Der nun folgende Thread leitet den Beginn einer Serie von Treads ein - geplant ist eine Trilogie, sollte mehr draus werden: auch gut.
Das Thema ist die Divergenz zwischen Ruhm zu Lebzeiten - der sich ja durchaus schwankend gestaltet haben kann - und posthum - Kurzzeit und Langzeit.
Der Verlauf ist in vielen Fällen immer wieder derselbe:
Zu Lebzeiten laut bejubelt (wobei es hier feine Nuancen gibt)
Danach Betroffenheit beim Eintritt des Todes:
Unvergessen - unersetzlich - Referenz auf ewig
Anschliessend auf ca 10-15 Jahre vergessen
Dazwischen (meist) kurzes Aufleben zum 100. Geburtstag.
Entweder Anlässlich desselben, oder aber auch später:
Wiederentdeckung eines "Großen Dirigenten", eines "Meilensteins der Interpretationsgeschichte" - "Eines Künstlers von zeitloser Modernität", eines "Klangmagiers, wie keinen zweiten" oder aber "eines einstigen Visionärs" der "gegenwärtige Zeitstömungen schon lange vorausgeahnt hat"
Letzerews Attribut wird meist jenen zugesprochen, die nach dem Tode "entdeckt" - aber nicht "Wiederentdeckt" wurden - weil nämlich zu Lebzeiten kein Hahn nach ihnen krähte.
In all diesen Fällen werden dann aus den staubigsten Winkel der Archive, wo man die alten ungeliebten Bänder verschimmeln ließ, all das was noch irgendwie Töne von sich gab in die Remastering-Studios transportiert, und die Tontechnik vor die unlösbare Aufgabe gestellt, an sich unbrauchbaren Klang zeitgemäß zu verbessern, an den Standard unserer Zeit anzupassen.
Oft werden hier auch sogenannte "Erstveröffentlichungen" kreiert - dann nämlich, wenn das musikalische oder tontechnische Resultat, den einst Berantwortlichen, al ungenügend erschien, und man von der Produktion als Tonträger absah......
Dennoch - speziell Dirigenten wurden verhältnismäßg öfter in die Vergessenheit geschickt, als beispielsweise Sänger oder Pianisten, vermutlich weil bei denen die Unverwechselbarkeit eher gegeben ist, als bei Dirigenten, daß dort manches wirklich unverzichtbar ist (?)
Aber oft werden Dirigenten schon zu Lebzeiten vergessen - über die Gründe darf hier nachgedacht werden.
Aber auch die generelle Divergenz zwischen Nachruhm und Status zu Lebzeiten ist nicht uninteressant. Karl Böhm zum Beispiel war zu Lebzeiten stet ein führender Dirigent - den Ruf als konkurrenzloser Mozart- und Schubertdirigent ertwarb er jedoch erst im Alter ....
mfg aus Wien
Alfred