Was versteht Ihr eigentlich unter "Zugang" ?

  • Sehr schöne, fundierte , druckreife Antworten.
    Ich möchte die Frage mit dem Wort Zugang, so wie ich es empfinde beschreiben.
    Ein Tor zudem ich Zugang habe öffnet sich mir. Entweder es war nicht verschlossen oder ich habe den passenden Schlüssel.Dieser Schlüssel kann zum Einen die Liebe zur Musik im Allgemeinen und im Besonderen, zu einem bestimmten Komponisten sein.
    Wer keine Musik liebt, wird auch keinen Zugang zu ihr haben,ihn aber auch nicht suchen.Selbst wenn ich aber die Musik allgemein lieben würde, hätten ich immer noch keinen persönlichen Zugang, sondern nur zu den Komponisten die ich besonders liebe.
    Padre

  • Zitat

    Original von Hayate
    Du kannst mir doch nicht erzählen, dass dir zum Beispiel Mozarts [...] 39er sofort beim ersten mal hören gefallen hat und du sofort alle musikalischen Zusammenhänge verstanden hast, oder?


    Werther Schuberthayate,


    also mich hat genau diese 39. Symphonie bereits von Anfang an fasziniert (seit dem 1. hören), die Nachbarn Nr. 38 und 40 ebenso.
    Ob ich jemals alle musikalischen Zusammenhänge verstehen werde bezweifle ich aber einfach mal ;)
    Im Allgemeinen sollte mir die Musik schon sehr bald gefallen, da die Zeit, Lust und Geduld zu begrenzt ist, um sich mühsam in irgendetwas hineinzugraben.
    Was anderes ist es bei Interpretationsvergleichen, die durchaus Spaß und Arbeit machen...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zugang zu einem Werk zu haben, bedeutet für mich: es gefällt mir oder fasziniert mich. Im besten Fall natürlich beides :D. Seltsam finde ich immer wieder die Ansicht, sich den Zugang zu einem Werk noch "erarbeiten zu müssen". Klingt für mich immer ein wenig wie: "Es muß mir doch gefallen, schließlich ist es ein Meisterwerk!"


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...


  • Aber es gibt sicher auch bei dir Werke die dir nicht gleich von Anfang an zugesagt haben, dafür aber dann nach dem zweiten oder dritten mal hören, oder etwa nicht?




    Nun, aber nur wegen ein paar guten Stellen beklatsche ich doch nicht das ganze Werk voller Euphorie.
    Da würde ich höchstens klatschen weil es sich einfach gehört, richtiges Klatschen das aus dem Innern kommt weil man wirklich begeistert ist, das kann doch nur dann kommen wenn man das Werk als ganzes versteht, jede Kleinigkeit, jeden Übergang, jeden Paukeneinsatz nachvollziehen kann eben weil man es schon öfter gehört hat.


    mit Grüßen
    Christoph

  • Zitat

    Original von Hayate
    Da würde ich höchstens klatschen weil es sich einfach gehört, richtiges Klatschen das aus dem Innern kommt weil man wirklich begeistert ist, das kann doch nur dann kommen wenn man das Werk als ganzes versteht, jede Kleinigkeit, jeden Übergang, jeden Paukeneinsatz nachvollziehen kann eben weil man es schon öfter gehört hat.


    Schön, wenn es bei Dir so ist, ich glaube, Du repräsentierst da eher eine Minderheit.
    :yes:
    Hinzu kommt bei einer Uraufführung eventuell noch die Bejahung eines bestimmten künstlerischen Ansatzes, die wohl besonders begeisternd oder bestätigend wirkt, wenn es sich nicht um einen historischen Stil sondern um etwas Aktuelles handelt.

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  • Zitat

    Original von HayateAber es gibt sicher auch bei dir Werke die dir nicht gleich von Anfang an zugesagt haben, dafür aber dann nach dem zweiten oder dritten mal hören, oder etwa nicht?


