Musikalische Limericks

  • Zukunftsvision


    Fidelio bereitet zu Hause
    dem Florestan gern eine Jause.
    Doch seit beider Söhne
    zerplärren das Schöne,
    verbringt er bei Rocco die Pause.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Noch ein absurder Nachsatz...


    Die Konkurrenz profitiert


    Ein Steinway erklärt sich zum Besten
    und lässt sich vom Wunderkind mästen,
    etüdenwärts ein wildes Spiel!
    Da wird es dem Flügel zu viel.
    Yamaha lebt jetzt von den Resten.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Zum dritten...


    Selbsterkenntnis eines Möchtegernkomponisten


    Lloyd Webber klaut gern bei Puccini,
    Suppé tat´s vielleicht mit Rossini.
    Sie alle sind Meister,
    Genieblitz und Kleister –
    was die können (Seufzer) kann i´ nie…


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Liebe Taminen und LimerickologInnen!


    Ich hoff, Ihr lasst mich’s drum nicht büßen…


    Ich freue mich diebisch, dass dieser Thread, nein, dieses Thema im Thread (ich habe ein Studium der taminosophischen Forenterminologie an der University of Southern North Dakota zu Hoople aufgenommen) so produktiv bedacht wird.
    Wenn das so weiter geht, können wir bald ein eigenes Buch im Tamino-Verlag herausgeben.


    Für diesen und auf jeden Fall und um Optimierung zu gewährleisten, möchte ich einmal genauer auf den Rhythmus des Limericks eingehen, der, bei eingegrenzter Variabilität, eingehalten werden sollte.


    Es handelt sich bei dieser Gedichtform um ein fünfzeiliges Konstrukt im durchgängigen Dreiertakt nach, wie bereits in der Eröffnung beschrieben, dem Schema AA BB A, wobei die beiden B-Zeilen um zwei Takte kürzer gehalten werden. Die Betonung liegt immer auf der Eins. Tanzt den Walzer drauf, dann kann nichts schief gehen!


    Wie bei anderen Reimformen auch, ist eine „männliche“ (betonter Abschluss der Zeile auf die Eins) als auch eine „weibliche“ Kadenz (unbetonter Abschluss der Zeile mit einem Schlag mehr auf die Zwei, selten auch mit zwei Schlägen mehr auf die Drei) möglich. Warum diese Termini so gebraucht werden, bleibt dahingestellt. Vielleicht, weil Frauen mehr zu sagen haben?
    Männliche wie weibliche Formen sollten in A-Teilen und B-Teilen gleich sein, können aber hier wie dort unterschiedlich verwendet werden (männliche A-Teile und weibliche B-Teile vice versa).




    Beispiel: A und B männlich:


    Tod i.V.


    Ein Mensch in Venedig erlag
    dem Schock, als er sah: hier war Wag-
    ner ohne Belang.
    Rossini man sang
    und Verdi – da traf ihn der Schlag.




    Beispiel von Rideamus: A und B weiblich:


    Streich(el)einheiten


    Ein Musiker strich oft sein Cello
    Im Graben von Verdis Otello.
    Auch sonst war er Kenner.
    Er mochte nur Männer.
    Und hatt' er mal frei, strich er Bello.




    Beispiel von Petra: A-Teile weiblich, B-Teile männlich:


    Fehlurteil


    Ein Paris, der sollte einst messen
    die reizendste der drei Déessen.
    Schon stieg er herab,
    sein Bericht war sehr knapp:
    "Den Apfel hab´selbst ich gegessen!"



    Zudem können einerseits A- und B-Teile auftaktig, hier mit einem ganzen oder zwei halben, unbetonten Schlägen gestaltet werden.
    In Petras Beispiel: 1. B-Zeile ein ganzer Schlag, 2. B-Zeile zwei halbe (oder, Interpretationssache, viertel-) Schläge. Das ist erlaubt.


    Auf der anderen Seite ist es auch möglich, auf die erste Zählzeit, und somit betont, zu beginnen.




    Feuerzauber


    „Soll ich aus Wallhall denn scheiden?“
    Dies fragte eine der Maiden.
    Wotan sprach: „Klar,
    hurtig sogar!“
    Zündete an drauf die Weiden.





    Um diese ganze Verwirrung etwas zu illustrieren, habe ich mich tief in die Archive der Hoople-Universität eingegraben, welche nicht nur PDQ Bach-Manuskripte bergen, und stieß auf eine anonyme Handschrift aus irgend einem Jahrhundert selbstverständlich nach Christus.
    Die Provenienz könnte, wie adäquat, österreichisch sein, da die Partitur im 3/4-Takt, nicht im 6/8-Takt notiert ist.
    Die Tonart d-moll verweist, geht man von einer Verbeugung vor Mozarts KV 466 oder Beethovens Neunter aus, in die gleiche Richtung und ließe dann die Datierung eingrenzen.


    Gleich der Kunst der Fuge scheint es sich um ein pädagogisch orientiertes Werk zu handeln, welches, ohne Instrumentierungsangabe, ebenfalls in mehreren (hier: zwei) Varianten dasselbe Thema lehrstückhaft behandelt, allerdings unter Einsatz zukunftsweisend sparsamer Melodik und augenfälliger Zurückhaltung beim Kontrapunkt.
    Ob die markierten Einträge aus der Feder des Komponisten stammen oder nachträglich hinzugefügt wurden, ließe sich wohl nur graphologisch bestimmen.










    Ich hoffe, dass ich hier keinem wider gegen die Ehre gesprochen habe und rufe Euch auf:
    Wohlan denn, weiter so, fürchtet Euch nicht!


    Euer


    audiamus

  • Wohlan denn, ich fürchte mich nicht ;)



    Natura cantat


    Im Katzenduett sang ein kesser
    Sopran einst vor einem Beckmesser.
    Sein Urteil - lakonisch -
    war nicht salomonisch:
    "Die draußen vor´m Fenster sind besser!"


    :hello: Petra

  • Miau


    Ein Mensch sang das Katzenduett
    mit Noten. Die Töne warn's net,
    die konnt' er sich merken.
    Nicht unter den Stärken
    des Menschen: Die Texte! Aan G'frett!


    audiamus

    Einmal editiert, zuletzt von audiamus ()

  • Hallo zusammen,


    dann möchte ich es auch mal gemäß den Regeln des “audiamus’schen Jambus” probieren:



    Große Komponisten unter sich:


    Zu Beethoven sagte Franz Liszt:
    „Dein Werk ist doch wirklich nur Mist,
    und jenes von Schubert,
    ist auch keinen Sous wert.
    Klar, dass man euch bald schon vergisst.“


    Gruß
    Pylades

  • Guten Abend Pylades!


    Liszt scheint generell recht rigoros gewesen zu sein.


    Übertretung


    Ein Mensch pflegt‘ mit blei’ner Sandale
    zu treten des Flügels Pedale,
    bis nächtens Franz Liszt
    als Traum- Polizist
    verlangte, dass Strafe er zahle...


    audiamus

  • Liszts Richtspruch - Klappe, die Zweite…


    Hallo audiamus,


    sicher ist das, was Liszt über seine Kollegen so von sich gibt, im Ton nicht immer sehr schön, aber wer gerecht sein will, der kann es schließlich nicht jedem recht machen. Wie zum Beispiel hier:



    Franz Liszts Urteil zu Mendelssohn
    war: “Ach, mein Gott, was tut der schon?
    Schaut her, der Brahms Johannes,
    ja, der macht’s gut, der kann es.
    Der Felix schreibt für’n Schuhkarton.“



    Gruß
    Pylades

  • Warum Franz Liszt Geistlicher wurde.


    Hallo zusammen,


    eines Tages ist Liszts Kollegenschelte ganz heftig auf ihn selbst zurückgefallen. In der Folge schlug er die Kirchenlaufbahn ein und wurde Abbé.



