehen hat, lernt man Otti Schenk schätzen. Und das will nun doch etwas heißen. Auf der Bühne gab's bunte Gewänder, Glitzer- und Flitterkram, Showtreppe in der "Turandot", in den Trojanern war das Pferd eine Lachnummer, man erwartete, daß es jeden Moment wie in einem Zeichentrickfilm zu sprechen anfängt, weil es eben wie ein Zeichentrickfilm-Pferd aussah. Sagenhaft. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß so etwas auf einer europäischen Bühne zugelassen wird. Disneyland pur.


    Ein weiterer "Höhepunkt" war die Aufführung von Carlisle Floyds (übrigens glänzend komponierter) Oper "Of Mice and Man" durch die Oper von Houston bei den Bregenzer Festspielen: Kulisse wie in einem überalterten Western, davor Herumstehtheater.


    Eben fällt mir ein, daß ja auch Bernsteins "Quiet Place" an der Staatsoper von einem Amerikaner inszeniert wurde, nämlich von Stephen Wadsworth, dem theatererfahrenen Textautor. Kulisse etwa wie im Film "Die Katze auf dem heißen Blechdach", davor abermals Herumstehtheater - und das bei einem Stück, das primär von der Interaktion der Personen lebt. Meiner Meinung nach war die Regie am Durchfall schuld.


    Dazu kommen noch ein paar Videos (bzw. DVDs) von amerikanischen Opernaufführungen, in denen ungefähr das bestätigt wird, was mir von den Live-Erfahrungen im Gedächtnis geblieben ist.


    Daraus schließe ich: Wenn ein Publikum solche Aufführungen mag, dann ist es naiv und eben mit allem zufrieden, bei dem man nicht aufführungsbezogen nachdenken muß. Also Oper als Entspannung und reine Unterhaltung.


    Soll sein.


    Aber mein Begriff von Oper ist das nicht. Ich bin so konservativ, daß ich das Theater als moralische Anstalt bzw. zumindest als Bildungsanstalt begreife. Die amerikanischen Inszenierungen jedoch, die ich kenne, lullen ein, ebenso wie die meisten konservativen Inszenierungen im Schenk-Umfeld (bei dem ich den genialen Ponnelle absolut ausnehme). Aber Oper als unbedarftes Bad im Kitsch - nein, danke.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Daraus schließe ich: Wenn ein Publikum solche Aufführungen mag, dann ist es naiv und eben mit allem zufrieden, bei dem man nicht aufführungsbezogen nachdenken muß. Also Oper als Entspannung und reine Unterhaltung.:


    Hallo Edwin,


    woher, wirklich woher willst Du wissen, dass die Leute nicht aufführungsbezogen nachdenken? Wie kannst Du beurteilen, dass nicht auch die eigene Ästhetik eines Disneyfilms - übrigens stehen die alten abendfüllenden Trickfilme unter 90% europäischem Einfluss, u.a. Gustav Tenggreens -, dass diese Ästhetik Leute nicht anregt und rührt? Sind die dann alle minderbemittelt? Du bewegst Dich da in einen Bereich rein, der mir fast die Luft nimmt.


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Aber mein Begriff von Oper ist das nicht. Ich bin so konservativ, daß ich das Theater als moralische Anstalt bzw. zumindest als Bildungsanstalt begreife. Die amerikanischen Inszenierungen jedoch, die ich kenne, lullen ein, ebenso wie die meisten konservativen Inszenierungen im Schenk-Umfeld (bei dem ich den genialen Ponnelle absolut ausnehme). Aber Oper als unbedarftes Bad im Kitsch - nein, danke.


    Das ist Deine Meinung. Ich aber bin so konservativ, dass ich die gute alte Katharsis bevorzuge.


    Schade und Alaaf - ich schwinge mich jetzt nämlich für eine Woche in den Karneval - noch so ein primitives Vergnügen, dem ich neben traditionellen Inszenierungen huldige,


    Knusperhexe

  • [Daraus schließe ich: Wenn ein Publikum solche Aufführungen mag, dann ist es naiv und eben mit allem zufrieden, bei dem man nicht aufführungsbezogen nachdenken muß. Also Oper als Entspannung und reine Unterhaltung.


    Soll sein.


