Hallo!
Ich möchte mal das Interesse auf ein Gebiet lenken, das jahrhundertelang fester Bestandteil fast aller Bereiche der klassischen Musik war, aber mittlerweile auf nur wenige Musikgebiete überhaupt „zurückgedrängt“ wurde: die Improvisation.
„Früher“ mußten alle großen Musiker improvisieren können. Das war Handwerkszeug und man hatte auch ausgiebig Gelegenheit dazu (bspw. Generalbassspiel, Verzierungen, Kadenzen in Solokonzerten/Arien oder gar ganze Programmpunkte waren als Improvisationen gedacht).
Aber heute?
Während Improvisation immer noch ein wesentlicher Bestandteil von Weltmusik und natürlich Jazz ist, sieht es im Bereich der Klassik anders aus: Improvisation wird kaum noch „gelernt“; niemand „traut“ sich mehr zu improvisieren und es werden ausgeschriebene Kadenzen gespielt und/oder eigene Kadenzen sorgfältig einstudiert. Zufälle sind unerwünscht, alles muss vorhersehbar und berechenbar sein und wehe, man spielt etwas anderes als die großen meister es geschrieben haben...
Ausnahmen davon findet man (erst seit einigen Jahren) im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis. Aber Solisten, die während „klassischen“ Konzerten improvisieren oder gar Improvisations-Programmpunkte sind mittlerweile eher Exoten.
Ausschließen aus der Diskussion möchte ich den große Bereich der (liturgischen) Orgelmusik. Hier war ununterbrochen eine große Improvisationskultur- und notwendigkeit vorhanden, die so manch wundervollen Meister hervorbrachte. Für diese „Improvisations-Bastion“ wäre ein eigener Thread angebracht...
Was sind eure Meinungen dazu? Wie steht ihr zu Improvisationen im Konzert?! Wieso ging es so den Bach hinunter damit?
Gruß
Karsten