Der "konservative Revolutionär" - Palestrina

  • Wann genau Giovanni Pietro Aloisio Sante , genannt: da Palestrina,geboren wurde, lässt sich nicht mehr ermitteln.. Als Geburstort geben alle Quellen jedch übereinstimmend die Stadt Palestrina an. Palestrina ist eine malerische kleine Stadt mit 15.000 Einwohnern am Südabhang der Monte Penestrini gelegen, östlich von Rom. Rombesuchern kann ich einen Abstecher in das schön gelegene klassischem Praeneste, in dem man, ausser dem wohl eher fiktiven Geburtshaus des Komponisten, vor allem großartige, terrassenförmig angelegte Ausgrabungen aus der Römerzeit bestaunen kann:


    Die Stadt Palestrina



    Das "überbaute Geburtshaus" des Meisters:



    Über seine Kindheit und seine Ausbildung wissen wir nichts Überprüfbares.
    Das erste gesicherte Datum ist sine Tätigkeot als Organist an der Hauptkirche in seiner Heimatstat von 1544-1551. Im selben Jahr wurde er zum Magister puerorum (Lehre dre Singeknaben) an S. Pietro in Vaticano und kurz danach Jahr zum Kapellmeister befördert.


    In dieser Stellung erfreute er sich sowohl der besondern Gunst des Papstes Julius III., der ihn 1555 in das Sängerkollegium der Sixtinischen Kapelle berief, als auch der des Papstes Marcellus II.. Da aber dessen Nachfolger Paul IV. Anstoß daran nahm, dass Palestrina nicht dem geistlichen Stand angehörte und sogar verheiratet war, musste er seinen Posten verlassen; doch er erhielt im Monat darauf die Kapellmeisterstelle an San Giovanni im Lateran und 1561 die besser besoldete an Santa Maria Maggiore.


    In diese Zeit fallen seine achtstimmig für zwei Chöre geschriebenen Improperien, die 1560 am Karfreitag zum erstenmal aufgeführt wurden und einen so tiefen Eindruck machten, dass der Papst Pius IV. eine Abschrift davon für die päpstliche Kapelle verlangte.


    Mit diesem Werk beginnt Palestrina, der sich bis dahin streng an die älteren Meister angeschlossen hatte, seinen eigenen Weg zu gehen, und seine Berufung zum Reformator auf dem Gebiet der Kirchenmusik kündigte sich jetzt so deutlich an, dass die beim Konzil von Trient versammelte Behörde zur Verbesserung der Kirchenmusik ihn von allen lebenden Tonkünstlern für den fähigsten hielt, die Frage zu lösen, ob die polyphone Musik der kirchlichen Erbauung förderlich oder nachteilig und in letzterm Fall aus der Kirche zu verbannen sei.


    In ihrem Auftrag schrieb Palestrina drei Messen, in denen (besonders in der dritten, welche er in dankbarer Erinnerung an seinen Gönner, den Papst Marcellus II., Missa Papae Marcelli benannte) neben kunstvollster Stimmenverflechtung die Hauptbedingungen einer wirkungsvollen Vokalmusik, Deutlichkeit der Melodie und Verständlichkeit der Textesworte, so vollständig erfüllt waren, dass die Beibehaltung der Kunstmusik in der Kirche von seiten des Konzils einstimmig beschlossen wurde.


    Palestrina überreicht sein erstes, gedrucktes Messbuch Papst Julius III.



    1571 wurde Palestrina zum Komponisten der päpstlichen Kapelle, (nach dem Tod Giovanni Animuccias) auch zum Kapellmeister der Peterskirche ernannt. Im selben Jahr übernahm er an dessen Stelle die Leitung des Gesanges bei den Andachtsübungen im Oratorium des heiligen Philipp Neri und eröffnete mit Panini eine Musikschule, die im Gegensatz zur älteren des Goudimel die "neuere römische Schule" genannt wurde und bald zu großer Berühmtheit gelangte.


    Am 2. Februar 1594 starb der Meister. Seine Kinder und sein Freund Filippo Neri waren in seiner Todesstunde um ihn. Palestrina wurde in San Pietro in Vaticano beigesezt.


