Valentina LISITSA - der Youtube-Star

  • Es gibt die Geschichte von Musikern und Bands - vornehmlich aus dem Bereich der populären Musik - die nur über Internetportale bekannt geworden sind.


    Nun gibt es eine junge Pianistin aus der Ukraine, Valentina Lisitsa, die in den USA lebt und bereits mehrere Aufnahme getätigt hat, von denen jedoch - bis auf eine Ausnahme (dazu gleich) - keine mehr im Handel ist. Bei youtube ist sie jedoch mit etlichen Videos präsent und wenn man sich diese Aufnahmen anhört, bekommt man tatsächlich Zweifel, ob es in der Musikbranche eigentlich mit rechten Dingen zugeht. Meines Erachtens ist sei ein wirklich großes Talent, dem eigentlich eine bedeutende Karriere bevorstehen müßte.


    Aber urteilt bitte selbst:


    Zunächst die Hammerklaviersonate von Beethoven:


    http://www.youtube.com/profile…isitsa#p/u/21/hyBgEzEnuMs


    Ravel Gaspar de la nuit - Ondine (ok, das rosa Kleid finde ich auch scheußlich...):


    http://www.youtube.com/profile…isitsa#p/u/42/94SrLeiKJ-0


    Chopin Etude Op.10 Nr. 2 (Türkis steht ihr viel besser ...) :


    http://www.youtube.com/profile…isitsa#p/u/69/Vx02vWfSGiU


    Und die "Revolutions-Etude" Nr.12
    http://www.youtube.com/watch?v=Gi5VTBdKbFM&feature=channel


    Und zum Schluss noch Balakirev Islamey:


    http://www.youtube.com/profile…sitsa#p/u/130/Bz_iA8TSDtI


    Das ist nur eine beispielhafte, rein subjektive Auswahl.


    Hier noch ein Link zu ihrer Hompage mit weiteren Informationen:


    http://www.valentinalisitsa.com/


    Und einer zu ihrer Myspace-Seite mit weiteren Aufnahmen:


    http://www.myspace.com/valentinalisitsa



    Ich bin ehrlich an eurer Meinung interessiert: was haltet ihr von den pianistischen Qualitäten ?


    Es gibt eine CD mit Beethoven, Schumann, Liszt und Thalberg bei classicsonline, dem Internetportal von Naxos für kleines Geld als mp3-donwload. Die Qualität ist einwandfrei.


    http://www.classicsonline.com/…e/product.aspx?pid=962736


    Viele Grüße,


    Bernd


    APUT

  • Zitat

    Original von zatopek
    Nun gibt es eine junge Pianistin aus der Ukraine, Valentina Lisitsa, die in den USA lebt und bereits mehrere Aufnahme getätigt hat, von denen jedoch - bis auf eine Ausnahme (dazu gleich) - keine mehr im Handel ist. Bei youtube ist sie jedoch mit etlichen Videos präsent und wenn man sich diese Aufnahmen anhört, bekommt man tatsächlich Zweifel, ob es in der Musikbranche eigentlich mit rechten Dingen zugeht.


    Lieber Bernd,


    erst einmal besten Dank für die Entdeckung! Allerdings eine "junge Pianistin" ist sie wohl mehr vom Aussehen - sie ist Jahrgang 1969, also inzwischen 41 Jahre alt! Ich kannte sie bisher überhaupt nicht und habe mir die Ausschnitte bei youtube angeschaut - die wohl alle von einer DVD stammen, die erhältlich ist, welche so ziemlich alles aufbietet, was die Klavierliteratur an klaviertechnischen Höchstschwierigkeiten bereithält. Was für ein Naturtalent, habe ich spontan gedacht! Virtuos, sinnlich, ein sehr "musikantisches" Spiel mit viel Lebensfreude und überlegener Virtuosität. In dieser Art erinnert sie mich an Lilya Zilberstein. Ich frage mich auch: Warum bekommt eine Yuja Wang etwa einen Exklusivvertrag bei der DGG und nicht sie? Was unterscheidet sie von einer Anna Gourari z.B.? Das ist schwer zu durchschauen! Die Karriere von Lilya Zilberstein ist auch nicht gut gelaufen. Sie hatte erst einen Exklusivvertrag bei der DGG, der ist aber schon lange gekündigt. Die Frage ist letztlich: Reicht es, sinnlich-virtuos Klavier zu spielen als "Profil", um sich aus der großen Gruppe sehr guter Pianisten auf internationalem Niveau herauszuheben und auf Dauer zu behaupten? Die schwierige Chopin-Etüde op. 10 Nr. 2 ist zweifellos eindrucksvoll, wie sie da über die Tasten "wie Butter" gleitet (eine chromatische Tonleiter in den letzten drei Fingern der rechten Hand, das ist schon ziemlich gemein!). Der virtuose Gipfel Gaspard de la nuit mühelos, technische Schwierigkeiten scheint sie nicht zu kennen und auch sehr schön klangsinnig - nur ist das kein "moderner" Ravel. Das ist Spätromantik - Ravel als Bruder von Balakirev sozusagen. Mehr kann ich dazu leider kaum sagen - dazu müßte ich wirklich einige Aufnahmen von ihr hören auf CD in vernünftiger Tonqualität also - die es von ihr offenbar leider nicht gibt oder nicht mehr gibt.


    Beste Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    vielleicht erreicht sie ja demnächst einen etwas größeren Bekanntschaftsgrad. Ich habe auf ihrer Website gelesen, dass sie im kommenden Jahr mit der "Starviolonistin" Hillary Hahn auf Tournee ist.


    Übrigens: ihr Repertoire ist recht groß. Bis auf Barock scheint sie über die Wiener Klassik bis Rachmaninow ziemlich viel zu spielen.


    Viele Grüße,


    Bernd

  • Lieber Bernd,


    Danke für deine Links! Wenn ich Valentina Lisitsa zuschaue habe ich den Eindruck das Klavierspielen einfach und spielerisch zu machen ist. So elegant und für mein Empfinden melodisch aneinander gereihte Noten wie auf einer schönen Perlenkette zusammengefügt. Wer Klavier spielt weiß das dahinter viel harte Arbeit stecken muss. Offensichtlich lebt Frau Lisitsa in den jeweiligen Stücken.


    Bin gespannt auf andere Eindrücke


    Liebe Grüße
    detlef

    Werden im Wirken - Großes braucht seine Zeit

  • Ich habe ein wenig recherchiert, es gibt 2 DVDs im Netz, von denen ich eine hier abbilde.



    Das Video ist gut gemacht, es soll offenbar der Eindruck erweckt werden:
    "Hier soielt eine ganz große Pianistin" - und ehrlich gesagt möchte ich dem nicht unbedingt widersprechen. Frau Lisitsas Anschlag ist sehr differenziert, von leicht und perlend bis zur (gemässigten) Tigerpranke, aber auch weich und subtil wo erforderlich, sicher sehr publikumswirksam und beeindruckend.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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  • Hallo Alfred,


    bei amazon.com in den USA gibt es noch mehr DVDs. Die kann man aber leider in Deutschland wohl nicht ohne weiteres abspielen, weil sie den Regionalcode 1 haben.


    Technisch ist sie sicherlich perfekt. Zur Interpretation traue ich mir kein Urteil zu; da wären die Klavierspezialisten des Forums gefragt. Darauf wäre ich mal gespannt.



    Viele Grüße,


    Bernd

  • Eigenartig,dass Valentina Lisitsa erst jetzt auf diesem Forum einen Treat bekommt!? Ihren ersten Videos auf youtube habe ich 2002 gehört. Damals noch relative schlechte Tonqualität (und ich habe angenommen, dass es eher privat-Videos sind). Ich empfinde ihr Spiel als sehr elegant, brilliant, meist empfindungsreich und bewunderer Ihre mühelos Art selbst schwierigste Passagen zu meistern. Ihre Art passt zu der Musik Liszt sehr gut....diese Musik gewinnt durch ihre Hände! Auch bei Rahmnainoff, denn sie offenbar sehr schätzt, erweist sich ihre brilliant-leichte Art zu spielen als sehr passend.


