James MacMillan

  • Hallo allerseits,
    kennt außer mir jemand die Musik der schottischen Komponisten James MacMillan? Ich liebe v.A. "The World's Ransoming" für Englischhorn und Orchester.


    Sehr schön sind ebenfalls seine Chorwerke, wie hier erschienen:


    "Schön" ist durchaus im "klassischen" Sinn gemeint, es ist zwar moderne Musik (<10 Jahre alt) aber trotzdem zugänglich und sehr berührend.


    Jan

  • >>kennt außer mir jemand die Musik der schottischen Komponisten James MacMillan?<<


    Hallo Jan,


    ich kenne nur die Messe und finde sie auch sehr zugänglich. Ich habe sie irgendwann im Radio gehört und dann die Aufnahme gekauft. Aber Danke für den Tipp mit dem Englischhorn und Orchester. Ich habe mir schon lange überlegt mal weiteres von MacMillan zu kaufen. Ausserdem gehören Enlischhorn und Cello zu meinen Lieblingsinstrumenten.


    Ich finde das oft bei zeitgenössischer Musik sehr schwer, denn wenn ich nicht damit zurechtkomme, kann ich's nicht mal verschenken. Was soll ich dann sagen? "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, ich finde die Musik scheisse, aber vielleicht gefällt's Dir, sonst kannste's ja weiterverschenken.


    Grüsse
    Walter

  • Ich habe mit dem BIS-Sampler zum Katalog 2000 angefangen. Da war die erste Hälfte von the World's Ransoming drauf, und als ich es gehört hatte, wollte ich unbedingt die ganze CD haben. Daraus sind dann halt immer mehr geworden, weil's mir gefällt.


    Zur Not kannst du die CDs bei eBay oder Amazon Marketplace anbieten. Ich behalte allerdings auch wirklich scheussliche Sachen, vielleicht gefällt's mir ja in zehn Jahren?


    Jan

  • Zumindest die Chormusik MacMillans klingt so, wie ich sie mir nicht traute zu komponieren, weil ich sehr lange der Auffassung war, NACH 2. Wiener Schule,
    NACH Darmstadt, könne man nicht so schreiben !
    Heute seh ich das zum Glück nichtmehr so verbissen
    und ich kann diese "gemäßigt moderate" "moderne" Musik frohen Herzens geniessen, ohne im Anschluss auf meinem Hausaltar Blumen für Berg, Schönberg und Webern als Abbitte niederlegen zu müssen :dizzy:


    Eine weitere, wunderschöne Chor-CD ist diese hier:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Es sei aber darauf hingewiesen, daß MacMillan außerhalb seiner Chorwerke durchaus einen "moderneren" Stil schreibt.
    Eines seiner meistaufgeführten Werke ist das Schlagzeugkonzert "Veni, veni Emmanuel", dessen Titel einen Hinweis auf die stark religiöse Komponente des Komponisten gibt (die man aber in solchen Klangexzessen zunächst ebensowenig wahrnehmen würde wie in vielen Werken Messiaens...). Geschrieben ist das Konzert für die sagenhafte, ungeheuerliche Perkussionistin Evelyn Glennie. Weil es einen Adventshymnus zur Grundlage hat - warum es sich nicht als durchaus "alternative" (und im übrigen sehr christlich-gläubige) Adventsmusik zulegen?


    Hier ein Kommentar des Komponisten zu seinem Werk:


    "Composer's Notes
    geschrieben im Auftrag von Christian Salvesen PLC für das Scottish Chamber Orchestra *


    Veni, Veni, Emmanuel, ein Konzert für Schlagzeug und Orchester, besteht aus einem durchlaufenden Satz und dauert ca. 25 Minuten. Das meinen Eltern gewidmete Stück beruht auf einem Adventschoral gleichen Titels und wurde am ersten Adventssonntag des Jahres 1991 begonnen und am Ostersonntag 1992 vollendet. Diese beiden liturgischen Daten sind wichtig, wie weiter unten noch erläutert wird. Das Stück kann aus zweierlei Blickwinkeln betrachtet werden. Auf der einen Ebene handelt es sich um eine völlig abstrakte Komposition, deren komplettes musikalische Material aus dem französischen Adventschoral des 15. Jahrhunderts abgeleitet wird. Auf der anderen Ebene ergründet es mit musikalischen Mitteln die theologische Bedeutung hinter der Adventsbotschaft.