    Nach Presseangriff auf Max Bruch
    war Liszt für den ein rotes Tuch.
    „Kommst du in meine Nähe, Franz,
    dann spielen wir den Totentanz,
    drum, Schutz im Kloster such!“



    Gruß
    Pylades

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  • [B]Listen der Antike/B]


    Odysseus saß bei ´ner Amphore,
    da sangen Sirenen im Chore.
    Erst als sie vorbei,
    lacht´er leise: "Es sei" -
    und zog sich den Pfropf aus dem Ohre.


    :hello: Petra

  • Unnatürliche Ambitionen


    Weil Krötrich liebt Musicas Zauber,
    Quakt Arien von Lehar im Laub er.
    Die Gattin, verstört,
    hat´s ungern gehört.
    Doch er glaubt, er sei Richard Tauber.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Moinmoin,


    hierzu:


    Akustik


    Ein Mensch will zur Oper: er kennt
    vom Bad her sein Stimmentalent.
    Doch klanglich hat Krisen
    er dort: nirgends Fliesen!
    So wird er denn Chefdirigent.


    audiamus

  • Händel


    Ein Mensch läuft, dass Ruhm ihm erwachse,
    nach England mit eiliger Haxe.
    Als Angel- Sachs‘ kann
    nun gelten der Mann
    -doch ursprünglich war er nur Sachse


    audiamus

  • An alle Altus-Gegner :D


    ´nem Altus, dem wollt´s nicht gelingen
    die richtigen Höhen zu singen!
    Die Leute, die´s hörten
    nach einem verstörten
    Blick rundum, sie stöhnten und gingen.


    Und draußen sie sprachen betroffen:
    "Was war das, ist der heut besoffen?
    Der macht ja nur Krach,
    das ist doch nicht Bach!
    Bei dem Preis konnt´man mehr sich erhoffen!


    Das hat sich jetzt gar nicht gelohnt,
    da bin ich doch Bess´res gewohnt!
    Jetzt wiss´ma´s genau:
    Besser singt eine Frau
    und er hätt´die Stimme geschohnt!"




    Juli

    Audio ergo sum

  • Musikkritik


    Musik, so sprach der weise Mann
    Ist viel mehr als der Meise Wahn.
    Die glaubt sie könne singen
    Statt mies ans Ohr zu dringen
    Weil sie das nicht mal leise kann.


    Ein künstlerischer Kaiser ist
    Wer zeitig auch mal leiser ist.
    Es sei denn, dass er Kritiker,
    spitz-scharfer Analytiker
    und Künstlerplatzanweiser ist.



    Musikpädagogik


    Ein Künstler, der nur Lehrer wird,
    Weil seine Kunst nicht hehrer wird
    Und's Publikum stets oller,
    Nicht Lehrer werden soll er
    Weil er Talentbeschwerer wird.

  • Karriere
    (gewidmet ana, die net weg ko)


    Hübsch anzuseh'n und anzuhören
    War sie. D'ran mocht sich niemand stören.
    Bis dass das Publikum von Dallas
    Verehrte sie als neue Callas
    Jetzt hört man von ihr ab nur schwören:


    "Ich mocht sie nie, das könnt Ihr glauben."
    "Was sie heut' singt, lässt mich ertauben."
    "Sie schüttelt mich in den Gebeinen,
    Trifft niemals einen Ton, nen reinen,
    Kann nichts als mir den Schlaf zu rauben."


    "Sie war", rotzt ein Beschwerer hin
    "Nur Opernhausauskehrerin.
    Jetzt, wo ihr Konto prall gefüllt
    Singt sie mir viel zu sehr verhüllt
    Wo schaut denn da der Hörer hin?"


    So geht mancher Karriere Lauf:
    Erst allgemeines Leergekauf
    Von jeder Neuerscheinung
    Dann Krokodilsbeweinung
    Von "Künstlerpech". Und Erde drauf.

  • Publikumslieblinge


    Es dachte sich Verdi: der Wagner
    Ist gut, doch ich bin verschlag'ner
    Wenn in der Oper Recken schrei'n
    Geh'n viele nur mit Schrecken rein
    Drum kriegt' Violetta Champagner.


    (Mit einer Demutsgeste an Audiamus wegen Silbenüberschreitung des B-Reimes, aber dieser Schüttelreim ist - leider - nicht von mir, so dass ich ihn im Original belassen musste)


    :hello: Rideamus

  • Hm, allerallererster Versuch...wobei ich mit dem Walzer-Rhythmus noch so meine Probleme hab... :wacky:


    Südwind


    Der junge Herr W. sang den Siegfried,
    wobei er der Höhe meist fernblieb
    Er zahlt nun sehr teuer
    das verlass´ne Steuer
    von dem Ihn der Südwind einst forttrieb



    :hello:
    Sascha

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  • Der Dreimäderlgraus


    Das Mädchen hing auf eine Leine Mieder
    Falsch sang sie "Leise flehen meine Lieder"
    Da klagte Ludwig Rellstab
    Im ärmlichen Abstellgrab
    Der Berté macht aus Schuberts - Schweinelieder.

  • Selbstüberschätzung


    Ein Bariton der Oper in Hagen
    Wollte einmal den Tristan wagen:
    "Als Tenor am Haus
    gibt's halt mehr Applaus."
    Dem Intendanten platzte der Kragen.


  • Doch da lachte Signore Puccini:
    Die Leut´woll´n keinen Reck, keinen Kini!
    Die Melodik modern,
    das Milieu nicht zu fern,
    drum ihr beiden: Der Schlaueste bin i !

  • Mach's Bett


    Drei Hexen aus hinteren Tümpeln
    Die ließen fett Macbeth nicht dümpeln
    Willst wenig nicht sein?
    Kannst königlich frei'n
    Nur lass nicht die Lady fachsimpeln.


    Macbeth hörte die Stimmen klingen
    Ließ Erben über Klingen springen.
    Auch and're wurden nicht sehr alt
    Die machte noch die Lady kalt
    Bis sie sich musst' von Sinnen singen.


    Da nähert sich der Wald dem Mact
    Zu Tode ist der nett erschreckt
    Denn, aus der Mutter Bauch geschnitten,
    Kam endlich der Tenor geritten
    Auf's Sterbebett ist Mac gestreckt.


    @ Petra: danke für die Blumen und sie köstliche Fortführung der Publikumslieblinge.


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: Ridebamus

  • Also probiere ich es auch mal.


    Falstaff in den Korb für Wäsche kroch,
    darin es nach alten Socken roch.
    Die lustigen Weiber, clever für wahr,
    sahen kommen die Gefahr.
    Ende vom Lied: Und treu sind sie doch.



    LG


    Maggie

  • Der lügende Holländer


    Ein mörd'risch sich trollender Hagen,
    Lässt kein' Wagner wollender zagen
    Doch bei dem guten Offenbach
    Da werden wenig Moffen schwach
    Nicht fliegende Holländer klagen.


    :hello: Rideamus

  • Berauschend


    Gar wunderlich sind Melomanen.
    Im Rauschen die Stimme nur ahnen
    scheint zu genügen,
    und nicht zu trüben
    die Wonnen, die ihnen so schwanen.





    Hm, ist jetzt Walzer mit Auftakt :pfeif: ...ist aber vermutlich nicht ganz regelkonform, oder ? ;)




    :hello:
    Sascha

  • Nun denn, dann zwing ich auch mein Glück:


    Ein Sopran, der sang wahrhaft munter
    Koloratur'n mal rauf und mal runter
    Das Blöde war nur,
    dass laut Partitur
    die Töne war’n eine Terz drunter


    (passt eigentlich zu meinem Avatar ...)


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Der Laie als Kulturpolitiker


    Es kosten die Häuser, es rosten die Chöre
    Salbadern Soprane und teure Tenöre
    Die Oper ist, denkt der Laie heute
    Für kulturelle Haie. Leute
    Euch wähle ich nicht mehr, ich schwöre.

  • Oval Office


    Der Dirigent wollt bei den Proben
    die Sängerin so gern mal loben.
    Doch sang sie zu tief
    und trillerte schief.
    Es klappte dann in der Gar´droben




    :angel:

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