Anton Bruckner: 8. Sinfonie c-Moll - Das Mysterium

  • Lieber Stolzing,


    bei der Frage nach Empfehlungen frage ich zurück: Welchen Bruckner hättest Du denn gerne? Den "zügigen" oder den "epischen"?


    Eliahu Inbal war der erste, der vor mittlerweile 40 Jahren die Urfassung auf Tonträger herausbrachte. Die Interpretation hat für mich bis heute nichts an Mustergültigkeit verloren. Das Klangbild ist, trotz frühes Digitalzeitalter, sehr plastisch, das Orchester ist sehr direkt eingefangen mit präsenten, aber nicht dominierenden Blechbläsern. Die Tempi: 14:01, 13:26, 26:47, 21:09.

    Da die Aufnahme nur noch antiquarisch erhältlich ist, kannst Du nach


    oder


    Ausschau halten.


    Auf der anderen Seite sind u.a. Kent Nagano oder Fabio Luisi zu nennen, die sich insgesamt knapp (Luisi) oder gar weit über 20 Minuten mehr Zeit lassen:



    Die Tempi betragen hier: 19:55, 17:09, 33:37, 28:44 bzw. 17:54, 16:58, 31:09, 26:11 (Luisi)


    Da ich beide Aufnahmen sehr schätze, möchte ich keine direkt empfehlen. Orchestral als als klangtechnisch gibt es für mich nichts auszusetzen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • vielen Dank!!! Die hör ich mir die nächsten Tage alle an ;)


    liebe Grüße aus Bruckners Heimatstadt!

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • kann man mir bitte gute Aufnahmen der Fassung von 1887 empfehlen (wenn möglich in guter Qualität)?

    Zu den genannten Empfehlungen würde ich noch folgende hinzufügen wollen:


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    Tschaikowski-Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks
    Wladimir Fedossejew

    Aufnahme: 1999

    Spielzeiten: 14:42 - 16:13 - 22:10 - 20:52 = 74:13


    Zugegebenermaßen etwas exotisch, aber dass russische Dirigenten in Sachen Bruckner etwas zu sagen haben, wissen wir spätestens seit Gennadi Roshdestwenski - von dem ausgerechnet die 1887er Fassung der Achten aber nicht offiziell auf Tonträger greifbar ist (dafür aber alles andere in allen erdenklichen Fassungen).


    Ich schrieb dazu vor etwas mehr als drei Jahren:

    "Wer Bruckner á la russe schätzt (man denke an Mrawinski und an Roschdestwenkis Zyklus), kommt bei dieser Aufnahme auf seine Kosten. Orchester- und Klangqualität sind vom Feinsten. Der typische russische Sound ist vorhanden beim Blech und Schlagwerk. Russische Dirigenten hatten bereits in der Vergangenheit eine "säkularisierte" Sichtweise auf diesen Komponisten, sicherlich historisch bedingt, was erstaunlich gut klappt.


    Diese Erstfassung der Achten hat sowieso ihre Meriten. Sie klingt stellenweiser rustikaler (sechs Beckenschläge im Adagio), zumal in so einer exzellenten Interpretation wie der vorliegenden. Die Finalcoda klingt wirklich mysteriöser als in der 1890er Fassung. Ich verweise auf die sehr detaillierte und euphorische Kritik von Joachim Wagner bei Amazon."

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Finalcoda klingt wirklich mysteriöser als in der 1890er Fassung. Ich verweise auf die sehr detaillierte und euphorische Kritik von Joachim Wagner bei Amazon."

    Vielen Dank für diesen Hinweis, ich kenne diese frühere Fassung kaum und hatte das Finale bislang nicht verglichen! Mir erscheint diese sich auftürmende Coda mit den vielen Stimmen in der frühen Fassung besser durchhörbar. Darüber würde ich gerne mehr erfahren. Was hat Bruckner alles geändert?

    Den Artikel bei Amazon kann ich leider nicht finden, kannst Du bitte noch einen Link einstellen?


    Viele Grüße, Christian


    Nachtrag: unter Fedoseyev wird man fündig!

  • Mir erscheint diese sich auftürmende Coda mit den vielen Stimmen in der frühen Fassung besser durchhörbar. Darüber würde ich gerne mehr erfahren. Was hat Bruckner alles geändert?

    Dazu bin ich zu wenig im Stande, das im Detail zu erläutern. Ich kann nur sagen: Trotz gewisser Defizite hat diese Urfassung ihre Meriten. Insgesamt betrachtet, würde ich dennoch zur geläufigeren Fassung von 1890 tendieren.


