Widerstand gegen das Regietheater wächst unaufhörlich - ist das Ende nah?

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Ich stehe zu meinen Empfindungen.


    Liebe Knusperhexe


    Ich konnte einmal Lennie Bernstein beim Schleswig-Holstein-Musikfestival erleben, wo er in einer Gesprächsrunde -unter anderem- über Radikalität im Dienste der Humanität gesprochen hat.


    Meine große Befriedigung und tiefe Betroffenheit oder auch
    >>Empfindungen <<, bei (aus meiner Sicht) wegweisenden Inszenierungen wie der Neuenfels'schen AIDA, dem Berghaus'schen RING, u.a. Inszenierungen sind meine Sache.
    Ich weiß, daß andere Opernbesucher diese genannten Inszenierungen völlig anders empfunden haben..............und ich halte es für meine Pflicht diesen >>anderen Ansatzpunkt / Geschmack<< dieser Menschen zu respektieren und nicht zu diffamieren.


    Diese Reflexion hatte ich von Dir erbeten, da ich davon ausgegangen bin, daß Musikliebhaber Respekt vor dem Anderen haben müssen.......so ähnlich hat es der große Lennie Bernstein ausgedrückt.


    Wenn Du sagst, daß Du zu >> Deinen Empfindungen << stehst, obwohl Deine Wortwahl ANDERE an diesem Forum verletzt, (ich bin NICHT der Einzige)....
    muß ich vermuten, daß Du die humanistische Botschaft der Musik nicht verstanden hast.....oder Du große Schwierigkeiten hast Dich in Andersdenkenkende hineinzuversetzen.


    Es hat mich erschreckt, wie Du auf Thomas' Antwort erwiderst , daß man Dich ja rausschmeissen könne.


    Erstens wäre es für die meinungsviefalt dieses Forums ein Verlust, wenn JEMAND (egal ob Du oder ein anderer) rausgeschmissen würde.


    Ich möchte nochmals an die Verbindung der Funktion von Radikalität unter humanistischen Grundprinzipien (ala Bernstein) erinnern.


    Wenn es Dir egal ist, OB andere(r) Forumsmitglied(er) Deine Wortwahl als sehr verletzend empfinden.....Deine Antwort vielmehr lautet:


    >>>ICH stehe zu meinen Empfindungen <<<


    dann macht mich DAS einfach nur traurig.


    Gruß....................."Titan"

  • Hallo Titan,


    Freunde traditioneller Inszenierungen werden täglich für ihre Vorliebe beleidigt. Ein Blick in die Zeitung und in die nächstbeste Rezension und schon kann ich wieder lesen, wie reaktionär doch unsere Sichtweise ist.


    Von den Medien und auch in diesem Forum wurden und werden wir in alle möglichen Schubladen gepresst, vom Royalisten über den Kommunisten, Atheisten bis hin zum Faschisten. Abgerundet wird dies oft und gerne mit dem Vorwurf der Bigotterie, des Spießertums, des mangelnden Kunstverständnisses, der Oberflächlichkeit...Die gesamte Bandbreite eben - und in ihrere Komplexität absolut albern und widersprüchlich.


    Des weiteren wurden hier häufig Rezensionen eingestellt von Befürwortern des Regietheaters, die in ihrer Wortwahl als allgemeingültig hingestellt wurden. Ich kam mir beim Lesen immer wie bei einer Propagandveranstaltung vor und habe es mir angewöhnt ein wenig Sand in diese gut geschmierte Maschinerie zu streuen. Ich habe keine Lust bei diesem Tanz um das Goldene Kalb oder die heilige Kuh "Regietheater" auch nur noch ansatzweise mitzumachen.


    Es tut mir leid, dass Dich das traurig stimmt. Wenn du mal Alfreds Statements liest, wirst Du darin noch ganz andere Vokabeln finden. Mich macht es sehr traurig, was mir ständig im Theater zugemutet wird und dass ich womöglich noch dankbar sein soll, dass man mir mein verrottetets bourgoises Denken auszumerzen versucht. Ich vergieße manchmal heiße Tränen, wenn ich sehe, wie meine heiß geliebten Opern verstümmelt und gegen den Strich gebürstet werden. Und das meine ich ernst!


    Ich gönne Dir Deine beglückenden Erfahrungen mit dem Regietheater von Herzen und stelle es der Moderation anheim, meine Assoziation des "Regietheater-Pesthauches" zu löschen. Doch ich lasse mir nicht das Recht nehmen auf jedwede Verunglimpfung der von mir und vielen anderen Opernliebhabern noch immer heiß geliebten Inszenierungsform hinzuweisen - evtl. in anderer Wortwahl.


    :hello:
    Knuspi

  • Hallo Knuspi,


    ich habe mal wegen des Programmheftes von Gounods Faust in Moskau am Bolschoi-Balett nachgefragt. Mein Freund sagte mir, er habe eigentlich nie Programmhefte gekauft, da die damals alle auf Russisch, also in kyrillischer Schrift, geschrieben waren, und das konnte er kaum lesen.
    Ich hatte in Düsseldorf mal 2 Jahre Russisch auf dem Gymnasium in der Oberstufe - aber ich denke für eine Übersetzung hätte das auch nicht gereicht.


