Brahms: Paganini-Variationen, op. 35. Welche Aufnahme ?

  • Liebe Taminoianer ,
    mich interessiert , wer sich von Euch mit diesem grossartigen Werk von Johannes Brahms näher befasst und und welche Aufnahmen Ihr besonders schätzt und warum ?
    Besten Dank für Eure Antworten !
    Herzliche grüsse


    Frank
    PS: Meine Lieblimngseinspielungen sind:
    > Benedetti - Michelangeli
    > Emi Gilels ( Live 1984 ; Japan )
    > Julius Katchen

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Sagitt meint:


    Katchen hat die Variationen zweimal eingespielt. Verfügbar ist nur noch die spätere Version, die damals bei der Decca erschien. 1959 bereits hatte er die Variationen für Columbia,England, eingespielt. Eine heute natürlich nicht mehr erhältliche Aufnahme, aber die bessere von beiden, weil transparenter im Spiel. Weniger Pedal läßt die Virtuosität besser heraustreten.
    Schade, dass so viele Virtuosen an diesen Variationen vorbeigehen. M.W. hat allerdings Cziffra sich darüber hergemacht- aber das Stück war für ihn nicht schwer genug- gescheitert.

  • ich finde die aufnahme von ugorski bei der dg nicht schlecht, kann sie aber nicht mit den anderen vergleichen ?(

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Brahms Paganini-Variationen kenne ich gut, mit Plattenaufnahmen dieser Variationen kenne ich mich leider nicht aus.


    Es ist ja überhaupt kurios, daß Brahms (!) Paganini-Variationen geschrieben hat.
    In einem Brief an Clara Schumann schreibt er:


    ...doch vielleicht hast du eine freie Stunde, die Sachen durchzuklimpern, und vielleicht noch eine, mir ein Wort zu schreiben, namentlich ob es einen ungefähren Sinn und Zweck hat, wenn ich die Variationen (2 Hefte) herausgebe.


    Wegen Brahms offensichtlich bewußt antivirtuoser Kompositionsweise sind die Stücke nicht wirklich angenehm zu spielen und auch die Relation zwischen Übaufwand und Effekt auf die Hörer ist nicht besonders günstig. Trotzdem findet sich hin und wieder ein Pianist, der die Plage auf sich nimmt... :stumm:


    Gruß
    Heinz

  • Lieber Sagitt ,


    richtig : Cziffra hat sich hochvirtuos eingespielt . Es ist eine der vielen facettenreichen Aufnahmen dieses Ausnahme-Virtuosen , der aber auch so herrlich Moart (!) , Rameau oder Lully spielen konnte.


    Danke für den Hinweis zum früheren Katchen . Deine Argumentation mit dem Pedalgebrauch ist zutreffend .


    Viele Grüsse


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Lieber Heinz ,
    ich bin in meinem unordentlichen Archiv fündig geworden : Claudio Arrau hat sich dieser Plage unterzogen . Er spielt diese vertrackten 2 Bücher / Hefte sehr erdig und stellt den Gegenpol zu Cziffra oder Michelangeli dar .
    Da Du das Werk so gut kennst und auch Brahms Selbsteinschätzung parat hast : Kannst Du uns erklären , begründen ( oder widerlegen ! ) ob und warum es Sinn macht , Teile der beiden Hefte durcheinander zu bringen oder gar Stücke wegzulassen ? Ist das Deiner Meining nach werkgerecht oder doch eher unorganisch willkürlich ?
    Vielen Dank für Deine Mühen !
    Grüsse
    Frank :] :] :] :] :]

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Wie ich eben erst bemerke, hat Frank vor fast einem Monat eine Frage an mich gestellt. Sorry Frank, daß ich bisher nicht darauf reagiert habe, war keine Absicht.