    Nachtrag: unter Fedoseyev wird man fündig!

    Wunderbar, dass Du bereits fündig wurdest. ;)

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    – Luís de Camões

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  • Ich bin, zugegeben, kein Fan der ersten Fassung der 8. dennoch freue ich mich auf die nächste Veröffentlichung aus dem Projekt 2024 unter der Leitung von Poschner. Diese erscheint am 03.02.2023. Zur Einstimmung: kann man mir bitte gute Aufnahmen der Fassung von 1887 empfehlen (wenn möglich in guter Qualität)?

    ich habe mir gestern über Spotify diese Neuaufnahme angehört und bin angetan - unbedingt hörenswert wegen vieler Details, die sonst untergehen. Aber Poschner vermag auch die Spannung zu halten und er gestaltet das Werk differenziert und eindringlich zugleich! Eine tolle Aufnahmen, finde ich! Und nicht nur wegen der frühen Fassung.


    Viele Grüße

    Christian

  • ich habe mir gestern über Spotify diese Neuaufnahme angehört und bin angetan - unbedingt hörenswert wegen vieler Details, die sonst untergehen. Aber Poschner vermag auch die Spannung zu halten und er gestaltet das Werk differenziert und eindringlich zugleich! Eine tolle Aufnahmen, finde ich! Und nicht nur wegen der frühen Fassung.


    Viele Grüße

    Christian

    OH
    Danke für den Tip, Christian

    Ich kenne die 6. Sinfonie sowie die "Nullte" Sinfonie vom Bruckner Orchester Linz mit Markus Poschner : bei youtube , habe beide schon öfter dort angehört, weil mir dieses Orchester mit diesem Dirigenten und seinen Bruckner Interpretaionen sehr zusagen.

  • ich habe mir gestern über Spotify diese Neuaufnahme angehört und bin angetan - unbedingt hörenswert wegen vieler Details, die sonst untergehen. Aber Poschner vermag auch die Spannung zu halten und er gestaltet das Werk differenziert und eindringlich zugleich! Eine tolle Aufnahmen, finde ich! Und nicht nur wegen der frühen Fassung.


    Viele Grüße

    Christian

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Guten Abend !


    Die 1971er Audite Aufnahme aus München habe ich nun zweimal mir großer Freude gehört, aber die ist doch nicht "live" ? - davon steht nichts im Beiheft und man hört auch keinen Applaus. Dies ist meine erste Aufnahme die auf eine CD passt - erstaunlich - rasend kommt sie mir nicht vor. Hat Böhm etwas weg gelassen ?


    Kalli

  • 1 CD: Boulez, Chailly, Solti.

    2 CDs: Blomstedt/ GOL, Wand/ BPO.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Guten Abend !


    Die 1971er Audite Aufnahme aus München habe ich nun zweimal mir großer Freude gehört, aber die ist doch nicht "live" ? - davon steht nichts im Beiheft und man hört auch keinen Applaus. Dies ist meine erste Aufnahme die auf eine CD passt - erstaunlich - rasend kommt sie mir nicht vor. Hat Böhm etwas weg gelassen ?


    Kalli

    Lieber Kalli,


    nein, Karl Böhm hat nichts gekürzt, er ist, insbesondere im Scherzo tempomäßig recht zügig unterwegs, aber so selten sind Aufnahmen, die auf eine CD passen, auch nicht. Accuphan hat bereits drei genannt; die schnellste Spielzeit dürfte Hartmut Haenchen in seiner sehr gelungenen neuen Aufnahme aufweisen:


    14:13, 13:30, 21:47 und 19:49,


    aber auch z.B. Joseph Keilberth


    Klaus Tennstedt


    Marek Janowski


    oder Franz Welser-Möst


    finden auf einer CD Platz.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Noch eine auf einer:

    Hatte ich mal, auf Empfehlung, weil die Pauken so knallen wie nirgends sonst, angeblich; hat nicht überlebt.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Die 1971er Audite Aufnahme aus München habe ich nun zweimal mir großer Freude gehört, aber die ist doch nicht "live" ? - davon steht nichts im Beiheft und man hört auch keinen Applaus.

    Es dürfte sich dabei um eine damals nicht unübliche Rundfunkproduktion handeln, die vermutlich in einem Zug durchdirigiert wurde, bei der aber wahrscheinlich (fast) kein Publikum im Saale war. Also eine Art Zwischending zwischen "echtem" Studio und live.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Guten Abend !


    Die 1971er Audite Aufnahme aus München habe ich nun zweimal mir großer Freude gehört, aber die ist doch nicht "live" ? - davon steht nichts im Beiheft und man hört auch keinen Applaus. Dies ist meine erste Aufnahme die auf eine CD passt - erstaunlich - rasend kommt sie mir nicht vor. Hat Böhm etwas weg gelassen ?


    Kalli

    Es handelt sich um einen Mitschnitt des BR aus dem Herkulessaal und in der Rezeption der Aufnahme wurde damals meiner Erinnerung nach auf ein Konzert verwiesen - aber die Quelle habe ich nicht mehr parat. Es ist eine faszinierende Aufnahme, sehr spannungsgelanden, aber Böhms Dirigat wirkt trotz schneller Tempi niemals gehetzt, er hat das Orchester einfach wahnsinnig gut im Griff.


    Viele Grüße, Christian

  • Danke Christian !


    "Es ist eine faszinierende Aufnahme, sehr spannungsgeladen, aber Böhms Dirigat wirkt trotz schneller Tempi niemals gehetzt, er hat das Orchester einfach wahnsinnig gut im Griff."


    So sehe ich das auch, es stimmt, da ist nichts gehetzt. Irgendwie homogen passend.

  • Es gibt noch zwei weitere CDs mit der Kombination Karl Böhm/Bruckners 8. Sinfonie:


    Anton Bruckner (1824-1896)

    Symphonie Nr.8

    Berliner Philharmoniker, Karl Böhm

    Testament, ADD, 1969

    14:54, 13:15, 24:25 und 21:43


    Livemitschnitt vom 04.07.1978 mit den Spielzeiten 13:54, 13:20, 24:41 und 20:09


    Bei allen drei Aufnahmen gefällt mir insbesondere das fast schon wilde, feurige Scherzo.


    Die Studioproduktion mit den Wiener Philharmonikern


    Anton Bruckner (1824-1896)

    Symphonie Nr.8

    Wiener Philharmoniker, Karl Böhm

    DGG, ADD, 76


    und den Spielzeiten 14:51, 14:23, 27:47 und 23:00 ist sicherlich auch eine sehr gute Aufnahme, kann aber mit den leidenschaftlichen Vorträgen der anderen drei Einspielungen in meinen Ohren nicht mithalten.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Bruckner 8


    2006 hat der britische Astrophysiker Sir Martin Rees einen Vortrag gehalten, worin er wohl auf gewisse Symmetrien im Aufbau der Achten Bruckners und der Struktur des Universums hingewiesen hat, die er zu erkennen glaubt. Der Guardian hat seinerzeit in einem Artikel den Vortrag erwähnt und Rees zitiert. Die Cambridge University Press hat ein Buch über Bruckner 8 veröffentlicht, das ein Vorwort von Rees enthält. Die Website des Astrophysikers soll einen Link zu einer Audioaufnahme des Vortrags enthalten... der Link wird mit error 404 quittiert, und der Webmaster reagiert nicht... genauso wenig wie die Universität und Rees' Website.


    Weiß hier jemand etwas darüber?

    https://www.cambridgebookshop.…psq=bruckner&_ss=e&_v=1.0


    https://www.cambridgebookshop.…7973478639&pr_seq=uniform



  • Ich verstehe zwar nichts von Astrophsik, da Rees aber eine Koryphäe ist, würde mich das auch interessieren. Schreibe ihn doch an und frage persönlich nach - auf seiner Homepage findet sich eine E-Mail. Du kannst ja erwähnen, dass der Artikel auf dem größten Klassikforum im dt.sprachigen Raum thematisiert wurde, das zieht immer.


    Viele Grüße, Christian

  • Bruckner 8 mit Karajan Wiener PH in der Stiftkirche St.Forian 06/1979

    In den Jahren 2014-2016 hatten wir u.a. mit unserem Willi einen regen Austausch über Karajans LIVE - Aufnahme in der Stiftskirche St.Florian.


    Nachdem ich Karajans Aufnahmen von DG, 1975 mit den Berliner PH favorisierte, die DVD SONY, 1988 mit den Wiener PH im Musikverinssaal als grosse Meisterleistung eines Brucknerdirigenten verehre und an der alten Aufnahme EMI, 1957 mit den Berliner PH aus klangtechnischen Gründen geringen Hörspass hatte und diese deshalb wieder abgesetzt hatte (ich weis - Josef findet gerade diese von den Karajan Aufnahmen am Besten).

    *** Nun habe ich nun die o.g. Karajan LIVE - Aufnahme aus der Stiftkirche eher zufällig auf DVD erhalten. (siehe unten: die Karajan-DVD-Box, die ich in erster Linie wegen Tschaikowsky von 12/1973 bestellt hatte).


    Wegen der grossen Fürsprache damals hier in den Beitragen von 2014/2015 hatte ich mir diese Aufnahme damals auf YT angehört und vor 10Jahren einen besseren Eindruck gehabt als jetzt !

    Kurz mein aktueller Hör- und Seheindruck:

    Ich habe die DVD dieser Tage im Haus meiner Mutter 96 (auf einer von mir eingerichteten TOP-Anlage mit CANTON -Standboxen) gehört. Kurzum - wieder eine grossartige Aufführung eines grossen Bruckner - Dirigenten. Allerdings erschien mir alles zu weihevoll und monumental und in Ihrer Länge von 85 Minuten wurde mein Geduldsfaden schon so manches mal verdammt angespannt. Das besonders in den Sätzen 2 und 3 ..... Die Erwartung auf den 4.Satz lies mich dann aber ausharren ! Nur - so umwerfend kam der 4.Satz und insbesondere der Anfang dann doch nicht so rüber, wie bei Karajan 1975 und mit rhythmischer Extase geballt mit Solti 1966 hochgeschätzt.

    ((Langsame Aufnahmen mit Celi und Co. wären für mich ein NoGo .....))

    Der Klangeindruck der DVD mit DTS 5.1 ist ausgezeichnet und der Kirchenhall sorgt nicht für Klangbrei, sondern ist sogar gut strukturiert mit ganz guter Percussion (die 7Pauken stehen ganz links), die nicht vom Orchester verdeckt werden.


    Der Klangvergleich mit der letzten Karajan - Aufnahme 1988 auf DVD ergab folgendes:

    Die DG dort das ADAM Professional Audio-Verfahren angewendet. Dort wird in der Berliner PH über Referenz-Monitore diese Aufnahme wiedergegeben und für die DVD neu aufgezeichnet. Ich habe mehrere DVDs aus dieser Serie und bin mit der Klarheit der Wiedergaben nicht 100% zufrieden mit diesem "Aufnahmegehuddel" --- hier bei Bruckner ganz gut gelungen, natürlicher klingt aber die DVD LIVE aus St.Florian von 1979 !


    8) Aber weiter zum Eindruck --- Da kann man sehen wie man durch Aufnahmen in den Jahren geprägt wird - es war und ist nicht zuletzt Solti / Wiener PH (Decca, 1966), der mit 76Minuten Gesamtspielzeit auf mich ungleich kurzweiliger wirkt und insgesamt "zackiger" rüber kommt und somit mein Favorit bleibt.

    Auch die genannte Karajan-Aufnahme der Achten aus der Bruckner GA DG-1975 auf CD punktet bei mir höher (diese Bruckner-GA habe ich jetzt als BluRay-Audio vorliegen).


    41kDRDzga-L.jpg

    DG, 1979 (Bruckner 8), DTS 5.1



    :!:Diese 4 DVD-Box ist derzeit für den Hammerpreis von ca.13€ verfügbar (deutlich billiger, als wenn man die Einzel-DVDs kaufen würde).

    Die in der DVD-Box enthaltenen Tschaikowsky-Sinfonien 4-6 von 1973 (anderer Zyklus als die Beiden auf DG-CD erhältlichen) sind hingegen ein voller Erfolg gewesen - mehr dazu später in entsprechendem Thread !

    (Ausserem enthalten bei mir als Dopplungen: Brahms 3 und 4 und Beethoven 7 und 9 (diese TOP-Aufnahmen hatte ich aber bereits auf DVD und zwar die gesamten DVD-Zyklen aller Sinfonien).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • In der Provinz geschieht zuweilen Bemerkenswertes: Anton Bruckner: 8. Sinfonie c-Moll - Das Mysterium


    Ist Saarbrücken Provinz? Für viele wohl schon. Eine weitere Aufnahme mit hohem gestalterischen Niveau ist in den 90er Jahren abseits der grossen Musikzentren entstanden.


    Stanislaw Skrowaczewski hat am 8. und 9.10.1993 mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken Anton Bruckners (1824-1896) Sinfonie Nr. 8 c-moll WAB 108 eingespielt. Fassung 1890, Ed.: L.Nowak 1955


    Sie ist in der preiswerten Box mit allen Sinfonien Bruckners enthalten.


    Der Dirigent und Komponist hatte eine besondere Beziehung zu Bruckners Musik:


    »Ich begleite Bruckner, nicht er mich. Als ich sechs, sieben Jahre alt war, habe ich im Sommer in Lemberg (Polen, Anm.) bei offenem Fenster eine Musik gehört. Am Abend bekam ich Fieber, ich war in einem Delirium. Mein Vater war Doktor, aber er wusste nicht, was mit mir los war. Später erfuhr ich, dass ich das ›Adagio‹ aus Bruckners siebter Sinfonie gehört hatte. Das war der Anfang meiner Beziehung zu ihm. Meine Götter waren natürlich auch Beethoven, Mozart, die Wiener Klassiker, Haydn, Bach. Später, in Deutschland, Schubert, Schumann, Brahms, Wagner. Aber Bruckner ist mein Komponist, ich fühle seine Musik sehr gut. Seine Werke waren immer so natürlich für mich, leicht zu lernen, ich hab ihn sofort verstanden. Warum, kann ich nicht erklären. Mit anderen Komponisten geht es nicht immer so leicht, da muss ich lernen. Aber Bruckner ist ein spezieller Komponist für mich..« (Stanislaw Skrowaczewski)


    Es braucht einen erfahrenen Dirigenten, um die Orchestermusiker durch die Klangmassen dieser Sinfonie zu leiten. Das ist Stanislaw Skrowaczewski mehr als gut gelungen.

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



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  • Ja, Skrowaczewski ist bei Bruckner eine Bank. Vielen Dank für den Text, den ich nicht kannte. Ich schätze die Aufnahme aus Saarbrücken sehr, habe sie aber nur digital. Es gibt bei Denon noch zwei späte Aufnahmen mit ihm, die auch sehr gut sein sollen. In seiner umfangreichen und lesenswerten Diskographie (ich hatte sie schon mal weiter oben verlinkt), zieht Bernd Stremmel die Einspielung aus Saarbrücken vor. Auch er stuft diese Aufnahme ganz weit oben ein und schreibt: "


    "Intensität, Liebe zum Detail, Bruckners Dynamik übernommen, überwiegend schlankes Blech, III berührend zu erleben, wie Skrowaczewski die Musik immer wieder bis auf ein Nichts zurücknimmt, um danach aus der Stille einen neuen Bogen überzeugend aufbaut, spannungsvoller Satzschluss, IV stringentes Vorgehen, jedoch Einschub aus Haas-Version – farbiges Klangbild mit sehr guter Transparenz."


    http://www.klassik-prisma.de/Bruckner%208.htm


    Kennt denn jemand die Denon-Versionen und kann dazu etwas sagen?


    Beste Grüße

    Christian

  • Bruckner abseits der Zentren aufzuführen bedeutet nicht, dass dort nicht gut interpretiert wird.


    Grosse Namen mit bedeutenden Orchestern und Dirigenten wurden im Thread mit bemerkenswerten Aufnahmen erwähnt. Christian B. hat einen aufschlussreichen Link gesetzt. Erstaunt bin ich über die grosse Anzahl der Aufnahmen. (Und es sind nicht alle, die es gibt!) Gewisse Dirigenten hatten die 8. Sinfonie mehrmals auf Tonträger gebannt.


    Was braucht es, um Bruckner dem Publikum nahe zu bringen? Mehr als bei Werken anderer Komponisten ist bei den Sinfonien Bruckners eine klare Konzeption nötig, der Dirigent sollte wissen, wie er die Klangmassen und Längen dieser Sinfonie gestaltet. Das gelingt dem einen besser als dem anderen. Allzu leicht verirrt man sich im Labyrinth der Partitur, gewichtet Details die dem grossen Ganzen abträglich sind.


    Ich ergänze die erwähnten CDs mit einer bisher nicht genannten. Rémi Ballot hat mit dem Altomonte Orchester St. Florian, (in zwei Aufnahmen mit dem Oberösterreichisches Jugendsinfonieorchester) alle Sinfonien aufgenommen. Der Dirigent liess sich Zeit, von 2013 bis 2022 wurde jährlich in St. Florian, dort wo Anton Bruckner begraben liegt, eine Sinfonie geprobt und vor Publikum gespielt. Das Label Grammola hat sie in einer Box veröffentlicht.


    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Beeindruckt hatten mich seinerzeit



    Jaap van Zweden


    (Der Link zum Video funktioniert!)


    4526977003890.jpg?v=1655360037&width=300


    Takahashi Asahina. Aus Japan importiert; das hat zwar etwas gedauert, sich aber für mich gelohnt, wenn auch Asahina mich mit der 8ten nicht so sehr wie mit „seiner“ 9ten fesseln konnte.


    Um mich an Details erinnern zu können, müsste ich aber beide nochmals hören. Meine Brucknerphase war verhältnismäßig kurz, aber dafür umso intensiver.

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)