    Fazit:


    Palestrina gehört zu den Komponisten, die nicht zu den großen Erneueren und Umgestaltern der Musik zählen, aber deren weiteren Verlauf trotzdem nachhaltig beeinflussten. Seine Synthese der „klassischen“ Polyphonie zu einem geläuterten Klangbild, das sowohl der Geistlichen Erbauung wie auch der meditaiven Versenkung gleichermaßen dienen sollte, wirkte vorbildhaft auf die Komponisten seiner Nachfolgegeneration ein. Für Heinrich Schütz galt er, (nicht etwa sein Lehrer Giovanni Gabrieli) als Identifikationsfigur, der es nachzueifern galt. Noch Johann Joseph Fux hält in seinem Lehrwerk „Gradus ad Parnassum“ Zwiesprache mit dem Komponisten in Dialogform, (Meister-Schüler-Verhältniss). Hans Pfitzner hat in seiner Oper Palestrina dem Komponisten und sich selber ein unvergängliches klingendes Denkmal gesetzt.


    Um den Forenmitgliedern auch noch etwas zu überlassen, beschränke ich mich
    bei meinen Vorstellungen der herausragenden Einspielungen auf 3, die den Charakter des ausserordentliche tragen:


    Für jemand, der den Komponisten Palestrina gerne kennenlernen möchte, könnte diese DVD der "Tallis-Scholars" quasi zu "Einstiegs-Droge" werden:



    Die grandiosen "Madrigali Spirituali "La Vergini" nach Texten Petrarcas
    in der überragenden Interpretation durch das "Ensemble Officium" haben mich gelehrt, daß auch deutsche Musiker Palestrina inspiriert interpretieren können:



    "Einsteigern" mit vielleicht derzeit etwas schwächelndem Geldbeutel sei diese jetzt sehr preisgünstig im Handel erhältliche CD der "Tallis-Scholares", der auch nach 20 Jahren noch immer Referenzcharakter gebührt, ans Herz gelegt:



    Quellen: M.Heinemann, Palestrina (1994)


    http://www.fondpalestrina.org/


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo BBB,


    ich wahrhaft würdiger Beitrag Nr. 800 von dir! :jubel: :jubel: :jubel:



    Die bereits gegebenen CD-Empfehlungen kann ich nur unterstützen und möchte noch ergänzen. Die Tallis Scholars dürften nach wie vor das Non Plus Ultra in Sachen Palestrina sein. Auch wenn ich persönlich nicht immer ganz glücklich mit dem Ensemble bin. Mir sind die Bässe meist etwas zu knödelig. Wenn man auf der DVD "Live in Rome" die Körperhaltung sieht, weiß man auch warum das so klingt. Nichtsdestotrotz ist diese DVD sehr beeindruckend und enthält mit Palestrinas Stabat Mater ein echtes Gänsehautstück.


    Empfehlen möchte ich Palestrinas Vertonung des Canticum Canticorum (auch Hohelied Salomos), jenes sinnlich erotischen Bibeltextes, über den sich die Theologen noch immer streiten, ob es nun um zwischenmenschliche, fleischliche Liebe geht oder das ganze im übertragenen Sinne (die Kirche als Braut Christi) zu verstehen ist. Palestrina verteilt die acht Kapitel auf insgesamt 29 Motetten. Mir gefällt hier ausnahmsweise das Hilliard Ensemble sehr gut:





    Überhaupt gar nicht empfehlen kann ich dagegen die Brilliant-Box mit hauptsächlich Messen, gesungen von Pro Cantion Antiqua. Das ist Palestrina zum Abgewöhnen.



    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich hoffe, lieber Thomas und BBB, dass ich mit dieser Frage euren Thread nicht verunstalte.


    Kennt ihr diese CD oder könnt zu den Werken und Interpreten kurz etwas sagen???



    Folgende Werke sind von Palestrina auf der CD enthalten: Missa Papae Marcelli und Stabat Mater


    Dazu noch ein Werk von Antonio Lotti: Crucifixus; und Gregorio Allegri: Miserere.


    Interpreten sind The Sixteen unter Harry Christophers.



    Wäre toll, wenn einer oder beide was sagen könnten :hello:
    Danke vielmals!
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von salisburgensis
    Überhaupt gar nicht empfehlen kann ich dagegen die Brilliant-Box mit hauptsächlich Messen, gesungen von Pro Cantion Antiqua. Das ist Palestrina zum Abgewöhnen.
    liebe Grüße,
    Thomas


    Hallo Thomas,


    danke für die Warnung. Ich habe erst vor wenigen Wochen begonnen, intensiver Palestrina zu hören. Und dementsprechend natürlich CDs zu kaufen, da kommen dein Hinweis und natürlich auch alle Empfehlungen in diesem Thread exakt zur rechten Zeit.


    Alfons

  • Hallo!


    Ich tue mir mit Musik der Renaissance immer noch sehr schwer.
    Aber kürzlich haben mich beim zweiten Hören des Magnificat á 8 und der Litaniae de Beata Virgine Maria á 8 die Werke schon deutlich mehr angesprochen.