    Aus der Tatsache, daß Brahms seine Paganini-Variationen in zwei Hefte verteilt hat, ergibt sich schonmal ein grundsätzliches Problem:
    sollen die beiden Teile überhaupt an einem Stück gespielt werden? Jeder der beiden Teile ist so aufgebaut, daß er mit dem (identischen) Paganini-Thema beginnt, worauf dann jeweils 14 Variationen folgen. Die vierzehnte Variation eines jeden Teils ist dabei ein großes Finale, sie ist wesentlich umfangreicher als die anderen Variationen und triumphiert mit besonderen Virtuoseneffekten auf (hier trifft meine Bemerkung von der antivirtuosen Kompositionsweise natürlich nicht zu).


    Eigentlich macht eine komplette Aufführung der beiden Hefte hintereinander keinen rechten Sinn. Der Spannungsverlauf des Ganzen ist dann ziemlich unlogisch. Daher könnte man schon auf den Gedanken kommen, die Variationen umzusortieren. Dann gibts aber immer noch das Problem mit den beiden Finali. Eine ziemlich vertrackte Geschichte, die man sich am besten erspart, indem nur entweder das 1.
    oder das zweite Heft spielt.


    Nette Grüße
    Heinz

  • Lieber Heinz ,
    von den vier verschiedenen Aufnahmen , die ich gut kenne ( Gilels , Michelangeli , Katchen , Duchable ) hält es jeder anders .
    Ich konnte auch in der Literatur nur finden , dass das "vermengen der beiden Bücher ebenso zulässig ist wie das eglassen einzelner Stücke . Allerdings nicht der schwierigsten Teile " .
    Michelangeli macht nun beides , was die innere Logik des Werkes o d e r der Werke nicht zwingender macht .
    Unter Zusammenfassung aller Gesichtspunkte bleibt meine Meinung :
    1. Jedes Heft sollte für sich und insgesamt gespielt werden ;
    2. Weglassen einzelner Teile der beiden Hefte ist durch nichts begründet , was Brahms uns hinterlassen hat ( eine ähnliche Situation finden wir übrigens auch inkonsequent bei Schumanns "Fantasiestücken" ) . DasWer käme auf den Gedanken , zB. den ersten Satz der 5ten von Beethoven oder den zweiten Satz seiner "Eroica" wegzulkassen , weil dieser Satz dem Dirigenten oder gar Orchester "nicht liegt , nicht gefällt" ) ?
    Danke für Deine Antwort und Grüsse nach Stuttgart
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo Frank,


    ich würde mir von einer Pogorelich-Aufnahme der Paganini-Variationen sehr viel versprechen. Die Brahms Klavierstücke von ihm gefallen mir außerordentlich gut. Aber ich weiß, dir gefallen sie garnicht :wacky:


    So unterschiedlich können eben die Geschmäcker sein...


    Gruß
    Heinz

  • Lieber Heinz ,
    ich weiss nicht , ob und wie Pogorelich die Paganini-Variationen von Brahms spielen würde . ich habe I.Ps Ton im Ohr . Aber das ist etwas anderes als das Werk insgesamt zu hören .
    Ich würde , hätte ich einen Einfluss , von ihm etwa die Mondschien-Sonate , die Pathétique oder opus 110 sehr gerne hören . So wie viles von Scriabin .
    Pogorelich macht sich rar oder wird durch die Firmen zusammengestutzt.
    Sein Frankreich-Manager Monsieur Michel Glotz dürfte mehr darüber wissen .
    Adresse erhältlich unter http://www.musicaglotz.com .
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Gesucht und gefunden:


    wunderschön gespielte Paganini-Variationen von einem Pianisten der mittleren Generation. Keine Knochenarbeit, sondern eine sehr musikalische, farbige und fantasievolle Darstellung. Daß die 2CD-Box von Brillant Classics zu einem Schleuderpreis verscherbelt wird, freut einerseits den Geldbeutel, steht aber in krassem Kontrast zur Spitzenqualität der Aufnahme. (Hinweis an Frank: Die Paganini-Variationen werden vollständig und in der Original-Reihenfolge gespielt!).


    Wolfram Schmitt-Leonardy, Jahrgang 1967, ist Schüler von Alexander Sellier, Robert Leonardy, Adrian Aeschbacher, Michael Ponti und Bernd Glemser.

  • Lieber Heinz ,
    ich danke Dir sehr für diesen Hinweis .
    Es ist schade , dass dieser Künstler wohl kaum PR-Unterstützung hat .
    Dass er die Paganini-Variationen "richtig" in der Reihenfolge spielt , überzeugt mich schon bevor ich die Aufnahme gehört habe !
    Besten Dank , ein schönes Wochenende !
    Frank :hello: :hello:

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • hallo,


    live hörte ich die variationen, undzwar beide hefte, vor vielen jahren von dem kempff-schüler und brahms-spezialisten detlev kraus, robust und transparent. noch filigraner im anschlag empfinde ich arraus und duchables plattenaufnahmen, die neben arturo benedetti michelangelis mono-aufnahme IMO die beeindruckendsten interpretationen darstellen, da sie klang und struktur wunderbar vereinen.


    die aufnahme mit oppitz ist pianistisch exzellent, aber klangtechnisch zu direkt. weitere vor allem 'alla bravura'-interpretationen: julius katchen, der teenager dimitris sgouros und evgeny kissin.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo allerseits!
    Bin neu hier und grüße euch alle herzlich!


    Was Klaviermusik von Brahms betrifft - auch die Paganini-Variationen - kann ich nur wärmstens den leider viel zu wenig bekannten Dresdner Pianisten Peter Rösel empfehlen!
    Seine Gesamtaufnahme des Brahms`schen Solo-Klavierwerks auf 5 CDs bei Berlin Classics gehört klangtechnisch (Aufnahmen aus der Dresdner Lukaskirche aus den 70er Jahren) und interpretatorisch ganz weit nach oben.
    Seit ich Rösel (auch live mit dem 2. Brahms-Konzert) gehört habe, bleibt Oppitz bei mir im Regal stehen.


    Gruß!
    CRC

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

    2 Mal editiert, zuletzt von CRC ()

  • Hallo,


    weil wir gerade beim Fragen sind. Vor zwei, drei Jahrzehnten gab es für den gesamten Brahms eigentlich nur einen Namen - Julius Katchen. Danach kam lange nichts, und dann nur einzelne Superplatten (z.B. Gould oder Michelangeli). Wie wäre dies heute einzuschätzen?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Original von Theophilus
    weil wir gerade beim Fragen sind. Vor zwei, drei Jahrzehnten gab es für den gesamten Brahms eigentlich nur einen Namen - Julius Katchen. Danach kam lange nichts, und dann nur einzelne Superplatten (z.B. Gould oder Michelangeli). Wie wäre dies heute einzuschätzen?


    Ich als Nicht-Pianophiler halte die Box mit Katchen bei Decca für erstklassig. Danach kommt auch heute immer noch lange nichts (m.E. z.B. Opitz erst ziemlich lange dahinter). Aber ich bin bei dieser Musik gewiß noch weniger Experte als sonstwo. Die Gould-Aufnahme der späten Stücke ist auch sehr hörenswert (erstaunlich "ungouldsch" :D ), ebenso Rubinstein in der 3. und Richter in den beiden ersten Sonaten.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sagitt meint:


    Diese Liste sollte unbedingt ergänzt werden. Zimerman hat die Sonaten grandios eingespielt,interessant-mindestens- Ugorski. Eine großartige Brahmsinterpretin ist Helene Grimaud ( leider hat sie uns in Bremen gerade ihre Interpretation des B-Dur Konzertes vorenthalten). In diese Reihe gehört ebenfalls Elisabeth Leonskaja oder auch Kissin.Sehr eindrucksvoll mit dem ersten Konzert und den Händelvariationen Bruno Leonardo Gelber.
    Katchen hat frühe Maßstäbe gesetzt, aber singulär,nicht erreichbar sind die Interpretationen nicht.
    Seine Aufnahmen der beiden Konzerte,vor allem das erste mit Monteux gehören allerdings auch zu den Topaufnahmen.