Moderne Inszenierungen-Totengräber der Oper?

  • Hallo, ich schlag einfach quer ins Gehölz und muss gestehen, dass ich noch nicht jeden Beitrag gelesen habe, dennoch (gähn) hier noch x zum x-ten Male:
    Zitat: "...aber der fan, dessen Bedürfnis nach dem ihm Aufgedrängten bis zur stumpfen Euphorie, dem traurigen Überbleibsel des alten Rausches, sich steigern mag, wird durchs Gesamtsystem der leichten Musik in einer Passivität geschult, die sich dann wahrscheinlich auch auf sein Denken und seine gesellschaftlichen Verhaltensweisen überträgt. Der umnebelnde Effekt, den Nietzsche von der Musik Wagners befürchtete, ist von der leichten in den Griff genommen und sozialisiert worden. Die subtil gewohnheitsbildende Wirkung steht im sonderbarsten Widerspruch zur Grobheit der Reize selbst. Insofern ist die leichte Musik, vor aller Absicht, die man etwa mit ihr oder gar den läppischen Texten verfolgt, Ideologie. Forschung könnte ihr ins Handwerk pfuschen...Zitat Ende "Theodor Wiesengrund Adorno" stw142 (Seite 45)
    (1962) Einleitung in die Musiksoziologie


    Bemerkungen zu dem Zitat:
    Wie heißt die Prämisse für Oper? Oper!... und immer wieder Oper!
    Das Opernaxiom ist abhängig vom Ligamentum Vocale des Singenden. Die seelige Schleimhaut des Singenden. Singen ist nichts anderes als lange Vokale erzeugen. Wenn wir sprechen, sprechen wir, meist mit kurzen Vokalen. Die Übergänge vom Sprechen zum Singen sind nicht einfach fließend; nein. Die Erklärung des Regie-MENSCHEN ist gesprochen und nicht gesungen. Der Sänger löst die Verbindung zum langen Vokal. Der langangehaltene, sich selbst anschwellende Klangereignis ist tiefer verwurzelt als das gesprochene Wort es je sein kann.
    Aber zurück zu Adorno: Ich setze nur statt "leichte Musik", das für's Publikum angebiederte, angeblich so "unverkommene" :baeh01:Musiktheater :baeh01: an die Stelle und schon haben wir sozialisierte, gruppendynamische Erkenntnisprozesse auf der Probebühne und ein paar tolle, sensationelle Buhs für die "Schwarzen" und für die Nachwelt von daheim kopfschüttelden Kritikern verfasst. :baeh01:
    Ich hatte das große Glück mit Regie-MENSCHEN wie Michael Hampe, Harry Kupfer, Robert Carson und Willy Deckler zu arbeiten. Selbst 3 Ponnelle-Inszenierungen durfte ich mitstudieren. Ich spreche hier nur über etwas, was ich selbst erlebt habe. (Die Magie des "Jetzt" im gesungenen, scheinhaften Vortrage...)
    Dort nämlich waren Kräfte und Ideen am Werke, die heutzutage nicht mehr den "Fliegenden Holländer" im Dschungel oder schmierige Opern-Galas in bekotzten Fußballstadien das Wasser reichen können.


    (J.P.Ponnelle: Die Zauberflöte, Köln 1992)
    Ein Beispiel: Tamino hat welches Instrument? Die Zauberflöte. In der Ponnelle-Inszenierung hat auch der arme, "impotente" Monostatos (Tenor) ein Instrument. Welches?...Eine Trillerpfeife!
    Und keine pinkelnden Bakchen auf Stühlen, sich selbstbefriedigende Rheintöchter etc. Nein, keine Damenbinde im Wozzek, kein Blut um des Blutes Willen. Nein, Monostastos hat eine Trillerpfeife. :pfeif: Das unmusikalischste, zynischste Instrument, dass man einer Opernpartie als Requisit mit auf den Weg geben kann. Nein, Musik wird Monostatos um der Liebe willen nicht auf dieser Pfeife pfeifen können, wobei Papageno auf die immerhin 5 Klänge seiner Flöte beschränkt, DAS DUETT mit Pamina hat. Oder besser: Pamina mit Ihm. Aber das ist ein anderes Thema. Auch das Tamino, diese bezaubernde Nullnummer ein Bildnis ansingt, was sich rächen wird...im Tode...ewiglich...
    Hmmh, worauf wollte ich hinaus.
    Hallo Welt: Die Oper lebt, aber nur selten im sogenannten Musiktheater. Ein Schauspielregisseur ist leider nur selten ein Opernregisseur. Ein Schauspielintendant ist nur selten ein Operndirektor. Ein Mensch ist eben nur ein Mensch. Eine Oper ist eine Oper, ist eine Oper und bleibt eine Oper. Wenn ich in die Oper ginge um das Sprechen zu hören, müsste ich ins Schauspiel gehen. Die Oper ist einzig und allein für die Sänger gemacht. Ein Sänger ist ein Sänger, ist ein Sänger...ein Orpheus?
    Herzlichst zum Zerreißen freigegeben
    orfeooffice :hello:

    :)

  • Liebe Severina, liebste Severina, allerliebsteste Severina,
    Papageno keine Flöte? Erste Arie des Papageno?
    Hallo? (Ponnelle) Eine Pan-Flöte...!!! (Entweder von [Chr. Bösch], live gespielt, oder hinter der Bühne von einer Querflöte aus dem Orchester)
    Arie des Papageno: "Der Vogelfänger bin ich ja" Das Glockenspiel u.a. für "Ein Mädchen oder Weibchen"
    Herzlichst
    orfeooffice

    :)

  • Natürlich hat er auch ein Glockenspiel, liebe Severina (warum nicht?)...Aber ja doch! Wofür, frage ich Dich? Hmmh - nix für Ungut!


    Aber Du hast schon recht: was versteh ich schon von der Oper? Altus. Ich weiß, dass Du das nicht so gemeint haben kannst...
    Das Falsettchen
    orfeooffice

    :)

  • Zitat

    Original von severina
    Das wäre in einer "Zauberflöte" auch tatsächlich deplatziert! Überhaupt scheinst du das Personal ein bisschen zu verwechseln, denn Papageno hat ein Glockenspiel, keine Flöte - nix für Ungut!
    lg Severina :hello:


    Salut,


    Laut dem mir vorliegenden Libretto: "auch hält er [Papageno] mit beiden Händen ein Faunen-Flötchen, pfeift und singt". Die Zauberflöte allerdings erhält Tamino von den drei Damen als Gabe, wobei Papageno das Glockenspiel bekommt. Das Faunen-Flötchen [ohne Zauberkraft, jedoch dem Vogellocken dienend]


    :hello: Austria :D


    behält Papageno bei sich - sonst wäre die Szene 15 [kurz vor 16] im ersten Akt garnicht denkbar, in der Tamino ruft: "Ha! Das ist Papagenos Ton!" und sich einem Wechselspiel zwischen Zauber- [Tamino] und Faunen- [Papageno] flöte hingibt.


    Grüßle
    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Salut Ulli!
    Übrigens hatte sich der Fehlerteufel bei mir eingeschlichen. Der Regisseur heißt natürlich WILLY DECKER ohne L.
    Ich wünsche Euch einen schönen Tag.
    orfeooffice (wieder unter Dampf)

    :)

  • Hallo S.,
    hab' ich verstanden. Wollte gerade eine PN schreiben. Schadensbegrenzung! Nun ja. Die Geister die ich rief, werd ich nicht mehr los...
    orfeooffice

    :)

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Genau darum geht es Audi: Die Rückgewinnung von Mystik und Mythos. Dementsprechend sind Tsypines Bühnenbilder weniger konkrete Orte, sondern Räume, in denen ein Spiel stattfindet, das einen Mythos erzählt: Nicht raunend, sondern mit klarer Stimme, aber der Mythos bleibt ein Mythos und wird nicht aktuell gedeutet. Deshalb bezeichne ich diese Regie im Grunde als konservatives Theater - und liebe sie (dennoch) über die Maßen!


    Hallo Edwin,


    Danke für den Link. Gefällt mir gut! Sehe es auch in der konservativen Liga, genau wie den Ring in Leipzig (von dem ich aber auch nur Fotos kenne). Schön und handwerklich gut erzählte Oper - das ist mein Ding! Lieber als alle möglichen Deutungen. Die habe ich eh in meinem Kopf!


    Demnächst wieder mehr,


    Knuspi

  • Konnte und musste ich ja jetzt nicht nachvollziehen...
    Dafür noch ein Nachtrag zu Adorno:
    Zitat: Th.W.Adorno, st Einleitung in die Musiksoziologie (S.169)
    „Vorab jedoch wirkt die allgemeine Überzeugung von der Notwendigkeit und Förderungswürdigkeit der Musik ideologisch. Indem sie die bestehende Kultur, zu der auch Musik rechnet, implizit bejaht, dankt sie dieser dafür, dass sie selber bejaht. Gegenüber der „Allverbreitung“ von Musik, die deren Distanz zur alltäglichen Existenz immer weiter herabsetzt und dadurch sie immer weiter unterhöhlt, wäre Enthaltung und Schonfrist angemessen.
    Eduard Steuermann hat mit Recht einmal gesagt, dass nichts der Kultur so sehr schade wie ihre Pflege. Askese aber wird verhindert nicht nur vom ökonomischen Interesse derer, die Musik verkaufen, sondern auch von der Gier der Kunden. Die Verblendung der öffentlichen Meinung über Musik dichtet sie ab gegen derlei Einsichten; Musik, die Kunst, ist ihr eine Art von Naturgegebenheit. Gerade wer am Wahrheitsgehalt der Musik festhält, wird nicht von ihrer Notwendigkeit schlechthin überzeugt sein, sondern zuschauen, welche Musik es sei, wie sie erscheine, wo und zu welcher Zeit. Der gar nicht so seltene Widerwille gegen die Musik, von dem ich im Zusammenhang von Dirigent und Orchester sprach, ist nicht nur die Rebellion der Amusischen oder die Rancune von Fachleuten, die dessen überdrüssig werden, was sie tun müssen, anstatt daß sie es aus Freiheit täten. Jenes taedium musicae hält auch, gegenüber der musikalischen Inflation ihrem Begriff die Treue. Abstinenz von Musik kann zu ihrer richtigen Gestalt werden. Die durchgängige Neigung der Schönbergschule, Aufführungen der eigenen Werke zu verhindern oder im letzten Augenblick zu sabotieren, war nicht überspannt.
    Die komplexe Beziehung von Rationalität und Irrationalität der Musik fällt in eine große gesellschaftliche Tendenz. Die fortschreitende bürgerliche Rationalität beseitigt nicht umstandslos die irrationalen Momente des Lebensprozesses. Viele werden neutralisiert, in Sondersparten verschoben und eingebaut. Nicht nur lässt man sie ungeschoren; vielfach werden irrationale Zonen gesellschaftlich reproduziert. Der Druck der ansteigenden Rationalisierung, die, um den von ihr Betroffenen nicht unerträglich zu werden, rational für Herzenswärmer sorgen muss...“ Zitat Ende :angel:


    Mein CREDO der industriellen Musik-Produktion. Was für ein ruah elohim weht da eigentlich fragt der Lutherjüngling im orfeooffice?
    Gibt es wirklich z.Z. Operntraumpaare, die sich auf gelackten Covern dem Publikum zum vernaschen darbieten. Operndekolleté mit heißer Nadel produzierter "Substitute". Ein schlechter Mensch, der Böses dabei denkt. Eigentlich hatten wir die Aufklärung,oder? Und das Kastratentum ist längst abgeschafft. Aber allerorten wird so getan, als sei Oper außerhalb von Opernhäusern, z.B. zu Hause konsumierbar. Schön, dass wir heute dank der Reproduktionsmedien und der perfektionierten Schallaufzeichnung und noch 10.000de von Jahren an unserem "gesanglich Erbrochenen" ergötzen dürfen.
    Aber bitte: "Meine sehr geehrten Damen und Herren, das 3. Zeichen, noch 5 Minuten bis zur Vorstellung! Die Damen und Herren des Orchesters bitte im Orchestergraben Platz nehmen. Die Damen und Herren des Chores bitte auf die Hinterbühne. Technik: Vorhangzieher. Achtung für Flugwerk... " - das ist und bleibt Oper, oder Konzert, oder Schauspiel - live - von mir aus online. Im Operhaussessel erwarte ich das Ungehörte und Unsagbare... :angel:
    orfeooffice

    :)

  • Zitat

    Original von orfeooffice
    Mein CREDO der industriellen Musik-Produktion. Was für ein ruah elohim weht da eigentlich fragt der Lutherjüngling im orfeooffice?
    Gibt es wirklich z.Z. Operntraumpaare, die sich auf gelackten Covern dem Publikum zum vernaschen darbieten. Operndekolleté mit heißer Nadel produzierter "Substitute". Ein schlechter Mensch, der Böses dabei denkt. Eigentlich hatten wir die Aufklärung,oder? Und das Kastratentum ist längst abgeschafft. Aber allerorten wird so getan, als sei Oper außerhalb von Opernhäusern, z.B. zu Hause konsumierbar. Schön, dass wir heute dank der Reproduktionsmedien und der perfektionierten Schallaufzeichnung und noch 10.000de von Jahren an unserem "gesanglich Erbrochenen" ergötzen dürfen.
    Aber bitte: "Meine sehr geehrten Damen und Herren, das 3. Zeichen, noch 5 Minuten bis zur Vorstellung! Die Damen und Herren des Orchesters bitte im Orchestergraben Platz nehmen. Die Damen und Herren des Chores bitte auf die Hinterbühne. Technik: Vorhangzieher. Achtung für Flugwerk... " - das ist und bleibt Oper, oder Konzert, oder Schauspiel - live - von mir aus online. Im Operhaussessel erwarte ich das Ungehörte und Unsagbare... :angel:
    orfeooffice


    Hallo orfeooffice,
    ich spare mal Zitat aus deinem Zitat aus (wäre ja nur eine technische Reproduktion einer technischen Reproduktion), und merke nur an, daß Herr Adorno bekanntlich recht viel Walter Benjamin konsumiert hat und ordentlich von dessen Denken profitierte. So scheint mir denn Deine Einlassung - via Adorno - durchaus auch von Benjamins Reproduktionsaufsatz informiert zu sein, den ich in seiner analytischen Schärfe sehr schätze, hinsichtlich seiner Prognostik, was den Verlust des Auratischen des Kunstwerks anbetrifft allerdings für überholt halte (ist ja nun auch schon etwas her, daß W.B. seine Überlegungen zum »Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« angestellt hat - und es wär doch schlimm, wenn sich zwischenzeitlich nichts getan hätte, was diese Überlegungen überschreiten würde). Naja, Adorno selbst ist ja über seinen Meister hinausgegangen indem er Benjamins analytisch-tastende Befürchtungen in jenes Simulacrum (danke Jean! und Ruhe in Frieden) der »Kulturindustrie« hat aufgehen lassen. Allerdings war Adorno dabei ja (zum Glück) klüger, als die meisten seiner Leser, als er feststellte, daß die »Kritische Theorie« selbst ein Teil jener von ihm so scharf kritisierten »Kulturindustrie« sein würde - und er selbst damit einer jener von ihm ach so verachteten Popstars (für die er dieses Wort noch gar nicht hatte). Wenn man »Kulturkritik und Gesellschaft« einmal wirklich aufmerksam liest, dann wird man diese Weitsicht Adornos vielleicht erkennen können.
    Na ja, trotz aller Unkenrufe der mehr (u.a. Benjamin, Adorno, Baudrillard) oder weniger (von Spengler bis Postman) gescheiten Kultur- und Medienkritiker ist die Welt nicht untergegangen. Das Opernerlebnis aus der Konserve daheim ersetzt ja keinswegs das Liveereignis, sondern ist schlicht neben es getreten. Der an die Wand gemalte Teufel, ist halt ein an die Wand gemalter Teufel - nicht mehr und nicht weniger.
    Ich kann beides sehr wohl genießen!
    Vielleicht findest Du ja auch, wenn Du bei Dir zuhaus mal nachschaust, ganz zufällig einen kleinen Orpheussessel, der da in der Ecke rumsteht...
    Herzlichst,
    Medard

  • Lieber orfeooffice,


    es ist ja immer wieder nett, dem guten alten Teddy-Sound zu lauschen - wobei der Versuch Deines ersten Postings, Adorno gegen bestimmte Formen des "Regietheaters" in Stellung zu bringen, nur mit mittelschweren Manipulationen ge- bzw. misslingen konnte.


    Bei Deinem letzten Beitrag frage ich mich allerdings, ob er inhaltlich überhaupt in diesen Thread passt. Wenn ich richtig verstanden habe, geht es Dir hier u.a um die vielbeschworenen Gefahren der technischen Reproduzierbarkeit von Musik und um die Unersetzbarkeit des Live-Erlebnisses von Oper. Das würde evtl. eher in folgende Threads passen:


    Vorteile und Nachteile von Klassischer Musik auf Konserve


    Oper live und dann CD? oder umgekehrt?



    Viele Grüße


    Bernd

  • Ok! Medard, vielen Dank für den kleinen ORFEOOHRENSESSEL. Hab ich natürlich auch...
    Manches von dem was Du schreibst muss erst bei mir wirklich ankommen, sprich erlesen werden. Danke für die Kurzweil..
    Herzlichst
    Thomas

    :)

  • Hallo Bernd,
    danke für den Tipp. Ich neige dazu, meine Unordnung der Gedanken zuzulassen. Du hast vollkommen recht, streng am Thema bin ich nicht geblieben, treu meiner geliehenen Philosophie über das Fabulieren "Die Verfertigung der Gedanken beim Reden" (H.v.Kleist)
    Das Bildungsbürgertum kennt sich halt aus und hat nicht nur den erwähnten ORFEOOHRENSESSEL, sondern auch die gepflegte Tageszeitung und die kritische Kritik an der Kritik-Chaos im Kritik-Schädel. Merke: dabei hilft: zitiere, zitiere, dass sich die Balken biegen und solange und irrsinnig bis keiner mehr was versteht...
    Herzlicher Gruß
    Thomas

    :)

  • Zitat

    Original von orfeooffice
    Hallo Bernd,
    danke für den Tipp. Ich neige dazu, meine Unordnung der Gedanken zuzulassen. Du hast vollkommen recht, streng am Thema bin ich nicht geblieben, treu meiner geliehenen Philosophie über das Fabulieren "Die Verfertigung der Gedanken beim Reden" (H.v.Kleist)
    Das Bildungsbürgertum kennt sich halt aus und hat nicht nur den erwähnten ORFEOOHRENSESSEL, sondern auch die gepflegte Tageszeitung und die kritische Kritik an der Kritik-Chaos im Kritik-Schädel. Merke: dabei hilft: zitiere, zitiere, dass sich die Balken biegen und solange und irrsinnig bis keiner mehr was versteht...
    Herzlicher Gruß
    Thomas


    Bringst mich zum Schmunzeln Thomas: ich persönlich verlasse mich eigentlich auch eher auf meinen persönlichen Eindruck, und notfalls gucke ich im Netz nach, wie ein Werk beurteilt oder eingestuft wird. Aber so ganz „richtig“ scheinen wir da „möglicherweise“ nicht zu liegen (nochmals schmunzle).

  • Lieber Michael,
    hatte es gerade schon mit einer PN versucht; ging nicht. Nun gut.
    Danke für deinen Beitrag, den ich leider und entschuldige bitte, dies liegt an mir, nicht wirklich verstehe. Vielleicht denke ich auch nur wieder zu kompliziert. Könntest Du Deinen Beitag noch ein wenig erläutern?
    Herzliche Grüße
    Thomas

    :)

  • Zitat

    Original von orfeooffice


    dies liegt an mir


    Ich glaube nicht ;)

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Den armen Konsis geht's in der Hitze des Gefechts momentan sowieso nicht so gut, da erbarm' ich mich einmal hilfestellend: Balsam auf die Wunden sind die Wagner-Aufführungen in der schönen oberösterreichischen Stadt Wels. Ich für meinen Teil habe zwar selten so gelacht - aber das ist ja nachgerade eine Empfehlung. Kurz: Gegen Wels ist Otti Schenk hartes Regietheater.
    Hier der Link: "http://wagner-festival-wels.net/_de-DE/010+HOME.htm".


    ---------------


    Lieber Alviano,
    nimm meinen Rat an: schau's Dir bitte nicht an - Dein Zwerchfell hielte es nicht aus! :D


    :hello:

    ...

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  • Also, ich muss schon sagen, das ist wirklich selbstlos von Dir Edwin. Meine Spinnstube war zwar schöner, aber ansonsten hätt' ich meine Freude an Schiff, Wald, Felsen und Gesträuch.


    :hello: aus dem kochenden Rheinland
    Knuspi


  • Hallo Edwin,
    das ist ja beinahe schon kriminell harter Tobak!!!
    Putzig ist's, ganz putzig... Wo führt nur die Treppe hin, vor der des Holländers Schiff zu ankern sich anschickt?? Wie heimelig die Hütte! Wie bedrohlich geisterhaft die phosphornen Segel seines (Playmobil Piraten)Schiffs (soll das St. Elms Feuer sein??) im zweiten Akt!! Wie versöhnlich-romantisch versinkt die rote Sonne zum Schluß im Meere!! Ach, heile Welt - stilles Glück, trautes Heim, die Liebe macht alles wieder gut. Wie schöööön!!!
    Anschließend kann man bestimmt gut schlafen - wenn man nicht schon während der Vorstellung eingeschlafen ist und folglich des nachts wachliegen muß...


    Ich bin bekehrt! Dank Dir, Edwin, Dank!!! :D


    Herzlichst,
    Medard

  • Hallo Edwin,


    daran sieht man doch wieder mal, dass in diesem Thread ständig aneinander vorbeigeredet wird. Wenn meine Wenigkeit von konservativen Inszenierungen redet, dann meine ich damit Inszenierungen, die sich an der Substanz des Stücks orientieren und den Text im autorisierten Zustand belassen, ohne dass der Regisseur eigenen Text oder seine privaten Dauerobsessionen, sexuellen Fetische usw. unter Ausnutzung des Werks präsentiert. Das hat nichts mit kitschigen Postkarten-Bühnenbildern zu tun, vor allem nicht damit, ob diese wackeln und aus Pappe sind oder nicht.
    Dazu kommt, dass
    - auch im Regietheater oft Bühnenbilder unansehnlich sind und/oder wackeln,
    und vor allem,
    - dass das von dir so oft und prinzipiell zu Recht angekreidete "Stehtheater" völlig unabhängig von "konservativem" oder "Regietheater" auftritt. Ich verstehe nicht, was das Phänomen des Herumstehens, das eine häufig vorkommende inszenatorische Schwäche ist, mit der Frage "konservativ" oder "regisseurzentriert" zu tun hat.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)


  • Du sprichst mir aus der Seele, Draugur! :lips:
    lg Severina :hello:

  • Hallo


    Na, wenn da bloß keine Zwerchfelle zu Bruch gehen! ;)


    Aber ich würde der schenkelklopfenden Lachbolzenpartie empfehlen, sich die Sache einmal ein wenig zu überlegen (ein Bericht davon könnte helfen, z.B.
    "http://wagner-festival-wels.net/NR/rdonlyres/575718CA-7A5E-4D23-A1EF-6ED358529DFF/13528/Das_Opernglas_09_07.pdf").
    In Wels(!) werden mit offenbar großem technischen Aufwand "Libretto-nahe" Inszenierungen auf die Beine gestellt, dazu überraschend gute Besetzungen engagiert, und ein Publikum ist bereit, abenteuerliche Kartenpreise zu bezahlen, um dies sehen und hören zu können. Die hohen Preise sind wegen der überwiegend privaten Finanzierung nötig, aber der Bedarf scheint derart groß zu sein, dass dies in diesem Fall kein Hindernis ist, der Erfolg spricht für sich. Das, mein lieber Edwin, könnte dir und deinen Mitstreitern eigentlich zu denken geben, wo du doch eh so gerne nachdenkst....


    :hahahaha:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,
    ja, ich denk eh über die sache nach. Ich denk mir: Wels (aber lassen wir politische Lokalerscheinungen) - Oberösterreichischer Wagnerverband - japanischer Geldgeber... Und dann denk ich nicht mehr, sondern ich weiß... :hahahaha:


    -----------------


    Hallo Draugur,
    Du sprichst das identische Problem an, das ich schon mehrfach ins Treffen führte: Jeder definiert Regietheater anders.
    Allerdings widersprechen diese Ausführungen von Dir jenen im Thread über die "Ringe" von Schenk und Chéreau, denn genau die auch von Dir monierten Facetten findet man 1:1 im Schenk-"Ring". Aber da Du ihn ja nicht kennst, tu ich mich bei der Argumentation natürlich schwer.


    :hello:

    ...

  • Was ich partout nicht verstehe:


    Kaum sind Kostüme und Bühnenbild so wie's im Libretto steht, schon hält sich die Regietheaterfraktion den Bauch vor Lachen. Ihr könnt doch gar nicht wissen, ob's packend inszeniert ist. Oder mal konkret:


    Wer war denn schon mal in Wels? Und was war so störend?


    Bei allen, die sich wegkugeln auf Grund der Fotos, vermute ich wirklich, dass sie sobald sie nur einen Blick auf altertümliche Kostüme erhaschen, schon die Schublade "Bauerntheater" öffnen. Oder Klawirr?


    :hello:


  • Hallo Knusperhexe,
    Du hast natürlich recht - das Bühnenbild und die Kostüme sagen erstmal gar nicht darüber, ob ein Stück packend inszeniert und gespielt wird oder nicht. Mein Urteil ist zugegebenermaßen von allenfalls mittlerer Reichweite, weil es von »Stills« auf eine Inszenierung schließt, die ja nicht nur irgendwie »bewegt« gewesen sein wird, sondern zudem auch noch einen Soundtrack hat - was ja bei einer Oper ein wichtiger Aspekt ist.
    Aber: die spezifischen Bilder, die da zu sehen sind, lassen ja nun Schlüsse auf eine bestimmte Lesart und auf eine bestimmte Bühnenpräsentation zu - und da scheint es mir in diesem spezifischen Fall eher in Richtung »verschmockt« gegangen zu sein.
    Und nochmals ABER: ich habe gar nichts gegen sogenannte konservative Inszenierungen, wenn diese Inszenierung einen Mehrwert gegenüber dem nackten Libretto zu vermitteln weiß (also: nicht nur kostümierter Text ist). Da bin ich entschieden anderer Meinung als Alfred: IMO ist eine Inszenierung überhaupt nur dann gut, wenn man sie (die Inszenierung bzw. das Inszenierte) auch sieht. Und da ist's erstmal ganz egal was die Schauspieler/Sänger anhaben und in welchen Kulissen sie stehen.
    Ich halte eine »konservative Inszenierung« dann für schlecht, wenn das, was man zu sehen bekommt, gänzlich uninszeniert und damit uninspiriert wirkt. Und ich halte »Regietheater« dann für schlichtweg behämmert (sorry), wenn sich das Regiekonzept als Selbstzweck präsentiert.
    Nun werden die »Konservativen« wahrscheinlich sagen: beim Regietheater ist das Regiekonzept immer Selbstzweck und die Regietheaterfreunde werde sagen: »konservative« Inszenierungen sind immer nichts anderes als eine (zudem schlechte) Bebilderung der Regieanweisungen - also keine Inszenierungen. Ich meine: beide Aussagen sind in ihrer Absolutheit falsch!!
    Daß ich persönlich etwas mehr in Richtung »Regietheater« tendiere ist wohl ein offenes Geheimnis - das hab ich ja mehrfach hier irgendwie bekundet. Aber ich habe da keineswegs eine dogmatische oder inquisitorische Position - und ich will eigentlich auch niemanden davon überzeugen, daß meine Ansichten da richtiger sind als andere. Eigentlich fände ich eine Versachlichung des Diskussion ganz angemessen - zugegebener Maßen war meine Einlassung über die Bilder aus Wels nicht geeignet, dazu beizutragen. Aber ich fand's halt gar so witzig, insbesondere die schaurig phosphornen Segel und den Sonnenuntergang am Meer... ;)


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Hallo Medard,


    vielen Dank für Deinen Beitrag. Da habe ich kaum noch was zu ergänzen. Eigentlich gar nichts, weil ich ihn wirklich sehr gut finde!


    Vielleicht nur noch was zur Info:


    Das "Polarlicht" anstelle der verklärten Senta, die mitsamt Holländer gen Himmel schwebt, ist im Grunde ja auch schon "Regiethater", weil's so ja nicht im Libretto steht. ;)


    Aber ansonsten, wie oben gesagt: Völlig d'accord! Ich wünschte nur, dass die Damen und Herren Intendanten mal ebenfalls wieder beide Geschmäcker bei Neuinszenierungen bedenken würden. Es nervt echt, dass unsereins sich nur noch an Repertoirevorstellungen festklammern kann.


    LG aus Köln,


    Knusperhexe

  • Hallo!!


    Zuerst mal ein großes Kompliment an alle, die an der Diskussion hier so eifrig mitschreiben, dass es hier so diszipliniert und sachlich zugeht. Das ist leider nicht überall der Fall und hoffe es bleibt so!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:



    Weiter so!!!


    LG joschi

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