    Das "à 8" bedeutet, daß die Werke achtstimmig gesungen werden, ja?
    Gibt es ein Palestrina-Verzeichnis, oder kann man die Werke sonstwie eindeutig benennen? Oder hat Palestrina nur ein Magnificat, Stabat Mater, ... komponiert?


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Hallo,


    hui, so viele Fragen auf einmal! :jubel: :jubel:



    Zitat

    Orginal von Maik
    Folgende Werke sind von Palestrina auf der CD enthalten: Missa Papae Marcelli und Stabat Mater
    Dazu noch ein Werk von Antonio Lotti: Crucifixus; und Gregorio Allegri: Miserere.
    Interpreten sind The Sixteen unter Harry Christophers.


    Die Scheibe ist ein heißer Tip! Und noch dazu zur Zeit sehr günstig zu haben (wie eine ganze Reihe weiterer Scheiben dieses Ensembles auch). Ich schätze The Sixteen sehr und weiß von BBB, dass er das auch tut. Aber er wird sicher selber noch was dazu schreiben.


    Eine ebenfalls sehr gute Aufnahme der Missa Papae Marcelli hat das ensemble officium vorgelegt, welches BBB im Eingangsbeitrag schon erwähnt hat. Die Legende, die zu dieser Messe überliefert ist, hat BBB auch schon vorgestellt.


    Das achtstimmige Stabat mater von Palestrina ist ein äußerst anrührendes Werk. Ein Fall für den Gänsehaut-Thread. Das gleiche gilt auch für das Crucifixus von Antonio Lotti (ebenfalls achtstimmig, aber rund 150 Jahre jünger als Messe und Stabat mater), ein sehr schmerzvolles Werk zur Passionszeit.


    Zum Miserere von Allegri gibt es folgenden Thread: Gregorio Allegri: MISERERE


    Fazit: Zugreifen!



    Zitat

    Orginal von alfons
    Ich habe erst vor wenigen Wochen begonnen, intensiver Palestrina zu hören. Und dementsprechend natürlich CDs zu kaufen, da kommen dein Hinweis und natürlich auch alle Empfehlungen in diesem Thread exakt zur rechten Zeit.


    Als hervorrangende Palestrina-Interpreten möchte ich dir ans Herz legen:

    • The Sixteen unter Harry Christophers
    • The Tallis Scholars unter Peter Philips (haben sehr viel Palestrina eingespielt)
    • ensemble officium unter Wilfried Rombach
    • The Cardinall's Musick unter Andrew Carwood



    Zitat

    Orginal von Pius
    Das "à 8" bedeutet, daß die Werke achtstimmig gesungen werden, ja?


    Ja, absolut richtig.
    Deine andere Frage nach einem Werkverzeichnis von Palestrina kann ich nicht beantworten. Ich weiß es schlicht nicht. Viele von den Messen - es sind mehr als 100 überliefert - tragen einen Beinamen und sind damit eindeutig identifizierbar. Der Beiname kann mit dem Widmungsträger zusammenhängen, Beispiel ist die Missa Papae Marcelli, meist sind es aber die Titel der Stücke, die als thematische Vorlage gedient haben (Stichwort Parodiemesse). Ein weiterer Anhaltspunkt kann auch die Anzahl der Stimmen sein.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo, Renaissanceexperten!


    Zitat

    Original von Pius
    Ich tue mir mit Musik der Renaissance immer noch sehr schwer.
    Aber kürzlich haben mich beim zweiten Hören des Magnificat á 8 und der Litaniae de Beata Virgine Maria á 8 die Werke schon deutlich mehr angesprochen.




    Kann mir jemand sagen, in welchen Jahren die Werke, die auf dieser CD enthalten sind, entstanden sind? Das wäre toll!
    Es handelt sich um: Stabat mater a 8, Hodie beata virgo Maria a 5, Senex puerum portabat a 5, Magnificat a 8, Litaniae de beata virgine Maria a 8.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius, daß dich Palestrina gerade in diesen Interpretationen ein wenig angesprochen hat, erstaunt mich, denn ich finde die Interprerationen zwar ganz ordentlich, jedoch kaum aufregend und auch nicht allzu inspiriert. Ausserdem sind Knabenchöre eh nicht "meins" aber seis drum !...


