Verehrt Ihr Eure "Meister"?

  • Zitat

    Original von Walter T.
    Hallo Ulli,


    die Frage lautet also ein wenig: Verehrt ihr Mozart?


    Salut, Walter,


    Nein, so war das wirklich nicht gedacht, denn speziell dafür haben wir andere Threads. Ich wollte eigentlich die "Lieblinge" der Forianer in diesem Thread ein wenig "unter die Lupe" nehmen, so - meine ich - habe ich es auch in der Eröffnung kund getan. Nun hat sich daraus eine Debatte über die Verehrung als solche ergeben, was auch nicht schlecht ist.


    Trotzdem - ach, was heißt: trotzdem! - überhaupt: Vielen Dank für Deinen Beitrag, der sehr interessante Aspekte enthält:


    Die von Dir angesprochene "Steifheit der Bilder" hat schon etwas von dem "auf-die-Säule-Stellen" und fordert unaufgefordert eine gewisse Zwangsverehrung heraus, oder? So gesehen ist mir da ein Johannes Brahms auf dem Photo wesentlich sympathischer...


    Nein, Freundschaft kann es für mich nicht sein: Ein Freund hat für mich vor allem die Funktion, ehrlich zu sein [insofern hast Du natürlich schon Recht] und auch eine gewisse "Gegenseitigkeit" - das fällt hier absolut flach. Irgendwo habe ich mal hier im Forum ein Zitat gelesen, dass ein Künstler oder eine Künstlerin [ich glaube, es war Martha Argerich] gesagt haben soll: "Ich glaube er [Mozart] mag mich...". Soetwas halte ich für absoluten Humbug, es sei denn, sie hat es scherzhaft gemeint.


    Ja, KV 383a [394] hat etwas Befreiendes...


    Bien cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Walter T.
    Mozart von der ihm zugewiesenen Rolle des Wunderkindes, Frühreifen und Hochbegabten zu trennen, wie sie uns als Schülern vorgehalten wurde


    Es ist klar, dass es enorm bewundernswert ist, dass man schon im Alter von 4 Jahren in der Musikgelehrt wird und dann schon ein Jahr später komponiert und Auftritte hat.


    Aber es gibt sehr viele Komponisten, die in jungen, wenn auch nicht so jung wie Mozart, Jahren anfingen, ihr Talent zu schulen und weiter zu entwicklen.


    Ein Beispiel möchte ich nennen. Johann Nepomuk Hummel! Als ich anfing, mich für Werke von ihm zu interessieren, wollte ich auch mehr über ihn wissen und hab erfahren, dass er im alter von 7Jahren Musikunterricht von MOZART bekam, der von ihm beeindruckt war!
    Nach 2 Jahren Ausbildung hatte auch er erste Auftritt (als Pianist). Danch ging er sogar auf Europa-Tournee!!! Mit 9!!!


    Ich halte auch das für bewundernswert!!!


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Ulli,


    leider scheint es an der Sache zu liegen, dass eine einfache Antwort nicht möglich ist. Wer von der Musik eines „Meisters“ ergriffen ist, kann nach außen abwesend, verschlossen, ja zurückweisend und unzugänglich wirken, kein Sinn für Humor. Es kann einsam machen. Das ist schwer mitzuteilen, ohne dass es wie Humbug aussehen muss. Ein möglicher Ausweg kann eine geradezu zwanghaft vorgetragene Heiterkeit sein, wie sie ja auch Mozart manchmal vorgehalten wird.


    Deinen Wunsch nach einer klaren Trennung der Gefühle für Lebende und Gestorbene verstehe ich so – und fürchte, jetzt missverstanden zu werden: Verehrung hält die Hochachtung für den Meister fest, und bewahrt zugleich die Distanz zu ihm, um nicht im Bezug zum eigenen Leben aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die von Frank in „Verändert Psychotherapie Komponisten und Interpreten“ genannten Beispiele zeigen, wie groß diese Gefahr ist. Aber sind wir nicht allen dankbar, die sich in sie begeben?