    Warum sie nicht als "große" Pianistin bekannt ist, dass ist eine Frage des Musikbusiness und der Beziehungen! In diesem Geschäft muss mann auch die richtigen Leute kennen. Vielleicht macht Sie eine Späte Karriere.....ähnlich wie ihr Kollege aus Nelso Freire. Soweit ich das mitbekommen habe, ist seine Präsenz auf dem Tonträgermarkt erst in den letzten 10 jahre durch das Label DECCA erfolgt. Obwohl er immer wieder mit Frau Agerich aufgetreten ist! Da frage ich mich auch, wie konnte es nur sein, dass Freire erst jetzt gewürdigt wird. Schließlich gehört er zu Generation eines Pollini!


    ich bin mir sicher, dass Valentina Lisitsa sich ihren Platzt in Ihrer Generation noch erspielen wird.


    Gruß Niko

  • Sagitt meint:


    Man höre und sehe sich mal den Totentanz an. In der erschwerten Fassung. Orchester wird noch mitgespielt. Eine Virtuosin. Aber auch KV 475 aus dem Beethovenhaus in Bonn ist sehr hörenswert. Ich habe sie heute zufällig entdeckt und bin sehr angetan.

  • Sagitt meint:


    inzwischen wird sie als der Justin Bieber der Klassik bezeichnet. Soviele Videos bei youtube. Auch ein Konzert in der Roya Albert Hall, das angeblich auf CD erscheint. Angeblich, weil sie dort zT andere Stücke gespielt hat, als sie auf der CD versammelt sind.


    Mittels Internet schafft sie den Durchbruch.

  • Seit 2012 hat sie einen Vertrag mit Decca. Sie ist stolz darauf ihre Karriere allein durch ihre Leistung und die daraus resultierende Popularität vorangetrieben zu haben - unter gezieltem Einsatz des Internets - ohne professionelles PR und ohne Management. Am 8. 3. 2012 folgte bereits ihre zweite Veröffentlichung bei DECCA, eine Doppel-CD mit den Klavierkonzerten Nr 1-4 von Sergej Rachmaninoff.-

    Es versteht sich wohl von selbst, daß all die in der Versenkung verschwundenen Aufnahmen auf anderen Labeln inzwischen wieder aufgetaucht sind....
    Und ich wäre gerne als Mäuschen dabei gewesen um zu hören, was Klaus Heyman seinen Programmverantwortlichen in diesem Zusammenhang gesagt hat, die einen angehenden Weltstar quasi "übersehen" haben.......



    Und die Firma Cisco bringt demnächst eine 10 Jahre alte Aufnahme auf den Markt.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Seit einigen Stunden bin ich im Besitz dieses Doppelabums. Eine Einschätzung von mir muß leider entfallen, da ich kein Rachmaninov-Kenner und -Liebhaber bin. Ich finde hier wenig Spektakuläres (bezieht sich auf Klavierkonzert Nr 3), aber das wurde auch nirgendwo versprochen. Die Kritiken sind indes durchwachsen. Man bestätigt der Pianistin hervorragende Technik, zweifelt aber teilweise an der Tiefe ihres Ausdrucks. Das kann aber durchaus auch eine von der Konkurrenz gesteuerte Kampagne sein, die der DECCA ihren neuen Star neidet und vermiesen möchte. Vielleicht gibt es hier Spezialisten für dieses Repertoire, welche das eine oder andere Konzert vergleichend gehört haben. Ob es eine gute Idee war den neuen Tastenstar mit einer Liveaufnahmen, noch dazu unter dem Dirigat eines Rachmaninov-unerfahrenen Dirigenten ins Rennen zu schicken? Die Zukunft wird es weisen. Für die Decca war es bestimmt ein gutes Geschäft - und für die Pianistin - wie es scheint - ebenfalls.....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Heute morgen per Post angekommen:



    hohe Klangqualität, der Bösendorfer steht zumindest einem Steinway in nichts nach; an den Fazioli der Baldaszti reicht er aber nicht ganz heran (vielleicht ist es auch die Aufnahmemannschaft):




    Die Interpretation der Lisitsa ist exzellent, hohe Virtuosität, die aber kein Selbstzweck ist, die CD erfüllt die hohen Erwartungen, die ich an sie gestellt habe.


    Highlights:
    - Liszt, La Campanella; sehr virtuos, und doch vollständige Kontrolle über jeden einzelnen Ton, den sie spielt - von der Klarheit und Differenziertheit des Spiels fühlt man sich an Gould erinnert
    - Chopin, Nocture op.48,1; wunderbar schwebend gespielt
    - Beethoven, Mondschein; gerade das richtige Tempo in allen drei Sätzen - im ersten ist nichts verschleppt, Lisitsa spielt enorm exakt, dennoch ist es kein seelenloses Runterleiern, ihre Betonungen sind so gut wie irgendwelche, die ich bisher gehört habe,
    zweiter Satz: die "Blume" wiegt sich zwischen den beiden Abgründen (Liszt)
    dritter Satz: der Tiger ist los
    - Rachmaninov, Little Red Riding Hood; Lisitsa zeigt ihre ganze Virtuosität
    - Chopin, Nocture op. 27, 2 - genügend Schmelz (nein, kein Schmalz !!) im Anschlag

  • Die Interpretation der Lisitsa ist exzellent, hohe Virtuosität, die aber kein Selbstzweck ist, die CD erfüllt die hohen Erwartungen, die ich an sie gestellt habe.


    Meine Kritik ist vor allem die seltsame und sinnwidrige Zusammenstellung des Programms. Sie hat ihre Youtube-Fans abstimmen lassen, was auf die CD kommt. Herausgekommen ist ein Potpourri ohne jedes erkennbare Konzept. Man sollte sich das komplette Konzert, wie sie es ursprünglich gespielt hat, auf Youtube anschauen. Da ist die Programmzusammenstellung nämlich schlüssig - auch emotional. Auf der CD werden die Rachmaninow-Stücke z.B. zerrissen, so daß die emotionale Balance völlig verloren geht. Was hat Beethovens "Für Elise" zwischen Rachmaninow und Liszt zu suchen? Nichts! Man kann ja eine Platte mit lyrisch-poetischen Stücken zusammenstellen, wie das etwa Anna Gourari gemacht hat. Aber dort sind die Stücke sehr bewußt ausgewählt und es paßt alles zusammen. Bei Lisitsa hat man das Gefühl, da wird einfach kopflos per Mausklick mal dies mal das angeklickt, wie es gerade kommt.


    Beste Grüße
    Holger


  • Ich habe mir diese CD ebenfalls gekauft, derzeit ist sie für knapp unter acht Euro recht günstig erhältlich. Ich kann hier m-mueller nur beipflichten, Valentina Lisitsa legt hier eine ganz fabelhafte Einspielung vor. Sowohl die Rasanz und atemberaubende Virtuosität, die hier nie zum seelenlosen Handwerk gerät, als auch die weiche Sanglichkeit und tiefe, poetische Zartheit begeistern mich sehr.
    Die teilweise disparate Titelzusammenstellung, auf die Holger hinweist, stört mich weniger, schließlich kann ich ja dank des heimischen CD - Players selber Einfluss darauf nehmen, in welcher Reihenfolge ich wann welchen Titel hören möchte. Jedenfalls ist es eine große Freude, diese ganz unterschiedlichen Klanggemälde und Stimmungsbilder, die diese CD aufweist, mitzuerleben.[/align]

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  • Zitat von m-mueller

    Eine Performance der weltbesten Pianistin in Paris


    Eine nette Performance, danke für den link, aber das Prädikat "weltbeste/r" würde ich mir nicht zu vergeben zutrauen. Da gibt es ja noch eine ganze Riege an Pianisten, die schlecht auch nicht sind ;)


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Wer fällt Dir da bei den Damen so ein?