    Aber mein Begriff von Oper ist das nicht. Ich bin so konservativ, daß ich das Theater als moralische Anstalt bzw. zumindest als Bildungsanstalt begreife. Die amerikanischen Inszenierungen jedoch, die ich kenne, lullen ein, ebenso wie die meisten konservativen Inszenierungen im Schenk-Umfeld (bei dem ich den genialen Ponnelle absolut ausnehme). Aber Oper als unbedarftes Bad im Kitsch - nein, danke.


    :hello:[/quote]


    Lieber Edwin, ich stimme ja ziemlich oft mit dir überein (Wenn wir auch einen unterschiedlichen Geschmack punkto Mineralwässer haben ;)), aber deine strikte Weigerung, eine andere Form von Regie als die von dir goutierte anzuerkennen, verstehe ich nicht. Es ist dein gutes Recht, Schenk als Kitsch zu empfinden, aber bitte qualifiziere nicht alle als geistig unterbelichtete Nackerbatzerl ab, die daran Gefallen finden. Es ist durchaus legitim, in der Oper NUR Entspannung und Unterhaltung zu suchen, genauso wie es legitim ist, dass du eben NUR geistig angeregt werden willst. Ich glaube auch nicht, dass man den am Sprechtheater geprägten Anspruch von der "moralischen Anstalt" so ohne weiteres auf die Oper umlegen kann, aber das wäre ein eigenes Thema! Wenn ich mir unseren Schenk-"L'Elisir" anschaue, dann freue ich mich auf drei vergnügliche Stunden ganz ohne Geistesakrobatik, ich freue mich auf ein nettes (Ich weiß: kitschiges...) Bühnenbild, farbenprächtige Kostüme, einfach auf gute Unterhaltung. Hinterher bin ich erfüllt von Donizettis Melodienreigen, in mir ist eine große Fröhlichkeit, am liebsten würde ich den Weg zur U-Bahn hinuntertanzen und alles, was mich an diesem Tag vielleicht gequält hat, ist vergessen. Und für dieses Gefühl soll ich mich nun schämen? Weil ich drei Stunden meiner kostbaren Lebenszeit verschwendet habe, ohne tiefschürfende Gedanken zu wälzen und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen??? Tut mir Leid Edwin, da bin ich lieber naiv.
    Und drei Tage später gehe ich vielleicht in unseren "Don Carlos", nicht in den unsäglich langweiligen von Rizzi, sondern in den von Konwitschny, in kühlen, abstrahierten schwarz-weißen Bühnenbildern, bin gefesselt von der klugen Personenführung, den vielen wunderbaren Details dieser Inszenierung, die mich noch Stunden nachher beschäftigt. Also keine "verschwendete Zeit".
    Warum darf ich nicht beides haben? Warum soll ich mich im Falle des "L'Elisir" für meinen "schlechten Geschmack" schämen?
    Ich fände es übrigens wirklich einmal interessant, an das Publikum Fragebögen zu verteilen: "Wie haben Ihnen Inszenierung/Bühnenbild/Kostüme gefallen? Geben Sie Noten von 1-5!" Aber das traut sich wohl kein Intendant....
    lg Severina

  • Zitat

    Original von severina
    Warum darf ich nicht beides haben? Warum soll ich mich im Falle des "L'Elisir" für meinen "schlechten Geschmack" schämen?
    Ich fände es übrigens wirklich einmal interessant, an das Publikum Fragebögen zu verteilen: "Wie haben Ihnen Inszenierung/Bühnenbild/Kostüme gefallen? Geben Sie Noten von 1-5!" Aber das traut sich wohl kein Intendant....
    lg Severina


    Dem Antrag von Severina wird stattgegeben, ihren Aussagen zugestimmt :beatnik:


    :hello:
    Stefan


    PS: Eine Belcanto-Buffera will ich selbstverständlich anders inszeniert sehen als eine Schosti-Oper...

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Antracis
    Klar, wenn Du Stefan ermöglichst, dass er jetzt auch noch in der Oper Noten geben darf, hast Du natürlich seine Zustimmung. :pfeif: :D :D


    Gruß
    Sascha


    Momentan korrigiere ich eigentlich recht human :angel: - und richtig anstrengende Arbeit ist das ja auch. :pfeif: Da müsst Ihr nur den Caesar fragen :beatnik:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Knuspi,


    Kein Unterschied zu einer Schenk-Inszenierung. Insofern alles klar.
    Helau!
    :hello:



    Du armer Jeck - ich trink ein Kölsch auf Dich!