    Argerich (und Gidon Kremer) vertreten eine Kunstauffassung, zu der ich noch kein rechtes Verhältnis gewonnen habe. Nicht nur ist ihre Virtuosität unbestreitbar, sondern auch ein Drängen zu etwas Unbekanntem, was mich anzieht. Zugleich erscheint mir ihr Spiel sehr kalt, fast kristallklar (vergleiche zum Beispiel, wie Richter, Gould, Sofronitsky und Argerich Prokofjews 7. Sonate spielen und dort insbesondere den langsamen Satz), so dass ich im Grunde Argerichs Aussage, „der Komponist mag mich“ besser verstehen kann, als wie sie ihn dann interpretiert. Aber wie gesagt: Ich bin mir hier in meinem Urteil noch keineswegs sicher.


    Hallo Maik, es ging mir nicht darum, Mozarts Leistung zu schmälern, sondern wie er von einer bestimmten Pädagogik eingesetzt wurde.


    Bonna notte, gute Nacht,


    Walter

  • Zitat

    leider scheint es an der Sache zu liegen, dass eine einfache Antwort nicht möglich ist. Wer von der Musik eines „Meisters“ ergriffen ist, kann nach außen abwesend, verschlossen, ja zurückweisend und unzugänglich wirken, kein Sinn für Humor. Es kann einsam machen.


    Salut, Walter,


    das hast Du ziemlich perfekt getroffen. Mir ging es lange Zeit so, bedingt - natürlich, wie kann es anders sein? - durch Unverständnis anderer, in diesem Kreise auch die eigenen Eltern. Und zwar genau in der Reihenfolge: Ergriffen sein - [Mitteilungsbedürfnis - Abweisung] - sich verschliessen - zurückweisend sein - völlig unzugänglich sein - einsam sein.


    Wie Du bemerkst, habe ich Dein vorsichtiges "wirken" in schreiendes "sein" verwandelt. Zum Glück ist dies heute nicht mehr so. Dank eines Vorkommnisses, durch das ich Begreifen lernte, dass man nur einmal dieses Leben lebt - und dann entdeckte ich doch auch Gleichgesinnte. Aber die Mauer war extrem dick! Heute bin ich eigentlich genau so, wie ich hier im Forum bin - lebendig, humorvoll, manchmal blöd, in "meinen" Gebieten [hoffentlich!] seriös und von Qualität. Von einsam kann keine Rede mehr sein - selbst, wenn ich hier schreibe, sind meist noch irgendwelche Gäste da... ich stehle mich immer kurz fort...


    Zitat

    Verehrung hält die Hochachtung für den Meister fest


    ...soweit gehe ich mit, dann aber:


    Zitat

    und bewahrt zugleich die Distanz zu ihm, um nicht im Bezug zum eigenen Leben aus dem Gleichgewicht zu geraten.


    ...kommen wir aus dem Ruder: Die Distanz ist nun mal faktisch da, weil - hm - Verstorbene eben nicht mehr da sind. Ich fürchte mich keineswegs [mehr], aus dem Gleichgewicht zu geraten, dafür bin ich mittlerweile zu stark, ja fast autark geworden.


    Bei Lebenden ist das eher der Fall: Die Verehrung eines Lebenden - z.B. meines ehemaligen Deutschlehrers - ist auch eine fast absolute Hochachtung, aber eben nur auf der Respekt-Ebene. Die Distanz baut[e] sich durch das Schüler-Lehrer-Verhältnis auf und ist in diesem Sinne noch heute so. Vielleicht könnte man auch besser sagen: Die Distanz geht von ihm aus...? Er ist es, der die "Spannung" aufbaut, die Distanz schafft, was im dem Sinne gut ist. Ich kann mit ihm aber ganz normal umgehen, so wie er mit mir.


    Puh! Du hast Recht, es ist nicht ganz so einfach, wie es sich anlässt!


