Nur kurz zu Chaillys Amsterdamer Mahler. Ich habe vor einem halben Jahr die die komplette Aufnahme (Einzel-CDs mit dem interessanten Zusatzprogramm) von meinem alten holländischen Freund übernommen, ein großer Mahler-Liebhaber, der sie aus seiner Sammlung aussortiert hat. Zwischenfazit: Bislang ist der Chailly-Mahler für mich eine wirklich totale Enttäuschung! Die 7. ist interpretatorisch schwach, die 1. nicht berauschend, die von der Kritik so in den Himmel gelobte 4. habe ich gerade gehört, sie schwankt zwischen gähnender Langeweile und aufgesetzten Gesten, mit einer fürchterlich opernhaften, affektierten Barbara Bonney im Wunderhorn-Lied am Schluss. Das ist ein völliger Fehlgriff im Ton. Dies ist die mit Abstand langweiligste Aufnahme der 4. in meiner Sammlung! Dagegen den spätromantischen Berg auf der CD, das kann Chailly wirklich! Ich verstehe jetzt die kritischen Töne aus Holland, wo man schon länger sagte, Chailly sei einfach kein Mahler-Dirigent. Ich bin mal auf die 9. gespannt - die habe ich noch nicht gehört!
Schöne Grüße
Holger
Die 9., lieber Holger, habe ich nicht mehr prägnant im Ohr (um on-topic zu beginnen ). Das Highlight der Box ist die für mich wunderbar ausgeglichene und hervorragend klingende Aufnahme der 5. Sinfonie. Auch die 3. Sinfonie gefiel mir sehr gut und ich meine, auch die 2. Die 6. ist für mich missinterpretiert, die 4. viel zu "süßlich".
Nach Haitink und vor Jansons ist Chailly sicherlich kein prägender Mahler Dirigent in Amsterdam gewesen. Es ist schade, dass seine Leipziger Aufnahmen nicht auf CD erschienen sind. Hier hat er für mich wesentlich stärkere Momente gehabt als in vielen Mahler Einspielungen mit dem Concertgebouw Orchester.