    Alaaf,


    Knuspi

  • Hallo Severina,
    es liegt zwischen Dir und mir ein Mißverständnis vor: Ich bin keineswegs ein Gegner der konservativen Inszenierung. Ich bin nur ein Gegner der fantasielosen, daher schlechten konservativen Inszenierung.


    Jean-Pierre Ponnelle etwa hat eine ganz eigene, wundervolle Bühnenästhetik geschaffen. Nur zielen seine Inszenierungen auch auf das Hirn, sie sind keineswegs nachgestellte Regieanweisungen, sondern tatsächlich deren szenische Interpretation.


    Oder Luc Bondy: Seine Inszenierung von Brittens "Turn of the Screw" etwa bietet dichte Atmosphäre und spannendes Theater - eine glänzende "konservative" Arbeit.


    Ich gebe sogar zu, daß es ein oder zwei Schenkis gab, die ich mochte, etwa den Wiener "Rosenkavalier" (Kitsch, der zum Kitsch paßt!).


    Aber - und das ist jetzt mein eigentlicher Einwand:


    Eine "konservative" Inszenierung muß für mich in den Details stimmen und sie muß für mich ihre eigene Ästhetik entwickeln (die durchaus eben "konservativ" sein kann).


    Ich will ein Beispiel bringen: Wenn Otti S. etwa den "Boris Godunow" als lebendig gewordene Ikonen inszeniert, ist das Blödsinn, denn Ikonen stellen immer nur Heilige dar und niemals einen Zaren, geschweige denn einen Bettelmönch (es sei denn in Interaktion mit einem Heiligen).
    Also: Falscher Ansatz.
    Für mich ist nun zwischen "falsch" und "falsch" kein wesentlicher Unterschied.
    Wenn unser Knusperhex nun etwa darauf verweist, daß der Staudamm im Chéreau-"Rheingold" falsch ist, weil "Tiefe des Rheins" etc verlangt wird, dann halte ich dem entgegen, daß die "Boris"-Ikonen zwar eine "konservative" Regie sind, aber eben auch falsch.


    Und jetzt wird es für mich spannend: Falsch ist beides. Aber aus welchem Fehler ziehe ich den größeren Gewinn für meine Sicht auf ein Werk?
    Chéreau knüppelt mich nieder und sagt mir: In die Natur wurde bereits eingegriffen, da ist etwas nicht mehr so, wie es sein sollte. D.h., er zwingt mich durch seinen Fehler zum Nachdenken.
    Schenks Fehler ist aber nichts anderes als eben ein Fehler, ich gewinne zwar einen gewissen Schauwert (den natürlich auch Chéreau hat), aber sonst nichts weiter.


    Diesen Einwand habe ich nun gegen die meisten sogenannten "konservativen" Inszenierungen: Ihre Fehler sind keine Fehler aus einem Konzept heraus, sondern auf der Basis von Unwissen oder falscher Information.


    Wobei auch - und ich glaube, das habe ich deutlich genug gesagt - das Regietheater Mist baut; und zwar mitunter auch so totalen Mist, daß auch da die Fehler nur Fehler sind und nichts weiter.


    Womit auch ich für ein Nebeneinander von gutem konservativen und gutem Regietheater plädiere. Die wirkliche Arroganz sehe ich nur dort, wenn ausschließlich die eine Form akzeptiert wird und die andere aus prinzipiellen Überlegungen heraus abgelehnt wird.


    :hello:

    ...

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  • Zitat

    Ich will ein Beispiel bringen: Wenn Otti S. etwa den "Boris Godunow" als lebendig gewordene Ikonen inszeniert, ist das Blödsinn, denn Ikonen stellen immer nur Heilige dar und niemals einen Zaren, geschweige denn einen Bettelmönch (es sei denn in Interaktion mit einem Heiligen).
    Also: Falscher Ansatz.
    Für mich ist nun zwischen "falsch" und "falsch" kein wesentlicher Unterschied.


    Ah ja, jetzt verstehe ich dich endlich!


    Und wenn du zu Musik von fließendem Wasser eine Staumauer siehst, ist das natürlich kein falscher Ansatz, sondern eine intelligente Regie. Es lebe die Edwinsche Objektivität.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Ah ja, jetzt verstehe ich dich endlich!


    Na, das hat aber lang gedauert...! :D


    Zitat

    Und wenn du zu Musik von fließendem Wasser eine Staumauer siehst, ist das natürlich kein falscher Ansatz, sondern eine intelligente Regie. Es lebe die Edwinsche Objektivität.


