TMOO - Der Diskussionsthread

  • Bevor das hier zu heftig wird und weiter ins Persönliche geht, möchte ich meine Perspektive darlegen.


    Zum einen empfinde ich keine Meldung hier als Störfeuer, zumal ich ausdrücklich nach Eurer Ansicht gefragt habe. Ehrlichkeit und Direktheit stört mich dabei am allerwenigsten, denn warum sollte ich persönlich nehmen, was Ihr alle mit diesem Unterforum macht? Wir haben zum Glück verschiedene Maßstäbe und Gechmäcker, und ich sehe nicht, warum die nicht auch entsprechend zur Geltung kommen sollen. Eher freut mich, dass die TMOO-Ecke von immer mehr Taminen ernst genommen und nicht mehr nur als Spielwiese abgetan wird, was sie bekanntlich zu Beginn einmal nur sein wollte.


    Was die, m. E. sehr strengen, Maßstäbe von Peter und Fairy betrifft, so kann ich die nachvollziehen, teile sie aber nicht mit dem gleichen Anspruch und verteile meine Wertungen deshalb nur ausnahmsweise auf dieser extrem herausfordernden Basis. Ich glaube auch nicht, dass professionelle Kritiker oder selbst internationale Jurys immer so verfahren, denn eine adäquate Vergütung für den dann nötigen Zeitaufwand könnte sich keine Zeitschrift und kein Veranstalter leisten. Vergessen wir nicht, wir machen das hier alle nur zu unserem Vergnügen und hoffentlich einigem Gewinn, wenn auch immateriellem. Damit der sich einstellen kann, unterstelle ich aber mindestens den wertbewussten Taminen eine einigermaßen sattelfeste Kenntnis des jeweiligen Werkes, die ihnen Vergleiche und auch Leistungseinordnungen schon beim ersten Hören erlaubt, sowie ein ausgebildetes Wissen um die Fähigkeiten, die man von professionellen Künstlern erwarten darf. Natürlich gehe auch ich davon aus, dass eine Aufnahme - im Zweifelsfalle sogar mehrfach - ganz gehört wurde und unmittelbar vor der Bewertung mindestens Stichproben der bekannt kritischen Stellen aktuell überprüft wurde. Verpflichten kann und will ich natürlich niemanden dazu. Ich denke aber, man merkt das auch der Frequenz der eingestellten Wertungen, ganz zu schweigen von den Kommentaren an, wie sorgfältig da vorgegangen wurde. TMOO sollte jedenfalls, wenn es für irgendjemanden Sinn machen sollte, nicht als ein leichter Weg zum Sammeln von Postingpunkten betrachtet werden. Eher im Gegenteil.


    Andererseits erhebe ich aber auch nicht den Anspruch, dass wir hier etwas anderes als eine Spiegelung unseres eigenen vielfältigen Konsumverhaltens von Musik abgeben können.


    Manche hören etwas, sind spontan angetan bis begeistert (oder auch nicht oder nur von manchem), und wenden sich dann einem anderen Stück zu. Andere fixieren sich lieber auf die Details einzelner Aufnahmen und möchten die gründlich durcharbeiten, bevor sie sich anderem zuwenden.


    Manche lieben die Darstellung einer Callas und sind gerne bereit über diverse Schwächen hinweg zu hören, die andere wiederum massiv irritieren. Ich nehme an, dass Joschi auf dieses Phänomen abhob.


    Manche lieben den Gesangsstil früherer Zeiten mehr als die heutigen Sänger und können oder wollen auch gar nicht aus ihrer individuellen Prägung heraus.


    Manche finden solche Punktesysteme a priori entsetzlich, während andere sie gerne nutzen um sich einen ersten Eindruck davon zu verschaffen (und mehr können sie, wie auch die Sternchensysteme der Fachzeitschriften, ohnehin nie leisten) wo man eher Spreu findet oder Weizen vermuten kann. Manche nutzen das auch gerne, um ihre eigenen Eindrücke zu justieren. Zu denen gehöre ich auch.


    Etc. etc. Sie alle haben Recht, subjektiv jedenfalls, und einen Anspruch auf Objektivität kann es hier höchstens individuell geben. Allgemein wäre es allerdings schön, wenn wenigstens jeder an sich selbst einen Anspruch auf besondere Sorgfalt erhebt. Da lösen solche Beispiele, wie Peter eines zitiert, schon eine hohe Alarmstufe aus - auch bei mir.