    Bonne nuit!
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • "Nein, Freundschaft kann es für mich nicht sein: Ein Freund hat für mich vor allem die Funktion, ehrlich zu sein [insofern hast Du natürlich schon Recht] und auch eine gewisse "Gegenseitigkeit" - das fällt hier absolut flach. Irgendwo habe ich mal hier im Forum ein Zitat gelesen, dass ein Künstler oder eine Künstlerin [ich glaube, es war Martha Argerich] gesagt haben soll: "Ich glaube er [Mozart] mag mich...". Soetwas halte ich für absoluten Humbug, es sei denn, sie hat es scherzhaft gemeint."


    von Ulli



    Also ich kann die Aussage von Argerich durchaus verstehen und denke, dass sie nicht scherzhaft gemeint ist. Ich bin der Meinung, dass Kunst davon lebt, die Persönlichkeit des Künstlers in dem jeweiligen Werk zu involvieren. Und diese Merkmale der Persönlichkeit können auf Zustimmung bei den Interpreten treffen (siehe Argerich) und empathisch nachgefühlt werden.
    Und in so einem Moment fällt meines Erachtens die Statue herunter, man fühlt sich (auch als schlechterer Musiker) so blöd es klingt, vom Komponisten "verstanden". Dass heißt man realisiert, dass der Komponist mit den gleichen Dingen zu kämpfen hatte.
    Jedes Kunstwerk gewinnt durch so eine persönliche Note an Wert.


    Die Persönlichkeit muss durchscheinen(Ein perfektes Beispiel wäre Kafka, bei dem der VAter-Sohn- Konflikt, beschrieben in "Brief an den Vater", ganz stark seinen anderen Werke beeinflusst(z. B. "Der Prozess").


    Und Mozarts Musik verrät dem Hörer doch auch durch seine Musik seine Gefühlswelt.
    Wer kann den nicht Mozart's Isolation und Einsamkeit anhand des Requiems erkennen. Mozarts Verletzlichkeit scheinen fast durch alle seine Klavierwerke.


    Wer bemerkt nicht die Traurigkeit und Melancholie, die Bach empfunden haben muss bei der Komposition der Kantate 21("Ich hatte viel Bekümmernis") oder die Freude beim Kreieren von Dem Präludium in D-Dur aus dem ersten Teil des WTC.


    Das macht , neben den kompositorischen Aspekten große Musik aus, und Argerich scheint das gefühlt zu haben beim Spielen von Mozart.


    Grüße Hanno

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

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  • Salut, smob,


    ich bin eigentlich eher Realist. Natürlich kann ich Argerichs Ansicht, so sie es denn gesagt hat, "nachvollziehen": Wenn man sich einredet, mit dem Komponisten in metaphysischem Kontakt zu stehen, lässt das solche Konstrukte und darauf basierende Aussagen zu. Keine Frage! Trotzdem finde ich soetwas ziemlich - na, an den Haaren herbeigezogen. Real betrachtet, kann Mozart sie nicht mögen, da er nicht mehr da ist. So blöd und einfach ist das leider.


    Ich finde übrigens nicht, dass die "klassischen" Komponisten mit den gleichen Dingen zu kämpfen hatten, wie wir heute. Mozart, Haydn, Rosetti... haben das damalige Lebensgefühl mit in die Kompositionen aufgenommen. Ganz ungezwungen, freiwillig, ohne Anstrengung. Und die "Schwierigkeit" besteht für uns heute darin, diese nachvollziehen zu können, um eine Komposition "zu verstehen", sofern es notwendig ist. Natürlich gibt es Ausnahmen, ich meine aber, erst ab dem späten Beethoven haben wir es mit Kompositionen zu tun, wo man sich den Komponisten als "der Komposition verfallen" vorstellen darf oder kann. ICh weiß nicht, ob ich das nun so ausdrücken konnte, wie ich es meine...


    sans, souci
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    ich denke, dass Verehrung, vor allem für jemanden, den man nie selber kennengelernt hat, ein sehr starkes Wort ist. Ich persönlich halte das für sehr weitgehend.


