Das Haar in der Suppe - die ungeliebten Werke des geliebten Meisters

  • Lieber Paul,

    Zitat

    Oft wird behauptet "Man muß sie selbst spielen, um die Schönheit zu entdecken". Vielleicht oder vermutlich wird das der Grund sein.


    das ist zumindest bei mir der Grund.... :D


    :hello:
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Sei froh, es nicht spielen zu müssen!


    >meine Rede! ;)


    Zugegeben: Bis so circa zur IV. Variation ist es (für den hörer) tatsächlich ziemlich langweilig.
    ab dann geht es eigentlich ganz gut...
    Hat aber definitiv mit der Interpretation zu tun, ich habe sie schon so fantastisch auf Wettbewerben und in Konzerten gehört wie es sie auf keiner Aufnahme zu finden gibt... Es kommt (wie wahrscheinlich schon oft festgestellt wurde) fast immer auf die Interpretation an.



    Obwohl; manche Stücke SIND einfach saufad, ganz egal wie sehr man sich bemüht.
    Zum Beispiel habe ich letztens Faures 1. Klavierquintett gespielt - eigentlich ein ganz hübsches Werk (v.a. 1. Satz) nur leider im 2. Satz da wars dann vorbei. Gut und gerne 20 Minuten für einen 2. Satz ist ja schon recht happig und wenn das ganze noch mit einem Motiv, welches zu 99% von Sibelius' Violinkonzert "geklaut" ist und auch sonst nicht viel hergibt, ist man nach 5 minuten schon am eindösen.
    mir ist schon bei Blattlesen der Fuß eingeschlafen... :untertauch:


    Ein Lehrer hat uns gegenüber sogar gestanden:


    "Mein Gott, der Satz is sowas von langweilig! Da hilft leider nicht viel! hmm... Versucht euch die brütende Hitze der Provence nach einem üppigen Mittagessen vorzustellen, vielleicht bringt das was."
    Selbstverständlich war auch jegliche Aufnahme von dem Stück fad; war ja klar...
    das hätte gut in den Thread gepasst: "Musik zum Gähnen", wenn ich das Stück damals schon gekannt hätte.


    lg Renua

    Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann...
    Das Gegenteil ist schon schwieriger. (K. Tucholsky)

  • Schon erwähnt: Beethovens sechste. Da fehlt halt das Dialektische.


    Parsifal. Mannmannmann, komm zum Punkt und zu einem halbwegs neuen Motiv, denke ich immer. Oder zu einer Entwicklung des Motivs. Instrumentation: Chapeau!! Aber der Rest...irgendwie altersschwach.


    Mozart: Beide "Krönungskonzerte". Schema F (oder besser: D...) mit schönen Momenten.


    Haydn: Die Jahreszeiten. Also bitte, was für ein Grundschul-Theater!


    Bei vielen anderen Komponisten bin ich mir nicht sicher, ob das der richtige Thread ist, weil sich m.E. das Geniale mit dem Schott die Waage hält. Beispielsweise Strauss. Salome gegen die Domestica...etc pp. Ein Geniestreich gegen ein verzichtbares Geräusch. Ähnlich geht es mir bei Sibelius, Liszt und 100 anderen.
    Und dann gibt es ja auch die, die man heiß und innig für wenige Stellen liebt und ansonsten für völlig überschätzt hält. Ich liebe Mahler ganz wahnsinnig für einige Phrasen und finde ihn ansonsten nur hysterisch und belästigend.
    :untertauch:
    Aber das wäre ja ein anderer Thread...

  • ... die Pastorale, der Parsifal --> Schande über euch!


    Nein, ganz so hart will ich es nicht formulieren, aber es verwundert mich schon, dass hier unter anderem meine zweitliebste Musik überhaupt so schlecht wegkommt.


    Für meinen Begriff gehört die Pastorale neben der Neunten zum genialsten, was Beethoven überhaupt geschaffen hat - lassen wir mal die Streichquartette beiseite.


    Mit welcher fast schon mozarthaftiger Leichtfüssigkeit ihm hierbei eine überaus naturverbundene beschreibende Musik gelungen ist - das greift schon sehr weit auf Techniken vom Meisters des Musikdramas - kein Geringerer als Richard Wagner, für mich auch der Vater der Filmmusik - vor.


    Übrigens Wagner: Das hier der für mich gar nicht hoch genug einzuschätzende Parsifal mit genannt wurde verwundert mich nicht minder, wie die Erwähnung Beethovens Pastorale.

    alle Menschen werden Brüder ...

  • Zitat

    Original von Alberich
    Mozart: Beide "Krönungskonzerte". Schema F (oder besser: D...) mit schönen Momenten.


    Schema F sind sie beide nicht (da würde ich eher 451 oder 456 nennen); das F-Dur KV 459 ist m.E. eines der besten überhaupt, das Buffa-Fugato-Finale beinahe einmalig, und das 537 ist auch eher ungewöhnlich, verglichen mit allen anderen späten. (Rosen schreibt in etwa, daß Hummel so ein Konzert geschrieben hätte, wenn er ein Genie gewesen wäre...). KV 459 ist einer meiner Favoriten, 537 für mich allerdings auch das schwächste Klavierkonzert seit 413 (und KV 271 ist natürlich ebenfalls viel besser!) Allerdings ein recht einflußreiches Werk für Hummel und Beethoven.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Masetto
    Bach hat bei mir bislang eine reine Weste :pfeif: Aber kommt mir was unter, ich werde mich melden.