    Allgemein gilt aber das schon vorher von mir Gesagte: dieses ist Euer Forum, und Ihr allein entscheidet und beeinflusst, ob und unter welchen Umständen Ihr Euch hier wohl fühlt. Gegenwärtig scheinen ja Einige ihre etwa halbjährliche Taminokrise zu durchleben und sich zu fragen, warum sie bei dem herrlichen Frühlingswetter vor dem PC sitzen (bei mir ist es der Pollenflug). Ich hoffe sehr, dass auch diese wieder vorüber geht.


    Zusammengefasst: Wer die Bewertungen aufmerksam liest, wird ohnehin denen Vertrauen schenken, die er aus anderen Postings schätzt bzw. aus Bewertungen von bekannten Scheiben beurteilen kann. Ob man das Forum dann als Spielwiese, Einkaufshilfe oder Ausdruck eigener kritischer Auseinandersetzungen betrachtet und nutzt (oder auch nicht), sei getrost jedem selbst überlassen. Keine Partei hat immer Recht, und eine musikalische schon mal gar nicht, am wenigsten für jeden.


    :hello: Jacques Rideamus


    PS: Soeben las ich Michas Posting, dem ich mich von ganzem Herzen anschließen kann, auch und vor allem in seiner Aufforderung, dass sich gerade die kritischen Geister mindestens versuchshalber mal aktiv einblenden, denn gute Beispiele sind immer die beste Ermutigung und rufen nicht selten auch ein adäquates Echo hervor. Deshalb habe auch ich mir vorgenommen und praktiziere das schon stillschweigend seit einiger Zeit, vor allem meine Wertungen aus der noch kommentarlosen und spielerischeren Frühzeit zu überprüfen und durch Kommentare zu ergänzen. Das braucht natürlich seine Zeit.

  • Meine Lieben,


    Was die unterschiedlichen Ansichten bezüglich der Tonqualität angeht, so ist das unter Umständen auch eine Stilfrage. So wie es bestimmte stilistische "Moden" im Gesang gibt, so auch bei der Tontechnik. Eine moderne Stereoaufnahme mit allen möglichen Feinnuancen kann vielleicht trotzdem weniger befriedigen, weil auch jedes einzelne Luftholen zu deutlich wird. Und das Problem der Tonmischung wird von manchem heutigen Ingenieur weit weniger beherrscht als von manchem Vorgänger bei den Rundfunkaufnahmen aus der Mitte des 20.Jahrhunderts.
    Zudem ist teilweise sehr subjektiv, ob man bei älteren Einspielungen mehr auf die Stimmen achtet oder mehr auf das Orchester. Oft scheppert es im Graben recht dumpf und grauenvoll, während die Stimmen an der Rampe grandios klingen.
    Bei prinzipiell völlig gleicher Tontechnik kommt es außerdem sehr auf die Oper an, sodaß man das Ergebnis dann auch sehr unterschiedlich empfindet. Wer das "Rheingold"-Vorspiel mehr liebt als rheintöchterliche Gesänge, wird einen Fehler zu Beginn weniger verzeihen als einen Tonlapsus beim Spiel mit Alberich.
    Jemand, der an ein größeres Opernhaus gewöhnt ist, wird vermutlich andere Hörerwartungen haben als jemand, der mehr kleinere Auditorien besucht. Wer mehr daheim sitzt und Konservenklängen lauscht, wird im Durchschnitt andere tontechnische Ansprüche stellen als der Live-Fetischist.
    Wer die Praxis kennt, wird - bewußt oder unbewußt - wohl auch ein bißchen die Faktoren bzw. ihre Bewältigung in die Beurteilung einbeziehen, die man als Otto Normalverbraucher meist nicht mitbekommt, d.h. ich kann mir vorstellen, daß man in so einem Fall eher besser bewertet, wenn schwierigste Verhältnisse verhältnismäßig gut verkraftet werden (etwa bei den berühmt-berüchtigten illegalen Mitschnitten - ich verstehe ja die Sänger, die das nicht mögen, aber die Nachwelt freut sich auch über Fragmente), und schlechter, wenn bei Spitzenausstattung das Ergebnis nicht außerordentlich ist.
    Wer superfeine Ohren sein eigen nennt, wird bei der Tonqualität kritischer sein. Wer nicht über solch perfekte Lauschwerkzeuge verfügt, kann sich über solides Mono oft genauso freuen wie über ausgeklügeltes Stereo. Und wenn die Technik so perfekt ist, daß sie am Ende mehr wahrgenommen wird als Gesang und Orchesterspiel, dann finde ich das Resultat zwar eindrucksvoll, werde aber schlechter werten, denn die Technik soll in diesem Fall nur dienen, nicht mehr.
    Subjektives Fazit: Auch die vermeintlich besser objektivierbare Tonqualität unterliegt persönlicher oder momentaner Befindlichkeit.