    Du hast schon Recht Christoph,


    manchmal ist es auch erst Liebe auf den zweiten oder dritten Klick ;)
    Dies betrifft natürlich insbesondere schwerer zugängige Werke (wozu eigentlich Mozart kaum zählt)...
    Aber mich der Kunst willen total abquälen - das sehe ich nicht ein; irgendwann ist dann einmal Schluß mit der Geduld :pfeif:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Hallo Padre,


    meiner Meinung nach widersprichst du dir selbst etwas.
    Es müsste ja dann so sein, dass du nur Zugang findest, wenn du den Schlüssel 'Liebe' oder sagen wir es mal so 'ernsthaftes Interesse' besäßest.
    Allein mit meiner Einschränkung macht es das leichter, nur denke, dass dieser Schlüssel oft genug in die Tür passen würde.


    Zumal man auch immer gewährleisten muss, dass Außenstehende vielleicht auch mal zur klassischen Musik finden - und da kann man schlicht weg nicht von Liebe sprechen. Und dennoch erleben sie einen vielleicht impulsgebenden ersten Zugang.


    Und da hast ja selbst gesagt, dass man zu einem Zugang manches Mal gar nichts beitragen muss, außer hören - denn die Tür ist gar nicht weiter verschlossen.


    Aber selbst hier muss man manchmal zweimal in den Wohnraum eintreten, um die Schönheit zu erkennen.



    Und dann noch ein Wort zu Hayate:
    Ich finde es gigantisch wie du deine Begegnung ins Innere des Werkes beschreibst...
    Von solch einem Hören bin ich nicht nur Meilen entfernt, ich denke, dass ich es nie erreichen werde. Aber dies muss ich auch nicht - ist es wirklich wichtig und entscheidend, auf diese Art und Weise in ein Werk einzusteigen? Genügt nicht auch die Atmosphäre, die Ausstrahlung eines Werkes?
    Mir persönlich oftmals schon - wenn nicht, dann liefert da auch der Hintergrund zur Entstehung oder zu persönlichen Hintergründen des Komponisten neue Geschmacksverstärker oder -wandler. Das Werk erhält neue Zutaten und man kann es auch damit anders und intensiv hören.


    Wirklich interessant finde ich dabei den Schwung auf die Zeit, wenn die Stücke uraufgeführt wurden und meine Gedanken gingen hin zu Dvoráks Stabat mater - umtosender Jubel. Warum? Weil Dvorák einfach 'IN' war? Weil 'jeder' es in vollstem Sinne verstanden und durchschaut hat? Oder vielleicht weil die Musik eine gewaltige und fesselnde Atmosphäre bewirkt hat, die die Zuhörer einfach ergriffen hat?


    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Hayate sagt: Da würde ich höchstens klatschen weil es sich einfach gehört, richtiges Klatschen das aus dem Innern kommt weil man wirklich begeistert ist, das kann doch nur dann kommen wenn man das Werk als ganzes versteht, jede Kleinigkeit, jeden Übergang, jeden Paukeneinsatz nachvollziehen kann eben weil man es schon öfter gehört hat.


    mit Grüßen
    Christoph


    Hilfe! 8o8o Dann darf ich in Zukunft nie mehr klatschen, denn ich fürchte, so gut werde ich ein Werk nie kennen, dazu fehlen mir erstens die theoretischen Voraussetzungen und zweitens das Gehör! Aber auch wenn ich nicht "jeden Paukeneinsatz nachvollziehen kann", berührt mich die Musik (oder sie tut es eben nicht), löst Emotionen und im Idealfall Begeisterung aus. Das ist jetzt keine Kritik, Hayate, ich bewundere ehrlich jeden, dem sich die Musik so bis ins kleinste Detail erschließt, ich komme mir nur immer so "dumm" bzw. irgendwie unfähig vor, weil ich das nicht so erleben kann.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Aber mich der Kunst willen total abquälen - das sehe ich nicht ein; irgendwann ist dann einmal Schluß mit der Geduld :pfeif:


    Was dem Einen eine Qual, ist dem Anderen ersehnte Gehirnschmalzanregung. :D

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Zitat

    Original von severina
    [...] ich komme mir nur immer so "dumm" bzw. irgendwie unfähig vor, weil ich das nicht so erleben kann.


    Liebe Severina,


    nach dem, was Du letztens mit dem französischen Touristen angestellt hast, kann man Dich nicht als "dumm" oder "unfähig" bezeichnen :pfeif: :D


    Zitat

    Original von salisburgensis


    Was dem Einen eine Qual, ist dem Anderen ersehnte Gehirnschmalzanregung. :D


    Wusste nicht, dass Sachsen in der Diaspora sich so an ihrem Masochismus erfreuen können ;)

    Viva la libertà!