    Die Datierung der Werke Palestrinas ist vergleichsweise schwierig, denn als der Meister um ca. 1560 seinen spezifischen Personalstil in Vollendung ausgeprägt hatte, änderte sich am musikalischen Vokabular und den satztechnischen Parametern nicht mehr allzuviel. Sinnvoll erscheint mir hier lediglich die Trennung
    der Werke vor und nach 1560. Alle hier eingspielten Kompositionen sind zweifellos NACH 1560 entstanden. Das "Stabat Mater à 8", für die Vatikanische
    Kapelle komponiert und von dieser eifersüchtig gehütet, stammt aus dem Jahr 1592, also nur 2 Jahre vor dem Tode des komponisten. In seiner gewollten, aber imitierten "Dur-Lastigkeit" und die Doppelchörigkeit der Gabrieli-Epoche vorwegnehmend, seiner emotionalen Tiefe und seiner unendlichen gestalterischen Dichte ist es den bildlichen Darstellungen in der Sistina absout ebenbürtig und muss zu den Gipfelwerken abendländischer Kunst gezählt werden.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo, BBB!


    Vielen Dank für die Antwort! :hello:


    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Hallo Pius, daß dich Palestrina gerade in diesen Interpretationen ein wenig angesprochen hat, erstaunt mich


    Ich kenne (noch) keine andere.
    Die Mozart-Symphonien habe ich auch mit Karajan kennen und schätzen gelernt, also was solls...


    Zitat

    "Dur-Lastigkeit"


    Richtiges Dur im heutigen Sinne? Oder "lydisch" oder sowas?
    (Falls es dazu schon einen thread gibt, bitte einen link setzen)


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Diese Frage soll, wenn auch spät, doch noch beantwortet werden.


    Eine eindeutige Tonart für Palestrinas "Stabat mater" festzulegen, erscheint mir als wenig sinnvoll. Palestrina "moduliert" nämlich sehr oft zwischen den Kirchentonarten: Der häufigste Modus des Werks ist zwar sicherlich der dorische (das Stück endet auch auf D), Palestrina verwendet aber auch äolische und ionische Wendungen.


    "Dur-Lastigkeit" ist kein besonders klug gewählter Begriff. Unser heutiges Dur entwickelte sich ja erst allmählich aus dem ionischen - die endgültige Emanzipation verlief erst in der Zeit Bachs.


    Zitat

    Richtiges Dur im heutigen Sinne? Oder "lydisch" oder sowas?


    Die lydische Tonart existiert überhaupt nur in einstimmigen Werken. In mehrstimmigen Werken wird nämlich der dissonante Dreiklang der 4. Stufe (h-d-f) als störend empfunden und in einem konsonanten Dreiklang (b-d-f) geändert. Das h wird also zum b. Damit verschwindet auch das typisch lydische Intervall der übermäßigen Quart und man erhält F-Jonisch (siehe: Jeppesen, Kontrapunkt: S. 57).

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

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  • Selbstzitat:


    Zitat

    In seiner gewollten, aber imitierten "Dur-Lastigkeit"


    Keiner versucht hier, weder der Fragesteller noch der Antwortende, dem "Stabat Mater" eine im heutigen Sinne bekannte Tonart zuzuordnen und jeder, der den einen oder anderen Beitrag des Themenstarters gelesen haben sollte,
    dürfte nachvollziehen können, daß jener weiss, worüber er schreibt.


    "Dur-Lastigkeit" wählte ich in diesem Zusamenhang absichtlich, um den Umgang mit dem Thema den Forennutzern zu erleichtern, die mit den Kirchentonarten und den modalen Bezügen in der Musik, VOR 1600 nicht vertraut sind.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Es ist mir nie darum gegangen, ob du weißt, was der Unterschied zwischen Kirchentonarten und dem Dur-/Moll-System ist. Es habe schlichtweg die Beantwortung der Frage von Pius nachgeholt. Außerdem halte ich die vorgehensweise, halbrichtige Begriffe zu nennen, um niemanden zu verwirren für etwas - naja - vormundhaft. Der Unwissende hat doch das Recht, die ganze Wahrheit zu erfahren... ;)


    (Warum die 2 Beiträge, die gerade über Pfitzners Palestrina geschrieben wurden, auf einmal fort sind, verstehe ich nicht. Hier herrschen ja metternichsche Verhältnisse...)*


    Liebe Grüße,
    Gerald (leicht verwirrt ob der Sittenstrenge in diesem Forum)




    *Diese Beiträge wurden auf Wunsch des Themenstarters verschoben und befinden sich jetzt hier.
    Gruß, Thomas

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Hallo!


    Zu Christi Himmelfahrt entstanden ist Palestrinas Missa Viri Galilaei, die mir außerordentlich gut gefällt.
    Neben den üblichen Messe-Teilen sind zusätzlich einige Verse, die zu Christi Himmelfahrt passen, mitvertont - so auch das einleitende und namensgebende "Viri Galilaei" (damit sind die Galiläer gemeint, die Jesus zum Himmel auffahren gesehen hatten) und mehrfach "Ascendit Deus in jubilatione".
    Diese CD ist derzeit meine liebste Renaissance-CD:



    :jubel::jubel::jubel:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Danke für diesen interessanten Thread und die schönen Empfehlungen.


    Insbesondere die Empfehlungen von Salisburgensis nicht nur zu Palestrina habe ich schon ungemein schätzen gelernt.


    Lieber Tomas, verzeihe mir also meine jüdische "Rabbulistik", aber:


    Zitat

    Original Salisburgensis: Empfehlen möchte ich Palestrinas Vertonung des Canticum Canticorum (auch Hohelied Salomos), jenes sinnlich erotischen Bibeltextes, über den sich die Theologen noch immer streiten, ob es nun um zwischenmenschliche, fleischliche Liebe geht oder das ganze im übertragenen Sinne (die Kirche als Braut Christi) zu verstehen ist.


    Wie kann das jüdische Hohe Lied Salomos die christliche Kirche meinen? - O. K., die christlichen Theologen bekommen das schon irgendwie hin.


    Schalom! Matthias


  • Ich kann Pius Lob zu dieser CD nur unterstützen! Sie wurde übrigends 1994 zum 400. Todestagvon Palestrina aufgenommen. Das besondere dieser CD ist auch, dass sich hier zwei Spitzenensembles der alten Musik zusammengefunden haben: Ensembles Vocal Europeen de la Chapelle Royale/P.Herreweghe und Ensemble Organum/ M.Pèrés.


    Weitere empfehlenswerte Palestrina-Aufnahmen:


    Stabat mater - The Sixteen
    Missa Papae Marcelli- The Tallis Scholars


    Gruß pt_concours


    :boese2: @ PIUS: LEERE doch bitte Deine PN-BOX!!! :boese2:

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

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  • Zitat

    Original von Matthias Oberg


    Wie kann das jüdische Hohe Lied Salomos die christliche Kirche meinen? - O. K., die christlichen Theologen bekommen das schon irgendwie hin.


    Wie können die jüdischen Propheten Jesaja, Jeremia usw. Christus meinen (schau mal nach, woher die Bibelstellen in den ersten beiden Messiah-Teilen größtenteils stammen!) ;)
    Das haben sich auch nicht erst die christlichen Theologen ausgedacht, es sei denn man nennt den Verfasser der vorliegenden Fassung des Matthäusevangeliums ("...damit die Schrift erfüllet würde usw.") einen solchen.


    Das Canticum canticorum ist allerdings ein besonders harter Fall, schon wahr...
    (andererseits haben es die Juden ja ebenfalls, trotz des offensichtlich eher weltlichen Inhalts in ihren Kanon heiliger Schriften aufgenommen)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Eine der wohl schönsten Einspielungen mit Musik von Palestrina der letzten Jahre ist sicherlich die bei Arcana im Jahre 2010 erschiene "Missa Papae Marcelli" durch das italienische Ensemble Odhecaton und seinem Leiter Paolo da Col. Das Ensemble kommt völlig ohne Frauenstimmen aus. Die 19 Männerstimmen werden ausserordentlich flexibel eingesetzt und erreichen wunderbare dynamische Kontraste, durch solistische wie auch chorische Besetzungen. Die Musik klingt lebendig und kraftvoll mit einer reichen Palette an Timbres.



    Die Legende sagt, dass Palestrina die "Missa Papae Marcelli" in nur einer Nacht komponiert haben soll, unterstützt durch einen Engel. Das Tridentiner Konzil wollte 1562 bereits mehrstimmige Musik und die Unverständlichkeit der Texte verbieten und aus der Liturgie verbannen. Mit dieser Komposition überzeugte Palestrina die Konzilsväter von der Reinheit der polyphonen Musik und verhinderte ein Verbot. Die Messe dürfte wohl etwa um das Jahr 1565 entstanden sein und ist die einzige Messe Palestrinas mit der Bezeichnung einer Person, dem Papst Marcellus. Papst Marcellus II war nur wenige Tage im Amt, galt jedoch als ein Mann mit hohen moralischen Ansprüchen und wollte die moralische Reformierung der Kirche in Angriff nehmen. Die "Missa Papae Marcelli" wurde für sechstimmigen Chor geschrieben, Cantus, Altus, Tenor und Baß, wobei der Tenor und der Baß geteilt sind.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia