Der 30jährige Krieg brachte zwar vieler Orts das kulturelle Leben zum erliegen, dennoch ist ein reicher Fundus an überlieferten Musikwerken erhalten.
Kayserliche Soldaten im 30jährigen Krieg
Bemerkenswert ist, das man trotz des Krieges vollkommen auf dem laufenden war was in Italien oder Frankreich auf dem Gebiet der Musik passierte. Heinrich Schütz gilt als der wichtigste Komponist dieser Zeit, dennoch sollten auch die anderen Meister wie Schein, Scheidt, Praetorius etc. nicht übergangen werden.
So finden sich ettliche Beispiele der neuen Sonatenkunst aus Italien oder den Balletten aus Frankreich.
Für die Kunst war der Krieg vielleicht sogar ein Segen - denn durch die Zersplitterung des deutschen Reiches und der Autonomie der Fürsten entwickelte fast jedes größeres Fürstentum einen eigenen Kunststil, ganz besonders was die Musik betrifft, das sollte sich dann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts am stärksten zeigen.
Hinrichtung von Marodeuren
Dennoch ist auch der Schrecken dieser Zeit in der Musik zu hören, man flehte Gott um Frieden an, auf der einen Seite erstarkte eine tiefe Religiösität, auf der anderen Seite, angesichts der Greultaten und des Schreckens, das genaue Gegenteil.
Die wirklichen Leitragenden waren die einfachen Menschen.
Dieser Krieg zeigte mal wieder zu was Menschen in der Lage sein können, leider blieb das nicht lange genug im Gedächtnis.
Auch wenn dies wohl eine der furchtbarsten Zeiten war, welche Deutschland über sich ergehen lassen musste, so sollte man die wunderbare Musik dieser Zeit nicht übergehen:
Musik am Hofe der Bamberger Fürstbischöfe
CD 1: Orlando di Lassus 1532-1594: deutsche Lieder
CD 2: Heinrich Pfender 1590-1631: Motetten Psalmen - Instrumentalwerke
CD 3: Georg Mengel 1612-1667: Miserere - Psalm 50 - Domine Jesu - Motette - Orgelwerke
CD 4: Georg Arnold 1621-1676: Cantiones Sacrae - Canzoni - Missa in quarta A
CD 5: Johann Baal 1657-1701: Missa in A - Opus Primum Violinsonate - 4 Solomotetten
Musica Canterey Bamberg / Gerhard Weinzierl
Ambitus Barock
Hier wird eine wirklich wunderbare Edition vorgelegt, zwar reicht das Repertoire durch das gesamte 17. Jahrhundert, dennoch ist vieles in dieser bewegten Zeit entstanden.
Die Interpretation ist hervorragend und jeder der sich mit Barockmusik intensiver beschäftigen möchte sollte zugreifen. Allein weil neben di Lassus nur unbekannte Komponisten vorgestellt werden, welche aber ohne Zweifel wahre Meister gewesen sind.
Das Begleitmaterial ist Vorbildlich und sehr ausführlich.
Musica Baltica
Musica Antiqua Köln / Goebel
Goebel legt mit seinem Ensemble ein buntes Programm mit Musik aus dem Norddeutschen bzw. Nordeuropäischen Raum vor.
Lübeck und der Hof in Schweden sind hier der Schwerpunkt.
A Musical Banquet
Canzoni e Sonara (Schein / Scheidt / Gabrieli)
Hesperion XX / Savall
Eine Auswahl aus dem Banchetto Musicale, die berühmte Sammlung von Johann Herman Schein welche zu den ersten Orchestersuiten gezählt werden kann.
Weiter Instrumentalwerke von Scheit und Gabrieli
Tanzmusik um 1600
Praetorius / Widmann / Schein / Haussmann
Collegium Terpsichore
Auch wenn diese Aufnahme ziemlich alt ist (60er Jahre) so ist sie wohl doch eine der buntesten und schönsten Aufnahmen dieses Repertoires. Sie kann ohne weiteres mit moderneren Einspielungen mithalten.
Kantate
Andreas Scholl
Schütz / Erlebach / Rovetta / Albertini / Buxtehude / Legrenzi / Tunder...
Kantaten und Instrumentalwerke aus dem 17. Jahrhundert.
Scholl vermag es die intime und introvertierte Stimmung dieser Werke perfekt rüber zu bringen.
Andreas Hammerschmidt
Vier Suiten aus der Sammlung "Erster Fleiß"
Hesperion XX / Savall
Eine Sammlung von 4 Ballettsuiten für Gamben- und Bläserconsort.
Hiermit fing das ganze Übel an...
Fly cheerful Voices
Die Hochzeit des Pfakzgrafen Friedrich V. und Elizabeth Stuart
I Ciarlatani
Werke von Dowland / Coperario ...
Hier wird das bewegte Leben des "Winterkönigs" musikalisch erzählt,
gerade das anonyme Flugblatt-Lied "Wer Glück und Unglück wissen will..." von 1621 fast die Ereignisse in Kurzform zusammen:
Wer Glück und Unglück wissen will
Der seh an des Pfalzgrafen Spiel.
Sehr glücklich war er in dem Reich
So bald hätt er nit seines gleich.
Ein Frau von königlichem Stamm,
Die mehret seinen hohen Nam.
War glücklhaftig mit jungen Erben,
Sein Stamm so bald nit sollt absterben.
Jedoch die Meister in sei'm Rat,
Die waren da sein höchster Schad.
Sie han ihn in die Höh gebracht
Und aus ihm einen König g'macht.
Das hätt doch in die Läng kein B'stand
Daß er sich brauchet fremder Land.
Sein Reich war nit von dieser Welt,
Darum er bald zu Boden fällt.
Der vor hätt auf dem Haupt ein Kron
Hat jetzt kaum ein ganz Hemmed an.
Helf Gott den armen Friederich,
Er kommt doch nimmer über sich
Es ist zwar eine wild zusammengewürfelte CD mit Werken unterschiedlichster Komponisten, doch die meisterhafte Interpretation und der Kontext machen die CD unverzichtbar!