Bartok für Einsteiger

  • Liebe Bartok-Kenner,
    ich habe mal eine ganz naive Frage: wenn ihr jemandem, der gerne einen Einstieg in den Komponisten Bartok zu Weihnachten haben möchte, etwas schenken solltet(KEINE Vokalwerke), was wäre das dann?
    Eine grundsätzliche Offenheit ist vorhanden, aber kein grosses musiktheoretisches Wissen und es muss daher nciht gleich das Allerenigmatischste sein.


    Merci füralle Tipps :hello:


  • hi.


    also mein ganz persönlicher bartok-einstieg waren die drei klavierkonzerte - in folgender aufnahme:



    über die interpretation kann man sich freilich streiten, aber die werke an sich waren wenigstens für mich gut "geeignet" <g> dh: sie gefielen mir sehr gut und vorallem hast du durch sie auch eine gewisse bandbreite, ja: also die rhytmische wut des ersten satzes des KK1 - die zärtliche, sensible verträumtheit des zweiten satzes KK3 ... zudem ... sind die klavierkonzerte zwar "modern" - aber nicht auf eine abschreckende art und weise und bestimmt auch gut für einen einstieg in die moderne, die klassische moderne -wie auch immer man sie nun verorten möchte- geeignet.


    hör einfach mal rein :)

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Und schon regt sich Widerspruch - aber nur was die Interpretation angeht.
    Die Boulez-Aufnahme halte ich für weniger gelungen. Wenn die Klavierkonzerte, dann meiner Meinung nach zwei Aufnahmen, von denn zumindest die eine legendären Status erreicht hat


    DG: Ferenc Fricsay/Geza Anda


    Das ist eine Aufnahme, die auch heute noch Maßstäbe setzt


    Philips: Colion Davis/Kovacevich


    Mein persönlicher Favorit! Einfach fantastisch.



    Als Einstiegswerk in die Welt von Bartok empfiehlt sich aber auch das Konzert für Orchester - das wohl populärste Werk Bartoks. Hier gibt es zig Einspielungen - und tatsächlich ist hier (ausnahmsweise) Georg Solti top of the pops.


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Wulf
    Und schon regt sich Widerspruch - aber nur was die Interpretation angeht.


    pah!
    ketzer :D ;)


    ich habe noch folgende aufnahme, die ich ebenfalls empfehlen könnte, allerdings fehlt dort das KK3:

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Ich persönlich habe immer das Konzert für Orchester und das 3. Klavierkonzert für besonders einnehmend empfunden. Beides kraftvolle und relativ leicht zugängliche Werke, wenn man der modernen Musik des 20. Jahrhunderts nicht abgeneigt ist. Eventuell könnte man auch noch das 2. Violinkonzert hinzufügen, aber das kann eventuell auch rein persönliches Gefallen sein.
    Die ersten beiden Klavierkonzerte finde ich deutlich sperriger und unpassend für einen Einsteiger. Zudem denke ich, dass es auch eine normal-gute Aufnahme tut, das Feilschen um "die beste Aufnahme" führt erstens zu nichts und zweitens hört derjenige es vermutlich gar nicht raus.


    Hier ist eine Philips CD, die alles vereint:



    Zudem extrem billig zu bekommen und bestimmt nicht so schlecht.

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  • Hallo,


    so wie ich die Frage verstehe, soll es um ein "Hereinschnuppern" in die Bartokwerke gehen.


    Da schließe ich mich van Rossum an und schlage spontan ebenfalls das Konzert für Orchester vor. Das ist auch meiner Meinung nach ein guter Einstieg.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Die Klavierkonzerte finde ich unheimlich packend, empfehle auch (schon wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses, gibt ja sicher noch mehr zu Beschenkende ;)) die Aufnahme mit Fricsay und Anda.




    Bei den folgenden Orchesterwerken, die ich auch für sehr Einstiegstauglich halte, sagt mir Boulez sehr zu:




    Ist leider Fullprice, muß also die "4711"-Flasche für die Omi eventuell kleiner ausfallen, als gewöhnlich. :D



    :hello:
    Sascha

  • Am Zugänglichsten sind m.E. seine letzten Orchesterwerke, das 3. Klavierkonzert und das Konzert f. Orchester (und das Bratschenkonzert).
    Obwohl eine CD mit den drei Klavierkonzerten insofern gut ist, dass sie auch die "mittlere" Periode abdeckt, bin ich Van Rossums Ansicht, dass die ersten beiden Konzerte recht harte Brocken sind (ebenso das (2.) Violinkonzert und die Ballettstücke).
    Ebenfalls eingängig und sehr schön ist das Divertimento f. Streichorchester (eines der vielen großartigen Werke der Klass. Moderne, die für Sachers Basler Kammerorchesters komponiert wurden). Eine Scheibe mit Divertimento + Konzert f. Orchester oder Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug & Celesta wäre daher eine gute Alternative zu den Klavierkonzerten. Die "Musik für Saiteninstrumente..." ist vielleicht ein klein wenig schwieriger, aber auch sehr gut. Es kommt vielleicht ein bißchen auf die Vorlieben an. Das Konzert f. Orchester ist tatsächlich ein solches, während Divertimento und Musik für... etwas kammermusiknäher sind.
    Die 4 Orchesterstücke sind ein ziemlich frühes Werk, dass die Nähe zu Debussy und zur Spätromantik deutlich macht, allerdings sicher nicht so bedeutend wie die späteren Konzerte.


    Der Hardcore-Einstieg (der auch (relativ)früh/mittel/spät erfaßt) wären natürlich die 6 Quartette :D


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ich kann mich van Rossums Empfehlung nur anschließen. Die Klavierkonzerte mit Kovacevic sind fantastisch, auch klanglich.
    Sicher ist Geza Anda mindestens genauso gut, und Soltis Aufnahme des Konzerts für Orchester finde ich auch noch besser, aber zum Kennenlernen ist die Philips Box gerade richtig.
    In meinem Fall waren es ebenfalls das Konzert für Orchester und das 3. Klavierkonzert, durch die ich mich an Bartok heranarbeiten konnte.


    Neben dem von Johannes erwähnten Divertimento für Streichorchester gibt es noch weitere kleiner besetzte Werke, die ausgesprochen eingängig bzw. mitreißend sind:


    Kontraste (Klarinette, Violine, Klavier)
    Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug


    Zu den Boulez-Empfehlungen:
    Bei vielen der früheren DGG Boulez-Aufnahmen finde ich die DGG-Lupentechnick ausgesprochen nervig. Das trifft beispielsweise auf den wunderbaren Mandarin zu. Es klingt als würde man mit den Ohren an allen Instrumenten gleichzeitig drankleben (die DGG hat sich mittlerweile gebessert, nur schade um die vielen verpfuschten Bartok- und Strawinsky-Aufnahmen. Manchem mag das gefallen, mir wird schlecht dabei).


    Gruß,
    Khampan

  • Herzlichen Dank schonmal euch Allen :jubel:
    Ich glaube die einhellige Meinung geht wohl zu Klavierkonzert und Konzert für Orchester als gutem Einstieg. Ich werde also danach zuerst sehen und wenn es preislich noch im Rahmen bleibt,(das ist schon eher jemand der grosse Geschenke von mir bekommt) etwas Kammermusik dazu nehmen. Klarinette, Violine und Klavier klingt gut!
    Gibt es auch etwas Schönes mit Cello?
    Hardcore erst beim zweiten Mal bzw, wenn überhaupt Bartok gefällt.


    Nun bleibt natürlich die Qual der Wahl und wem von den Herren ich am ehesten im Geschmack "vertraue" (letztlcih natürlcih allen :D!!!!!) ?( ?( ?(




    P.S. Mir fällt gerade auf, dass wir den Monsieur Kovacevich hier schon in Lille beim Piano-Festival hatten!

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  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Gibt es auch etwas Schönes mit Cello?


    ich will mich nicht zuweit aus dem fenster lehnen, aber ich glaube, da sieht es wirklich mager aus. soweit ich weiß, gibt es für seine erste rhapsodie -eigentlich für violine und klavier- auch eine fassung für cello und klavier.


    ausserdem gibt es noch ein "cellokonzert" - allerdings auch nicht die "original"-fassung. ganz mein fall war es allerdings nicht so:


    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Gibt es auch etwas Schönes mit Cello?


    jein, und zwar die Sonate für Cello solo von Kodaly :yes:
    Bartok hätte sicher nix dagegen, diese in dem Zusammenhang unterzujubeln.


    :hello: Khampan

  • Warum nicht einen Einstieg über diese wunderbare Einspielung: Bartóks beide Sonaten für Violine und Klavier und die Sonate für Violine solo mit Christian Tetzlaff (Violine) und Leif Ove Andsnes (Klavier) ?


  • Lieber Gurnemanz, ich habe bereits die von van Rossum empfohlene Philipps-Box bestellt. Ich glaube, fürs Erste ist das ganz gut, zumal sie nciht so teuer ist und gleich mehrere hier empfohlene Gattungen vertreten sind. Wenn Bartok dann gefällt, kann man ja weitersehen.
    Meici!



    Fairy Queen

  • Ich weiß, dass ich mit diesem Beitrag tiefffliegende Dackel wecke, aber mein Einstieg mit Bartok war diese CD:



    Inhalt:


    1. 6 Romanian Folkdances, Sz. 56 (1915)
    2. Violin Concerto No.2, Sz. 112 (1937-38 )
    3. Allegro barbaro, Sz. 49 (1911)
    4. Sonata for Solo Violin, Sz.114 (1944)
    5. Concerto for Orchestra, Sz. 116 (1943)
    6. Piano Concerto No.3, Sz. 119 (1945)
    7. Contrasts, Sz. 111 (1938 )
    8. Viola Concerto, Sz. 120 (1945, 1995 revision)
    9. 44 Duos for Two Violins, Sz. 98 (1931), Book 4
    10. Music for Strings, Percussion and Celesta, Sz. 106


    Werde ich jetzt exmatrikuliert ... exkommuniziert? Von dieser CD aus habe ich dann weitergemacht mit Aufnahmen der Klavierkonzerte (Ferenc Fricsay/Geza Anda), der Orchesterwerke, der Stücke für 2 Violinen usw.


    Freundliche Grüße aus Nordwest, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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