Liebe Forianer,
Nur wenige Komponisten wurden einerseits so verehrt und andererseits so in den Dreck gezogen (ich befleißige mich hier wie man unschwer sehen kann, eines deftigen Mozarttons in sprachlicher Hinsicht :P) wie Wolfgang Amadeus Mozart.
Die führte immer wieder zu Verzerrungen der Person, die einen wollten ihn als lebenslänglichen "Wolferl" sehen - ungeachtet der Tatsache, daß das nur eine kurze Episode in seinem Leben war, die anderen machten einen hysterisch-lustigen Kasperl aus ihm, wieder andere vermeinten aus seinen Werken codierte tönende Freimaurerbotschaften zu vernehmen.
Und dann gibt es so schöne Geschichten, die zwar allesamt erstunken und erlogen sind, die man aber immer wieder gern hört und weitererzählt, weil sie ja so rührend und so schön sind.
Dabei bleibt leider eine wichtige Nebensache auf der Strecke: Die Musik.
75 % der deutschsprachigen Bevölkerung kennen wahrscheinlich grade mal die "Kleine Nachtmusik" und die "Zauberflöte", "Don Giovanni" allenfalls vom Hörensagen.
Aber das Urteil "gibt mir nichts", "ist langweilig" oder aber auch "genial"
hört man immer wieder - oft voin Leuten, die wahrscheinlich noch nie ein Stück jenseits der kleinen Nachtmusik gehört haben - und die das auch nicht vorhaben.
Daher sollten wir diese Leute mal animieren, sich über den Verzehr von Mozartkugeln hinaus mit Mozart zu befassen und wenn ich sage "mit Mozart befassen", dann meine ich, sich "mit Mozarts Musik zu befassen"
Dazu sollte man einerseits mal wissen, was er denn so geschrieben hat, zum andern sollte ein gewisses Grundinteresse an klassischer Musik bestehen. Es soll zwar schon vorgekommen sein, daß Techno-Freaks in Richtung Mozart umgepolt wurden, aber ich sehe das nicht als meine Zielgruppe a priori an.
Meine Absicht ist vielmehr drauf hinzuweisen, daß Mozart einer der vielseitgsten Komponisten des 18. Jahrhunderts war, und daß er in (fast) jeder Disziplin Hervorragendes geleistet hat.
Aber auch die Interpreten Mozarts haben Hervorragendes geleistet - jeder auf seine Art. Im Gegensatz zu vielen anderen Komponisten ist Mozarts Musik nahezu unzerstörbar, soll heißen sie verträgt auch starke Abweichungen von den Intentionen des Schöpfers (so diese überhaupt bekannt waren)
Es soll also auch aufgezeigt werden , wie unterschiedlich Mozart interpretiert werden kann - ohne Substanzverlust. So ist der heutige Mozartstil durchwegs knackiger, agressiver als jener vor 30 Jahren.
Es gab Zeiten, da wurde der "elegante", "fröhliche Mozart gezeigt,
früher der süssliche, aber auch der widerborstige-rabiate.
Und nun kommt das "Attentat": Jeder der sich Mozart verbunden fühlt, möge ein oder zwei Auifnahmen auf CD hier vorstellen, Aufnahmen, die in keiner Mozart Sammlung fehlen sollen. Dabei sollte WENIGSTENS EINE der beiden Aufnahmen ein herberes Mozartbild zeichnen, als Mozart-Verweigerer dies allgemein vermuten.
Ich bin gespannt ob dieser Thread entwicklungsfähig ist
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred