Hallo Alviano,
ja, man soll halt nicht flott und schlampig formulieren, wenn man Leser hat, die genau lesen und über ein gutes Gedächtnis verfügen.
Also Dews "Lohengrin": Für mich ist der Ansatz problematisch, wenn ein Regisseur, der völlig freie Stückwahl hat, ein Stück inszeniert, um es zu demontieren. Ich glaube, daß hier die Perspektive nicht stimmt.
Soweit ist Grubers "Villi" und Dews "Lohengrin" für mich also problematisch.
Der Unterschied ist dann aber, daß Grubers "Villi" meiner Meinung nach auch handwerklich sehr schlecht gemacht ist und extrem billig wirkt (ja, ich weiß, das will sie; dennoch...).
Dews "Lohengrin" jedoch ist letzten Endes eine für mich doch auch sehr interessante Regie, weil sie, wenn ich mich recht erinnere, die Komödiantik allmählich reduziert und einen letzten Endes berührenden, sehr lyrischen Schluß bietet.
Nun zur "Frau" - Du siehst mich ratlos. Ich halte das Buch über das Bielefelder Musiktheater unter Dew in Händen. Ich kann Dir nicht sagen, ob ich nun diese "Frau" gesehen habe oder nicht. :wacky:
Ich habe in dem Absatz, den Du zitierst, Dew für eine "Frau" geprügelt, die vielleicht nicht von Dew war. Hmmmmm......... Lange her......
Ich habe absolut keine Erinnerung an die musikalische Wiedergabe, glaube aber, einige Bilder im Kopf zu haben (die ich mit einer völlig mißglückten Inszenierung verbinde) - aber die könnten auch aus dem Bielefelder "Quiet Place" stammen.
Seltsamerweise ist das Bild, das ich im Zusammenhang mit Dew immer noch vor Augen habe, eines aus einer Oper, die ich vom Werk her gar nicht mochte, nämlich "Nixon in China" von John Adams. Ich glaube, es ist die letzte Szene: Das Flugzeug rast durch die Wolken und auf der Tragfläche balanciert wie in Trance Mao. Einzigartig! Das war die Zeit, als Dew mit Pilz zusammenarbeitete, für mich einer der Höhepunkte moderner Opernregie.