    Er kann sich aber auch an eine Aufführung des Faust von Gounod nicht erinnern. Kann das sein, dass die erst später war? Ab 1999 war er nämlich nur noch selten in Moskau. Das müsste also irgendwann in den 90zigern gewesen sein.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Auch wenn Knusperhexes Wortwahl dem einen oder anderen drastisch erscheinen mag – mir indes nicht, was ist jetzt da auch soweit hergeholt bei dem Vergleich mit der Pest? –, sagt er nur die Wahrheit. Es ist doch ein Fakt, daß sich das sog. Regietheater seit gut vierzig Jahren unaufhaltsam weltweit ausbreitet und daß die traditionellen Inszenierungen mehr und mehr verschwinden. Zurecht wurde angemerkt, daß es nicht mal mehr möglich ist, eine Oper wie "Die Meistersinger" unverfälscht irgendwo zu sehen. Von wegen als friedliches Nebeneinander! Das Regietheater und seine Lobby beseitigen seit Jahrzehnten rücksichtslos das Repertoire der Opernfreunde, die einfach nur mal die Oper so sehen wollen, wie man es wegen des Librettos erwarten darf. Friedliche Koexistenz ist eine nette Vision, mehr nicht. In realitas neigt sich die Waage immer mehr zum Regietheater, sie ist förmlich übergekippt. Und daß das nun mittlerweile sogar schon am Bolschoi und an der MET der Fall ist, stimmen einen betrüblich. Nicht mal mehr die allerletzten Schlupfwinkel von unserer Fraktion sind mehr sicher. Aber wie bei jeder Unterdrückung gilt auch hier: irgendwann läuft dieses Faß über, irgendwann kommt der Gegenschlag. Und der wird, so denke ich, genauso rabiat ausfallen wie die Regietheater-Jünger die letzten Jahrzehnte verfahren haben. Es hat sich zuviel Wut und Enttäuschung aufgestaut bei den "Staubis". Irgendwann wird eben zurückgeschossen. Und ja, lieber Knuspi, das sind nicht irgendwelche spießige und kunstverständnislose Ewiggestrige, Monarchisten, Erzkonservative, Ultrareaktionäre, Faschisten, Kommunisten etc., nein – das sind einfach Leute, die mal die Opern so sehen wollen, wie es der Komponist seinerzeit wollte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke liebe Marnie - die Inszenierung war wohl aus den 40ern, aber immer noch bis in die 90er im Repertoire. Ich kenne Fotos vom 2. Akt mit einem mittelalterlichen Städtchen vor rotflammendem Wolkenhimmel. Dieses Foto mutet sehr ähnlich deutschen Inszenierungen der Jahrhundertwende an. Da davon jedoch nur S/W-Bilder zu sehen sind, war ich umso begeisterter von den Farbfotos des Bolshoi. Danke, dass Du nachgesehen hast!!!!!


    Und auch Dir danke ich, Joseph II. Lies Dir bitte mal im Thread zur Düsseldorfer "Cavalleria" den Schlenker zum dortigen "Rigoletto" durch. Ich war fassungslos: Ein Tamino beschreibt, wie ihm ein aufgebrachter Regielheateranhänger mit Rausschmiss droht, weil er es wagt, das Regietheater mit dem drastischen Wort "Schwachsinn" zu kritisieren. Und diese Inszeneirung ist Schwachsinn mit ihren Papkameraden und Schaufensterpuppen. Die Intendanz sah sich genötigt, die Premiere zu verschieben...


    Was mir partout nicht in den Kopf will: Auf der Bühne darf es drastsich zugehen, egal, ob das dem Libretto entspricht oder nicht, doch belegt man derartige Action mit entsprechender Wortwahl, dann wird mit Gewehren auf Spatzen geschossen bzw. auf "die Leute, die mal die Opern so sehen wollen, wie es der Komponist seinerzeit wollte."


    Ich bin sehr froh, dass wir hier bei tamino dafür eine Plattform haben. Sei es auch nur, um unsere Wunden zu lecken.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe



    Und auch Dir danke ich, Joseph II. Lies Dir bitte mal im Thread zur Düsseldorfer "Cavalleria" den Schlenker zum dortigen "Rigoletto" durch. Ich war fassungslos: Ein Tamino beschreibt, wie ihm ein aufgebrachter Regielheateranhänger mit Rausschmiss droht, weil er es wagt, das Regietheater mit dem drastischen Wort "Schwachsinn" zu kritisieren.


    Genau das habe ich letzte Woche auch erlebt. Da wurden letzte Woche bei der vom Neunfels inszenierten Medea in Corinto in München bei den unglaublichen Massenvergewaltigungen und Erschiessungen aus allen Ecken und Enden der Oper Buhsalven laut. Irgendwann habe ich dann mitgebuht. Schon zur Pause blickten mich Leute, die in der Reihe vor mir sassen, empört an. Nach der Pause kam ein Mann mittleren Alters, der den Platz vor mir belegt hatte, auf mich zu und wollte mir für die zwei, drei Buhrufe fast an die Gurgel. Habe wirklich selten einen so aggressiven Regietheater-Jünger erlebt. Wie der mich beschimpft hat... So was habe ich echt noch nie erlebt... nach der Pause habe ich mich das Buhen nicht mehr getraut, sonst würde ich jetzt wohl im Krankenhaus liegen :untertauch:


    viele Grüsse
    :hello:

    Einmal editiert, zuletzt von Figarooo ()

  • Zitat

    Original von Figarooo
    Irgendwann habe ich dann mitgebuht. Schon zur Pause blickten mich Leute, die in der Reihe vor mir sassen, empört an. Nach der Pause kam ein Mann mittleren Alters, der den Platz vor mir belegt hatte, auf mich zu und wollte mir für die zwei, drei Buhrufe fast an die Gurgel.


    Grundsätzlich gebe ich dem Mann recht. Was maßt Ihr Euch eigentlich an? Wenn ein Akt beendet ist kann man -so einem danach ist- Buh rufen. Aber nicht mittendrin. Ich habe mich auch schon verschiedentlich darüber geärgert, dass in Vorstellungen, die mir persönlich gut gefallen hatten, irgendwelche selbsternannten Volkserzieher meinten rumbuhen zu müssen. Um das klar und deutlich zu sagen: ich habe auch für meine Karte bezahlt, und ich bin absolut nicht willens hinzunehmen, dass mein Genuss gestört wird. Ich habe volles Verständnis für Leute, die auf solche Störungen von Vorstellungen aggressiv reagieren. Hinterher, meinethalben, da ist es legitim, aber mittendrin: no go!!! Definitif.


    Nehmt bitteschön zur Kenntnis, dass es durchaus eine Menge von Besuchern gibt, die den von Euch inkriminierten Inszenierungen etwas abgewinnen können.