    LG


    Waldi

  • Hallo!


    Ich möchte noch eine weitere Anregung in die Runde werfen:
    Eigene Threads für nicht- Orginalsprachige Aufnahmen der diversen Opern.


    Ich suchte eine deutsche Aufnahme einer bestimmten, sehr beliebten Oper.
    Den ganzen TMOO-Thread durchzublättern ist doch recht mühsam, wenn man schon genug Originalsprachen-Aufnahmen hat.


    Daher: Eigene Threads für die Opern bei nicht Originalsprache
    z.B. Cosi fan tutte und Cosi fan tutte (dt./engl. oder was auch immer.)


    LG Joschi

  • Lieber Joschi,


    ich habe mal versucht, das anhand der beiden meistbestückten Aufnahmen nachzuvollziehen. Beim RIGOLETTO mit 37 Postings sind 4 deutschsprachige Fassungen dabei, bei der TRAVIATA unter 35 Postings 3 fremdsprachige, davon eine deutsche. Selbst die sind bislang, wie folglich wohl alle TMOO-Threads bislang, auf einer einzigen Seite, sind also leicht binnen 2-3 Minuten aufzufinden.


    Ich denke, dass das zumutbar ist, zumal man ja auch beim Überfliegen der übrigen Seiten vermutlich noch Anregungen zu bislang unbekannten Aufnahmen findet. Dagegen könnte bei zwei verschiedenen Threads leicht Verwirrung entstehen, die m. E. nicht dafür steht.


    Ob das in ein paar Jahren anders ist, sei dahingestellt, aber selbst dann ließen sich die Threads noch relativ leicht teilen. Ich sehe daher den Bedarf noch nicht wirklich.


    Hingegen nehme ich die Einwände gegen die vielen Verdopplungen sehr ernst. Es ist denkbar einfach, über die Zitatfunktion eine vorherige Wertung zu kopieren. Einfach auf "Zitat" klicken und die erste Zeile löschen. Man hat dann nämlich auch die Möglichkeit, eine enzelne Wertung individuell zu überprüfen und ggf. zu modifizieren sowie, worum ich dringend bitten möchte, eigene Kommentare einzufügen.


    Das ist nicht aufwändiger als ein Verdopplungsposting, verletzt auch kein Urheberrecht, wenn nicht auch lange Kommentare unverändert übernommen werden und ist individueller. Bei der Übernahme kann man ja zudem im Bedarfsfall ergänzen, von dem die Kommentare stammen, die man sich da zu eigen macht.


    :hello: Jacques Rideamus


    Ich werde dementsprechend künftig schlichte Verdopplungspostings einmal pro Absender korrigieren und danach ohne Vorwarnung löschen. Den Anfang mache ich mit dem heutigen Posting von FGB im TMOO-NORMA - Thread. J.R.II

  • Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    Lieber Joschi,


    ich habe mal versucht, das anhand der beiden meistbestückten Aufnahmen nachzuvollziehen. Beim RIGOLETTO mit 37 Postings sind 4 deutschsprachige Fassungen dabei, bei der TRAVIATA unter 35 Postings 3 fremdsprachige, davon eine deutsche. Selbst die sind bislang, wie folglich wohl alle TMOO-Threads bislang, auf einer einzigen Seite, sind also leicht binnen 2-3 Minuten aufzufinden.


    Ich denke, dass das zumutbar ist, zumal man ja auch beim Überfliegen der übrigen Seiten vermutlich noch Anregungen zu bislang unbekannten Aufnahmen findet. Dagegen könnte bei zwei verschiedenen Threads leicht Verwirrung entstehen, die m. E. nicht dafür steht.


    Wie wäre es, wenn der TMOO-Schreiber oder die Moderation eine kleine Landesflagge oder ein besonderes Icon neben/vor die Aufnahmen setzt, die nicht in der Originalsprache sind. Auf diese Weise müsste man keinen neuen Thread eröffnen, würde aber trotzdem das Finden solcher Aufnahmen im Originalthread erleichtern.


