Irmgard Seefried, geboren am 9.10.1919 in Köngetried bei Mindelheim in Bayern, Regierungsbezirk Schwaben.
Irmgard Seefried studierte in Augsburg am dortigen Leopold-Mozart-Konservatorium (heute Hochschule für Musik Nürnberg - Augsburg) und debütierte 1939 in Aachen.
Ab 1943, in der Zeit der Direktionsära Karl Böhm, und bis zu ihrem Tod war sie Mitglied der Wiener Staatsoper.
Mit dem Wiener Mozart Ensemble ist der Name der deutschen lyrischen Sopranistin Irmgard Seefried aufs innigste verbunden.
Für mich war sie die erste Marzelline im "Fidelio", die erste Hosenrollendarstellerin mit dem Octavian und dem Komponisten bei Richard Strauss und eben auch die erste Fiordiligi, Susanne und Pamina bei Mozart, auf der Bühne des Thaeters an der Wen.
Sie besaß einen wunderschön, ebenmäßig geführten Sopran, dessen Klangbild man im nachhinein (ihrem Bühnentemperament eigentlich widersprechend) als keusch bezeichnen könnte.
Bei den genannten Mozartpartien war es neben der berückenden Stimmschönheit vor allem der Ensemblegeist, der der Bühnenerscheinung Seefried am meisten entsprach.
Neben dem nobel kultivierten Tamino eines Dermota war sie eine innig berührende Pamina, neben dem ewigen Spaßmacher Kunz ein kokettes Kammermädchen Susanne und neben den beiden im Verein mit dem weisen Paul Schöffler eine zwischen Pflicht und Neigung hin und her gerissene Fiordiligi.
Bei Wagner war sie neben dem poetisch verklärten Sachs von Schöffler ein reizendes Evchen - bei Richard Strauss neben demselben als alterner Musiklehrer ein idealistischer Komponist, neben einer Hilde und Anni Konetzni und Reinig und Zadek ein fast spitzbübischer Octavian, ganz im Zauber seiner 17 Jahre.
Wie sehr sich die Seefried sich aber durch ihre Parnter inspirieren ließ, merkte man an zwei anderen Partien:
als der unvergessene George London mit seiner samtenen Prachtstimme Wien mit seinem Don Giovanni betörte, war an seiner Seite eine köstlich naive kleine Bäuerin Zerline, die völlig willenlos im Duett "Reich mir die Hand mein Leben" dem ewigen Verführer ins Netz ging, in der moderenen Oper war sie am Ende ihrer Karriere noch eine triebhafte Marie an der Seite von Walter Berry als Wozzek.
Mir bleibt ihre Figaro Gräfin, mit Emmy Loose als Susanne, im alten Redoutenssaal für immer in Erinnerung.
In diesen letzten Jahren Jahren ihrer großen Karriere war sie dann auch an der Volksoper engagiert, wo sie etwa im "Walzertraum" eine köstliche Anstandsdame kreierte - auch der Abstecher ins Musical an das Theater an der Wien zu Udo Jürgens "Helden" darf nicht unerwähnt bleiben, da die Seefried hier wohl zum letzten Male ihr schier unerschöpfliches Bühnentemperament voll zur Geltung bringen konnte.
Doch neben der Opernsängerin Seefried darf man auch die bedeutende Lied- und Oratoriensängerin nicht vergessen. Hier seien in allerersten Linie ihre unzähligen Liederabende genannt, deren Palette von Mozart, Schumann, Strauss bis hin in die Moderen zu Bela Bartók reichte.
Und da möchte ich besonders an eine Lied denken, das in keinem Liederabend (wenn auch nur als Zugabe) fehlen durfte: Schuberts "Forelle", die ich in meinem ganzen Leben niemals mehr so charmant interpretiert gehört habe!
Auch die Chorwerke von Bach, Beethoven, Mozart und Brahms wurden oft von in den Sopransolopartien von der Seefried verschönt - ganz unvergessen ist da wohl das "Deutsche Requiem" von Brahms unter Bruno Walter zusammen mit George London!
Irmgard Seefried, ein lyrischer Sopran mit unglaublichen Theatertemperament, eine zentrale Figur im Ensemble der Wiener Oper, die für alle Zeiten damit untrennbar verbunden sein wird!
Irmgard Seefried war verheiratet mit dem österreichischen Geigerkünstler Wolfgang Schneiderhan, mit dem sie viele Liederabende bestritt.
Irmgard Seefrieds Tochter Mona Seefried ist eine bedeutende Schauspielerin deutscher Zunge.
Irmgard Seefried verstarb am 24.11.1988 in Wien und ist neben ihrem Gatten auf dem Neustifter Friedof (Gruppe 22, Reihe 5, Nummer 5) bestattet.