    Gruß vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.


  • Nein, ich habe, um das klar zu stellen, NICHT während der Musik gebuht, sondern während einer merkwürdigen Unterbrechung vor der der ein Teil der Ouverture gespielt worden war. Ausserdem habe ich nach dem Ende des ersten Akts Buh gerufen.

    Einmal editiert, zuletzt von Figarooo ()

  • Oh Gott, ich könnte soooo viel zum Thema sagen - aber irgendwie - ich weiß selbst nicht warum wird vom Forenbetreiber "Neutralität" verlangt - daher momentan keine Stellungnahme zum Thema "Pesthauch"da die Beteiligten ohnedies ihre Sichtweise dargelegt haben. Bevor ich (vielleicht) ein Statement dazu abgebe möchte ich mich vorerst mit Teilen der Moderation abstimmen, denn natürlich sind auch Moderatoren und Administratoren Menschen, die jeweils ihre eigene Sicht der Dinge haben.


    ZUm Thema "Buhen" - das ich als weniger brennend empfinde, nur eine kurze Stellungnahme. Das Buhen am Theater hat eine jarhundertealte Tradition ist also nicht unzulässig. Ich persönlich halte es jedoch für kein Ideales Mittel. Ein Applausloses Verlassen des Theaters halte ich für verletzender - so sich eine ausreichende Mehrheit im Publikum dafür findet. Man kann seine Eindrücke beispielsweise viel besser im Tamino-Forum schriftlich (in wohlgesetzten Worten) artikulieren und dadurch wesentlich mehr Leute erreichen als dies das Buhkonzert eines ganzen Opernhauses. Buhen ist sinnlos. Leere Opernhäuser - gestrichene Subventionen - das ist der Weg, denn ich für sinnvoll halte.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ein Applausloses Verlassen des Theaters halte ich für verletzender - so sich eine ausreichende Mehrheit im Publikum dafür findet


    In besagter Vorstellung gab es auch Leute (sowohl im Parkett, als auch in den Rängen), die haben mittendrin die Vorstellung verlassen und sich auch mittendrin den Weg durch die Reihen gebahnt, einige davon buhrufend. :D

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  • Eine Vorstellung habe ich noch nie verlassen. In Köln ist das aber - unter Absingen schmutziger Lieder und mit Türenknallen - gang und gäbe. Ebenso wird hier mit Buhs und Pfiffen nicht gegeizt. Ich erinnere an die Premieren von "Wildschütz", "Samson" und "Zauberflöte". Vor allem beim "Wildschütz" konnte man sämtliche Reaktionen beobachten: Eisiges Schweigen, nicht ein Klatschen, kein Lachen bei vorberechneten Witzen. Als am Ende das Regieteam auf die Bühne kam, entlud sich ein Buhkonzert, wie ich es vorher noch nie erlebt habe.


    Buhen tu ich grundsätzlich nur bei Premieren und dann muss es wirklich schon ganz arg gewesen sein - wie z.B. die Münchner Königskinder. Übrigens hält es die andere Fraktion nicht anders. Edwin berichtete einmal von einem romantischen Ring an der Wiener Staatsoper, der bei der Premiere leider weggebuht wurde.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Buhen tu ich grundsätzlich nur bei Premieren und dann muss es wirklich schon ganz arg gewesen sein - wie z.B. die Münchner Königskinder. Übrigens hält es die andere Fraktion nicht anders. Edwin berichtete einmal von einem romantischen Ring an der Wiener Staatsoper, der bei der Premiere leider weggebuht wurde.


    Wie schon gesagt, lieber Knuspi: gegen das Buhen habe ich nix (tue ich zwar grundsätzlich nie aber andere halt doch). Aber bitte: nach der Vorstellung.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas,


    gebe Dir recht. Mal das Gegenteil: Im Bolshoi und an der MET wird häufig in die Musik reinapplaudiert, entweder weil es so schön gesungen war oder weil das Bühnenbild so ein Hingucker ist. Ich weiß, dass das einige Leute tierisch stört. Ich fand es eher rührend und lebendig.


    Was ich gar nicht mag, das ist wenn Sänger ausgebuht werden. So schlecht kann eine leistung gar nicht sein, dass man dafür einen Künstler ausbuht.


    :hello:
    Knuspi

  • Ich bin eigentlich auch kein großer Fan des Buh rufens , aber manchmal muss es einfach raus. Ein befreundeter Regisseur, der schon schon in Dortmund und Essen inszeniert hat erzählte mir mal das der Regisseur eigentlich am ärmsten dran ist Denn wie man es macht ist es verkehrt. Wird modern inszeniert finden das einige Kritiker aber nicht das Publikum toll und wenn man traditionell inszeniert sind die Kritiker dagegen und einige Teile der Zuschauer. Aber er meinte auch das viele schon während der Premiere wüssten wie die Inszenierung vom Publikum aufgenommen wird und würden demnach ihren Auftritt beim Schlussapplaus richtig inszenieren. In Duisburg hat einmal ein Regisseur als er ausgebuht worden ist, seine Hose runter gezogen und dem Publikum sein Hinterteil gezeigt, und ein anderer den Stinkefinger.

  • Zitat

    In Duisburg hat einmal ein Regisseur als er ausgebuht worden ist, seine Hose runter gezogen und dem Publikum sein Hinterteil gezeigt, und ein anderer den Stinkefinger.


    Eine noble Geste eines Grandseigneurs.......


    Passt übrigens genau zu dem Bild, das ich mir von dieser Art von Regisseuren und ihrer Beziehung zum Publikum gemacht habe. Es ist doch immer wieder schön, wenn ein böses Vorurteil durch die Realität geradezu mustergültig bestätigt wird....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    So schlecht kann eine leistung gar nicht sein, dass man dafür einen Künstler ausbuht.


    :hello:
    Knuspi


    Daraus schließe ich, daß es keine Kunst ist, Regie zu führen?


    :pfeif: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Ich betrachte Regie nicht als Kunst - von Ausnahmefällen (Zefirelli, Hampe etc) mal abgesehen. Aber auch in diesen Ausnahmefällen würde ich eher der Bezeichnung "Kunsthandwerk" zuneigen - Üblicherweise ist Regie Handwerk. Die Anmaßung , Regie als Kunst einzustufen ist eine Unart des 20. Jahrhunderts und (vielleicht auch des späten 19. ) und stammt eigentlich von den Regiesseuren selbst.


    Wikipedia scheibt beispoielsweise zum Thema "Regieanweisungen"


    Zitat

    Regieanweisungen“ sind nicht die Anweisungen des Regisseurs, sondern die des Autors im vorliegenden Text oder Drehbuch.


    Wenn diese Regieanweisungen durch den Regisseur bewusst negiert werden, bzw ihnen sogar bewusst zuwidergehandelt wird, dann ist das keine Kunst, sondern allenfalls als Mangel an handwerklicher Fähigkeit oder - noch wahrscheinlicher - als Zuwiderhandlung gegenüber dem erklärten Willen des Autors - zu sehen, sei es aus Unfähigkeit sich in Zeit und Aussage des Stückes hinainzuverseten, sei es aus dem Willen heraus dem Stück seine eigenen ästethischen oder politischen Wertmaßstäbe aufzuzwingen und das Publikum glauben zu machen, es sähe das Werk eines Klassikers.


    Es fällt mir schwer zu glaiuben - nein es ist mir schier unmöglich - derlei mit Kunst in Verbindung zu bringen.


    Aber auch in der (einigermaßen) textgetreuen Umsetung eines Librettos (oder Theaterstückes) sehe ich eher ein gekonntes Handwerk, denn das Werk eines Künstlers.


    Einige Inszenierungen kann man - so man will - im Bereich des Kunsthandwerks ansiedeln - mehr aber nicht.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Manchmal ist es wirklich keine Kunst Regie zu führen. Die Bühnenbilder sind eh immer einheitlich karg und die Kostüme sind zeitlos. In Essen bestand der 2. Akt der Meistersinger aus einem Tisch und einem Stuhl ( Schusterstube ) und einem Müllcontainer, hinter dem sich Stolzing und Eva verstecken konnten. Der erste Teil des 3. Aktes bestand natürlich auch aus dem Tisch und Stuhl und bei der Festwiese war die Bühne wie nicht anders zu erwarten leer. Gestern habe ich mir die DVD La Sonnambula aus der Met gekauft. Die Inszenierung ist zwar auch modern, aber es macht Spaß sich diese anzuschauen weil es zum einen eine sehr gute Personenregie gibt ( die ich in vielen modernen Inszenierungen vermisse ) und die Regisseurin weiß auch etwas mit dem Chor anzufangen.


  • Lieber Alfred


    Bei aller Wertschätzung Deiner Leistung für TAMINO........................
    Dein dargelegtes Verständnis und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen, ............da sträuben sich meine (wenigen) letzten Haare gewaltig.


    Ich habe ab und zu die Möglichkeit den Findungs-Prozess eines Regieteams für Werkverständnis, Konzeption, etc mitzubekommen. Nicht selten erfordern diese Anforderungen mehere Jahre.
    DAS ist oft (sicherlich nicht immer) ein spannender Prozess. Die erforderliche Detailarbeit hat in sehr vielen Fällen >>künstlerische Qualitäten hohen Ausmaßes<<, da sie eine Vielzahl von Kompetenzen erfordert, bezüglich der Erfassung, Verarbeitung und Umsetzung des Werkes.


    Die Schwerpunktsetzung von Taminoeanern wie Knusperhexe und Joseph II,
    entspricht in wesentlichen Punkten einem wichtigen und folglich sehr legitimen wichtigen persönlichen Bedürfnis, welches zu einer Idealisierung von Werten der Vergangenheit führt.
    Diesem (unterschiedlich bewußten) Phaenomen liegt im Normalfall jedoch ein Projektionsmechanismus zu Grunde, ("Wunsch-Ideologie" hat es Adler genannt) dessen Ursprung und "nostalgische" Tendenz bezüglich der subjektiven, individuellen Grundausstattung der betreffenden Person, an einem Musik-Forum eigentlich keine Basis zur Vertiefung haben kann....
    .....denn hier geht es um Musikthemen und der Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit, in der WIR sie erleben.


    Vielleicht führt ja der Leidensdruck, der durch die überwiegende Mehrzahl der heutigen Produktionen, die z.T. wie >> Feindes-Land<< erlebt werden,
    zu einer individuellen Aufarbeitung der ICH-Struktur, in der Selbstreflexion und Introspektionsfähigkeit, MOTOR für einen Weg in Richtung Erkenntnis bezüglich der eigenen Praegungsfaktoren führen.


    Sigmund Freud hätte sich wieder einmal die Hände gerieben, da der letzte Beitrag von Joseph II (als Unterstützung der Postion von Knusperhexe)
    in seiner Ehrlichkeit und Direktheit, WIE in einer Scanner-Aufnahme wichtige Strukturen seines persönlichen Credos offenlegt. (bei anderen Beiträgen kann es
    manchmal durchaus ähnlich krass sein.)


    Das Selbstmitleid und die "Kreuzzugsphantasien" des Beitrags von Joseph II sind jedoch schwerlich zu überbieten.


    Wenn egozentristisches Leid den Blick für den Andersdenkenden an diesem Musik-Forum verstellt, sind Phantasien über eine Art >>Rundumschlag<< (wie bei Joseph II) nicht fern.


    Da die Liebe zur Musik uns ALLE verbindet, scheint mir Joseph II nicht ernsthaft gefährdet. :.) :.) :.)


    Gruß......................."Titan"

  • Joseph II. hat Kreuzzugphantasien? Das ist natürlich wirklich arg verwerflich. zumal das Regiethater ja wirklich nur das Beste für uns alle möchte. Es ist aber auch echt ein Kreuz, dass sich nicht alle umerziehen lassen. Na ja, denen hilft wahrscheinlich wirklich nur noch Freud bzw. die Hobbypsychobrille.


    P.S.: Wovon hat eigentlich der 08/15 Regietheaterjünger vor der ... friedlichen Revolution phantasiert?

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  • Lieber Titan,


    So geistvoll und interessant Deine Analyse für mich auch ist,
    so wenig sagt sie über das EIGENTLICHE PRoblem aus.


    Zitat

    welches zu einer Idealisierung von Werten der Vergangenheit führt.


    Die Idealisierung - nicht nur der Vergangeheit ist ein Urbedürfnis, wie finden sie schon in der römischen Geschichtsschreibung, zudem in allen Religionen und- last but not least. in unseren täglichen Umgangsformen.
    "Ich wünsche ihnen einen schönen Tag" höre ich immer wieder, nachdem das althergebrachte "Guten Tag" vorerst zum "Taaaag" degeneriert - und letztlich för längere Zeit gänzlich aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist.
    Die Frage ist nur, ob es meinem Gegenüber - das ich je meist nur als Kunde oder in Verkäufer kenne - nicht völlig egal ist ob ich einen guten Tag haben werde. Eine Idealisierung als - die das Leben glatter erscheinen lässt als es ist.



    Zitat

    Vielleicht führt ja der Leidensdruck, der durch die überwiegende Mehrzahl der heutigen Produktionen, die z.T. wie >> Feindes-Land<< erlebt werden,


    Feindesland mag zwar übertrieben sein, Feind indes düfte ganz gut passen. Es ist ja nicht etwa so, daß die Regietheaterproduktionen
    ohne Auswirkung auf das "normale" Theater haben. Nein sie zerstören es - und verändern die (Theater)Welt. Daß jene, die die derzeitige Situation schätzen hier auf Kollisionskurs gehen ist geradetzu selbstverständlich.


    Zitat

    Ich habe ab und zu die Möglichkeit den Findungs-Prozess eines Regieteams für Werkverständnis, Konzeption, etc mitzubekommen. Nicht selten erfordern diese Anforderungen mehere Jahre.


    Letzteres ist aber eher traurig, bzw dadurch begründet, daß hier zu einer bestehenden Musik und weitgehend vorgegebenen Texten eine sinnentstellende Bebilderung gesucht werden muß. Das das Zeit in Anspruch nimm, das ist klar. Herr Mozart und Herr Schikaneder - (nur als Beispiel) haben jedenfalls nicht so lange gebraucht - und ein - bei allen logischen Mängeln der Oper - ein überzeugenderes Ergebnis zustande gebracht.


    Gestern bei der Verabschiedungsgala Herrn Holenders an der Wiener Staatsoper wurde mir durch Ausschnitte aus Inszenierungen der letzten Jahre erneut vor Augen geführt, wie weit die Zerstörung des "normalen" Operntheaters bereits gediehen ist.


    Klassisches Theater an sich - war eigentlich immer idealisierend
    Wenn beispielsweise jemand auf der Bühne erstochen wurde, so war dies zumeist ein "stiller" "Unblutiger" Tod - wenngleich derlei in der Realität sicher anders aussehen würde. Die Aufgabe des Theaters - insbesondere der klasischen Stücke ist ja nicht die Aufarbeitung der Gegenwart - sondern das Erzählen alter Geschichten einerseits und die erinnerung an geschichtliche Begebenheitsn andrerseite - wobei schon in diesem Zusammenhang geschönt wurde, was das Zeug hielt.


    EIGENTLICH solte der Weg dich sein, MODERNE Opern für ein Publikum der Gegenwart zu schreiben, mit ädiquater Musik - und wenn möglich in einem eigens dafür geschaffenen Opernhaus. Das Problem würde allerdings sein, daß kaum Publikum für solche Opern vorhanden wäre. Deshalb segelt man lieber unter falscher Flagge und verballhiornt berühmte Opern des klassischen Repertoires.


    Man mag den Eindruck hasben, ich kämpfte hier auf verlorenem Tarrain, aber man kann mir glauben, daß ich sowas nie versuchen würde. Nach der ersten Phase, wo sich das Regietheater entwickeln konnte, weil es von Publikum und vielen führenden Kräften des Opernbetriebs als ungefährlich bis lächerlich eingestuft wurde folgte die zweite, wo es sich festigte,und die Führer der Bewegung stets über den Widerstand des meist konservativen Publikums lustig machten, während sie gleichzeitig ihre Kontakte zu Presse und Politik vertieften und das Regietheater fest im Opernbetrieb und der Gesellschaft verankerten
    In diesem Zusammenhang mag Knuspis vergleich mit "Pesthauch" entstanden sein, der vermutlich das Regietheater als Krankheit des Operntheaters sieht, eine Krankheit, die sich immer mehr ausbreitete, und der man (hier wiederunm der Vergleich mit der Pest) auch nicht entgehen konnte, wenn man sich in weit einlegene Winkel (in diesem Zusammenhang Wien oder Moskau, welche traditionellerweise stets regietheaterfeindlich reagierten) flüchtete. Die Pest holte alle ein....Das Regietheater ebenso. Warum sich einzelne Personen dadurch PERSÖNLICH beleidigt fühlen sollten- das erschliesst sich mir ehrlich gesagt nicht. Ich bin auch überzeugt, daß das nie baebsichtigt war.
    Zum Vergleich, ein Atheist vermag durchaus mit einem Kardinal in freundschaftlichem Kontakt zu stehen, solange nicht über Religion diskutiert wird - und in Ausnahmefällen sogar dann !!!


    Auch ich habe in der Vergangenheit eher plakative Vergleiche verwendet - nicht weil ich mich nicht gewählter artikulieren könnte - sondern weil dadurch das Interesse erhöht und der Widerspruch angestachelt wird.........


    Die dritte Phase war so zu sehen, daß das Regietheater das konventionelle allmählich verdrängt, ausgeschaltet oder liquidiert hat - und ob es mir passte oder nicht - seine Stelle eingenommen hat. Regietheater war Normalität - dagegen ankzukämpfen erschien mir sinnlos.


    Jede Zeit, jede Ära hat ihren zögerlichen Beginn ihren Zenith und ihren Verfall. So auch die Epoche des Regietheaters.


    Ebenso unmerklich wie es begonnen hatte aufzublühen, beginnt es nun zu welken, die Subventionen tröpfeln nur noch spärlich und ein einst vertriebenes Publikum sitzt hasserfüllt im Hinterhalt und beobachtet genüsslich den Zerfall dieser einst scheinbar so uneinnehmbaren Festung. Zu DIESEM Zeitpunkt habe auch ich die Sinnhaftigkeit erkannt ein wenig Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Ich kann mit meinen bescheidenen Mitteln natürlich das Regietheater nicht zu Fall bringen - allenfalls bestehende Tendenze unterstützen oder beschleunigen.


    Wieviel Stellenwert Tamino in diesem Zusammenhang eingeräumt wird mag man an Hand der Seitenaufrufe sehen:


    Während von den neuen Mahlerthreads - sie beginnen sich langsam zu entwickeln - die besser frequentierten sich der 1000er Marke an Seitenaufrufen allmählich nähern - hat sich in etwa der gleichen Zeit dieser Thread rund 6000 neue Seitenaufrufe bekommen und hält gegenwärtig bei 33.092 (!!!)


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Joseph II. hat Kreuzzugphantasien? Das ist natürlich wirklich arg verwerflich. zumal das Regiethater ja wirklich nur das Beste für uns alle möchte. Es ist aber auch echt ein Kreuz, dass sich nicht alle umerziehen lassen. Na ja, denen hilft wahrscheinlich wirklich nur noch Freud bzw. die Hobbypsychobrille. Sorrry, titan, aber sowas geht gar nicht.


    P.S.: Wovon hat eigentlich der 08/15 Regietheaterjünger vor der ... friedlichen Revolution phantasiert?


    Liebe Knusperhexe,
    Wenn Du schreibst: " Sorrry, titan, aber sowas geht gar nicht"........


    DAS geht sehr wohl, denn den hier zitierten Text von Joseph II habe nicht ICH erfunden, sondern es sind sehr wohl ernst zunehmende Ansichten, die aber geradezu nach einer Textanalyse, bzw Hinterfragen, schreien.


    >>>Aber wie bei jeder Unterdrückung gilt auch hier: irgendwann läuft dieses Faß über, irgendwann kommt der Gegenschlag. Und der wird, so denke ich, genauso rabiat ausfallen wie die Regietheater-Jünger die letzten Jahrzehnte verfahren haben. Es hat sich zuviel Wut und Enttäuschung aufgestaut bei den "Staubis". Irgendwann wird eben zurückgeschossen.<<< (Zitat Joseph II)


    Ich habe an früherer Stelle über zwei meiner Lieblingsinszenierungen gesprochen, die von Regisseuren stammen, die mit sogenanntem Musiktheater GAR NICHTS am Hut haben. (z.B. Don Giovanni , Hans Hollmann, Oper Frankfurt)
    Selbst wenn ich Dir etliche Beispiele nennen würde, in denen ich den Ansatz eines Regisseurs nicht nachvollziehen kann.......
    oder sogar -- wie beim Meininger TRISTAN vor ca 5 Jahren -- für absolut schwachsinnig halte.......ich habe das Gefühl, daß bei Dir eine Differenzierung nicht ankommt.


    Wenn ich OFFEN bin für das Regietheater, nennst Du mich einen >>"Regietheaterjünger"<<


    Ich halte diesen SCHWARZ - WEISS - DENKANSATZ nicht für angemessen.


    Mich machen Worte /Formulierungen von Joseph II besorgt, WIE
    UNTERDRÜCKUNG
    GEGENSCHLAG
    ZURÜCKGESCHOSSEN


    Es geht nicht um die >>"Hobbypsychobrille"<<.......sondern OB ich einen Text und dessen Hintergrund lesen und analysieren kann(wie bei JosephII) ....................
    oder wie Deine (vor ca 1 Woche) geschriebene Äußerung über das Musiktheater, in dem Du einen sehr direkten Bezug zur PEST herstellst.


    Ich bin zwar von Beruf psychoanalytisch tätiger Mediziner..............aber das Gefühl und Verständnis für Sprache und deren Bedeutung, findest Du bei sehr vielen Taminoeanern/innen.......................zumal die MEISTEN an diesem FORUM keine Zweiteilung wollen, keinen Grabenkrieg.....sondern wie "Operus" aus Heilbronn es auf einem anderen Thread sinngemäß formulierte:


    DAS >>Einiigende<< uns auch >>Vereinigende<< zu suchen und als Priortät auf unsere Fahnen zu schreiben.



    In diesem Sinne grüße ich !


    "Titan"

  • Mein - noch während ich es geschrieben habe, bereits wieder gelöschtes: "Das geht gar nicht" - bezog sich auf Dein Abdrängen von Joseph II, und damit aller Freunde traditionellen Theaters, in die Psychoecke.

  • Wir weichen vom Thema ab, und ich bitte -immer noch als Privatperson- einen gewissen Diskussionsstil einzuhalten. Verweise auf angeblich Gesagtes Anderer macht eigene Ausfälle wahrlich nicht richtig.


    Titan hat übrigens lediglich Joseph und Knuspi einer psychologisch basierten Betrachtung unterzogen. Und zwar fußend auf nachlesbaren Beiträgen. Von einem Abdrängen aller Freunde des traditionellen Theaters in eine Psychoecke kann überhaupt keine Rede sein (wenngleich diese Deutung für einen Psychiater auch schon wieder interessante Sichtweisen auf den Absender eröffnet; das sage ich allerdings wiederum aus meinem beruflichen Hintergrund, der nicht Psychologie heißt).


    Der Ausgagspunkt war eine von Titan inkriminierte Formulierung, die er bat, aus Respektsgründen zu unterlassen. Ich wäre sehr dankbar, wenn dieser Bitte nachgekommen werden würde, und zwar ohne jede Fingerzeigdiskussion.


    Und bevor immer wieder das finstere Wirken diffuser schwarzer Lobby-Mafien bemüht wird, einfach mal einen Gedanken darauf verwenden, ob nicht vielleicht Eure Argumente nicht überzeugen (das erlebe ich nämlich mit schöner Regelmäßigkiet an anderer Stelle: vertrete ich einen anderen Srandpunkt als die Gruppe, in der ich ihn äußere, werde ich gleichsam pawlosch konditioniert als Lobbyist beschimpft. Das Erzeugen von "Schwarmintelligenz" im Internet ist schon erschreckend).


    Die von Titan beklagten Beiträge haben jedenfalls mit Diskussion nichts, aber auch gar nichts zu tun, und ich empfehle doch sehr, sich am Diskussionsstil von Alfred zu orientieren, bei dem bezogen auf über 7.000 Beiträge Entgleisungen in der Minderzahl sind, dem man zwar stets seine Abneigung gegen bestimmte Formen des Theaters anmerkt, der aber gleichzeitig interessante Analysen und Gegenpositionen anbietet.


    Ich bitte alle Beteiligten, diese Anmerkungen jetzt einfach einmal undiskutiert hinzunnehmen und ggf. der Sache dienende Konsequenzen zu erwägen. Das Tamino-Forum ist kein closed-circle, sondern ein für alle einlesbares Forum. Persönliche Meinungen sind das Eine; ein qualifizierter Austausch das Andere. An letzterem ist mir schon mit Blick auf die Reputation von Tamino gelegen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.


  • Lieber Alfred
    Ich habe wahrscheinlich seit meinem Beitritt zu Tamino (vor knapp 7 Monaten) höchstens KNAPP 10% Deiner Beiträge gelesen.


    Selten habe ich aber JEMANDEN sich so universell in der Klassischen Musik auf den unterschiedlichen Parketts der verschiedenen Sparten bewegen sehen.


    Was bedeutet es, dass Dein sonstiges Differenzierungsvermögen. beim Thema REGIETHEATER versagt ???


    Es gibt Fakten der finanziellen Bedingungen und Veränderungen an den Theatern, die ABER auf keinerlei Praeferrenz in Form proportional geringerer Subventionen für das Regietheater hinweisen.


    Ich würde gerne mir Dir (oder Einigen anderen Taminos) über die meines Achtens
    VERHEERENDE Simpilfizierung und dadurch Etkettenschwindel
    über das Musiktheater reden. Am Bord halte ich dieses Ansinnen für nicht durchführbar....denn Gruppeninteressen scheinen (fast im "messianischem Sinne) nur das GUTE versus dem BÖSEN zu fröhnen.


    Die Unterschiedlichkeit der verschieden Schulen und Ansätze bei der Regie SCHEINEN auch häufiger von Dir über einen Kamm geschoren zu werden.


    Für eine Versachlichung und WEG von Klischees in die EINE oder ANDERE RICHTUNG gibt es zwar zarte Ansätze von einigen Taminoeaner/innen (die weniger Scheuklappen umhaben)


    ABER OHNE eine offenere Haltung der >>Wiener ZENTRALE<<
    kann es meines Erachtens nicht zu MEHR MITEINANDER kommen.


    Dein CREDO: Contra "MUSIKTHEATER" (welches es als einheitlichen Gattungsbegriff nicht gibt !) prägt das Forum.....leider zu einseitig.


    Mit Gruß und Respekt......................."Titan"

  • Lieber Titan,


    Alfred ist nicht nur Forumsbetreiber sondern auch User (wie die Mods ja auch). Insofern sind seine Statements Diskussionsbeiträge wie die aller anderen auch. Ich gebe zu, daß ich selber in Sachen Theater andere Auffassungen habe als Alfred, sehe aber große Unterschiede zwischen Alfreds Ausführungen und den von Dir beanstandeten (mal ganz abgesehen davon, dass ein Forum ziemlich fad wäre, in dem jeder die Sichtweise des Anderen bekräftigt).


    Radikale Meinungen haben durchaus Positives; sie sind Positionsbestimmungen. Der Riesenunterschied zwischen Alfred -der mich gerne korrigieren mag, wenn ich ihn falsch verstehe- und den von Dir zu Recht beanstandeten Beiträgen, liegt darin, dass Alfred einen gesellschaftlichen Ansatz verfolgt, überdies aus dem großen Fundus des ihm qua Generationsbonus persönlich Bekannten heraus argumentiert. Selbst das bei ihm zuweilen auftretende Bashing ist in aller Regel in ausführliche Begründungen eingebettet.


    Dergleichen abweichende Meinungen von der meinen sind befruchtend. Ich bin hier schließlich nicht bei Tamino, um permanent meine eigenen Ansichten beklatschen und bestätigen zu lassen. Nein, ich will Austausch und auch die Gegenmeinung. Und auch dies: niemand ist von Kritik ausgenommen, niemand kann und darf von Kritik ausgenommen werden. Es gibt keine sakrosankten Heiligen.


    Eine gewisse Radikalität in der Formulierung wird auch für Dich, lieber Titan, auszuhalten sein. Wir sind allerdings engstens beieinander, wenn es um die Berücksichtigung von Mäßigungsaufrufen geht. Auch da empfehle ich einigen Diskutanten hier am Brett, sich durchaus eine Beispiel an Alfred zu nehmen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Titan und Rest der Welt,


    das hat eine lange Vorgeschichte auf die ich mangels Platzmangels hier nicht eingehen kann und will


    ABER zumindest EIN Missverständnis möchte ich an dieser Stelle aufklären - bzw meine Meinung dazu sagen.


    In meiner Eigenschaft als Forenbetreiber PRÄGE ich eigentlich überhaupt nichts, ich schreibe hier in meiner Eigenschaft als Privatperson, solange die Schrift schwarz ist. Lediglich BLAU oder ROTE Schrift hat "offiziellen" Charakter - dann schreibe ich als Moderator, Administrator oder Forenbetreiber. Selbst meine ärgsten Feinde werden beipflichten müssen, daß man hier im Forum nur sehr wenig blaue und noch weniger rote Texte von mir findet.


    Es gibt aber in der Tat etwas prägendes für dieses Foruim:
    Entgegen den meisten anderen Medien darf man hier ungestraft GEGEN das Regietheater schreiben ohne, daß eine Meute von
    Regietheater-Nutzniessern sich über einen lustig macht.


    Das Regietheater - von der Mehrheit der Besucher abgelehnt - ein Teil kennt ja gar nichts anderes mehr - ist für eine gewisse Lobby ein derart gutes Geschäft, daß die es mit allen Mitteln zu verteidigen sucht.
    Da schreckt man vor nichts zurück. Man vergrault das Abonnementpublikum, sagt ihm nach, daß es jenseits der 90 sei und eigentlich in dieser Welt kein mitspracherecht besitze, man stellt Regietheatergegener öffentlich ins rechte Eck (was der angegriffenen Person einst Schaden zufügte, heute aber kaum mehr auf interesse zu stosse scheint), man spricht ihnen Kunstverständnis ab, und sogar Intellekt, macht sich in den Medien über sie lustig.
    Prof Kesting betont in seiner Internetkolumne, daß er ursprünglich der immer wieder verbrieteten Lüge, Junge Leute verlangten geradezu nach Regie - bze Konzepttheater mit seinen Sinnveränderuingen Glauben geschenkt habe, aber immer wieder die Erfahrung machen konnte, daß auch junge Leute mehrheitlich das ""alte" Theater (Oper) zurückhaben wollten. Allereings getrauen sie sich das nicht öffentlich zu sagen. Es ist ja wie mit der modernen Musik. Wem sie nicht gefällt, der artikuliert das in der Form, daß es es als wäre es eine Schande oder ein intellektuelles Defizit sie nicht zu mögen.


    Zitat

    "Ich habe (noch!!) keinen Zugang dazu."


    Kaum jemand getraut sich zu schreiben, "Mir gefällt diese Musik nicht - und ich halte sie für schlecht." Günter Wand schrieb über Max Reger: Ich mag seine Musik nicht- und deshalb kann ich sie auch nicht dirigieren


    Hier bei Tamino hat man dieMöglichkeit seine Meinung zu artikulieren - und man steht de facto unter meinem persönlichen Schutz, solange persönliche Angriffe auf Andersdenkende unterbleiben.


    Zitat

    ABER OHNE eine offenere Haltung der >>Wiener ZENTRALE<<
    kann es meines Erachtens nicht zu MEHR MITEINANDER kommen.


    Ich verstehe das nicht ganz.
    Bei Tamino durften von Anbeginn alle
    ihr künstlerisches Credo artikulieren
    oh - ich habe viele Statements hier stehengelassen, die mir
    die Zornesröte ins Gesicht schiessen liessen
    (Lediglich öffentliche Kritik an der Forenstrategie ist unerwünscht)


    Es war aber eine gewisse Zeit so, daß
    ich in MEINEM Forum nicht mehr
    schreiben durfte was ich wollte
    weil andere meinten die Richtung vorgeben zu können


    Sie begnügten sich nicht damit IHRE Meinung kundzutun
    sondern sie wollten alle anderen zum Schweigen bringen.
    In aller Kürze:
    Das Regietheater hat das bürgerlich-konservative
    bzw traditionelle Theater umgebrscht
    und seine Vertreter hoffen nun, daß es an dessen Stelle tritt


    Tamin ist - so scheint es mir
    eine der wenigen Bastionen des konventionellen Theaters
    dessen Restauration von vielen erhofft wird.


    Desungeachtet wird von Tamino Mitgliedern in dieser Frage
    keinerlei "Solidarität" erwartet.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Das Regietheater ist für eine gewisse Lobby ein derart gutes Geschäft, daß die es mit allen Mitteln zu verteidigen sucht.


    Ich lese das immer wieder. Aber ganz offensichtlich verstehe ich einfach nicht, auf welche Art und Weise jemand mehr Geld verdient, wenn er das Publikum vergrault. Auf welchem Wege kommt denn dann das Geld in die Kassen? Ich schätze mal, daß die Subventionen nicht hochgeschraubt werden, wenn immer mehr Plätze im Saal frei bleiben.


    :pfeif: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Aus dem professionellen IT-Betrieb kennt man den guten Brauch, dass alle Adminstratoren immer ZWEI User bzw. Login-Namen haben: Einen "normalen" User und einen Admin-User.


    In der IT hat das den Sinn, Unheil zu verhüten: Der "normale" User kann mit seinen eingeschränkten Berechtigungen in der Regel nicht allzu viel Schaden (inbes. aus Versehen oder Unwissenheit) anrichten. Viele administrativen Tätigkeiten, insbes. statusprüfender Art, kann man auch mit dem "normalen" User durchführen. Für die Admin-Tätigkeiten verwendet man dann den Admin-User nur solange, wie es unbedingt sein muss, und loggt sich dann wieder aus. Ein bewährtes und sinnvolles Verfahren.


    In einem Forum wie diesem könnte dieses Vorgehen den Sinn machen, dass jeder Leser sofort erkennt, wann ein Admin/Moderator als Privatperson auftritt und wann er als Admin/Moderator auftritt. Dies könnte helfen, (unbewusste?) Interessenkonflikte, die zwischen den beiden Rollen in einer Person gelegentlich auftreten könnten, zunächst bewusst zu machen und dann angemessen damit umzugehen. - Es wäre für einige Forumsmitglieder eventuell einfacher, diese Klarheit zu haben.


    Das ist kein Vorwurf - nur eine Anregung. Vermutlich sind schon andere darauf gekommen. - Bitte bei Bedarf diesen Beitrag in ein anderes Unterforum verschieben.

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