    Solo und Orchester treten während des gesamten Werks als gleichberechtigte Partner in Dialog. Dabei wird eine große Bandbreite an Schlaginstrumenten verwendet, darunter solche mit bestimmter und solche mit unbestimmter Tonhöhe, mit Fellen, aus Metall und Holz. Der Großteil der Musik bewegt sich in schnellen Tempi und kann, obwohl es keine echten Zäsuren gibt, in eine fünfteilige Bogenform untergliedert werden. Das Werk beginnt mit einer kräftigen, fanfarenartigen ‘Ouvertüre’, in welcher der Solist alle Instrumenten-Typen vorstellt, die im folgenden immer wieder zum Einsatz kommen. Wenn der Solist zu den Gongs, den Metallinstrumenten unbestimmter Tonhöhe und den Holzinstrumenten kommt, verdichtet sich die Musik zum Kernstück des ersten Abschnitts - Musik von eher zerbrechlicher, verzwickter Qualität, angetrieben durch verschiedene Pulsationen, die an einen ständig wechselnden Herzschlag denken lassen.


    Zu den Trommeln übergehend und getragen durch metrische Verwandlungen, wird die Musik in den zweiten Abschnitt hineingeworfen, der durch schnell ‘gackernde’ Achtel, abrupte rhythmische Wechsel und Hoketus-artiges Hin- und Herspringen von Akkorden zwischen der einen und der anderen Seite des Orchesters gekennzeichnet ist. Schließlich windet sich die Musik in einen langsamen Mittelteil hinab, der kadenzartige Expressivität in der Marimba gegen ein ruhiges Strömen im Orchesters stellt und dessen Lautstärke ein ppp kaum je übersteigt. Immer und immer wieder widerholt das Orchester die vier Akkorde, die im Choralrefrain die Worte Gaude, gaude begleiten. Sie werden von verschiedenen Instrumentenkombinationen und in verschiedenen Zeitmaßen vorgetragen und wecken so die Vorstellung einer riesigen Gemeinde, die, in der Ferne, mit vielen Stimmen ein ruhiges Gebet murmelt.


    Ein langes, großes Crescendo auf dem Orgelpunkt Es leitet zu Abschnitt vier über, der Material des Hoketus-Teils unter einem virtuosen Vibraphon-Solo wieder aufgreift. Allmählich wird man der ursprünglichen Melodie gewahr, die langsam unter all der oberflächlichen Geschäftigkeit dahinströmt. Der Höhepunkt des Werkes präsentiert den Choral in mehrstimmigem Satz, gefolgt von den Eröffnungsfanfaren, die den Hintergrund für eine energiegeladene Trommelkadenz bilden. In der abschließenden Coda werden die alles durchdringenden Herzschläge emphatisch auf Trommeln und Pauken ausgeführt, bis die Musik einen unerwarteten Abschluß findet.


    Die Herzschläge, die das ganze Stück durchziehen, liefern den Schlüssel zu den allgemeineren spirituellen Hauptgedanken hinter dem Werk - sie stehen für die Menschwerdung und die Gegenwart Christi. Texte zum Advent verkündigen die Ankunft des Tag der Befreiung von Furcht, Angst und Bedrückung, und dieses Werk ist ein Versuch, dies in Musik widerzuspiegeln; die grundlegende Inspiration geht dabei von folgender Stelle aus dem 21. Kapitel des Lukasevangeliums aus: "Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, denn das Meer und die Wasserwogen werden brausen, und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde, denn auch der Himmel Kräfte werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter darum, daß sich eure Erlösung naht."