    Auf jeden Fall verehrungswürdig ist für mich sehr wohl das Werk großer Meister wie Beethoven oder Mozart, nach dem, was - zumindest mir - über die persönlichen Eigenschaften überliefert ist, bin ich mir nicht sicher, ob z.B. die o.g. verehrungswürdige Personen waren.


    Ihre unsterbliche Musik allemal...

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Salut,


    letztlich ist doch eine "Verehrung" in dem genannten Sinne nichts anderes, als die Verleihung einer "posthumen Medaille" - eben für das Werk.. oder?


    Dennoch: Wenn nicht die oben genannten Personen aus dem Kreise der Menschheit verehrungswürdig sind, wer dann?


    bien cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • In diesem Sinne, Ulli, hast Du ganz sicher Recht. Und gerade die Musik dieser beiden 'verehre' ich in der Tat...

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Salut,


    zu dem Argerich-Zitat [wenn es denn wirklich von ihr stammt] fällt mir noch ein:


    Je weinger Geist, desto weniger Verstand [Kierkegaard].


    Ich nenne das eigentlich im Zusammenhang mit Kafka, der hier urplötzlich aufgetaucht ist und der auch zu diesem "verehrungswürdigen" Kreise gehört... in welchem Zusammenhang allerdings der Process und der Brief an den Vater mit Mozart steht, ist mir nicht ganz klar geworden. Smob, meinst Du den Umkehrschluss aus dem Brief an den Vater betreffend der "Verehrung"?


    bien cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Ich glaube, dass ich nicht richtig verstanden worden bin.


    Vielleicht bin ich da ein bisschen zu metaphysisch gewesen, aber wir haben im Deutschunterricht festgestellt, dass das Gericht, immer geradezu unnahbar und unberechenbar, in gewisser Sicht in dem Buch der "Prozess" eine ähnliche Wirkung auf den Protagonisten K. hat, wie der Vater von Kafka, mit all seiner dominanten Persönlichkeit, auf Kafka selber hatte.


    Kafka hat auf jeden Fall zeit seines Lebens unter seinem Vater gelitten, der ihn immer als Schwächling und weichen Taugenichts sah. Kafka hat den Brief erst spät geschrieben und hat sich nie getraut ihn abzuschicken.


    JA ja ich weiß, ich lehn mich gern weit aus dem Fenster, aber von solchen Leuten lebt ja jedes Forum.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Zitat

    JA ja ich weiß, ich lehn mich gern weit aus dem Fenster, aber von solchen Leuten lebt ja jedes Forum.


    Salut,


    ich finde nicht, dass Du Dich zu weit aus dem Fenster lehnst. Da ich Kafka selbst sehr gerne mag - zugegeben, er liegt derzeit etwas brach - kann ich Dich nach Deinen jetzigen Ausfühungen besser verstehen. Das Gericht im Process wirkt nur unberechenbar, willkürlich. So, wie eigentlich alles in Kafkas [K.'s] Welt.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich oute mich jetzt mal als ein ganz hemmungsloser Bach-Verehrer, nicht weil die Mehrzahl hier das Verehren verwerflich fände, sondern weil hier derartig viele Mozart-Verehrer sind. Und Mozart ist für mich so ziemlich das Gegenteil von Bach (Dazu sage ich in diesem Post nichts mehr).
    Ich muss sagen, je mehr ich mich mit ihm beschäftige, desto mehr wird meine Verehrung durch meinen Verstand bestärkt, ganz zu schweigen von meinen Gefühlen. Es ist fast schon so, daß ich sagen könnte: Ich glaube an Bach, den Vater... :D
    Wieso eigentlich nicht?
    Für was ist die sogenannte "Privatsphäre" denn da? Damit man nicht belästigt wird. Bach wird von mir nicht mehr belästigt, da er tot ist. Das Wort "geschmacklos" trifft nicht.
    Außerdem lerne ich die Person Bach auch nur sehr Bruchstückhaft kennen, denn das, was man aus der gängigen Literatur erfahren kann, ist, für einen Menschen vom Format Bachs praktisch nichts. Es sind Fakten und Mutmaßungen, entstanden aus der Interpretation der Fakten.
    Bach lernt man am besten und am persönlichsten kennen, indem man seine Musik hört.
    Da er aber wusste (das kann man auf viele andere Komponisten ausdehnen, die sehr Emotional und nicht phrasenartig und maskenhaft geschrieben haben (was mir bei Mozart auf den Keks geht)), daß die Musik der Nachwelt erhalten bleibt, ist es fraglich, was ihm denn daran so unangenehm wäre.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo Bubba,