    Gratulation! Im aus dem Zusammenhang gerissenen Zitieren bist Du schon fast so gut wie ich selbst! :hahahaha:


    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin, alles klar! :) Bei Ponnelle sind wir uns sowieso einig, und es ist ja bei Gott nicht so, dass mir alles von Schenk gefallen würde. (Wobei er mir als Regisseur nie so auf die Nerven ging wie als Schauspieler, aber das ist jetzt OT) Deinem letzten Absatz kann ich vollinhaltlich zustimmen, genau dafür plädiere ich ja auch immer.
    lg Severina :hello:

  • Was ist es denn eigentlich, wenn der Schenk nun seine Ikonen inszeniert im Boris ? Konservativ im Sinne von werktreu ist das doch nicht, oder steht davon was in der Partitur ? Ist das dann schon modernes Regietheater ? Den meisten Untergangdesabendlandespredigern dürfte das dann doch ebenfalls arg mißfallen, egal wie wenig durchdacht oder wie schön ausgeführt.


    Ich erinnere mich noch an eine Aida hier in Berlin, wo Pet Halmen die Handlung in ein ägyptisches Museum verlegt hat. War auch nicht werktreu, hat aber doch den meisten Regietheatergegnern gefallen, zumindest die, mit welchen ich gesprochen habe. Nun war das weder werktreu noch besonders intelligent. Aber es hat dem Auge der Leute offenbar sehr gefallen und deshalb war es O.K. Weshalb ich immer so den Verdacht habe, dass die Werktreue so schön wie ein Gesetztbuch vorgehalten wird, weil man praktischerweise seine eigenen Ansichten von Schönheit dahinter verstecken kann. Sprich, wenn die Kirche in der Toscaaufführung hübscher und ausgeschmückter ist, als das Original, ist es auch O.K. Werktreue, oder nicht.


    Gruß
    Sascha

  • Sascha, da hast du völlig recht: Wenn ein Bühnenbild "schön" ist, wird die Werktreue nicht mehr so eng gesehen. Beispiel die Züricher "Aida", die in die Entstehungszeit verlegt wurde, aber nicht einmal dazu passten die Kulissen. Der Nilakt z.B. spielt in einer Wandelhalle aus Tiffanyglas, optisch ein Augenschmaus, szenisch ein völliger Nonsens, aber kaum jemand störte sich daran. Auch dass die Inszenierung aus einer Aneinanderreihung von Unsinnigkeiten bestand, von einer Personenführung weit und breit nichts zu bemerken war, wurde angesichts der verführerischen Optik als vernachlässigenswert eingestuft.
    Dabei wusste nach spätestens einer halben Stunde kein Mensch mehr, wer hier eigentlich warum gegen wen kämpfte. Der Pharao ist bei Joel ein türkischer Bey, Radames ein französischer General, dazu kommen englische, italienische, französische und türkische Soldaten, die im Triumphmarsch fröhlich Seite an Seite marschieren, ein historischer Unsinn erster Güte. Niemand stellte sich die Frage, wer dieser Radames eigentlich sein soll:
    Ein Söldner in der türkischen (ägyptischen) Armee? Welches Vaterland verteidigt er dann?
    Ein Repräsentant der franz. Besatzungsmacht? Wieso empfängt er dann Befehle vom türkischen Statthalter?
    In beiden Fällen hätte der muslimische Bey wohl kaum seine Tochter einem Ungläubigen (der bei Variante 2 noch dazu ein Feind wäre) zur Frau gegeben, abgesehen davon, dass diese Tochter wohl verwahrt im Harem säße und sich kaum einen franz. General anlachen könnte.
    Wieso bittet ein franz. General altägyptische Götter um ihren Beistand? Abgesehen davon, dass ein Befehlshaber, der Aufmarschpläne an den Feind verrät, vor ein Kriegsgericht kommt und erschossen wird - ganz bestimmt wird er von keinen Priestern dazu verurteilt, lebendig in eine Pyramide eingemauert zu werden.....
    All diese Fragen interessierten anscheinend niemanden, denn es war alles sooooooo schön, und die PR wurde zu einem großen Publikumserfolg mit einhelliger Zustimmung. Ich fasste es nicht. ?( ?(
    lg Severina