    Best, DiO :beatnik:

  • Die Idee ist hübsch, nur haben wir solche Fähnchen oder Icons nicht im Angebot. Es steht aber schon immer jedem frei, in der Überschrift (Thema) eines Postings auf die Besonderheit (z.B. Sprachfassung der jeweiligen Aufnahme hinzuweisen. Das erscheint dann wie hier oben. Wenn ich Aufnahmen aufschlagen sollte, die nicht in der Originalsprache sind, werde ich das gerne ergänzen, kann und will das aber nicht systematisch nachfahren.


    Es wäre in der Tat schön, wenn künftig von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht würde.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Kleine Fähnchen oder Flaggen ließen sich bestimmt als gemeinfreie Bilder im Netz (z.B. bei Wikipedia) auftreiben, die man als Bilder in den Beitrag einfügen könnte. Zumeist wird es ja um die Kenntlichmachung der Deutschen Sprache gehen. Aber ich will da jetzt auch nicht darauf rumreiten ... ;) Für mich als Originalsprachen-Bevorzuger wird es sowieso von eher geringerer Bedeutung sein.


    Best, DiO :beatnik:

  • Zitat

    Original von operus
    Liebe Elisabeth,


    ich sehe gerade den Zwischenstand der Nominierungen beim "Fliegenden Holländer". Wahrscheinlich verstehe ich die Wertung nicht ganz. Als einzige Aufnahme hat der Konwitschny "Holländer"
    mit Wunderlich, Fischer Dieskau, Frick, Schech 4 Nominierungen. Eigentlich müßte diese Einspielung dann an erster Stelle stehen? Wenn ich nur die Punkte werte kann eine einzige Aufnahme mit nur 5er Wertungen uneinholbar sein. Die Zahl der Nennungen sollte doch genau so ein Gewicht haben. Kläre micht bitte auf. Danke.
    Herzlichst
    Operus



    Lieber Operus,


    ich erlaube mir mal, Deine Frage in den allgemeinen thread zu den TMOOS zu ziehen, denn sie reicht ja über den Holländer hinaus.


    Nach den Spielregeln (und ursprünglich war TMOO als reines Spiel konzipiert) ist die Berücksichtigung der Anzahl der Besprechungen nicht vorgesehen. Es hindert uns bzw. den zuständigen Moderator (wer ist das hier?) auch grundsätzlich niemand daran, die Regeln entsprechend zu erweitern.


    Erlaube mir aber bitte, dass ich kurz meine Gedanken dazu ausführe:


    Am konkreten Beispiel klingt Deine Idee sehr plausibel, denn nach den Bewertungen zum Zeitpunkt der Auswertung fehlt der Aufnahme ja nicht sooo viel zur Spitze. Was aber, wenn wir verschiedene gut bewertete Einspielungen mit jeweils ein bis drei Wertungen haben und eine Aufnahme, die von – sagen wir – sieben Taminos mit Gesamtwertungen um die zwei Punkte zerrrissen wird: soll die dann auch allein aufgrund der Anzahl der Wertungen an die Spitze rutschen?


    Das erheblich größere Problem habe ich aber mit der statistischen Auswertung als solcher, denn: was sagt die aus? Ich würde mir viel eher ein Bild machen anhand der Wertungen derjenigen Taminos, mit denen ich mich auf einer Wellenlänge weiß und bei denen die Einzelwertungen auch begründet sind. Zumindest letzteres kann ja in keine Gesamtwertung übernommen werden.


    Ganz persönlich würde ich – auch aufgrund des Arbeitsaufwands, den ich damals mit der Holländerwertung einfach mal testen wollte – dazu tendieren, auf die Auswertungen künftig zu verzichten.


    LG, Elisabeth

  • Lieber Joseph,


    wie immer danke ich Dir für die Bewertung und das "Vorweg-Hören" des Wagnerschen Kosmos. Diesmal hast Du mein großes Interesse am Knappertsbusch-Ring (Orfeo d'Or) geweckt, der von Dir ja sehr gut bewertet wurde, auch in der Tonqualität. Die Besetzung ist ja wirklich unglaublich, das ganze alte Wagner-Team ist versammelt.