    Bach: Ich habe genug, Kantate - kann ich überhaupt nicht ertragen....


    LG joschi

  • Hm,


    Schema F kann ich bei keinem der Konzerte erkennen - nichtmal in der Serie 413, 414, 415 - da ist allein die Instrumentierung eine sehr unterschiedliche.


    Zu den kritisierten Konzerten gibt es Näheres hier:


    MOZART, Wolfgang Amadé: Klavierkonzert D-Dur KV 537 “Krönungskonzert”


    Wolfgang Amadé Mozart: Klavierkonzert F-Dur KV 459


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Nicht nur, dass die Pastorale sehr schön ist, sie ist auch besonders interessant, wenn man sie als das sieht was sie ist, die Schwester der 5. und als exaktes Gegenstück zur Kompositionsidee der 5. komponiert. Hier permanente Entwicklung und Dramatik, dort insichruhend.


    ----------------------
    Und die 2. ist so voller Witz und genialer witziger Überraschungen, dass ich nicht verstehen kann warum man sie nicht mag - ich höre sie jedenfalls immer wieder mit ungeheurem Vergnügen - und Harry Goldschmidts Idee sie als Zauberflötensinfonie zu sehen ist zwar recht eigenwillig, hat aber durchaus auch einige schlüssige Argumente und klingt recht plausibel, sodass man sie als originelle Sichtweise durchaus stehen lassen kann.

  • Zitat

    Original von Ulli
    Hm,


    Schema F kann ich bei keinem der Konzerte erkennen - nichtmal in der Serie 413, 414, 415 - da ist allein die Instrumentierung eine sehr unterschiedliche.


    Schon Recht.
    Ich verweise mal auf das Thema des Threads; und im Vergleich zu den anderen Klavierkonzerten Mozarts sind die beiden m.E. am uninteressantesten. Also die Könige unter Kaisern.


    Nun ja, sehe ich alles ein, es sind tolle Konzerte.
    Aber eben für mich nur zweite Sieger.
    :hello:

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Lieber Paul,


    das ist zumindest bei mir der Grund.... :D


    :hello:
    Michael


    Als Cellist versteh ich das, ich kann mir gut vorstellen dass man da bei den Streichquartetten mehr Spaß hat, als bei seinen orchestralen Werken.
    Dennoch; rein vom Hören sagen sie mir (noch) nicht zu.


    Spielen kann ich sie leider auch nicht. :D Allerdings würde das selbst in dem Fall, dass ich es könnte, noch lange warten, da ich letztendlich auch keine Klaviersonaten spiele die mir nicht zusagen.


    :hello:


    C.

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  • Na gut, ich oute mich hier auch mal. Das ist natürlich ein gefährlicher Strang, weil man in aller Regel die gesamte Musikwissenschaft gegen sich hat. Aber aus diesem Grunde ist es auch ein besonders subjektiver Strang, und unter dieser Prämisse gestehe ich also:


    Obwohl ich Bartok schätze mag ich sein Konzert für Orchester nicht. Aus irgendeinem Grund erinnert es mich an populäre Filmmusik. Ich kann damit nicht so viel anfangen.


    Schubert liebe ich sehr. Aber was soll das eigentlich mit seinen "Deutschen Tänzen"? Hab´ ich da irgendetwas nicht verstanden? Für mich eher eine Stilübung... und nur erträglich in der Orchestrierung von Anton Webern.


    Ein paar klassische Variationen finde ich auch nicht gerade der Brüller. Beethovens Variationen über "Nel cor"... naja, musste das wirklich nochmal sein?


    Apropos Beethoven und "Wellingtons Sieg": Das Ding muss ich unbedingt nochmal hören. Ich weiß noch, dass ich mit 19 Jahren entsetzt war. Danach habe ich es verdrängt. Inzwischen... wer weiß... vielleicht kann ich dem Stück durchaus etwas abgewinnen (wenn auch nicht unbedingt das, was Beethoven wollte...).


    Strauss mag ich nur in Grenzen. Aber wer die "Metamorphosen" schreiben konnte, verdient jederzeit einen Sonderblick. Auch einen kritischen: "Festmusik der Stadt Wien". Grauenvoll... was soll das? Ich habe nicht das geringste Verständnis. (Ich weiß, es ist eine sogenannte "Gelegenheitskomposition". Ich weiß, Strauss war nicht der einzige, der solche Dinge verbrochen hat. Macht es das besser?)


    Tharon.

  • Zitat

    Original von Alberich
    Schon Recht.
    Ich verweise mal auf das Thema des Threads; und im Vergleich zu den anderen Klavierkonzerten Mozarts sind die beiden m.E. am uninteressantesten. Also die Könige unter Kaisern.


    Ja, für Dich, was ich gerne akzeptiere und was ja auch Thema des Threads ist. Ebenso ist es aber Sinn des Threads diese Behauptungen möglichst zu widerlegen und angegriffene Werke interessant zu machen (für andere).


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)