  • Hallo Severina,
    ich fürchte fast, daß August Normalzuschauer, ein enger Verwandter Otto Normalverbrauchers, nicht zwischen Bühnenbild und Regie unterscheidet. Ich fragte einmal einen heftigen Schenk-Befürworter (der, das möchte ich betonen, nicht im Tamino-Forum Mitglied ist - zumindest meines Wissens nach nicht), was ihm an einer bestimmten Ottiade so gefallen habe. Und er beschrieb mir die Facetten des Bühnenbildes.
    Dabei war das eigentlich jemand, dessen musiktheatralische Bildung etwas höher war als die von unserem August.
    Allerdings ist die Regel, daß der Regisseur das Bühnenbild beeinflußt. Man kann Otti also wegen Schneisi ebensowenig exkulpieren, wie man andererseits Chérau zu Peduzzi sehr wohl gratulieren darf. :D
    Ponnelle hat beides in Eigenregie gemacht - und das Ergebnis war überwältigend. Etwas wie der Bayreuther "Tristan" ist und bleibt eines meiner größten Opernerlebnisse.
    :hello:

    ...

  • Und ich werde nie den Ponnell'schen "Don Givanni" in Zürich vergessen, mit einem damals noch in jeder Hinsicht großartigen Thomas Hampson. Alleine wie Ponnelle das meist als heitere Tändelei angelegte "La ci darem la mano" inszeniert hat, hat sich auf immer und ewig in meinem Gedächtnis eingebrannt. Das war Gänsehaut pur, diese Magie, die da von der Bühne ausging, habe ich nie zuvor und nie danach verspürt. Ich bin sonst bei Gott nicht sentimental, aber als ich vom Tod Ponnelles erfuhr, war mir wirklich zu Mute, als hätte ich einen Freund verloren. Zumindest für mich ist die Lücke, der er hinterlassen hat, immer noch spürbar.
    lg Severina

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Womit auch ich für ein Nebeneinander von gutem konservativen und gutem Regietheater plädiere. Die wirkliche Arroganz sehe ich nur dort, wenn ausschließlich die eine Form akzeptiert wird und die andere aus prinzipiellen Überlegungen heraus abgelehnt wird.


    bravo, bravissimo! mal wieder aus der seele gesprochen! :jubel:


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • O.k. Regielis, wer von Euch traut sich in den Ring und verteidigt die so ungemein geschmackvolle Neuinszenierung der Zauberflöte in Zürich? Abgesehen davon, dass die letzte Inszenierung in ihrem schnachigen Bibliotheksdekor höchstens gepflegte Langeweile bot, erleben wir in der jetzigen ein Potpourri der Kachelkultur und eine Königin der Nacht aus dem Kühlschrank, worüber ich zwar lachen musste, was ich aber grundätzlich als :kotz: abtu.


    Mal ehrlich, wem hat's - fern vom ach so intellektuellen Anspruch - wirklich und aufrichtig gefallen?


    Vernichtende Grüße,


    Knusperhexe

  • Hi Knuspi,
    haben dir die Narren Urlaub gegeben??? Mir schien, du hattest dich bis Aschermittwoch abgemeldet. ;) Zur "Zauberflöte" kann ich nix sagen, weil ich sie leider nicht gesehen habe, nicht einmal in Auszügen. Dabei würde sie mich interessieren, weil ich erstens Kusej sehr schätze (Jetzt streichst du mich vermutlich aus der Freunde-Liste! :beatnik: ) und ich zweitens einige Beteiligte kenne. Ich hoffe also, dass ich noch ein Video bekomme, dann können wir gerne streiten, äh diskutieren. :D :D :D
    lg Severina

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  • Ein unparteiischer Schiedsrichter wird gerufen ? - Bin schon zur Stelle :baeh01:


    LG
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Zitat

    Original von severina
    Hi Knuspi,
    haben dir die Narren Urlaub gegeben??? Mir schien, du hattest dich bis Aschermittwoch abgemeldet. ;)


    Iss doch klar, liebe Severina, da jeht de jecke Knuspi nom Zoch, und wat iss: Eine moderne Inszenierung mit Zeitbezug. Keine Wagen aus der Zeit von vor 150 Jahren, so wie man dat damals gewollt hatte. Nä,näääh, und dat Kölsch, auch frisch...Düsseldorf verbietet sich, weil das dortige Bier nur Alt heißt, nicht aber ist...
    Wat macht son Hexerich in dem Fall? Genau, er schwingt sich auf seinen Besen und fliegt nach Zürich, wahrscheinlich mit dem alten Ostermannlied auf den Lippen "Och wat wor dat früher schön he in Colonia...."


    Alaaf säht de Tom :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Na, na, vielleicht hat Knuspi ja auch seine Aschermittwochs-Buße vorverlegt und sich gedacht: Statt des Narrentreibens in Köln (ohnedies kein Unterschied zu dem Mummenschanz konservativer Inszenierungen) will ich mal richtiges Musiktheater erleben.
    Und schon war er in Zürich.
    Im Karneval ist doch alles möglich!
    :hello:

    ...

  • Also, um Knuspis Kabänesvernebelte Sprache ein wenig zu präzisieren, hier eine Kurzrezension von Joachim Lange aus der "Finacial Times Deutschland" vom gestrigen:


    "Diese Zauberflöte kommt nicht als flickenbuntes Welttheater, sondern als Albtraumthriller daher. Am ANfang und am Ende steht das Hochzeitspaar für Kuss und Photo bereit. Eine Oper lang fährt den beiden der Schreck in die Glieder und befördert sie in Rolf Glittenbergs (Bühne) klinisch weißes Labyrinth der Ängste. Nichts als Wände und Türen. Mit drei blinden Damen. Einer Königin der Nacht, die ihren Auftritt aus der Kälte des Kühlschrankes zelebriert. Einem Papageno, der im Käfig sitzt und so etwas wie Taminos noch nicht domestiziertes Alter Ego ist. Und einem Sarastro, der Fechten und verrückte Partys liebt. Samt Mutprobe mit einer offenen Flamme im Treibstofflager, nach der sich die Akteure aus einer im Pool versenkten Limousine befreien müssen. Das Benzin zündet dann doch noch, um die Königin der Nacht loszuwerden. Das Kom ödiantische findet sich bei Kusej öfter als Kalauer wieder. Das gelingt ihm besser als der Part des Schwarzsehers mit analytischem Ehrgeiz-und passt gut zu Harnoncourts romantisch grundiertem Umpflügen bekannter Musikmuster."


    Bewertung: vier von fünf Punkten.




    Die Photos stammen von der Homepage des Opernhaus Zürich.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich hab' hier auch eine Kritik vorliegen, aus der ich aber erst ab morgen zitieren darf, die keineswegs ablehnend ist. Es wird zwar festgestellt, daß Kusej schon besseres gemacht hat, aber die vom Knusperhex ersehnte prinzipielle Vernichtung, weil ein Baum, der laut Text links steht, in der Inszenierung rechts steht, bleibt aus.


    Und was mich betrifft: Die Bilder sehen sehr reizvoll aus.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Und was mich betrifft: Die Bilder sehen sehr reizvoll aus.


    Gell? Vielleicht für alle Interessierten: die Besprechung von Joachim Lange zur Züricher "Zauberflöte" in der heutigen Langversion in der "Frankfurter Rundschau" weist am Ende auf eine Live-Übertragung hin: am 01. März auf "3Sat". Bestünde ja die Chance, sich das dann auch tatsächlich mal anzusehen...

  • Zitat

    Original von Alviano


    Gell? Vielleicht für alle Interessierten: die Besprechung von Joachim Lange zur Züricher "Zauberflöte" in der heutigen Langversion in der "Frankfurter Rundschau" weist am Ende auf eine Live-Übertragung hin: am 01. März auf "3Sat". Bestünde ja die Chance, sich das dann auch tatsächlich mal anzusehen...


    Das Schweizer TV (Krieg ich leider nicht rein!) überträgt sogar auf beiden Kanälen, auf einem die Aufführung und am anderen Zauberflöte-back-stage. Da ich, wie gesagt, einige Leutchen an der Züricher Oper kenne, fände ich das auch recht witzig, aber natürlich bin ich schon glücklich, wenigstens die Oper sehen zu können. Obwohl ja viele Inszenierungen nur bedingt fernsehtauglich sind und man oft einen völlig falschen Eindruck gewinnt.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Bestünde ja die Chance, sich das dann auch tatsächlich mal anzusehen...


    Au ja, da kann man sogar in Köln bleiben. Falls nicht ein Narr dort noch die 3sat-Antennen abmontiert... :stumm:


    :hello:


    P.S.: Hier riecht's übrigens nach einer regietheatralischen Verschwörung. Wo bleiben unsere Staubis?

    ...

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