    Übrigens: Deine Meinung zum Goudall-Parsifal (nun neu erschienen unter EMI) teile ich nicht. Die Langsamkeit übertrifft ja sogar einen Knappertsbusch, wobei dieser wenigstens die langsamen Tempi im guten, weihevollen Sinne praktiziert hat. Goudall durchlebt den Parsifal in 4 Stunden, 44 Minuten. Was Goudall mit dem 2. Aufzug anstellt, ist ja wirklich unerhört. Warum in der Szene Klingsor-Kundry so schleppende Tempi ? Da muß es krachen, zischen, brodeln...Und eigentlich ist es ohnehin eine Waltraud Meier-Show, denn die komplette weitere Sängerbesetzung ist für mich nicht sehr ansprechend.


    Liebe Grüsse,


    Louis

  • Lieber Louis,


    erstmal danke für die lieben Worte.


    Ich gebe zu, daß ich mittlerweile den Goodall-"Parsifal" auch etwas kritischer sehe. Die Spannungsbögen sind bei Knappertsbusch (insbesondere allerletzte Aufnahme 1964) einfach gelungener. Wie am Ende der Schlußapotheose nochmal die Bläser erklingen (hört man so sonst nirgends, jedenfalls würde ich es nicht kennen), das konnte nur Knappertsbusch. Goodall hat die bessere Tonqualität. An einen Jon Vickers, Hans Hotter oder Thomas Stewart kommt die Goodal-Besetzung auch nicht ganz dran, stimme zu.


    Liebe Grüße auch dir
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Das ist das Schöne, daß man mit jeder neuen Aufnahme dazulernt. Übrigens sehe ich kommenden Sonntag Waltraud Meier als "Kundry" live on stage, das erste Mal für mich, daß ich sie selbst in der Oper sehe. Bin schon sehr gespannt :yes:

  • Lieber Wolfram !


    Ich möchte Dir für Deine neuen TMOO-Schilderungen zum PARSIFAL mein Respekt zollen !! Eine wunderbare Analyse zu den einzelnen Aufnahmen und
    absolut lesenswert !!
    Auch an Joseph II für seinen Orfeo d'Or-Parsifal-Eindruck. Im Gegensatz zu Wolfram hat das nur einen Nachteil: Diese Platte habe ich noch nicht und nun
    MUSS ich sie haben X( Ich mag die Stimme von Jon Vickers sehr und bin gespannt auf seine Parsifal-Interpretation.

  • Lieber Louis,


    vielen Dank für Deine Worte!


    Das Schönste am Hören ist, dass man in zehn Jahren ja doch wieder anders von den Aufnahmen denkt ... :yes: ... wäre schlimm, wenn dem nicht so wäre!


    Vickers als Parsifal war für mich ein wesentlicher Grund zur Anschaffung der 1964er Aufnahme. Ich war (in diesem Punkt) leider zunächst etwas enttäuscht, jedenfalls nach dem ersten Aufzug. Aber die Stelle "Amfortas! Die Wunde!" und der dritte Aufzug machen dies teilweise wieder wett. - Die schlechte Aussprache Vickers', insbes. die Vokalverfärbungen, stören mich schon. Bei Verdi fällt es mir halt nicht so auf ...


    Ich hatte lange nichts mehr von diesem Sänger gehört. Zuletzt "Les Troyens" unter Colin Davis (Studio), wo er sehr gut ist. Seinen Florestan (Klemperer/Studio) und Otello (Serafin/Studio) habe ich als unglaublich gut in Erinnerung, aber lange nicht mehr gehört. Sein Radames (Solti/Studio) hat mich eher kalt gelassen, ich ziehe da doch Bergonzi vor :) . - Tristan mit Karajan (Studio) und Böhm (live Orange 1973) sind bestellt, dito die Walküre mit Leinsdorf, wo er wie bei Karajan den Siegmund singt. Ich bin gespannt.


    Aber erst mal sind noch drei Aufnahmen des Parsifal zu hören: Kegel, Karajan (Studio, DG) und Barenboim. Ich freue mich schon und werde weiter berichten.

  • Lieber Wolfram,


    ich kenne Jon Vickers als Tristan (Karajan-Aufnahme) und als Siegmund in den Aufnahmen Karajan + Leinsdorf. Gerade als Tristan finde ich seine charakteristische Stimmfärbung absolut genial, wie er mit seiner Stimme den 3. Aufzug gestaltet, das ist Gänsehaut pur. Ein bisschen "weh" tut seine Stimme schon, aber es passt perfekt zu dieser Rolle.


    Die beiden Siegmunds habe ich länger nicht mehr gehört, daher will ich mich nicht so sehr aus dem Fenster lehnen, aber ich war nach dem ersten Hören sehr beeindruckt. Kannst Dich wirklich auf die Leinsdorf-Aufnahme freuen.


    Die von Dir erwähnten Parsifal-Aufnahmen habe ich auch schon alle durchgehört. Gerade bei dem Werk finde ich es sehr schwierig, ein "Ranking" der besten Aufnahmen zu erstellen. Denn man kann einen Kegel / Boulez wirklich nicht mit einem Levine / Knappertsbusch vergleichen. Jede Lesart in Bezug auf Tempi und "Würde" des Bühnenweihfestspiels finde ich auf eine andere Art gelungen. Es gibt ansich keine Oper, die derart unterschiedliche Ansätze offen lässt. Und es ist absolut nicht gesagt, daß ein schnelles oder langsames Dirigat dem Werk guttut. Das macht das Anhören von verschiedenen Aufnahmen so spannend.


    Der Barenboim-Parsifal sticht sehr durch nuancenvolles Spiel des Orchesters + Kundry-Dartellung (Waltraud Meier) heraus, und auch diese, sehr neu eingespielte Aufnahme zählt zu meinen Favoriten. Kennst Du die schon ? Unbedingt empfehlenswert !!!
    3 Highlights dabei: Rene Pape als Gurnemanz, Violeta Urmana als Kundry und ein tolles, 4:18h-getragenes Dirigat durch Valery Gergiev.


  • Lieber Wolfram !


    :jubel:


    Mit sehr viel Freude und grosser Bewunderung habe ich gerade Deine Analysen im TMOO-Thread zu Wagners Walküre gelesen. Ich kann mir vorstellen, dass hinter so einer TMOO-Analyse sehr viel Arbeit steckt. Mich würde interessieren, wie Du die einzelnen Aufnahmen anhörst ( oder bei allen Aufnahmen zuerst der 1.Aufzug oder die "heiklen" Stellen zuerst ?).


    Wirklich eine tolle Arbeit, Deine TMOO Threads und bitte bitte weiter so !


    Gruß,


    Louis

  • Lieber Louis,


    leider gibt es kein Smiley fürs Erröten. Das wäre jetzt fällig! Danke für Deine Worte.


    Die Hörserien sind in der Tat auf Beiträge für TMOO angelegt. Als Ausgangspunkt dient jeweils eine Einspielung, die ich als maßstabsetzend in Erinnerung habe. Beim Parsifal war das Kna 1951, beim Rheingold Krauss 1953, bei der Walküre Leinsdorf 1941. Das ist eine gute Eichung der Hörwahrnehmung.


    Dann höre ich die Einspielungen jeweils am Stück und mache meine Notizen in WORD, aber gleich im TMOO-Format. Dazu kopiere ich mir einen Vorgängerbeitrag und anonymisiere diesen durch Entfernen der Sängernamen.


    Bei Zweifeln (oder um weiter differenzieren zu können) höre ich dann nochmal Schlüsselstellen im Vergleich. Etwa die Erzählung "Der Männer Sippe" oder der letzte Dialog von Brünnhilde mit Wotan.


    Siegfried und Götterdämmerung kommen noch, auch für weitere Ringe (Krauss, Keilberth, ... dann mal sehen). Sollte das Forum tatsächlich zum 31. Dezember 2011 geschlossen werden, so wäre das natürlich völlig sinnlos. Dann würde ich das einstellen und "nur" zum Privatvergnügen hören. Eventuell hat so eine Ankündigung also etwas von einer self fulfilling prophecy.

  • Lieber Wolfram !


    Ich habe fast gewusst, wie Du vorgehst :-) ich bin schon sehr auf Deine kommenden Bewertungen gespannt. Wenn Du die Möglichkeit hast, würde mich noch wahnsinnig Deine Meinung zur Barenboim-Walküre interessieren. Ich habe sie hier im Forum im "unverzichtbare Aufnahmen"-Unterforum reingestellt. Eine ganz andere, ziemlich heftige Walküreneinspielung, der ich aber allen anderen den Vorzug geben würde. Ich befürchte nur, unter Klassikkennern stehe ich da ziemlich alleine da...