    Als ich gelesen habe, Mozart wäre in diesem Forum überrepräsentiert musste ich lachen. Zu Beginn dieses Forums war ich wahrscheinlich der einzige Mozart Verehrer hier. Nun das hat sich geändert,hier hat Mozart nun wohl eine starke Lobby - Aber auch Bach ist hier sehr gut repräsentiert - und das ist gut so.


    Alledings kann ich e i n e Behauptung nicht unwidersprochen lassen, und da wäre jene, daß Mozart -im Gegensatz - zu Bach - schablonenhaft komponiert hätte.


    Frag mal einen Bach-Verächter nach dessen Kantaten. Er wird Dir in etwa antworten "Die sind ja alle gleich - und langweilig"


    Es würde zu weit führen das zu entkräften oder zu bestätigen - die Aussage zeigt in etwas das auf, was ich Dir im Falle Mozarts unterstelle:
    Derjenige hat kein Interesse an dem Komponisten, er hört rein oberflächlich hin. Zu einer Auseinandersetzung mit ihm kommt es nicht.
    Das ist auch IMO kein Beinbruch - ich stelle nur fest, daß BEIDE Aussagen subjektiv richtig sein mögen - sachlich aber falsch sind.


    Mozarts Werke sind überaus abwechslungsreich. DAß die Leute scheinbar automatisch die "kleine Nachtmusik" assoziieren dafür kann er nicht, ebensowenig, daß er natürlich auch die "Floskeln" des 18. Jahrhunderts (die so gern ausschließlich Mozart untergejubelt werden) verwendete.



    Freundliche GRüße aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht wäre ein anderer Post dafür besser geeignet, aber es ist bei mir genau andersherum. Ich war früher bei den Tölzer Knaben (und bin wirklich nicht stolz darauf), so habe ich mich durchaus mit Mozart beschäftigt. Noch dazu steht bei uns daheim ein Streicher-Stein Hammerflügel aus dem Jahre 1805(ein Nachbau) und dreimal darfst Du raten, was mein Stiefvater den ganzen Tag rauf und runter spielt...
    Es gibt im übrigen auch andere, viel kompetentere Mozart-Kritiker als mich, die nach der intensiven Beschäftigung mit Mozart nochr weniger von ihm gehalten haben.
    Andererseits sind so viele von mir hochgeschätzte Personen von Mozart begeistrert, daß ich immer wieder frage, was an ihm denn so besonders ist (wer hätte gedacht, daß Thomas Bernard Mozart als die "für mich ideale" Musik bezeichnet!).


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

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  • Salut,


    bevor mein Flieger geht: *


    Bubba, ich finde es große Klasse, dass Du Dich zu Mozart gesellst - denn auch er war ein großer Bach-Verehrer, was man nicht zuletzt an seiner wunderbaren Musik erkennen kann.



    Ich empfehle mich mit
    besten Grüßen
    Ulli



    * das würde Alfred ja nie machen - immer schön am Boden bleiben, gell?

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Nun einiges hier kann ich nicht so ganz nachvollziehen, wieso vereltzt man die Privatsphäre eines Komponisten wenn man sich mit seinem Leben beschäftigt.
    Also meistens beläuft sich das doch eh nur auf den Lebenslauf, mich interessiert es wenig welche Unterhosen sie getragen haben...


