ZitatOriginal von BigBerlinBear
Eigentlich wollte ich einen thread "Die Gesamtaufnahmen der Orgelwerke Buxtehudes im Vergleich" eröffnen, muss aber davon ausgehen, daß nur wenige Forennutzer MEHR als eine Gesamteinspielung ihr Eigen nennen und diese sich auch vordergründig am PREIS der Einspielungen orientierten.
Also warte ich noch eine Weile ab.
Dann verkürzen wir die Weile doch wieder ein bisschen, denn über Buxtehude kann man nie lange genug reden:
Der hier irgendwo – von Dir? – geschmähte Spang-Hanssen ist doch gar nicht so übel. Ich benutze ihn als sportliches Kontrastprogramm zu Harald Vogel. Lediglich die Aubertin-Orgel klingt etwas blechern für meinen Geschmack. Und ein Register „Napoleon 32’“ zu nennen, ist wohl ebenfalls eine Geschmacksfrage. Angetan hat es mir die kleine dänische (?) Orgel zu Beginn der Box. Die Schnitgerinnen und Roskilde muss man nicht besonders erwähnen.
Grabe ich in meiner tiefsten Orgelvergangenheit, kommt die LP-Kassette von Walter Kraft zu Tage. Über diese Orgel brauchen wir auch nicht zu sprechen, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Immerhin eine der ersten Gesamteinspielungen, oder? Und Kraft ist ein Interpret gewesen, den man heute zu Unrecht kaum noch kennt. Außerdem war es meine erste. Deshalb verbitte ich mir jegliche Kritik. Überdies spielt er manchmal Varianten aus der vor-Beckmann-Ära, die heute als spätere Bearbeitungen und Zusätze bekannt sind. Auch das ein Grund, ab und zu mal wieder reinzuhören.
Ob die Chronologie jetzt stimmt, kann ich nicht mehr sagen, aber ein paar LPs der Rübsam-Einspielung kann ich auch noch auflegen. Das Kuriosum der Colmarer Orgel ist schon eine Platte wert. Wie stellte sich Lieschen Müller damals eine Schnitger-Orgel vor? Und das in einem Silbermann-Gehäuse. Metzler-Orgeln waren und sind dagegen eine Kapitalanlage; mein Metzler-Liebling steht allerdings im Zürcher Großmünster. Die Interpretation klingt nach Rübsam – nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn er damals noch jünger war.
Kommt die Buxtehude-Aufnahme von Chapuis, leider auch nicht vollständig – ich war jung und brauchte das Geld (für die Miete, sagte mein Vemieter). Selbst auf diesen durch die Aufnahmetechnikmühle gedrehten Einspielungen kann man gut hören, dass Ahrend mitnichten gleich Schnitger ist (falls das hier jemanden interessiert). Mir kam er (Ahrend, aber auch davor schon Ahrend & Brunzema) damals sogar eher ein bisschen zu stromlinienförmnig vor. Die frz. „norddeutsche“ Orgel (St. Maximin in Thionville), die auch dabei ist, verdient ebenfalls ein Denkmal, damit die Nachwelt erfährt, wie man sich einstmals eine norddeutsche Orgel vorgestellt hat. Chapuis ist kein Kind von Traurigkeit, aber hier hält er sich doch oft zurück (im Gegensatz zu seinem Couperin, den ich liebe, aber nicht verehre). Ansonsten spielt er alles blitzsauber und trotzdem mit Herz – finde ich.
Und dann kam Harald Vogel. Dazu muss man auch nicht mehr viel schreiben. Zwar stören mich seine Anläufe in den Phrasen manchmal, und hin und wieder wünschte ich ihm ein Quentchen mehr Temperament, aber im Großen und Ganzen wird das meine Referenz bleiben, auch und nicht zuletzt wegen der Instrumente.
Die Naxos-Reihe finde ich unterschiedlich gelungen. Die Bückeburger Orgel hätts nicht gebraucht, aber ein braves Instrument ist sie schon. Verblüfft bin ich immer wieder über die USA-Orgeln. Da macht man also doch was Gutes, und selbst den frühen Brombaughs kann ich durchaus etwas abgewinnen. Die Interpretationen wirken auf mich nicht sehr einheitlich, meistens solide, mehrheitlich jedoch nicht sonderlich aufregend.
Bei Helga Schauerte bin ich mir noch nicht so ganz im Klaren. Die Donath-Orgel ist eine Reise wert, ganz ohne Frage. Aber Melle klingt ein bisschen enttäuschend, viel von Vater steht ja auch gar nicht drin. Trotzdem hätte ich von Edskes mehr erwartet. Und wie mir das Spiel von H. S. gefällt, weiß ich noch nicht nicht genau. Vielleicht muss ich sie mir noch ein paar Mal anhören.
Und jetzt warte ich auf den Foccroulle (? ich schreib den eigentlich immer falsch), der mich bisher noch nie enttäuscht hat.
Damit wären es neun nicht immer komplette Gesamteinspielungen, genug für lange Abende...