    Gruß, Louis

  • Lieber Louis,


    die Barenboim-Walküre habe ich nur mal in Ausschnitten gehört und habe sie ansonsten nicht zur Verfügung. Eventuell schaffe ich mir noch die DVD-Ausgabe des Laser-Ringes an, meines Wissens ist der von der Tonspur her identisch mit der CD-Ausgabe. Mal sehen ...

  • Lieber Wolfram !


    Ja, die Tonspur von CD und DVD ist ident. Daher auch die besondere Wirkung, wenn man die CD-Ausgabe hört. Da die Bildqualität der DVD-Edition leider nicht sehr gut ist (und das gerade bei dieser Inszenierung ziemlich stört), würde ich Dir zur CD raten. Habe den Barenboim-Ring in beiden Ausgaben, aber die CD begeistert mich um vieles mehr.


    Liebe Grüße,


    Louis

  • Lieber Wolfram !


    Vielen Dank wieder einmal für Deine sehr ausführliche Götterdämmerungs-TMOO. Ich bin nur ein klein wenig geschockt über Deine Bewertung von Luana de Vol :pfeif: Sie ist mir von besagter DVD in allerbester gesanglicher Erinnerung geblieben und für mich war sie eine der besten Brünnhilden, die ich bislang gehört habe. So sind Geschmäcker verschieden :P


    Ach ja und zum Trauermasch unter Karajan noch meine Anmerkung: Das ist DAS Dirigat des Trauermarschs überhaupt. Was für ein Klanggebilde Karajan hier aufbaut, es ist höchst erschütternd im besten Sinne. Für mich gibt es ohnehin keine bessere musikalische Götterdämmerung als unter Karajan. Ich vote für ihn die 5 und Solti liegt dann knapp dahinter.


    Liebe Grüsse von Louis

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber Louis,


    wie gut, dass es verschiedene Geschmäcker und Bewertungen gibt - sonst würden alle Winzer denselben Wein machen ... und alle denselben Wein kaufen ... :hello: ... mal abgesehen von den Bodenvoraussetzungen, lokalen Rebsorten usw.


    Luana DeVol hat etwas in ihrer Stimme, das mich ziemlich nervt. Davon kann ich - in Grenzen - absehen. Viel mehr hat mich gestört, dass (fast) alles sich bei ihr gleich anhört. Da fehlt was.


    Nicht nur beim Trauermarsch, bei allen orchestral dominierten Abschnitten des Rings finde ich Karajan phänomenal. Ein ganz großer Klangarchitekt und Orchesterbeherrscher! 110 Musiker im Tutti so transparent spielen zu lassen, ist eine ganz große Kunst.


    Leider sind seine Sänger nicht durchweg auf dem Niveau des Solti-Ringes, mal abgesehen von Stewart. - Aber weder ist die Janowitz für mich als Sieglinde glaubwürdig, noch war Jess Thomas ein akzeptabler Siegfried noch wäre die Dernesch eine erstklassige Brünnhilde gewesen. Das alles ist sehr schade! Dennoch natürlich ein hörenswerter Ring, wenngleich in vokaler Hinsicht den Konkurrenzaufnahmen von Solti und Böhm unterlegen.

  • Meine Liebe zum Karajan-Ring besteht auch darin, daß ich damit den Zyklus kennengelernt habe. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit dem beigefùgten Textheft das Rheingold gehört habe und mich vor lauter Göttern nicht mehr auskannte. Aber wie ich von dieser Musik gebannt war.


    Oder wie ich zum ersten Mal den Siegfried gehört habe und mich Gerhard Stolze mit seiner Interpretation des Mime so beeindruckt hat, daß ich die Aufnahme gleich nochmal reinziehen musste :love:


    Ich stimme Dir nun zu, weil ich mittlerweile 11 Ring-Zyklen zuhause habe, daß die Sängerriege bei Karajan sehr diskussionswürdig ist. Er hat aber orchestral so etwas einmaliges geschaffen, daß ich seinen Ring nach wie vor sehr liebe. Karajan war im Rausch, als er das dirigiert hat :rolleyes:

  • Lieber Wolfram,


    Klassikaufnahmen zu HÖREN, das schaffe ich in einem recht guten Tempo. Abends nach der Arbeit, vor dem Einschlafen, natürlich viel am Wochenende oder im Urlaub...da gehen einige Gesamtaufnahmen durch in kurzer Zeit.
    Allerdings sieht es schon schlechter aus, DVDs zu sehen, weil das mehr "Organisation" erfordert. Man braucht einen freien DVD-Player und einen Fernseher, was bei einem nicht-Klassik-Partner halt dann doch in einem normalen Fernseh-Film-Abend endet. Daher höre ich viel, viel mehr meine Opern auf dem iPod, das ist für die Beziehung wesentlich gesünder.