    Yuja Wang ist genauso gut, oder Katia Buniatishvili, oder zehn andere - und die Argerich und noch fünf andere dürften nach wie vor besser sein, allein aufgrund ihrer Erfahrungen. ;)


    Das funktioniert doch nicht!!


    Ich käme nie auf die Idee, ernsthaft solche Optimalwertungen zu erteilen. Es geht hier nicht um Weltrekorde wie im Sport oder dem Guinness-Buch.


    Wenn Du die weltbeste Pianistin meinst, die sich über das Internet selbst vermarktet, dann könnte das schon eher stimmen.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Den Link habe ich mir soeben angehört. Der beweist nun allerdings überhaupt nicht, dass sie zu den guten Pianisten gehört. ;( Tut mir schon leid!


    Liege ich gänzlich falsch bezüglich der Ansicht, dass der Ausgangsbeitrag zum Link ein wenig unernst gemeint war? :P


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich gehe auch davon aus, dass hier ein wenig Ironie im Spiel war. (??)
    Indes - auf DIESEM Klavier, für dessen korrekte Stimmung ich mich nicht unbedingt verbürgen würde, unter den gegebenen akustischen Umständen etwas herauszuholen das nach Beethoven klingt, das ist schon eine Superleistung an sich.
    Wenn man kritisch hinhört, wird man indes das "Blühen" des Klavierklangs vermissen - was ich allerdings auf Instrument, Stimmung und Veranstaltungsbedingungen zurückführen möchte...
    Man muß auch das Uneitle der Pianistin bewundern, denn - auch wenn hier eine Werbekampagne stattgefunden haben sollte - die könnte auch kontraproduktiv sein. Ich nehme ihr aber ab, daß sie nicht auf Effekt aus ist, ihr Spiel ist spontan und geht des öfteren über die Leistungsfähigkeit des Klaviers hinaus, man hat den Eindruck, daß ihr das Publikum ziemlich egal ist.
    Und ich glaube, genau das ist es, was für "ihr" Publikum die Faszination ausmacht......


    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Valentina Lisitsa nimmt ein durch ihre "musikantische" Art - natürlich, undogmatisch, jugendlich frisch und virtuos. Sie mit den ganz "Großen" unter den Damen zu vergleichen, das wäre mir auch zu hoch gegriffen. Dafür muß man Interpretationsgeschichte geschrieben haben. Nur populäres romantisches Virtuosen-Programm gefällig gespielt reicht dafür bei weitem nicht.


    Ich bleibe dabei, daß ich ihre Debut-CD in der Zusammenstellung nicht für glücklich, sondern für eine Verirrung halte. Man hört eben eine CD grundsätzlich anders als wenn man am Computer mit der Maus hier und da reinklickt. Die CD spielt man durch von Anfang bis Ende - das ständige Drücken auf die Fernbedienung ist nur nervig. Zudem geht die emotionale Balance verloren besonders bei den Rachmaninow-Stücken, die zerpflückt wurden für diese Zusammenstellung.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat m-mueller

    Zitat

    Wer fällt Dir da bei den Damen so ein?


    Um nur einige bekannte zu nennen, die bereits herausragende Interpretationen vorgelegt haben:
    Mitsuko Uchida, Maria Joao Pires, aber auch Marta Argerich ist noch aktiv. H. Grimaud ist nicht so mein Fall, aber sicher auch nicht ganz schlecht ;) Auch Olga Scheps oder Anna Vinnitskaya wären zu nennen. Geht man zu den nicht ganz so bekannten, fiele mir z. B. Ana-Marija Markovina ein, die Schumann, Wolf, Mozart und C. Ph. E. Bach eingespielt hat. Auch diese scheint mir gegenüber Lisitsa "erwachsener". In der reinen Virtuosität stehen Lisitsa auch die erwähnte Khatia Buniatishvili oder Inga Fiolia nicht wirklich nach. Es gibt eine ganze Riege junger, gut ausgebildeter Pianistinnen.


    Ich finde Lisitsa wirklich nicht schlecht und finde ganz in Ordnung, wie sie über das Internet immer bekannter wird. Die Zusammenstellung auf der von Holger erwähnten Decca CD ist seltsam aber einige ansprechende Interpretationen sind schon dabei. Aber solch absolute Prädikate sind einfach nicht mein Fall.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Den Link habe ich mir soeben angehört. Der beweist nun allerdings überhaupt nicht, dass sie zu den guten Pianisten gehört. Tut mir schon leid!


    Ich teile Deine Meinung. Nichts bewegt mich in dieser Interpretation. Youtube eignet sich hervorragend für die Entdeckung eines Rap-Sängers, aber nicht für die Förderung einer Pianistin. Das sollte man es, meiner Meinung nach, schon kompetenten musikalischen Köpfen überlassen (erst Musikwettbewerbe dann Plattenfirmen und Festivalleiter). Es kann immer Ausnahmen geben aber in diesem Fall bin ich nicht überzeugt.


    Viele Grüße
    Jacques

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  • Das sollte man es, meiner Meinung nach, schon kompetenten musikalischen Köpfen überlassen (erst Musikwettbewerbe dann Plattenfirmen und Festivalleiter). Es kann immer Ausnahmen geben aber in diesem Fall bin ich nicht überzeugt.


    So ganz unbedarft ist sie in professioneller Hinsicht ja nicht. Lisitsa hat zuerst mit ihrem Partner einen der international angesehensten Wettbewerbe für Klavierduos gewonnen, bevor sie ihre Internet-Karriere startete - von dem Erfolg war sie selbst überrascht, das alles war gar nicht vorhersehbar. Der Wettbewerbsbetrieb heute besonders hat im übrigen seine ziemlich fragwürdigen Seiten. Arcadi Volodos z.B. gewann nie einen großen Wettbewerb, dagegen werden die meisten der "Sieger" sang und klanglos einfach vergessen. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • [align='justify']Ich sehe Rankings und Ranglisten auch mit großer Skepsis. Ist Valentina Lisitsa nun besser oder schlechter, als, sagen wir, Anna Gourari, oder Helene Grimaud oder wer auch immer? Da müsste ich beide ja schon mit genau demselben Stück hören, und selbst dann; kann es nicht sein, dass mir heute diese, morgen jene Pianistin besser gefällt, mit genau demselben Repertoire, je nachdem, wie die Tagesform der Damen ist und wie meine Laune? Und wenn mir eine besser zu sein scheint - wie viel besser oder schlechter ist sie? Wie kann ich das bemessen, beziffern?
    Jedenfalls scheint mir da viel hilfreicher zu sein, ob die Pianistin in ihr Spiel etwas hineinlegen kann, das mich anspricht, etwas von ihrer Persönlichkeit, ob sie mich berührt. Und das ist für mich bei Valentina Lisitsa sehr der Fall, neben ihrer stupenden, virtuosen Technik erfüllt sie für mich ihre Interpretationen auch mit viel Temperament, Beherztheit und Seele, ich lausche ihr außerordentlich gerne. Für mich ist da, jenseits ihrer unorthodoxen PR-Methoden, eine echte Künstlerin am Werk, die nicht nur eine Blenderin ist, sondern auch über Ausdruckskraft, Expressivität und ein feines Gespür verfügt.
    Auch dieser Videoausschnitt auf dem mangelhaften Klavier scheint mir keineswegs ein Beweis für ihre mangelnde Klasse zu sein - im Gegenteil, ich finde es toll, dass sie sich für diesen Gag nicht zu schade ist, und als solchen nehme ich es auch, ich lege da jetzt nicht die Maßstäbe an, wie ich es an eine professionelle Studio- oder Konzertaufnahme machen würde, selbstverständlich nicht.
    Auch was ihre CD betrifft (und es gibt ja auch genügend andere von ihr, die ein weniger buntes, wild gemischtes Programm aufweisen), ich halte die Einzelstücke und -Interpretationen für sehr gelungen, und ich muss auch nicht zwingend alles in einem Rutsch hören, dass hier die Kompilation etwas disparat erscheint, stellt für mich zumindest keine Minderung des Könnens der Pianistin dar).
    Ergo, ich denke es ist wie so oft eine Geschmacksfrage, jedoch höre ich sie sehr gerne, halte sie für eine hochqualifizierte Künstlerin mit ganz eigener Persönlichkeit, die mir etwas sagt, die mir etwas gibt, mit dem was sie tut - das genügt mir dann auch schon, ohne Vergleiche mit anderen oder Superlative bemühen zu müssen, um ihrem Spiel mit größter Freude und Erbauung zu lauschen. Ansonsten möchte ich auch noch diese Einspielung empfehlen, die Alfred bereits weiter oben gezeigt hat:



    Hier kann man zum günstigen Preis eine sehr schöne Aufnahme erhalten, die eine kohärente Zusammenstellung des Repertoires enthält und in meinen Augen sowohl interpretatorisch als auch klangtechnisch äußerst geglückt und hörenswert ist.

  • Vielen Dank an Wolfgang und Alfred für die goldenen Brücke (Ironie) aus der vermeintlich selbstgestellten Falle, aber ich habe es gar nicht ironisch gemeint - überhaupt nicht. Ganz und gar nicht.


    Argerich war früher das Maß aller Dinge bei den Pianistinnen, heute spielt sie anscheinend nur noch "leichtere" Sachen, also keine Solo-Auftritte, sondern nur mit Orchester etc.


    Hewitt ist berühmt und gut, kann Lisitsa technisch aber nicht das Wasser reichen.


    Lisitsa ist die zur Zeit technisch beste Pianistin, und sie spielt überhaupt nicht technisch, sondern mit viel Verve und Gefühl und Lust am Spiel. Man sehe sich nur mal an, was für einen ungeheuren Hub sie bei Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 2 hat, ein Stück, das auch gute Pianisten lieber zu zweit spielen, oder mit Fingern direkt über den Tasten, möglichst wenig Bewegung mit der Hand - Lisitsa stürzt sich wie ein Geier auf die Tasten, sie holt aus, schlägt zu und kreist wieder in großer Höhe über der Tastatur - das macht den Eindruck extremer technischer Versiertheit - sie ist ein Virtuose im besten Sinne des Wortes (für alle Gender-Theoretiker: Virtuose, nicht Virtuosin). Hinzu kommt, daß sie mit Seele und Hingabe spielt, mit Spaß an der Freud - ihre Arbeit bereitet ihr offensichtlich Vergnügen.


    Man sehe sich mal viele andere Pianisten an, wie hochkonzentriert und verbissen sie hinter ihrem Instrument hocken in der Furcht, daß der nächste Fehler nur einen Anschlag um die Ecke ist. Sie scheint sich auch selten zu verspielen, jedenfalls sagte einer der Dirigenten, mit dem sie ein Stück für Klavier und Orchester eingeübt hat, in einem der Videos auf youtube, in zwei Tagen Probe habe sie sich nicht zweimal verspielt.


    Ich habe mir noch etliche endere Pianistinnen auf youtube angesehen - eine wie Lisitsa habe ich nirgends gefunden.


    Dank an Don, der sich ja auch in diesem Sinne geäußert hat. (Hier fehlt jetzt das Emoticon, mit dem man zusammen anstoßen kann).



    Natürlich hat Lisitsa einen großen Mangel, der sie im Prinzip als Pianist fast schon disqualifiziert - sie spielt zu wenig Bach! Aber vielleicht wird das ja noch.