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  • Lieber Maik,
    es handelt sich natürlich nur um eine platonische Liebe. Sonst liebe ich meine Frau.Es handelte sich auch nur um eine Metapher. Selbstverständlich wird es immer Menschen geben, die andere Wege finden werden.
    Irgendwo muss immer ein gewisses" Schlüsselerlebnis "stattfinden, um irgend etwas bei uns Aufzuschließen.
    Padre
    " Das Herz adelt den Menschen"


  • Im Großen und Ganzen: Ja. Ein großer Teil des damaligen Publikums musizierte selbst, sie waren mit dieser Musik ihrer Zeit, den Formen und Abläufen ziemlich gut vertraut. Und ALLES zu verstehen, scheint mir etwas vermessen. ;) Selbst wenn das möglich sein sollte, muß man es ja wohl kaum, um von Musik begeistert zu sein. Den Kopfsatz der Eroica hat man auch nach 10maligem Hören und Partiturstudium noch nicht vollständig verstanden.


    Und außerdem sind gar nicht wenige Werke mit Befremden oder mit Unverständnis aufgenommen worden, besonders bei Beethoven. "Ich gäbe noch eine Kreuzer, wenn's endlich aufhört", soll ein Zuschauer bei einer Aufführung der Eroica gerufen haben...
    Oder das "Zu viele Noten" über eine Mozart-Oper.


    Aber es gab schon einen sehr kundigen Teil des Publikums, der auch kühne, avantgardistische Werke sehr schnell akzeptierte.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von severina


    Hilfe! 8o8o Dann darf ich in Zukunft nie mehr klatschen, denn ich fürchte, so gut werde ich ein Werk nie kennen, dazu fehlen mir erstens die theoretischen Voraussetzungen und zweitens das Gehör! Aber auch wenn ich nicht "jeden Paukeneinsatz nachvollziehen kann", berührt mich die Musik (oder sie tut es eben nicht), löst Emotionen und im Idealfall Begeisterung aus. Das ist jetzt keine Kritik, Hayate, ich bewundere ehrlich jeden, dem sich die Musik so bis ins kleinste Detail erschließt, ich komme mir nur immer so "dumm" bzw. irgendwie unfähig vor, weil ich das nicht so erleben kann.
    lg Severina :hello:


    Ich weiß jetzt nicht ganz wie ihr das versteht.
    Was ich meine ist ein Verstehen der Musik insofern, dass man genau weiss welche Stelle jetzt kommt, dass man weiss dass genau jetzt die Streicher zum Einsatz kommen und die Melodie der Bläser aufnehmen oder wiederholen, oder das genau jetzt die Becken geschlagen werden und das man dann denkt, ach ja, das ist Musik, das passt zusammen, das ist herrlich!
    Was ich natürlich nicht kann ist, in den Kopf des Komponist während des Komponierens zu blicken und zu verstehen aus welchen tieferen Gründen er gerade das jetzt genau macht, das ist selbstverständlich nicht möglich.
    Aber wenn man dann das Werk mehrere male gehört hat und gut kennt, dann fügt sich plötzlich alles, jeder Paukenschlag und jeder Bläsereinsatz, jedes Aufbäumen, jede lautere oder leisere Stelle, also alles was einem einst als Wirrwarr vorkam zu wundervoller Musik zusammen.


    Da braucht man doch auch keine theoretischen Voraussetzungen, nur muss man sich das halt alles einfach erst erschließen. (erarbeiten)
    Oder sehe ich da was falsch, bitte berichtigt mich!


    mit Grüßen
    Christoph

  • Zitat

    Original von Barezzi
    [quote]Original von severina
    [...] ich komme mir nur immer so "dumm" bzw. irgendwie unfähig vor, weil ich das nicht so erleben kann.