    Doch wenn der Lebenslauf aufregend ist, wie bei Lully, Desmarest und vielen anderen kann man deren Werke viel besser verstehen.
    Man sieht die Werke aus einem anderen Blickwinkel, wenn man weiß was wohl zu dieser Zeit gerade passiert ist.


    So wie ich Lully verehre, so verehre ich auch Rubens, als großes Vorbild.
    Ich denke es ist unabdingbar sich mit der Person und deren Epoche zu beschäftigen um die Kunst überhaupt zu verstehen.
    Ich glaube nicht das es ausreicht nur irgendetwas schön zu finden, wenn man dessen Bedeutung nicht kennt.
    Der Ganze Humor den Telemann in seiner Musik verwendet, wird für diejenigen immer verschlossen bleiben.


    Ich war die letzten Tage in Leipzig, natürlich auch im Bach Museum.
    Was ist denn das? Da wird auf jede Kleinigkeit eingegenagen. Jedenfalls war ich sehr beeindruckt und das hat zu dem Entschluß geführt, dass ich absofort noch weiter Komponisten an meine Wand schlagen und verehren werde:


    Bach
    Händel
    Haydn
    Telemann
    und * Mozart * - Ihr bekommt Zuwachs!


    Allerdings werden sie alle unter Lully hängen :D



    Die Veehrung für Bach hat mich bewegt, es lagen eine Menge Blumen auf seiner Grabplatte in der Thomaskirche. Ist die Verehrung nicht auch ein Dankeschön an den Meister, dafür was er uns hinterlassen hat?


    Ich denke das Gefühl der Dankbarkeit trifft es für mich am Besten.
    Und deshalb wird jetzt richtig Verehrt - jetzt erst recht! :yes:


  • :D
    Klingt gut, ist aber falsch. Ich verehre Bach nicht so wie Mozart, denn ich bin mit Sicherheit nicht so kompetent und gleichzeitig hört man in Mozarts Musik herzlich selten die Verehrung für Bach, vielmehr habe ich den Eindruck, nach einer großartigen Kunstepoche kam der Rückschritt in Form des galanten Stils und der Wiener Klassik (Späte Beethoven Werke und Schubert (die eher schon romantischen Werke) ausgeschlossen).
    Man höre mal nur auf den Generalbass der Mannheimer Schule.


    Und noch ein Zitat eines von mir auch hochverehrten Komponisten über Mozart:


    "Was ist denn das für eine Harmonik: 1, 4, 5?!"


    (Prokofiev)


    Soviel dazu :P


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Der Observator schrieb am 18.04.2005 13:45 in diesem Thread:


    Zitat

    übrigens wurde vergangenen mittwoch das IFSI (internationales franz schubert institut) per selbstauflösung zu grabe getragen!


    Zu diesem Thema hat mich heute via email eine Stellungnahme von Herrn Dr. Michael Lorenz erreicht, die ich wie ersucht, gerne hier im Thread veröffentliche.





    mit Freundlichen Grüßen


    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    phänomenal... von wem wir alles gelesen werden!


    Ganz herzlichen Dank für das Zurverfügungstellen dieses aufschlussreichen Textes an Dr. Michael Lorenz!


    ...und natürlich an unseren Alfredus phaenomenalis!


    Gute Ruh, gute Ruh, tu die Augen zu...