    Zu Deiner Frage: Meine absolute Nummer 1 bei den Ring-Einspielungen ist KARAJAN. Eben wegen diesem unglaublichen Orchesterklang, da kommen die Wagnerschen wogenden Wellen am Besten zur Geltung. Und wegen Gerhard Stolze, Zoltan Kelemen und ja, auch wegen Gundula Janowitz :yes:


    Dann folgt an Nummer 2 BARENBOIM. Wegen Linda Finnie, wegen John Tomlinson und Graham Clark. Wegen der Bühnenatmospähre und dem Bayreuther Klang. Ein etwas "anderer" Ring.
    Ich wäre sehr auf Deine Wertung hier gespannt, glaube aber, Du würdest komplett anderst denken...


    Dann vergebe ich noch die Bronzemedaille an Solti, weil Legende, sehr gute Sänger und eine tolle Atmosphäre. Wahrhaftig ein perfektes Ding. Hat ja aber auch lange genug gedauert, die Produktion.


    Es gibt dann noch Aufnahmen, die ich gleichwertig setzen würde. Geheimtipps sind Janowski, Haitink und Neuhold. Das ist gut gemachter Wagner mit soliden Sängerbesetzungen und da diese Aufnahmen recht preiswert sind, würde ich die jedem Einsteiger ans Herz legen.


    Leider nur eine Einzelaufnahme ist die Walküre unter Leinsdorf, da würde ich Dir zustimmen, daß man hier nahe an die perfekte Aufnahme gerät. Eben halt nur ein Einzelwurf, für mehr blieb keine Zeit mehr...


    Es gibt dann noch in einzelnen Rollen Favoriten. Matti Salminen im Levine-Ring zum Beispiel, der einen sehr dunklen und durchdringenden Hagen singt. Oder Endrick Wottrich als Siegmund im Thielemann-Ring, der mich mit seiner brüchigen Stimme sehr in den Bann zieht.


    Furtwängler ist grauenhaft in der Tonqualität, obwohl ich generell schon mal zu historischen Aufnahmen greife, ist hier doch die Schmerzgrenze erreicht. Naja und Keilberth habe ich noch nicht gekauft, weil der noch zu teuer ist.


    GAR NICHT geht für mich eine der legendärsten Einspielungen: der Böhm-Ring. Aber nur deswegen, weil diese Souffleuse eine Hauptrolle übernimmt und man dieses dauernde Gezische mehr als wahrnimmt. Das verdirbt mir einfach den Spaß, seien die Sängerleistungen auch noch so gut.


    Liebe Grüße, Louis

  • Liebe Forianer,


    gestattet mir als Anfänger die Frage, was sich hinter dem Kürzel "TMOO" verbirgt. ?(


    Herzlichen Dank für Eure aufschlüssige Antwort!


    SL

    "...du holde Kunst, ich danke dir!"

  • Taminos messen ohne Orientierung?
    Teutsche Maßregelung oller Oofnahmen?
    The most obviously obsolete (one)?
    Tolle Märchen obereuphorischer Ohrgeschädigter?


    ?(

  • Lieber Wolfram,



    alles falsch. Unter TMOO gefunden:


    RE: TMOO - Die TAMINO MANNSCHAFTSOLYMPIADE-OPERN



    Dies gibt es seit 2008, am 7.6.2008 ist mit Alfreds Zustimmung TMO in TMOO übernommen worden. Das habe ich soeben im Forum gelesen. Die Suchmaschine klappt also. Ich war aber damals noch nicht dabei.


    Hallo stefanloehrwuerzburg,


    Schau doch mal im Thread: TMOO - Müder Aufguß mach. Vielleicht findest Du ja dort etwas.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Die Mannschafts-Olympiade-Threads wurden vor 3 Jahren ins Leben gerufen, um das Sommerloch zu überbrücken - angelehnt an die olympischen Sommerspiuele zu der Zeit in Peking.
    Sinn war es, zu den jeweiligen Lieblingsaufnahmen Kurzbewertungen nach Schulnoten-Prinzip abzugeben, ohne groß Begründungen schreiben zu müssen....


    LG
    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)