    Liebe Severina,


    nach dem, was Du letztens mit dem französischen Touristen angestellt hast, kann man Dich nicht als "dumm" oder "unfähig" bezeichnen :pfeif: :D
    Lieber Stefan!
    Ich weiß wirklich nicht, wie du das meinst, ich habe dem Mann zu einem unvergesslichen Kunstgenuss verholfen!! :pfeif: :pfeif: :pfeif: :]
    lg Severina

  • Zitat

    Original von severina
    Lieber Stefan!
    Ich weiß wirklich nicht, wie du das meinst, ich habe dem Mann zu einem unvergesslichen Kunstgenuss verholfen!! :pfeif: :pfeif: :pfeif: :]
    lg Severina


    Na ja, wenn er es so gesehen hat - perfekt, aber nicht dumm oder unfähig ;)
    Falls nicht - raffiniert :D


    :hello:
    Stefan


    PS: Meine Schwester hat sich übrigens auch eine Stehplatzkarte am Wochenende "andrehen" lassen, wie heute zu erfahren war. 8o
    Aber die wusste weder, wer sang, noch sonst irgendwelche Details.
    Na ja, hier im Forum ist ja schließlich auch der Antonio und nicht die Margheritta Barezzi unterwegs... :pfeif:

    Viva la libertà!

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  • Hallo Padre,


    so war das mit der Liebe ja auch nicht gemeint. Mir war schon klar, dass du diese Liebe nicht mit der gegenüber einem Menschen gleichsetzt bzw. erhöhst. Es ist halt andere - das verstehe ich schon. Liebe zur Musik eben...


    Es ging auch nicht um einen anderen Weg, denn die Metapher mit der Tür gefiel mir eigentlich ganz gut.
    Nur gibt es eben auch die offenen Türen und mit etwas Glück geht man duch sie (ob nun als Neuling, um letztlich vielleicht dieses 'Schlüsselerlebnis' zu haben und mehr, einfach viel mehr von dieser Musik zu hören oder eben auch als eingesessener Hörer, der sich in neue Gefilde voranprischt)...
    Wenn du Interesse hast, findet man neue Türen, die Frage ist nur, ob sie offen ist oder du wenigstens den passenden Schlüssel hast.


    Sehr hilfreich ist hier sicher auch Generalschlüssel :D und ich bin mir sicher, dass der ein oder andere solch einen besitzt, welcher fast jede Tür öffnet.


    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7


  • Und wie hat es ihr gefallen? Da sie ja offensichtlich kein Villazon-Fan ist, konnte sie mit der Aufführung zufrieden sein, denn Miro Dvorsky muss sehr gut gewesen sein, und unsere Zeffirelli-Inszenierung ist speziell für Menschen, die nicht so oft in die Oper gehen, wirklich hübsch anzusehen.
    Damit ich jetzt nicht als skrupelloser, unschuldige Touristen ausbeutender Vamp vor deinem inneren Auge erscheine :D :D :D, dieser Typ wollte schlicht und einfach einmal "in die berühmte Wiener Staatsoper" gehen, das gehört für viele Touristen zum Standardprogramm eines Wienbesuchs, so wie man in Paris einfach auf den Eiffelturm "muss", der wäre auch hineingegangen, wenn ich die Mimi gesungen hätte. (Dann wäre er allerdings bald alleine gewesen... :D ) Diese "Operntouristen" sind oft etwas sehr Lästiges, weil sie sich oft für die Aufführung überhaupt nicht interessieren und ein entsprechendes Geräuschpotential entwickeln, speziell wenn sie blockweise sitzen. Besonders Mai/Juni kann man da oft seine blauen Wunder erleben :motz:
    lg Severina :angel:

  • Salut!


    Zitat

    Original von Hayate
    Ulli, was verstehst du denn nicht?


    Wie man unbedingt - ohne, dass es jemanden direkt anspricht - etwas bewußt als "schön" empfinden wollen muß... :rolleyes:


    Zitat

    Du kannst mir doch nicht erzählen, dass dir zum Beispiel Mozarts Linzer oder die 39er sofort beim ersten mal hören gefallen hat und du sofort alle musikalischen Zusammenhänge verstanden hast, oder?


    Doch! Um dieser Aussage das vermeintlich "Geniehafte" zu nehmen: Ich verpasse dafür Ausfahrten und verwechsle rot und grün.


    Zitat

    Musik wortwörtlich "erarbeiten" musste ich mir neulich Beethovens Eroica.
    Was war das beim ersten mal hören für ein Durcheinander, für ein Lärm ...