    Ganz zum Schluß des Stückes nimmt die Musik eine liturgische Abkürzung vom Advent in Richtung Ostern - geradwegs hinein ins Gloria der Osternachtsfeier -, als finde die Proklamation der Freiheit ihre Verkörperung im auferstandenen Christus.


    © James MacMillan"

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

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  • Ich kenne von MacMillan noch das Werk "Adam's rip", die sehr zugänglich ist. Überhaupt die ganze CD auf der das Stück drauf ist:



    Ansonsten habe ich noch eine Aufnahme von "The deep but dazzling darkness" in der Version für Violine und Orchester. Das Stück finde ich aber nicht so toll.


    Gruß

  • Mit der Erwähnung dieser CD möchte ich diesen Thread wieder etwas aufleben lassen:



    BigBerlinerBaer hat bereits hier etwas über die CD geschrieben.


    Zusammenfassend möchte ich bestätigen, dass die CD klangstarke und getragene Chorwerke enthält, die sehr berühren und "unter die Haut gehen". Eine unbedingte Empfehlung! :yes:


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Was einem alles entgeht, wenn man nicht ständig nachschaut. 8o


    Anfang Februar wurde eine weitere Einspielung der Confession Of Isobel Gowdie veröffentlicht. Nun haben sich auch Sir Colin Davis und die Londoner Philharmoniker des Werkes angenommen.


    Auf der Scheibe befindet sich auch noch The World`s Ransoming - und das alles zu einem momentanen Anti-Peter-Zwegat-Preis von 7,99 EUR!! :D




    :hello:
    Wulf

  • Eine weitere CD mit Werken von James Macmillan ist diese CD:



    Enthalten sind folgen Werke:

    • Seven Last Words from the Cross
    • On the Annunciation of the Blessed Virgin
    • Te Deum


    Die letzten Stücke sind übrigens eine Ersteinspielung.


    Das Vokalsensemble Polyphony unter der Leitung von Stephen Layton aggiert wie gewohnt auf (und das sei ganz ohne Übertreibung gesagt) allerhöchstem chorischen Niveau. Außerdem spielt die Britten Sinfonia sowie James Vivian an der Orgel.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • James MacMillans Musik ist auch für Zuhörer zugänglich, die keine Neue-Musik-Spezialisten sind. Und doch befindet man sich auf ziemlich hohem Niveau. MacMillans Anfänge lagen im Post-Serialismus, und die Möglichkeiten, Praktiken mittelalterlicher Musik nutzbar zu machen, hat er wohl bei Peter Maxwell Davies gelernt.
    Typisch für MacMillan sind Hoqueti und enggeführte Imitationen. Meist liegen den einzelnen Abschnitten bestimmte Proportionen zugrunde. Das harmonische bzw. melodische Material ist in der Regel modal, der Klang hell, relativ geschärft durch Staccati und abrupte Farbenwechsel. Die Musik wirkt in den schnellen Sätzen, die klar vom "Sacre" beeinflußt sind, erregend, in den langsamen meditativ.


    Was man von MacMillan kennen sollte, ist das Schlagzeug-Konzert "Veni, veni, Emmanuel" und das Orchesterwerk "The Confessions of Isobel Gowdie". In den späteren Werken macht sich meiner Meinung nach ein wenig Selbstkopie breit, vielleicht bietet MacMillans klar erkennbarer Eigenstil aber auch nur wenig Chancen auf eine Spracherweiterung.


    :hello:

    ...

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  • Hallo Edwin, mir sagte der Komponist einmal, er "komponiere im Grunde "Alte Musik",was ja auf die von Dir erwähnten Hoqueti und enggeführten Imitationen zutrifft und mit seiner Affinität zum Modalen überhaupt, wurde er somit zu "meinem" Komponisten schlechthin.


    Nun gibts auf der einen Seite jene Musiker, die sich ständig, wie z.B. Boulez, "neu erfinden" und auf der andern eben solche wie MacMillan die sich innerhalb gefundener Ausdrucksweisen bewegen und dessen Vokalkompositionen, bei denen mir seine eigentliche Begabung zu liegen scheint ich persönlich mehr schätze als seine Orchesterwerke, aber das hat sicher mit persönlichen Vorlieben zu tun.


    Von einem "Aufderstelletreten" im stagnierenden Sinne würde ich bei ihm nicht sprechen, denn es sind erhebliche und auch deutlich hörbare Unterschiede etwa in "Mass" oder den verglichsweise neuen "Cantos Sagrados" und "Tenebrae" zu registrieren und besoders letztgenannte stellen für mich einen Höhepunkt der heutigen Motettenkompositionen (ja, es gibt so etwas ! :D )
    dar ! Hör doch enfach mal rein ! LG
    :hello:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Lieber BBB,
    die Motetten MacMillans habe ich einmal durchgehört - hm... Bin ich ein banause, wenn ich den Motetten von Desprez, Machault und Schütz den Vorzug gebe?


    Wobei ich MacMillans Selbstkopie nich einmal so wahnsinnig abwertend meine. Er hat eine Zeit lang wahnsinnig viel und schnell komponiert - und dabei ist ihm etwas zugestoßen, was nahezu allen extrem produktiven Komponisten passiert: Sie verwenden eine bestimmte Grundidee für mehrere Werke, wobei diese Idee mitunter fast zu einer Idee fixe wird. In MacMillans Orchesterwerken ist es etwa die Auffüllung eines Grundmetrums mit Achtel- oder Sechzehntel-Sextolen. Wenn man nun nur ein oder zwei Werke MacMillans kennt, ist das durchaus erfreulich: Klingen tut's fabelhaft, die Energie überträgt sich auf den Zuhörer, und einen klaren Stil hat diese Musik auch. Wenn man aber mehrere Werke MacMillans nacheinander hört, wird es für meinen Geschmack etwas zu berechenbar.
    Allerdings gibt es ein Werk, das doch in eine, nun, nicht neue, aber doch im Idiom etwas verbreiterte Richtung geht, nämlich die Dritte Symphonie.

    Ich halte dieses Werk zwar nicht für ein schlackenloses Meisterwerk, aber da gibt es Passagen von einer Konzentration auf das Wesentliche, von einer verinnerlichten Schönheit, wie sie mir bei diesem Komponisten bisher noch nicht aufgefallen sind.


    :hello:

    ...

  • Von allen Werken, die ich bisher von hören durfte, wohnt meiner Ansicht nach eine tiefe Menschlichkeit inne, die MacMillans Religiosität verschuldet ist - einer Religiosität, die am fest verankert aber in kritischer Distanz zum Mißbrauch der Religion steht (Confession..). Der Vergleich mit dem "Sacre" ist erhellend - ich höre gerade das Schlagzeugkonzert Veni, veni Emmanuel - eines der interessantesten Werke dieser Gattung, die ich bisher gehört habe - ich wäre auf das "Sacre"-Vorbild gar nicht gekommen, da Tonsprache von MacMillan so eigenständig, daß ich nach Vorbildern gar nicht gesucht hatte. MacMillans Modernität scheint mir auch den scharfen Klangkontrasten und den plötzlich einsetzenden, gleißenden Blässer-Attacken inmitten nahezu lyrischer Firedfertigkeit geschuldet zu sein. Im dritten Abschnitt des Konzerts "Dance-Hocket" wird ein recht einfach anmutendes, energiegeladen-optimistisches Thema durch eine aufsteigended dissonante Bläserlinie überlagert, mit dem Ergebis aber einer schlüssigen Klangbildes. Ein Werk der Hoffnung, wie mir scheint.


    :hello:
    Wulf

  • Lieber Edwin, ich bejahe Deine Suggestivfrage bezüglich Banausentums bei dieser Art von Vergleich von Herzen gern mit JA, denn gemessen an solchen "Achttausendern" wie Josquin oder Schütz, (Machault spielt hier in einer anderen Liga und ich ersetzte ihn gerne durch Du Fay und Dunstaple) ist Macmillan denn dann doch eher nur eine kleine, wenn auch sehr schön bewaldete Erhebung. Dazu kommt noch, daß es sich überhaupt meiner Imagination verwehrt, mir vorzustellen, daß Du dergleichen Musik häufig bzw. gerne hörst, aber seis drum---


    Die 3. Sinfonie habe ich, weil mir bislang unbekannt, sofort geordert und nach meiner Rückkehr aus England und erfolgtem Hören dann von mir mehr darüber. Was Wulf wiederum als "modern" bei MacMillan empfunden hat, ist wohl eher die uralte Gegenüberstellung unterschiedlcher Instrumentaler (und vokaler) Gruppen. Wulf, WIE religiös jemand ist bzw. sein darf, darüber enthalte ich mich lieber der Stimme, gibt es doch da keine nach oben offene Richter-Skala, die den Wert und die Wertigkeit von Religiosität messbar und ablesbar beziffert. Zumindest ist er keiner jener Trittbrettfahrer auf dem Esoterik-Trip, um die Verkaufszahlen zu befördern, sein katholisches Weltbild ist eher konservativ ausgerichtet, aber all dieses hindert ihn nicht daran, gute Musik zu schreiben und vielleicht ist es ihm genau aus diesem Grunde überhaupt erst möglich, SO (und nicht anders) zu komponieren !
    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Wulf, WIE religiös jemand ist bzw. sein darf, darüber enthalte ich mich lieber der Stimme, gibt es doch da keine nach oben offene Richter-Skala, die den Wert und die Wertigkeit von Religiosität messbar und ablesbar beziffert. Zumindest ist er keiner jener Trittbrettfahrer auf dem Esoterik-Trip, um die Verkaufszahlen zu befördern, sein katholisches Weltbild ist eher konservativ ausgerichtet, aber all dieses hindert ihn nicht daran, gute Musik zu schreiben und vielleicht ist es ihm genau aus diesem Grunde überhaupt erst möglich, SO (und nicht anders) zu komponieren !
    :hello:


    Ja, so hätte ich es ausdrücken wollen, was mir aber aufgrund einsetzender Abendlethargie unterstützt durch eine ordentliche Gerstenkaltschale verwehrt blieb.


    Es ist für mein Empfinden ehrlich empfunden - ich bin mir bewußt um das dünne Eis, auf dem solche Urteile fußen. Aber MacMillan wirkt selbst in den süßesten Momenten nie kitschig - ganz wie Du schreibst im gegenteil zu dem ganzen New-Age-Bullshit a la Taverner o.ä. :stumm:


    :hello:
    Wulf

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  • Lieber BBB,

    Zitat

    Dazu kommt noch, daß es sich überhaupt meiner Imagination verwehrt, mir vorzustellen, daß Du dergleichen Musik häufig bzw. gerne hörst, aber seis drum---


    Was alte Musik anlangt, verhalte ich mich wie ein Quartalsäufer: Da kommt dann mitunter zwei Wochen nur solches Zeug in den CD-Player, und wenn ich selbst ein neues Werk anfange, steht zu Beginn immer das Hören oder Notenlesen "meiner" Trias Perotin, Ockeghem und Desprez. Ich nenne das "das Hirn frei machen". Allerdings bin ich, was diese Musik betrifft, eine analytische Null.
    Sozusagen beginnt meine persönliche Musikgeschichte mit der frühen Musik (Gregorianik und Umfeld), geht bis Schütz, hält dann Winterschlaf mit kurzen Wachperioden bei Bach, Haydn, Beethoven und Schubert und feiert ein fröhliches Erwachen bei Wagner.
    :hello:

    ...

  • Lieber Edwin,


    nun habe ich die 3. Sinfonie auch gehört und kann Deinen Ausführungen weitgehend zustimmen. Nein, mit einem "schlackenlosen Meisterwerk" haben wir es hier ganz gewiss nicht zu tun, aber perspektivisch gesehn scheint der Komponist auf einem guten Weg zu sich selbst zu sein.


    Übrigens kommen die Achtel- oder Sechzehntel-Sextolen nicht nur in seiner Instrumentalmusik vor, auch die Vokalwerke sind damit zum Teil mehr als ausreichend gut bestückt. Daß hier die Gefahr der "Marotte als Methode" besteht, liegt ganz offensichtlich auf der Hand und vielleicht sagts dem Komponisten ja einfach mal jemand...


    Die stärksten Momente hat die Sinfonie für mich an jenen Stellen, wo das Klanggeschehen fast zum Erliegen kommt und genau hier scheint mir, wird auch ein Höchstmaß an Konzentration erreicht. Man darf also auf Kommendes gespannt sein.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo zusammen,


    am Donnerstag habe ich beim PhilharmonieLunch in der Kölner Philharmonie zum ersten mal etwas von James MacMillan gehört - und zwar Ausschnitte von "Veni, Veni, Emmanuel" während der Probenarbeit. Dies hat mich schwer begeistert und ich hoffe, dass ich heute trotz Familientag in die Philharmonie kann um das ganze Konzert zu hören (die nächsten beiden Tage kann ich erst recht nicht) - muss ich halt meine Familie mitschleppen! ;)


    Wer also sonst noch das Werk mal live hören will (ich denke so viele Möglichkeiten dazu wird es nicht geben - oder?) - hier die Daten:



    Colin Currie hat das Werk auch für Naxos eingespielt. Kennt von euch jemand diese Aufnahme?


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Mit der Musik von James MacMillan habe ich mich bisher kaum beschäftigt, das was ich flüchtig gehört habe, hatte mich eher nicht angesprochen. Mit dieser neuen Aufnahme wollte ich mich mal etwas näher mit dem schottischen Komponisten beschäftigen. Anreiz war natürlich auch, dass es u.a. um ein neues Violinkonzert geht, dass MacMillan für Vadim Repin geschrieben hat und das der Geiger hier auch spielt. Schön mal wieder etwas von ihm zu hören, ich habe ihn - wie auch seinen Kollegen Maxim Vengerov - ein wenig aus den Augen verloren. Es sind halt zu viele hübsche Mädels unterwegs :D.


    Das Violinkonzert besteht aus den üblichen drei Sätzen mit den Titeln: Dance - Song - Song and Dance. Das legt schon nahe, dass wir es hier nicht mit einem schwermütigen Werk zu tun haben, sondern es geht recht fröhlich zum Teil auch poppig und fetzig zu. Am Anfang des dritten Satzes singt das Orchester auch kurz mit, auf Deutsch. Macmillan hat recht unterschiedliche Stilelemente zusammengemixt, so dass man sich fast ein wenig an Schnittke erinnert fühlt, nur heiterer halt. Das Stück wurde von den Kritikern seinerzeit wohlwollend entgegen genommen und dürfte auch beim Publikum angekommen sein. Als sehr tief schürfend würde ich es nicht bezeichnen, aber es ist kurzweilig und macht Spaß zu hören. Der Solopart ist naturgemäß virtuos und bei Repin in guten Händen. Ob es sich um eine Studio- oder Liveaufnahme handelt, habe ich nicht herausfinden können. Gespannt bin ich jetzt auf die 4. Symphonie, von der ich mir natürlich noch etwas mehr erwarte.

  • Auch die 4. Symphonie von MacMillan ist ein bunter Paradiesvogel. Knapp 38 Minuten schillert er ohne Pause in allen möglichen Farben, da gibt es New-Age-Glückseligkeit neben Ivesianischem Humor, Reminiszenzen an den Renaissance-Komponisten Robert Carver und Gamelanklänge, filmreife Musikpassagen, Tonseeliges und Dissonantes. Langweilig wird einem dabei nicht, aber es schleicht sich doch irgendwann die Frage ein: wofür das Ganze, nur zur Unterhaltung und um zu zeigen, was man alles kann? Ich werde die CD behalten, aber ich glaube weitere benötige ich von diesem Komponisten nicht unbedingt. Da gefällt mir die Symphonik des wenige Jahre älteren David Matthews (oder die von Weinberg oder Schnittke) doch erheblich besser. Dort habe ich das Gefühl, man will mir etwas sagen und nicht nur mit den Möglichkeiten herumspielen.

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