  • Ich würde es so formulieren: Valentina LISITSA ist eine interessante Pianistin, die - auch durch ihr optisch sehr emotionelles Spiel das Publikum in seinen Bann zieht - wenn man den Zahlen der Youtube-Bewunderer Glauben schenken darf - dann voll allem "Non-Classic -Publikum". So etwas hat die Tonträger Industrie gerade gebraucht. Daß es hier nicht nur um sobtile pianistische Fertigkeiten geht, ist indes daraus zu ersehen, daß sie jahrelang von der Tonträgerindustrie unbeachtet blieb, beziehungsweise Aufnahmen machte, die niemandem besonders aufgefallen sind. - Dennoch - Solistenkarrieren werden ja nicht nur durch künstlerische Leistungen, sondern auch durch eiserne Disziplin und ebensolche Nerven positiv beeinflusst. Im Falle von Frau LISITSA kommt offenbar alles zusammen.
    Aber "weltbeste Pianistin"? - Ich gestehe, daß ich diesen Titel eigentlich an NIEMANDEN vergeben möchte - Kunst - und Musik im Besonderen ist kein Sport. Schon die zahlreichen Klavierwettbewerbe sind ein eher fragwürdiges Unterfangen......
    Das hindert mich natürlich nicht eine Aufnahme von Valentina LISITSA in meiner Sammlung zu haben und ihre zukünftigen Veröffentlichungen mit Interesse zu verfolgen......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lisitsa ist die zur Zeit technisch beste Pianistin, und sie spielt überhaupt nicht technisch, sondern mit viel Verve und Gefühl und Lust am Spiel.

    Yuja Wang, Katia Buniatishvili oder Alice Sarah Ott z.B. stehen ihr technisch in nichts nach.



    Lisitsa stürzt sich wie ein Geier auf die Tasten, sie holt aus, schlägt zu und kreist wieder in großer Höhe über der Tastatur - das macht den Eindruck extremer technischer Versiertheit

    Das beeindruckt den Kenner eigentlich nicht. Bei den wirklich ganz großen Technikern sieht man überhaupt gar nicht, wie sie die Finger bewegen. Überflüssige, unergonomische Bewegungen sind das Gegenteil von technischer Versiertheit. Wenn man einen guten Klavierlehrer hat, gewöhnt der einem solche Marotten erst einmal ab.



    Man sehe sich mal viele andere Pianisten an, wie hochkonzentriert und verbissen sie hinter ihrem Instrument hocken in der Furcht, daß der nächste Fehler nur einen Anschlag um die Ecke ist.

    Solche Pianisten habe ich jedenfalls bislang noch nicht gesehen. Dank des hohen Niveaus der Ausbildung international ist makellose Technik heute der Normalfall unter den Nachwuchspianisten. Das ist fast schon langweilig zu erwähnen. Wo es meist fehlt ist woanders - im Kopf, nämlich beim musikalischen und interpretativen Profil.



    Ich habe mir noch etliche endere Pianistinnen auf youtube angesehen - eine wie Lisitsa habe ich nirgends gefunden.

    S.o.!



    Argerich war früher das Maß aller Dinge bei den Pianistinnen, heute spielt sie anscheinend nur noch "leichtere" Sachen, also keine Solo-Auftritte, sondern nur mit Orchester etc.

    Das stimmt absolut nicht. Seit Ewigkeiten gibt es keine Solo-Konzerte mehr von ihr. Das ist richtig. Aber das Repertoire, das sie spielt, ist höchst anspruchsvoll. Etwa ihre Auftritte zusammen mit Nelson Freire. Spektakulärer virtuos geht es kaum. Und Kammermusik für technisch und musikalisch anspruchslos zu halten, wäre ein nicht haltbares Vorurteil. Gerade die Argerich beweist da seit Jahren das Gegenteil.


    Schöne Grüße
    Holger

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