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • bubba:
    Dein Avatarbild haben bei uns die Männerstimmen aufer Krawatte! :D Wusstest du das?? 8) :D
    Aber jetzt zum Thema...
    bei uns hier in der Stube hängt ein Bachposter und bei mir zuhause hab ich ne Bachbüste aufm Klavier stehen.
    Ich verehre BAch, das kann ich so ohne weiteres sagen!! :) Wenn ich ih sehen würde, als Geist in der Thomaskirche, wow, ich....würde niederknien und schluchzen und dann sterben...
    bei aller Liebe für Mozart (haydn bleibt da aber weit zurück, finde ich persönlich), BAch ist mein Ein und Alles. Ich setz mich hin und spiele was, oder sing was, und in was für **Proben auch immer, nachher geht man mit einem gehobenen Gefühl da raus, und ich könnte schmelzen vor Hingbae und verehrung.
    Ich bin 17 und ihr müsst mir das anchsehen, Bach ist meine "Pubertätsmusik" (GC Biller)und wird sie immer bleiben, denn über BAch ist der Himmel.

  • Hallo!
    Meine "Meister"? Das sind im musikalischen Bereich wohl Bach, Beethoven, Mozart und Schubert. Allerdings sind sie für mich menschlich keine Vorbilder.
    Verehrung ist da dann wohl etwas zu hoch gegriffen. Zumal außerhalb meines CD-Regals bei mir auch nichts darauf hinweist, daß ich o.g. Komponisten schätze.
    Bewunderung? Ich finde jetzt keinen richtigen Begriff. "sehr schätzen" ist wohl wieder zu schwach...
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Max Thomaner
    Ich bin 17 und ihr müsst mir das anchsehen, Bach ist meine "Pubertätsmusik" (GC Biller)und wird sie immer bleiben, denn über BAch ist der Himmel.


    Da gibt es nichts nachzusehen – ich finde, dass Du das sehr schön formuliert hast, mit viel glühender Liebe und Hingabe. Finde ich toll. :yes:


    Ich persönlich verehre keinen bestimmten Komponisten, dazu gibt es für mich einfach zu viele, die Überragendes geleistet haben. Wenn ich jedoch von „Verehrung“ reden würde, dann eher bezüglich des einen oder anderen „Vermittlers“ (Dirigent, Pianist, Violinist etc.) dieser Wunderwerke. Da meine „Hausgötter“ alle leider schon tot sind, würde ich sehr viel dafür geben, wenn ich via Zeitmaschine einmal in die Vergangenheit reisen und sie live erleben dürfte.


    Viele Grüße
    sendet Cosima

  • Zitat

    Da meine „Hausgötter“ alle leider schon tot sind, würde ich sehr viel dafür geben, wenn ich via Zeitmaschine einmal in die Vergangenheit reisen und sie live erleben dürfte.


    Hier hatten wir auch schon mal Pläne in die Vergangenheit zu resien :D
    Bis jetzt ist noch nichts draus geworden ;(


    Aber wer waren denn deine "Hausgötter"?


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik
    Hierhatten wir auch schon mal Pläne in die Vergangenheit zu reisen :D
    Bis jetzt ist noch nichts draus geworden ;(


    Aber wer waren denn deine "Hausgötter"?


    Gruß, Maik


    Hallo Maik,


    ich hatte gar nicht gelesen, dass Ihr Euch schon einmal eine Zeitmaschine bauen wolltet – natürlich wäre ich dabei gewesen! =) Ist wohl ein alter Menschheitstraum, die Zeit zu überwinden. (Das Buch von H.G. Wells fand ich früher genial, die erste Verfilmung auch noch; die letzte dann nicht mehr so spannend.)


    Meine Hausgötter: Carlos Kleiber, Sviatoslav Richter, und seit kurzem ist Jascha Heifetz dazu gestoßen. Vor allem bei Richter könnte man schon von Verehrung sprechen, noch mehr seitdem ich die Doku über ihn auf DVD gesehen habe. Da er sich selber gar nicht so wichtig nahm, das Werk und die Umsetzung stets in den Vordergrund stellte, wäre ihm diese Verehrung sicher gar nicht recht. Aber ich tue es trotzdem ;).


    Viele Grüße
    von Cosima

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  • MaxThomaner:


    Zitat

    Ich wäre gerne Thomaner unter Bach.