    Wo? In der Eroica? ?(


    Zitat

    Wenn das mit dem "überfordert sein" und "erst erarbeiten müssen" wirklich stimmt, müssten doch eigentlich damals die Leute (18.Jh.19.Jh oder auch heute) bei der Uraufführung einer großen Symphonie (egal von wem), auch total überfordert gewesen sein, genau wie wir heute, oder nicht?
    Dann müsste aber fast jedes Werk bei der Uraufführung durchgefallen sein, eben weil das musikalische im Kopf von den Zuhörern so bald nicht aufgenommen und verstanden werden kann.


    Das war auch teilweise so - z.B. bei Mozarts Don Giovanni in Wien [auch der Figaro wurde schnell abgesetzt]. Sie habens halt einfach nicht kapiert damals... :rolleyes:


    Zitat

    Erst nach der zweiten oder dritten Aufführung dürfte das Publikum zufrieden oder gar enthusastisch gewesen sein.


    O-Ton Mozart: "...was mich aber am meisten freuet, ist, der Stille beyfall! - man sieht recht wie sehr und immer mehr diese Oper steigt..." [bezugnehmend auf die Zauberflöte, 7./8. Oktober 1791]


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von severinaUnd wie hat es ihr gefallen? Da sie ja offensichtlich kein Villazon-Fan ist, konnte sie mit der Aufführung zufrieden sein, denn Miro Dvorsky muss sehr gut gewesen sein, und unsere Zeffirelli-Inszenierung ist speziell für Menschen, die nicht so oft in die Oper gehen, wirklich hübsch anzusehen.
    Damit ich jetzt nicht als skrupelloser, unschuldige Touristen ausbeutender Vamp vor deinem inneren Auge erscheine :D :D :D, dieser Typ wollte schlicht und einfach einmal "in die berühmte Wiener Staatsoper" gehen, das gehört für viele Touristen zum Standardprogramm eines Wienbesuchs, so wie man in Paris einfach auf den Eiffelturm "muss", der wäre auch hineingegangen, wenn ich die Mimi gesungen hätte. (Dann wäre er allerdings bald alleine gewesen... :D ) Diese "Operntouristen" sind oft etwas sehr Lästiges, weil sie sich oft für die Aufführung überhaupt nicht interessieren und ein entsprechendes Geräuschpotential entwickeln, speziell wenn sie blockweise sitzen. Besonders Mai/Juni kann man da oft seine blauen Wunder erleben :motz:
    lg Severina :angel:


    Zu meiner Schande konnte ich vorher auch nicht viel aus ihr herausquetschen (und ab morgen darf ich wieder unterrichten und bin bis zum Wochenende wieder in LA). Es fehlt ihr erstens enorm an Hörerfahrung (habe wohl etliche Opern häufiger zu Hause, als sie insgesamt überhaupt welche in voller Länge gesehen hat :pfeif: ), zweitens kann Sie´s deshalb auch nicht wirklich beschreiben und scheinbar war sie auch noch den Kurzurlaub über halb krank und sie meinte, dass es an der WSO dermaßen heiß und stickig war, dass es ihr noch schlechter ging, weswegen die Aufnahmefähigkeit natürlich auch im Keller war. K.A. - ist es bei Euch wirklich teilweise so übel? ?(


    Falls ich noch mehr aus ihr herausquetschen kann, werde ich brav Bericht erstatten :yes:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Lieber Stefan,
    wahrscheinlich war deine Schwester am Parterrestehplatz, da ist es wirklich verdammt eng und dementsprechend stickig. Leider ist es auch so, dass die WSO über keine Klimaanlage verfügt, nur über Frischluftzufuhr aus dem nahen Burggarten, weshalb in der heißen Jahreszeit oft wirklich tropische Temperaturen herrschen. Der Juni 2006 war ganz extrem, da sind wir oben auf der Galerie beinahe eingegangen. Ich habe die Sänger wirklich bewundert, wir alle so textilfrei, wie es sich mit den guten Sitten gerade noch vereinbaren ließ, und die armen Teufel auf der Bühne in ihren schweren Kostümen und noch dazu die Scheinwerfer - ich wäre umgekippt.
    lg Severina

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  • Liebe Severina,


    sie meinte, es war im hintersten Eck (der A.-Karten-Platz quasi) und extrem warm und stickig.
    Aber wir haben doch (offiziell :pfeif: ) noch Winter - wie das dann erst im Sommer ist... :rolleyes:
    Der letzte war ja sowieso nirgendwo auszuhalten (außer auf der Südhalbkugel, aber die hatten da ja grad Winter :beatnik: ) :wacky:


    :hello:
    Stefan


    PS: Kriegst Du normalerweise erträglichere Plätze?

    Viva la libertà!

  • Lieber Stefan, wenn ich auf Stehplatz gehe, dann nur Galerie, denn da kann man sich zwischendurch immer auf die Stufe setzen, man steht nicht so eng und die Akustik ist auch wesentlich besser. Im Parterre sind eigentlich nur die ersten beiden Reihen von der Akustik her OK, dann steht man quasi unter dem Dach, es ist sehr eng (Klaustrophobie darf man wirklich keine haben) und du musst wirklich die ganze Zeit durchstehen, im wahrsten Sinne des Wortes, und das halte ich gesundheitlich nicht mehr aus. (In meinen jungen Jahren war das noch anders ;) ) Außerdem gibt es wie gesagt eine ganze Reihe von 10 Euro-Plätzen mit guter Sicht und dann noch Hörplätze um 9 Euro. (Bei manchen Sängern und Inszenierungen ist es sehr vorteilhaft, wenn man sich aufs Hören beschränkt :stumm: :D)
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    Bei manchen Sängern und Inszenierungen ist es sehr vorteilhaft, wenn man sich aufs Hören beschränkt :stumm: :D


    Liebe Severina,


    :hahahaha:


    vielen Dank für die Informationen! :yes:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von severina
    ...einmal "in die berühmte Wiener Staatsoper" gehen, das gehört für viele Touristen zum Standardprogramm eines Wienbesuchs, so wie man in Paris einfach auf den Eiffelturm "muss", der wäre auch hineingegangen, wenn ich die Mimi gesungen hätte. (Dann wäre er allerdings bald alleine gewesen... :D ) Diese "Operntouristen" sind oft etwas sehr Lästiges, weil sie sich oft für die Aufführung überhaupt nicht interessieren und ein entsprechendes Geräuschpotential entwickeln, speziell wenn sie blockweise sitzen. Besonders Mai/Juni kann man da oft seine blauen Wunder erleben :motz:
    lg Severina :angel:


    Oh ja, unsere Staatsoper ist natürlich bei weitem touristisch (und auch sonst :rolleyes: ) nicht so attraktiv, wie die WSO, aber ich erinnere mich auch an einige nette Erlebnisse speziell im Sommer. Einmal Cosi hinter einer Gruppe amerikanischer Touristen, dem Akzent nach Texaner, 3 davon wogen ca. 300 Kilo und ich hab vor lauter Sitzknarren und schwerem Atmen nichts mehr gehört. Hinter mir saßen hingegen 3 extrem gutaussehende und vor allem sehr gut gekleidete Italienerinnen, die sich leider auch die ganze Zeit sehr gut unterhalten haben. Mille Grazie, oder so... :rolleyes:


    Teilweise habe ich da manchmal echt Angst, durch meine konzentrierte Stille die Leute beim Reden zu stören. :D


    Leider nicht nur bei Touristen so...


    lg
    Sascha

  • Hallo Maik,
    es besteht bei uns weitgehend Konsens.Ja es gibt offene Tore, Scheuentore und doch geht niemand hindurch. Es gehört auch dazu, dass die Sinne geöffnet sind. Dazu sind wieder viele Parameter erforderlich, die zunächst eine förderliche Grundstimmung schaffen, die einem die sinnlichen Augen öffnen, um zu erkennen, dass dieses Tor da ist und offen steht und geradezu darauf wartet, dass jemand hindurch geht.
    Wer beispielsweise nervös und getresst ist, wird in dieser Situation den Zugang kaum finden.Sind die Faktoren wieder günstig und hört er überhaupt wieder was, wir er auch wieder Musik empfinden und den Zugang zu einer Gattung die ihm gefällt finden.
    pADRE

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  • Oh ja, Sascha, darüber könnte ich Bände schreiben, und wenn du je von einem Mord im Affekt in der WSO liest, dann kennst du die Täterin. :beatnik:
    Das Schlimmste ist ja, dass sich offenbar unter den Touristen herumgesprochen hat, die billigste Art, die Staatsoper zu besichtigen, wäre es, ja an keiner der teuren Führungen teilzunehmen, sondern sich lieber um 2 Euro einen Galeriestehplatz zu kaufen. Im Klartext: Du hast oben immer irgendwelche Typen, die fröhlich herummarschieren, sich ihre Eindrücke mitteilen und dann unter gehöriger Geräuschentwicklung wieder abziehen. Die Billeteure stehen diesem Treiben machtlos gegenüber, weil sie außer der typischen "Ich Tourist, nix verstehen"-Reaktion nichts erreichen, und bis der Sicherheitsdienst auftaucht, sind die Störefriede längst verschwunden. Man überlegt jetzt ernsthaft, die Stehplätze so zu verteuern, dass der Anreiz für eine bloße Besichtigung wegfällt, nur bestraft man damit halt wie so oft die Falschen. X(
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    ... und wenn du je von einem Mord im Affekt in der WSO liest, dann kennst du die Täterin. :beatnik:



    Ich würde Dich auf jeden Fall im Knast besuchen und einen großen Blumenstrauß mitbringen. :yes: :D



    Stehplatzmißbrauch durch Touris hört sich mies an. Aber immerhin gibts bei euch diese Plätze. Hier in Berlin, ein echtes Ärgernis, in beiden großen Opernhäusern keine Stehplätze. (Wobei, in der Staatsoper zu sitzen ist auch nicht bequemer als Stehen. :D ) Und sämtliche Ermäßigungsprogramme wurden nur gemacht, um mich zu ärgern. Es gibt eine Klassik-card für ganz billige Plätze für "junge Leute". Als ich 27 Jahre alt wurde, galt die nur bis 27. Pünktlich zu meinem 31 Lebensjahr haben sie es dann so geändert, dass es bis 30 gilt. :motz:


    Aber ich glaube, das Thema "Schlechtes Benehmen in der Oper" wäre ein eignen Thread wert, ist noch weitaus verbreiteter wie im Konzert.
    Aber hingehen heisst, es ignorieren lernen. Man ärgert sich sonst nur, reden hilft nie und Gewalt ist ja bekanntlich keine Lösung (außer auf der Bühne :D )


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Hayate
    Was ich meine ist ein Verstehen der Musik insofern, dass man genau weiss welche Stelle jetzt kommt, dass man weiss dass genau jetzt die Streicher zum Einsatz kommen und die Melodie der Bläser aufnehmen oder wiederholen, oder das genau jetzt die Becken geschlagen werden [...]


    Ich verweigere eigentlich die Formulierung "Musik verstehen", aber das hätte ich damit schon gar nicht in Verbindung gebracht, das wäre eher "auswendig können".


    Wenn Du das als "Verstehen" bezeichnest, wirst Du nie alte oder Neue Musik "verstehen" können, sondern musst Dich auf die Zeit Barock/Klassik/Romantik beschränken. Serielle Musik z.B. versperrt sich einem solchen "Auswendig-lern-Zugang" und Aleatorik verhindert das bereits durch ihr Konzept.


    Wie von verschiedenen Mirgliedern hier bemerkt: Begeisterung ist auch möglich, ohne dass man bei jeder Stelle schon im vorhinein weiß, was jetzt kommt. Ehrlich gesagt höre ich die Stücke, die ich so gut kenne, nur mehr ganz selten.
    :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Wenn Du das als "Verstehen" bezeichnest, wirst Du nie alte oder Neue Musik "verstehen" können, sondern musst Dich auf die Zeit Barock/Klassik/Romantik beschränken.


    Och, wenn ich mich darauf beschränken muss habe ich keine Probleme, ich glaube diese drei Epochen reichen mindestens fürs ganze Leben plus ein paar Jährchen. :D

  • Zitat

    Original von Hayate
    ich glaube diese drei Epochen reichen mindestens fürs ganze Leben plus ein paar Jährchen.


    Wahrscheinlich kann man sich auch ein ganzes Leben und ein paar Jährchen nur mit Schubert beschäftigen ...


    Wie auch immer, wir wissen jetzt, was Du unter Zugang verstehst (Threadname).
    :hello:

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