    Hm Max, ob dann, wäre dein Wunsch Wirklichkeit geworden, die Begeisterung auch noch soo groß wäre ??
    Den Unterlagen entnehme ich, daß sich Bach die direkte Arbeit mit den
    Alumnen, wo immer es ging, vom Halse hielt ! Das erledigten seine Präfekten, deren Vollmachten sehr weit gingen und die auch zum Teil durch den Kantor finanziert wurden. Etwas ganz anderes war es natürlich, Bachs privater SCHÜLER gewesen zu sein, also DEN Gedanken stell ich mir wirklich reizvoll vor.
    Bach hat dieses "Wegdelegieren" von praktischer Chor- und Probenarbeit nicht aus Faulheit oder Unlust gemacht sondern er brauchte die Zeit einfach für wichtigere Dinge, für seine Kompositionen !
    Meine eigene Erfahrung lehrt mich: nicht jeder Komponist ist auch gleichzeitig ein guter Lehrer oder der beste Vermittler des eigenen Schaffens. Ich selber hatte, wie gesagt, das Glück mit und unter Rudolf Mauersberger arbeiten zu dürfen und werde wohl davon für den verbleibendne Rest meines Lebens zehren. Grüsse aus dem backofenheissen Berlin

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Max,


    finde ich cool, daß ich einen gleichgesinnten gefunden habe. Vielleicht resultiert unsere Bach-Verehrung ja auch daraus, daß wir beide sehr viel singen.
    Es ist wirklich so, wenn man Bach singt, ist es geradezu erhebend. Das lustige ist übrigens, daß, wen einem der Gesangsstoff ausgeht (was eigentlich nie passieren wird), kann man immer noch irgendeine Orchester-Stimme mitsingen. Das habe ich mit einigen BC schon gemacht, klingt verrückt und "verfreakt", aber das ist mir egal und man lernt auch sehr viel dabei...
    Die Vorstellung, Bach zu treffen, nunja, die Idee hatte ich auch schon.
    Als ich meinen Stiefvater dazu fragte, was er machen würde, wenn Bach eines Tages unerwartet zu Besuch kommen würde: "Ich würd ihm erst mal was g'scheits zu Essen servieren"! :D :D :D


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Ich denke auch, dass man die Musik der Komponisten (besonders Bach) noch viel besser zu schätzen weiß, wenn man sie selber spielen oder halt singen kann (Was ja eigentlich jeder könnte). Dann kömmt immer irgendwie auch eine physikalische Befriedigung hinzu. Ich werde dann immer leicht autistisch :D.


    Allerdings bin ich froh, dass ich jetzt lebe und nicht vor 250 Jahren. Damals hätte ich wohl viel weniger Zeit für's Musizieren gehabt. Und Ich hätte wohl kaum ein gutes Instrument gehabt und die Zeit (Kinderarbeit war ja nicht unüblich).


    Aber ich hätte sehr gerne Bach musizieren gehört :P. Ich hätte ihn wohl eingesperrt, damit er mir 10 Stunden am Tag das Wohltemperierte Klavier vorspielt. :D


    Und er hätte mir bestimmt als Lehrer noch etwas beibringen können...

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Zitat

    Allerdings bin ich froh, dass ich jetzt lebe und nicht vor 250 Jahren. Damals hätte ich wohl viel weniger Zeit für's Musizieren gehabt. Und Ich hätte wohl kaum ein gutes Instrument gehabt und die Zeit (Kinderarbeit war ja nicht unüblich).


    Außerdem hättest du uns dann ja gar nicht hier im Forum besuchen können :D


    Und ich denke, dass der Stellenwert sicherlich nicht sooo groß gewesen wäre, wenn man mit einem solchem Genie zusammengelebt hätte...
    Es ist ja auch oft so, dass das Genie erst erkannt wird, wenn die Person verstorben ist...


    Mir kommt da ein Sprichwort in den Sinn:
    Man weiß erst, was man an jemanden hat, wenn er nicht mehr da ist...


    Trifft sicher in einigen Fällen auch auf Komponisten zu.



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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